Re: Schlachtfelder um Verdun mit dem Fahrrad?

von: natash

Re: Schlachtfelder um Verdun mit dem Fahrrad? - 25.09.18 18:29

In Zusammenhang mit den Weltkriegen und ähnlichen Katastrophen unserer Geschichte ist ein sensibeler Umgang mit dem Thema unumgänglich.
Ob und wie jemand Zugang zum Thema bekommt ist individuell sehr unterschiedlich und Schulklassen an solche Orte zu bringen halte ich nicht grundsätzlich für absolut empfehlenswert aber ebensowenig verkehrt.

Schuldzuweisungen an die Nachfahren der damaligen Protagonisten halte ich jedoch für ebenso unangebracht wie die Verherrlichung vom Militarismus. Die Quintessenz eines solchen Besuches sollte ein Interesse an der Geschichte und den Zusammenhängen wecken und keine Alpträume entfachen.
Geschichte hat auch immer Einfluß auf Gegenwart und Zukunft. Dafür braucht man keine Schocktheraphie und auch kein moralisches Gefasel sondern eher Geschichte zum " Anfassen". Da könnten irgendwelche Kriegsstätten durchaus als Anschauung herhalten,müssen aber nicht unbedingt.
Mich selbst haben im Zusammenhang mit dem 1. WK vor allem zwei Dinge beeindruckt:Die Lektüre von " Im Westen nichts Neues",dem Klassiker der Antikriegsliteratur (da war ich 15) und der Besuch des Pasubio (mit 13 Jahren) mit seinen Stellungstunneln in denen bis heute,Stacheldraht,Konservendosen und Schuhsohlen der (überwiegend elend verreckten)Soldaten zu finden sind.
Den Hartmannsweilerkopf habe ich später besucht und mich hat die bombastische Architektur der Gedenkstätte eher abgestossen. Die hier durchgeschleusten französischen und deutschen Jugendlichen schienen mir eher gelangweilt.
Das Meer der Kreuze auf den Friedhöfen spricht hingegen eine eigene Sprache.Ganz tonlos.
Da aber die Landschaft drumherum zum Anradeln recht hübsch ist,habt Ihr da vielleicht ein gutes Gegenprogramm zur Schwere der Besichtigungen.
Ich selbst habe übrigens keine Schuldgefühle davongetragen,obwohl meine illustren Vorfahren an verschiedenen Verwerfungen des letzten Jahrhunderts auf durchaus auch verschiedenen Seiten Teil hatten. Für seine Mischpoke kann aber ohnehin niemand was.

Ich würde das Programm des Besuchs dennoch eher schlicht halten. Zuviel des Unguten ist nicht unbedingt gesund.

Gruß
Nat