Re: Schlachtfelder um Verdun mit dem Fahrrad?

von: Toxxi

Re: Schlachtfelder um Verdun mit dem Fahrrad? - 09.10.18 15:34

In Antwort auf: derSammy
(der 1.WK war der erste, bei dem im großen Stil Massenvernichtungswaffen zum Einsatz kamen)

Darüber kann man sich trefflich streiten, aber genau dafür wäre ja auch ein Geschichtsunterricht da.

Das für mich eigentlich gräuliche am 1. WK ist die Spirale des Totalen Krieges, in dem immer mehr und mehr mobilisiert wurde, letzten Endes die gesamte Volkswirtschaft. Niemand war bereit, auch nur einen Deut von seinem Standpunkt abzurücken aufgrund des nationalen Prestiges. Niemand war bereit, den Krieg zu beenden, weil ja dann alle Opfer umsonst gewesen wären. Die Spirale wurde immer mehr angeheizt, und zum Schluss gab es eigentlich nur Verlierer. Auch die "Sieger"mächte Großbritannien und Frankreich waren danach am Ende. Gewonnen hat letzten Endes der, der mehr etwas Reserven hatte. Es wurden endlos Menschen und Material in die Maschinerie hineingepumpt. Individuelle Schicksale spielten keine Rolle. Der Sieg war nur eine bessere Umschreibung für Niederlage.

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen - das gab es auch schon vorher. Nämlich teilweise im Krimkrieg und ganz besonders im Amerikanischen Bürgerkrieg. Dort noch mit etwas anderen Waffen, aber auch da wurden schon Menschenhorden immer wieder sinnlos in Maschinengewehrfeuer gejagt (Stichwort "Schlacht von Gettysburgh"). Es gewann letzten Endes der mit der größeren Industrialisierung. Für die USA war dieser Krieg ähnlich verheerend wie der 1. WK für Europa.

Das hätte man 1914 wissen können, wenn man in Europa nicht so engstirnig und provinziell gewesen wäre. Sicherlich hätte ein besserer Geschichtsunterricht und insbesondere ein Blick über den Tellerrand auch seinen Teil dazu beigetragen. Statt dessen rannte man bewusst und sehenden Auges in den Untergang (zumindest die Entscheidungsträger).

Empfehlung:

Es gibt eine Ausgabe von Geo Epoche über den 1. WK:
https://www.geo.de/magazine/geo-epoche-k...erste-weltkrieg
Ich finde dieses Heft außerordentlich gut gemacht, weil es viele Hintergründe beleuchtet. Als Einstieg ist es sehr gut zu lesen, ganz sicher auch für einen Jugendlichen. Es ist kein überdicker Wälzer, für den man ein Jahr und länger braucht.

Vor dem Besuch von Verdun einen Blick in dieses Heft zu werfen, halte ich für sehr sinnvoll.

Vielleicht kann man dann heute nationalistische Tendenzen und das sture Beharren auf seinem Standpunkt besser beurteilen, wenn man sieht, wohin das in letzter Konsequenz führen kann.

Ich glaube, dass ich ein Mensch bin, der eher abgeklärt und nicht allzu leicht zu Gruseln ist. In Fort Douaumont bei Verdun liefen mir aber wirklich kalte Schauer über den Rücken. Das war finster, aber ich möchte die Erfahrung nicht missen.

Ob man das ganze mit einer Radreise kombinieren sollte, weiß ich nicht. Ich hielte es für besser, das Fahrrad als reines Transportmittel zu sehen und den Reiseanspruch ein bisschen in den Hintergrund treten zu lassen.