Re: Alu kontra Stahl

von: Anonym

Re: Alu kontra Stahl - 17.10.01 06:42

Nein ich fahre nicht unterirdisch nur leidet bei solchen Diskussionen etwas die Verhältnismässigkeit. Ein Rennrad wiegt rund 10 kg, ein dazupassender Alurahmen rund 2 kg und wer spricht von den restlichen 8 kg? Felgen, Nabengehäuse, Vorbaut und Lenker, Kurbeln und Pedalgehäuse, Bremsen sowie Brems- und Schaltgriffen, Sattelstützen? Niemand, aus dem einfachen Grund, weil es hier plötzlich nicht mehr um die Umwelt sondern nur noch um die Frage "Radfahren oder nicht" (vielleicht noch mit einem Fahrrad Marke "Phoenix" aus China) geht!

Also verlassen wir doch die etwas sektiererische und lehrerhafte Oekodiskussion. Stahlrahmen werden auch nicht oekologisch unbedenklich hergestellt und die Gewinnung der Zusatzstoffe wie Chrom, Molybdän und ähnlichen feinen Sachen erfolgt auch nicht unter dem Bio-Label.

Übrigens kann man in diesem Zusammenhang auch gerade noch mit der Mär "Einen Stahlrahmen kann man beim nächsten Dorfschmied reparieren lassen" aufhören. Dies mag noch für Rahmen gelten wo man sich bei der Herstellung entscheiden musste ob man aus den Rohren Wasserleitungen oder Fahrrahmen herstellen will. Stahlrahmen werden übrigens meistens hartgelötet und nicht geschweisst und wenn dann der Autoschlosser in der Prärie mit seinem Schweissgerät antanzt und versucht eine Bruchstelle zu schweissen wird er mit grossen Augen zuschauen können wie die Löcher in den Rohren immer grösser werden. Auch ich habe mir einmal den Spass eines solchen Super-Stahlrahmen nach Mass gleistet. Die zu jener Zeit modernen Columbus SLX-Rohre vertrugen aber irgendetwas um die 450 Grad und kein bisschen mehr, eine "Sollbruchstelle" beim Tretlagergehäuse war die Konsequenz für die Tatsache dass der Meister "Rahmenbauer" vielleicht etwas farbenblind war und "hellkirschrot" nicht von "dunkelrot" unterscheiden konnte und bei dieser Lötstelle das Rohr ausgekohlt ist. Geschweisste Stahlrahmen müssen meist Schutzgas-geschweisst (wegen der Legierung)werden und ich zweifle, ob irgendwo in den Anden oder in Nepal jemand über so eine Anlage verfügt. Leider treffen Pannen immer dort ein wo es gerade am ungünstigsten ist (unter hoher Belastung und fern ab jeglicher Zivilisation).

Moderne Alurahmen sind industriell gefertigte Massenware meist aus Taiwan oder den USA, das tönt zwar wenig individuell und unsympathisch, hat aber den Vorteil, dass diese Produkte in der Regel weniger schadenanfällig sind als solche aus individueller Fabrikation oder hat jemand das Gefühl, ein Rolls hätte weniger Pannen als ein Toyota?

Nochmals, der Umweltaspekt kann in diesem Fall vermutlich ausser Acht gelassen werden, ausser man trinkt nach der Ausfahrt Cola aus der Büchse, fliegt mit dem Rad um die halbe Welt um Oekoferien in Costa Rica zu verbringen oder benutzt jeweils das Auto für die 5 Kilometer Anfahrt zum nächsten Wald um dann dort mit dem Mountie wieder einmal so richtig das Wild zu erschrecken.
Und hier noch die ultimative Rechnungsaufgabe für Oekofreaks:
Ein Alurahmen der 2 Kilogramm wiegt (und nach 10 Jahren fachgerecht entsorgt wird) fällt somit mit 200 Gramm pro Jahr in der Oekobilanz zu Buche. Macht wieviel Dosen Bier in der Woche?