Nordspanien. Welche Route

von: RollenderRalf

Nordspanien. Welche Route - 25.02.20 21:29

Ich möchte Ende April / Anfang Mai durch Nordspanien fahren. Ich komme von der französischen Atlantikküste und will nach Lissabon. Nun gibt es wohl eine Möglichkeit ganz nah an der spanischen Nordküste (San Sebastian, Santander, Gijon) entlang zu fahren oder etwas südlicher (Burgos, Leon). Man hat mir gesagt, an der Küste sei die schönere Tour, aber der, der das gesagt hat, kennt die Strecke nur mit dem Auto.
Hat jemand Erfahrungen, welche die bessere Strecke ist, kann Tipps geben, kennt ein paar Besonderheiten bei Radtouren in Spanien (Helmpflicht?).
Freue mich auf Eure Beiträge.
von: indomex

Re: Nordspanien. Welche Route - 25.02.20 22:35

Ich bin letzten Sommer genau umgekehrt gefahren (Nordspanien, dann französische Atlantikküste).
In Antwort auf: RollenderRalf
Man hat mir gesagt, an der Küste sei die schönere Tour, aber der, der das gesagt hat, kennt die Strecke nur mit dem Auto.
Das habe ich auch gehört. Doch der Verkehr soll ziemlich nervig sein (weiß ich aber auch nur vom Hören-Sagen). Aber da es an der Küste gerade viel geregnet hat, bin ich dem Jakobsweg (wie du schreibst: Leon, Burgos) gefolgt. Hat mir gut gefallen; manchmal war halt viel los (pilgermäßig), aber ich war im Sommer dort (es gibt einen bikeline-Führer dazu). Vom Weiterweg kenne ich nur die Strecke bis Porto (von einer früheren Tour her).
Helmpflicht? Weiß ich nicht; ich fahre immer mit Helm. Am Jakobsweg gibt´s viele gute Rast- und auch Übernachtungsplätze, sowie Wasserstellen/Brunnen. Ist aber streckenweise recht bergig.
von: Bafomed

Re: Nordspanien. Welche Route - 26.02.20 09:12

An der Nordküste ist es landschaftlich zum größten Teil sehr schön und auch im Sommer grün, die Temperaturen sind deutlich niedriger als weiter im Landesinneren. Allerdings kann es an der Küste auch länger dunstig sein oder auch nieseln, während ein paar Kilometer Richtung Süden die Sonne von einem wolkenlosen Himmel scheint. Das habe ich auf mehreren Reisen in Nordspanien bereits so erlebt und speziell das Kantabrische Küstengebirge ist diesbezüglich eine echte Wetterscheide. Hinzu kommt, dass man an der Nordküste mehr auf und ab fährt, da man die zahlreichen Flussmündungen queren muss, wogegen man auf der Meseta (z.B. entlang des Camino francés) erst hinter Astorga mit größeren Anstiegen konfrontiert wird uns sonst mehr oder weniger auf Höhen zwischen 800 und 1100 Metern bleibt.

Alternativ könnte ich empfehlen, Küste und Binnenland miteinander zu kombinieren und den ersten Teil an der Küste zu fahren und später ins Binnenland hineinzufahren. So bin ich 2006 einmal von Santander aus Richtung Reinosa (840 m ü.N.N.) das Kantabrische Küstengebirge hochgefahren und habe die Strecke Richtung Süden über Aguilar de Campoo bis Valladolid fortgesetzt. Von dort aus ging es weiter durch das Duero-Becken über Zamora Richtung portugiesische Grenze und weiter durch das Flusstal (hier heißt er dann Douro) bis Porto. Das war eine schöne Strecke, wenngleich speziell in Portugal nicht flach, da die von mir benutzten, wenig befahrenen Straßen oft oberhalb des Flusstals durch die Hügel führen.
Alternativ kann man von Santander über den Puerto de la Trueba (1153 Meter ü.N.N., menschenleere, landschaftlich beeindruckende Passstraße!) und Medina de Pomar (Übernachtung) locker in zwei Etappen bis Burgos fahren.

Groß
Martin
von: veloträumer

Re: Nordspanien. Welche Route - 26.02.20 18:48

Man kann noch anders fahren, weil zwischen der Küstenroute und der El-Camino-Route südlich über Burgos liegt ja das Kantabrische Gebirge mit vielen spannenende Passstraßen. Ich bin durch das Gebirge und die Küste im Wechsel auf meiner Vuelta Verde 2008 (Link führt zum Beginn des Berichts, die Planung wird zuvor diksutiert) umgekehrt gefahren und habe dabei vielfältige Eindrücke reingebracht. Gewiss ist diese Route recht anspruchsvoll gewesen.

Die Küstenroute kann man nicht pauschal bzgl. Verkehr beurteilen. In einigen Abschnitten kann man gar nicht am Meer entlang fahren, andere Abschnitte sind sehr verkehrsarm, nochmal andere sind Hauptverkehrsader mit nicht immer Alternativen. Eine Karte wird dir aber Hinweise zu den Straßenhierarchien geben - oder aber auch meine Bericht. Im Baskenland habe ich eine weitere Tour gemacht, die sowohl an der Küste bis Bilbao reichte als auch ins in mehreren Wechseln ins Hinterland führte: Euskal Herria 2018. Da wirst du erkennen, dass der größte Teil der baskischen Küstenroute verkehrsarm gestaltet werden kann, aber Exkursionen ins Bergland gleichwohl sehr spannend sind.

Zwischen der Bilbao-Bucht mit Getxo und Portugalete ist die Küstenroute nach Kantabrien dann ein längeres Stück sehr betriebig. Erst mit dem Marismas de Santoña Natural Park bekommst du wieder länger durchgehende Alternativrouten abseits der Hauptader an der Küste. Die Bucht von Santander ist wiederum ein Verkehrsmoloch, in Santander selbst gibt es aber vorbildiche Radwege am Meer entlang. Vielleicht nimmst du meine Anregung an, den Tier- und Naturpark Cábarceno zu beradeln, damit kann man die Bucht etwas umfahren und die ungemütliche Einfahrt verkürzen. Wenn an der Küste entlang, würde ich allerdings Santander nicht ausfallen lassen. Jenseits weiter westlich gibt es dann immer eine Alternative zur zur Hauptader, der Autobahn. Bei Ferrol/A Coruña gibt es nochmal eine ungemütlich Agglomeration, zumindest A Coruña lohnt aber einen Besuch dennoch. Zu Gijón kann ich nichts sagen.

Helmpflicht: Sie existiert und ich wurde sogar damit konfrontiert, obwohl das nicht zwingend sein muss. Die Geschichte kannst du in diesem Kapitel (nach unten scrollen zu "Pleiten, Pech und Pannen") meiner Tour Pyrénées Cathares-Catalán 2011 nachlesen. In der Folge habe ich auf meinen Reisen mit Spanien-Anteil ("Die Legende von Pirineosaurus 2014", "Euskal Herria - Land des Baskischen 2018") einen Helm namens "Casco Nuevo" mitgeführt, aber nie benutzt. Er war nur stiller Passagier in einer meiner Lowrider-Taschen. Will sagen, die ernsten Begegnungen mit den spanischen Vorschriften blieben auch folgend sehr selten - aber es kann passieren, dass es mal anders ist.
von: veloträumer

Re: Nordspanien. Welche Route - 26.02.20 19:14

In Antwort auf: Bafomed
Hinzu kommt, dass man an der Nordküste mehr auf und ab fährt, da man die zahlreichen Flussmündungen queren muss, wogegen man auf der Meseta (z.B. entlang des Camino francés) erst hinter Astorga mit größeren Anstiegen konfrontiert wird uns sonst mehr oder weniger auf Höhen zwischen 800 und 1100 Metern bleibt.

So gesehen ist die Küstenstrecke nicht anspruchsvoller, weil über 300 Hm hat wohl keiner der notwendigen Anstiege im Küstengebirge. Eine Ausnahme ist der Monte Jaizkibel mit über 400 m. Diese Strecke muss man aber nicht fahren, aber man sollte sie fahren wegen der sensationellen geologischen Formationen - oft nicht direkt an der Strecke - und der Meeraussicht. Insgesamt dürfte es an der Küste aber etwas häufiger auf und ab gehen. Manchmal gibt es auch noch eine leichte Variante alternativ zur Küstenroute durch das Binnenland, die keinen Umweg darstellt. So z.B. im Baskenland von Deba über das Deba-Tal via Eibar und Durango nach Bilbao. Es ist allerdings eine dichte Siedlungsachse, wo auch noch eine Autobahn neben der normalen Straßen verläuft. Trotz der Besiedlung auf der Ostseite aber noch recht hübsch, weniger dann zur Westseite.

Die Anstiege sind allerdings nicht Folge der Flussmündungen (die bilden immer wieder kleine Ebenen, die Mündungen müssen aber manchmal weit ausgefahren werden wie bei Gernika), sondern Folge der Küstengebirgszüge, die eben zuweilen bis ans Meer ranreichen und eine Küstenstraße nicht erlauben oder den Bau sehr beschwerlich machen würden. Es gibt aber auch recht flache Abschnitte, wo die Küstenstraße direkt zwischen Meer und Fels verläuft, genauso wie es flache Küstenzonen (auch mit Flussmündungen) gibt, wo gar keine Felsen sind.
von: ro-77654

Re: Nordspanien. Welche Route - 26.02.20 19:40

Wie wäre es mit der Eurovelo 1
https://de.eurovelo.com/ev1
und in der Extremadura nach Lisboa?
(bin ich selbst nicht gefahren)
von: Fricka

Re: Nordspanien. Welche Route - 27.02.20 10:20

Wir haben beide Strecken kennengelernt. Im Landesinnern war das Wetter schlecht. An der Küste war es extrem schlecht.

Die Küste war sehr autogerecht. Es gab nur sehr wenige Campingplätze. Und der Verkehr war uns auf jeden Fall zuviel.

Die Picos würde ich nicht auslassen. Falls es ab und zu mal Regenpausen gibt.
von: Falk

Re: Nordspanien. Welche Route - 27.02.20 12:50

Zitat:
(Helmpflicht?)

Wie lange ist Kamerad Aznar schon nicht mehr Ministerpräsident? Der wollte, für erzkonservative Kräfte mit Caudillo-Hintergrund nicht völlig unüblich, mit rigiden Anti-Fahrrad-Regeln, Punkte bei ebenso konservativen und autoliebenden alten Männern machen. So richtig hat es nicht funktioniert und so oft ich in Spanien war, eine knitterfreie Hurratüte hatte ich nie auf. Üblicherweise interessiert das keinen.

Worauf Du aufpassen musst, sind zu blauen Autobahnen (»autovía«, die echten und zumeist mautpflichtigen Autobahnen heißen »autopista« und sind mit grünen Wegweisern ausgeschildert) umgebaute Fernverkehrs- und Landstraßen. So etwa seit Mitte der Neunziger hat man die bisherigen Straßen einfach überbaut und alles, was nicht verbrennungsmotorgetrieben ist, einfach ignoriert. Seit etwa 2010 passiert das nicht mehr, doch mit Abschnitten, die eben nicht befahren werden dürfen, musst Du mindestens rechnen. Vorsicht, die scheinbare Alternative »vía de servicio« dient nur der Erreichbarkkeit der Kunstbauten mit Baumaschinen. Diese Wege sind in der Regel unbefestigt und ohne Kunstbauten mit immensen Höhenunterschieden versehen.

Openstreetmap bietet einen recht guten Überblick. Denk daran, dass Spanien nicht die norddeutsche Tiefebene ist.
von: Schamel

Re: Nordspanien. Welche Route - 27.02.20 15:33

In Antwort auf: Falk
Zitat:
(Helmpflicht?)

Wie lange ist Kamerad Aznar schon nicht mehr Ministerpräsident? Der wollte, für erzkonservative Kräfte mit Caudillo-Hintergrund nicht völlig unüblich, mit rigiden Anti-Fahrrad-Regeln, Punkte bei ebenso konservativen und autoliebenden alten Männern machen. So richtig hat es nicht funktioniert und so oft ich in Spanien war, eine knitterfreie Hurratüte hatte ich nie auf. Üblicherweise interessiert das keinen.

Da muss ich leider Gegenteiliges berichten: Letztes Jahr in Spanien (oder wars Katalonien träller) wurde ich zwei mal wegen fehlendem/nicht aufgesetztem Helm angehalten. Zuletzt am Grenzübergang von Spanien zu Frankreich am Col de Portillon auf den letzten Metern in Spanien. Beide Male ist aber nur die Aufforderung erfolgt, den mitgeführten Helm auch aufzusetzen.
von: Falk

Re: Nordspanien. Welche Route - 27.02.20 15:53

Dann sag aber dazu, wer das wollte.
von: Schamel

Re: Nordspanien. Welche Route - 27.02.20 16:04

In Antwort auf: Falk
Dann sag aber dazu, wer das wollte.

Am Portillon war es die Guardia Civil, und bei Lérida waren es glaube ich die Policia Local.
von: JohnyW

Re: Nordspanien. Welche Route - 02.03.20 16:07

Die Küste ist schöner. Am besten ist Zickzack fahren:

Bin San Sebastian - Saint Jean Pied de Port - Pamplona - Longroño - burgos - Bilbao - Santander - Pico de Europa - Oviedo - Leon - Santiago - Vigo geradelt.

Bis auf den Picos bin in den Jakobswegen gefolgt (meist aber auf der Straße). Ein Pilgerpass (aus sportlichen Gründen) ist sehr sinnvoll in dem Gebiet.

Grüße
Thomas
von: RollenderRalf

Re: Nordspanien. Welche Route - 02.03.20 22:39

Hi Thomas, was meinst du mit "Pilgerpass aus sportlichen Gründen"? So weit aber schon mal danke an dich und alle anderen
von: Fricka

Re: Nordspanien. Welche Route - 03.03.20 09:31

Der Pilgerpass macht es dir möglich, in Pilgerunterkünften zu nächtigen.
von: JohnyW

Re: Nordspanien. Welche Route - 03.03.20 11:20

Hi,

wie Fricka schon schrieb hat der Pilgerpass ein paar Vorteile
- Du kannst preiswert in Pilgerküften übernachten.
- Du kannst preiswert frühstücken und abendessen
- Du lernst auf den Pilgerpfaden interessante Leute kennen
- Stempel sammeln macht Spaß

In Nordspanien, liegen fast alle Sehenswürdigkeiten an einem Pilgerwege.

In größeren Staädten im Inland sollte man Pilgerherbergen meiden, wiel die Schließzeiten mit den Abendessenzeiten unkompatibel sind. Auf dem Küsten-Jakobsweg wird das lockerer gesehen.

Ursprünglich pilgert man ja aus religösen Gründen. Man kann/darf aber auch aus rein sportlichen Gründen pilgern. So man muss man nichts vorgaukeln und kann die Vorteile nutzen. In Santiago kannst Du Dir eine Urkunde abholen. Die Urkunde aus religösen Gründen ist hübscher -> der einzigste Unterschied.

Grüße
Thomas
von: RollenderRalf

Re: Nordspanien. Welche Route - 04.03.20 07:38

Danke Fricke, danke JohnyW, guter Tipp.