Re: Fernpass nein Danke - Alternative Strecken

von: veloträumer

Re: Fernpass nein Danke - Alternative Strecken - 21.09.17 12:22

In Antwort auf: schmadde
Bremsrampen gibt es dort mehrere und zwar in recht kurzen Abständen auf dem wirklich gefährlichen Stück. Es hört sich so an, als ob Du lange nicht mehr dort gewesen bist. Da vergisst man evtl. die tatsächlichen Gegebenheiten.

Doppelt richtig. Wenn ich lange dort nicht war, ist das nur in deinem Sinne, weil ich da als Radler nichts zu suchen habe. Im Gegensatz zu dir pumpe ich den Berge aber nicht noch mit einem zusätzlichen Auto voll. zwinker Erinnerungslücken gibt es nun mal, ich hatte aber meine Unsicherheit bereits in die Formulierung eingebracht.

In Antwort auf: schmadde
Es gibt tatsächlich nicht viele Straßen, die derart anspruchsvoll sind (incl. dem Verkehr dort)... Nenn doch bitte mal eine die genauso steil ist und genauso stark befahren mit langsamen Fahrzeugen ist. Mir fällt da grade nichts ein.

Exakt identische Verhältnisse ist schwierig. Zumindest war ich auf recht steilen Pässen (wenn auch nicht 16 %, vgl. auch Anm. zum Steigungswert oben) schon hinter Autokolonnen (mir fällt z.B. ein Pian delle Fugazze in Richtung Vicenza runter; im oberen Tibertal wegen Umleitung des Autobahnverkehrs auf Landstraße, mehrere Strecken um den Gardasee u.a. von Torbole nach Rovereto runter; am Gavia-Pass war auch mal viel Verkehr, aber eher Motorräder, die nicht aufgehalten haben). Du solltest auch lesen, was ich geschrieben. Wie Beispiel Paulitschsattel (auch sehr steil nach Kärnten rein) zeigt, reicht ein langsames Fahrzeug, dass dich den ganzen Berg runtertuckern lassen kann. Das hatte ich auch öfters - wie gesagt, habe da auch gelernt, mittlerweile mal zu warten. Letztlich spielt es keine Rolle, ob Verkehr oder nicht, weil es andere Gefahrenmomente auf Steilstrecken gibt - s.u.

In Antwort auf: schmadde
Und Fahrradverbote bergab gibts bei uns häufiger bei weniger steilen und teilweise fast gar nicht befahrenen Straßen, da hat der Zirler Berg keine Sonderrolle. Nicht-lustigerweise gibts auch gar nicht selten an solchen Stellen tödliche Unfälle, wenn die dann doch missachtet werden (mir fallen da grade drei an drei verschiedenen Stellen in meiner nächsten Umgebung in den letzten drei Jahren ein).

Zählst du auch Verkehrstote mit Motorfahrzeugen? Werden dann Straßen für den Motorverkehr gesperrt? Fällt dir was auf?

In Antwort auf: schmadde
Im Vergleich sind auch die Bremsen eines Reiserads windig. Deine Beobachtungen sind irrelevant fürs diskutierte Thema, denn bisher sind noch fast alle LKWs heil den Zirler berg runtergekommen (schwere LKW dürfen dort eh nicht fahren). Aber ein beladenes Reiserad das 16%ige Gefälle dauerschleifbremsend (geht nicht anders wegen restlichem Verkehr) runterzufahren dürfte in den seltensten Fällen gut gehen.


In Antwort auf: schmadde
In Antwort auf: veloträumer

Wer mit welchem Rad da gut runterkommt, ist eine Frage des Fahrers, nicht des Rades.

Ganz falsch, das ist im Wesentlichen eine Frage des Gesamtgewichts und der standfestigkeit der Bremsanlage. Mit fahrerischem Können reisst Du da praktisch überhaupt nichts, denn Du hast gar keine Wahl anders als dauerschleifbremsend runterzufahren. Du kannst ja nicht durch die Autokolonne durchtunneln und die fährt erfahrungsgemäss am steilsten Stück mit so um die 30km/h runter. Das ist für Fahrradbremsen so ungefähr das schlimmste Tempo


In Antwort auf: schmadde
Ich habe so einiges an Erfahrung mit dem bergabfahren - mit Gepäck, Anhänger, Lastenrad und auch mal >200kg Gesamtgewicht. Bei uns in nächster Umgebung gibts so einige Steigungen mit >20%. Ich behaupte einschätzen zu können was geht und was man nur machen sollte, wenn mans vermeiden kann.

lach lach Ernst? - Hundertprozent Widerspruch in sich selbst. Entweder hast du die Erfahrung nicht oder du hast ein krasses Wahrnehmungsdefizit. Abfahrtsgeschwindigkeiten mit 30 km/h sind auf meinen Radreisen durchaus häufig in den letzten Jahren - würde es gegen 20 % schätzen. Ich wiederhole für dich nicht, welche Gefahrenmomente lauern, alles schon oben genannt. Die Geschwindigkeiten lagen dann abwärts nicht nur bei 30 km/h, sondern vielfach auch unter 20 km/h - und das nahezu ohne Autos anbei und bei steileren Strecken als Zirler Berg. Gibt sogar Straßen, wo offiziell bergab max. 20 km/h für Autos angegeben werden - z.B. Col de la Rille, Pyrenäen. Neben schwierigen Asphaltstrecken übrigens quasi unvermeidlich auf Schotterstrecken abwärts - da bin ich schon über Stunden in Täler abgefahren, auch dieses Jahr

Wenn du zuviel Gewicht hast, versuch es mal mit Scheibenbremsen, mir reichen V-Brakes für alle Abfahrten - früher hatte ich gar nur Cantilever zur Verfügung und ging auch. Wenn dir das alles fremd und heikel ist, wenn dir 30 km/h abwärts zu langsam sind, bleib unten und lass das Bergradeln ganz, da bist du nur eine Gefahr für den Rest. Aber verallgemeinere deine Radphilosophie nicht noch für andere.

Kühtai (max. Gefälle wie Zirler Berg, aber längere solche Gefällstrecke) ist weit gefährlicher, weil der Radfahrer bei hohen Geschwindigkeiten mangels Verkehr nicht mehr die Kontrolle über die angemesen Geschwindigkeit hat, wenn ein Auto entgegen kommt, wenn ein kleines Hindernis wie ein Schlagloch etc. erscheint. Kannst du auch Nachlesen, wie Lance Armstrong wegen solcher Fehleinschätzung auf einer nahezu autofreien Straße im Hinterland von Nizza fast tödlich verunglückt ist, mit viel Glück konnte er dann doch noch die Doping-Karriere fortsetzen. lach Irgendwann kommt dann doch einer um die Ecke gefahren. Straßen wie dort sind quasi einspurig, also nochmal ganz anders als Zirler Berg. Die bremsende Autokolonne ist also Unfallvermeider, soweit der Radler vernünftig bleibt und sich in die Kolonne einfügt. Gefährlicher ist es gar bergauf bei steilen Bergen mit vielen Autos, weil du nicht immer eine gerade Linie halten kannst. Bei engen Straßen wie Zirler Berg dann heikel. Ganz dramatisch da meine Erinnerung in Kroatien von der Brücke Krk hinauf in den Karst bei Bora (extremer Fallwind) und auf einer Autobahnzubringerstraße (Kolonnenverkehr, aber schnell) bei ca. 7 % Steigung.

Deswegen auch: Erfahrener Radfahrertugenden sind nicht fahrtechnische Gimmicks, sondern vor allem
a) Rücksichtnahme
b) reale Einschätzung der denkbaren Gefahrenmomente
c) Geduld