Re: Radfahren seit der Jugend ?

von: Nordlandfahrer

Re: Radfahren seit der Jugend ? - 07.03.07 16:19

Meine Radreisegeschichte (die ersten Rollversuche, den Alltagsgebrauch und das sportliche Radfahren lasse ich einmal weg) hört sich so an ...

Die erste Tour mit Übernachtung habe ich als 13-jähriger unternommen. Damals ging es von Gelsenkirchen nach Nottuln (im Münsterland) und wieder zurück - zusammen mit einem Schulfreund. Flucht vor der familiären Wochenendroutine (Spaziergänge durch gepflegte Parkanlagen etc.) und eine gute Portion Fernweh (wo immer die herkam) waren wohl die Hauptmotive.

Schon bald folgten weitere Mehrtagestouren: ins Sauerland, zur Mosel, nach Holland, Belgien, Luxemburg - immer zu zweit. Und dann 1984 (da war ich dann schon 17) die erste große Urlaubsreise: zusammen mit 8 (!) weiteren Jungs bin ich drei Wochen lang durch Irland gefahren. Obwohl das ein großartiges Erlebnis war (nicht zuletzt, weil ein Guiness in der Gruppe nochmal besser schmeckt), sollte das Radfahren im Tross eher die Ausnahme bleiben.

Die nächste große Tour ging - wieder zu zweit - nach Island. Auf einem schweren Herkules-Rad mit Torpedo 3-Gang-Nabenschaltung, die Packtaschen noch nicht wasserdicht, der Gepäckträger hoffnungslos überladen. Mitten im Hochland (auf der Kjölur) ist meinem Freund der Lenker abgebrochen, wir sind in einen (Lava-)Sandsturm hineingeraten, haben die Räder an einem Tag durch 18 Gletscherläufe getragen ... und sind doch durchgekommen.

Damit war meine Sehnsucht nach Nordeuropa entflammt (daher übrigens der Nick "Nordlandfahrer"). Die nächsten Touren gingen nach Norwegen, Schottland, Schweden und Finnland und (als Kontrastprogramm, um mich immer wieder mal zu vergewissern, dass meine eigentliche Liebe doch dem Norden gilt) auch nach Ungarn, Rumänien und Griechenland.

Den Schritt über die Grenzen Europas hinaus habe ich (nicht zuletzt aus Kostengründen, die Niedrigflugpreise gibt es ja noch nicht so lange) leider erst relativ spät gewagt: 2004 war ich fünf Wochen lang in Madagaskar unterwegs, 2005 dann im Westen Kanadas. Zur Zeit schwebt mir vor, von Jahr zu Jahr zwischen einer Tour innerhalb und außerhalb Europas zu wechseln. Ideen und Pläne habe ich auf jeden Fall noch genug.

Wenn ich auf diese - mittlerweile 26-jährige (!) - Geschichte als Radreisender zurückblicke, dann gibt es trotz aller Veränderungen (vor allem hinsichtlich der Ausrüstung und des Geldbeutels) doch etliche Dinge, die gleich geblieben sind. Dazu zählt vor allem das Ursprungsmotiv "Raus aus dem kleinbürgerlichen Leben und rein in die große weite Welt". Aber auch Dinge wie die Unmittelbarkeit des Erlebens (von Landschaft und Begegnungen), ein gewisser sportlicher Ehrgeiz (allerdings niemals als Hauptmotiv) und auch das Erzählen und Bilderzeigen nach der Tour ziehen sich wie ein roter Faden durch meine gesamte Radreisegeschichte.

Sofern es meine Gesundheit zulässt, werde ich wohl noch als 80-jähriger mit dem Rad auf Reise gehen. - Soviel mal von mir.

Gereon