Re: Highlights Schleswig-Holstein

Laß mich raten: je flacher die Gegend, desto größer die Katastrophe? Das Problem im westlichen SH ist, daß die dort zu viel Platz haben, mit der Konsequenz, daß wirklich jede Landstraße einen Radweg hat, der oft in einem erbärmlichen Zustand ist - und in der Regel benutzungspflichtig. Im letzten Herbst sind wir von HH nach Itzehoe gefahren und dabei auf die Straße zwischen Barmstedt und Brande-Hörnerkirchen geraten, natürlich mit benutzungspflichtigem Radweg. Dieser Radweg war so, daß er mit erheblicher Regelmäßigkeit alle fünf Meter eine tiefe Querrille aufwies. Das bedeutet, daß bei 20 Km Streckenlänge der Radfahrer 8.000 Schlaglocherlebnisse hat, wenn man Vorder- und Hinterrad getrennt rechnet. Das fanden wir unakzeptabel, zumal wir die Benutzungspflicht ohnehin als zutiefst illegal ansahen. Also wechselten wir bald auf die Fahrbahn und stellten fest, daß in der Tat ein beträchtlicher Teil der eingeborenen Kraftfahrer überhaupt nicht damit einverstanden war, daß wir auf ihr Territorium eingedrungen waren. Nun war wenig Verkehr, und wenigstens wurde keiner mit seinem Kfz zudringlich, also war es zu verkraften. Aber ich verstehe völlig, daß du die Erkenntnis mitnimmst, daß der Radverkehr zumindest im westlichen SH ein Problem hat, und das ist durchaus strukturell und läßt sich nicht mit dem Hinweis verniedlichen, daß man Pech gehabt habe und überhaupt selbst schuld sei, weil man die falschen Straßen benutzt habe.

Naturgemäß bin ich oft in SH unterwegs und in den östlichen Landesteilen habe ich praktisch nie Probleme mit Autofahrern, auch wenn ich auf der Fahrbahn fahre, obwohl ein benutzungspflichtiger Radweg vorhanden ist. Immerhin sind in einigen Hamburg-nahen Landkreisen gerade in letzter Zeit eine Reihe von grotesken Benutzungspflichen gefallen, vor allem in Stormarn, weniger in Pinneberg; Lauenburg war sowieso relativ fortschrittlich. Zufällig haben wir am vergangenen Wochenende SH durchquert, von HH nach Flensburg. Ab ca. Neumünster haben wir weitgehend den Ochsenweg benutzt (der übrigens zumindest in diesem Bereich durchaus empfehlenswert ist). Was dabei in extrem iritierender Weise auffiel war, daß praktisch jedes Dorf auf einer Straßenseite über einen Bürgersteig verfügt, den sie dazu nutzen, einen in beide Richtungen zu verwendenden gemeinsamen Fuß- und Radweg benutzungspflichtig auszuschildern. Das haben wir meistens ignoriert. Ärger mit Autofahrern gab es immerhin keinen. Diese Ausschilderungspraxis ist natürlich nicht auf SH beschränkt; in Ostfriesland etwa ist es genauso extrem.

Wolfgang