Re: Von Bukarest nach Istanbul

von: Rasu

Re: Von Bukarest nach Istanbul - 23.05.14 14:52

Tag 6

Veliko Tarnovo - Gabrovo 47 km

Karte

Nach einem Tag Pause bin ich wieder gut motiviert weiter zu radeln, auch wenn ich sicher noch ein wenig hier bleiben hätte können, schliesslich muss ich doch weiter.

Die Hügel werden mittlerweile etwas höher und im Hintergrund kann ich langsam aber sicher echte Berge sehen, sogar mit ein wenig Schnee auf den Gipfeln, dort will ich hin...

Aber erstmal versuche ich die Evolutionsleiter emporzuklettern und zum Höhlenmenschen zu werden indem ich die Bacho Kiro Höhle besichtige ( benannt nach einem Dichter und Denker sowie Revolutionär und Widerstandskämpfer gegen die osmanische Herrschaft)









Kurz danach komme ich auch schon in Gabrovo ich bin vollständig Nass und es ist kalt, es ist zwar noch nicht spät und ich hätte auch noch problemlos einige Kilometer in den Beinen, aber recht bald nach Gabrovo beginnt der lange Anstieg den Shipka Pass hinauf und ob ich da noch drüber komme weiss ich nicht. Also soche ich mir lieder eine Unterkunft in der Stadt und versuche meine nassen Sachen auf der Heizung zu trocknen. Ich spaziere noch ein wenig durch die Stadt und finde einen Billa Supermarkt, die letzten Tage über war ich immer nur in den kleinen Läden oder ev. mal an der Tankstelle also beschliesse ich hineinzuschaun und ev. gleich Abendessen zu besorgen. Ich bin allerdings überwältigt von dem Warenangebot, nicht dass ich zuhause keine Supermärkte betrete, aber ein paar Tage abseits dieser Einkaufstempel reichen schon um ein komisches Gefühl beim betreten hervorzurufen. Naja, vermutlich wird es auch hier nicht anders laufen als sonstwo und in ein paar Jahren werden Billa und Co. wohl die meisten kleinen Läden aus den Städten und Dörfern vertrieben haben.

Tag 7

Gabrovo - Kazanluk 63 km


Karte

Tag 7 beginnt mit einem Schock, das Fahrrad ist weg, am Vorabend habe ich es in den Innenhof der Pension gestellt und abgesperrt, heute ist es nicht mehr da. Es war auch niemand da bei dem man sich erkundigen könnte und so mache ich mich erstmal auf in die Stadt um mein Paket zu verschicken. Das Campingzeugs werde ich wohl weiter mitnehmen, jetzt nochmal alles neue verpacken usw. ist mir auch zu mühsam und wer weiß ev. braucxhe ich es ja doch noch. Aber zumindest das Paket nach Österreich will ich loswerden bevor ich mich selbst am Schnaps vergreife...

Auf dem Weg überlege ich wies weitergehen soll, was macht man denn als Radreisender ohne Rad? Heimfliegen? Weiter mit Bus/Bahn nach Istanbul? Anzeige bei der Polizei? Bringt wohl nix, bin ich versicher? Vermutlich unzureichend...
Nebenbei hab ich mich für meine Dummheit, das Rad nicht mit ins Zimmer genommen zu haben verflucht, dazu noch gedankliche Hasstiraden in Richtung der Fahrraddiebe aller Welt abgefeuert. Das wäre sicher schon das 7. Oder 8. rad das Dieben zum Opfer fällt, aber auf der Tour gestohlen wurde mir noch keines.

Die Mission Post ist mal wieder gescheitert, es ist immer noch Feiertag, langsam fange ich an mich gedanklich mit einer Karriere als bulgarischer Postler zu befassen....

Auf dem Rückweg zur Pension klammere ich mich an die Hoffnung, dass jemand das Rad nur weggeräumt hat damit es nicht halb im Freien steht, aber eigentlich bin ich sicher das es weg ist. Bei meiner Ankunft wirkt die Pension schon etwas belebter und ich finde den Betreiber der mir gleich erzählt dass er mein Rad im Innenhof gesehen und es sicherheitshalber über Nacht in die Garage gestellt hat, natürlich ist es dort auch noch und ich kann nach einem reichhaltigen Früstück weiterradeln.

Tagelang hab ich mich schon damit befasst, heute ging es tatsächlich in die Berge, ich starte in Gabrovo auf ca. 400m Seehöhe und will über den Schipka Pass auf 1200m radeln, ich weiss schon das 800 hm für viele hier um Board nicht der Rede wert sind, aber bei meiner momentanen Fitness und geschätztem Systemgewicht von ca. 155 kg graut mir ein wenig vor der Vorstellung. Ich bin sicher bislang auch nie auf eine Solche Höhe geradelt, vor 2 Jahren war ich in Rumänien zwar auf 1800m aber da habe ich das Rad einen guten Tag lang den Berg hinauf geschoben. In Irland führen meine Touren um Cork herum selten in luftigere ahöhen als 200m und im Wienerwald wo ich Mountainbikend unterwegs war gehts bekanntlich auch nicht hoch hinaus.

Realistisch gehe ich also davon aus das ich nach ein paar km oder nach 2 bis 300 hm schlapp machen und schieben werde, aber Anfangs gehts flott dahin, auf 500m bin ich schon als der lange Anstieg beginnt, bei 700m fühle ich mich noch top fit, bei 850 fängts an schwierig zu werden, auf 1000m plage ich mich sehr und eigentlich will ich gerne absteigen und schieben, aber dann denke ich mir, dass ich wahrscheinlich nicht nochmal die Gelegenheit haben werde diesen Pass zu fahren und dass es doch schade wäre so kurz vor dem Ziel schlapp zu machen.

auf 1150m wünsche ich mir dass mein Fahhrad gestohlen worden wäre....

Aber am Ende komm ich oben an, ohne Schieben oder Schummeln. Dann noch ein paar Stufen zum Schipkadenkmal (Denkmal für die Gefallenen im türkisch - russischen Krieg) emporgeklettert und schon kann ich mich an die Abfahrt machen.
Das Denkmal ist sehr beeindruckend und besteht aus meheren Etagen bei besserem Wetter hätte man sicher auch eine tolle Aussicht, leider ist es recht stark bewölkt und auch ziehmlich kalt. Die Camera hatte ich beim Fahrrad vergessen, daher gibts von dort oben selbst auch keine Bilder





Im Tal geht es vorbei am wunderschönen Schipka Klooster sowie einem Thrakischen Hügelgrab nach Kazanluk wo ich über warmshowers einen Schlafplatz für die Nacht organisiert habe.