Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika

von: Tom72

Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika - 28.09.15 21:58

Bevor es weitergeht, noch einige Korrekturen. Irgendwie bekomme ich beim Schreiben regelmäßig Osten und Westen durcheinander. Nachdem die Moderation dankenswerterweise den entsprechenden Fehler im Titel und im Prolog berichtigt hat, ist es mir, wie ich gerade merke, schon wieder passiert: Ich habe ich am dritten Tag zweimal geschrieben, ich hätte die Rhône in südwestlicher Richtung verlassen. Wahrscheinlich ist es niemandem aufgefallen, aber falls jemand tatsächlich so genau gelesen haben sollte und beim Versuch, meine Reiseroute nachzuvollziehen, in Verwirrung geraten sein sollte: Natürlich habe ich die Rhône in südöstlicher Richtung verlassen. Und ebenso bin ich gestern in Nizza Richtung Fährhafen nicht Richtung Westen, sondern nach Osten gefahren.

11. Tag (09.09.2014), Algajola – Calvi

Strecke: 19 km

Fahrzeit: 1 Std. 19 min

Höhenmeter: 242


Ich habe über Nacht den Akku meiner Kamera im Ladegerät zum Aufladen im Waschraum des Campingplatzes gelassen, heute Morgen ist er weg (und auch nicht etwa an der Rezeption abgegeben worden). Sch…, aber ich hoffe, dass ich heute in Calvi, immerhin eine der größeren Städte der Insel, einen passenden Akku samt Ladegerät kaufen kann, bin aber skeptisch. Also bleibt mir bis auf weiteres zum Fotografieren nur die Smartphone-Kamera, deshalb fotografiere ich heute wenig. Daher gibt es zum heutigen Tag auch kaum Bilder.

Auch Küstenstraßen können bemerkenswerte Steigungen aufweisen, so auch die D 197, die Hauptstraße der Balagne; zwischen Algajola und Calvi führt sie über einen Pass von ca. 240 m Höhe. Die Landschaft der Balagne, die sich zwischen L’Île-Rousse und Calvi erstreckt, ist landschaftlich reizvoll, links bietet sich der Blick aufs Meer, rechts steigt das Hochgebirge an. Nur gut 20 km weiter landeinwärts gibt es bereits Gipfel über 2000 m. Allerdings ist die Balagne auch eines der Ballungsgebiete Korsikas (neben den beiden größten Städten, der Inselhauptstadt Ajaccio und Bastia). Zwischen L’Île-Rousse und Calvi reihen sich zahlreiche Strandorte mit Campingplätzen, Hotels und Ferienwohnungen (allerdings alles noch im bescheidenenen Rahmen, richtig „verbaute“ Küstenabschnitte gibt es auf Korsika zum Glück kaum). Aber gemessen an vielen anderen Regionen der Insel ist die Landschaft zwar schön, aber „lieblicher“ (ein besserer Ausdruck fällt mir nicht ein) als die wesentlich interessanteren, weil einsameren, kargeren und „wilderen“ Gebiete, die noch auf der Agenda stehen und auf die ich mich, wie sich herausstellen wird, zu Recht, freue.

Calvi gefällt mir mit seinem Yachthafen, der Altstadt und der Zitadelle. Ich sehe mich ein wenig in der Stadt um und quartiere mich dann in einem der zahlreichen östlich der Innenstadt gelegenen Campingplätze ein. Schnell finde ich einen kleinen Laden für Elektrogeräte; ein passender Akku und Ladegerät für meine Kamera ist nicht vorrätig, aber die Verkäuferin meint, sie könne die Artikel bis morgen bestellen. Prima, sieht so aus, als sei morgen meine Kamera wieder einsatzbereit.

Daher mache ich heute auch nur einige wenige Fotos mit dem Smartphone. Hier der Blick vom Strand Richtung Westen auf Calvi mit der Altstadt und der Zitadelle.



Ich suche mir zum Abendessen ein Restaurant in einer der malerischen, engen Altstadtgassen, vor dem man draußen sitzen kann, und genieße ein korsisches Menü. Als Hauptgang gibt es Pasta mit Wildschweinragout, und zum Nachtisch Kastaniencreme. Wildschweine und Kastanien sind typisch für die korsische Fauna und Flora. Die Bilder sind allerdings im gleichen Restaurant ein Jahr später entstanden.





Am Nachbartisch sitzt ein Schweizer Ehepaar, das die Insel mit dem Wohnmobil bereist, mit dem ich angeregt ins Gespräch komme.

12. Tag (10.09.2014), Wanderung auf den Capu di a Veta

Heute werde ich in Calvi bleiben und zum ersten Mal auf der Reise wandern, auf den Hausberg der Stadt, den 703 m hohen Capu di a Veta.

Der sehr sympathische und familiär geführte Campingplatz hat eine Bar, an der ich meinen Frühstückskaffee bekomme, außerdem gibt es frisches Baguette. Etwas Wurst und Käse habe ich noch im Gepäck.

Im Elektroladen ist die Bestellung angekommen. Tatsächlich passt der Akku zu meiner Kamera, aber das Ladegerät leider nicht zum Akku. Aber das dieses Mal wirklich richtige Ladegerät könne bis morgen bestellt werden. Ärgerlich, aber na gut, ich habe ja ohnehin eine weitere Übernachtung in Calvi geplant. Also gibt es auch vom heutigen Tag nur ein paar Handy-Bilder.

Also auf zur Wanderung, ich habe meine schweren Wanderschuhe und den Wanderführer „Korsika“ aus dem Verlag Rother ja nicht umsonst mitgeschleppt. Wanderung Nummer 11 auf den 703 m hohen Capu di a Veta verspricht einen herrlichen Ausblick auf Calvi und aufs Meer.

Der erste Teil der im Wanderführer beschriebenen Route vorbei am Feriendorf „störrischer Esel“ (es trägt tatsächlich diesen deutschen Namen) bis zum Hotel „Corsica“ verläuft noch im Stadtgebiet auf Straßen, so dass ich erstmal radeln kann. Dann beginnt der schöne, aber auch etwas anstrengende Aufstieg. Zunächst verirre ich mich etwas im Gestrüpp (der für Korsika typischen Macchia), dann ist der Wanderweg recht gut markiert. Vom Gipfelkreuz des Capu di a Veta bietet sich ein herrlicher Blick auf Calvi mit seiner markanten Zitadelle.





Die im Wanderführer beschriebene Route führt auf einem andern Weg wieder hinab nach Calvi, und auch hier ergeben sich wunderschöne Ausblicke.



In Calvi ist mir bereits gestern auf Plakaten aufgefallen, dass zur Zeit die mehrtägigen Rencontres de chants polyphoniques, ein Festival des typisch korsischen mehrstimmigen Gesangs, in der Zitadelle stattfinden. Das klingt interessant, und ein bisschen Kultur muss auf einer Radreise ja auch sein. Ich besorge mir also im Verkaufsbüro auf der Zitadelle ein Ticket.

Zunächst esse ich wieder im selben Restaurant wie gestern zu Abend, und auch heute komme ich mit meinen Tischnachbarn nett ins Gespräch, diesmal ein junges Paar aus Polen. Aufhänger ist, dass mir auffällt, dass sie mit der Bedienung eine Sprache sprechen, die ich aufgrund meiner beiden Radtouren in Polen als Polnisch zu erkennen glaube, was sich, als ich sie darauf anspreche, als zutreffend herausstellt. Wir unterhalten uns dann auf Englisch. Was die ebenfalls polnische junge Dame betrifft, die hier bedient, so ist mir im weiteren Verlauf auf Korsika noch mehrfach aufgefallen, dass viele junge Leute aus Ost(mittel)europa hier in der Gastronomie arbeiten.

Anschließend begebe ich mich wieder in die Zitadelle und genieße die auf einer Bühne im Freien von mehreren Gruppen dargebotenen „Chants polyphoniques“, überwiegend von Männerchören und in korsischer Sprache vorgetragen, die dem Italienischen sehr nahe steht. Diese Art der Musik gefällt mir sehr gut, und ich bin froh, mich für diese Abendgestaltung entschieden zu haben.

Fortsetzung folgt...