Wer bremst verliert! -Aus Guatemala

von: melanie

Wer bremst verliert! -Aus Guatemala - 04.08.05 21:07

So ging es mir gestern. Nach einem heftigen Regenschauer sind wir eine steile Strasse runtergefahren. Der Asphalt war sehr glatt und so sind Ingo und ich beim Bremsen mehrmals ins Rutschen gekommen. Eine enge Rechtskurve hat meine Abfahrt dann beendet. Mit einem kurzen Schrei und hoffnungslosen Versuchen das schwere Rad im Gleichgewicht zu halten bin ich weggerutscht. Viele Schutzengel waren aber hellwach. Ich bin auf die rechte Seite gefallen und nur ein wenig weitergerutscht.
Der Helm hat meinen Kopf gerettet, sich selbst nicht, er ist gebrochen. Ingo hat mir gleich zugerufen schnell von der Fahrbahn zu kriechen, damit die Autos mich in der unuebersichtlichen Kurve nicht auch noch erwischen. Mein Kopf tat fuerchterlich weh und an weiterfahren war nicht zu denken. Ingo versuchte lange ein Auto anzuhalten, damit mir mitfahren koennen, aber in der Kurve konnte natuerlich keiner anhalten. So mussten wir die Raeder noch ein Stueck runterschieben. Ein leerer LKW konnte uns dann die letzten 20km nach Chisec mitnehmen. In dem armseligen Centro de Salud gab es aber nur Krankenpfleger und keinen Arzt. Es gab nicht einmal Trinkwaser fuer die Schmerztablette, Ingo sollte Waser kaufen. Ein Roentgengeraet natuerlich auch nicht. So bin ich mit einem Krankenwagen 78km zurueck, den Berg rauf, wieder nach Coban gefahren worden.
Das Krankenhaus dort war nicht weniger erschreckend, aber es gab ein Vorkriegsroentgengeraet und einen Arzt. Beim Roentgen gab es keine Schutzweste und die Bilder wurden auch erst im zweiten Anlauf was. Die Knochen sind heil geblieben.
Ich sollte eine Spritze bekommen, habe mich aber bei den unhygienischen Zustaenden geweigert. Dann gab es ein Rezept fuer ein Mittel, dass ich dann selbst zusammenmischen sollte und mir 3 Tage lang selbst in den Oberarmmuskel spritzen sollte, aber auch das habe ich nicht geholt. Die stationaeren Patienten lagen alle zusammen in dem Raum der gleichzeitig fuer Behandlung, Notaufnahme, Sekretariat etc. genutzt wurde. Nun habe ich einen Brummschaedel, laut Arzt eine Gehirnerschuetterung, und muss mich ein paar Tage schonen, zum Glueck haben wir noch ein paar Medikamente fuer den Notfall dabei. Ansonsten habe ich nur leichte Prellungen und kleine Kratzer abbekommen. Die Nacht sind wir im Hotel in Coban geblieben und werden auch die naechste noch bleiben. Morgen fahren wir mit dem Shuttle nach Flores, dort gibt es wohl zur Not noch andere Aerzte. Unsere Sachen muessen wir unterwegs an der Krankenstation abholen.
Ingo hat mir heute angeboten nach Hause zu fliegen zum Auskurieren, aber so schlimm ist es ja nicht und davon lass ich mich nicht unterkriegen.
Bei schlimmen Verletzungen waere das aber in Guatemala zwingend notwenig, da es keine gute Versorgung im Land gibt.

von www.roundtheworldtour.de