Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan

von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 16:58

Die Nachrichtenquellen sind natürlich mit Vorsicht zu geniessen.
Momentan weiss man nur, dass 4 Radfahrer getötet wurden und dass es relativ sicher ein absichtlicher Anschlag war (Überfahren mit Auto und Messerstiche). Wer dahinter steckt, ob die echten Täter festgenommen wurden und die richtigen Verdächtigen schon vorsorglich erschossen wurden, das ist mit hoher Unsicherheit behaftet. Genauso schwer ist es einen Überblick zu haben, über Vorfälle in der Vergangenheit, die Touristen betrafen oder die auf mögliche islamistische Tendenzen hinweisen würden.
Es dürfte mit diesem schrecklichen Vorfall aber nun wieder stärker im Bewusstsein sein, dass die Region mit gewissen Risiken behaftet ist.
Bei meiner ersten Fahrt in den Pamir wurde mir die Weiterfahrt nach 20 km durch Militär verwehrt, da auf der Nordroute wohl Schiessereien waren. An der afghanischen Grenze hatte ich ein unangenehmes Erlebnis mit Soldaten, was aber harmlos war, gleichzeitig hörte ich Gerüchte von einer Vergewaltigung einer Radfahrerin durch Soldaten. Im Jahr darauf ging die Nordroute, dafür bekamen wir mit, dass in der Nacht nach unserem Rückflug mehr als ein Dutzend Extremisten (zumindest laut Nachrichten) mitten in Dushanbe aus dem Gefängnis geflüchtet sind (inkl. mehrer Toter). Im Anschluss gab es monatelang Militäreinsätze mit einigen Toten in einem Seitental des Garmtals. Beim dritten Aufenthalt wurde in Khorog von anderen Radlern von Übergriffen eines Einheimischen am Pamir (am ersten hohen Pass zwischen Khorog und Alichur) erzählt, der wohl mit einem Messer in der Hand versucht hat Radfahrer auszurauben (muss ein absoluter Einzelfall gewesen sein). Bei unserem letzten Aufenthalt (5 Jahre nach dem ersten Aufenthalt) war uns aufgefallen, dass die Religion doch eine grössere Rolle spielt, aber eventuell ist das vorher einfach nicht so aufgefallen. Unser Taxifahrer mit langem Bart, hielt sich an den Ramadan und man hörte die ganze Zeit religiöse Musik. Wir waren froh als wir endlich im Vanchtal waren. An sich hätte ich aktuell vor allem die Grenze zu Afghanistan als kritischer eingeschätzt, da sich die Sicherheitslage in Afghanistan eher verschlechtert und nach meiner Erinnerung in den Nachrichten auch von Anschlägen (Entführung) auf Strassenarbeiter auf der tadschikischen Seiten die Rede war. Ich wäre aber auch im Süden von Kirgistan (Ferganatal) vorsichtiger, da dort die Religion nach meinem Wissensstand eine grössere Rolle spielt.
Auf der anderen Seite ist der Pamir wirklich wunderschön und die Gastfreundschaft wohl immer noch unglaublich, weshalb wir uns auch relativ sicher gefühlt haben.