Re: Kleine Kaukasustour - Tipps

von: natash

Re: Kleine Kaukasustour - Tipps - 27.06.18 14:20

Alles in allem hat es mir gut gefallen.
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, oft auf kleinstem Raum und viele Menschen sind sehr hilfsbereit, wenn es auch, wie überall, auch echte Stoffel gibt.
Darüber hinaus gibt es vor allem in Armenien viele Orte, aber nicht nur da, die sich als Drehort für einen Endzeitfilm a la Mad Max oder Blade Runner extrem gut machen würden.
Anstrengend war das Wetter, das entweder vorgewittrig heiß oder sehr große Regenmengen und auch Hagelschauer bereit hielt. Vor allem in Ecken, wo es weit und breit keine Unterstellmöglichkeit gibt, war das suboptimal. Auch das Fahren von unbefestigten Strecken wurde so zur rechten Herausforderung, stellenweise war es noch nicht mal möglich das Rad zu schieben. Auch das technische Material litt erheblich, es erwies sich als unschätzbarar Vorteil eine ungerastete Schaltung am Rad zu haben.
Ebenfalls anstrengend war zuweilen der Exotenstatus, der uns in vielen Ecken zur absoluten Dorfattraktion gemacht hat, der volle Aufmerksamkeit gezollt wurde.
Da waren touristische Ecken, wie Svanetien durchaus auch erholsam, wenn ich selbst den Auflauf des internationalen Traveller- und Backpackerjetsets dort auch befremdlich fand. Das ist einfach so gar nicht meine Welt. Auch empfand ich Ecken, die eine eher russisch- exsovjetische Prägung haben, als angenehme Abwechslung.
Mein eher dürftiges Russisch ist bei längeren Diskussionen, die oft auch sehr politisch geprägt waren, definitiv an seine Grenzen gestoßen. Es hat jedoch ausgereicht um zu bezweifeln, dass der Kaukasusregion in nächster Zukunft stabile politische und friedliche Zukunftsperspektiven vergönnt sein werden. Zu tief und unversöhnlich scheinen mir die gerissenen Gräben zwischen den einzelnen Volksgruppen zu sein. Aber vielleicht irre ich da auch, was sehr zu hoffen ist.
Die begrenzte Strassenauswahl macht es zusammen mit den Pistenzuständen und dem Verkehrsaufkommen auf den Hauptstrecken zudem nicht einfach eine sinnvolle und schöne Rundtour zu fahren. Der Nachtzug ab Zugdidi war da eine gute und problemlose Lösung.
Besonders gut haben mir übrigens schwach frequentierte Passtrecken wie etwa die nach Bakuriani und Borjomi sowie die von Abustami nach Sairme, sowie die kargen Strecken an der Grenze zu Aserbaidjan gefallen.
Ich kann mir auch auch vorstellen, dass es auch reizvoll gewesen sein könnte auf Svanetien ganz zu verzichten und stattdessen Tuschetien genauer unter die Räder zu nehmen. Dazu hat unsere Zeit aber nicht mehr gelangt, wer mehr davon hat oder gerne Bus fährt, ist da sicherlich anders aufgetellt.
Alles in allem ist es jedoch einer eher problemlose und vielfältige Reiseregion mit doch einigen Möglichkeiten.
Gruß
Nat