Attacke auf reiseradler in Tadschikistan

von: panse

Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 12:35

Gibt es das Thema noch nicht? Wenn ja, bitte löschen.

http://m.20min.ch/ausland/news/story/vier-tote-bei-angriff-auf-touristen-in-tadschikistan-14054971

Wir fliegen in 10 Tagen hin...
Sind schockiert und schwer betroffen...
von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 16:30

Das macht mich auch sehr betroffen, habe es gerade erst im Blick gesehen.
Herzliches Beileid den Angehörigen und Kraft insbesondere der Partnerin des Schweizer Tourenradlers, die den Vorfall überlebt hat.
von: uwee

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 16:31

Sind gerade vom schweizer Fernsehen kontaktiert worden und total geschockt.
Wir waren drei Mal in Tadschikistan. Es ist eines unserer absoluten Lieblingsländer.
Wir fühlten uns fast überall im Lande sehr sicher.
Gerade Dangara gehört sicherlich nicht zu den Gegenden in denen die Islamisten mehr Anhänger gewinnen.
Aus dieser Stadt, knapp 100km südöstlich von Dushanbe stammt ein Großteil der (korrupten) Elite des Landes.
Uwe


Bericht von NTV:

Angreifer töten Reiseradler




.
von: adular

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 17:43

Auch wir sind schockiert, da wir das Land bereits 2 Mal bereisten und überall herzlich willkommen waren.
Beileid an die Angehörigen.
Michael
von: Keine Ahnung

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 18:07

Es gibt nirgends absolute Sicherheit - leider. Selbst wenn nun dieser Fall natürlich dramatisch und für die Betroffenen und Angehörigen schrecklich ist, muss man bei der Beurteilung der Gefahren in bestimmten Ländern doch die "Gesamtstatistik" hernehmen. Ich bin schon in Ländern unterwegs gewesen, bei denen Reisende Probleme hatten, aber eben nicht in einem deutlich auffälligen Prozentsatz, was einem keine Sicherheit gibt, aber die Situation etwas relativiert.

Für den vorliegenden Fall bleibt dennoch nur Sprachlosigkeit, Entsetzen und Mitgefühl! traurig
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 18:21

Es wird mir übel wenn ich daran denke dort in einigen Wochen durchzufahren wenn da noch nicht gefasste Psychopathen rumlaufen. Dabei haben wir uns so gewaltig gefreut...
von: physiker

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 19:02

Überfälle gibt es überall, man muss da irgendwie durch, allerdings hätte ich wirklich kein gutes Gefühl jetzt in diese Gegend zu fliegen.

Bei den Fahrradreisen bin ich bereit alles zu verlieren, außer des Lebens (meines oder meiner Zugehörigen).

P.s. ich habe lokale Meldungen durchgelesen, so in etwa wird da ähnliches geschrieben, bzw. ich kann nichts neues dazu berichten.
von: suomi

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 19:17

Auf Twitter macht ein IS-Bekennerschreiben die runde.

Ich habe genau dieses Szenario für Tunesien befürchtet und von einer Radreise dort daher abgesehen. Man hat mich ausgelacht...
von: Thomas1976

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 19:18

Zitat:
allerdings hätte ich wirklich kein gutes Gefühl jetzt in diese Gegend zu fliegen.


Genau das wollen doch diese Spinner, dass man Angst vor Ihnen hat und das die Menschen, vorwiegend aus den westlichen Ländern, vor Ihnen kuschen und wir unser Leben nach Ihnen richten.

Sorry, ich lasse mir mein Leben nicht von solchen Spinnern diktieren. Ich glaube gerade jetzt wäre es der falsche Signal, wenn aufgrund dieser abscheuchlichen Tat der Tourismus dort einbricht.
von: suomi

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 19:21

Große Worte, ehrenwert.

Manch einer räumt seinem Leben allerdings höhere Priorität ein als einem "Signal" an wen auch immer.
von: Thomas1976

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 19:31

Zitat:
Manch einer räumt seinem Leben allerdings höhere Priorität ein als einem "Signal" an wen auch immer.


Ich meinte es eher generell. Ich lasse mir von diesen Spinnern und ihrer Idelogie generell nicht verbieten was ich zu tun habe und wie ich zu leben habe.

Egal wo, auf diesem Planten. Das heißt nicht, dass ich mich den Sitten und Bräuchen in andere Ländern und Kulturen nicht anpasse und diese nicht respektiere. Aber ich komme als ein freier und friedlicher Mensch und so möchte ich auch behandelt werden, egal wo auf der Welt!

Ich besuche auch hier weiterhin Weihnachtsmärkte, Großveranstaltungen etc. und lasse mir die Freude an meinem Leben von solchen kranken Ideologen nicht einschränken.

Mir tun neben den Angehörigen die Leute in Tadschikistan leid. 99,99999% verabscheuen Gewalt und nun kommt ihr Land in Verruf wegen solcher kranken Hirne!
von: packard

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 19:57

Hallo,
wieso waren das soviele Reiseradler?An einem Reiseradler waeren sie vielleicht gar nicht intressiert gewesen, wenn es ein Terrorakt von der IS war!?!
von: Thomas1976

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 20:13

In Antwort auf: packard
Hallo,
wieso waren das soviele Reiseradler?An einem Reiseradler waeren sie vielleicht gar nicht intressiert gewesen, wenn es ein Terrorakt von der IS war!?!


Was fragst Du mich wirr

Das der Pamir im Sommer mitlerweile eine absolute Reiseradler Hochburg ist, sollte ja wohl doch bekannt sein, oder!?

Zitat:
An einem Reiseradler waeren sie vielleicht gar nicht intressiert gewesen, wenn es ein Terrorakt von der IS war


Diese Mutmaßungen helfen doch auch keinem weiter. Was in diesen kranken Gehirnen vor sich geht, das wissen wir doch alle nicht.
von: stefan1893

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 20:32

Mit Islamismus-Vorwürfen sollte man generell vorsichtig sein. Mich irritiert es immer wieder, dass bei Gewalttaten durch Weiße immer gleich von psychischen Erkrankungen gesprochen wird, während bei Ausländern schnell von islamistisch motiviertem Terrorismus die Rede ist. So bringt man andere Völker natürlich ganz schnell in Verruf. entsetzt
von: suomi

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 20:50

Ja, wahrscheinlich waren es lediglich psychisch Auffällige, die vier Reiseradler gezielt über den Haufen gefahren und sie anschließend mit Messern angegriffen haben. Das gleiche ist für die Autoren des Bekennerschreibens in arabischer Sprache anzunehmen.
von: Barfußschlumpf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 20:57

In der Tat sind Angriffe ein statistisches Problem, man kann das nach dem St.-Florians-Prinzip wegbügeln.
Aber man muss sich dessen bewußt sein, daß exotische Reiseziele mit hohem Prestigewert erhebliche Sicherheitsrisiken für frei reisende Radfahrer darstellen können, die es zu recherchieren gilt und ein Sicherheitskonzept zu erstellen.

'Die' Radreisenden, zumal die jungen Häschen, machen es eben nicht.
'Alle Menschen sind meine Freunde' und 'Mein Land, das geilste Land der Welt' ist eben zu wenig.
Die Armee Gottes ist da, und Radler sind ein weiches Ziel. Wenn sie sich zusammenrotten, auch noch unverfehlbar sichtbar.

Es gibt sichere Reiseländer. Aber da ist es ja uninteressant und man kann auch kein Buch drüber schreiben.

Wenige Wochen nachdem ich im vermeintlich sicheren, ziemlich verschlafenen Al Karak (Jordanien) aufschlug, wurden dort mehrere Touristen erschossen im Namen Gottes und in Kairo sind mir die Bomben am Weg gefolgt, was erhebliche spätere Probleme nach sich zog. Aber mich tangiert sowas aus Gründen der Wahrscheinlichkeit gar nicht, ich stecke stattdessen in anderen Nöten.
Mein Anwalt bestand darauf, daß ich mein Testament bei ihm hinterlege, bevor ich losfahre und ich habs gemacht, damit Ruhe herrscht. Nicht allerdings ohne den Hinweis, ich käme lebend wieder.

Also seid eucb der Risiken bewusst. Tadschikistan ist nicht die Blumenriviera.
Ich habe gerade wieder viel Freude im touristischen Italien.
Lebensgefährlich ist der Verkehr. Eine falsche Bewegung auf der Landstraße und du bist hin.
In Jordanien ist der Straßenverkehr auch die größte Gefahr für den Radler, nicht die Kalaschnikov.

Happy Trails schmunzel
Euer Schlumpf
von: BaB

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 22:04

In Antwort auf: packard
Hallo,
wieso waren das soviele Reiseradler?
Wie Thomas schon schrieb, der Pamir Highway ist eine Radlerhochburg. Wer um die Welt oder auch nur Richtung China/ Südostasien radeln will, fährt meistens durch dieses Land. Ebenfalls nehmen z.B. viele Teilnehmer der (Ex-) London-Mongolei Rally diesen Weg. Klick Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für eines der ärmsten Länder der Welt und dieses Jahr war zum Jahr des Tourismus in Tadschikistan ausgerufen worden.
Fast alles, was dort gebaut wird, wird aus dem Ausland finanziert. Um den Handel mit den grenznahen Regionen Afghanistans zu fördern und dadurch auch Stabilität in diese Region zu bringen, wurden z.B. Straßen und Brücken u.a. durch Japan, Norwegen und den USA finanziert, auch das dürfte dem ein oder anderen weniger gefallen.
Und das alles gerät jetzt durch diesen Anschlag natürlich ins Stocken.
von: bluesaturn

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 22:10

Ich kann zwar irgendwie verstehen, wenn man mit der “Gesamtstatistik” argumentiert, aber die belebt aber nun mal keine toten Menschen wieder.
Wenn man zufaellig Opfer der x % wird, ist man nun einmal das Opfer und kann nicht sagen, dass man laut Statistik eben nicht Opfer haette sein duerfen.
Fuer mich ist jeder Tote einer zuviel.

"Es gibt sichere Reiseländer. Aber da ist es ja uninteressant und man kann auch kein Buch drüber schreiben.”
No risk no fun? Ansonsten schlechte Vermarktungschancen?
Ich glaube, dann habe ich lieber einen langweiligen Job.
von: huxtebude

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 30.07.18 22:25

Habe die Gruppe vor drei Tagen getroffen und mit ihnen und einem weiteren Radler in einem Dorf übernachtet. Da wir in verschiedenen Richtungen unterwegs waren, haben wir uns morgens dann wieder verabschiedet.
Wir sind total schockiert und traurig. Tolle, fröhliche Menschen. Leider haben wir keine Kontaktdaten ausgetauscht. Falls jemand vermitteln kann wäre ich dankbar.
Mit so etwas habe ich nicht gerechnet, ich habe mich ständig sicher und willkommen gefühlt. Die Menschen sind unglaublich herzlich hier.
Ich überlege nun meine Reise abzurechen, alleine schon wegen meiner sich Sorgen machender Verwandschaft. Und der Gedanke an die Radlerkollegen fährt ab jetzt wohl auch mit.
Mein tiefstes Beileid und Mitgefühl den Angehörigen und übrigen der Gruppe.
Florian
von: asfriendsrust

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 03:12

In Antwort auf: Thomas1976
Zitat:
Manch einer räumt seinem Leben allerdings höhere Priorität ein als einem "Signal" an wen auch immer.


Ich meinte es eher generell. Ich lasse mir von diesen Spinnern und ihrer Idelogie generell nicht verbieten was ich zu tun habe und wie ich zu leben habe.

Egal wo, auf diesem Planten. Das heißt nicht, dass ich mich den Sitten und Bräuchen in andere Ländern und Kulturen nicht anpasse und diese nicht respektiere. Aber ich komme als ein freier und friedlicher Mensch und so möchte ich auch behandelt werden, egal wo auf der Welt!

Ich besuche auch hier weiterhin Weihnachtsmärkte, Großveranstaltungen etc. und lasse mir die Freude an meinem Leben von solchen kranken Ideologen nicht einschränken.


Ganz ehrlich, das glaub ich dir nicht. Auch du wirst aktuell nicht durch Syrien, Afghanistan oder Belutschistan radeln. Da herrschen nochmal andere Verhältnisse, klar, aber die Grenzen wann es sinnvoll ist, eine solche Reise nicht zu machen sind fließend und für jeden individuell, aber es gibt sie.
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 04:07

In Antwort auf: asfriendsrust
In Antwort auf: Thomas1976
Zitat:
Manch einer räumt seinem Leben allerdings höhere Priorität ein als einem "Signal" an wen auch immer.


Ich meinte es eher generell. Ich lasse mir von diesen Spinnern und ihrer Idelogie generell nicht verbieten was ich zu tun habe und wie ich zu leben habe.

Egal wo, auf diesem Planten. Das heißt nicht, dass ich mich den Sitten und Bräuchen in andere Ländern und Kulturen nicht anpasse und diese nicht respektiere. Aber ich komme als ein freier und friedlicher Mensch und so möchte ich auch behandelt werden, egal wo auf der Welt!

Ich besuche auch hier weiterhin Weihnachtsmärkte, Großveranstaltungen etc. und lasse mir die Freude an meinem Leben von solchen kranken Ideologen nicht einschränken.


Ganz ehrlich, das glaub ich dir nicht. Auch du wirst aktuell nicht durch Syrien, Afghanistan oder Belutschistan radeln. Da herrschen nochmal andere Verhältnisse, klar, aber die Grenzen wann es sinnvoll ist, eine solche Reise nicht zu machen sind fließend und für jeden individuell, aber es gibt sie.


Ralf du bist in Bishkek oder? Was machst du jetzt?
von: Thomas1976

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 05:01

In Antwort auf: asfriendsrust



Ganz ehrlich, das glaub ich dir nicht. Auch du wirst aktuell nicht durch Syrien, Afghanistan oder Belutschistan radeln. Da herrschen nochmal andere Verhältnisse, klar, aber die Grenzen wann es sinnvoll ist, eine solche Reise nicht zu machen sind fließend und für jeden individuell, aber es gibt sie.


Du reißt mich aus dem Zusammenhang und vergleichst Äpfel mit Birnen wirr entsetzt

Ich rede hier nicht von Ländern wo es Krieg gibt, sondern von einem Land/Region wo das auswärtige Amt weder eine Reisewarnung ausgesprochen hat noch wo es in der näheren Vergangenheit Angriffe auf Ausländer/Touristen gegeben hat.

Und was man nun alles so list, auch auf seriösen Quellen, wird seitens Regierung alles getan um die Täter zu Rechenschaft zu ziehen (auch wenn ich ansonsten die tadschikische für abscheulich halte).

Europäische Großstädte sind vermutlich um einiges "unsicherer" vor den IS Spinnern.

Was der tadschikischen Bevölkerung nun gar nicht hilft, wenn der Tourismus als eine Einnahmequelle komplett einbricht.

So grausam die Tat auch ist, ich denke es ist das falsche Signal deshalb auf Dauer das Land zu meiden. Verstehen tue ich aber alle, die dort momentan unterwegs sind und die Stelle wo die IS Schergen gemordet haben nun vermeiden wollen oder sich unwohl fühlen und abbrechen wollen.

Ich persönlich würde wahrscheinlich meine Tour fortsetzen, ich kann mir nicht vorstellen dass die 4 ermordeten Reiseradler es gewollt hätten, dass sich unsere Community, die friedlich und in Freiheit in die Welt hinaus radeln möchte, sich von solchen Ideologen einschüchtern lässt.

Denn Einschüchterung und Verletzung unserer Werte, genau dieses wollen diese fanatischen Mörder. Ich für meinen Teil lasse mich nicht von diesen einschüchtern, so wie ich mich generell nicht einschüchtern lasse von Fanatikern egal aus welchem Lager.
von: asfriendsrust

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 05:22

Ich finde nicht, dass das ein Äpfel-Birnen Vergleich ist. Es geht um Wahrscheinlichkeiten, in verschiedenen Regionen Opfer einer derartigen Gewalttat zu werden.

Es kommt ja immer auf die Grundgesamtheit der potentiellen Opfer an. Als in Berlin wohnhafter hat mich der Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz bezüglich meiner eigenen Sicherheit nicht sonderlich tangiert - weil jeder der 3,5 Mio Berliner ein potenzielles Opfer war. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass es mich trifft sehr gering.
Anders auf dem Pamir. Eine Schätzung aus dem Blauen - Aktuell sind da vielleicht 300 Radler unterwegs. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich Opfer eines solchen Anschlages werde um einige Zehnerpotenzen höher.

PS: Mir ist bewusst, dass das eine Milchmädchenrechnung ist. Keine Ahnung, ob die Wahrscheinlichkeit, dass in den kommenden Wochen/Monaten ein weiterer Anschlag folgt nun höher oder niedriger ist als vorher. Sicherlich ist das ganze mit Wahrscheinlichkeiten ganz schwer/gar nicht zu fassen.
von: asfriendsrust

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 05:29

In Antwort auf: panse

Ralf du bist in Bishkek oder? Was machst du jetzt?


Moin Andi!
Ja ich sitze in Bishkek und warte auf das iranische Visum.
Ich weiß noch nicht genau.. Man macht sich zu Hause natürlich Sorgen und das beeinflusst meine Entscheidung schon maßgeblich. Mir selbst fällt es schwer, da eine richtige Meinung zu zu haben.
Hier sind auch noch ein paar andere Radreisende, die in ein paar Tagen richtung Pamir aufbrechen wollen, die natürlich auch ein Stück weit schockiert sind, aber deswegen ihre Reiseroute nicht in Frage stellen.

Grüße, auch an Leonie!
von: drachensystem

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 05:48

In Antwort auf: BaB
[zitat=packard]Hallo,
Fast alles, was dort gebaut wird, wird aus dem Ausland finanziert. Um den Handel mit den grenznahen Regionen Afghanistans zu fördern und dadurch auch Stabilität in diese Region zu bringen, wurden z.B. Straßen und Brücken u.a. durch Japan, Norwegen und den USA finanziert, auch das dürfte dem ein oder anderen weniger gefallen.
Und das alles gerät jetzt durch diesen Anschlag natürlich ins Stocken

Bernds vorsichtige Herleitung der Hintergründe hat sich leider bestätigt, wie die Luzerner Zeitung schreibt.
von: mangri

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 07:56

Ich war ziemlich genau vor einem Jahr exakt auf dieser Strecke und danach im Wakhan unterwegs. Noch nirgends bin ich auf so viele freundliche Menschen getroffen ... trotz bestehender Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
Dieses Ereignis macht natürlich nachdenklich.
Verlierer ist zunächst die arme Bevölkerung, die bislang wenigstens etwas vom aufkeimenden Tourismus profitierte.

Leider kann man als Radler entlang des PHW nicht täglich eine feste Unterkunft ansteuern, so dass das Zelt immer mal wieder aufgeschlagen werden muss. Künftig eben mit einem noch mulmigeren Gefühl.

Ich bin bestimmt kein ängstlicher Mensch, würde aber auf absehbare Zeit zumindest die Südroute und den Bereich Wakhan meiden. Wenn überhaupt , dann die Nordroute und von Khorough über den PHW nach Murghab und Osh.

Manfred
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 09:20

In Antwort auf: asfriendsrust
In Antwort auf: panse

Ralf du bist in Bishkek oder? Was machst du jetzt?


Moin Andi!
Ja ich sitze in Bishkek und warte auf das iranische Visum.
Ich weiß noch nicht genau.. Man macht sich zu Hause natürlich Sorgen und das beeinflusst meine Entscheidung schon maßgeblich. Mir selbst fällt es schwer, da eine richtige Meinung zu zu haben.
Hier sind auch noch ein paar andere Radreisende, die in ein paar Tagen richtung Pamir aufbrechen wollen, die natürlich auch ein Stück weit schockiert sind, aber deswegen ihre Reiseroute nicht in Frage stellen.

Grüße, auch an Leonie!


Uns geht es gleich. Wenn dann machen wir die Nordroute, mal schauen...
von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 16:58

Die Nachrichtenquellen sind natürlich mit Vorsicht zu geniessen.
Momentan weiss man nur, dass 4 Radfahrer getötet wurden und dass es relativ sicher ein absichtlicher Anschlag war (Überfahren mit Auto und Messerstiche). Wer dahinter steckt, ob die echten Täter festgenommen wurden und die richtigen Verdächtigen schon vorsorglich erschossen wurden, das ist mit hoher Unsicherheit behaftet. Genauso schwer ist es einen Überblick zu haben, über Vorfälle in der Vergangenheit, die Touristen betrafen oder die auf mögliche islamistische Tendenzen hinweisen würden.
Es dürfte mit diesem schrecklichen Vorfall aber nun wieder stärker im Bewusstsein sein, dass die Region mit gewissen Risiken behaftet ist.
Bei meiner ersten Fahrt in den Pamir wurde mir die Weiterfahrt nach 20 km durch Militär verwehrt, da auf der Nordroute wohl Schiessereien waren. An der afghanischen Grenze hatte ich ein unangenehmes Erlebnis mit Soldaten, was aber harmlos war, gleichzeitig hörte ich Gerüchte von einer Vergewaltigung einer Radfahrerin durch Soldaten. Im Jahr darauf ging die Nordroute, dafür bekamen wir mit, dass in der Nacht nach unserem Rückflug mehr als ein Dutzend Extremisten (zumindest laut Nachrichten) mitten in Dushanbe aus dem Gefängnis geflüchtet sind (inkl. mehrer Toter). Im Anschluss gab es monatelang Militäreinsätze mit einigen Toten in einem Seitental des Garmtals. Beim dritten Aufenthalt wurde in Khorog von anderen Radlern von Übergriffen eines Einheimischen am Pamir (am ersten hohen Pass zwischen Khorog und Alichur) erzählt, der wohl mit einem Messer in der Hand versucht hat Radfahrer auszurauben (muss ein absoluter Einzelfall gewesen sein). Bei unserem letzten Aufenthalt (5 Jahre nach dem ersten Aufenthalt) war uns aufgefallen, dass die Religion doch eine grössere Rolle spielt, aber eventuell ist das vorher einfach nicht so aufgefallen. Unser Taxifahrer mit langem Bart, hielt sich an den Ramadan und man hörte die ganze Zeit religiöse Musik. Wir waren froh als wir endlich im Vanchtal waren. An sich hätte ich aktuell vor allem die Grenze zu Afghanistan als kritischer eingeschätzt, da sich die Sicherheitslage in Afghanistan eher verschlechtert und nach meiner Erinnerung in den Nachrichten auch von Anschlägen (Entführung) auf Strassenarbeiter auf der tadschikischen Seiten die Rede war. Ich wäre aber auch im Süden von Kirgistan (Ferganatal) vorsichtiger, da dort die Religion nach meinem Wissensstand eine grössere Rolle spielt.
Auf der anderen Seite ist der Pamir wirklich wunderschön und die Gastfreundschaft wohl immer noch unglaublich, weshalb wir uns auch relativ sicher gefühlt haben.
von: drachensystem

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 16:59

Dieser Artikel aus der Schweiz ist aktuell und mit neuen Erkenntnissen, und dieser Artikel auch noch
von: weisszeh

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 19:19

In Antwort auf: asfriendsrust
Ja ich sitze in Bishkek und warte auf das iranische Visum.
Ich weiß noch nicht genau..


Also wenn Du Telepolis lesen würdest, dürftest Du da jetzt auf keinen Fall weiterfahren ...
https://heise.de/-4122216

Ansonsten finde ich ja eher erstaunlich, wieviele da doch überlebt haben, zumindest, wenn man davon ausgeht, daß es sich um einen "echten Anschlag" handelt, bei dem das Ziel ist, die Leute zu töten. Irgendwie ist die Geschichte vielleicht noch ganz anders, als sie erstmal klingt.

Hier noch eine andere Berichterstattung (FAZ).

Aber schlimm ist das allemal, egal, ob sowas nun in den Gebirgswüsten im Osten oder in Mexiko oder sonstwo passiert. Und auch Deutschland ist ja von solchen Exzessen nicht frei.
von: Rennrädle

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 19:45

da man von einer Reisegruppe spricht und auch unterschiedliche Nationalitäten dabei waren, könnte es auch eine geführte Radreise gewesen sein?

Rennrädle
von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 31.07.18 19:54

Nein, sie haben sich erst unterwegs zusammengetan. Eine Zeitung hat einen Blog eines Pärchens dazu ausgewertet. Sie haben sich wohl seit Murgab regelmässig (zufällig) immer wieder getroffen.
von: asfriendsrust

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 01:10

In Antwort auf: weisszeh
In Antwort auf: asfriendsrust
Ja ich sitze in Bishkek und warte auf das iranische Visum.
Ich weiß noch nicht genau..


Also wenn Du Telepolis lesen würdest, dürftest Du da jetzt auf keinen Fall weiterfahren ...
https://heise.de/-4122216

Vor Oktober bin ich da doch eh nicht. Was bis dahin passiert, bleibt abzuwarten.
von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 13:13

Und hier hat es auch noch etwas mehr Hintergrund.
von: Wendekreis

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 19:57

"Der Vorfall schreckt uns ab."
Dennoch will ein Schweizer Reiseveranstalter eine Reise nach Tadschikistan anbieten.
https://www.blick.ch/news/ausland/schwei...-id8676867.html
von: stekuli55

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 20:48

Wie würdet ihr denn jetzt mit dieser Situation umgehen? Ich habe am 16.08. einen Flug nach Samarkand gebucht und wollte anschließend über Duschanbe immer entlang der M41 durch den Pamir bis Bishkek fahren. Jetzt bin ich vollkommen verunsichert, ob dieser Plan wirklich noch umsetzbar ist. Einerseits reizt mich der Pamir-Highway ungemein, andererseits möchte ich das Risiko eines Überfalls nicht haben.
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 20:56

Bei uns ist es dasselbe. Fliegen am 12.8. ab Teheran. Wir wissen es noch nicht. Ich tendiere aber dazu zu fahren.
von: Spargel

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 21:01

Ich schätze, dass in der nächsten Zeit gerade diese Route am wenigsten von einem neuen Anschlag betroffen sein sollte, genauso wie Djerba oder Pariser Tanzlokale nach den jeweiligen Anschlägen. Es ist ja kein Hochrisikoland wie Pakistan, wo dauernd was passiert. In "terrorarmen" Gegenden streuen Terroristen möglichst breit für "bestmögliche" Abdeckung und wiederholen seltenst.
von: 2blattfahrer

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 01.08.18 21:01

Ich habe vor ein paar Tagen dem tadschikischen Fernsehen noch ein 30min Interview gegeben in dem ich sagte, dass wir uns in Tadschikistan sehr sicher fühlen und enorm gastfreundlich aufgenommen wurden. Das würde ich auch nach diesem Ereignis so stehen lassen. Im Vorfeld hatte ich natürlich Erkundigungen eingeholt bei Bekannten von BND und Mossad deren Einschätzung mich nicht davon abhielt unsere Reise anzutreten (mehr kann ich dazu nicht sagen). Wir hatten über einen Arbeitskollegen (gebürtig aus Taschkent) und Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften, Staatspreisträger etc. Kontaktadressen zu führenden Wissenschaftlern in Tadschikistan, falls unser russisch nicht verständlich genug sein sollte, aber all das war komplett überflüssig für unsere Reise (die Erfahrungen dieser 75 jährigen Koryphäe, der mit einem Arbeitskollegen die Gegend bereits bereiste, waren dennoch enorm hilfreich). Wir flogen letzten Samstag, einen Tag vor den Ereignissen, aus Dushanbe über Istanbul nach München zurück
Gruss andi
von: huxtebude

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 02.08.18 12:05

Wir haben uns nach langen Überlegungen dazu entschieden weiter zu fahren. Sind nun erst mal mit dem Taxi ab Kalaikum nach Khorog gefahren (wäre evtl nicht nötig gewesen, erschien uns aber sicherer) und starten morgen weiter den M41 entlang. Es sind hier sehr viele Radfahrer unterwegs, die sich alle nicht dadurch vom weiterfahren abhalten lassen.
Viele Grüße Florian
von: asfriendsrust

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 02.08.18 12:06

Interessante Stellungnahme auf Caravanistan (auf Englisch).
von: Keine Ahnung

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 02.08.18 12:48

Die Schlussworte in dieser Stellungnahme geben eigentlich genau das wieder, was ich oben schon gesagt habe ...

Interessant ist es, die Situation in dem Land einmal näher dargelegt zu bekommen. Ich habe mich bislang damit noch nie befasst.
von: dhomas

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 02.08.18 13:59

Danke, interessant und sehr traurig. War mir gar nicht bewusst dass in den paar Jährchen seit ich da war so viele Repressalien dazugekommen sind.
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 02.08.18 14:21

Ach mann ist das eine schwierige Entscheidung. Wohl eine der schwierigsten bisher. Nicht wegen der Angst vor einem weiteren Angriff, sondern der emotionale Aspekt und die Frage ob man das seinen Leuten zu Hause antun will. Ich hab keinen Bock bei jedem Auto Angst zu haben oder im Zelt bei Geräuschen wilde Gedanken zu haben. Das ist doch kein Genuss...
von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 03.08.18 05:28

Die Argumente am Schluss finde ich schwach.
1. Die Wahrscheinlichkeit Opfer eines auf westliche Personen gerichteten Anschlags zu werden ist massiv höher in Tadschikistan als bei uns in Europa. Bei uns sind wir unter Vielen, in Tadschikistan bist du alleine auf weiter Flur. Voraussetzung ist natürlich, dass es Attentäter gezielt auf Westler absehen. Bisher waren m.E. wenige davon für Tadschikistan ausgegangen, dass das möglich wäre, bzw. haben das Risiko wohl vor allem an der afghanischen Grenze gesehen.
Damit zu 2. Für den Autor hat sich mit dem Anschlag nichts an der Gefahrenlage getan. Das will ich nicht bestreiten. Allerdings ist der Autor viel in der Gegend gereist und kannte sich einigermassen aus. Er beschreibt sich zwar nicht als Risktaker, aber ist m.E. Risikobereiter als der Durchschnittsreisende. M.E. war dem Durchschnittsreisenden in der Region nicht das ganze Ausmass der Gefährdungslage bewusst, für ihn dürfte sich damit schon eine Änderung der Lageeinschätzung ergeben haben. Ich will damit nicht sagen, dass die Lage absolut gefährlich ist, das kann ich nicht einschätzen, es ist für mich einfach unsicherer als z.B. auf dem Balkan. Die Reisehinweise verschiedener Aussenämter warnen nicht vor Reisen, aber das machen sie auch nicht bei anderen Zielen, die nicht mehr jeder besucht, prominentes Beispiel ist die Türkei.
von: packard

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 03.08.18 06:55

Hallo,
ich glaube das die wahrscheinlichkeit grösser ist, in einer Gruppe einem Terorranschlag zum Opfer zu werden, als ein einzelner Radfahrer.Da viele Tote viel aufmerksamkeit erreichen und ein Toter eben weniger und ihr Ziel ist es mal viel aufmersamkeit zu erreichen und das Risiko sehr gross ist erwischt und getötet zu werd.(und das dann nur wegen einem Radfahrer?!?)
Darum würde ich alleine durch Tadschikistan reisen.
von: stefan1893

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 03.08.18 08:26

Tötungen eines Einzelnen sind unattraktiver, ja, aber dafür könnte es lukrativer sein, diesen einen dann zu entführen um entweder Gleichgesinnte aus dem Knast freizupressen oder Geld für Waffen zu erpressen usw. Die Muster wiederholen sich weltweit immer wieder.
von: weisszeh

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 03.08.18 10:48

In Antwort auf: 2blattfahrer
Im Vorfeld hatte ich natürlich Erkundigungen eingeholt bei Bekannten von BND und Mossad deren Einschätzung mich nicht davon abhielt unsere Reise anzutreten (mehr kann ich dazu nicht sagen).


Es ist doch immer wieder erstaunlich was manche Leute im Rahmen einer Reisevorbereitung so tun ... zwinker
von: Da capo al fine

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 06.08.18 19:44

Hallo,
eher durch Zufall habe ich von dem Anschlag vor ein paar Tagen gehört und war erschüttert, da in den bisherigen Reiseberichten in erster Linie die überschwängliche Gastfreundschaft der Tadschiken gelobt wurde. Da ich Mitte August von Duschanbe den Pamir Highway ansteuere, hatte ich nun versucht mir ein deutlicheres Bild zu machen anhand der verfügbaren Medienberichte. Ich möchte hier mein subjektives Bild zusammen fassen und verlinke ein paar Quellen dazu.

Auf einer Seite wurde ein Video von dem Anschlag veröffentlicht: https://www.rferl.org/a/tragedy-in-tajik...-/29401621.html
In der kurzen Sequenz ist zu sehen, wie ein Auto wendet, auf ein sich bewegendes Objekt zusteuert und es anfährt. Man erkennt, dass das Objekt umkippt. Im selben Augenblick stößt der Filmende einen Laut aus, den ich als kurzen Schreckmoment deute. Der Filmende selbst sitzt in einem Auto und zwei weitere Autos kreuzen während dieses Vorfalls die Szene. Außerdem liegen auf der Straße schon irgendwelche Objekte verstreut. Ob es sich dabei auch um Radfahrer handelt kann ich nicht mit Gewissheit sagen.

Ich konnte nicht heraus finden, wie viele Autos an dem Anschlag beteiligt waren. Deshalb ist es schwer zu sagen, ob der Filmende und die beiden weiteren Autos zu den Attentätern gehörten. Den ausgestoßenen Laut des Filmenden deute ich jedoch als Überraschungsmoment eines unbeteiligten Zeugen. Wenn es so ist, dann besorgt es mich, dass er nicht eingegriffen hatte und stattdessen filmte. Die Radfahrer sollen ja zunächst angefahren und dann erstochen worden sein. Zu Beginn des Films sieht die Situation dort auf der Straße schon chaotisch aus – der Filmende hat das nicht zufällig eingefangen. Sofern die anderen beiden Autos nicht beteiligt waren sind noch mindestens zwei weitere Menschen nichtstuend davon gefahren.

Falls es wirklich so war, dass unbeteiligte Zeugen nicht eingeschritten sind, stellt sich mir die Frage nach dem Warum. Konnten sie die Situation erfassen? Hatten sie Angst? Konnten sie die Täter einem Lager zuordnen und haben sich bewusst entschieden, sich aus der Situation heraus zu halten? Kann man auf Hilfe der rechtschaffenden Einwohner hoffen falls einem ähnliches widerfährt, oder sitzt die Angst dort zu tief?

Der herrschende Präsident versucht wohl das Ausleben des islamischen Glaubens zu unterbinden (Verbot von Burka und langen Bärten, Besuchsverbot für Moscheen für Frauen und Jugendliche, Verbot der Mekka-Pilgerfahrt, Vorgaben, was in den Moscheen gepredigt werden darf). Angeblich als Maßnahmen gegen eine drohende Radikalisierung von Islamisten. Es wird aber auch vermutet, dass die Regierung das Land attraktiv für Touristen machen möchte. Zu diesem Zweck sollen Gebetsrufe verboten worden sein und Minarette an den Moscheen mussten zwangsweise zurück gebaut werden.
https://www.nzz.ch/international/asien-u...ligion-ld.23667

Ich glaube in den von euch verlinkten Artikeln war bereits die Rede davon, dass Tadschikistan für 2018 das Jahr des Tourismus ausgerufen hatte. Der kürzliche Anschlag auf die Touristen wird mit einer Ankündigung des Präsidenten in Verbindung gebracht die besagte, dass Korruption gegen Touristen künftig hart bestraft werden soll. Es soll daraufhin zu Ausschreitungen von Bürgern gekommen sein, die nicht akzeptieren wollten, dass Touristen besonders geschützt werden sollen, obwohl auch das Tadschikische Volk tagtäglich mit Korruption zu kämpfen hat und die herrschende Regierung selbst nicht unschuldig zu sein scheint in der Hinsicht.

In den zahlreichen Reiseberichten die ich über Tadschikistan las wurde wenig über die drastische Armut des Landes gesprochen. Viele Tadschiken verdienen sich als Arbeitsmigranten in Russland ihr Geld und sind dort einem starken Rassismus ausgesetzt. Gestern hatte ich mit einem in Österreich lebenden Tschetschenen darüber gesprochen, der das bestätigte. Er sagte mir, obwohl die Tadschiken in Russland die Jobs übernehmen, die keiner machen möchte und auch keinerlei soziale Unterstützung vom Staat erhalten, würden sie vom Großteil der Russen gehasst werden. Die jungen Tadschiken haben mit einer Perspektivlosigkeit im eigenen Land zu kämpfen und müssen sich ohne den familiären Rückhalt in Ländern durchschlagen, in denen sie sich nicht willkommen fühlen. Das soll mit ein Grund dafür sein, dass der IS vor allem in Russland leichtes Spiel damit hat, Tadschiken zu rekrutieren. Beispiele zum Ausmaß des erlebten Rassismus finden sich hier: https://www.novastan.org/de/tadschikistan/die-tadschiken-aussatzige-in-russland/

Die drohende Radikalisierung ist ein hausgemachtes Problem dessen Ursache der Machterhaltungswille der Regierung zu sein scheint. Die einzig bedeutende Oppositionspartei der derzeitigen Regierung war die Partei der Islamischen Wiedergeburt. Sie soll gemäßigt gewesen sein, die derzeitige Regierung hatte sie aber mit der Begründung einer extremistischen Ausrichtung verboten. Aktuell soll es keine nennenswerte Opposition geben. Der nachfolgende Artikel beschreibt, wie Menschen beim Versuch ihre Grundbedürfnisse zu decken von staatlicher Seite niedergeknüppelt wurden und warum sich keine neue Opposition im Land heraus bildet:
https://www.novastan.org/de/tadschikistan/tadschikistan-der-unvergessliche-horror-des-burgerkriegs/

Manche Menschen meiden Reiseländer, in denen das Volk vor der Regierung keinerlei Lobby hat. Wem das so geht, der sollte sich überlegen, ob er Tadschikistan bereisen möchte. Ich persönlich sehe es so wie bereits von Vorrednern aufgegriffen: Für das Volk, das im Moment nicht viel zum Leben hat ist der (nachhaltige) Tourismus wichtig. Außerdem sehe ich die Chance, dass durch die Reisenden die Belange der tadschikischen Bevölkerung in der Welt Gehör finden. Diese Probleme brauchen eine Bühne. Ich würde mir wünschen in künftigen Reiseberichten über Tadschikistan neben dem Lob über die Gastfreundschaft und die einmalige Natur mehr über die die Lebensrealität der Menschen zu lesen. Ihre Sorgen, ihre Freuden, inspirierende Initiativen die einen Wandel auf den Weg bringen.

Bedenklich finde ich, dass in den Berichten die Rede davon war die Regierung würde trotz des IS-Bekennervideos den Anschlag der verbotenen Oppositionspartei in die Schuhe schieben. Auch frage ich mich wie es sein kann, dass einige der vermeintlichen Täter ohne Prozess erschossen werden. Zwei der Täter mussten im Fernsehen mit offensichtlichen Misshandlungen im Gesicht ein Geständnis ablegen.
https://www.novastan.org/de/tadschikista...sich-zu-nutzen/

Wer durchs Land reist, dem sollte aber denke ich auch bewusst sein, dass Touristen durch das Verhalten der Regierung nicht unbedingt bei allen Bürgern willkommen sind. Für mich drängt sich nach dem Gelesenen das Bild auf, dass die geldbringenden Touristen von der Regierung gegenüber dem eigenen Volk bevorzugt werden.
Eines der Pärchen das bei dem Anschlag starb traf auf einem Pass zwei Mädchen, die die Reisenden mit einem Blumengesteck in der Hand und einem Lächeln im Gesicht begrüssten: https://www.instagram.com/p/Bla2Xvkh2kK/?taken-by=simplycycling

Ein anderer Reisender der die beiden unterwegs kennen lernte traf ebenfalls auf eines dieser beiden Pamiri-Mädchen. Vermute jedoch zunächst, es sei eines der steinewerfenden Kinder, von denen ihm unterwegs berichtet wurde: https://www.instagram.com/p/Bl6IUbOhhCU/?taken-by=thepedr

Steinewerfende Kinder traf er dann tatsächlich noch. In dem Foto das er von diesen Kindern machte liegt pure Ablehnung in den Gesichtern und dem Körperausdruck der Kinder. Mir drängt sich die Frage auf, mit welchen Vorurteilen diese Kinder aufwachsen, dass sie vorbeikommende Radfahrer mit Steinen bewerfen: https://www.instagram.com/p/BlDxvPhBFc4/?taken-by=thepedr

--------

Für mich stellt sich außerdem die Frage, ob es verantwortbar ist, als Frau (abschnittsweise) allein durch Tadschikistan & Kirgistan zu radeln oder ob ich vor Ort zwangsläufig nach Begleitung in den von Radlern frequentierten Unterkünften suchen sollte. Ein Vorredner hatte von Gerüchten über Vergewaltigungen durch Soldaten gesprochen. Das lese ich hier zum ersten Mal. Kann dazu jemand Angaben machen? Habt ihr allein/ zu zweit reisende Frauen unterwegs getroffen oder wart selbst unterwegs? Welche Erfahrungen könnt ihr teilen?
von: dcjf

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 06.08.18 20:32

Hallo

Das Gerücht ist von 2009 (und wie gesagt nur ein Gerücht), damals gab es wohl besser dokumentierte Übergriffe der Soldaten (junge Wehrpflichtige), welche aber vornehmlich aus Raub bestanden. Die Lage soll sich danach gebessert haben, was die Wehrpflichtigen betrifft. 2010 war dann noch von unangenehmen Schmiergeldforderungen am Flughafen die Rede (wegen falscher Visa, wobei da in der Tat das Problem bestand, dass nicht jeder mit Touristenvisum eingereist war und mit dem normalen Visum Registrierungspflicht bestand).
Zum Thema als Frau alleine kann ich nichts beitragen, nur auf einen frischen Link im Hubb verweisen, wo zwei unangenehme Erlebnisse in Kirgistan beschrieben sind, davon Einer mit Offiziellen.
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 07.08.18 16:30

Ich glaube man kann das ganze auch überanalysieren. In Zentralamerika, im Balkan oder vor kurzem in Azerbaijan wurde. wir mit Abneigung gegenüber Touristen konfrontiert. Es gibt doch überall Menschen die an reichen Touristen keinen Gefallen finden. In Azerbaijan warf ein Junge meiner Freundin einen Stein ans Velo. Keine Ahnung was der Grund dafür war. Das passiert halt mal. Ich komme mir in sehr armen Gegenden oft ein bisschen dämlich vor. Zu sehen wie die da im Müll leben und ich auf meinem 4000 Franken Reiserad da durh fahre ist mir oft unangenehm...

Gehört aber meiner Meinung nach halt dazu wenn man individuell durch exotische Länder reist...
von: indomex

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 07.08.18 17:24

Mir hat gerade ein Freund berichtet, dass er gestern über die Südroute Kalaiqumb erreicht hat; 3 Tage wurden sie von Polizei eskortiert.
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 07.08.18 18:18

Und ab Khalaikumb waren sie wieder „frei“?
Oder nur Eskorte für die ersten drei Tage?
von: konraider

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 08.08.18 13:41

ich bin eine Woche bevors passiert ist wieder vom Pamir zurückgekommen, war dort 4 Wochen, davon 3 radelnd und würde sofort wieder hinfahren, habe mich sehr sicher gefühlt in Duschanbe und im Pamir, dazwischen kann ich nichts sagen, da ich aus zeitmangel hoch und runter mit dem Taxi gefahren bin .. LG
von: indomex

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 08.08.18 14:38

So wie ich es verstanden habe, ja. Ich habe zwar noch mal nachgefragt, werde aber wohl erst, wenn sie in Khorog angekommen sind, Antwort erhalten.
von: OliOliOla

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 16.08.18 22:07

Die Basler Zeitung schreibt Informationen zu den Tätern und dem Motiv.
von: packard

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 17.08.18 04:42

Hallo,
wieso wussten die das Amerikaner in der Gruppe waren!?!
lg
Heinz
von: BaB

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 17.08.18 05:44

Das ist nicht schwer: Gerade als Radfahrer hältst du öfter (insbesondere bei der dortigen Wärme) irgendwo an, um Pause zu machen, Wasser zu holen/ kaufen und kommst auch mit den Leuten ins Gespräch. Und woher man kommt (und fährt) ist schon die Standardfrage.
von: Bernie

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 17.08.18 08:12

Genau. Der Buschfunk funktioniert sehr zuverlässig. In Australien habe ich von Forumsmitglied Outbikingalex bestimmt 2 Woche zuvor schon gehört, bevor ich ihn und seine Frau dann in Katherine getroffen habe.
Auch in Afrika hatte ich mehrfach von einem Engländer namens Pete gehört, der vom Nordkap zum Cap Agulhas gefahren. In Tansania und Malawi sind wir dann schließlich zusammen gefahren.

Sowas spricht sich bei Einheimischen gleichermaßen herum.

Es grüßt

Bernie
von: StephanBehrendt

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 17.08.18 09:16

In Antwort auf: packard
wieso wussten die das Amerikaner in der Gruppe waren!?!
Ich las einst hier im Forum von zwei durch Ladakh Radelnden, dass ihnen immer erzählt wurde, ein bis zwei Tage vor ihnen würde ein alter Mann mit Bart unterwegs sein. Das war ich.
von: Rolly54

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 18.08.18 03:47

Wir sind in der gleichen Gegend von nem Jugendlichen mit Steinen beworfen worden. Der schlug dann meiner Frau auf die Hände am Lenker, und wollte das Fahrrad klauen. Andere Dorfbewohner standen blöde glotzend daneben. Ein anderes Mal warf einer nen Stock zwischen die Speichen. Anderen hatten sie Glasscherben im Sand versteckt. Dagegen steht die wirklich grosszügige Gastlichkeit u d Freundlichkeit der Menschen. Was sind diese anderen doch für entfernt .
Was wäre, wenn die Pamir-Radler solidarisch dieses Land meiden würden? Oder am Besten alle Touris. Aber fällt natürlich schwer, wenn man sich lange auf den ersehnten Trip vorbereitet hat, oder die lange Überlandfahrt von BRD hinter sich hat.
Wir mussten in 2012 ohne Pamirhighway von dannen ziehen, weil Militär im Clinch mit der Drogenmafia lag, und die Regierung kurzerhand die Strasse gesperrt hat. Wenn ich diese entfernt von Präsident schon sehe... und seine Enklaven am Fluß bei Dushanbe. Ist doch überall das Gleiche: Korruption, Macht und Geld.

Auch wenn deine persönlichen Erfahrungen im Pamir teilweise mies waren, möchte ich doch darum bitten, bestimmte Kraftausdrücke hier zu unterlassen. Danke!

von: paschukanis

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 18.08.18 09:07

Ich möchte mal noch eine Aspekt hier rein bringen, der bisher noch recht wenig beleuchtet wurde. Nämlich inwieweit 'wir' ((Rad-)reisende aus 'westlichen' Ländern) Teil des Problems sind.

Reisen im 21. Jh. ist ja keine 'unschuldige' Tätigkeit, wie weiland Goethes Italientrip, sondern durchdrungen von Machtstrukturen, Geldströmen, Privilegien etc.pp.
Schon allein die Tatsache dass 'wir' in allgemeinen in überschaubarer Zeit die Mittel für eine solche Reise zusammen haben, recht unkompliziert in Tadschikistan einreisen können und von der dortigen Regierung VIP-Behandlung erfahren ist, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, eine bodenlose Ungerechtigkeit.

Ich kann mich gut an meine eigene Ressentiments gegen Touristen erinnern: in einer bayerischen Kleinstadt aufgewachsen (12.000 Einwohner, 500.000 Übernachtungen im Jahr), war ich als Teenager stinksauer von der Stadtverwaltung als 'Problem' wahrgenommen zu werden, während für den Tourismus alles getan wurde. Die alltägliche 'Rache' bestand darin mit dem Radl durch die Fußgängerzone zu preschen, dass die Touris nur so spritzten. Dass die Wut eines jungen Tadschiken nochmal deutlich größer ist, kann ich also durchaus nachfühlen.

Ressentiment ist die Triebfeder vieler solcher Taten, vom Steinwurf bis zum Anschlag. Das Gefühl dass die Menschenrechte nur für 'Weiße' gelten, man niemals eine ökonomische Chance haben wird und das in der menschlichen Natur tief verankerte 'mimetische Begehren', also immer das zu wollen, was der Nachbar hat, befeuern diese Wut.

Ich möchte hier nichts rechtfertigen und keine moralischen Urteile fällen. Ich selbst fliege in einem guten Monat nach Südamerika, und profitiere vom Wohlstandgefälle und einigen anderen Missverhältnissen.
Die Logik diktiert mir aber, dass man nicht ewig die Früchte der Erde für sich in Anspruch nehmen kann, ohne dass die, die von ihnen ausgeschlossen sind, irgendwann einmal Rache nehmen könnten. Ich denke fast jeder Mensch kennt die Wut auf 'die da oben'. Man muss sich halt aber auch eingestehen, dass man selber für einen Gutteil der Menschheit zu 'denen da oben' gehört.

Nix für Ungut,
Felix
von: panta-rhei

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 18.08.18 09:17

Lieber Paschukanis,


In Antwort auf: paschukanis

Reisen im 21. Jh. ist ja keine 'unschuldige' Tätigkeit,

Auch Radreisen nicht.

In Antwort auf: paschukanis

Schon allein die Tatsache dass 'wir' in allgemeinen in überschaubarer Zeit die Mittel für eine solche Reise zusammen haben,... ist, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, eine bodenlose Ungerechtigkeit.
Ich kann mich gut an meine eigene Ressentiments gegen Touristen erinnern: ... Dass die Wut eines jungen Tadschiken nochmal deutlich größer ist, kann ich also durchaus nachfühlen.
...
Ressentiment ist die Triebfeder vieler solcher Taten, vom Steinwurf bis zum Anschlag. Das Gefühl dass die Menschenrechte nur für 'Weiße' gelten, man niemals eine ökonomische Chance haben wird... dass man selber für einen Gutteil der Menschheit zu 'denen da oben' gehört.


Vielen Dank für diese sehr treffende Zusammenfassung der sozialpsychologischen Hintergründe dieser Mordtat. Der Boden ist genauso bereitet, da Bedarf es nur noch eines "Anführers" mit einer "passenden" aber letztendlich beliebigen Ideologie.

Viel Spass in Südamerika!
von: Anonym

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 18.08.18 11:05

In Antwort auf: paschukanis
Ich möchte mal noch eine Aspekt hier rein bringen, der bisher noch recht wenig beleuchtet wurde. Nämlich inwieweit 'wir' ((Rad-)reisende aus 'westlichen' Ländern) Teil des Problems sind.

Reisen im 21. Jh. ist ja keine 'unschuldige' Tätigkeit, wie weiland Goethes Italientrip, sondern durchdrungen von Machtstrukturen, Geldströmen, Privilegien etc.pp.
Schon allein die Tatsache dass 'wir' in allgemeinen in überschaubarer Zeit die Mittel für eine solche Reise zusammen haben, recht unkompliziert in Tadschikistan einreisen können und von der dortigen Regierung VIP-Behandlung erfahren ist, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, eine bodenlose Ungerechtigkeit.

Ich kann mich gut an meine eigene Ressentiments gegen Touristen erinnern: in einer bayerischen Kleinstadt aufgewachsen (12.000 Einwohner, 500.000 Übernachtungen im Jahr), war ich als Teenager stinksauer von der Stadtverwaltung als 'Problem' wahrgenommen zu werden, während für den Tourismus alles getan wurde. Die alltägliche 'Rache' bestand darin mit dem Radl durch die Fußgängerzone zu preschen, dass die Touris nur so spritzten. Dass die Wut eines jungen Tadschiken nochmal deutlich größer ist, kann ich also durchaus nachfühlen.

Ressentiment ist die Triebfeder vieler solcher Taten, vom Steinwurf bis zum Anschlag. Das Gefühl dass die Menschenrechte nur für 'Weiße' gelten, man niemals eine ökonomische Chance haben wird und das in der menschlichen Natur tief verankerte 'mimetische Begehren', also immer das zu wollen, was der Nachbar hat, befeuern diese Wut.

Ich möchte hier nichts rechtfertigen und keine moralischen Urteile fällen. Ich selbst fliege in einem guten Monat nach Südamerika, und profitiere vom Wohlstandgefälle und einigen anderen Missverhältnissen.
Die Logik diktiert mir aber, dass man nicht ewig die Früchte der Erde für sich in Anspruch nehmen kann, ohne dass die, die von ihnen ausgeschlossen sind, irgendwann einmal Rache nehmen könnten. Ich denke fast jeder Mensch kennt die Wut auf 'die da oben'. Man muss sich halt aber auch eingestehen, dass man selber für einen Gutteil der Menschheit zu 'denen da oben' gehört.

Nix für Ungut,
Felix


Kann die Argumentation gut nachvollziehen. Aber auch hier gilt: auch wenn die Touris sich wie die S... am Trog benehmen, rechtfertigt das noch keinen Mord.

Davon abgesehen distanzieren sich weit über 99 % aller Tadschiken von solch einer Attacke. Und das nicht nur wegen der fehlenden Touri-Einnahmen.
Der eigentlich Angriff wird wohl der Regierung von Tadschikistan gegolten haben. Der Präsident agiert sehr repressiv und autoritär.

Die Ressentiments dürften auch regional unterschiedlich verteilt sein. Persönlich habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht. Allerdings war ich im Gegensatz zu den Ermordeten auf der Nordroute unterwegs.

Aller Wahrscheinlichkeit bin ich in 2 Jahren dort wieder unterwegs.
von: yebogogo

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 19.08.18 10:03

Many people ask why I travel by bicycle and I think one of the main reasons is the humility that comes attached with it. I camp with locals, drink the same water as locals and eat anything offered by locals. It hides any 1st world elitism and in return gives a humble connection that far exceeds expectations - Palmwag, Namibia





Diese Saetze hat Andrew Murphy http://www.thebikeabout.org/ auf seinem Instagrammaccount veroeffentlicht und mir und vielen anderen aus der Seele gesprochen.



Ich bin vor 21 Jahren zu meiner ersten Radreise aufgebrochen, mehr als 200.000 km auf 5 Kontinenten spaeter (mehrheitlich Alltagskilometern in Deutschland) halte ich das Fahrrad noch immer fuer das beste Fortbewegungsmittel und vorallem das beste Reisemittel.



Die Radreisegemeinschaft ist in dieser Zeit unglaublich gewachsen, auf meiner ersten Radreise durch Afrika bin ich in 13 Monaten einem einzigen Radler begegnet Ale Rizzo der inzwischen in Genf lebt. Heute bin ich allein ueber die Whatsappgruppe “cycle the world” mit 256 anderen Reiseradlern jeglichen Alters und aus allen Herren Laendern verbunden. So unterschiedlich wir alle auch sein moegen so stark verbindet uns doch die Liebe zu dem was wir tun, diese Welt mit dem Rad zu erkunden.

Demensprechend sind alle erschuettert da jetzt nach Holger Franz Hagenbusch und Krzysztof Chmielewskiy im April in Chiapas,Mexiko http://www.tageblatt.lu/headlines/bewegender-abschied-weltenbummler-in-mexiko-getoetet/

am 29.07.2018 in Tadjikistan in den Pamirbergen auf einer der weltweit beliebtesten Radrouten mit



Lauren Geoghegans, Jay Austin http://www.simplycycling.org/about/



Markus Hummel https://www.2initinere.com



und Renee Wokke



4 weitere Reiseradler gewaltsam zu Tode gekommen sind https://www.n-tv.de/panorama/Tadschikistan-gibt-Iran-Mitschuld-an-Angriff-article20553483.html





Das Geschehene ist so unfassbar tragisch, dass es mir wie vielen anderen geht, es faellt mir schwer zu begreifen, dass das wirklich passiert ist.

Derzeit ist Hochsaison im Pamir und mans kann in der Gruppe die verstaendliche Verunsicherung derjeniger spueren die im Begriff sind diese Route in den naechsten Tagen in Angriff zu nehmen bzw. die bereits unterwegs sind.

Manche wollten sich zu einer Gruppe zusammenschliessen, ein anderer hat vermutlich recht wenn er zu bedenken gibt, das fuer solche Anschlaege gerade Gruppen ein Ziel darstellen und man allein evtl. sicherer ist. Die Entscheidung welche Laender man bereist, muss jeder fuer sich treffen – es gibt kein richtig oder falsch.

Steve von Caravanistan hat das in seinem Kommentar recht gut auf den Punkt gebracht https://caravanistan.com/letter-from-the-silk-road/danghara-attack.



Ich glaube das es richtig ist weiterhin den Pamirhighway zu radeln und wuensche dafuer allen das sie eine so wunderbare Zeit dort haben, wie ich sie im Oktober 2016 haben durfte.



Niemand sollte aufgrund dieses tragischen Ereignisses Tadjikistan als gefaehrlich einstufen. Es ist ein Land mit vielen Problemen, die anscheinend junge Maenner anfaellig fuer die Anwerbung durch Extremisten machen. Es war der erste und hoffentlich letzte Anschlag dieser Art. Leider haben die letzten Jahre gezeigt das der Terrorismus ueberall zuschlagen und jeden treffen kann, leider hat er nun auch im Pamir unschuldige Reiseradler getroffen, dies macht mich unglaublich traurig, aendert aber nichts daran das die Mehrheit der Menschen in Tadjikstan und weltweit gut ist. Daran glaube ich und danach lebe ich – jetzt erst recht.



Moegen Holger, Krzysto, Lauren, Jay, Rene und Markus in Frieden ruhen. Es mag uns troesten das sie ihren Traum gelebt haben.
von: yebogogo

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 19.08.18 10:17

http://www.rferl.org/a/tajikistan-cyclists-ca…/29417683.html

von: max saikels

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 19.08.18 20:28

Volle Zustimmung.
von: StephanBehrendt

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 19.08.18 22:41

Gut geschrieben.
Ich möchte hinzufügen: Was wir beim Reisen suchen machen wir durch unsere Reisen kaputt.
von: Wendekreis

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 19.08.18 23:57

Das siehst du zu pessimistisch. Zu den Destruktoren von Landschaft und Gesellschaft auf Reisen zuhause oder in ferne Länder gehörst du nicht als Radler, und bestimmt ich nicht. Im Gegenteil konnte ich manchmal in bescheidenem Maße positive Ansätze einbringen.

Nachgeschoben ein oft unbeachteter Anteil des deutschen Tourismus: Die deutschen Touristen-Milliarden haben zum wirtschaftlichem Aufschwung vieler ausländischer Regionen beigetragen.
von: StephanBehrendt

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 20.08.18 14:25

In Antwort auf: Wendekreis
Das siehst du zu pessimistisch. Zu den Destruktoren von Landschaft und Gesellschaft auf Reisen zuhause oder in ferne Länder gehörst du nicht als Radler, und bestimmt ich nicht.
In vielen touristischen Destinationen waren es die Individualreisenden, besonders Aussteiger, Hippies und Ähnliche low budget traveller, die dem Massentourismus mit seinen negativen und positiven Auswüchsen erst den Weg bereitet haben. Und wenn ich hier manchmal lese, dass man selbst im armen Indien Zelten möchte anstatt die lokale Infrastruktur zu nutzen, dann profitiert das Land auch heute noch nicht. Aber du hast recht, wo es gelingt dass das Geld im Lande zu lassen und es nicht von den Reiseveranstaltern ins Ausland transferiert wird, profitiert das Land.

Und um aufs Thema zurückzukommen, hier wird der Tourist zur wohlfeilen Geisel der politischen Verhältnisse. In der Türkei läuft es derzeit ja ein wenig auch so.
von: Toxxi

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 20.08.18 14:44

Schöner Beitrag, danke! bravo

Allerdings bist du bei einer Sache etwas auf dem Holzweg:
In Antwort auf: paschukanis
Reisen im 21. Jh. ist ja keine 'unschuldige' Tätigkeit, wie weiland Goethes Italientrip, sondern durchdrungen von Machtstrukturen, Geldströmen, Privilegien etc.pp.

Goethe wurde in Malcesine (am Ostufer des Gardasees) verhaftet, weil er das Kastell in sein Notizbuch zeichnete. Heute würde man das "Fotografieren militärischer Anlagen" nennen. Zwischen Malcesine und Torbole verlief damals die Grenze zu Österreich, und man hielt ihn schlicht für einen Spion.

Er wurde einen Tag später freigelassen, nachdem seine Identität festgestelt wurde. Er war nämlich zu der Zeit schon eine Berühmtheit, die man nicht einfach so festsetzen konnte oder wollte. Letzten Endes ein entfernt ähnliches Szenario wie in Tadshikistan.

Gruß
Thoralf
von: StephanBehrendt

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 20.08.18 15:07

Ich würde die Festsetzung von Goethe eher mit dem heutigen Zustand in der Türkei vergleichen. Goethe wurde schließlich von Staatsorganen belästigt und nicht von kriminellen Fanatikern umgebracht.
von: MatthiasM

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 20.08.18 16:16

In Antwort auf: StephanBehrendt
In Antwort auf: Wendekreis
Das siehst du zu pessimistisch. Zu den Destruktoren von Landschaft und Gesellschaft auf Reisen zuhause oder in ferne Länder gehörst du nicht als Radler, und bestimmt ich nicht.
In vielen touristischen Destinationen waren es die Individualreisenden, besonders Aussteiger, Hippies und Ähnliche low budget traveller, die dem Massentourismus mit seinen negativen und positiven Auswüchsen erst den Weg bereitet haben. Und wenn ich hier manchmal lese, dass man selbst im armen Indien Zelten möchte anstatt die lokale Infrastruktur zu nutzen, dann profitiert das Land auch heute noch nicht. Aber du hast recht, wo es gelingt dass das Geld im Lande zu lassen und es nicht von den Reiseveranstaltern ins Ausland transferiert wird, profitiert das Land.

Und um aufs Thema zurückzukommen, hier wird der Tourist zur wohlfeilen Geisel der politischen Verhältnisse. In der Türkei läuft es derzeit ja ein wenig auch so.


Daß die Individualreisenden ungewollt den Boden für den Massentourismus bereiten ist ein guter Aspekt. Das ist so ähnlich wie die Gentrifizierung in ehemaligen Glasscherbenvierteln, wo die ansäßige Wohnbevölkerung ihr Viertel zuerst schöner macht. Dann wird es attraktiv und interessant für andere, und dann sorgt "die unsichtbare Hand des Marktes" dafür, daß u.a. die Reichen und Schönen diese Viertel für die ehemals dort wohnenden Menschen unerschwinglich werden lassen.
von: stekuli55

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 22.08.18 15:21

bin seit heute in Tadschikistan und will mal schauen, wie es mir hier ergeht. Der Grenzer hat mir bei der Einreise die Telefonnummer der tadschikischen Fremdenverkehrspolizei in die Hand gedrückt und mir auf meine explizite Nachfrage zu dem Überfall gesagt, dass es jetzt sicher sei, aber auf Wunsch auch eine Polizeieskorte ab Dushanbe gestellt werden könnte. Bin.ja mal gespannt.
von: panse

Re: Attacke auf reiseradler in Tadschikistan - 09.09.18 12:16

Dushanbe - Osh ist für uns Geschichte. Wir haben den Pamir überquert. Alles mit eigener Muskelkraft! Wir fühlten uns jeden Tag und auch in der Nacht im Zelt sehr wohl und genossen die wirklich grossartige Gastfreundschaft der Tadschiken. Selten berührte mich ein Volk so wie dieses. Von der Landschaft muss ich gar nicht zu erzählen beginnen. Sie ist in Worten fast nicht beschreibbar. Majestätisch, bombastisch, surreal. Einfach der absolute Wahnsinn. Für micht DAS Highlight meiner Radreisekarriere!