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#1331737 - 13.04.18 14:30 Philippinen 2017/18 (4. und letzter Teil)
Rolly54
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 351
Unterwegs in Deutschland

Dauer:4 Monate, 16 Tage
Zeitraum:23.10.2017 bis 7.3.2018
Entfernung:6000 Kilometer
Bereiste Länder:phPhilippinen
Externe URL:http://cycledelic.wordpress.com

Philippinen 4 (Februar 2018)



Wieder mal am Ende…

…der Welt. Wo ist das Ende der Welt eigentlich? Natürlich ist das nur eine Redensart. Und herablassend dazu. Und eurozentristisch. In Zeiten der Globalisierung sowieso überholt. Was wir als Ende der Welt empfinden, ist für die Menschen, die dort leben, der Mittelpunkt ihrer Welt.
Trotzdem: Schon manches Mal glaubten wir, am Ende der Welt angekommen zu sein. Aber es ging noch weiter: nach Samar.


Diese viertgrößte und östlichste Insel der Philippinen ist an Abgeschiedenheit kaum zu übertreffen. Während man fast überall andere Inseln in Sichtweite hat, blickt man auf der Ostseite von Samar auf den endlosen pazifischen Ozean. Wollten wir ostwärts die Welt umschnorcheln, träfen wir erst nach 16 000 km wieder auf Land, ungefähr in Panama…

Im Süden und Osten der Insel herrscht eine „Land’s End“ – Atmosphäre. Vielleicht auch, weil die Küsten so schutzlos den Naturgewalten ausgeliefert sind.
Pazifik – von wegen friedlich! Hier brauen sich jedes Jahr etwa 30 Taifune zusammen, die in Richtung Asien steuern.
Die schlimmste Katastrophe ereignete sich im November 2013, als der Taifun Yolanda bzw. Haiyan mit einer Spitzengeschwindigkeit von mehr als 300 Stundenkilometern über Nacht ganze Landstriche verwüstete, Städte und Dörfer dem Erdboden gleich machte, über 6000 Menschen tötete und 4 Millionen obdachlos machte.
Über vier Jahre später sieht man an vielen Orten immer noch die Spuren: Ruinen, umgestürzte Hütten, geköpfte Kokospalmen… Aber das Leben geht weiter. Vieles wurde schon neu gebaut, manches wieder zurechtgezimmert. Doch es gibt auch Häuser, die völlig unbewohnbar aussehen, und trotzdem wohnen Menschen drin. Von internationalen Hilfsorganisationen wurden neue Dörfer mit stabilen Reihenhäusern gebaut – aber viele davon stehen komplett leer oder sind niemals fertig geworden. Da ist irgendwas falsch gelaufen.







Nach Samar kommen nicht viele Besucher. Wir fallen noch mehr auf. Oft ruft man uns “ Hey! Joe!“ hinterher, oder „Americano!“. Viele Leute scheinen noch ärmer als anderswo zu sein. Die gesamte Infrastruktur wirkt ziemlich rückständig. Weite Teile des Inselinnern sind unbewohntes, bewaldetes Hügelland. Ein Wunder, dass es überhaupt so gute Straßen gibt. Man rollt unbehelligt von Verkehr durch schöne Landschaften und an tollen Küstenabschnitten entlang. Allerdings sind die Entfernungen zwischen den wenigen Übernachtungsgelegenheiten oft groß.

Die Dörfer am Straßenrand sind noch armseliger. Manche Hütten sind wenig mehr als ein Unterschlupf aus Brettern, Plastikplanen und einem Dach aus Palmblättern. Ganze Familien hocken am Straßenrand und klopfen Steine für die Befestigungsmauern, die Straßen und Siedlungen vor den häufigen Erdrutschen schützen sollen.









Dann sieht man plötzlich hunderte Motorräder und Tricycles am Straßenrand stehen, und aus einem großen Holzpavillion, einer Art Arena, schallt hitziges, vielstimmiges Geschrei. Ein Hahnenkampf nähert sich dem Höhepunkt! Ein kollektiver Wahnsinn ist das, an dem die Männer sich hierzulande berauschen und abreagieren, wie anderwo an Stierkampf, Boxen oder Fußball. Der natürliche Trieb der Hähne, ihre Rivalen zu bekämpfen, wird zur Belustigung, Unterhaltung und zum Geldgewinnen ausgenutzt, denn natürlich werden Wetten abgeschlossen. Den Tieren werden scharfe Klingen am Bein befestigt – der Verlierer bezahlt mit dem Leben und landet abends auf dem Grill…







Das Wetter auf Samar, im Osten der Philippinen, ist noch tückischer als anderswo. Es regnet oft. Entweder ganze Tage lang oder urplötzlich in kurzen, heftigen Schauern. An manchen Tagen ist es so, als wolle man eine Tageskarte in der Therme so richtig ausnutzen: abwechselnd Duschen, Sauna, Dampfbad und Solarium, bis zum Abwinken, und gleichzeitig Fitnesstraining auf dem Hometrainer. Nur der Ruheraum fehlt…
An einem Tag gerieten wir in die Ausläufer eines „kleinen“ Taifuns. Es schüttete zwei Tage fast pausenlos, und ein paar ordentliche Sturmböen fegten über die Insel. Für uns bedeutete das nur einen Tag Zwangspause im Hotel; für die Menschen hier gehört sowas zum Alltag. Das Ergebnis sahen wir am nächsten Tag: abgerutschte Hänge, überschwemmte Flüsse, abgeknickte Bäume und Menschen, die mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren.

Der Tourismus ist in den ersten zaghaften Anfängen und erleidet durch die Zerstörungen aufgrund von Naturkatastrophen immer wieder Rückschläge. An der Pazifikseite gibt es gute Spots für Wellenreiter, und das Inselinnere ist ein wahres Eldorado für Höhlenfans. Außerdem gibt es verschiedene schöne Wasserfälle. Aber es ist ein ziemlicher Aufwand, diese Attraktionen zu erreichen, verbunden mit viel zu komplizierten bürokratischen Genehmigungsprozeduren und verschiedenen Gebühren, z.B. für Transport, Eintritt, Umweltgebühr, Ausrüstung und Führer. Als bei unserem ersten Versuch, uns im Tourist Office über einen Besuch der bekannten Höhle im Sohoton-Nationalpark zu informieren, in der Auflistung der verschiedenen Posten noch eine Gebühr von 200 Peso für einen Gitarristen stand, wurden wir stutzig und ließen das Ganze sein.
Unser zweiter Höhlenversuch war auch mit einigen Anstrengungen verbunden, aber dann ein tolles Erlebnis. Wir sahen einen kleinen Teil eines unterirdischen Labyrinths von unvorstellbaren Ausmaßen. Alles noch kaum erschlossen, ohne Leitern, Geländer, kitschig-bunte Scheinwerfer und musikalische Untermalung, sondern ganz naturbelassen, steil, glitschig, schlammig und in vollkommener Finsternis. (Mehr dazu unter „Stories“)

Eine letzte Überfahrt, die letzte von insgesamt 24 Bootsfahrten, bringt uns zurück nach Luzon. Allmählich kommen wir zurück in die „Zivilisation“: es gibt Städte mit viel Verkehr, modernen Einkaufszentren, Fastfood-Restaurants und dem entsprechenden Klientel, der wohlhabenden Mittelschicht. Zwischendurch, auf dem Land, ist es aber wie überall: Bambushütten, Kokospalmen, Reisfelder…
Nachdem wir den „Taifungürtel“ nun hinter uns gelassen haben, bewegen wir uns weiterhin auf unsicherem Terrain, dem „Pazifischen Feuerring“ mit einer ganzen Reihe von Vulkanen. Schon von der Fähre aus sahen wir in der Ferne die gewaltige Kulisse des Mount Bulusan aufragen. Seit Mitte Januar schon war ein anderer Vulkan, der Mayon (2462 m) in den Schlagzeilen. Es kam zu kleineren Eruptionen, Lavaströmen und Ascheregen. Vorsichtshalber waren die Menschen im Umkreis von 8 km evakuiert worden. Uns hatte das etwas beunruhigt, wussten wir doch, dass unser Weg in wenigen Kilometern Entfernung an diesem Vulkan vorbei führte. Inzwischen hat sich die Lage aber etwas beruhigt, ein richtig großer Ausbruch blieb bisher aus. Die Anwohner dürfen tagsüber zurück, um ihre Felder und ihr Vieh zu versorgen. In der 10 km entfernten Stadt Legaspi herrscht ein quirliges, normales Treiben, und niemand scheint sich Sorgen zu machen, obwohl man die Hänge mit den qualmenden Lavaströmen und den rauchenden Schlot ständig im Blick hat.



Auf Nebenstraßen fahren wir durch Südluzon, bis wir in der Stadt Naga einen Nachtbus nach Manila nehmen. Die letzten 400 km verkehrsreiche Straßen, verstopfte Vorstädte und die Staus in Manila ersparen wir uns. Wegen dem chaotischen Verkehr fahren die Busse vorzugsweise nachts. Nach der langen Zeit des selbstbestimmten Radelns fällt es schwer, sich fremden Fahrkünsten zu überlassen. Ankunft in Manila um 3.00 Uhr morgens, Warten auf die Morgendämmerung, um vor dem einsetzenden Berufsverkehr durch die Stadt zum Hotel zu kommen …
Der Kreis schließt sich.





Wieder mal sind wir am Ende – einer Reise angelangt.
Nach vier Monaten auf den Philippinen dürfen wir anmerken, auch manches Mal am Ende unserer Kräfte, unserer Anstrengungsbereitschaft und Aufnahmefähigkeit angelangt zu sein.

Fotografisch war unser Motto der letzten Wochen (für hiesige Begriffe) Alltägliches festzuhalten.

Während dieser ganzen Reise sind wir nur zwei ausländischen Radfahrern begegnet! Der erste war Leo aus der Schweiz, der uns auf Bohol einholte, als wir schon gar nicht mehr an die Möglichkeit einer Begegnung von Gleichgesinnten dachten. Diesem außergewöhnlichen Mensch sei unter "Stories" ein kurzes Portrait gewidmet. Den anderen, Tobias aus Duisburg, trafen wir kurz danach, er ist seit längerem auf dem Weg von Deutschland nach Australien, mit open end…

Wir bedanken uns bei euch Lesern für euer Interesse und bei all den Filipinos am Wegesrand für ihr strahlendes Lächeln!

Zum Schluss einige Zahlen:
Gesamtkilometer 6160, Gesamttage 141, davon Fahrtage 80, macht 77km/Tag
Gesamthöhenmeter ca 50.000, macht 800 Hm/100km (was selbst im Vergleich mit Südamerika nicht wenig ist. So bergig hatten wir uns die Inseln nicht vorgestellt.)





















































Karte auf googlemaps

Hier gehts zum Teil 1

Da gehts zum Teil 2

und dort zum Teil 3

Wer GPXs haben möchte, kann uns gern kontaktieren.
Demnächst gibts noch den Bericht des "Zwischenaufenthaltes" in Taiwan.

Und abschließend seien unsere kleinen "Geschichten von unterwegs" empfohlen, alle explizit von Mecki geschrieben (irgendwas "Geistiges" muss man ja auch am Abend machen).




Geändert von Rolly54 (13.04.18 14:40)
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Alle Beiträge zum Thema
Betreff von verfasst am
Philippinen 2017/18 (4. und letzter Teil) Rolly54 13.04.18 14:30
Re: Philippinen 2017/18 (4. und letzter Teil) uwee 13.04.18 21:01
Re: Philippinen 2017/18 (4. und letzter Teil) Mooney 14.04.18 13:11
www.bikefreaks.de