Taiwan 2014

von: hansano

Taiwan 2014 - 16.03.14 20:09


So,

da das Wetter nicht so klasse ist habe ich heute etwas geschrieben:

Wieso Taiwan? Werde ich gefragt.

Gute Frage, schlechte Antwort: ich weiß es nicht, vielleicht weil die letzten beiden Reisen nach Asien doch recht interessant waren.

Terminlich war der Teipeh Marathon entscheidend, ich wollte einen netten Frühjahrsmarathon in einer fremden Umgebung fürs Ego absolvieren.

Gebucht mit China Airlines gab es keine Probleme. Das Rad (gut verpackt in einem Karton und mit 25 kg innerhalb der 30 kg Zuladung) und ich kamen zeitgleich am Internationalen Flughafen Taoyuan an.
Die Zollprozedur verlief recht unkompliziert, wenngleich eine erste Adresse auf der Insel den Zollbeamten das Leben erleichtert. Da ich keine hatte wurde nach kurzen Nachdenken meine Mobilfunknummer vermerkt. schmunzel
Der Flughafen hat voluntäre die english sprechen und mit Rat zur Seite stehen. Das Rad zusammenbauen, den alten Karton am Mülleimer stehen lassen und vom freundlichen voluntär auf Schleichwegen nach draußen geführt zu werden dauerte ca. 1 Std.. Dann fand ich mich an einer Ausfallstraße wieder, mit der ungefähren Richtungsangabe: Bis zur nächsten Ampel und dann links.
Ich entschied mich auf dem schmalen Fußweg zu fahren, und schon war die Polizei, in Form einer netten Dame, zur Stelle. Ich dürfe nicht fahren, aber schieben geht. Die nette Dame schrieb mir noch schnell das Zeichen für die nächste Stadt auf einen Zettel und verschwand. Ich bewegte mich für ca. 2 km durch das Flughafenzubringerstraßengewirr und war irgendwann da wo ich hinwollte,

Hwy. Nr. 15 Richtung Hsinchu (Xinzhu) 60 km

Ein bisschen langweilig die Straße, gut geteert, wenig Verkehr und ab und zu geböllere – es war chinesisches Neujahrsfest und die Reste müssen weg.
Eine nette Tempelanlage (weitere werden folgen) erweckt meine Neugier, zudem brauchten die Beine eine kurze Pause und etwas Müde war ich auch.

Von der Küste kommend dauerte es ein paar Kilometer und Fragepausen bis ich zum Bahnhof fand, dort soll es einige Hotels haben, was auch für die meisten Städte auf dieser Reise zutrifft. Ich musste mich erstmal wieder an das reisen gewöhnen, aber nach etwas suchen fand ich ein nettes Hotel welches mich aufnahm. 800 TWD mit Frühstück und das Rad durfte neben der Essensausgabe über Nacht stehen. Das Hotel bietet, (wie so viele) Wifi, TV, Klima, warmes Wasser, einen Wasserkocher und wenig Platz, aber ich bin sehr zufrieden.
In der Stadt ist viel los. Massen von Menschen hin und her, der Individualverkehr überwiegend auf dem Roller, sonst Taxen und Busse, fast keine Räder.

Der Kauf einer Mobilfunkkarte scheitert an einem zweiten Dokument, Führerschein und Personalausweis befinden sich in Deutschland. Auch in anderen Läden wird auf eine zweite ID-Karte verwiesen. Da ich noch Guthaben auf skype habe ist das telefonieren nach Hause über eine Internetverbindung sichergestellt.

Die Innenstadt quillt über von diversen Läden welche Schuhe, Klamotten und Handyzubehör verkaufen. Reine Lebensmittelläden hat es keine, zumindest finde ich diese nicht. Aber 7/11 gibt es überall, dort hat man die Möglichkeit das WC zu benutzen oder eine kleine Pause am Tisch zu machen. Eine Maßnahme welche für den radler Interessant ist. Der Kaffee ist gut und heißes Wasser für die Suppe gibt es auch, abgesehen von hotdogs und kleinen warmen Leckereien.

Taizhong 98 km

Die Nacht über hat es geregnet, jetzt ist nur noch etwas nachlassender Nieselregen da. Nach der Wegbeschreibung der netten Rezeptionistin mache ich mich auf den Weg um nach zwei km festzustellen, dass ich in die falsche Richtung unterwegs bin. Zurück und vorbei am Hotel suche ich den Weg, eine nette junge Frau auf einem Roller macht kehrt und zeigt mir mit Hilfe ihres smartphones die Richtung. Sie möchte auch eines Tages mit dem Rad um Taiwan herumradeln, schnell noch ein Bild von uns gemacht braust sie weg.
Gemütlich radel ich aus der Stadt heraus, um von diesen Vorstadtimpressionen in die nächsten zu kommen, Taiwan gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen. Und hier an der Westküste wird das produziert was wir dann kaufen.
Die Stadt quillt über vor Läden, meistens Elektronikkrams, für die Rückreise mache ich mir schon eine Liste von Dingen welche es richtig billig gibt und die ich unbedingt benötige. grins

Jiay 105km

Die Landschaft wird etwas netter, etwas grüner, etwas hügeliger. Die Flüsse sind ohne Wasser, es war ein trockener Winter.
In jiayi regnet es heftig, ich suche vergeblich den Bahnhof, bei Regen ist alles noch viel gleicher. Ein freundlicher Taxifahrer dem ich den Reiseführer mit einer Hotelanschrift zeige fährt vor, nur 400 m und ich bin am Ziel. Man kann sich richtig verfahren. Nun, das erste Hotel kostet nur 450 NT$ es ist mir aber zu schäbig, das nächste mit 800 NT$ passt schon besser. Duschen, frische Sachen an und etwas herumgehen, der Regen hat aufgehört und ich überlege ob ich in die Berge fahren möchte. Alishan soll eine sehenswerte Bergregion sein und ich überlege den Zug zu nehmen um mit dem Rad wieder zurück zu fahren.

Am nächsten Morgen, kurz vor Öffnung des Fahrkartenschalters, reihe ich mich ein, ca. 20 weitere Reisende warten bereits. Leider nimmt die Bahn keine Räder mit und so beschließe ich etwas in der Gegend herumzufahren um einen Ruhetag zu haben. Beim Wu Feng Tempel lerne ich von einem lächelnden Obstverkäufer dass es ratsam ist vor dem Kauf nach den Preis zu fragen, 100 NT$ für einen großen Apfel sind ein stolzer Preis, selbst für Taiwan wo Obst teuer ist. Kein Wunder das er lächelt.
Zurück in der Stadt futtere ich mich durch die Stände, ein paar Dinge haben eine komische Konsistenz beim Beißen und Kauen, da frage ich mal nicht nach was das mal war oder isst.
entsetzt
Zwei frische Waffeln für jeweils 10 NT$ beruhigen Magen und Hirn.

Tainan 70km

Ein Radweg führt heraus aus der Stadt, ein paar taiwanesische Radler passieren mich, leider entwickelt sich kein Gespräch. Die Sonne kommt durch, es wird warm. Die Gegend ländlicher und einige Reisfelder und Bananenstauden säumen die Straße. Trotzdem überwiegt der Industriecharakter: breite Straßen, Hochspannungsleitungen.
Gerade wo es richtig heiß wird macht der hintere Reifen schlapp. Auf einem Firmenparkplatz darf ich im Schatten unter den Argusaugen eines Wächters meinen Schlauch wechseln. Der Schlauch ist irgendwo durchgescheuert ??. Egal, habe ich heute Abend etwas zu tun, flicken setzen.
Tainan ist sehr verkehrsträchtig, ohne größere Fragerei finde ich den Bahnhof mit einigen Hotels. Für 850 NT$ im 8. Stock, das Rad darf unten im Foyer bleiben.
Sobald es dunkel wird werden die Straßen richtig belebt, Friseure, Imbissbuden, Geschäfte, alles brummt. Mein Shoppingerlebnis beschränkt sich auf ein USB Ladegerät für 50 NT$ auf der Straße. Mehr geben die Packtaschen nicht her.

Kaohsiung City 60 km

Parallel zum Meer geht’s Richtung Kaohsiung. Einige Strandpromenaden zeugen davon, dass es im Sommer bestimmt ganz nett ist, jetzt gerade nicht.

[i]In der Ferne kokelt eine Raffinerie.

Nach 40 km erreiche ich die Stadtgrenze, 20 weitere Kilometer werden folgen. Irgendwie finde ich mich nicht zurecht, ein smartphone mit GPS und Karte ist schon was tolles. Ich habe eine Karte mit vielen Schriftzeichen und versuche diese mit der Realität in Einklang zu bringen, was mir auch irgendwann gelingt, so hat man gleich ein Erfolgserlebnis. schmunzel
Ein kleines Hotel nimmt mich auf, sauber und nett eingerichtet fühle ich mich wohl. Und mache ein Nickerchen.
Eine moderne U-Bahn erleichtert das Leben, diese hier ist klasse. Alles sauber, die Informationen gut beschriftet, auch in englisch. In der Stadt hat es viele Nachtmärkte, Läden die tagsüber geschlossen sind haben ihre Ware auf die Straße geschoben, Klamotten, Schnickschnack, Imbissbuden, Schuhe, Taschen ….. alles da. Eine reine Fressmeile mit acht Kostbarkeiten oder doch 800? reizt Augen und Nase.

Hengchun 98 km

Durch ein großes Industriegebiet geht es Richtung Süden. Einsetzender Starkregen und eine geplatzte Decke (der erste Vorbote könnte der Platten von gestern gewesen sein) des Hinterrades lassen eine Tankstelle zur Oase des Lichts werden. Leider können die drei Damen (jeweils ca. 1,50 hoch und welche die Zapfsäulen bedienen) mir nicht helfen. Die nächste Stadt ist so weit (die Arme werden ausgespreizt zwinker ) weg, so weit bedeutet drei Kilometer, die ich auf der Pedale stehend und mit dem anderen Bein schwingend rollermäßig zurücklege. Ein junger Mann, den ich nach einem Fahrradladen frage, lädt mich auf seinen Roller (motorisch ausgerüstet) und im strömenden Regen fahren wir los. Nach ca. 2 km kann ich eine neue Decke nebst Schlauch für 600 NT$ erstehen.
In ca. 7 min montiert, mit einem Kaffee bin ich wieder reisefertig. Einen finanziellen Obolus lehnt er ab, ich lies mir seine Adresse geben und zurück in Deutschland habe ich eine Ansichtskarte mit einem mitgenommenen Restschein gesendet. Tut mir nicht weh und er kann den Schein besser nutzen als ich.

7/11 ist mein Freund, der Regen treibt mich hinein und nach einem Kaffee und etwas leckerem Kuchen sieht die Gegend schon ganz anders aus. Nach weiteren feuchten 30 Kilometern hört der Regen auf. In einem Kaffee erzählen mir die Angestellten, dass es seit einer Woche geregnet hätte, schlimmer geht immer. entsetzt
Es wird grüner, die Abstände zwischen den Ortschaften werden größer und der Verkehr lässt nach. Es ist übrigens recht stressfrei auf Taiwan zu radeln, die motorisierten Teilnehmer benutzen ihre akustischen Signaleinrichtungen selten und auf der Seitenabstand wird großzügig bemessen. daumen hoch smily

Hengchun erreiche nach knapp 5 Stunden radelei, drei snickers und drei Kaffee über den Tag lassen den Magen knurren und die Hotelsuche forcieren. Für 900 NT$ gibt es ein schönes Zimmer, und das Rad darf (in einem Radständer) wieder in Foyer stehen. Eine kurze Stadtbesichtigung dient mehr der Suche nach etwas essbaren, die Stadttore sind gut erhalten und nett anzusehen, aber ein paar Teigtaschen erfreuen mich mehr.
Ein kanadisches Paar treffe ich, die ersten „Langnasen“ Touristen, er macht bei einer Karaokeshow mit, alle haben Spaß, die „Langnasen“ wie die „gelben“. Langnasen - Touristen sehe ich wenig, in den Großstädten fällt eine „ Langnase“ sofort auf, ich denke, dass ich auch sofort auffalle. Aber im Gegensatz zu z.B. Vietnam wo die Kinder ganz aufgeregt „hello“ rufen, wird man hier wenig beachtet. Und ehrlich gefragt: Wer in Deutschland winkt einem fremden Radler zu?

Taidong 125 km

Der frühe Vogel fängt den Wurm, eine nette Tour durch die Berge erwartet mich und deshalb mache ich mich zeitig auf den Weg.
Die Nationalstraße „199“ ist wenig befahren, die Landschaft klasse und überhaupt ist es ruhig, ab und zu kläfft ein Hund. Wenn es im Gebüsch raschelt, kann dies durchaus ein Affe sein. Im Frühjahr ist es bestimmt sehr schön hier wenn alles blüht. Diverse Sculpturen und Gemälde weisen auf die Ureinwohner hin, welche es durchaus noch gibt. Kurvig und mit ein paar Höhenmetern geht es Richtung Ostküste, nachdem die „9“ erreicht ist lockt ein 7/11 mit Kaffee und anschließend geht es neun km bergab. Ein paar taiwanesische Radler schieben hoch, mehrere Rollerfahrer im Pulk zeigen mir den erhobenen Daumen, es scheint sehr populär zu sein die Insel zu umrunden.
An der Küste ist die Straße wieder belebter, teilweise wird es eng weil nur zwei Spuren zwischen Berg und Wasser passen. Für 30 Kilometer habe ich wieder Regen.
Vor Taidong bin ich platt, die Straße zieht sich hinein. Eine Bayerin, welche auf Taiwan lebt, sammelt mich ein. Das Hotel wo sie ein Zimmer hat kostet 800 NT$, mir ist es recht. Wir schlendern durch die Stadt und finden ein nettes Kaffee mit tollem Brot und Kuchen.
Es ist kalt und windig, 14°C ist nicht die Temperatur welche ich erwartet hatte. In Peking liegt Schnee. So langsam mache ich mir Gedanken wie ich nach Taipeh komme.