Re: Schlachtfelder um Verdun mit dem Fahrrad?

von: Pixelschubser

Re: Schlachtfelder um Verdun mit dem Fahrrad? - 05.10.18 10:26

In Antwort auf: Keine Ahnung

Ich hatte Verdun zum ersten Mal besucht, als ich etwa in dem Alter war. Ich war durchaus betroffen, hatte aber keine schlaflosen Nächte, auch wenn ich sehr viel über diese Sache nachgedacht habe.

Ich würde das vorher mit dem Jungen besprechen und ihn darauf hinweisen, wie grausam das war, was dort stattgefunden hat. Will er es dann dennoch sehen, würde ich mit ihm durchaus Verdun besichtigen.


Wir sind als 16-jährige seinerzeit durch das KZ Dachau geschleust worden. Wenn Du vor den Verbrennungsöfen stehst und versuchst zu begreifen, dass man nur wenige Jahrzehnte zuvor dort tausende und abertausende Menschen getötet und mehr oder weniger klammheimlich beseitigt hat, nur weil sie einer bestimmten Religion angehörten, anders aussahen, sprachen oder dachten, dann reift in dir der Entschluss, alles dafür zu tun, dass soetwas nie wieder vorkommt. Mich hat dieser Besuch genauso geprägt wie die Schilderungen meines Vaters, der fünf Tage vor Kriegsbeginn geboren wurde und für den das Gefühl der Todesangst (alliierte Bomber über Berlin) bis weit in die Nachkriegszeit (Hunger und ein ewig dauernder Fußmarsch vom nördlichen Pommern zurück nach Hause) die ganzen ersten Lebensjahre prägte. Auch ich habe deswegen seinerzeit den Kriegsdienst verweigert – und erziehe meine Kinder heute zu unbedingtem Pazifismus und zum kritischen Denken. Aber Alpträume oder sonstige Schäden habe ich weder durch KZ-Besuche, noch durch die erschütternden Schilderungen davongetragen.