Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika

von: Tom72

Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika - 22.10.15 20:54

31. Tag (12.07.2015), Bahnfahrt von Corte nach Vizzavona und Wanderung auf die Punta di l’Oriente

Heute dient das Fahrrad nur für die Fahrt zum Bahnhof von Corte; es steht eine Fahrt mit der korsischen Eisenbahn nach Vizzavona und eine Wanderung auf die Punta di l’Oriente mit einer Höhe von 2112 m auf dem Programm.

Der Plan für den heutigen Tag verbindet eine Fahrt mit der korsischen Schmalspurbahn auf dem landschaftlich spektakulärsten und höchstgelegenen Teil des Streckennetzes mit einer Wanderung von Vizzavona aus auf einen gut 2000 Meter hohen Gipfel mit anschließender Bahnrückfahrt nach Corte. Da die korsische Bahn keine Fahrräder mitnimmt, nutze ich sie eben für diesen fahrradlosen Abstecher von Corte aus.

Der Zug von Bastia Richtung Ajaccio fährt in den Bahnhof von Corte ein.



Das bescheidene Streckennetz der korsischen Schmalspurbahn besteht aus einem „Y“ mit Endpunkten in Bastia, Calvi und Ajaccio. Der Knotenpunkt liegt nördlich von Corte in Ponte Leccia. Vor einigen Jahren sind moderne, komfortable Dieseltriebzüge beschafft worden. Der Zug ist gut ausgelastet, die Bahn wird insbesondere von zahlreichen Wanderern genutzt.

Die aufwändig trassierte Strecke gewinnt über zahlreiche Viadukte und durch zahlreiche Tunnels und enge Kehren mit fantastischen Ausblicken auf die grandiose Hochgebirgslandschaft langsam an Höhe.

Über den Fluss Vecchio führt die Bahn auf einem imposanten, von Gustave Eiffel konstruierten eisernen Viadukt, den ich naturgemäß vom Zug aus nicht fotografieren kann, der aber auf der entsprechenden Wikipedia-Seite zu sehen ist. Parallel des Eisenbahnviadukts verläuft die moderne Straßenbrücke der Inseltransversale Bastia-Ajaccio.



In der Bildmitte, mehrere Hundert Meter weiter unten, sieht man einen Teil der Strecke und eine Tunnelmündung, durch die der Zug nur wenige Minuten zuvor gefahren ist.



Weiter bieten sich vom Zugfenster aus fantastische Ausblicke auf die Landschaft im Zentrum Korsikas.



In Vizzavona steige ich aus, wie auch die meisten anderen Fahrgäste, die, wie auch ich, offenbar alle zum Wandern unterwegs sind. Nicht nur der anspruchsvollste Fernwanderweg der Insel, der GR 20, führt hier vorbei, sondern mehrere andere beliebte Wanderwege haben hier ihren Ausgangspunkt.



Der Bahnhof von Vizzavona ist mit ca. 900 m der höchste Punkt der Bahnlinie; direkt hinter dem Bahnhof beginnt der Scheiteltunnel, nach dessen Durchquerung die Strecke abwärts nach Ajaccio an der Westküste führt.



Im Bahnhof von Vizzavona findet auch die Zugkreuzung mit dem Gegenzug statt.



Es ist nun schon später Vormittag, und der letzte Zug zurück nach Corte fährt noch vor 17 Uhr, so dass der Zeitplan für die im Wanderführer mit fünfeinhalb Stunden angegebene Tour recht knapp bemessen ist.

Die Wanderung aus meinem Wanderführer auf die Punta di l’Oriente beginnt ein ganzes Stück oberhalb von Vizzavona, am 1163 m hoch gelegenen Col de Vizzavona, dem höchsten Punkt der Ajaccio an der Westküste mit Bastia an der Ostküste verbindenden Hauptstraße, zu dem ich erst einmal hinaufsteigen muss. Vom Pass geht es sofort steil aufwärts, ich habe ja auch ca. 1000 Höhenmeter vor mir. Zunächst führt der Weg durch ein Waldgebiet. Dann, oberhalb der Baumgrenze, bieten sich herrliche Ausblicke in die Bergwelt und auf die vom Col de Vizzavona abwärts Richtung Westküste führende Straße. Gemessen an der Vielzahl der in Vizzavona ausgestiegenen Wanderer sind auf diesem Weg verhältnismäßig wenig Menschen unterwegs.











Der Weg ist zwar durch Steinmännchen (Steinhaufen als Wegweiser) und farbige Markierungen an den Felsen gekennzeichnet, ich muss aber irgendwann falsch abgebogen sein, und die grobe Übersichtsskizze in meinem Wanderführer ist auch nur bedingt hilfreich. Hätte ich mir mal doch eine detaillierte Wanderkarte besorgt… Jedenfalls endet der Weg an einem hochgelegenen Punkt, von dem aus man einen herrlichen Blick hat, Richtung Osten kann man bis zur Küstenebene (Plaine orientale) schauen.

Ich weiß zwar nicht, wo ich hier bin, aber es ist definitiv nicht der angestrebte Gipfel der Punta di l’Oriente. Da ich aber in Vizzavona den letzten Zug zurück nach Corte erreichen muss, definiere ich diese Stelle als Endpunkt der Wanderung; ich vermute, dass ich auch hier eine Höhe von ca. 2000 m erreicht habe und bin trotzdem sehr zufrieden.

Auch auf dem Abstieg genieße ich herrliche Ausblicke in die Hochgebirgslandschaft.



Ich bin rechtzeitig wieder am Bahnhof von Vizzavona und habe vor der Abfahrt meines Zuges sogar noch Zeit für einen Kaffee in der Bahnhofsgaststätte. Im Zug bekomme ich einen Platz, von dem aus ich durch das Fenster des rückwärtigen Führerstandes auf die Strecke schauen kann.



Hier noch einmal die Fahrt über den von Gustave Eiffel konstruierten höchsten Eisenbahnviadukt der Insel:



Und weitere interessante Ausblicke auf die Bahnstrecke:







Zurück in Corte, lasse ich den Tag in der Altstadt im selben Restaurant wie gestern Abend bei einem weiteren leckeren korsischen Menü ausklingen.

Fortsetzung folgt…