Re: Eurovelo6 St. Nazair bis Istanbul 2012-14

von: freidurchatmen

Re: Eurovelo6 St. Nazair bis Istanbul 2012-14 - 01.06.14 18:44

Hier nun der letzte Teil der Reise von Bukarest nach Istanbul im April - Mai 2014

28.04.201 Bukarest Urzicenu

Am ersten Reisetag gibt es eine Menge zu erzählen. Ich fange mal der Reihe nach an. "Sischer is Sischer" deshalb das Rad, gebucht mit 23 Kilogramm schon mal am Vorabend zum Check in gebracht. Ok, die haben es gemerkt. Mit Karton hatte das Rad nun doch fast 30 Kilogramm. Ergo. Nochmal 50€ auf die Theke. Das andere Gepäck fein, kompakt und fest in die gute ARO Klarsichtfolie verpackt, war im grünen Bereich. Zusammen mit dem Parken, habe ja schon alleine 45 Min das Rad verpackt, und den 5€ Vorabendcheckingebühr bin ich 63 € losgeworden. Zum Vergleich: mein Flug mit Air Berlin kostet nur 56 €uro.
Bequem und (fast) entspannt bin ich bei bewölktem Himmel und 14° in Bukarest gelandet. Das Rad war auch mit im Flieger. Es lag auf dem Caddy ganz unten und die anderen Koffer obendrauf. Ich bekam fast die Krise. Die Wartezeit am Kofferband diente mir zur Suche des Sperrgepäck Schalters. Diese Aktion, dauerte in der mit drei Kofferbänder bestückten Halle, nicht lange. Sperrgepäckschalter auch auf Nachfrage - Fehlanzeige. Das Rad wird einem persönlich gebracht. Toller kundenorientierter Service!
Der Karton sah fürchterlich zerfleddert aus. Aber alles Heile. Ich habe Ihn gleich an einigen Stellen für eine evtl. Schadensmeldung aufgemacht. Entspannung. Jetzt geht der Zirkus aber erst los. Fahrt doch mal mit einem Karton von 2 Metern Breite durch die Schiebetüren. in Berlin Tegel ging das ohne Probleme. Hier sind die Türen zu schmal. Also immer so wie beim Ein- oder Ausparken: Einschlagen, raus und rein, einschlagen raus und rein, einschlagen, raus und rein. Das war erst die erste Tür. Drei weitere kamen noch. Jetzt zu einem Parkdeck in eine versteckte und ruhige Ecke um das Rad wieder Reisefertig zu machen und den nicht allzukleinen Karton zu entsorgen. Schnell und nah gefunden. Nach einer Minute waren schon zwei Airportangestellte bei mir. Nicht um zu meckern! Nein die haben mir geholfen. Karton kleinschneiden, Pedale anschrauben, Lenker gerade stellen und die Taschen auspacken. Alles wurde gemacht.
Da ich noch kein Geld gewechselt hatte haben sie auch noch 20 Min auf das Rad aufgepasst. Die beiden waren die Visitenkarte der Serviceorientierung für den heutigen Tag. Dieses Engagement war mir auch ein kleines Trinkgeld wert. Die Augen der beiden glänzten. Nach einem langen Händedruck und der Richtungsangabe zu meinem ersten Ziel ging es, wie geplant, los. Leider waren die ersten 20 KM mit der Karte auf dem Garmin eine Katastrophe. Über eine Stunde habe ich gebraucht um zu erkennen das mein Richtungspfeil so gute 800 m nördlich verläuft. Dann bin ich auch noch 4 KM in die falsche Richtung gefahren. Erstmal Pause.
Über Gradistea, Firbinti-Tärg ging es nach Cosereni. Durch unzählige Dörfer mit den typisch freundlichen Menschen, den Pferdewagen und auch den wilden Hunden.
Ja im Dorf bellen die nur. Der erste, etwa 12 Jährige Junge der mir zurief wollte wissen wie viele Kilometer ich heute schon habe. Ich sagte 40 und er antwortete weiter auf deutsch:"Machs gut!" Das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Laut GPS gibt es ab Dridu einen Weg nach Cosereni. Auf meiner Karte ist der aber nicht eingezeichnet. Ich finde an einem Stausee der leider auch nur zur Hälfte gefüllt ist ein Schild "Cosereni 8 KM" zur Sicherheit frage ich noch zwei heranwachsende Jungs ob man diesen Weg auch mit dem Rad fahren kann. Sie antworteten im perfekten Deutsch mit "Ja". Super 15 KM gespart. Macht in etwa die Strecke die ich schon zuviel hatte. Dieser Weg war eine Beton, Asphalt, Schotter und Löcherpiste. Sie ist in Deutschland zur auf Nato Truppenübungsplätzen zu finden. Egal. Die weiten Rapsfelder und der angenehme Geruch lassen das Slalomfahren angenehm sein.
Aber nur bis ca 3 KM vor Cosereni. Auf beiden Seiten des Weges wurde der Müll abgeladen. Unter anderem auch die Schlachtabfälle des Metzger. Ich habe mich fast übergeben. Die Tränen standen in meinen Augen. Ich hustete wie ein Kettenraucher. Es war die Hölle. Das muß nicht sein. Gerade erholt ging es nochmal los. Die Därme lagen halb auf dem Weg. Lohnte sich diese Abkürzung? Ich weiß es nicht. Jetzt sind es nur noch 7 Km bis nach Urziceni. Leider an einer viel befahrenen, vierspurigen Straße entlang. Die Autofahrer sind teilweise sehr rücksichtsvoll und Hupen wenn sie von hinten kommen. Da sie dabei auch noch winken und sich freuen denke ich, dass es nicht böse gemeint ist.
Die letzten Kilometer ziehen sich. Das schwere Rad macht sich bemerkbar. Im Ort gibt es ein Hotel, das habe ich im Internet herausgefunden. Aber mit 28€ recht teuer, so denke ich. Ich finde nur dieses und zahle dann gerne den Preis. Dusche, WC, Frühstück und WLAN Inklusive. Nebenan ist ein Lidl und ein Penny. Hier versorge ich mich mit Wasser und Wurst. Das Sortiment steht dem in Deutschland nicht nach. Der einzige Unterschied: In Deutschland sind mehr Kunden um 18 Uhr im Laden. Jetzt noch lecker im Hotel essen und dann die Beine hoch. Morgen gibt es keinen großen Ort und ich habe keine Ahnung wo ich schlafen werde. Um 07.30 Uhr will ich los. Heute so um die 70 KM immer leicht bergab. Bis morgen, vielleicht.

29.04.2014 Urziceni - Ianca (Plupu)

Gestern Abend habe ich noch lecker und reichlich zu Abend gegessen und dafür 12.50€ bezahlt. Für Rumänische Verhältnisse recht viel, eigentlich unbezahlbar. Die jungen Damen an der Rezeption konnten mir für den heutigen Tag keine Hotelempfehlung auf meiner Stecke geben. Die beiden hatten mehr mit sich selbst und ihrem Eifon zu tun. Sachen gibt's. Unglaublich. So ging ich zeitig in mein Zimmer. Die Route noch mal geprüft und nach Hotels oder Pensionen gegoogelt. Fehlanzeige. Der freundliche und aufgeschlossene Kellner heute morgen hat auf meine Frage hin gleich sein Smartphone aktiviert und gesagt in Ianca gibt es ein Hotel. Mit rollenden Augen sagte er noch "Aber nur zwei Sterne". Ich habe es ignoriert, denn ich will ja nur ein Bett, Dusche und WC, mit WLAN wäre nett. So gehen die Ansprüche der deutschen und Rumänen auseinander.
So wie geplant kam ich am morgen nicht los. Eine Moldavische Familie sprach mich an ob ich den ein "bicycle" Tourist währe. Als ich bestätigte frage der etwa 17 Jahr alt Junge im perfekten Englisch nach allen Details. Das hat mich eine Stunde gekostet. Die Familie ist mit ihren Rädern von Griechenland nach Albanien 325 KM in einer Woche geradelt. Sie zeigten alle Hochachtung von meinen Tageskilometern. Als der Junge dann später mein Rad sah und eine Probefahrt machte war er erstmal für 15 Min. verschwunden. Die ersten Kilometer kam ich sehr gut voran. Kein Wind, wolkenloser blauer Himmel und Sonnenschein. Schon um 10 Uhr zog ich meine Jacke aus. Um kurz vor 12 Uhr zeigt das Thermometer 36°. Später wurden es 38°. Ich habe heute meine Basisbräune für das Jahr 2014 bekommen. Und Ihr? Bis nach Pogoanele kam ich, auf gut Asphaltierten Straßen, gut voran. In Pogoanele habe ich einen Trauerzug vor mir gesehen. Angehalten und den Helm abgenommen. So wie sich das gehört. Der Trauerzug war nicht lang. Etwa vier Autos und so 15 Fußgänger. Die Spiegel der Autos waren mit Handtüchern verhängt. Der Leichnam lag auf einem Caddy. Die PKW Pritsche war nur mit Decken ausgelegt und der Tote lag Offen darauf. Da ich so etwas das erste mal sah war dieser Moment schon etwas makaber für mich. Ich hatte noch entspannte 20 Kilometer bis zur nächsten "Bundesstraße" vor mir. Der Straßenbelag ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Jetzt habe ich eine miese Piste vor mir. Rauh und wellig ist der Belag. Keine 20km/h ohne große Anstrengung mehr möglich. Die Sonne knallt zusehr. Um 14 Uhr habe ich 2.5 Liter Wasser verbraucht. 2 Liter sind noch in Reserve. Bis zum Hotel sollten es knapp 90 Kilometer sein. Die erste Unterkunft war ausgebucht. Bei der nächsten Pension war kein Zimmer mehr frei. Nach 97 Kilometern bekam ich nur noch ein Zimmer zum Doppelzimmer Preis. Was solls? Die Alternative war 40 Kilometer weiter nach Braila. Der Gedanke war schnell verworfen und die Kohle auf dem Tresen. Es is ja ok wenn in einer Unterkunft nicht alles im Zimmer ist. Ein Duschvorhang sollte doch im Zimmer sein. Nicht hier. Nach dem ausgiebigen Duschen war der Boden ein Schwimmbad. Ist ja nicht mein Hotel. Das Fenster lässt sich nur mit einem dazwischen gestellten Kleiderbügel offen halten und das Bett muss ich selbst überziehen. Da mir letzteres keine Schwierigkeiten bereitet ist alles paletti. Langweilig waren heute die endlos langen Raps- und Getreidefelder. Auf den großen Feldern wurden die Monster- und Roboter ähnlichen Maschinen eingesetzt. Auf den kleinen eine Kombination aus Muskelkraft, Pferdestärken und Maschine. Fast alle Felder waren schon bestellt. Das letzte Stück auf der Straße 2B ging immer an der Fahrbahnkante entlang. Habe ich gestern die Fahrer noch gelobt, heute verfluche ich sie alle. Die Raser lassen ein gefühlten Abstand von maximal 30cm. Die Netten hupen und halten Abstand. Das waren heute nur wenige.
Ich gönne mir jetzt nach meinem essen, mit den schlimmsten Pommes seit der Erfindung der Kartoffel, noch ein wenig Sonne auf der Terrasse neben der vielbefahrenen Straße. Morgen ist Galati mein Ziel. Mal schauen ob alles so klappt?

30.04.2014 Ianca (Plopu) - Galati

Mein Frühstück fiel heute Morgen aus. Die Damen inkl. der Besitzerin hatten wohl keine Lust ihre Kaffeepause mit Kuchen und Zigaretten zu unterbrechen. Für 10 Lei bekam ich doch noch zwei Kaffee aus der Tassimo Maschine. Ganz gemütlich habe ich mein Rad gepackt und heute zum ersten Mal die GoPro Kamera angeschraubt. Es war eine fummelarbeit. Hat zum Schluss dann doch gepasst.

Bei schon sonnigen 26 ° ging es dann los. Auf 36 HM ging es los. Meine Geschwindigkeit lag nach der ersten Stunde bei 23,4km/h. So schnell ging es noch nie voran. Bis um 13 Uhr blieb es auch so. In Braila war Mittagspause und das Auffüllen meines Bananenvorrates geplant. Bei LIDL wurde ich wieder fündig.

Ich wartete weitere 45 Minuten da ein Gewitter über die Stadt zog. Es kühlte etwas ab und tröpfelte sehr leicht. Also weiter. Nur noch 25 Kilometer bis zum Tagesziel. Die Stadt war schnell auf der richtigen Straße verlassen. Ein toller Schiebewind und das leichte Gefälle brachten den Tacho 3 Kilometer lang auf 36km/h. Doch dann auf einmal große Tropfen. Hier passt der Spruch: Aus heiterem Himmel. Ich fand eine, mit blauem Plexiglas, verkleidete Bushaltestelle. Der starke Regen hatte auch noch Murmelgroße Hagelkörner dabei. Es donnerte und windete stark. In der äußersten Ecke war ich dennoch trocken.

Die Pause tut gut. Mittlerweile ist die Luft klar der Himmel aber noch stark bewölkt. Es gibt ja noch die Jacke. Die Wartezeit nutzte ich um den ersten Teil der heutigen Geschichte zu tippen.
Mal schauen was die nächsten Kilometer und Stunden noch so bringen. Nach wenigen Kilometern erblickte ich im letzten Moment aus meinem Tunnelblick auf der anderen Straßenseite einen Reiseradler mit Hänger. Ich habe es versäumt von 30km/h abzubremsen. Den in leuchtend  rot und braungebrannten unbekannten Radler wünschte ich weiterhin gute Fahrt. Der Schweiß lief mir von der Stirn. Musste mich auf 75 HM hocharbeiten.

Ein Nebenfluss der Donau war kurz vor meinem Ziel der Scheidepunkt. Ab jetzt geht es den Rest der Reise täglich immer mehrmals bergauf. Die Stadtgrenze von Galati erreichte ich schiebend.
Erst mal gemütlich auf dem Bürgersteig entlang gefahren. Die Stadt auf mich wirken lassen. Die Menschen beobachten. Hotel suchen. Heute gar nicht so einfach. Ich dachte, so habe ich es mir mit den Infos aus dem Internet ausgerechnet, es ist ganz einfach. Ist es ja auch. Wenn "Mann" bereit ist die geforderte Rate zu zahlen. Wollte ich nicht. Also, und das ist auch bildlich so gemeint von über 56 € im ersten Hotel über 45€ im zweiten Hotel runter auf 25€ für ein Riesenzimmer mit Badewanne, Flur, Kühlschrank und noch einem extra Zimmer mir einem Einzelbett. Hört sich doch gut an - oder? Der Hacken: es ist die allerletzte Drecksbude. Die Matratze ist nach dem ersten Probeliegen schon im Test durchgefallen. Egal. Es ist "billig" und ich bleibe auch nur zwei Tage.

Kurz nachdem ich im Hostel war fing es auch schon wieder an zu Regnen. Es schüttete wie aus Eimern. Die Schwüle am Nachmittag hat sich mit diesem Gewitter entladen. Der Internet Wetterbericht hatte es vorausgesagt. Wie machen die das so genau?

Der Waschtag haute war nötig. Die High Tech Klamotten sind zwar schnell trocken, konservieren aber auch alle Gerüche. Jeden Abend in einer anderen Stadt, in einem anderen Restaurant machen mir ja nichts aus. Das blöde ist nur das hier überall und kräftig geraucht wird. So kann ich auch die Abendklamotten einmal durchwaschen. Durch den starken Regen werden auch die Sünden oder soll ich es die Schlamperei bei Straßenbau sichtbar. Riesige und nicht minder tiefe Pfützen. Meine Beobachtung hat mich gelehrt in keine noch so unscheinbare Pfütze zu treten. Ich weiss ja nicht wie tief sie ist. Mein Rad steht heute und morgen auf der zweiten Etage im Hostel. 48 Treppenstufen hoch. Frühstück gibt es morgen nicht. Das erledige ich beim radeln aus der Stadt hinaus. Es gibt genügend Möglichkeiten. Fünf Kilometer fehlen mir noch um die 4000 Kilometer vollzumachen.

Morgen Vormittag habe ich diese Grenze erreicht. 80% der Reisestrecke für www.freidurchatmen.de sind dann erreicht. Die letzten 20% werden es in sich haben. Ich hoffe es bleiben mir die vielen Toten Tiere an Straßenrand erspart. Heute habe ich auf den ersten 15 Kilometern fünf Hunde gezählt. Der letzte schaffte es meine kurz davor eingelegte Banane und den Müsliriegel gleich wieder auf den Weg zu retournieren.

01.05.2014 Galati - Moldavien - Ukraine - Galati

Upupa epops!! Heute habe ich im Grenzgebiet zwischen Moldawien und der Ukraine einen gesehen. Bei uns lässt sich dieser Zeitgenossen kaum noch sehen. Die vielen Pestizide haben ihm fast dem Garaus gemacht. Ja wer ist Er oder Sie wohl. Die schnellen Googler wechseln jetzt die Seite, die anderen Geduldigen warten bis zur Auflösung am Ende des Berichtes. In der Nacht hat es nochmal für ein paar Stunden stark geregnet. Die Temperatur ist auf 12 Grad gesunken. Die Stadt liegt im nebligen Dunst. Es ist kaum Verkehr und schon nach 20 Min habe ich die richtige Straße gefunden. Über die holprige Straße geht es aus der Stadt hinaus. Schlaglöcher.

Für uns einfach so dahingesagt. Ich erinnere mich an einem vor kurzem erschienen Bericht in der HNA das die Lange Straße in Lohfelden einen Schlaglochpiste ist. Heute lächle ich darüber. Lasst die Straße so wie sie ist, das verhindert das schnellfahren und steckt die €uronen in die Kindergärten unserer Gemeinde. Manche finden das bestimmt blöd, andere Klasse. Ich stehe darüber. Es gibt hier noch eine Straßenbahn. Stellt euch einfach die Historische Kassel Bahn vor. So in etwa ist das hier. Aber warum erzähle ich euch das? Die Schienen bringen mich darauf. Beim schnellen befahren der Straße muss ich immer den rechten weg finden. Heute hat es einmal nicht geklappt. Die Kombination aus Schiene, Pflasterstein Belag und Schlagloch zwangen mich zum Absteigen in der Schlammpfütze. Nichts weiter passiert. Die Sicht ist heute morgen maximal 500 Meter. Der Nebel verdeckt die verlassenen und dem Verfall preisgegebenen Industrieanlagen. Mittendrin eine kleine Kirche.

Fast unauffällig vor der riesigen Werft im Hintergrund. Nach 17 Kilometern bin ich an der Rumänischen Grenze. Es geht schnell. Vorname und Zweck und Ziel der Reise werden erfragt und weiter geht es. 5 Min inklusive Wartezeit. Moldawien dauert schon ein wenig länger. Der erste Stempel in meinem Reisepass. Die Einreise in die Ukraine dauert doppelt so lange. Alles in allem etwa 1 Stunde. Nur die Ukrainischen Beamten wollten meinen "Dasher" erklärt bekommen.

Auf dem Weg nach Reni begegne ich zwei Ukrainische Radfahrer. Vater und Sohn. Wir halten an und erzählen von unserer Reise. Die beiden wollen nur 700 Kilometer in der Ukraine umherfahren. Wildcampen im Zelt. So lange es noch geht sagt der Vater. Die Sonne kommt raus und es wird unheimlich schnell warm, ach was, heiß. Das Thermometer zeigte in der Sonne 40°. Ja, in Worten Vierzig. In Reni besuchte ich einen Markt. Hier gibt es alles was es auch bei uns gibt, ja fast alles und in einer anderen Qualität.

Es gibt auch einen im Bezug auf Reifen und Schwäche gut sortierten Radladen. Die feilgebotenen Hühner und Küken schwitzen in ihren engen Käfigen in der Prallen Sonne. In den Ukrainischen Duden müssen noch die Worte: Käfighaltung, Artgerechte Tierhaltung und Hygiene auf dem Wochenmarkt aufgenommen werden. Ok. Zur Zeit hat das Land ganz andere Problem. Ich bin davon überzeugt das auch hier bald die Europäischen Fahnen wehen werden.

Die Rückreise dauerte etwas länger. Macht nichts. Ich habe ja Zeit. WLAN gibt es an den Grenzübergängen Gratis und super schnell. Da kann es ruhig mal etwas dauern. Die Beamten haben alle die Ruhe weg. Das in den 50er Jahren angeschafte Computersystem funktioniert immer noch stabil. Nur die Beamten davor, so kommt es mir vor, werden langsamer. Die LKW Fahrer helfen mir oft um den richtigen Stempel auf meinen kleinen Zettel zu bekommen. Sehr freundlich. An den Grenzen werden immer nur bis zu fünf Autos eingelassen. Das verursachte gegen 13.30 Uhr dann schon einen Stau. Ein netter junger Bulgare sagte mir ich soll einfach bis nach vorne fahren. Ein guter Rat. Ich kam sofort durch und ersparte mit ca. 100 Autos Wartezeit vor mir.

Ich traf noch einen Hamburger der schon seit 11 Jahren in der Ukraine lebt und einen weiteren Deutschen, Thomas der heute sein 99. Land bereist hat. Er war von meiner Geschichte so begeistert das er sofort einen Euro für mein Projekt spendete. Jetzt habe ich bis zum Einzahlen des Betrages wenigstens einen Chip für die Einkaufswagen bei LIDL und PENNY.
Die Menschen mit denen ich mich beim warten unterhielt Hupen alle beim späteren vorbeifahren.

Heute mache ich noch einen halben Ruhetag. Ein Einkauf für die nächsten zwei Tage steht auch noch an.
Mit seinem Hup-Hup machte er sich aus der Ferne bemerkbar. Der Wiedehopf. Etwa 10 Meter neben der Straße saß er auf einem dürren Zweig. Er nutzte die ersten Sonnenstrahlen des heutigen Tages um sich bemerkbar zu machen. Schon im Jahr 1963 war er auf einer Briefmarke in Deutschland zu sehen.

02.05.2014 Galati - Baia

Um 7.00h zeigte das Thermometer schon 18° und der Himmel war schön blau. Gestern Abend habe ich noch den Weg aus der Stadt hinaus gefunden. Nicht weit von meinem Hostel war die Uferpromenade. Es hatte den Eindruck eines Volksfest. Es roch nach gebraten Mandeln, Zuckerwatte und gegrilltem Fisch.

Ich denke, dass so viele Menschen nicht einfach so, unter der Woche hier flanieren. Ich weiss es nicht. Schnell war ich auf den kaum befahrenen Straßen aus der Stadt hinaus. Heute setzte ich zum erstenmal über die Donau. Die Fähre war abenteuerlich. Für 1€ wurde mein Rad und ich mitgenommen. Später sollten mich noch die ersten Berge erwarten. Etwa 300 Meter über NN sollte ich heute kommen. Nach 15 Kilometern sah ich die ersten Höhenzüge in der Ferne. Von 7 Metern über NN ging es doch wirklich bald hoch. Erst auf 150 HM, dann wieder runter auf 40 HM anschließend wieder hoch auf 220. u.s.w, u.s.w..

Glaubt ja nicht, dass ich da hochgeradelt bin. Heute war mein Radwandertag. Von unten bis oben geschoben. Geschwitzt wie ein Ackergaul und getrunken wie ein Fisch. Die Natur unbeachtet an mir vorbei. Gegen 14 Uhr wollte ich schon mit den Blumen sprechen. Aber die hören ja auch nicht zu. Meine 30 Minuten Pausen im Schatten scheinen nicht zu reichen.
Gegen 15.30 Uhr habe ich meine restliche Strecke mal überschlagen. Sollte es so weitergehen brauche ich bis 20.30 Uhr zum heutigen Ziel. Es ging dann doch nur noch eben weiter. Jedoch bremste der Gegenwind mich aus. 25 Kilometer vor Baia, an einer Taverne mit Pension frage ich einen Einheimischen nach dem weiteren Verlauf der Strecke.
Er sagt:"Es ist nur noch eben." "I belive you" sagte ich lächelnd. Er hatte Recht. Keine Berge mehr. Die kleinen Steigungen waren nicht mehr der Rede wert. Kurz vor Baia dürfte ich und auch die anderen eine staubige Schotterstrecke fahren. 40km/h waren erlaubt. Die meisten rasten mit mindestens 60 drüber. Ich durfte den Staub schlucken. Kurz vor Cerna, nach den ersten Bergen, kam auf der anderen Straßenseite ein Radler entgegen. Schon von weitem rief er "You are dutch". Ich schüttelte den Kopf und sagte "I come from the beautiful Germany". Er sagte zuerst "unbelievable". Seinen Namen habe ich nicht notiert, jedoch ein Foto gemacht. Wir sprachen über seine Tour. Er kommt aus Schottland und fährt den Eurovelo 6 von Donaueschingen bis zur Mündung in das Delta. So klein ist die Welt. Wir wünschten uns noch gute Fahrt und verabschiedeten uns.
Er hat es heute geschafft. Ich brauche bis Constantza noch einen Tag. Oder wie heute Abend nachgerechnet 80km. Meine Herberge heute ist am Ortseingang. Ich habe mir gleich ein Zimmer genommen.

Das gestern Abend angerufene 4 Sterne Hotel war schon ausgebucht. 25€ für das Zimmer. Ein Top Preis, wenn alles stimmt. Die Hacken: Das Wasser war kalt, eisekalt und das WLAN geht im ganzen Ort nicht. Dafür habe ich gebratenes Schweinefleisch mit Pommes und Gurken - Tomatensalat inkl. zwei Bier für 7€ gegessen. Im Hinblick auf die Tage in Bulgarien bin ich hier im Himmel. Morgen bin ich am Schwarzen Meer und habe das Projekt www.freidurchatmen.de abgeschlossen. Danach kommt nur noch meine eigene challange. Bleibt ihr dabei?
Jetzt pflege ich erstmal meinen Sonnenbrand und freue mich auf morgen.

03.05.2014 Baia - Constanza "Zum schmunzeln"

Geschlafen habe ich wirklich gut. Die Mitarbeiterin in der Pension hat sich zusammen mit ihrer Kollegin alle Mühe gegeben. Das Rad packen und dabei auf der Veranda zwei leckere Kaffee trinken. Mit Milch hatte ich bestellt. Aber die gab es nicht. Dazu meine letzten Schokobrötchen. Ein guter Start in den noch kalten und diesigen Tag. Die ersten 3 Kilometer hatten es in sich. Nur Bergauf. Ich schwitzte schon und die Puste wurde immer weniger. Wenn das so weitergeht, na dann gute Nacht. Ich hatte das Höhenprofil nicht so in Erinnerung. Es ging stetig Bergauf. Steigungen und Abfahrten wiederholten sich das eine ums andere Mal.
So wie gestern nur nicht so hoch. Gut das ich diese Herberge gestern gefunden habe. Kilometer weit nichts zum schlafen. Die 12° von heute Morgen wurden nicht mehr. Nach 8 Kilometer zog ich meine leichte Jacke an. Bei den Abfahrten wurde es mir immer recht kalt. Die Kälte ist bei einer Radreise immer das K.O. Kriterium. Schön warm bleiben ist da meine Devise. Nach nicht mal 15 Kilometern die erste Rast. Ein bisschen Sonne habe ich abbekommen. Das machte mir für heute Hoffnung. Das sollte aber nicht so eintreten. Nach meiner Pause begegnete mir der Sensenmann. Ein unglaublich komisches Gefühl. Langsam ging er vor mir, mich anlachen von links nach rechts über die Straße. Ich lächelte zurück, verkniff mir aber das winken. Er macht ja auch nur seinen Job und muss zu gegebener Zeit die Ernte einholen. Alles hat seine Erntezeit. Bei meiner zweiten Pause an einem Haus vor dem nächsten Dorf kam ich mit einer Frau ins Gespräch. Im Dunst erkannte ich eine komische Gestalt. Diese kippte zuerst aus einem Blecheimer kleine Steine auf einen Haufen. Nach wenigen Minuten kam die schwarz-graue, gebückt gehende Gestalt mit einer Schubkarre voller Pflastersteine an. Es schepperte nur so beim Abkippen der Ladung. Kein halbe Stunde später kam die, in Nebel fluchende Gestalt, mit einem Pferdefuhrwerk, voll mit Granitsteinen zu letzten Mal vorbei. Ein stöhnen war beim abladen zu hören. Ich fragte die Frau was das bedeuten soll. Sie sagte mir das sie eine "Freudige Dame" war und die Steine auf denen ich sitze ein Zeichen Ihrer Tätigkeit im aktiven Berufsleben sind. Und die Steine im Garten fragte ich? Ja wir hier sind sehr arm. Meine drei Kinder kann ich nicht alleine großziehen. So habe ich mir Hilfe geholt. Meine erste Tochter arbeitet jetzt, auch in meinem Beruf in Dortmund und jeden Samstagmorgen kommen die Steine die Sie für uns verdient hat. Meine zweite Tochter ist in einer kleinen Stadt in Bayern und macht es genauso. Aber warum willst du denn soviele Steine? Unterbreche ich die Frau. Wir wollen hier ein Restaurant eröffnen um in Zukunft ein gemeinsames Auskommen hier auf diesem schönen Fleckchen Erde zu haben. Nun wollte ich aber auch noch wissen von wem der letzte häufen Steine ist? Der ist von meinem Kleinsten. Meinem Sohn. Er arbeitet in einem Staat der völlig von Ruhm umgeben ist. Er trägt den größten Teil zu unserer neuen Zukunft bei. Der Pferdewagen ist fast abgeladen. In den ersten Sonnenstrahlen erkenne ich zwei Pferdefüße und einen kleinen, am Ende behaarten Schwanz. Jetzt wird mir einiges klar. In Verbindung mit dem vorherigen Erlebnis mit dem Sensenmann mache ich mich schnell vom Acker. Die weiteren Kilometer zogen sich hin.

An Weinbergen und riesigen Windrädern vorbei ging es beschwerlich voran. Wer erkennt wohl den Unterschied zu den deutschen Windrädern? Es kam zum Mittag ein leichter Wind auf. Eben so, wie jeden Tag. Wo bleibt mein Gefälle nach Constantza? Die letzten 15 Kilometer rein in die Stadt sind fürchterlich.
Immer auf einer sehr viel befahrenen Vierspurigen Straße entlang. Das erfordert viel Konzentration und Kraft. Vor Constantza mache ich eine letzte Pause. Wieder ohne Sonne. Das trübe Wetter ist im übrigen gut für meinen Sonnenbrand. Ich steuere zu erst das IBIS Hotel an. Ein Zimmer ist frei und auch das Rad kann sicher untergestellt werden. Mit dem Zimmerschlüssel. In der Tasche geht es erste einmal zum Schwarzen Meer runter.
Vom Hotel oben kann ich die Promenade schon sehen. Ich rolle durch die unansehnliche Altstadt hinunter. Das obligatorische Fotos lasse ich von drei Italiener schießen. Ziel erreicht! Jetzt noch an der Promenade, die im übrigen fast nur von Italienern bewirtschaftet wird, lecker Fisch essen und ein Bier zur Belohnung. Die Sonne kommt heraus und das Mittagsmahl schmeckt super gut. Auf dem Rückweg treffe ich noch einen Schweizer. Wir sprechen uns fast gleichzeitig an. Er ist braungebrannt. Der Donauradweg war in diesem Jahr sein Ziel. Heute ist er fertig damit. Morgen fährt er mit einem Kreuzfahrtschiff über Varna und Istanbul nach Italien. 5 Tage entspannt er an Bord und Radelt dann von Italien mit seinem E-bike nach Hause. Er wohnt in einem Hotel in der Altstadt. Hauptsache die Wäsche ist sauber! Sagt Gerry mit einem schmunzeln.
Heute morgen als er Frühstückte, so sagt er, kamen etwa 10 Damen von der Nachtschicht nach Hause. Er meinte so ist es wenigstens in der Nacht still im Hotel. Wir wünschen uns alles Gute und radeln auseinander. Von Constantza habe ich mir mehr versprochen.
Morgen radle ich nach Bulgarien. Fünf Tagesetappen habe ich geplant. Mal schauen ob es klappt.

04.05.2014 Constanza - Dobrich (BG)

Sehr geehrte Damen und Herren, heute möchte ich sie bei Z. D. F. begrüßen. Z.D.F. steht hier für: Zahlen, Daten, Fakten.
Seit sieben Tagen sitze ich jetzt im Sattel. Bis auf kleine Ermüdungserscheinungen meiner Oberschenkel und Waden im Laufe der Tagesstrecke habe ich keine Beschwerden. 626 KM habe ich schon hinter mir. Die 2761 Meter die Berge und Hügel rauf sind in meiner Erinnerung gespeichert, jedoch nur ganz hinten. Ganz vorne im Gehirn sind die rasanten und kühlenden Abfahrten präsent. Immerhin ging es 2630 Meter runter.
Leider nicht in einem Stück. Von den ersten sieben Tagen hatte ich heute einen halben Regentag. Die Temperatur ging heute von 8° bis 42° an der Grenze in Moldawien hoch. Meine Sommerbräune habe ich schon erreicht. Die Straßenbeläge waren zu etwa 80% guter Asphalt auf den Bundesstraßen, zu 18% gebrochener Beton und nur zu 2% eine Schlaglochpiste oder unbefestigte Straße.

Alles in allem für Rennradfahrer nicht geeignet. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Von Höhenzügen die stark bewaldet waren und Schatten spendeten, bis zu flachen ebenen, rechten und links mit Äckern gesäumt. 60% der Flächen wurden von Genossenschaften bewirtschaftet. Der Rest von kleinen Bauern. Aufgefallen sind die vielen Versuchsfelder mit Raps und Getreide der Firma BASF.

Hier wird sehr viel in die Forschung investiert. Die großen, von der EU geforderten, Firmen nehmen nach meinen Beobachtungen ab. Die Schilder mit dem EU Logo waren im Westen von Rumänien häufiger zu sehen. Die wilden Hunde haben mir täglich mehrmals eine Gänsehaut bereitet. Mit meinem kleinen elektronischen Freund fühle ich mich sicher. Er zeigt immer die gewünschte Wirkung. Wir von Geisterhand bleiben die Tiere stehen. Fantastisch! Den 100% der treuen Leser möchte ich jetzt schon mal für das dabeisein und begleiten Danke sagen. Kommentare und Frage beantworte ich auf Facebook immer noch nicht. Dieses schnelle Medium verwischt die aktuellen Gedanken der Leser und verwässert die Fragen.
Heute schlafe ich in einem gefüllten 4 Sterne Hotel für 10€.

05.05.2014 Dobrich - Povadia

Am heiligen Sonntag ging es um 9.00 Uhr sehr gut ausgeschlafen und für umgerechnet 9.00 €uro sehr gut und mit einer Auswahl die es mit jedem Deutschen Mittagsbuffet aufnehmen kann satt los. Zu satt. Es waren gerade mal 8 c und fing als ich das Hotel verließ leicht an zu regnen. Ich bin ja optimistisch. Mit kurzen Hosen los gefahren. Nach 5 KM der erste Halt. Die Gamaschen über die Schuhe. Der Rest war schon durchnässt. In der Hoffnung, dass die Sonne bald kommt ging es weiter in Richtung bulgarischer Grenze. Nur einmal musste ich nach dem Weg fragen. X Male habe ich angehalten um die Brille, die noch durch eine Schirmmütze geschützt war, zu reinigen. Wie sollte es anders sein, nahm der Wind auch noch zu. Allerdings kam er von hinten und schob kräftig mit. Nach 60 KM war die Grenze erreicht.

Kurz voher kam die Sonne aus den ersten Wolkenlücken heraus. Gleich wurde es warm. Das tat mir gut. Der freundliche Grenzbeamte sprach deutsch. Da er mich nicht so recht mit dem Typen im meinem Reisepass zusammen bringen konnte, fragte er noch einen Kollegen. Ohne Brille und mit genormten Blick kam ich dann doch durch. Wir redeten über Deutschland und über Mannheim. Er meinte deutsch ist eine gute Sprache, aber die Menschen in Mannheim sprechen ein anderes Deutsch. Das war für ihn immer schwer zu verstehen!! Ich durfte jetzt an der geschlossenen Schranke vorbei in Bulgarien einreisen. Ach ja, er meinte noch bis Dobric sind es 53 KM. Das ließ mir keine Ruhe. Nach meiner Planung sollten es nur noch gute 30 KM sein. Die Lösung war schnell gefunden. Er hatte 53 KM mit 35 KM verwechselt. Ich schob die Schuld auf die Mannheimer. Jacke gewechselt und Gamaschen auszogen ging es weiter zu einem sonnigen Rastplatz. Meine Pause verbrachte ich an einer ausgedienten Tankstelle. Auf der Mittelinsel machte ich es mir auf dem Boden bequem. Angelehnt an einem Pfeiler saß ich fast 45 Min in der wärmenden Sonne. Die Shirts auf dem Boden ausgebreitet und die Jacken über das Rad zum Trocken ausgebreitet. Das tat gut. Ich quälte mich immer rauf und runter nach Dobric rein. Nach langem Suchen fand ich ein Hotel mit Restaurant. Eine Perle. Ich fragte ob ein Zimmer frei sei. Der freundliche Herr sagte: " NEIN"! Mein trauriger und schon ziemlich fertiger Blick verschafften mir dann doch noch ein Zimmer in diesem Hotel. Die Zimmer wurden am Sonntag nicht gereinigt, waren aber nicht belegt. Er zeigte mir eines und sagte er würde das Bett beziehen und mir Handtücher geben. Der Boden und das zweite Bett im Zimmer, ebenfalls die Dusche würden so bleiben. OK. Die Dusche war unbenutzt und das Hotel eine Perle. Ich sagte kein Problem. Er meinte noch das Zimmer kostet 40 Ron. Er würde mir aber 50 % geben. Hallo? Ein Zimmer in dieser Kategorie für etwa 10 €?- Gerne! Das Abendessen war reichhaltig und lecker. Gegen 21 Uhr begann ein Gewitter direkt über der Stadt. Es blitze und donnerte, begleitet von heftigem Regen bis 23 Uhr. Die Temperatur fiel stark ab. Am Morgen nach einem leckeren Kaffee musste ich erst an mein Rad kommen. Der Mitarbeiter, Sohn, hat den Schlüssel für die äußere Kellertüre mitgenommen. Also das Rad durch den Keller schieben. Vorbei an der Metzgerei, der top sauberen und bestens eingerichteten Küche, durch den Lieferanteneingang nach draußen. Alles gut. Die Frau sprach sehr gut deutsch. Bei bewölktem Himmel und nur 6C ging es los. Die Straße aus der Stadt hinaus hat mein Garmin schnell gefunden. Heute kam der Wind von rechts vorne. Die Backe war nach einer Stunde taub. Um 11 Uhr wechselte ich an einer Bushaltestelle die kurze in eine lange Hose und das zweite Bufftuch diente als Mütze.

Bis 13 Uhr ging es immer auf und ab. Links neben mir war eine alte Fabrik. Sie sah heruntergekommen und verlassen aus. Ich wollte mich an der Einfahrt an dem kleinen Häuschen vor dem Wind schützen, essen und mich erholen. Die Hütte war besetzt. Mit Händen und Füßen erklärte ich der Dame, dass ich nur rasten wolle. Sie nickte und ging rein. Ahhhh endlich kein Wind mehr.  Das tat gut. Mein Käsestück war aufgegessen und ich wollte gerade los. Da kam die Frau mit einem Becher und einem Teebeutel auf mich zu. Ich nickte und sagte: "ja, ja". Minuten später holte sie mich rein. Im Raum waren noch ein etwa 150 KG schwerer Mann, ein Sofa, ein Holzofen zwei Schreibtische und zwei Computer. Das war bestimmt eine Außenstation der NSA, dachte ich so vor mich hin. Der Mann interessierte sich für meine Tour. Flux hatter er Google Earth auf und wollte alles wissen. Vor allem, wie es in der Ukraine war. Natürlich gab er mir den WIFI Code. So konnte ich ihm meine I-Net Seite zeigen. Gerne ließ er ein Foto von sich machen. Also doch kein Agent! Er zeigt mir einen anderen als den von mir ausgewählten Weg nach Povadija. Klasse nur noch einmal den Berg hoch und dann mit Schiebewind immer lange Abfahrten runter. Ein Traum. Schnell hatte ich die 30 KM hinter mir. Es dauerte nicht lange, bis ich die einzige Herberge gefunden hatte. Das Zimmer ist einfach, einer spricht deutsch und um 18 Uhr gibt es was zu essen. Was will ich mehr. Duschen werde ich heute nicht.
Morgen habe ich 80 KM bis nach Ajtos über viele Hügel vor mir. Ich wünsche mir Sonne und Schiebewind. Es gab heute nur eine Hundeattacke. Jedoch gibt es hier sehr viele Igel, die verendet am schmalen Rand der Straße liegen. Nur nicht über einen drüberfahren. Das wäre, so denke ich, mein erster Platten auf der Tour.

06.05.2014 Povadia - Ajtos

Für meine ersten 16 KM benötigte ich schon mal zwei Stunden. Gleich nach dem Ortsausgangsschild ging es bergauf. Von 50 HM hoch auf 150 HM. Oben angekommen erstmal ein Shirt ausziehen.

Es folgte eine berauschende Abfahrt und natürlich wieder die nächste Steigung. Hoch, auf über 200 HM. Der herrliche Rundblick lässt die Anstrengungen schnell vergessen. Der Kuckuck ruft sich hier in der Gegend die Seele aus dem Hals.
Andere Vögel singen unbeschwingt und laut vor sich hin. Selten höre ich ein Konzert mit allen.

Leider blieb der Himmel bis zu meiner Pause um 13 Uhr die meiste Zeit bedeckt. Meinen Rastplatz suche ich mir in der Sonne. Diese brennt auf der unbedeckten Haut, sobald sie da ist heftig. Heute fehlt mir die Kraft in meinen Beinen. Das Abendessen gestern war nicht reichhaltig genug. Obwohl ich schon zwei Portionen zu mir nahm. In der prallen Sonne verzehre ich jetzt auch noch eine Dose Eisbeinfleisch in Aspik. Bringt mir dieses Mahl meine verlorene Kraft zurück und verschafft mir einen Energieschub? Die Straße ist kaum befahren. Na ja, bei den vielen Löchern kommt ein Auto ja nur langsam voran. Es gibt kaum Schilder die auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung hinweisen. Ist nicht nötig. Bei den Autos fallen mir die bulgarischen Kennzeichen in Verbindung mit einem "D" oder "A" am Heck auf. Kurz nach Asparuhovo wird es flacher. Am Jaz. Conevo, einem kleinen sehr langgezogenen See mache ich auch einen Stop. Hier findet der Wild-Camper alles was er braucht. Einen flachen Zeltplatz, Ruhe, Wasser und evtl. auch die Chance auf einen herrlichen Sonnenauf - oder untergang. Oberhalb des Sees ist auch ein Hotel. Übernachtungsmöglichkeiten finden sich auf der heutigen Strecke so alle 10 - 15 Kilometer.

Leider ging es nur ein paar Kilometer eben weiter. Auf der Karte ist vor Ajtos eine Erhebung von 390 HM eingezeichnet. Ich rede mir ein, dass ich knapp daran vorbeiradle. Denkste. Vor dem Essen und  Bett kommt der Schweiß. Für heute den letzten Berg hochgeschoben. Eine Abfahrt von 3 KM trocknet mich wieder.
In Ajtos habe ich gleich das erste Hotel genommen. Sauber und gepflegt. Essen ist auch möglich. Der Sohn spricht gutes Englisch und die Tochter ein wenig Deutsch.

Es liegt in Bulgarien kaum Müll am Straßenrand. Einzelne wilde Müllkippen sind jedoch zu finden. Die Menschen auf der Wegstrecke sind alle freundlich, lachen und winken mir zu. Heute wurde ich von drei deutschen Autos überholt.
Ihr Hupen war schon von Weitem zu hören. Beim Winken aus dem Fahrerfenster ist der eine voll in ein Schlagloch geknallt. Er hatte Pech und ich lachte laut. Noch bevor ich heute morgen die kleine Stadt verlassen habe ist mir doch eine Feuerstelle aufgefallen. Hier wurden nacheinander Traktorenreifen verbrannt. Die Rauchfahne war aus der Ferne schon zu sehen und der beißende Geruch begleitete mich auch noch eine Weile.

07.05 Ajtos - Elhovo

Jambol hatte ich mir als mein Tagesziel ausgeguckt. Aber erstens kommt es anders und zweitens als Mann denkt. Schon um 4.00 Uhr in der Früh' spürte ich die Kruste an meinem Hintern. Hatte ich mich gestern wundgefahren? Nach dem Duschen kräftig eingecremt, aber in der Nacht wurden die offenen Stellen doch noch trocken. Also nochmal eincremen. Langsam, ganz langsam packte ich meine fünf Taschen am Morgen zusammen. Das Garmin war nicht geladen! Hatte es gestern am Strom, jedoch vergessen nach dem Laden auszuschalten. Anfängerfehler. Schnell nachladen und die Zeit dafür mit zwei Kaffees je 60 ct verbringen. Um 9.00 Uhr dann auf das Rad. Keine Schmerzen. Nach nur fünf Kilometern ging es über 10! Kilometer bei einer Steigung von 3 % bergauf. Die einzige ernst zu nehmende Steigung des heutigen Tages. Heute hatte ich Rückenwind. Das spornte mich ungemein an. Noch dazu ging es stetig auf der Bundesstraße bergab. Ich gönnte mir schon um 12 Uhr eine lange Pause.
Natürlich auch um das Garmin zu laden. Es waren nur wenige Gäste in diesem Restaurant auf der freien Wiese anwesend. Zwei davon aus Dresden. Da ich mitbekam wie und was die beiden bestellten setzte ich mich weit von den beiden weg. Sischer is Sischer! Und dann kam der Supergau. Um 13.30 Uhr war ich schon an meinem Tagesziel. Ich war so perplex, dass ich auch noch an Jambol vorbeigefahren bin. Also links ab und Retour. 14.00 Uhr. Jetzt schon den Trip beenden? Ich beschloß noch einmal zu rasten, kräftig vom letzten, jetzt schon weichen Käse, der hart sein sollte, zu zehren, und dann weiterzufahren. An meinem Rastplatz, vor einer von der EU geförderten Fabrik, suchte ich mir einen schattigen Platz vor dem Pförtnerhäuschen zum Pausieren. Der Pförtner konnte mich nicht verstehen. Er sprach nur bulgarisch. Ein anderer jedoch gab mir sogar ein Kokoseis aus und ist dann davongeradlet. Er sagte noch was von Frankfurt am Main..... Ist das nicht fantastisch?

Nachdem ich den weichen Hartkäse, das letzte Weißbrot aus Rumänien und kräftig Wasser zu mir genommen hatte ging es weiter. Immer Richtung Süd - Osten. Der Wind jetzt leicht von der Seite. Der Verkehr nahm zu. Vor allem die LKW's rasten unangenehm nah an mir vorbei.

08.05.2014 Elhovo - Edirne (TR)

Zuerst muss ich noch meinen verunglückten Artikel von gestern vervollständigen. In Elhovo angekommen gestaltete sich die Zimmersuche schwerer als erwartet. Ich rollte immer der sinkenden Sonne entgegen durch die kleine Stadt. Meine beiden "Opfer", welche ich mir zum Auskunftgeben aussuchte, waren weder der deutschen noch der englischen Sprache mächtig. Ein sehr alter Mann hat in eine Richtung gefuchtelt und dabei Hotel gesagt. Die Chance dort eine Herberge zu finden ist 1:4.

Also in diese Richtung radeln. Auf der abschüssigen Straße kam mir ein großes Rinnsal entgegen. An seinem Anfang haben zwei Männer Kajaks und die dazu gehörigen Schwimmwesten gewaschen. Die beiden verstehen mich - dachte ich. Denkste. Auch keine Fremdsprache vorhanden, aber der Wille zum Telefonieren. Nach Sekunden kam auf dem Balkon eine junge Frau zum Vorschein. Das Handy noch in der Hand sprach sie mich sofort mit einem Lächeln im Gesicht von dort oben auf Englisch an. Sie erklärte mir, auf meine Frage nach einem Hotel, dass es hier aufgrund der nahen Grenze und der vielen auswärtigen Polizisten in den Hotels kaum Zimmer gibt. Viele Privatleute haben auch Zimmer zur Vermietung.
Das hört sich ja gut an und jetzt noch eine Adresse! Bitte! Die Dame, der das Haus hier gehört, hat auch ein Appartement zur Vermietung und es ist auch frei. "Ich komme mal runter" sagte sie. Ihr Outfit war gewöhnungsbedürftig. Sie trug noch ihren Plüsch-Schlafanzug in orange. Sie zeigte mir das "Appartement". Es war ein Gartenhaus ähnlicher Anbau mit Wohn-, Schlafzimmer, DU/WC, einer kleinen Küche und sogar einer Waschmaschine. Ich fragte was es kostet. 7.50 € sagte sie und ich sagte sofort zu. Nochmal in die Stadt und dann was essen. Danach in die Herberge und schlafen. WLAN sollte überall funktionieren. Auf der sonnigen Terrasse, auf der ich den ersten Teil schrieb, war es kein Problem, weiter hinten ist die Verbindung immer wieder abgebrochen. Yana war schon als Austauschschülerin mit 29 anderen in Deutschland. Sie war in FFM untergebracht. Deutsch ist nicht Ihre Lieblingsfremdsprache, die Sprache ist zu kompliziert. Englisch liegt ihr mehr, erzählt sie mir. Wie recht sie doch hat. Ich sage nur "zensiert ju Göthe". Alles kann doch so einfach sein. Die beiden bieten Kanutouren, Radtouren und Teambuildings in Bulgarien, Griechenland und der Türkei an. Natürlich bekomme ich den ca. einen Kilo schweren Katalog. In drei Sprachen. Von der hiesigen Tourismusorganisation und der EU gefördert. Das wollte ich unbedingt noch loswerden. Mit großem persönlichen Einsatz wird hier auch noch viel erreicht. Die Einladung zum Abendessen schlage ich aus. Heute morgen gab ich der Vermieterin statt 15 Leva doch 17 Leva. Sie hat sich gefreut. Schon vor 9.00 Uhr bin ich nach zwei Milchkaffee in der Kneipe vom Vorabend, nicht ohne vorher meiner Schwiegermutter zum 75 ten Geburtstag zu gratulieren losgeradelt. 18 c hatte es da schon. 32 c waren vorausgesagt. Die kamen später auch erbarmungslos. Bis zur Grenze ging es wieder mal bergauf. Aber gewaltig. 12 KMH in der ersten Stunde. Kein Wind und alle Wolken verzogen sich. Nach nicht mal 30 KM war ich an der Grenze. 2 KM LKW Stau vor mir und keine PKW's. Ich raste vorbei. Vier mal den Pass vorzeigen, dabei einen Beamten wecken, und ich war in der Türkei.
Mein 12 Land auf meiner schon bald endenden Reise. Ein pausierender LKW-Fahrer machte das Grenzfoto von mir. Nicht ohne die Zeit zu nutzen, um sich unterhalten zu lassen. Der Müll am Straßenrand nahm wieder zu. Ich erklärte es mir mit der Grenze und dem Wartebereich der LKW's. Denkste. Die Verunreinigungen, ähnelten den in Serbien und West-Rumänien und hörten bis Edirne nicht auf. Ebenso waren die Hunde, sowohl lebend, als auch tot, wieder da. Die Sonne brannte von oben auf meine ungedeckten Körperflächen. Schon vor 12 Uhr hatte ich die ersten 50 KM auf dem Tacho. Nach meiner langen Rast im Schatten beschloss ich die nächsten noch kommenden Steigungen hoch zu schieben. Mit jedem Liter Wasser, den ich trank, wurde die Kraft weniger. Fast 5 Liter Wasser habe ich auf diese gut 70 KM getrunken.

In Edirne habe ich einem PKW die Vorfahrt genommen. Er hat mich wachgehupt und ich habe dann beschlossen hier drei Nächte zu bleiben. Morgen wird gechillt und die Stadt erkundet. Übermorgen radle ich nach Griechenland und danach geht es nach Istanbul. Im Saray Hotel schlafe ich incl. Frühstück für 17.25 €. Das kann ich mir gerade noch leisten. Apropos leisten! Das hängt doch auch mit belohnen zusammen?  An dieser Stelle möchte ich noch einmal, und es wird nicht das letzte Mal sein, an die Kontoverbindung der Mukoviszidose Selbsthilfegruppe e.V.in Kassel erinnern. Online geht so eine Zuwendung super schnell und kommt ohne Abzug an und wird sinnvoll eingesetzt. Mit jeder Umdrehung meiner Kurbel zähle ich auf euch alle. Enttäuscht mich nicht. Morgen mache ich einen Ruhetag und übermorgen Berichte ich auf's neue. Die Spender bis zu Wochenanfang werde ich bald nennen. Bedanken möchte ich mich jetzt schon. Jetzt gehe ich einen türkischen "Döner" verzehren. Mal schauen ob er mit dem "Snack Point" in Lohfelden vergleichbar ist?

09.05.2014 Edirne - Ruhetag

10.05.2014 Edirne - Kastanies (GR)

In der Nacht hat es geregnet. Aus Eimern hat es gegossen. Die Blitze erleuchteten den Himmel und der Donner war fürchterlich laut. Das Gewitter war direkt über der Stadt. Am morgen, so gegen 6.00 Uhr beruhigte sich das Wetter. Ich war guter Dinge heute ca. 70 KM nach Griechenland zu radeln. Etwa um 8.00 Uhr bin ich auf's Rad gestiegen. Kaum 800 Meter durch die Stadt zum Fluß in Richtung Süden gerollt erwischte mich ein Regenschauer. Regenklamotten rausgeholt und angezogen. Wie ein rollendes Kondom ging es weiter.
Die Straße war zum Teil mit riesigen und tiefen Pfützen bestückt. Ich wich auf den Gehweg aus. Der erste Grenzpunkt war schnell erreicht und unproblematisch. Die Griechen wollten es schon genauer wissen, fragten und sahen auch in meiner Tasche nach. Am ersten Schild mit der Flage von Griechenland und dem Europäischen Wimpel postierte ich mich zum Foto. Sofort ist ein Soldat mit seinem Sch(i)e(e)(s)gewehr auf mich zugekommen und hat mir massiv erklärt "No Pictures". Hallo! Für die vielen Milliarden die wir in dieses Land investiert haben und auch noch weiterhin pumpen werden, ist doch wohl ein Foto an diesem klasse Platz möglich. Go, go, waren die lauten Worte des Soldaten. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Stinkesauer und vor mich bin ich in den nächsten Ort geradelt. Der Regen machte meine Stimmung nicht besser. Die Cafes und Bistros waren noch zu. So bin ich wieder zurückgeradelt. ich fand ein Schild um mein " Big Picture" doch noch zu schießen. Die meisten Beamten ließen mich schnell passieren. nur der "Stempler" ließ mich im Regen warten. Nachdem ich in Edirne im Hotel zurück war taten eine warme Dusche und trockene Kleidung gut. Der Nachmittag wechselte zwischen Sonne bis zu schwülen 25 c und dem folgenden Gewitter ab. Morgen geht es schon früh los um entspannt und vor allem trocken in Lüleburgaz anzukommen. Laut Karte geht es recht eben und hoffendlich gut voran.

11.05.2014 Edirne - Lüleburgaz

Letzte Nacht wurde in Edirne gefeiert. In der Ferne hörte ich zwei Mal das gedonnere eines Feuerwerks. Nebenan, in einem sehr großen Saal, wurde eine Hochzeit bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Sonst war alles ruhig. Erst ein kräftiges Frühstück und dann los. Es war heute morgen bewölkt und um 8.30 Uhr schon mit 11c recht warm. Der Wetterdienst sagte für heute bis 36 c und leichten Rückenwind voraus. Um 10.30 Uhr zog ich die kurze Hose an. Etwa 80 KM sollten es heute werden. Auf Steigungen hatte ich mich nicht eingestellt, die sollten ja erste Morgen kommen. Das ewige Rauf und Runter brachten mich ganz schön zum Schwitzen. Ab 12.00 Uhr habe ich die Steigungen alle hoch geschoben. D 100 war heute meine Straße. Auf den beiden Seiten mit jeweils mit zwei Spuren und einem 1.50 Meter breiten Randstreifen.
Hier kam ich flott voran. Am heutigen Sonntag herrschte kaum Verkehr. LKW's konnte ich an beiden Händen zählen. Die Tankstellen am Weg hatten gut zu tun. Sonntags ist hier Autowaschtag und Treffpunkt an der Tanke. Bei einem Tee und einem Brettspiel wartete "Mann" bis das Auto gewaschen war. Ich glaube für ein kleines Entgelt würde mein Rad jetzt auch in der Sonne strahlen. Die Dörfer am Wegesrand waren, bis auf ein Dorf, in einem guten Zustand und sauber. Aufgefallen sind mir die vielen Bauruinen. Nur halbfertig, es fehlen entweder die Fenster und Türen oder der Bau wurde mitten drin eingestellt, schade. Schon lange hatte ich keinen Schreckmoment mehr. Heute löste sich auf der Gegenfahrbahn von einem Renault die blaue Frontklappe. Nur noch am Scharnier der Beifahrerseite festgehalten schlug die Klappe auf die Scheibe und das Autodach. Da das Sichtfeld des Fahrers jedoch nicht eingeschränkt war konnte er das Auto kontrolliert auf dem Seitenstreifen zum stehen bringen. Ja als Radler kannste was erleben. In Lüleburgaz kam ich verschwitzt und durstig an. Ein komfortables und günstiges Hotel war schnell gefunden. Es gibt hier genug Auswahl an ansprechenden Hotels. Viele liegen direkt in der Innen- Altstadt. Gerne belohne ich mich nach der Ankunft mit einem "Terrassenbier". Das ist hier in der Türkei nicht so ohne weiteres möglich. Alkohol gibt es nur in schwer zu findenden Kneipen oder gar nicht im Restaurant. In meinem Hotel heute ist absolutes Alkoholverbot im Hotel und auch im Zimmer. Andere Länder andere Sitten. Ich respektiere das natürlich, nicht jedoch ohne Hintergedanken. Will ich doch mit dem zuständigen für das Wetter, einem Herrn Allah, noch verhandeln das es bei euch Zuhause auch mal warm wird. Keine 220 KM trennen mich mehr von meinem großen Ziel, der Bosporusbrücke und deren Überquerung. das bedeutet aber auch noch einmal eine letzte Steigung zum Brückenscheitel von 96 HM. Ich zweifle nicht mehr daran das ich es schaffe.
Allem Müttern Zuhause wünsche ich heute den Dank und die Belohnung für 24 Stunden Einsatz an 365 Tagen im Jahr und das in manchem Fall ein Leben lang für die uns unter Schmerzen geschenkten Kinder. Danke!!!

12.05.2014 Lüleburgaz - Silivri

Ich selbst habe es nicht gemerkt. Ein freundlicher und an meinem Rad interessierter junger Mann hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ein Zahn fehlte mir. Da habe ich mich irgendwo zu sehr reingebissen. Blitze blank waren alle gewesen. In der Sonne haben sie gestrahlt. Und jetzt so was. Auf den letzten 100 Kilometern. Schön sieht es ja nicht aus. Es beeinträchtigt den Rest der Strecke auch nicht sehr. An meinem großen Vorderen Ritzel habe ich einen Zahn verloren. Es ist wahrscheinlich passiert als ich mich, schon traumatisiert von der Sonne und den Bergen, verschaltet habe. Gut, das es nicht einer der meinen war! Mit 85 KM habe ich heute kalkuliert.
Gute 100 KM sind es dann doch noch geworden. Die Hotelsuche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Ich bin doch glatt an dem einzigen, in der Nähe des Hafens, vorbeigefahren. Unterkünfte finde ich oft an den Ein- und Ausfahrtsstraßen der Städte oder Dörfer. Heute war es nicht so. Ich schob fast 90 Minuten immer Bergauf durch die Stadt. Antworten auf die Frage nach einem Hotel oder einer Pension bekam ich nur auf Türkisch. Zu guter letzt hatte ich nur noch zwei Möglichkeiten. Weiter ins ungewisse in Richtung Istanbul oder den Berg wieder runter und nochmals viele andere fragen. Ich kehrte um und rollte langsam den ganzen Berg hinunter. Ungefähr 300 Meter vor dem Hotel fragte ich, schon genervt und mit hochroten Gesicht drei junge Menschen nach einer Unterkunft. Einer sagte doch glatt. Geradeaus noch eine Minute, dort ist das Parkhotel. Klasse. Da bin ich schon vorbeigefahren beim reinkommen. Habe es nicht gesehen. Was soll's. Jetzt muss nur noch ein Zimmer frei sein! Sie hatten noch Zimmer und auch mein Rad wurde vom Concierge geparkt und gut verschlossen.
Gestern hatte ich auch eine Radlertruppe an einer Tankstelle getroffen. Das Gespräch war sehr interessant. Die Jungen wollten alles über die Reise wissen und interessierten sich am meisten für mein schweres Schloss. Der Leader machte unter Applaus eine Runde um die Tanksäule. Er wollte das Rad mal so locker anheben. Denkste. Bei dem Gewicht von fast 45 KG ging er in die Knie.
Ein anderer Mitarbeiter einer Tankstelle zeigt mir stolz seine Hundeabwehrmaßnahme. Beachtet das Teil an seiner Gabel. Siehe Foto auf meinem Blog.
Heute morgen kam ich gut aus der Stadt hinaus. Die auf's und ab's machten mir schon keinen Kummer mehr. Fest im Kopf "Nur noch 200KM". Am morgen lagen links und rechts neben mir große Getreidefelder. Zwischendurch mal ein kleiner Bauernhof.
So etwa ab der Mitte meines Weges tauchten dann die großen Fabriken auf. "Textil" war auf vielen Schildern zu lesen. Von hier kommen also die Stoffe und die Klamotten die wir Zuhause für teures Geld einkaufen. Auffallend war das dort überall Busse standen. Keine Reisebusse, vielmehr die Busse mit denen die Mitarbeiter/innen zu Arbeit und nach Hause gebracht werden. Nebenan war auch die ein oder andere Chemische Fabrik angesiedelt. So langsam bekam ich beim darüber nachdenken ein Jucken auf der Haut.....

Die endlos sich dahinziehende Straße D 100 hasste ich so ab Mittag. Kein Schatten und der Seitenstreifen war zum Teil mit Glasscheiben übersät oder derart verschmutzt das ich immer öfter auf die Fahrbahn ausweichen musste. Alle 10 KM machte ich eine Pause im Schatten einer Tankstelle. Als ich heute zum ersten Mal rechts von mir das Mittelmeer sah, versuchte ich eine Ufer nahe Straße zu finden. Das ging 5 KM auf einer Löcherpiste gut. Dann war ich wieder auf der Bundesstraße. Mir Genußradeln hat es ab jetzt nichts mehr zu tun. Nur noch Strecke machen und die Bosporusbrücke erreichen.
Beim Abendessen lernte ich einen freundlichen Türken kennen der sich gut und gerne mit mir unterhielt. So war die Essensbestellung heute kein Problem und ich wurde auch satt. Ich erzählte ihm von meinem Ziel und er fragte doch gleich die beiden Polizisten am Nebentisch ob das den auch erlaubt ist da drüber mit dem Rad zu fahren. Ich hoffe mal die beiden behalten das für sich.
Er gab mir noch den Tip in der Nacht zu fahren. Das Panorama ist dann so schön beleuchtet. Will ich das? Morgen wisst ihr und auch ich mehr. Der Countdown läuft.

13.05.201 Silivri - Istanbul Bosporusbrücke die Überquerung

Nach einer guten Nacht und einem ebenso gutem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein auf der Dachterrasse im 8. Stock des "Parkhotel's" ging es nach nur 45 Minuten später bei leichtem Nieselregen weiter.
Wie schon Luis Trenker sagte "Der Berg ruft". Bis zur vielbefahrenen Straße bin ich gerollt. Danach glatte zwei Kilometer hochgeschoben. War ja aus den Erfahrungen von gestern klar. Oben angekommen sah ich nur ca. 250 Meter von meinem gestrigen Wendepunkt vier Hotels.
Gut das der Herr Allah meine Gedanken nicht lesen kann. Weitere sechs Kilometer bin ich auf einer Schotterpiste, sie war hier der Seitenstreifen, weitergefahren. Später war der Seitenstreifen nur noch so breit wie der weiße Strich der Fahrbahnbegrenzung. Nach 10 KM, als mich ein vorbei rasender LKW durch den Fahrtwind verdammt nah an sich ranzog und ich schlingerte war klar das jetzt nach einer Ausweichstecke gesucht wird.
Hätte ich mal 10€ in eine Straßenkarte investiert. Das Mittelmeer war immer rechts von mir und Google zeigte mir gestern noch eine Straße. Die zu finden, war am Anfang nicht leicht. Durch drei Dörfer bin ich gerollt und habe sie nicht gefunden. Mehrmals musste ich wieder zurück. So ein Mist. Endlich gefunden. Bisher bin ich 15 KM Umweg gefahren. Ich radelte, wie schon die letzten Tage, rauf und runter. Die Sonne kam gegen Mittag mit ihrer vollen Kraft. In einem sehr schönen und sauberen Vorort von Istanbul machte ich eine Kaffeepause. Der Wirt sprach Deutsch und wir redeten lange über alles auf der Welt und meine Tour. Nach 15 Minuten kam auch noch ein türkischer Kaffee und das obligatorische Erinnerungsfoto. Bezahlen brauchte ich nichts. Er erklärte mir noch die nächsten Kilometer und warnte mich vor zwei Bergen die es in sich haben. Alles was er sagte stimmte.
Nach drei Kilometern eine Steigung. So etwas hatte ich auf den viele Tausend Kilometern keine drei Mal. Pitschenassgeschwitzt kam ich oben an. Erst mal einen Internetzugang finden und den Standort ermitteln. Boahh 2 KM vom Weg abgekommen. Meine Straße ging unten lang. Bei Burger King machte ich eine kleine Mittagspause. Danach ging es auf die gehasste D 100 zurück. Diesen Engpass, so war mir klar und auch von Mehmed, dem Wirt, vorhergesagt musste ich nehmen. Vor mir zwei Radler. Einer mit Reisegepäck, der andere mit einem Rennrad. Sofort trafen wir uns auf dem Seitenstreifen und besprachen unsere weitere Tour. Der Rennradfahrer war Sekhan und der Guide von Chris. Chris ist in Kalifornien geboren und lebt jetzt in Holland. Und ich habe die passenden Klamotten für Ihn an. Er fährt wie ein Henker auf seinem klapprigen Rad. Die Steigungen hoch geht er aus dem Sattel und tritt in die Pedale wie vom Teufel verfolgt. Das Tempo schaffte ich auch, aber nur, weil es mal bergab ging, 8 KM lang. Dann trennten sich unsere Wege, nicht ohne ein Foto. Die beiden und den gefährlichen Weg auf der Autobahn habe ich auch auf Video. Tolle Szenen sind dabei. Sicherlich kein Imagefilm über das Radfahrer in Istanbul. Ich musste am Flughafen rechts abbiegen. Die beiden rasten links weiter. Jetzt wurde die Fahrt angenehm, wenn die Sonne nicht so geknallt hätte. Der Kennedy Cd. war schnell gefunden. Neben Ihm war die Promenade. Mehmed sagte ich sollte auf ihr fahren. Ein guter Mann. Ich rollte immer gerade aus am Wasser lang. Bei zwei Türkischen Radlern machte ich wieder Pause. Meinen Tee und das Wasser brauchte ich wieder nicht zu bezahlen. Der eine wollte mit meinem Rad fahren. Klar doch gerne. Die 45 KG hätten ihn fast umgehauen. Rennradfahrer eben! Auch die beiden schüttelten den Kopf als ich die Brücke ansprach.
Laut "Robert" rufend kam der Chris vorbeigerast. An das Anhalten denkt der Raser nicht. Was ist der für einen Umweg gefahren um hier her zu kommen. Minimal einmal im Norden am Airport vorbei und dann wieder in Richtung Süden. Verrückt. Bei dieser Hitze und dem Verkehr. Die Bosporusbrücke ist zum Greifen nah und doch noch mindestens 20 KM entfernt. Da, da vorne ist sie. Für mich ein aufregender Moment. Das erste Foto, es wird nicht das letzte bleiben. Schaffe ich die Überquerung der Meerenge über Sie? Alles ist jetzt noch offen. An den vielen Fähranlegern vorbei und jetzt wieder die meiste Zeit auf der Straße ging es weiter. Die erste Brücke könnte ich gut mit den vielen Touristen und einheimische Überqueren. Jetzt noch so gute fünf Kilometer dann kommt der letzte Berg vor der Brücke. Abzweigung gefunden und mal wieder Schweißtreibend hoch schieben.

Mittlerweile fast 90 KM geradelt. Nur noch fünf Kilometer und die 5000 Kilometer sind voll. Den Stau auf der Brücke könnte ich schon von weitem sehen. Das war gut so. Meine Strategie ging auf. Nochmals einen Hügel runter und dann auf den Zubringer zur Brücke. Verbotsschilder gab es für vieles am Anfang zu sehen. Aber nicht für fröhliche Radler mit einem Schuß Galgenhumor. In der Mitte der Fahrbahnen standen Uhren- und Bananenverkäufer die meinten mich zurück rufen zu können. Da sie keine Uniform anhatten und ich sie nicht verstanden habe radlete ich rechts am Stau auf dem breiten Seitenstreifen vorbei. Jetzt kommt die erste kritische Kontrollstelle. In der Fahrbahnmitte steht immer ein Polizeiwagen. Ich sehe ihn schon 200 Meter vorher. Liebe Beamte ich muß jetzt nach rechts schauen, denn von hier mündet eine neue Spur ein. Solltet Ihr was rufen kann ich es bei dem Lärm nicht hören und hinsehen werde ich zu euch nicht. Never! Never! Never! Alles geht gut. Verfolgen können sie mich nicht. Der Verkehr steht ja. Kein durchkommen der Polizei an dieser Stelle. Mein ausgeguckter Seitenstreifen ist vor mir. Das Adrenalin steigt an. Ich kann nicht mehr denken. Die Brücke ist in der Mitte 69 Meter hoch. Der schmale Weg ca 2 Meter breit. Mit Gegenverkehr brauche ich nicht zu rechnen. Also immer schön links fahren. In der Mitte halte ich an. Die Brücke wippt und wippt und wippt.
Auf meinem vollgefederten Rad habe ich es beim fahren nicht gemerkt. Jetzt zittern meine Knie. Ganz langsam und tief www.freidurchatmen.de. Ruhig bleiben. Die Fotos schießen, die Kamera mal kreisen lassen und langsam weiter. Ich will diesen Moment so lange wie nur möglich auf mich wirken lassen. Jetzt geht es bergab. Ich bremse dabei. Diesen Moment will ich lange wirken lassen. Am anderen Ende wartet die letzte Herausforderung. Wird mich der Wächter anhalten, verwarnen oder gar bestrafen. Da kommt der in Blau gekleidete Herr schon auf mich zu. Seine Handbewegung signalisiert Anhalten. Er spricht nur Türkisch ich nicht. Lächelnd sagt er "GO". GESCHAFFT!!! Ich bin in Asien.

Erleichtert radle ich weiter und mache noch ein paar Bilder und eine Panoramaaufnahne mit der Camera. Die letzte Steckenentscheidung für heute. Bergauf in Richtung Süden oder Bergab in Richtung Norden. Was glaubt ihr? Bergauf für heute und diese Tour das letzte mal. Nach weiteren sechs Kilometern schieße ich vor dem Kutter "Taschkent", sichtlich erleichtert und überglücklich, für heute das letzte Foto von mir und der Bosporusbrücke.

Eine Herberge ist im Asiatischen Teil von Istanbul auch bald gefunden.
Danke bis hierher für euer Geduldiges Lesen und dabeisein.

Die wirklich interessierten Leser finden die GPS Tracks und viele Bilder auf meinem Blog: www.freidurchatmen.de.