Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen?

von: chenenin

Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 25.12.17 20:08

Hallo zusammen,

wir sind passionierte Radreisende und bevorzugt mit dem Pino Tandem unterwegs. Nun haben wir Nachwuchs, der im Anhänger mitreisen soll. Wir haben beim Pino bereits bei Passfahrten so manche Bremsprobleme erfahren, es ist also wirklich nicht viel Bremskapazität für einen zusätzlichen Radanhänger übrig.

Gibt es Erfahrungsberichte bei für Reisen mit Radanhänger?

Thule hat ein Bremssystem, aber fürs Joggen statt zum Radeln :-/

Gibt es Möglichkeiten, eine Bremsanlage nachzurüsten und ans Tandem vorzulegen?

Oder bei starken Abfahrten einen Radkeil untern Anhängerreifen legen?

Gibt es andere Ideen?

Ich freue mich auf den Austausch,

Severin
von: derSammy

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 25.12.17 21:08

Hallo ihr beiden,
Sagt doch mal, was ihr für Bremsen am Pino habt. Eventuell ist da ja noch Potential?

Mit Kinderanhänder wird euer Tempo sicher merklich langsamer sein und -auch wenn ihr das wohl nicht hören wollt- ganz so sportlich werdet ihr die größten Pässe wohl nicht angehehen. Damit relativiert sich das Problem etwas. Sich der Thematik erst mal bewusst zu sein, ist ja schon Teil der Lösung. Zur Not macht man halt ein paar Abkühlpausen auf der Abfahrt.

Von aktiv gebremsten Kinderanhängern habe ich noch nie gehört. Aber stimmt, es gibt diese Bremsen für die Jogger. Da die per Bowdenzug angesteuert werden, ist es auch denkbar auf diese Bremse vom Tandem selbst zuzugreifen, Kupplungen für mechanische Bowdenzubremsen gibt es auch. Nur ob die Bremse vom Hänger wirklich als Schleppbremse auf einer Passabfahrt einsetzbar ist? Und bei der Leitungslänge wirst du mit einem katastrophalen Druckpunkt rechnen dürfen. Ich würde vorerst versuchen das Tandem selbst optimal zu bremsen (vorn und hinten mit 200er DH-Bremsanlagen - wenn möglich). Zusätzlich V-Bremsen als Zweit-/Notbremse sind auch noch denkbar.

Das mit dem Keil habe ich entweder nicht verstanden, oder ist konstruktiver Quatsch.
Keile sind nur für Parkbremsen sinnvoll und euer Gespann an Ort und Stelle zu halten, das sollte eigentlich sogar ne Stempelbremse schaffen.
von: macbookmatthes

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 25.12.17 22:14

Also bei Weber,

gibt AFAIK gebremste Lastenhänger. Ich kenne deren Funktionsweise aber nicht im Detail. Fragen kostet aber max. den Telefonanruf. lach
von: Zaubermann

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 26.12.17 09:08

Hi schau dir mal den Burley Travoy an!
Gruss Rainer und noch ein schönes Fest .
von: MatthiasM

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 26.12.17 09:44

In Antwort auf: Zaubermann
Burley Travoy
Ähm, das ist ein Trolley = rollender Einkaufswagen. Meinst Du einen anderen Burley, der optional eine (Auflauf)bremse hat?

Ansonsten: Mir bekannt ist auch nur das System von Weber, nur ob das mit einem Kinderanhänger (Prinzip "Wanne" und damit zwingend seitlich angebrachte Deichsel) kombinierbar ist, glaube ich nicht. Bei der Auflaufbremse ist man beim Kargo Custom, den die Weber in Abstimmung mit dem Kunden individuell zusammenbauen, und da scheint Mitteldeichsel. Im Netz finden sich Bilder zur Konstruktion und irgendwo die Aussage, daß sie die Bremse nur bei eigenen Anhängern anbieten oder nachrüsten, wohl auch beim Ritchie, den man dann irgendwo gebraucht auftreiben müßte.
von: Behördenrad

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 26.12.17 10:53

In Antwort auf: chenenin
Wir haben beim Pino bereits bei Passfahrten so manche Bremsprobleme erfahren, es ist also wirklich nicht viel Bremskapazität für einen zusätzlichen Radanhänger übrig.

Das Pino hat ja auch nur eine normale (Einzelfahrer-)Bremsanlage, die zwei Personen plus "doppeltes" Gepäck verkraften muss. Da noch einen ungebremsten Anhänger dran, und die Bremse dürfte sich buchstäblich in Rauch auflösen.
Da letztlich dann drei Menschen an der einen Bremsanlage hängen, würde ich von irgendwelchen Bastellösungen weiten Abstand nehmen.

Das Problem liegt meiner Kenntnis nach grundsätzlich erstmal in der Verfügbarkeit von Fahrradanhängern, die eine vernünftige Bremsenmontage zulassen - idealerweise Disc-Aufnahme. Zwischen die Hinterradbremse und den Anhänger dann eine Hydraulikweiche / -Kupplung einzubauen, ist das geringste Problem.
Der Anhänger von Aidoo bietet eine Plattform mit verschiedenen individualisierbaren Grundformen und eben dieser Disc-Bremsen-Option (die Preisliste ist allerdings "stramm" entsetzt ). Ideal wäre eine Bremsenansteuerung, die den Anhänger früher und stärker bremst wie das Zugfahrzeug, um das Gespann gestreckt zu halten und den Schub durch den Anhänger beim Bremsen zu vermeiden.
Ob die auch eine Lösung für den witterungsgeschützten Kindertransport haben, müsste man nachfragen (da geht mit Sicherheit was). Die Anhänger bieten auch Drehstab-/Torsionsfederung - das ist ja grundsätzlich auch nicht verkehrt - wird den / die junge / -n Passagier/ Passageuse auch freuen zwinker

Auflaufbremse ist technische Steinzeit - die Bremswirkung ist weder kalkulierbar noch modulierbar, also letztlich ein Glückspiel.

Matthias
von: schneller66

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 26.12.17 15:53

Hi,
ev. mal darüber nachdenken ob ein E Motor da helfen kann. Ein Direktläufer kann als Generator bergab auch bremsen. Würde ev. in das Hinterrad des Pino paßen.

Eine Bremsenlösung ist relativ aufwendig für den Hänger. Aber machbar. Nur ist der Markt sehr klein dafür. Im Alltag ohne Berge braucht man das nicht um einen Kinderhänger zu bewegen. Zumindest wenn man in "normalem" Gelände wohnt.

Schöne Grüße Jürgen der gerade eine Lastenhänger mit Auflaufscheibenbremsen baut...
von: jan13

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 26.12.17 20:58

gab mal von Weber den Rischie mit Auflaufbremse.
Ist ja nicht nur die Masse- das Teil drückt ggf. auch ordentlich aus der Spur.
Ansonsten Respekt- Tandem mit Gepäck und Kinderanhänger bergauf- das lohnt sich.
von: Stylist Robert

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 26.12.17 22:09

Die Aidoo Hydraulik-Kupplung läßt eine Integration einer Scheibenbremse oder Magura HS Felgenbremse sehr einfach zu.
Ein Aufbau des Hängers mit Bremsaufnahme ist aber noch ein ganz anderes Thema...
von: Anonym

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 27.12.17 06:39

Ein Kinderanhänger (z.B. 15kg) hinter einem Tandem (z.B. 185kg) kann nicht viel Bremskraft auf das Zugfahrzeug übertragen, sonst blockieren die Räder. Eine Auflaufbremse verzögert daher gerade nur den Anhänger und schubst noch ein wenig das Zugfahrzeug. Die ganze 200kg-Fuhre hat einen verhältnismäßig geringen Luftwiderstand und aus Sicherheitsgründen (Kind!) kann man auch nicht schnell den Pass runter fahren, um ihn zu nutzen. D.h. die Bremsen müssen alles abfangen, wobei die üblichen Fahrradbremsen zwar auf genügend Bremskraft ausgelegt sind, aber nur kleine Dauerbremsleistung haben und sich mit Überhitzung schnell verabschieden. Wer hier selbst bastelt, sollte die Effekte gut kennen, da die Gesundheit von 3 Leuten auf einmal dran hängt.
von: panta-rhei

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 27.12.17 08:22

Hallo Chenenin

In Antwort auf: chenenin


wir sind passionierte Radreisende und bevorzugt mit dem Pino Tandem unterwegs....
Gibt es Erfahrungsberichte bei für Reisen mit Radanhänger?


Habe auch ein Pino und war viel auf langen Radreisen auch mit Kinderanhänger unterwegs.
Eure Fading-Probleme sind nicht ungewöhnlich und bekannt bei Radreisenden, die mit dem Pino ins (Hoch-)Gebirge reisen.

Mein Vorschlag:

- würde kein Geld für eine Auflaufbremse o.ä. rausschmeissen - Hänger und Baby (max 20kg = <10% des Gesamtgewichts) sind euer kleinstes Problem - euren Trümmer kriegt ihr nicht über die Hängerdeichsel gebremst, die Probleme hattet ihr ausserdem schon OHNE Hänger

- Bremsscheibengrösse ausreizen (sollte v-h mind. 203er sein) (vgl. Sammy)

- Sockel für V-Brakes vorne und hinten anlöten lassen, braucht ihr als Notbremse (vorne, für Stoker) /Schleppbremse (hinten)

Angesichts der Touren, die ihr schon gemacht habt, würde ich dringend etwas Geld in die Hand nehmen und in eine Doppelscheibenbremskonstruktion (natürlich mit 200ern) investieren:
Fahrradzukunft 11 - Tandemgabel - solche Konstruktionen gibts auch fürs Pino. Einfach mal im Pinoforum nachfragen.
von: Stylist Robert

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 27.12.17 11:36

Oder alternativ auch umrüsten auf eine Cargo Reiseradgabel mit 254 mm Bremsscheibe.
von: Anonym

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 27.12.17 13:40

In Antwort auf: schneller66
Hi,
ev. mal darüber nachdenken ob ein E Motor da helfen kann. Ein Direktläufer kann als Generator bergab auch bremsen. Würde ev. in das Hinterrad des Pino paßen. ...
Da läßt sich verschiedenes vorstellen, natürlich auch ein komplettes Pedelec-System, das rekuperieren kann. Wichtig: der Akku darf nicht voll sein. Wer es elektronikfrei haben möchte: die klassische Ankerkurzschlußbremsung eines einschwenkbaren Magnetmotors (DC oder AC) auf einen Bremswiderstand. 500W Dauerheizleistung bei 25km/h helfen - gerade als Dauerbremsleistung - viel und blockieren auch die Anhänger-Räder nicht. Die Rechnerei und Auslegung aus käuflichen Komponenten ist aber nicht ganz einfach.
von: chenenin

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 30.12.17 17:52

Wow,
tausend dank für das große Interesse und die konstruktiven Beiträge. Wie so oft ist das konkrete Formulieren einer Problematik der erste Schritt einer Lösung schmunzel

Wir haben eine Shimano-Zee 4 Kolben Öldruckbremse, die Bremsscheiben sind für den Rahmen bereits maximal ausgelegt, eben wegen bekannter Fadini-Problematik.

Ich würde folgendermaßen vorgehen:
- von einer Motorlösung erhoff ich mir keine effiziente Wirkung.
- von Bremsen am Hänger absehen.
- von Doppelscheibenbremsen erstmal absehen: teuer? Erfahrungswerte? extra Bremsgriff oder ein Griff mit 2 Kolben?
- Räder umspeichen, und mit einer Felgenbremse ergänzen, die vom zweiten Fahrer bedient wird, quasi als Back-up-Bremse

Alles Gute derweil,
Severin
von: jan13

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 30.12.17 19:10

Hinten kann man über die 180 mm weggehen. 200 gehen mit bastel auch noch rein...
von: hansano

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 30.12.17 21:04

Wie wär es dem Anhänger eine extra Bremse zu verpassen? Scheibenbremse rechts und links würde ich verbauen.

Du würdest dann evt drei Hebel vorne haben oder der hinten sitzende Fahrer darf diese bedienen.

Mit einer etwas lose verlegten Hydraulikleitung und der Bremshebel ist ja eh nur mit zwei Schrauben fixiert, kann diese dann schnell demontiert werden falls der Anhänger mal abgekuppelt wird.
von: chenenin

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 30.12.17 21:25

Das hatte ich mir auch überlegt, erscheint mir aber unpraktischer, als das Tandem so gut wie möglich zu bremsen. Es wären doch beträchtlich lange Hydraulikleitungen bis zum vorderen Mitfahrer. Zudem haben manche Hänger nur eine Achsenaufhängung (etwa Thule, die ich grad favorisiere) ohne "Rahmen" um das Rad, sodass weder eine übliche Felgen- oder Scheibenbremse aufgehängt werden könnte.
von: jan13

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 31.12.17 08:01

Das Pino ist auch kaum auf dem Hinterrad zu leicht, damit drückt der Anhänger das auch kaum aus der Spur... Vorn dicke Bremsen und gut. Und halt mal in Abfahrten Abkühlpausen. An die Reiseradgabel habe ich bei unserm Pino gedacht. Am Alltagsrad scheint sie sich ( jetzt) gut zu machen...
von: MatthiasM

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 01.01.18 16:48

Hmm, die webersche oder selbstkonstruierte Auflaufbremse wäre immer noch eine Option, und bedienungsmäßig sicherer und einfacher als alles, wo man dann in Fahrt mit dann dem 4. Bremshebel (wenn man vorn Scheibe VR, Scheibe HR, Felgenbremse als Backup = 3 Hebel) hantieren muß. Bedenke, man muß eh schon im gegensatz zum Auto mit ABS händisch die sichere Aufteilung der Bremskraft zwischen vorn, hinten und ggf. Anhänger hinbekommen und ein Blockieren vermeiden. Vom Prinzip her wäre eine Auflaufbremse eigentlich optimal selbstregelnd ohne Blockiergefahr.
Wegen Eigenbau und Achsenaufhängung: Für eine Scheibenbremse braucht es nix, was das ganze Rad umfaßt, man braucht halt spezielle Naben für die verwendeten Steckachsen mit Scheibenbremsaufnahme und muß am Anhängerboden irgendwas hinzaubern, wo der Bremssattel befestigt werden kann. Und ein Paar klassischer Seitenzugbremsen, die keine Cantisockel brauchen sondern mit dem einen Gewindebolzen normal an der Gabelkrone bzw. dem Bremssteg/der Pletscherplatte etc. befestigt wären, ließe sich an einem Querträger, der breit genug und verdrehsicher am Wagenboden befestigt ist, montieren. Das Teil muß etwas breiter als die Spurweite sein. Das komplizierteste ist dann wahrscheinlich, den Auflaufdruck auf die Deichsel auf die beiden Bremszüge umzuleiten und irgendwo ein verstellbares Federelement und verstellbare Hebelwege vorzusehen, um das Ansprechverhalten, den "Druckpunkt" etc. der Auflaufbremse zu optimieren (Aufschaukeln verhindern...).
von: derSammy

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 01.01.18 22:44

Eine Doppelscheibenbremsanlage realisiert man meines Wissens in der Regel mit der Magura Big Twin: Ein Hebel, zwei Bremssättel. Kann sein, dass es mittlerweile auch noch andere Anbieter gibt. Bei Trikeherstellern kann man schauen, was die verbauen, da kommen solche Bremsen zum Einsatz.

Nabe ist wohl meist ein Nabendynamo von SON, zumindest bauen die definitiv sowas für Doppelscheibe.

Das größte Problem ist eine passende Gabel zu bekommen. Allesdings sollte das bei den einschlägigen Rahmenbauern (Juchem, Gebla, ...) möglich sein.

Erfahrungen gibt es wohl bestenfalls eine Hand voll. Die Teile sind alle arg teuer - entsprechend selten wird das realisiert. Aber das Problem wird so nachhaltig gelöst.

Wir kommen unter vergleichbaren Voraussetzungen mit zwei 200er Scheiben an Code Rs, zwei Notfall-V-Bremsen und ggf. mal Bremspausen aus.
von: Stylist Robert

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 01.01.18 23:32

In Antwort auf: hansano
Du würdest dann evt drei Hebel vorne haben oder der hinten sitzende Fahrer darf diese bedienen.
Besser das dem Stoker vorne überlassen - der hat eh nur mitzutreten und sich an der Lenkstange festzuhalten. zwinker
von: Schnubu

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 02.01.18 11:13

Hallo,

am (Kinder-)Anhänger würde ich gar nichts machen, denn sie sind strukturell nicht auf adäquate Bremsanlagen vorbereitet. Die Disc-Bremsen am Chariot CX/Thule Sport sind eine Spielerei und dürften ob der massenhaft verbauten Kunststoffe keinerlei Hitze abkönnen. Auch gibt es für die Teile nicht überall Ersatzbeläge.
von: Schnubu

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 02.01.18 11:37

Schiet: Sendebutton zu früh geklickt...hier der zweite Teil:

Die Bremsen am Thule/Chariot sind per Zug betätigt. Man könnte den Zug verlängern und über die Deichsel zum Lenker des Pino führen. Trotzdem bleibt es mehr oder weniger ein Feststellbremse und keine Schleppbremse.
Letztlich bleibt a.m.S. nur die Bremsanlage am Pino max. auszubauen: mindestens 203er Rotoren rundum, 4-Kolben-Bremssättel (a la Saint, Zee, MT5/7 o.ä.), Discs mit breitem und wenig durchlöchertem Reibring, Beläge aus Sintermetall mit Kühlrippen, Rotoren mit mindestens 2mm-Breite und schwimmend gelagerten Reibring.
Doppelbremsscheiben für das Vorderrad wurden schon genannt. Tektro bietet mit der Auriga Twin ein recht günstiges Set an (sogar mit Feststellmöglichkeit).
Ob diese Doppeldisc-Bremse genügend Energie aufnehmen kann, bleibt letztlich nur auszutesten. Offizielle Angaben wird es von den Herstellern wohl kaum geben. Einzig Magura veröffentlicht eine Tabelle mit Empfehlungen bzgl. Gesamtgewicht und Bremsanlage. Aber auch das ist nur ein Anhaltspunkt.
Es gibt auch innenbelüftete Discs von Hope, die aber nur mit zwei Hope-Bremsen kompatibel sind. Angeblich sind 15% mehr Energieaufnahme möglich. Das wäre dann in etwa das Gewicht des Anhängers, das es zu kompensieren gilt.

Letztlich bleibt nur, abzuwägen, was aus dem Reigen der Möglichkeiten für dich preislich machbar ist. Die innenbelüftete 4-Kolben-Doppelbremsanlage sollte das Optimum darstellen, wird aber preislich ordentlich ins Kontor schlagen. Der obligatorische Gabelumbau und eine neue Vorderradnabe kommen noch dazu.

Eventuell können die Cracks hier im Forum mal mathematisch nachhelfen und mal konkrete Wattzahlen und deren Vernichtung errechnen. Ich tippe mal darauf (ist aber nur eine Vermutung), dass viel Geld in Bremsprojekte versenkt werden kann, aber das Ergebnis überschaubar bleibt und letztlich Abkühlpausen je nach Außentemperatur, Untergrund und Wegbeschaffenheit trotzdem nicht zu vermeiden sind.
von: jan13

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 02.01.18 21:21

Welche Lenkstange?
von: Stylist Robert

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 02.01.18 21:28

Lenken kann man damit zwar nicht, aber es fiel mir kein anderer Begriff für die Haltegriffe ein. unsicher
von: derSammy

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 02.01.18 23:24

Das mit den konkreten Wattzahlen ist extrem schwierig. Auszurechnen, was bei welchem Gefälle und welcher konstanten Geschwindigkeit bei Masse X vernichtet werden muss, ist noch so halbwegs machbar. Aber es dürfte zahlenmäßig kaum zu fassen sein, welchen Einfluss Umgebungstemperatur und vor allem Fahttempo auf die Wärmeabfuhr der Bremse haben. Ohne eine solide Messreihe wird da wohl kaum was machbar sein.
von: Anonym

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 03.01.18 11:10

Solche Diskussionen und Zahlen gab es schon im Forum (www.sudibe.de). Mal das alte Zeug rausgekramt und für den Jaufenpass runter nach Sterzing (1150hm / 15km also 7,7%) aktualisiert:
- Tandem mit Kinderanhänger, 200kg, 25km/h, 36min: notwendige Dauerbremsleistung rechnerisch 1045W, davon Luftwiderstand 150W, Bremsen 895W.
- Tandem mit Kinderanhänger, 200kg, 50km/h, 18min: notwendige Dauerbremsleistung rechnerisch 2090W, davon Luftwiderstand 1200W, Bremsen 890W.
- MTB, 100kg, 25km/h, 36min: notwendige Dauerbremsleistung rechnerisch 522W, davon Luftwiderstand 90W, Bremsen 432W.
- MTB, 100kg, 50km/h, 18min: notwendige Dauerbremsleistung rechnerisch 1045W, davon Luftwiderstand 720W, Bremsen 325W.
Rollwiderstand ist jeweils vernachlässigt. Geschwindigkeit hilft beim Einzelrad (MTB) viel, die Bremsen zu entlasten und auch noch besser zu kühlen. Beim Tandem weniger und mit dem Kinderanhänger wird es gefährlich. Jetzt fehlt noch die andere Seite. Was kann eine Scheibe an Wärmeleistung (Konvektion + Strahlung) wegbringen? Bekannte Rechenverfahren der Altvorderen (laminare Strömung, Prandtl-Zahl, ..., VDI-Wärmeatlas, ...) liefern (200er-Scheibe, 15mm Reibring, 10°C Umgebung):
- Bei 25km/h: 300W (210°C), 470W (310°C), 640W (410°C)
- Bei 50km/h: 430W (210°C), 650W (310°C), 890W (410°C)
Wäre schön, wenn es Messwerte irgendwo gibt oder wenn anwesende Physiker mal in der Thermodynamik etwas suchen würden (ergibt vielleicht auch schöne Prüfungsaufgaben für Studenten grins). Elektroniker mit ihrer Kühlkörperberechnung ist auch ein Weg.
Fazit: danach müssen beim Tandem bei 25km/h zwei Scheiben durch Intervallbremsung (bzw. Bremsen vor Kehren, laufen lassen nach der Kehre) zwischen z.B. 400°C und 200°C (mittel ca. 300°C) gehalten werden, um die 895W weg zu bringen (Dauerbremsen auf 300°C dürfte fading-mäßig nicht zulässig sein, normaler Stahl hat bei 300°C bereits blaue Anlaßfarbe!). Für den Nothalt muss zumindest einmal hohe Bremskraft aufgebracht werden können und die ganze kinetische Energie in die zwei Scheiben gepumpt werden, was zusätzlich ca. 50K Temperaturhub nach oben bringt. Der Jaufenpass ist mit gemittelt 7.7% ein harmloser Straßenpass, mit dem MTB bin ich den etwa wie oben (50km/h) gefahren und mich dann unten gewundert, wie wenig belastet die Bremsen wirkten. Mit den obigen Zahlen ist mir das jetzt klar. Mit dem Tandem und Kinderanhänger wird es schon kniffliger.
von: chenenin

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 05.01.18 20:40

Werte Schreiberlinge, ich bin begeistert von den engagierten Beiträgen, das hätte ich mir nicht erhofft!

Wie gesagt, halte ich zusätzliche Felgenbremsen für die effizienteste Lösung (bzgl. Aufwand und Kosten), auch wenn die Lösung mit der Doppelscheiben die Bremskraft wohl am effektivsten ist. Das kann ja dann immer noch gemacht werden. Oder der Nachwuchs tritt bis dahin selbst in die Pedalen grins

Auf jeden Fall werde ich in dieser Diskussion immer wieder nachlesen, wenn ich mich erneut mit dem Thema beschäftigen werde, vielen Dank für all die Expertise!

Elternzeit steht im Sommer an, anschließend werde ich berichten zwinker

Beste Grüße,
Severin
von: derSammy

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 08.01.18 13:07

Noch ne physikalische Richtigstellung:

Die Bremskraft ist nicht das Problem. Das ist die Verzögerung von voller Fahrt auf Null, die du realisiert bekommst. Das sollte eigentlich immer ausreichend gut gehen, sofern deine Bremsen mindestens V-Bremsen sind.

Der Knackpunkt ist die Standfestigkeit der Bremse/Bremsanlage, sprich wie viel Bremsleistung die dauerhaft ab kann. Da geht es nicht um (starke) Verzögerung, sondern darum das Gefährt nicht zu schnell werden zu lassen.
von: snoopy-226k

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 14.01.18 16:53

... da können wir mitreden schmunzel

Wir haben aus den genannten Gründen eine Doppelscheibenbremse am Pino vorn montiert und haben damit 10.000km quer durch Europa zurückgelegt. Unser Abfluggewicht war in der Spitze 250kg (Tina, ich, Pino, Packtaschen, Anhänger, Futter, Trinken und Beladung). Geniale Verzögerung, vergleichbar mit dem Solorad, lange Passfahrten sind gut machbar. Nicht nur, dass man ab da endlich an die Tempogrenze des Luftwiderstandes fahren konnte... man kann dann auch zuverlässig und hart runterbremsen.

Lediglich an einem Pass haben wir (aus Angstgründen schmunzel ) mehrere Abkühlstopps eingelegt: Der Trollstigen lässt Tempolimitieren per Luftwiderstand nicht zu, da haben wir zur Sicherheit alle 3-4 Kehren einen kurzen Stopp zum Abkühlen der Bremsen gemacht.

Der Umbau kostet schon ein paar Euronen, ist aber für uns der totale Bringer. Meines Erachtens dürfte ein Pino ohne solche Bremsen nur im Flachland bewegt werden schmunzel
von: panta-rhei

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 14.01.18 18:01

In Antwort auf: snoopy_226k


Lediglich an einem Pass haben wir (aus Angstgründen schmunzel ) mehrere Abkühlstopps eingelegt: Der Trollstigen lässt Tempolimitieren per Luftwiderstand nicht zu, da haben wir zur Sicherheit alle 3-4 Kehren einen kurzen Stopp zum Abkühlen der Bremsen gemacht.


Hattet ihr denn da Fading? Vorne 2 203er und hinten eine normale 180er Scheibe, oder?
von: snoopy-226k

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 15.01.18 19:32

Nicht Fading.... Angst vor Fading schmunzel schmunzel Ich bremse Bergabstrecken am liebsten gar nicht bis der Luftwiderstand die Grenze setzt, ansonsten wechselnd hinten und vorne um die andere immer wieder etwas abkühlen zu lassen. Wenn ich merke dass die hintere Bremse in ihren Intervallen an ihre Grenzen kommt (Fading) dann nehme ich das Tempo mit der vorderen richtig raus... Auf gefährlichen Gefällstrecken bis in den Stillstand und zur Abkühlpause.

Die Scheiben sind vorne 180 und hinten 203 (glaube ich... müsste nachschauen).
von: Schnubu

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 27.01.18 12:30

Ich interessiere mich sehr für die Details der Doppelbremsanlage: Kosten, Machart, Aufwand, Teile und natürlich Bilder. grins
Habe zwar kein Pino, aber im Lastenradbereich die gleichen Probleme mit der Standfestigkeit der Bremsen.
Magst du uns teilhaben lassen? Danke vorab.
von: snoopy-226k

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 27.01.18 17:22

Hi Schnubu,

beim Pino ist ein bisschen ein Sonderfall dass man keine Doppelbrückengaben anbauen kann (mit einer Gabelbrücke über und einer unter dem "Baum" zum vorderen Tretlager), ich nehme aber an, dass das beim Lastenrad dasselbe ist.

Ich habe mir bei Steiner-Design aus zwei Gabelbeinen und zwei Gabelbrücken und einem Drehteil (ins Steuerlager) die Gabel bauen lassen. Dazu zwei Shimano XT Bremssättel, von denen einer "verkehrt herum" montiert ist. Die Steiner Gabelbeine sind nötig, damit Du auf jede Seite eine Bremse anbauen kannst, Bremssättel sind ja nicht für rechtsseitige Montage vorgesehen.

Ein Treckingbremshebel (hat wohl ein etwas höheres Pumpvolumen) versorgt die beiden Bremsen über ein T-Stück in der Bremsleitung (von Magura). Wichtig sind ordentliche (XT) Bremsschläuche, zuerst hatte ich da einen Tralala-Schlauch in der Hydraulik. Der hat dann anstelle der Bremsbacken nachgegeben und ich konnte den Bremshebel bis in den Anschlag drücken ohne tolle Bremsleistung.

Von SON gibt es einen Nabendynamo mit beidseitiger Scheibenaufnahme, den ich in das Pino-Vorderrad einspeichen lassen habe. Et voila: Fertiges System (wenn ich auf die Schnelle nichts vergessen habe).

Bilder und Text findest Du unter www.2RadReise.de/doppelscheibenbremse-am-pino/

Was man noch nachtragen muss ist, dass die Einstellung der Bremse für quitsch- und bremsfreies Rollen manchmal schon etwas fummelige Feinarbeit war, das hat vor allem bei eher abgefahrenen Bremsbelägen schon manchmal genervt.

Ich habe ~1000€ hingeblättert, was ich für ein Tandem, das Berge fahren soll jederzeit als Grundvoraussetzung wieder machen würde. Am besten kontaktierst Du vielleicht Steiner selber, der ist für spezielle Lösungen und so einen Umbau recht pfiffig.
von: Schnubu

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 28.01.18 12:58

Krasses Teil, die Gabel... lach
Danke für die ausführliche Beschreibung. Gut finde ich die Modularität der Steiner-Gabel. Sicher eine Überlegung wert, auch für Lastenräder.
von: MatthiasM

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 28.01.18 23:15

Eine Doppelbrückengabel sollte eigentlich bei jedem Fahrrad gehen, wo das Steuerrohr das vorderste Teil des Rahmens ist und nicht wie beim Pino oder anderen Liegern ein zentrales Rahmenrohr durchstößt, das noch weiter nach vorn rausgeht zumn Tretlagerausleger o.ä.). Mir fällt da spontan kein einspuriges Lastenfahrradkonstrukt ein, bei dem das so der Fall wäre. Doppelbrücke verhindert natürlich bei JEDEM Rahmen, daß man die Gabel 360° durchdrehen kann, aber die üblichen (siehe Downhill etc.) sollten, dank Offset der Gabelrohre, wohl 70..80° links und rechts erlauben, vorm Steuerrohr ist ja nix, wo es anschlägt.
von: MatthiasM

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 29.01.18 00:40

... und ich nehm das sofort zurück, nachdem ich mir gerade Bilder vom Bullit angeschaut habe, bei dem und ähnlich gestalteten Rahmen geht's nicht, weil da der Rahmen mit zwei Holmen von links und rechts zum Steuerrohr hochkommt. Beim klassischen Bakfiets würde es noch gehen.
von: DerWilde

Re: Bremsenlösung für Radanhänger auf Reisen? - 16.02.18 07:17

Hallo chenenin,
... habe diesbezüglich auch mal gebastelt. Bei mir im Kinderanhänger fährt ein Hund mit. Auch in und durch die Alpen. Wer war da wohl der Schnellere... berauf?
Gebastelt habe ich eine Felgenbremse für beide Räder (Zange wie bei Rennrädern, Seilzug).
Die Wirkung war bescheiden. Große Käfte am Bremshebel waren aufzubringen, die Bremswirkung aber gering. Zu hoch wohl die Reibungverluste in den Seilzügen, zu gering der Wirkungsgrad der Felgenbremsen. Die Seilzüge waren an der Anhängerkupplung zu trennen, ein zusätzlicher Bremshebel am Lenker montiert. Alles wieder demontiert. Das Zug-Rad mit wirkungsvollen Bremsen muß es bringen ...
Hatte auch nach passenden Trommelbremsen (20 Zoll-Räder) etc. gesucht. Nichts gefunden. Scheibe geht ja nur bei passenden Naben und entsprechender Befestigung am Anhänger. Die konnte ich nicht herstellen...
Gruß Der Wilde