Re: Schweden - (fast) ganz hoch

von: extraherb

Re: Schweden - (fast) ganz hoch - 17.11.18 20:05

Ich bin im vorigen Jahrhundert schmunzel sehr viel in Skandinavien mit dem Rad unterwegs gewesen. Das letzte mal allerdings 1997, deshalb mag nicht alles, was ich schreibe, aktuell sein.

Das Wichtigste ist wohl die Unterkunft. Wenn du mit dem Zelt unterwegs bist, ist alles okay. Das kann man zur Not auch in einem Park in der Stadt aufschlagen. Oder auf einem Friedhof, wenn man keine Angst vor den Toten hat.

Hotels sind in Skandinavien sehr teuer, ab 100 Euro/Nacht aufwärts. Dafür gibt es aber ein relativ dichtes Netz an "Vandrahems", zu deutsch etwa Jugendherbergen. Dort kostet die Übernachtung ca. 25 Euro. Es gibt zwei Verbände in denen diese JH organisiert sind. Daneben existieren aber auch jede Menge private, die keinem Verband angehören. Deshalb ist (war) es ziemlich schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen. Das Internet sollte da gute Dienste leisten. Ich habe immer in den größeren Ortschaften im "Touristbüro" gefragt. Allerdings haben die meist nur bis 18 Uhr geöffnet.

Früher (war alles besser schmunzel ) konnte man in Schweden mit dem Rad jede Straße benutzen, auch die Fernverkehrsstraßen. Das ist aber schon lange vorbei. Inzwischen muss man sehr sorgfältig planen, wo man fährt, sonst landet man unversehens auf einer Straße mit 2+1 Fahrbahn, und dann stellt sich schnell heraus, dass die schwedischen Autofahrer durchaus nicht so geduldig sind, wie man das gern postuliert. Die LKW Fahrer sind in Schweden übrigens meistens Osteuropäer und haben für Radfahrer sowieso kein Verständnis.

In Nordschweden, also nördlich von Östersund, gibt es dann aber keine Alternativen mehr. Da kann man nur noch auf "Fernverkehrsstraßen" fahren. Wobei der Verkehr dort deutlich geringer ist als im Süden. Wenn du nach Gällivare fahren willst, wirst du wohl hauptsächlich die 45 fahren müssen. Das war schon vor 20 Jahren nicht schön. Vor allem, wegen der vielen LKW, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das inzwischen besser geworden ist.

Ein für Radfahrer nicht zu unterschätzendes Problem sind die "Viecher", also die Fluginsekten. Mücken und gemeine Fliegen werden nur dort lästig, wo man sehr langsam fahren muss, also bergauf z.B.. Aber es gibt auch "Broms", die einem auch in voller Fahrt Fleischstücke aus dem Leib beißen. Da hilft nur anhalten und mit einem speziell dafür in Bereitschaft gehaltenen Handtuch zuschlagen.

Früher gab es in jedem Kaff einen Lebensmittelladen, das ist aber schon lange vorbei. Schon nördlich von Borlänge kann es passieren, das man einen ganzen Tag fahren muss, um zum nächsten Supermarkt zu kommen. Dafür haben die Läden inzwischen bis 22Uhr geöffnet, oft auch am Sonntag. Außerdem haben im Norden die Tankstellen ein gutes Lebensmittelangebot, wenn auch zu höheren Preisen.

Ich weiß nicht, was du unter "Natur" verstehst. Auch in Schweden sind die Wälder fast überall nichts anderes als Baumplantagen um gepresste Holzschnippsel für IKEA zu produzieren. Außerdem kann es durchaus sein, dass man zwei Wochen im Dauerregen fährt, auch im Hochsommer. Ich will dir aber keinesfalls deine Ambitionen verderben. Schweden ist ein wunderschönes Land. Ich wünsche dir jedenfall alles Gute

Uwe