Radreise im Winter.... in Deutschland?

von: snoopy-226k

Radreise im Winter.... in Deutschland? - 01.11.20 19:15

Hi,

folgendes unter der Annahme, dass die Corona-Regeln uns im Dezember wieder einigermaßen Bewegungsfreiheit geben... nicht dass das hier ein zweiter Corona-Pandemie-Faden wird.

Normalerweise sind wir im Winter eher mit dem Wohnmobil südlich der Pyrenäen unterwegs, dieses Jahr ist alles anders. Der (verrückte) Gedanke wäre, in diesem Jahr eine ~zweiwöchige Radtour innerhalb Deutschlands zu machen. Hat jemand von euch schon mal so was gemacht? Gibt es Landstriche, die sich anbieten? Ggf. -wenn das wieder machbar- ist im nahen Ausland wie Rhonetal oder Norditalien?

Von unserer Nordkap-Reise her sind wir für moderat langes Radfahren auch bei 0°C noch ausgerüstet, Schlafsack und Zelt machen das auch her. Aber... Zeltplätze sind im Winter kaum eine Option, jeden Tag wild campen geht auch nicht, eigentlich werden wohl vor allem Pensionen und Hotels infrage kommen.

War jemand von euch schon mal zu der Jahreszeit unterwegs? War gut?
von: indomex

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 01.11.20 19:58

In Antwort auf: snoopy_226k
War jemand von euch schon mal zu der Jahreszeit unterwegs? War gut?
Nur mal für ein Wochenende. Auch mit Wildcampen. Extrem nervig: Die viel zu langen Nächte. Und alles klamm und kalt... ich habe schnell festgestellt, dass das für mich nichts ist.
Denkbar ist es allerdings, wenn man nachts ein Dach über dem Kopf hat (und Licht und Heizung...).
Am Winter fürchte ich nicht die eiskalten Nächte oder die Minustemperaturen, am Winter fürchte ich am meisten die 2-Grad-Celsius-Regen, vor allem wenn sie beständig vor sich hinnieseln und nicht aufhören wollen... wie will man dann noch die Sachen trockenkriegen?
Ach ja, der Länge nach hingelegt hat es mich auch schon... glatt werden kann´s schon mal, gerade morgens. Und an schattigen Stellen hält sich das unerwartet lange.
Schön war´s trotzdem (ich weiß, klingt widersprüchlich); es ergeben sich Stimmungen, die man sonst so nicht sieht. Und so was fotografiere ich halt gern...
von: Felix-Ente

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 01.11.20 20:29

Sofern euch Kälte an sich nicht abschreckt, und sich der Schnee wie in den letzten Jahren in Grenzen hält, kann ich eine Tour durch Brandenburg mit angrenzenden Bundesländern und - sofern die Grenze offen ist - Abschnitten in Polen empfehlen. Wir haben hier Festlandklima, also meistens etwas kälter als im Westen, aber dafür mit vielen trockenen Tagen. Unterkünfte sollten auch bezahlbar sein. Zur Not kann man ein Hostel in Berlin buchen und ein oder zwei Wochenkarten VBB-Gesamtnetz dazu.

Die Tage sind halt noch ziemlich kurz und in den strukturschwachen Regionen könnte es ein Abenteuer werden, abzuschätzen, welche Unterkunft im Dezember noch empfangsbereit ist, wer in eine längere Pause geht um Kosten zu sparen, und wer endgültig das Handtuch wirft.
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 01.11.20 22:22

Zweimal war ich in der zweiten Novemberhälfte unterwegs, einmal Ende Januar, dazu kommt noch was mit einer Übernachtung im Dezember. Ich hatte aber auch Touren im Frühjahr, die wettertechnisch hart waren, auch mit Frosttemperaturen, kürzlich auch eine Oktobertour mit recht kalten Nächten (jeweils Zelttouren). Dezember bei uns ist oft recht mild, weiß man nie genau. Die folgenden drei Touren findest du auch unter meinen Reiseberichten:

3 Tage Schwäbische Alb (mit Saunagutscheinen), zweite Novemberhälfte: Einmal Campingplatz, einmal Wildcamping. Durch die Aufheizung mit Therme/Sauna waren die Nächte angenehm, die Abende gestaltet. Zudem waren die Nächte mild. Tagsüber war es aber auch manchmal trist. Vorteil: Manche Felsen der Alb zeigten sich besser als wenn Laub auf den Bäumen ist.

11 Tage Sächsische/Böhmische Schweiz, Erzgebirge, Vogtland, zweite Novemberhälfte: Eine Hoteltour samt Freundesbesuch, ein Tag war Stadtbesichtigung in Dresden ohne Velo. Es hatte gute Tage, die noch recht warm waren, aber auch kalte, zum Schluss Eisregen, ein Tag war Dauerregen. Trist war es trotz mancher Nebelbänke selten, da es viele spezielle Lichtmomente gab, besondere Laubfärbungen, Felsen auch gut zu sehen usw. Es gab Vorweihnachtsstimmung, typisch Erzgebirge (Lichter, "schöne" Dunkelheit). Auch Nachtfahrten, Gestaltung der Abende mit Gasthöfen ging ganz gut, einmal Therme, dazu kamen drei Abende mit dem Freund & Frau. Es gab zuweilen mal Schwierigkeiten, spontan Unterkünfte zu finden auf tschechischer Seite. Tour hatte eher wenige Tücken, überwiegend tolles Erlebnis - auch durch die spezielle Jahreszeit. Letzter Tag mit dem Eisregen war dann aber doch sehr ungemütlich, dass ich keine Fortsetzung der Tour gewünscht hätte.

4 Tage Elbmarschen, Ende Januar: Hoteltour bzw. Freundbesuch, dabei ein Tag ohne Velo wegen Geburtstagsfeier. Erster Tag arschkalt, Fühltemperatur unter -15 °C, u.a. Querung Hamburgs mit Umland, immerhin sonnig. Ausrüstung insbes. Füße/Hände an der Grenze. Aber super Eindrücke. Die anderen zwei Tage Regenwetter bzw. Mischmasch, auch noch mit Sonne. Wärmeumsturz auf 8 °C und mehr. Probleme bei der Unterkunftssuche in Glückstadt, da die Jugendherberge entgegen meiner Erwartung zu hatte. Die anderen beiden Nächte waren privat abgedeckt. Das eisige Winterwetter ist letztlich schöner als wärmeres Schietwetter. Trotzdem überwiegen die positiven Eindrücke. Erkenntis da wie dort: Wenn man etwas mehr Geld in der Tasche hätte, würde es noch leichter fallen, auch im Winter per Velo zu reisen.
von: Biotom

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 05:00

Ciao,
Ich waren diesen Februar vier Tage in der Auvergne (Bericht). Zudem war ich vor 3-4 Jahren im Altjahr 2 Tage im Jura unterwegs. War beides gut schmunzel
Was ich beachten würde:
- Man ist bei der Kälte weniger leistungsfähig, und die Tage sind wesentlich kürzer. Daher würde ich nur ca. 70% der üblichen Etappenlänge planen.
- Ich würde spätestens vor dem Mittag die Unterkunft checken. Als ich in der Auvergne um fünf Uhr nachmittags noch nichts zu übernachten hatte, wurde mir schon ein bisschen mulmig zwinker
- Kälteschutz für die Füsse einpacken.
- Spezielle Wetterbedingungen wie Hochnebel bei der Planung berücksichtigen.
Highlight: am Abend im warmen Bett liegen lach Im Zelt geht aber auch, wie Britta in Wales bewiesen hat.
Gute Reise!
Tom
von: Margit

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 07:05

Weihnachten mache ich jährlich eine "Krippentour", kann mich nicht erinnern, diese in den letzten (mindestens) 10 Jahren nicht durchgeführt zu haben. Meine "Osterbrunnentour" habe ich schon einige Male wegen schlechtem Wetter, Schnee und Glatteis auf das nächste Jahr verschoben. Innerhalb Deutschlands kannst Du Deine Radtour bei Wetterwechsel doch jederzeit abbrechen, weil Du Regionalzüge nicht reservieren musst. Bspw. könnte ich jetzt noch schnell packen, zum HBF radeln, um 9:44 Uhr in Zug steigen und wäre heute Abend um 22:03 Uhr in Hamburg, Berlin wäre noch schneller. Da steige ich doch lieber ein paarmal um, bevor ich wochenlang vorher buche und bei jedem Dreckswetter fahre.
von: Martina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 07:33

Mir wäre im Winter selbst bei geeignetem Wetter die nutzbare Tageslänge in unseren Breiten zu kurz.
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 07:37

Hallo!

ich war einmal um Allerheiligen in Slowenien unterwegs, eher in den alpineren Bereichen. Viel frischer sollte es in den meisten deutschen Gegenden im Winter auch nicht werden.

Ich habe gezeltet. Das war machbar, sehr flexibel, weil nicht an feste Unterkünfte gebunden (als Backup daher sicher empfehlenswert, falls ihr Zimmer nehmen wollt), aber in manchen Bereichen durchaus von begrenztem Komfort: Zelt und Schlafsack trocknen war nicht mehr möglich, Feuchtigkeit wird akkumuliert. Das lässt sich vermeiden, indem ihr ab und zu ein geheiztes Zimmer nehmt. (Einmal hatte ich schon ein ungeheiztes, da musste ich das gewaschene Shirt am Körper trocknen. (Das hat für Schnupfen gesorgt. Aber ich vertrage halt auch weniger als andere.)

Je nach Etappenlänge können die kurzen Tage unangenehm werden: Ich habe meine üblichen 100km/Tag an gepeilt und geschafft, das war aber nur möglich, indem ich im Finsteren auf gestanden bin, und schon in der Dämmerung gefrühstückt und gepackt habe. Am Abend musste ich auf passen, nicht zu weit in die Dämmerung zu geraten und musste manchmal im Finsteren kochen. Das lässt sich aber leicht durch kürzere Etappen oder schnelleres Fahren abfedern.

Je nach Temperatur und Witterung kann es vollkommen glatt laufen, oder ungemütlich werden. Trockene Kälte unter Null Grad ist ein Thema für gute Ausrüstung und deren intelligente Benützung (z.B. anstrengungsmäßig möglichst ausgeglichenes Fahren, um nicht zu viel zu schwitzen oder zu frieren, oder dauernd Kleidung ändern zu müssen), aber sicher recht gut, wenn auch vielleicht ungemütlich, machbar.
Recht schnell problematisch kann es werden, wenn es eisglatte Fahrbahn geben kann. Dann wird es ohne Winterreifen leicht ungesund.
Unter den meisten Bedingungen wird es ziemlich leicht machbar sein. Über Null Grad und trocken ist ja noch einfach zu machen.

Zusammengefasst: Klar geht es. Je nach Umständen kann es Sinn machen, flexibel auf Witterung & Co zu reagieren. Die harten Winterradler ziehen sicher ihr Ding auch so durch, egal, wie es kommt. Aber ich vermute, zu denen werdet ihr nicht so ganz gehören. Ich nämlich auch nicht!

lg!
georg
von: Martina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 07:46

In Antwort auf: irg
Am Abend musste ich auf passen, nicht zu weit in die Dämmerung zu geraten und musste manchmal im Finsteren kochen. Das lässt sich aber leicht durch kürzere Etappen oder schnelleres Fahren abfedern.


Ja schon, aber du musst doch auch den Abend irgendwie 'rumbringen'. Insbesondere beim Zelten stelle ich mir das schon sehr öde vor, ab 17 Uhr oder wann auch immer es dunkel wird im Schlafsack zu liegen.
von: Uli

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 08:14

Zitat:
War gut?

Nein. Habe das vor Jahren zweimal für jeweils max. 4 Tage gemacht. Die Kombination aus kurzen Tagen, kühlem und/oder feuchtem Wetter und zurückgefahrener Natur ist einfach nicht gut für eine "schöne" Radtour. Ich würde das höchstens spontan wieder machen, wenn die Vorhersage eine stabile Wetterlage mit Sonne und moderaten Temperaturen und ohne Wind, Wolken und Niederschlag "garantiert". Kein Camping ist bei mir obligatorisch, egal zu welcher Jahreszeit.
Gruß
Uli
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 08:18

Das ist sicher ein Thema! Ich war müde, meistens durchfroren, da habe ich eine Zeit lang im Schlafsack gelesen, und das war genug. Das Frieren hätte ich mir ersparen können, wenn Temperatur und Schlafsack zusammen gepasst hätten. Bei bis zu -8°C in einem Schlafsack für etwa 0° zu schlafen ist zwar möglich, aber nicht angenehm. Der Wetterbericht war halt daneben, und ich hatte keinen wärmeren Sack. Lästig war auch, dass das Wasser in den Flaschen und im Wassersack im Zelt gefroren sind. Das Wasser für den Morgen in den Schlafsack nehmen zu müssen (man lernt ja!), ist nicht so meines!

lg!
georg
von: Thomas1976

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 09:37

In Antwort auf: Martina
Mir wäre im Winter selbst bei geeignetem Wetter die nutzbare Tageslänge in unseren Breiten zu kurz.


Ach das finde eigentlich gar nicht so schlimm. Das ist alles nur eine Frage der Streckenlänge.
Eine längere Radreise schreckt mich im Winter eigentlich eher wegen dem unbeständigen Wetter ab. Längere "Schönwetterperioden" sind selten, wenn es nass wird verliere ich bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich schnell die Lust.

Das ist eigentlich auch ein Grund, warum ich im Januar/Februar, wenn nicht gerade ein Killervirus um die Welt kreist, hauptsächlich meinen Jahresurlaub nehme und dann dort eine Radreise machen wo es beständig warm ist (Patagonien mal ausgenommen).
So kann ich mir den Sommer verlängern cool

Zelten im Winter habe ich gelegentlich schon gemacht, trockene Kälte ist kein Problem, das Zelt ist dann meistens nur von aussen nass und man bekommt es mit einem Lappen halbwegs trocken. So typisches Nieselwetter bei 3°C ist hier der "Spaßfaktorkiller".
Ich mag gar nicht morgens zum Radfahren nasse Klamotten anzuziehen oder nachts in einem nassen Zelt zu liegen, weil ich es tagsüber nicht trocken bekommen habe.
von: natash

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 11:08

Wir waren einmal Anfang März ein paar Tage unterwegs, verführt dadurch, dass es bei uns schon recht warm und sonnig war. Woanders war das jedoch nicht der Fall und ich fand das kostenlose Gesichtspeeling bergab bei Graupelschauer nur begrenzt vorteilhaft. Bei Straßenglätte sind wir dann irgenwann in die Bahn, das ging allerdings auch nicht direkt.
Mit Winterreifen hätte man schon noch ein wenig fahren können. Für eine Nacht etwas zum Übernachten zu finden war auch eher schwer (zumindest in Thüringen und Sachsen- Anhalt) und ich habe mir geschworen, nie mehr ohne wenigstens ein Notzelt loszuziehen, wenn frühe Dunkelheit und Kälte drohen.
Ich leide an starken Durchblutungsproblemen an den Händen (nur bei Nässe und Kälte) und finde es nicht lustig, wenn ich nicht mehr bremsen kann. Wer das Problem nicht hat, kann da entspannter sein, das ist dann problemloser.
Ansonsten finde ich die lange Dunkelheit eigentlich das unerfreulichste am Winter, aber das wird ja ab Ende Februar besser.
Schön wars trotzdem, die Stimmung war schön und wir waren stellenweise gefühlt alleine auf weiter Flur.
Wetterglück gehört aber trotzdem dazu, vor allem dann, wenn man auch ein paar Mittelgebirge durchqueren möchte.

Gruß
Nat

von: BaB

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 14:56

Ja, das ein oder andere Mal und Ja, war gut! In Deutschland sind wie z.B. über Silvester den Oder-Neiße Radweg abgefahren (s.u.) oder von Oberhausen nach Emden, die Nordseeküste entlang und dann via Hannover bis nach Magdeburg.
Der Oder Neiße Radweg war auch bei Dunkelheit wirklich toll zu fahren, ansonsten muss man damit leben, dass man morgens etwas länger schläft und abends bereits in der Dämmerung/ Dunkelheit das Zelt aufbaut. Und im Schlafsack ist es auch nicht kalt.
Wie haben wahrscheinlich im Winter mehr wild gezeltet als bei Sommertouren (fällt uns gerade mal so auf), es sind auch deutlich weniger Leute unterwegs, die einen sehen könnten. Zitat von Waltraud (wal) zu ihrer Wintertour über den Baikalsee: "Der erholsamste Urlaub überhaupt, die Nächte sind so schön lang".
Entlang der Nordseeküste war es wiederum schwierig auf einem CP unter zukommen, auch ganzjährig geöffneten Plätze waren um Silvester herum geschlossen...

Mein Tipp: Bleibt flexibel und macht eure Tour vom Wetter abhängig. Wenn es im Süden schneit, dann fahrt ihr halt im Norden, macht dort eine Tour und fahrt dann noch woanders hin mit dem Wohnmobil für eine weitere Tour. Den Oder - Neiße Radweg im Winter können wir empfehlen. Abends über den Deich zu fahren entlang der beleuchteten Dörfer, wo gerade die Silvestervorbereitungen liefen und morgens die ersten Leute auf dem Radweg sein und sehen, wie das Leben wieder erwacht... war echt eine schöne Tour. Wir hatten bei der Tour mit Thoralf (Toxxi) abends an der Oder Silvester gefeiert, vielleicht schreibt er, als jemand, der eher wenig im Winter zeltet, auch noch was dazu.
Der Spreewald und die Prignitz inkl. Elbe wären hier rund um Berlin auch sehr schön, die Infrastruktur aber leider nur sehr begrenzt (gerade im Winter), also rechtzeitig einkaufen und etwas Vorrat mitschleppen.

Hier noch 2 Reiseberichte von Britta über Silvester, "leider" nur aus GB und nicht aus D oder FR. Wales und Schottland
Touren im März/April: Island, Hamburg - Berlin, Polen und den Saale Radweg. EIn paar Stimmungsbilder aus dem Spreewald im November.
Für diesen Jahreswechsel planen wir eine Radtour entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze.
von: Fricka

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 16:06

Ich war schon mehrmals im Winter im Vogelsberg unterwegs. Übernachtungen in Gasthäusern. Vorgebucht. Das ist bei Schnee und sonnigem Wetter traumhaft. Unterwegs einkehren, fällt allerdings praktisch aus, da dann alles geschlossen ist. Also mal eine Tasse Kaffee ist nicht drin. Schwitzen ist tödlich. Danach wird man schnell kalt.

Ich hatte immer eine dicke Daunenjacke dabei, um auch mal anhalten zu können. Eine Unterlage, zum drauf sitzen. Eine Thermoskanne mit Kaffee.

Wenn es viel geschneit hat, muss man allerdings die Straßen fahren. Radwege werden nicht geräumt.

Zelten bei Frost macht mir eigentlich nichts aus, wenn es mal - z.B. im März - frostige Nächte gibt. Als Dauerzustand finde ich es schwierig, irgendetwas zu trocknen.
von: snoopy-226k

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 02.11.20 18:40

Hey, vielen Dank für die vielen Tipps.

Ich nehme mit:
- flexibel bleiben: Guter Punkt, wir würden Glätte und Dauerniesel eher aus dem Weg gehen können. Also keine fixe Route planen sondern eher 3-4Tage im voraus... innerhalb der Verlässlichkeit des Wetterberichts
- Brandenburg oder Oder-Neisse: Kennen wir beides schon recht gut, allerdings nicht im Winter. Vorteil wohl, dass es fast auf Meereshöhe ist und dass Wild-Campen nicht so streng gesehen wird
- Lange Nächte. Also eher kurze Etappen, vielleicht mal in die Nacht reinfahren und viel Schlafen schmunzel
- die bergigen Gegenden werden wir eher auslassen, wegen höherem Schneerisiko und weil wir mit dem Tandem eh nicht darauf eingestellt sind.
- Auvergne klingt gut. Mal schauen ob man im Dezember schon wieder sowas planen kann.

Jedenfalls macht's Mut, dass wir da nicht die ersten Verrückten sind schmunzel
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 07:12

Das seid ihr sicher nicht!

Noch etwas: Pausen und Anstrengung sollten im Winter, wenn es wirklich kalt wird (wobei kalt und feucht schlimmer zehrt, als sehr kalt, da die höhere Luftfeuchtigkeit Wärme besser ableitet) besser aus geglichen werden. Also lieber zwischendurch kürzere Pausen als eine sehr lange, bei der ihr stark aus kühlt.

Mit Langlaufschiern in Lappland haben wir für Pausen unter tags einfach jeder eine Thermosflasche mit geschleppt, um das Feuer anzünden zu ersparen. Der Flüssigkeitsmangel war aber nicht sehr angenehm, denn ein halber Liter über einen ganzen Tag ist nicht viel. Am Rad könnte sich ein kleiner Kocher anbieten, mit dem ihr zwischendurch einmal einen Tee kocht, oder so. Das wärmt, wenn ihr aus kühlt, und ihr seid nicht an offene Cafes oder Bäckereien gebunden. Vielleicht stellen sich diese Fragen auch gar nicht, und die Bedingungen sind ohnehin ziemlich gemütlich. Der Winter ist ja nicht böse, nur etwas kühler.

Mit dem Tandem könnte es sinnvoll sein, mit Winterreifen zu fahren. Deren Gummi-Mischung ist für kalte Temperaturen ausgelegt. Ich finde den Unterschied nicht nur auf Schnee und Eis sehr groß, sondern auch bei schmierigem Straßenbelag aus Feuchtigkeit, Dreck und Streusalz. Du weißt eh selbst, dass ein schleuderndes Tandem nicht ganz so leicht wieder ein zu fangen ist, wie ein Single-Rad.

Ich wünsche euch eine schöne Wintertour!
georg
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 12:18

In Antwort auf: snoopy_226k

- die bergigen Gegenden werden wir eher auslassen, wegen höherem Schneerisiko und weil wir mit dem Tandem eh nicht darauf eingestellt sind.
...
- Auvergne klingt gut.

Das widerspricht sich allerdings etwas. Die attraktiven Teile der Auvergne sind hügelig bis bergig und durch die Hochplataeus und Lage auch kälter als umliegende Regionen (vergleichbar mit Schwäbischer Alb). Im abfallenden Westen hat man allerdings auch mal mildere maritime Klimaeinflüsse.
von: derSammy

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 13:59

Ich hab aufs Tandem auch schon Spikes aufgezogen, eine Forumsgrünkohltour sind wir so gefahren.

Auf Asphalt bremst das aber spürbar, wenn es richtig knackig kalt ist und vereinzelte Eisflächen andere bei dem Gedanken ans Radfahren nur schaudern lassen, ist es genial. schmunzel
von: jutta

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 14:20

Wie das Wetter im Dezember ist, kann man heute noch nicht vorhersagen, erst recht nicht, was Corona noch anstellt. Es kommt auch drauf an, wie ihr anreist.
Aber warum nicht immer paar Tage in einer Unterkunft bleiben, von da aus Touren, dann zur nächsten festen Unterkunft?
Wie wärs mit Elbe, Altmark, Südbrandenburg, Niedersachsen?
Etwas "Kultur" mit Stendal, Kloster Jerichow, Uelzen, ...
von: Martina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 14:59

In Antwort auf: derSammy
Ich hab aufs Tandem auch schon Spikes aufgezogen


Dito, machen wir aber nicht mehr, wir werden alt schockiert

Wer es schon probiert hat, weiß es, aber für alle anderen trotzdem noch der Hinweis, dass Spikes nur auf Eis bzw. sehr festgefahrenem oder -getrampeltem Schnee etwas bringen. In weichem Schnee nützen sie nichts.
von: sugu

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 15:37

In Antwort auf: Martina

Wer es schon probiert hat, weiß es, aber für alle anderen trotzdem noch der Hinweis, dass Spikes nur auf Eis bzw. sehr festgefahrenem oder -getrampeltem Schnee etwas bringen. In weichem Schnee nützen sie nichts.

Dafür gibt es Stollenspikes schmunzel In lockerem Pulverschnee sind 15 cm noch fahrbar, bei anderen Schneearten wird es deutlich weniger.

Noch ein Anwendungsgebiet (auch für normale Spikes): Nasse Baumwurzeln.
von: Martina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 16:16

In Antwort auf: sugu
In Antwort auf: Martina

Wer es schon probiert hat, weiß es, aber für alle anderen trotzdem noch der Hinweis, dass Spikes nur auf Eis bzw. sehr festgefahrenem oder -getrampeltem Schnee etwas bringen. In weichem Schnee nützen sie nichts.

Dafür gibt es Stollenspikes schmunzel


Schon klar. Das Problem ist halt, dass man bei wechselnden Verhältnissen nie die idealen Reifen für alles haben kann.

Zitat:

In lockerem Pulverschnee sind 15 cm noch fahrbar, bei anderen Schneearten wird es deutlich weniger.

Beim Tandem hörts glaub ich früher auf. Aber 15 cm Schnee gibts eh selten hierzulande. schmunzel
von: snoopy-226k

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 16:33

Wobei Spikes -abgesehen vom Rollwiderstand- ja auch auf trockener Straße fahrbar sind.

Mein Alltagsrad bin ich mal bis Ende Mai auf Spikes geradelt weil ich den Neukauf einer Felge über Wochen verbummelt hatte. Bei 25°C war's mir dann doch peinlich... fahren ging aber noch grins
von: sugu

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 16:41

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: sugu
In Antwort auf: Martina

Wer es schon probiert hat, weiß es, aber für alle anderen trotzdem noch der Hinweis, dass Spikes nur auf Eis bzw. sehr festgefahrenem oder -getrampeltem Schnee etwas bringen. In weichem Schnee nützen sie nichts.

Dafür gibt es Stollenspikes schmunzel

Schon klar. Das Problem ist halt, dass man bei wechselnden Verhältnissen nie die idealen Reifen für alles haben kann.

Abstriche müssen auch die Hersteller machen. Vor kurzem hätte ich auch noch gesagt, dass es keine vernünftigen Stollenspikes unter 2 Zoll (50 mm) gibt, aber inzwischen hat Kenda auch einen Spikereifen in 37-622 und 42-622 herausgebracht. Allerdings haben die nur zwei Reihen mit insgesamt 100 Spikes auf der Lauffläche. Bei vereisten Spurrillen kann das seitliche "Herausklettern" ohne seitliche Spikes schwer werden - auf einem Tandem möchte ich mir das sowieso nicht vorstellen.
von: sugu

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 03.11.20 16:42

Und du musstest auch nicht mehr klingeln. schmunzel
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 04.11.20 07:27

Hallo Martina!

Den idealen Reifen für alle Bedingungen kenne ich leider nicht.

Wir haben am Tandem anfangs Winterreifen mit Spikes auf der gesamten Lauffläche benützt, seit Jahren verwenden wir nur mehr Winterreifen mit Spikes am Rand. Die Spikes sind so so gut wie unnötig, aber auf an sich sehr guten Reifen ungefragt dabei. Bei unseren Bedingungen sind die Gelegenheiten, bei denen wir Spikes brauchen könnten, so selten, dass wir gerne darauf verzichten. Nur auf die Winterreifen wollen wir auf keinen Fall mehr verzichten!

Welche Winterreifen am besten passen hängt natürlich von den individuellen Gegebenheiten ab.

lg!
georg
von: Martina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 04.11.20 07:42

Hallo Georg

In Antwort auf: irg
Hallo Martina!
Die Spikes sind so so gut wie unnötig, aber auf an sich sehr guten Reifen ungefragt dabei. Bei unseren Bedingungen sind die Gelegenheiten, bei denen wir Spikes brauchen könnten, so selten, dass wir gerne darauf verzichten. Nur auf die Winterreifen wollen wir auf keinen Fall mehr verzichten!


Das ist ja grade das Problem finde ich: Spikes sind in unseren Breiten fast immer unnötig, sobald aber wirklich Eis da ist eigentlich existenziell. Wer wirklich unter allen Bedingungen ein einspuriges Rad fahren will und es nicht wie ich inzwischen bei fragwürdigem Wetter stehen lässt (und bestenfalls noch Trike fährt) kann m.E. deswegen nicht auf Spikes verzichten. Welche nur am Rand reichen da nicht aus.

Was Winterreifen betrifft: wir haben letzen Winter Marathon 365 (ohne Spikes) benutzt, da der Winter aber praktisch ausgefallen ist kann ich nicht wirklich was qualifiziertes zur Eignung sagen.
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 04.11.20 08:10

Naja, die eierlegende Wollmilchsau haben wir nicht, aber mit unseren Conti Spike Claw 120 (also nur mit ziemlich überflüssigen Spikes am Rand) fahren wir auch, wenn es rutschig ist, recht sicher. Seit wir diese verwenden, hat es in meiner Familie keinen Flug mehr gegeben, und wir radeln schon lange und inzwischen ziemlich frech durch den Winter. (Ich kriege übrigens nichts von Conti, und die Reifen werden, glaube ich, auch nicht mehr her gestellt.)

Es ist halt die selbe Sache wie mit den Winterreifen beim Auto: Auch spikelose Winterreifen greifen auf glatter Fahrbahn, wenn man sich an die physikalischen Grenzen an passt, sprich entsprechend vorsichtig fährt.

lg!
georg
von: sugu

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 04.11.20 09:55

In Antwort auf: Martina
Hallo Georg


Das ist ja grade das Problem finde ich: Spikes sind in unseren Breiten fast immer unnötig, sobald aber wirklich Eis da ist eigentlich existenziell. Wer wirklich unter allen Bedingungen ein einspuriges Rad fahren will und es nicht wie ich inzwischen bei fragwürdigem Wetter stehen lässt (und bestenfalls noch Trike fährt) kann m.E. deswegen nicht auf Spikes verzichten. Welche nur am Rand reichen da nicht aus.

Was Winterreifen betrifft: wir haben letzen Winter Marathon 365 (ohne Spikes) benutzt, da der Winter aber praktisch ausgefallen ist kann ich nicht wirklich was qualifiziertes zur Eignung sagen.

Vergangenen Winter bin ich auch mit den Marathon 365 ausgekommen. Im Februar 2018 war es nur wenig kälter und hat wenig geschneit, aber der Schnee blieb in den schattigen Lagen drei Wochen liegen und ist durch das leichte Antauen tagsüber langsam in Eis übergegangen. Der Weg zur Arbeit war wunderschön, aber ohne Spikes wäre das schwierig geworden:
von: Martina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 04.11.20 10:18

In Antwort auf: sugu
Im Februar 2018 war es nur wenig kälter und hat wenig geschneit, aber der Schnee blieb in den schattigen Lagen drei Wochen liegen und ist durch das leichte Antauen tagsüber langsam in Eis übergegangen. Der Weg zur Arbeit war wunderschön, aber ohne Spikes wäre das schwierig geworden:


Genau das ist der Klassiker, wo es ohne Spikes (zumindest meiner Meinung nach) nicht geht. Und dafür reicht ja schon ein kurzes Stück Weg in diesem Zustand.
von: 19matthias75

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 08:42

Zum Beispiel sind im Sauerland oder ähnlichen Regionen die Chancen gut, auf Campingplätzen zu übernachten. Habe das selbst gemacht (Februar) und über Nacht die Bekleidung, Handtuch nach dem Duschen im beheizten Waschraum erfolgreich und ohne Verlust getrocknet.
von: uwe&margit

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 11:29

Spannend finde ich die Diskussion, ich bin selbst seit 30 Jahren Winterradler, jedoch kein Wintercamper.

1. Zu den Wegverhältnissen: Schwierig wird es bei weicher Schneedecke und auch zu hohem ( 10 cm) Pulverschnee. Bei Schnee friert auch schon mal die Schaltung ein. Auch die Naben müssen absolut wasserfrei sein, ansonsten frieren die Klinken ein. Ansonsten macht Radfahren auf dünner Pulverschneedecke enorm Spaß. Natürlich mit Spikes. Bei Temperaturen um 0 Grad kann es überall Eis geben. Autos sehe ich im Winter als noch größere Gefahr an, deshalb versuche ich befahrene Straßen zu meiden.
2. Mit Kleidung hab ich mein Thema. Bei mir heißt es leider : kein Radfahren ohne Schwitzen. Solange man fährt geht das gut. Panne ist ein großes Thema. Zurück im Haus kann man und muss man sich direkt umziehen, sonst droht Ärger. Ich weiß nicht, wie ich dies im Zelt händeln könnte.
3. Wärme im Zelt: Schlafsack für Minusthemperatur hab ich, Zelt ist auch dafür ausgelegt. Ich hab Sorge um die Temperatur, die vom Boden durch die Liegematte in das Zelt zieht. Auch sind die Matten so klein, dass man Nachts etwas neben der Matte schläft. Ich vermute, dass die Zeltinnentemperatur kein Thema ist.

Reizen würde mich dies schon mal, wie sind eure Erfahrungen damit?
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 12:11

Hallo!

Der Wärmeverlust durch die Matte wird nach meinem Dafürhalten eher überschätzt. Nicht, dass er nicht statt finden würde, aber mehr verlierst du anderswo.

Die meiste Wärme verlierst du, das wurde schon gemessen, über deinen Kopf. Deshalb steckt man, wenn es sehr kalt ist, den Kopf möglichst tief in den Sack und lässt möglichst wenig raus schauen. Die Norweger in den 1880-er, die das südliche Grönlandeis überquert haben (Nansen als Leiter), wussten das schon, lagen zu mehrt in einem Sack, und haben eine Klappe über den Kopfteil gezogen. Ich glaube, die waren geruchsmäßig weniger empfindlich wie wir.

Der Kragen im Sack um den Hals hat den selben Zweck: Wärme möglichst wenig ins Freie geraten zu lassen. Dämmt der Sack dann noch rundherum genug, ist dir drinnen gemütlich warm, obwohl es draußen kalt ist. Zwei im doppelten Sack sind dabei klar im Vorteil.

Ich habe mit einer einfachen Leichtluftmatratze im Zelt bei bis zu -8° Außentemperatur geschlafen, innen war es etwas wärmer. Die Luftmatratze ohne Füllung war nicht das Problem dabei, das war der Schlafsack, der für diese Temperaturen nicht ausgelegt war. In Lappland haben wir teils in Koten, teils in besseren Schneelöchern geschlafen. Dabei haben wir ganz einfache geschlossenzellige Isomatten verwendet, wie sie heute noch als Gymnastik- oder Yogamatten verwendet werden. Da ist von unten nichts kalt herauf gezogen und die Matten hatten nur eine Stärke von 10-12mm. Grauslig war dabei eigentlich nur, die Füße in der Früh mit den nassen Socken in die gefrorenen Schuhe zu quälen. Aber manche Erlebnisse haben eben ihren Preis, und den habe ich in diesem Fall gerne bezahlt.

Feucht geschwitzt in den Daunensack zu steigen wird nicht besonders günstig sein. Wenn Daune feucht wird, klumpt sie. Du könntest, wenn du am Abend vom Rad steigst, den Anorak, so du einen anhast, sofort aus ziehen und die kurze Zeit, die dir noch warm ist, möglichst viel Feuchtigkeit aus dunsten lassen. Besser wäre, die letzten Kilometer ruhig an gehen zu lassen und bewusst den Leistungslevel runter zu fahren. Dann kann mehr Feuchtigkeit dort abtrocknen, wo sie abtrocknen soll: Im Freien.

Ich kann nur sagen: Macht es einfach! Ihr müsst ja nicht gleich einen ganzen Monat in die Einöde ziehen. Fürs Erste reichen schon eine oder ein paar Nächte!

lg!
georg
von: Fricka

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 13:24

Ich fahre auch im Winter ohne Spikes. Schnee in der Ebene gibt es hier überhaupt nicht oder nur an wenigen Tagen. Da macht man nicht unbedingt eine Radtour.

Meine Fahrten durch Eis und Schnee finden im Vogelsberg statt. Mir geht es auch so, dass ich aufpassen muss, unterwegs nicht zu schwitzen. Wenn es sein muss, schiebe ich ein Stück. Verschwitzt vom Berg herunterzurollen, wäre sonst das Aus. So warm kann ich mich gar nicht anziehen.

Mit der Kälte im Zelt sehe ich wenig Probleme. Matte und Schlafsack sind bei mir dieselben wie im Sommer. Ich ziehe dann zusätzlich Trainingshose, Angorapullover und Wollsocken an. Wenn das nicht reicht, ziehe ich mir noch die Daunenjacke über den Kopf.

Feuchte Sachen müssen dann irgendwie trocken. Über der Heizung in der nächsten Kneipe. Im Heizungskeller des Campingplatzes. Oder wo auch immer. Das klappt schon irgendwie. Campingplätze, die im Winter offen sind, haben meist beheizte Sanitärbereiche. In Gasthäusern ist das überhaupt kein Problem.

Und ja, meinem Rad friert dann die Schaltung ein. Gerne auch die Bremszüge. Bei Gasthäusern muss es ins Warme. Sonst wird es spannend.
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 17:11

Vielleicht kurz eine Ergänzung: Winterradeln und Wintercampen ist keine Angelegenheit für die harten Burschen, und was für Vorstellungen sonst in Köpfen herum geistern. Mit einer bescheidenen Mindestkompetenz ist bald jemand dabei. Ein bisschen davon ist Ausrüstung (also einfach zu lösen, im Wesentlichen habt ihr die Sache dafür schon zu Hause), ein bisschen ist Wissen (das ihr jetzt gerade holt), ein weiteres bisschen lernt ihr selbst schnell.

Es macht einfach schön und interessant, einmal ausgetretene Pfade zu verlassen und etwas Neues, das man noch nicht gemacht hat, zu versuchen. Die neuen Pfade bieten Erlebnisse Einblicke, die sonst nicht zu gewinnen wären. Gerade in Zeiten von Corona bieten sich solche Experimente an. Manchmal befindet sich das kleine Abenteuer für den Hausgebrauch gleich hinter der Haustüre!

lg!
georg
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 20:25

In Antwort auf: uwe&margit
1. Zu den Wegverhältnissen: Schwierig wird es bei weicher Schneedecke und auch zu hohem ( 10 cm) Pulverschnee. Bei Schnee friert auch schon mal die Schaltung ein. Auch die Naben müssen absolut wasserfrei sein, ansonsten frieren die Klinken ein. Ansonsten macht Radfahren auf dünner Pulverschneedecke enorm Spaß. Natürlich mit Spikes. Bei Temperaturen um 0 Grad kann es überall Eis geben. Autos sehe ich im Winter als noch größere Gefahr an, deshalb versuche ich befahrene Straßen zu meiden.

Kann man auch andersum sehen. Das Eis und das Rumrutschen hast du oft nur auf den Radwegen und Pisten, während die Straßen normal fahrbar sind - entweder salznass oder trocken. Ferner gibt es weitere Nebeneffekte, zumal ja (besonders im Dezember) eher kein Schnee liegt: Matsch ist rutschig, ebenso Blätter. Man bekommt also durchaus Probleme auch ohne Schnee, vor allem bergauf auf Waldpisten (Durchdrehen der Räder) oder bergab (Rutschgefahr). Das ist letztlich gefährlicher als Straße. Bleibt man in Matsch oder Schnee stehen, sollte das Schuhwerk auch passen. Mit Klickies könnten die Füße schnell nass werden. Es kommt durchaus vor, dass der Matsch die Wege so befällt, dass man nicht mal einen sicheren Rand findet und man auch nicht fahren kann (hatte ich auch nach dem Wetterumbruch auf meiner Januar-Tour an der Elbe).

In Antwort auf: uwe&margit
2. Mit Kleidung hab ich mein Thema. Bei mir heißt es leider : kein Radfahren ohne Schwitzen. Solange man fährt geht das gut. Panne ist ein großes Thema. Zurück im Haus kann man und muss man sich direkt umziehen, sonst droht Ärger. Ich weiß nicht, wie ich dies im Zelt händeln könnte.

Zumindest solltest du wissen, dass auch kalte Luft trocknet. Verschwitzte Teile also ggf. nachts außerhalb aufhängen, sofern möglich oder aber auch mit Fahrtwind an der Tasche. Voraussetzung ist genügend Ersatzklamotten mitzuführen.

In Antwort auf: uwe&margit
3. Wärme im Zelt: Schlafsack für Minusthemperatur hab ich, Zelt ist auch dafür ausgelegt. Ich hab Sorge um die Temperatur, die vom Boden durch die Liegematte in das Zelt zieht. Auch sind die Matten so klein, dass man Nachts etwas neben der Matte schläft.

Ja, da rächt sich, wenn die Matten zu klein kalkuliert sind und/oder schlechte R-Werte haben. Der Effekt wird unterschätzt, weil mal eine kalte Nacht im Sommer fällt das weniger auf. In jedem Fall die Stellen absichern, wo der Arm mal neben die Matte fallen kann - also Jacke usw hinlegen. Beine/Füße fallen seltener runter. Zeitweise habe ich auch ein Alu-Rettungsfolie dabei gehabt. Die zerreißt allerdings recht leicht, schirmt aber nochmal zusätzlich ab. Am besten zwischen Zeltunterlage und Zelt platzieren. Man kann auch noch diese alubeschichteten Strandunterleger nehmen, sie sind aber auch eher schmal geschnitten, dafür weniger anfällig und knistern nicht. Generell hilft gegen Auskühlung, Mütze und Socken anzuziehen.
von: StephanBehrendt

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 06.11.20 00:15

In Antwort auf: Fricka
Und ja, meinem Rad friert dann die Schaltung ein. Gerne auch die Bremszüge. Bei Gasthäusern muss es ins Warme. Sonst wird es spannend.
Genau das beschrieb ich gerade in einem der aktuellen Kauf-Threads als Nachteil aller Bremssysteme mit Bowdenzügen.
von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 06.11.20 06:57

Bei unseren Rädern passierte das Einfrieren von Bremszügen nur bei den Rädern mit Damenrahmen und am Liegerad. An den Rädern meiner Frau habe ich das mit der Montage der HS11 saniert. Am Liegerad hat der Bowdenzug der Vorderbremse einen Bogen, der Wasser sammeln kann. Den habe ich einmal nach dem Einfrieren mit Pressluft aus geblasen, seitdem gibt er bis auf Weiteres Ruhe.
Bei allen anderen Rädern hatten wir mit dem Einfrieren nie Schwierigkeiten. Überlegte Bowdenzugverlegung, wo möglich, sollte das Problem in den meisten Fällen also entschärfen.

lg!
georg
von: stefan1893

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 06.11.20 11:38

Dank Klimaerwärmung sind die Schneetage sowieso mehr als gezählt. In Lagen unter 500m hat man eher bereits Probleme, nach Tagen mit Schneedecke zu suchen, wenn man es explizit darauf anlegt, bei Schnee zu fahren. Dazu muss man eigentlich schon in die Mittelgebirge hoch fahren. Ansonsten ist die Wahrscheinlickeit eher gering.

Anders gelagert ist natürlich das Thema überfrierende Nässe, wenn es nachts aufklart. Das kann natürlich weiterhin öfters mal vorkommen. Allerdings fährt man nachts ja eher weniger.

Andererseits ist da aber durchaus was dran, dass nasskaltes Wetter knapp über 0 Grad auch nicht viel angenehmer ist - wenn einem diese nasse Kälte überall hineinkriecht...
von: Fricka

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 06.11.20 14:28

Ich gebe den Damenrahmen zu. Da ist das eben so. Nach Abhilfe habe ich noch nicht gesucht, weil es mich noch nicht so richtig gestört hat.
von: Radina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 06.11.20 15:28

Hallo snoopy,
Grüße aus der wärmsten Ecke Deutschlands. Hier kann man immer fahren. Schnee und Glatteis sind hier extrem selten. Temperaturen unter null ebenfalls. Höchstens ist manchmal Hochnebel ein Problem, da er alles in dauerhaftes Grau taucht. Das muss man mögen.
Ich rede von der Vorderpfalz, dem Oberrheintal, dem Breisgau und dem Kaiserstuhl und dem Markgräfler Land.
Man darf nur nicht den Fehler machen und am Rhein entlang fahren, das ist stinkelangweilig, da fast immer hinter dem Damm oder auf langweiliger Holperpiste.
Zwischen Rhein und Schwarzwald oder Pfälzerwald gibt es ansonsten superschöne, auch hügelige Strecken.

Ich jedenfalls bin hier lieber im Winter unterwegs, da es im Sommer zu heiß ist.
Radina
von: bk1

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 07.11.20 13:04

In Antwort auf: Martina
Mir wäre im Winter selbst bei geeignetem Wetter die nutzbare Tageslänge in unseren Breiten zu kurz.

Ich fahre dann bis zu 50% der Strecke bei Dunkelheit. Das geht auch und ist auch interessant, aber natürlich ist es mit Tageslicht noch besser. Ich mache jedes Jahr (außer 2020) eine Fahrradtour von Basel nach Antwerpen (oder so etwas ähnliches) zu einer Konferenz. In Belgien kann man es schaffen, z.B. von Lüttich bis Antwerpen komplett auf beleuchteten Straßen zu fahren.
von: snoopy-226k

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 07.11.20 14:25

In Antwort auf: Radina
...Ich rede von der Vorderpfalz, dem Oberrheintal, dem Breisgau und dem Kaiserstuhl und dem Markgräfler Land.
Man darf nur nicht den Fehler machen und am Rhein entlang fahren, das ist stinkelangweilig, da fast immer hinter dem Damm oder auf langweiliger Holperpiste.
Zwischen Rhein und Schwarzwald oder Pfälzerwald gibt es ansonsten superschöne, auch hügelige Strecken.


Hi Radina, danke für die Anregung. Ja, neben dem Nordosten wäre auch das eine gute Möglichkeit... zumal ich es mit Verwandtenbesuchen kombinieren könnte. Ist auf der Liste schmunzel
von: natash

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 07.11.20 15:34

Wenn Ihr dann einen dieser nebeligen Inversionswettertage erwischt (im Dezember gar nicht so selten), müsst Ihr einfach nur ein wenig bergauffahren. Oft scheint bereits bei 500 m Höhe die Sonne und wärmer ist es dort dann auch schmunzel.
Die engen Täler des Nordschwarzwalds würde ich hingegen meiden, das sind rechte Kühltruhen. Falls Ihr in der Oberrheinregion herumfahrt, könnt Ihr Richtung Norden (zb Heidelberg) noch den Kraichgau mitnehmen. Da ist das Klima auch sehr mild und es hat hübsche Orte, die vom Tourismus im Gegensatz zu den anderen genannten Ecken, noch eher unberührt geblieben sind. Viele der bekannteren Ausflugsziele werden dieses Jahr ja leider vollkommen überrannt. Trinkbaren Wein hats auch. Wenns aber so ist wie in den letzten Jahren ist das dann eine Wintertour, die eher wenig Winter zu bieten hat.
Wenn das tatsächlich so mild werden sollte, böte sich auch ein Abstecher in den Pfälzer Wald an (ohne Nordvogesen, da darf man sicherlich dieses Jahr
nicht mehr hin ohne Passierschein).
Gruß
Nat
von: Margit

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 07.11.20 19:28

In Antwort auf: natash
... müsst Ihr einfach nur ein wenig bergauffahren. Oft scheint bereits bei 500 m Höhe die Sonne und wärmer ist es dort dann auch schmunzel
da mag ich Dir aber mal widersprechen. Eigentlich wollten wir damals Richtung Bodensee, aber es war gen Westen zu neblig. Sind wir halt gen Osten, Walchensee ist ja auch nicht schlecht. In der Hoffnung, oben am Kesselberg wäre es evtl. sonnig, wurden wir sehr enttäuscht. Es war saukalt und ein noch viel kälterer Ostwind - aber das sind Momente, an die man sich Jahre später noch erinnert bier
von: indomex

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 07.11.20 19:35

In Antwort auf: Margit
In Antwort auf: natash
... müsst Ihr einfach nur ein wenig bergauffahren. Oft scheint bereits bei 500 m Höhe die Sonne und wärmer ist es dort dann auch schmunzel
da mag ich Dir aber mal widersprechen.

Ich wohne ja auch hier in der Gegend, und auch wenn es nicht immer so zutrifft, so beschreibt natash doch eine sehr häufige Wetterlage - gerade heute war es z.B. bei Baden-Baden auch so: DIe Stadt im Nebel im Tal (bis mittags), die Berge und Felsen außenrum im Sonnenschein.
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 07.11.20 21:06

In Antwort auf: Margit
In Antwort auf: natash
... müsst Ihr einfach nur ein wenig bergauffahren. Oft scheint bereits bei 500 m Höhe die Sonne und wärmer ist es dort dann auch schmunzel
da mag ich Dir aber mal widersprechen. Eigentlich wollten wir damals Richtung Bodensee, aber es war gen Westen zu neblig. Sind wir halt gen Osten, Walchensee ist ja auch nicht schlecht. In der Hoffnung, oben am Kesselberg wäre es evtl. sonnig, wurden wir sehr enttäuscht. Es war saukalt und ein noch viel kälterer Ostwind - aber das sind Momente, an die man sich Jahre später noch erinnert bier

Kommt auf den Höhenunterschied an, zudem lokale Topographie. Schwarzwald <> Rheinebene sind krasse Unterschiede, ist man schnell von ca. 200 m auf 1000 m. 500 m Höhe reichen aber auch dort oft nicht aus, habe im Dezember mal eine Tour über die Schwarzmiss gemacht (über 900 m) und war über den Wolken, während natash unten in der Waschküche schmorte. Ich schätze mal, die Grenze lag bei mindestens 600 m, wo man in Sonne auftauchte. Oben war dann aber kalt mit Eis und Schnee, unten alles ohne Schnee. Im Enztal zur anderen Seite war der Hochnebel weniger krass, das hängt auch mit der spezifischen Rheinebene zusammen, Wolken schieben sich von Westen auf, hinterliegende Täler im Osten können dann aber sonnig sein (aber ebene auch kälter wegen viel Schatten), weil die Feuchte da nicht hinfindet.

Walchensee ist jetzt nicht gerade exponiert über der oberbayerischen Ebene (München liegt ja schon über 500 m hoch), da musst du schon weiter hoch, ggf. z.B. Richtung Karwendelhaus o.ä. Ferner können Walchensee und obere Isar eigene Hochnebelfelder bilden. Am besten Wetterbericht hören oder nachschauen, wo die Hochnebelgrenzen sind. Manche Tage ist selbst bei 2000 m noch dicht und Sonne nur auf der Zugspitze & Co.
von: stefan1893

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 12:35

In Antwort auf: veloträumer
Am besten Wetterbericht hören oder nachschauen, wo die Hochnebelgrenzen sind. Manche Tage ist selbst bei 2000 m noch dicht und Sonne nur auf der Zugspitze & Co.

Hallo Matthias,

diese Wetterinfo hat mich für den Schwarzwald und die Alb schon immer sehr interessiert, leider bekommt man hierzu beim SWR nichts Genaues - es heißt immer nur, dass es in den "mittleren Lagen" am wärmsten wird. Hast du da eine spezielle Seite, die konkrete Höhenmeter nennt?
von: sugu

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 14:51

In Antwort auf: stefan1893
Hast du da eine spezielle Seite, die konkrete Höhenmeter nennt?

Nach drei Jahren im Schwarzwald und inzwischen 10 Jahren Arbeitradeln im Mittelgebirge (auch am Rhein): Es ist nicht die absolute Höhe allein, die es ausmacht. Im Rheintal sammelt sich die kalte Luft und es bildet sich Nebel. Wenn die Inversionslage länger anhält, kriecht der Nebel Nacht für Nacht weiter vom Rhein die Täler hoch. Im Kinzigtal z.B. von Offenburg Richtung Hausach sind es pro Nacht schon mal 10 km. Gleichzeitig war Freiburg von Anfang an "eingenebelt" obwohl es höher liegt, als Hausach.

Das umgekehrte passiert auch: In hochgelegenen Tälern kann sich Nebel bilden, auch wenn das Rheintal frei bleibt. Der Wind spielt auch eine Rolle, wobei hier das Verhältnis von Windrichtung und Tal fast wichtiger sind, als die Windstärke.

Insofern wird man selten genaue Höhenangaben bekommen. Wenn beim Schwarzwald dann von "mittleren Lagen" geredet wird, ist das häufig der Bereich zwischen 400 m und 800 m, eben nicht mehr im Talgrund, aber deutlich unterhalb der Berge. Lokale Ausreißer können dann die höchsten Schwarzwaldtäler sein: Das Menzenschwander Tal südlich des Feldberges hat den Talgrund auf 800 m, die Berge drumherum sind über 1.200 m hoch und wenn es dort nebelfrei ist, kann es tagsüber im Tal wärmer werden, als auf dem gleich hohen Mosenmättle im mittleren Schwarzwald.
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 14:52

In Antwort auf: stefan1893
In Antwort auf: veloträumer
Am besten Wetterbericht hören oder nachschauen, wo die Hochnebelgrenzen sind. Manche Tage ist selbst bei 2000 m noch dicht und Sonne nur auf der Zugspitze & Co.

Hallo Matthias,

diese Wetterinfo hat mich für den Schwarzwald und die Alb schon immer sehr interessiert, leider bekommt man hierzu beim SWR nichts Genaues - es heißt immer nur, dass es in den "mittleren Lagen" am wärmsten wird. Hast du da eine spezielle Seite, die konkrete Höhenmeter nennt?

Nein und ja. Ich selber schaue am liebsten TV-Wetter bei ARD & ZDF, da werden die Strömungen gut erklärt und man kann sich das ganz gut für seine Region herleiten (u.a. auch Morgenmagazin, oft viele Randdaten und Wetterbilder). SWR-Radio finde ich auch sehr bescheiden, dann lieber SWR-TV. Die genauen Höhen sind aber manchmal schwer zu prognostizieren. Die besten Wetterprognosen im Web gibt es wohl bei Proplanta (ist für Landwirte gedacht), trotzdem schaue ich da selten, weil andere Infos reichen mir oft (wetter.de u.ä., 7-Tageübersichten).

Es gibt manchmal indirekte Hinweise, wenn z.B. Parkplätze auf dem Feldberg voll sind (in den Verkehrsnachrichten), du aber selbst in grauer Suppe hockst. Dann ist sicher oben Sonne. Manchmal halten solche Wetterlagen auch länger an, und man bekommt das irgendwie mit, z.B. auch über Webcams oder eben solche indirekten Nachrichten. Derzeit hat es Inversionswetterlagen, das spürt man aber selber, allein wenn man hier Hügel und Täler fährt (Schönbuch, Fildern, Strohgäu usw.). Die Wetterberichte haben das aber heuer auch alle transportiert, sogar SWR-1-Radio.

Ich habe zudem ein gutes Gespür für die Mikroklimate entwickelt und weiß dann oft, dass ich für eine Zeltübernachtung einfach nur weiter hoch muss auf eine Kuppe, geschützte Waldlagen oder doch besser an Gewässern?, aber keine kalten Wasserflächen, keine Zwischensenken usw. Man kann auch im Nebel ein trockenes Zelt behalten, wenn man die richtigen Standorte wählt.

Sofern man mehrere Tage unterwegs ist, wird man immer auch mit den trüben Tagen rechnen müssen. Auch wenn es hohe dicke Wolken hat, kann es sehr trist sein ohne den klassischen Hochnebel - zuletzt bei meiner Oktobertour erlebt. Die Landschaft versinkt trostlos und Herbslaub leuchtet einfach nicht - dazu braucht es Licht. Dann muss auch mal Glück haben und die schönste Kulisse am fast einzigen Sonnentag erleben. Selbst bei Dauerregen kann es zu kurzen Sonnenaufhellungen kommen und sehr schöne Momente bescheren, davor und danach aber schändlicher Landregen etc. Regen und Herbstnässe schaffen wiederum manche Stimmungen, die auch wertvoll sind, Fotomotive sucht man dann am besten im Nahbereich.
von: Toxxi

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 17:39

In Antwort auf: snoopy_226k
Von unserer Nordkap-Reise her sind wir für moderat langes Radfahren auch bei 0°C noch ausgerüstet, Schlafsack und Zelt machen das auch her. Aber... Zeltplätze sind im Winter kaum eine Option, jeden Tag wild campen geht auch nicht, eigentlich werden wohl vor allem Pensionen und Hotels infrage kommen.

War jemand von euch schon mal zu der Jahreszeit unterwegs? War gut?

Ja, ich habe sowas schon gemacht. Hauptproblem für mich ist die Tageslänge.

Wenn ich allein unterwegs bin, dann eigentlich nur in festen Unterkünften. Da stört es mich auch nicht, wenn ich abends noch in die Dunkelheit hinein fahre. Zelten machen ich um diese nur Jahreszeit nur in Gesellschaft. Alleine im Dunkeln irgendwo im Zelt sitzen - nee, das muss nicht sein.

Beim Zelten im Winter ist das Rumsitzen das Hauptproblem. Beim Radfahren ist mir warm, dafür bin ich ausgerüstet. Schlafen Schlafsack ist auch kein Problem, da ist mrwarm. Aber alles was man zwischen Radafahren und Schlafen noch macht, ist kalt. Das darf man nicht unterschätzen und muss zusätzlich Klamotten mitschleppen.

Wildzelten wird bei Minusgraden zum Problem wegen des Wassers. Wenn die Wasservorräte eingefroren sind, nutzt einem der Kocher recht bald auch nichts mehr. Auf Zeltplätzen gibt es immerhin einen Wasserhahn. Manche Zeltplätze haben auch eine Kneipe oder sowas, da kann man sich aufwärmen.

-----

Auf Tour unterwegs ist das Aufwärmen auch wichtig. Pause mache ich in der Regeln nur da, wo ich irgendwo reingehen kann. Ein guter Tipp sind Tankstellen. Die haben immer geöffnet und sie haben heiße Getränke.

Wars gut? Ja, eigentlich schon. schmunzel

Gruß
Thoralf
von: Toxxi

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 17:40

In Antwort auf: irg
Am Rad könnte sich ein kleiner Kocher anbieten, mit dem ihr zwischendurch einmal einen Tee kocht, oder so. Das wärmt, wenn ihr aus kühlt, und ihr seid nicht an offene Cafes oder Bäckereien gebunden.

Da bin ich schon mal reingefallen. Tour bei -8°C durch Westpolen. Das Zeug in der Thermosflasche war zwar warm, aber die Wasservorräte eingefroren. Ich konnte den Eisblock nicht aus der Flasche bekommen und in den Topf füllen.

Gruß
Thoralf
von: Toxxi

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 17:42

In Antwort auf: irg
Die meiste Wärme verlierst du, das wurde schon gemessen, über deinen Kopf. Deshalb steckt man, wenn es sehr kalt ist, den Kopf möglichst tief in den Sack und lässt möglichst wenig raus schauen.

Ich setze zum Schlafen einfach eine Mütze auf. schmunzel

Gruß
Thoralf
von: natash

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 18:15

Ich mache das, wenn Nebeltristesse im Rheintal angesagt ist und es auch bei uns ins Nebental reingezogen ist, folgendermaßen: Ich schaue auf den Wetteradar. Da läßt sich sehr einfach mit einem Blick feststellen, bis wo der Nebel hinreicht und wo er in etwa aufhört. Bei Inversionslagen ist da eine klare Kante zu sehen. Zusätzlich schaue ich dann manchmal bei "bergfex" in die Webcams vom Kaltenbronn, Seibelseckle, Mehliskopf oder sogar nur auf die Webcams von Schwanner Warte und Dobel. Wenn da Sonne zu sehen ist, fahre ich in die entsprechende Richtung. Bislang hat sichs immer gelohnt. Der Nebel kann natürlich hoch ziehen, aber das passiert bei Inversionswetterlagen eher nicht. Bei Hochnebel ist das natürlich anders.
Zum Winterradeln: Als Brillenträger, ist Nebel ein ziemliches Ärgernis, wer da Kontaktlinsen verträgt, sollte darauf ausweichen.
Gruß
Nat
von: Thomas1976

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 18:21

Zitat:
Wars gut? Ja, eigentlich schon


Ja, alle Punkte voll getroffen bravo
von: snoopy-226k

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 18:40

In Antwort auf: Toxxi
Beim Zelten im Winter ist das Rumsitzen das Hauptproblem. Beim Radfahren ist mir warm, dafür bin ich ausgerüstet. Schlafen Schlafsack ist auch kein Problem, da ist mrwarm. Aber alles was man zwischen Radafahren und Schlafen noch macht, ist kalt. Das darf man nicht unterschätzen und muss zusätzlich Klamotten mitschleppen.


Ich glaube auch, dass das ein wirkliches Problem ist. Als Vielschwitzer ist der Wohlfühlfaktor schnell weg wenn man sich nicht mehr bewegt. Wir kennen das von vielen Radtouren, dass es Tage gibt, an denen man sich so auf den kuscheligen Schlafsack dass man frühzeitig ins Zelt geht. Im Winter könnte sich das wirklich noch verschärfen: Abends in der Dämmerung Essen machen, danach ins Zelt... dann hat die Nacht schnell mal 14h schlafe

Vor eingefrorenen Wasservorräten habe ich weniger Bammel, da kann ich ja bisschen was mit ins Zelt nehmen. Aber die feuchtgeschwitzten Klamotten trocknen auch kaum.

Fazit? Wir probieren's auf jeden Fall. Dürfen nur die Nachbarn nicht mitbekommen. Die halten uns eh schon für verrückt wenn wir im November bei Nebel eine Radtour machen grins
von: indomex

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 19:03

In Antwort auf: snoopy_226k
Vor eingefrorenen Wasservorräten habe ich weniger Bammel, da kann ich ja bisschen was mit ins Zelt nehmen.
Ich habe die Wasserflasche mit in den Schlafsack genommen. Hängt letztlich davon ab, wie kalt es wirklich wird.

In Antwort auf: snoopy_226k
Aber die feuchtgeschwitzten Klamotten trocknen auch kaum.
Ja, das kenne ich. Einfach genug mitnehmen...

In Antwort auf: snoopy_226k
Fazit? Wir probieren's auf jeden Fall.
Super! Das ist die richtige Einstellung!

Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß dabei und eine tolle Tour!
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 22:09

Noch dran denken, je mehr du in Dunkelheit machst (Nachtfahrten, Essen zubereiten, Lesen usw.), desto mehr Licht brauchst du (Akkus). Ferner verbrauchen sich die Akkus schneller bei großer Kälte. Bei längerer Tour und je nach sonstiger Elektonik kann das ganz ohne Gasthöfe etc. eng werden - Powerbanks haben ja auch ihre Grenzen und ein kurzer Kaffee beim Bäcker reicht i.d.R. nicht für die Ladezyklen.

Auch relevant: Einige öffentliche Toiletten sind im Winter auch mal geschlossen (an Seebädern, Friedhöfen, Besichtigungsorten usw.), durch Coronazeiten noch verschärft.
von: huxtebude

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 09.11.20 22:53

Hallo zusammen :-)

Ist alles eine Frage der Einstellung, also wie so Vieles: Kopfsache. Wenn du nicht willst, finden sich immer viele Argumente dagegen. Dunkelheit, Kälte, Schnee, Eis..
War schon öfter im Winter unterwegs, auch mit Zelt. Zelten geht mit passendem Schlafsack Isomatte und Zelt auch ohne Probleme, wenn man erst mal im Schlafsack ist, ist alles gut.
Falls man nicht in die Dunkelheit hineinfährt, wird eben noch etwas länger gelesen vorm Schlafen.
Bin nachts aber auch schon eingeschneit worden, und nachdem alle Radwege für mich unpassierbar waren (und ich auf die nun engere Straße mit Schneematsch etc. nicht wollte) habe ich ein Stück per Zug überbrückt. In eine schneefreie Region.
Also einfach Kopf hoch und auf die schönen Dinge konzentrieren, dann wird's auch ne wunderbare Tour!

Viel Spaß euch!
Florian
von: IndianaWalross

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 10.11.20 14:38

In Antwort auf: uwe&margit
Ich hab Sorge um die Temperatur, die vom Boden durch die Liegematte in das Zelt zieht. Auch sind die Matten so klein, dass man Nachts etwas neben der Matte schläft. Ich vermute, dass die Zeltinnentemperatur kein Thema ist.

Reizen würde mich dies schon mal, wie sind eure Erfahrungen damit?


Es gibt doch mittlerweile bei fast jedem Anbieter "wide" Matten, die ca. 64cm breit sind - das reicht dir nicht? Aus genau solchen Gründen kaufe ich auch keine der Standardmatten mit 50cm Breite mehr. Seitenschäfer hängen da grundsätzlich immer mit irgendwas über, und dann friere ich sogar im Sommer wenn ich auf ner feuchten Wiese zelte.

Hab deswegen auch meine Matte ausgetauscht in ne NeoAir regular+wide, hat auch mehr Isolierung von unten - weil ich nur mit Quilts statt Schlafsäcken nächtige - und ausserdem lang und breit genug. Trotzdem geringes Packmaß und Gewicht. bravo
von: Rennrädle

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 10.11.20 17:52

...mein Traum ist ja tatsächlich, mal eine Tour im Februar auf den Lofoten machen. Zelt soll zumindest mit und je nach Lage auch mal ein Privatzimmer...

Ob das der innere Schweinehund und dann auch mein eigenes Ich schaffen, bin ich mir nicht so sicher.

Rennrädle
von: Toxxi

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 10.11.20 19:00

In Antwort auf: snoopy_226k
Vor eingefrorenen Wasservorräten habe ich weniger Bammel, da kann ich ja bisschen was mit ins Zelt nehmen.

Jein.

Wenn es wirklich kalt ist, dann kommst du schon mit gefrorenen Wasservorräten an, wenn du abends vom Rad steigst... omm Und ein "bisschen" mit ins Zelt nehmen - was machst du später mit dem gefrorenen Rest? Irgendwie muss das wieder auftauen. Eine Plastikflasche kannst du nicht auf den Kocher stellen (höchstens mit dem Messer aufschneiden). Eine Metallflasche wird vom Eis im besten Falle zerdellt und im schlimmsten Falle zerstört.

Flüssiges Wasser mit ins Zelt zu nehmen alleine reicht auch nicht. Auch da ist mir das Wasser eingefroren, und es waren "nur" -2°C. Wenn es wirklich flüssig bleiben soll, musst du das Wasser mit in den Schlafsack nehmen.

Man sollte auch nicht unterschätzen, wie viel man trinken muss. Gerade im Winter kommt das zu kurz. Ich kehre unterwegs immer wieder gern irgendwo ein (zur Not Supermarkt oder Tankstelle) und trinke ein alkoholfreies Bier mehr oder weniger auf Ex.

In Antwort auf: snoopy_226k
Aber die feuchtgeschwitzten Klamotten trocknen auch kaum.

Stimmt. Ich gehöre zum Glück zu den Wenigschwitzern, aber diese Auskunft wird dir bestimmt nichts nutzen.

In Antwort auf: snoopy_226k
Fazit? Wir probieren's auf jeden Fall.

Na klar, nur zu! bravo Mit meinen Kommentaren wollte ich dir das auf keinen Fall ausreden. schmunzel

Erfrieren oder verhungern wird man in aller Regel in Deutschland nicht. Es besteht ja immer die Option, sich in einen Zug zu setzen oder spontan eine feste Unterkunft zu buchen.

In Antwort auf: snoopy_226k
Dürfen nur die Nachbarn nicht mitbekommen. Die halten uns eh schon für verrückt wenn wir im November bei Nebel eine Radtour machen grins

party

So wie meine Nachbarn mich völlig verständnislos anguckten, als ich an einem Sonntagmorgen im Dezember um 6 Uhr bei -5°C mit dem Randonneur in der Hand die Treppe runterstieg, während sie gerade besoffen von einer Party nach Hause kamen. lach

Gruß
Thoralf
von: derSammy

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 10.11.20 20:56

In Antwort auf: Toxxi
Eine Plastikflasche kannst du nicht auf den Kocher stellen (höchstens mit dem Messer aufschneiden).

Ist das so? Ich meine mich daran zu erinnern, dass Plastikflaschen mit Inhalt sehr wohl auf den Kocher könnten, weil das Plastik nicht wesentlich mehr Temperatur erreicht, als der Inhalt darin.
Aus Norwegen (da will Renata ja hin) kenne ich es so, dass man einfach einen Topf voll Schnee packt und aufs Feuer stellt. Man sollte nur halbwegs schauen, wo man den Schnee her holt. Vom Straßenrand ist genauso doof wie von unter Bäumen. Das hilft für Deutschland aber nicht, wenn Frost, aber kein Schnee.
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 10.11.20 21:31

Es gibt auch noch Brunnen und Fließgewässer. Die ganz große sibirische Kälte ist auch nicht zu erwarten, dass der Bodensee und jeder Bach zufriert, schon gar nicht im Dezember. Das Wasser zum Anwärmen muss ja nicht sicheres Trinkwasser sein, sondern kann als Wasserbad dienen, um wiederum die Flasche aufzutauen. Ferner kann man Wasser einkaufen, bei unseren Ladenöffnungszeiten ziemlich umfänglich - bis es gefroren ist, dauert ja ein gewisse Zeit. Wasserflasche setzt man auch in die Mitte einer Radtasche zwischen die Klamotten, damit sie länger thermisch geschützt ist.

Noch was ganz anderes: Wenn man in der dunklen Jahreszeit wildcampt und den ganzen Abend noch mit Zelt "abfeiert", verbleiben weit weniger Platzmöglichkeiten als zur besseren Jahreszeit und mit Spätaufbau des Zeltes. Der Grund liegt darin, dass die Gesellschaft noch normalen Tagesgeschäften nachgeht, obwohl schon dunkel. Dann wird nach der Arbeit noch der Hund ausgeführt. Sportplätze, immer eine gute Adresse, werden beleuchtet und Kinder spielen noch Fußball. Am Waldrand kommt der Bauer mit Traktor und Pflug vorbei um die Felder zu bestellen und blendet mit grellen Scheinwerfern. Usw.
von: Biotom

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 17.11.20 03:47

In Antwort auf: Martina

Schon klar. Das Problem ist halt, dass man bei wechselnden Verhältnissen nie die idealen Reifen für alles haben kann.

Der Schwalbe Marathon GT 365 ist nicht schlecht finde ich. Ich habe den das ganze Jahr über am E-Bike und fahre damit bei allen Verhältnissen. Für das normale Velo wäre er mir aber glaub zu langsam für im Sommer.
von: tirb68

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 17.11.20 11:28

In Antwort auf: derSammy

Aus Norwegen ...

Norwegen weiß ich nicht. Im Altiplano hat man spätestens nach der ersten Nacht im Zelt auf dem Schirm, dass man das Wasser abends in den Topf gießen sollte, bevor es dunkel wird. Weiterhin, dass man besser bis Sonnenaufgang im Schlafsack bleibt, damit man nicht versehentlich das Zelt durchbricht.

Ich würde im Winter einen Thermobecher mit Deckel mitnehmen, damit man es morgens schafft, den Tee zu trinken, bevor er kalt ist. Ich hatte mir vor Ort eine Thermoskanne mit zusätzlichem Überzug gekauft, die tagsüber noch mal extra ins Handtuch gewickelt wurde.

Aufgrund er Trockenheit und Höhe hatte man dort andere Bedingungen, u.a. einen erhöhten Wasserbedarf. Das kann man in Norwegen sicher anders regeln.
von: bk1

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 18.11.20 00:19

In Antwort auf: veloträumer
Noch was ganz anderes: Wenn man in der dunklen Jahreszeit wildcampt und den ganzen Abend noch mit Zelt "abfeiert", verbleiben weit weniger Platzmöglichkeiten als zur besseren Jahreszeit und mit Spätaufbau des Zeltes. Der Grund liegt darin, dass die Gesellschaft noch normalen Tagesgeschäften nachgeht, obwohl schon dunkel. Dann wird nach der Arbeit noch der Hund ausgeführt. Sportplätze, immer eine gute Adresse, werden beleuchtet und Kinder spielen noch Fußball. Am Waldrand kommt der Bauer mit Traktor und Pflug vorbei um die Felder zu bestellen und blendet mit grellen Scheinwerfern. Usw.

Ich baue das Zelt auch im Herbst und Winter etwa um dieselbe Uhrzeit auf wie im Sommer. Ich habe festgestellt, dass es möglich ist, nachts bei Sternenlicht im Wald ein Zelt aufzubauen. Auch ohne Stirnlampe.
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 18.11.20 13:15

In Antwort auf: bk1
In Antwort auf: veloträumer
Noch was ganz anderes: Wenn man in der dunklen Jahreszeit wildcampt und den ganzen Abend noch mit Zelt "abfeiert", verbleiben weit weniger Platzmöglichkeiten als zur besseren Jahreszeit und mit Spätaufbau des Zeltes. Der Grund liegt darin, dass die Gesellschaft noch normalen Tagesgeschäften nachgeht, obwohl schon dunkel. Dann wird nach der Arbeit noch der Hund ausgeführt. Sportplätze, immer eine gute Adresse, werden beleuchtet und Kinder spielen noch Fußball. Am Waldrand kommt der Bauer mit Traktor und Pflug vorbei um die Felder zu bestellen und blendet mit grellen Scheinwerfern. Usw.

Ich baue das Zelt auch im Herbst und Winter etwa um dieselbe Uhrzeit auf wie im Sommer. Ich habe festgestellt, dass es möglich ist, nachts bei Sternenlicht im Wald ein Zelt aufzubauen. Auch ohne Stirnlampe.

Ja, ich brauche auch eher selten Licht zum Aufbau, prüfe aber lieber mal den Boden noch mit der Lampe wegen evtl. spitzer Gegenstände. Ist auch nicht immer klarer Sternenhimmel, Mondnacht oder Schneereflektion. Auf Campings werde ich oft gefragt, ob ich Licht bräuchte. Die meisten Menschen sind nicht mehr gewohnt, mit wenig Licht zurechtzukommen. Man wirkt dann auch noch gleich verdächtig.

Mit der Uhrzeit kommt näherungsweise auch hin, mein Hinweis bezieht sich aber auf die, die einen langen Zeltabend planen mit Zubereitung von Speisen, Social-Media-Konferenz und Bücherlesen. Mit der Zeitumstellung ist es auch schon arg lang dunkel, dass ich mal 1-2 Stunde früher ins Zelt möchte. Du stellst dann eben fest, dass das Leben noch nicht beendet ist, Supermäkte noch offen haben, Hunde noch ausgeführt werden, Flutlicht noch an ist usw. Wälder sind auch licht- und geräuschdurchlässiger, sodass man auf mehr auf die ruhende Nacht angewiesen ist. Anderseits werden Waldhütten oder Grillplätze weniger belagert als zur besseren Jahreszeit.

Die Zeit zu füllen kann ja sehr unterschiedlich sein. Sitzt man im Gasthof, wird manchmal früher als im Sommer geschlossen. Durch die Nacht radeln macht nicht immer Sinn, wenn man dadurch attraktive Landschaften verpasst. Das hat mich mal in der Böhmischen Schweiz gestört, weil ich dort ein paar bekannte Felsformationen verpasst hatte, weil ich zwecks Hotelsuche im Dunkeln weiterradeln musste als erwartet. Die Frage ist ja, wozu reist man. Dass es auch schöne Dunkelstimmmungen geben kann, steht dabei außer Frage. Manchmal kühlt man aber auch nur aus, wenn man lange in die Dunkelheit fährt. Das ist dann schlechte Voraussetzung für eine Zeltnacht.
von: Radina

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 18.11.20 21:06

Hallo snoopy,

hier nochmal ein Vorschlag für den Südwesten. Hier wurde kürzlich ein neuer Radweg eingeweiht, der "Badische Weinradweg". Er ist ca. 450 km lang und verläuft von der Badischen Bergstraße im Norden bis nach Basel.
Die Infrastruktur ist gut und es gibt einige ganzjährig geöffnete Campingplätze oder Schutzhütten im Schwarzwald.
Unannehmlichkeiten wie gefrorene Wasserflaschen habe ich in den 20 Jahren, die ich hier lebe, noch nie erlebt.(Jedenfalls tagsüber nicht)
Egal wo, eine schöne Tour!
Radina
von: snoopy-226k

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 21.11.20 16:57

Danke, den nehme ich auch mal in die Liste. Zumal er von der Ausrichtung gut zum Wohnort, zu den (eventuell zu besuchenden) Verwandten passt und außerdem in der klimatisch mildesten Ecke Deutschlands ist.

Ich schau mir mal das Höhenprofil an, ob der sich eher an den Bergen oder am Rhein orientiert schmunzel
von: veloträumer

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 21.11.20 22:26

In Antwort auf: snoopy_226k

Ich schau mir mal das Höhenprofil an, ob der sich eher an den Bergen oder am Rhein orientiert schmunzel

Musst du keine Angst haben, bleibt weitgehend von Hügelsteigungen fern. Es gäbe meistens schönere Randrouten (mit Weinbergen) noch näher am Schwarzwald, die meidet der Radweg. Einzig im Kraichgau sind wohl wenige Streckenteile mit unangenehmen Steigungen, aber auch dort bemüht er sich um die einfachsten Routen. Bei der Kaiserstuhlvariante ist auch noch eine halbwegs erwähnenswerte Steigung drin. Wenn Nebel ist, kommt ihr aber auf der Strecke nicht drüber hinaus. Dann bleibt es auch kühl, milde Gegend hin oder her. Aber nicht abschrecken lassen. Im Dezember gabs immer wieder mal eine längere Warmfront.