Klassisch werden hydraulische Scheibenbremsen ja mit dem System aus Pin (=Verbindungseinsatz), Olive (=Quetschdichtung) und Sicherungsmutter (=Verbindungsschraube) montiert ( hier z.B. auf Seite 75/76) zu sehen.

Mir geht es hier um das neuerdings ebenso verwendete "einfache Leitungsanschlusssystem" (Bezeichnung "J-Kit" bei Shimano). Bei der Leitung, die man hier anschließt, muss man weder einen Einsatz einschlagen, noch eine Quetschhülse verwenden. Die Montage geht aus der verlinkten Anleitung klar hervor.
Viele hydraulische STI kommen mit einem Hydraulikleitungsstummel, an dessen Ende eine Verdickung sitzt (sieht bischen aus wie ein In-line-Zugeinsteller), wo man dann mittels "einfachem Leitungsanschluss" die Leitung vom Bremssattel montiert. Den Stummel kann man ausbauen und ganz klassisch direkt am STI selbst die Leitung mit Pin&Olive montieren.

Mir geht es aber konkret um die Vorteile des "einfachen Anschlusssystems":
(1) Die Montage mit dem "einfachen System" ist etwas einfacher, aber offensichtlich auch minimal schwerer und vor allem optisch jetzt auch weniger chic. Hab ich weitere Vorteile übersehen, außer Pin&Olive einzusparen?
(2) Kann man an dieser Stelle die Leitung wieder trennen und erneut zusammenfügen? Oder braucht es nach Remontage dann doch Pin&Olive, damit es dicht wird?
(3) Nutzt jemand diese Stelle um das Hydrauliksystem regelmäßig zu trennen? Konkret baue ich gerade ein Ritchey-Breakaway auf (Rad mit teilbarem Rahmen) und da wäre es durchaus sinnvoll, das System bei Bedarf an dieser Stelle für den Transport im Koffer zu trennen. Ob das aber wirklich an der Stelle dann dicht bleibt und vor allem die Re-Montage ohne Entlüftung möglich ist, da hab ich so meine Zweifel? Hat das schon mal jemand probiert?

wenn ich das richtig verstehe, sind die Fittings bei der anderen Variante fest verpresst und die Leitungslänge lässt sich nicht ändern. bzw. muss dann abgeschnitten werden und doch wieder mit Olive verpresst werden... aber so richtig werde ich aus der Anleitung nicht schlau.

Das Video zeigt es.
Nach der Montage lässt es sich wohl nicht mehr verlustfrei öffnen.

Danke für das Video, danach und nach dem Selbstversuch heute bin ich jetzt schlauer.

Diese J-Kit-Sache entspricht anscheinend 1:1 der klassischen Pin-Oliven-Sicherungsmutter-Konstruktion. Das ganze funktioniert wie folgt:

(1) An dem bremszangenseitigen Ende der Leitung ist der Pin bereits eingeschlagen. Die Öffnung ist irgendwie weißlich versiegelt, das scheint mir aber nur temporär, dieser Abschluss reißt anscheinend in Benutzung dann durch, verhindert nur während der Auslieferung/Verkauf, dass das Öl aus der Leitung kommt.

(2) Bremshebelseitig wurde schon die Olive in das Gewindeloch gesteckt und wird durch die Sicherungsschraube in Position gehalten.

(3) Man steckt das Leitungsende mit dem Pin vornweg in die Sicherungsschraube, die Leitung kriecht dahinter durch die Olive und wenn man anschließend die Mutter anzieht, erhält man die ganz klassische gewohnte Verpressung von Pin, Olive, Leitungsende, gehalten von der Sicherungsschraube.

Damit dürfte klar sein: Regelmäßige servicefreie Trennung ist an dieser Stelle nicht möglich. Bei der Neuverbindung an dieser Stelle (oder auch Kabelkürzung) braucht es neuen Pin und neue Olive. Australisches Erklärvideo dazu.


Noch nicht ganz auf diesem Erkenntnisstand habe ich heute das Leitungsende von der Bremszange gekürzt und ohne einen Pin einzuschlagen in das J-Kit-Ende gesteckt und verpresst. Ich hab mich gewundert, warum beim Test etwas Öl austrat und einfach noch etwas satter vestgeschraubt. Machte dann den Eindruck trocken zu sein, aber das ist wohl keine dauerhafte Lösung, die ich da gebaut habe. Werde dies also wohl oder übel noch mal auftrennen müssen.

Was ich so mitnehme:
(1) Vorteil des J-Kits dürfte vor allem die etwas einfacherer Leitungslängenermittlung sein. Der STI wird montiert, die Leitung von der Bremszange womöglich durch den Rahmen gefädelt und im Bereich des Vorbaus längt man dann ab.
(2) Zweiter Vorteil ist , dass man etwas leichter S-Kurven in die Leitung bekommt. In der Regel ist diese ja recht starr, krümmt sich wenn dann nur in eine kreisartige Richtung (sprich Krümmung nur in einer Ebene). S-Kurven oder "verdrehte" S-Kurven sind kaum möglich. Mit dem J-Kit bekommt man sowas unter Umständen leichter hin, wenn man diesen genau an den Krümmungsbogenänderungspunkt platziert.
(3) Faktisch bietet diese "Lösung" keinen echten dauerhaften Mehrwert. Sie ist schwerer, eine weitere mögliche Stelle für Undichtigkeiten, sieht weniger "aufgeräumt" aus und wenn man wie ich das Einschlagen des Pins nach Leitungskürzung (die ja quasi immer fällig ist) vergisst, dann ist es obendrein noch ne potentielle Quelle zur Fehlanwendung. Einzig bei der Erstinstallation kann man paar Minuten sparen, weil man etwas flexibler bei der Leitungsverlegung ist und eventuell das Neubefüllen der Bremse spart.

Habe bisher auch kein einfaches Trennsystem für die (statische) Fahrradhydraulik gefunden, das ohne Entlüften funktioniert. Für drehende Teile (Gelenk?) ist vielleicht der Trixer von Trickstuff eine Lösung. Aber sonst nichts kleines und leichtes bisher entdeckt. Ein Weg ist, die Leitungsverlegung so zu machen, dass der Bremsgriff leicht vom Lenker abmontiert werden kann. Also die Trennstelle nicht in die Hydraulik legen, sondern an die Griffschelle (muss dann komplett zu öffnen sein, nicht nur eine Klemmschraube) und da eventuell die Technik mit Schnellspannern, Flügelmuttern oder was auch immer, aufrüsten.
Die ganzen Fahrzeughydrauliken (Bagger, Schlepper, ...) haben Hydraulikpumpen, die das Öl incl. Luft mit einem Tank umwälzen und damit sich selbst entlüften. Da geht das mit Hydraulikschnellkupplungen einfach.

Formula hat das schon eine Weile, an einer meiner Räder habe ich an der Cura am Bremssattel . Nennt sich Speedlock