Re: Radfahren mit Schulterprothese

von: Der Patriarch

Re: Radfahren mit Schulterprothese - 10.02.16 11:29

Moin,

Da meine Frau eine stark defekte Schulter hat, habe ich eine Vorstellung davon,wie es Dir geht. (Arme Sau!) Zwei Sachen kann ich beitragen.

1. Deine Sitzposition MUSS so sein, dass Dein Rücken die Körperspannung so aufbaut, dass Du eigentlich permanent freihändig fährst. Ich habe letztens einem "sehr heftigen Einarmigen" ein Fahrrad gebaut. Er muss auch so sitzen, das er den Schultergürtel immer locker hat. Die Schwierigkeit dabei ist, das der Rücken Spannung aufbaut, der Schultergürtel dabei aber ganz locker bleibt. Das ist motorisch sehr schwierig. Das bedeutet nicht, das Du jetzt Hollandrad fahren muss, da Du dich in diesem Falle am Lenker "festkrallen" würdest, wenn du Leistung erbringen muss. Als Gedankenspiel kannst Du ja einmal versuchen, Dich auf einen Stuhl zu setzen, die Füße vor die vorderen Stuhlbeine aufzusetzen, den Rücken fest an die Lehne gepresst und dann bitte aufstehen. Du wirst sehen, dass das nicht geht. Wenn Du aber Deinen Oberkörper dabei weit nach vorn legst (das geht auch mit lockeren schultern) ist das Aufstehen ganz einfach. Du musst nur aufpassen, dass der Rücken nicht "schlapp macht und die Arme dann doch den Job übernehmen. (Den sie beim Bremsen, dann auch übernehmen müssen!!!)
Die Idee mit dem Liegerad (ist nicht so mein Ding :-)) mit Unterlenker ist vermutlich (Bremse)noch besser, obwohl Du dann auch lernen müsstest, das der Begriff Lenker etwas mit Steuern zu tun hat und nicht mit "krummbiegen".

2. Ich habe seit 7 Jahren ein künstliches Hüftgelenk. Die andere Hüfte sollte vor 7 Jahren direkt mit operiert werden. Nun habe ich eine sehr sportliche Vergangenheit und einen tollen Orthopäden (ja, die gibt es wirklich!) Der hat mich dazu angetrieben, die Beweglichkeit und die Muskelmasse permanent und gezielt zu trainieren. Sein Argument war, wenn die Muskeln und Strukturen des Gelenkes, das eigentliche Gelenk locker bewegen lassen, also nicht wie ein zu stramm eingestelltes Radlager, dann ist der Verschleiß auch so gering wie möglich. Dafür sind aber die richtigen Therapeuten, richtiges Dehnen, Muskelaufbau und Beweglichkeitstraining angesagt. Ich habe am Anfang 5Mal die Woche 2-3Stunden trainiert, immer mit regelmäßiger Kontrolle durch den Therapeuten und den Arzt.
Meine eigene Hüfte ist noch da, ich trainiere immer noch 3-4Mal die Woche und es geht mir besser, als ich das vor der OP vermutet habe. Vielleicht findest Du einen ähnlichen Weg Deine Schulter Ziel-gerecht zu trainieren, ohne sie schnell zu verschleißen. Ich habe auch VIELE Therapeuten getroffen, die mir zu größter Vorsicht und weitgehendster Schonung geraten haben. (Das ist vielleicht auch bei vielen Menschen und Diagnosen so richtig) Ich aber bin froh das ich die richtigen Ratgeber für mich gefunden habe, die mit mir diesen Weg gegangen sind.

Du wirst auch DEINEN Weg finden müssen und vielleicht...... auch am Ende stolz sein.

Denkt sich der

Thomas