Re: Radfahren mit Schulterprothese

von: Fricka

Re: Radfahren mit Schulterprothese - 02.09.16 11:44

Dann update ich mal ein bißchen. Seit meinem letzten Beitrag hier habe ich die Prothesen-OP hinter mich gebracht. Nach der ausführlichen Gesundungsphase und nunmehr ohne Infektion war das ein echter Spaziergang.

Die Ausgangslage war jetzt so, dass laut neurologischem Gutachten noch 20 % vom Deltamuskel da waren. Diverse andere fehlten ganz. Der Bizeps war ein abgeschnittener Narbenhaufen. Und dummerweise hatte man auch den Axillaris-Nerv zerschnitten und viele andere feine Nerven. Die Knochenreste in Oberarm und Schulter haben eine von Kratern überzogene Oberfläche. Da hat der SA ganze Arbeit geleistet. Der Bizeps wurde wieder rückinstalliert. Dazu bekam ich eine laservermessene Spezialprothese. Sieht aus wie ein Duschkopf mit etwas Hühnerdraht.

Schmerzen hatte ich keine. Eine fröhliche Zeit im Krankenhaus. Und dann sechs Wochen Abduktionskissen. Das war schon eine echte Härte. Dazu ständig passives Bewegen bei der Physio und eine Motorschiene zu Hause, die sechs Stunden jeden Tag den Arm bewegt hat.

Zum Thema "Leben mit der neuen Endoprothese" bekam ich eine ausführliche Gebrauchsanweisung mit. Deren Sätze begannen alle mit "nie wieder". Nie wieder arbeitsfähig werden. Nie wieder Auto fahren. Nie wieder Radfahren. Nie wieder Schwimmen. Dazu waren die Ärzte der Meinung, dass ich den Arm nie wieder würde bewegen können. Schon wegen wenig Delta. Noch weniger wegen des fehlenden Axillaris.

Nach den sechs Wochen ging ich in die Reha. Den Arm nun endlich mal wieder frei an der frischen Luft. Mein Orthopäde war der Meinung, ich solle das nicht, da viel zu gefährlich und ein Nutzen nicht vorstellbar. Dort hat man geduldig all die harten Bällchen, die anstelle von Muskeln noch da waren, weich massiert und Tag für Tag daran geübt, Finger, Handgelenk, Ellbogen und Schulter wieder zu bewegen. Die Finger gehen jetzt schon ganz gut. Zittern allerdings wegen der Nerven wie Lämmerschwänze. Das Handgelenk will nicht so recht. Der Ellbogen ist im Werden. Und tatsächlich kann ich auch den Oberarm wieder etwas bewegen. Das ist ein mühsamer Weg. Aber ich denke, das wird noch ein bißchen besser. 40 % schwerbehindert bin ich jetzt. Und natürlich arbeitsunfähig. Das hat man mir in der Reha noch einmal bestätigt.

Ich schwimme wieder. Nicht doll, aber immerhin. Und mein Trike hat geduldig gewartet und ist etwas umgebaut worden. Sowohl in Richtung Reiserad (ich hatte hier einige Tipps bekommen), als auch so, dass ich es zur Not weiter mit einer Hand fahren könnte. Inzwischen erreicht die linke Hand aber wieder den Lenker. Bremsen kann sie noch nicht. Aber Schalten geht seit ein paar Tagen. Ich fahre mit dem Trike zur Physiotherapie. 20 km hin und 20 km zurück. Das geht jetzt schon ganz locker.