Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad

von: bikekiller39

Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad - 02.03.16 17:07

In Antwort auf: bicicleta
gute Besserung!


Danke Dir...

In Antwort auf: bicicleta
Bitte mehr schmunzel


...gerne doch zwinker


Tag 1, 16.02.2012, Havanna - Cayajabos

Fahrzeit gesamt: 6 Stunden
Distanz: 98,5 Kilometer
Stundenschnitt: 16,5 Kilometer
Höhenmeter: 395


Relativ schnell war ich eingeschlafen. Es war bereits hell in meinem Zimmer, als ich an diesem Morgen aufwachte. Es war kurz vor halb acht Ortszeit Havanna. Nach einer kurzen Dusche packte ich meine Sachen in die Gepäcktaschen und begab mich dann in den Speiseraum, wo der Tisch bereits für mehrere Personen gedeckt war. Eine „Küchencrew“, bestehend aus drei jungen Frauen, mit einheitlich grünen T-Shirts bekleidet, bereitete Frühstück und Mittagessen vor.
Der Tisch war reichhaltig gedeckt mit Allem, was das Herz begehrte: Brötchen, Brot, Wurst, Käse, verschiedene Brotaufstriche, mehrere Sorten frisches Obst und Gemüse sowie Kaffee und Tee. Ich konnte auch noch wählen zwischen Spiegel- oder Rührei. Ich aß eine große Portion Rührei, mehrere Brötchen und insbesondere von dem frischen Obst.

Ich war fast fertig mit frühstücken, als ein junges Pärchen aus Nordrhein-Westfalen sich mit an den Tisch setzte. Helge und Nicole hatten auf ihrem Weg auf die Bahamas für einige Tage einen Zwischenstopp auf Kuba eingelegt. Sie erzählten von ihren bisherigen Erlebnissen auf der Insel und ihren weiteren Planungen. Ich verlor fast die Zeit aus den Augen.

Kurz vor halb zehn holte ich dann meine Gepäcktaschen und das Fahrrad aus meinem Zimmer.
Den Fahrradkarton konnte ich auf den Boden des Hauses stellen, um ihn dort vor dem Rückflug nach Deutschland wieder abzuholen. Ich hatte mit der verantwortlichen Angestellten aus der Casa ausgemacht, zum Abschluss meiner Reise noch zwei oder drei Tage in der Casa zu übernachten, um mir noch in Ruhe Havanna anzuschauen. Die Übernachtung incl. Frühstück kosteten 26,5 CUC.

Um 09:45 Uhr startete ich an der Casa. Auf den Straßen Havannas herrschte zu diesem Zeitpunkt schon geschäftiges Treiben. Nach gut 15 Minuten erreichte ich ihn, den ich bislang nur aus der Werbung kannte – Havannas prominenten Damm, den 8 Kilometer langen Malecon, einer heute sechsspurigen Schnellstraße.
Angesichts der Tageszeit und der aufsteigenden Sonne fehlten allerdings die auf der Mauer sitzenden Liebespaare und Musiker, die man hier eher zum Sonnenuntergang antraf. Ein paar Angler versuchten ihr Glück beim Fischen.
Ich folgte dem Malecon in südwestlicher Richtung und bewegte mich so weg vom Zentrum Havannas. Die ersten Kilometer hat man rechter Hand das Meer, die sogenannte „Floridastraße“. Dieses ist eine zwischen 100 und 200 Kilometer breite Meeresstraße zwischen dem US-Bundesstaat Florida einerseits und Kuba im Süden beziehungsweise den Bahamas im Südosten andererseits. Sie verbindet den Golf von Mexiko mit dem Atlantischen Ozean.

Linker Hand hat man eine bunte Mischung architektonisch interessanter Gebäude, die jedoch unmittelbar der Salzluft ausgesetzt und deshalb teilweise schon recht baufällig sind / erscheinen. Einige Gebäude waren zum Zeitpunkt meiner Reise jedoch eingerüstet und wurden aufwändig saniert.

Ich durchfuhr mehrere Vororte mit teils breiten Alleen und Lorbeerbäumen sowie teils luxuriösen Villen. Der Verkehr ist hier nicht mehr so dicht wie noch auf dem Malecon im Bereich des Zentrums von Havanna. So wird der Verkehr auch nicht durch ein mitten auf einer Kreuzung aufgebocktes Auto beeinträchtigt, welches dort gerade repariert wurde! Wegen eines seeehr bösen Blickes der Begleiterin des Mechanikers, der unter dem Auto lag, als ich in unmittelbarer Nähe des Ortes des Geschehens anhielt und kurz Pause machte, dachte ich nur kurz daran, ein Foto zu machen.

Nachdem ich mehrere kleine Flüsse überquert hatte, führte mich mein weiterer Weg schließlich über die Carretera Panamericana, mein eigentliches Tagesziel war das Öko-Dorf „Las Terrazas“.
Die Sonne stand zwischenzeitlich senkrecht am Himmel, das Thermometer zeigte zeitweise 35 Grad Celsius. Ich erreichte Playa Baracoa, einen netten Ort, direkt am Meer gelegen, wohin ich auch einen kleinen Abstecher machte.


Playa Baracoa


Kubaner in Playa Baracoa beim Hausbau

Etwas mehr als eine halbe Stunde später eröffnete sich dieser Blick aufs Meer.


Meerblick

Kurz vor Erreichen der Hafen- und Industriestadt „Mariel“ lag direkt an der Straße das „Cafe Bambu“, wo ich jetzt endlich Pause machte. 5 CUC kostete ein Essen incl. Getränk. Das Cafe verfügte auch über eine sehr saubere Toilettenanlage.




Es war zwischenzeitlich später Nachmittag. Anhand des mir vorliegenden Kartenmaterials, ich nutze zur Orientierung die Nelles Map Kuba, 1 : 775.000, konnte ich schlecht einschätzen, wieviele Kilometer ich noch vor mir hatte bis zum geplanten Tagesziel.
Von einem kleinen Hügel fährt man hinunter nach Mariel, einer für Kuba wichtigen Hafen- und Industriestadt. Der Blick geht auf einen riesigen Industriekomplex, der größten Zementfabrik Kubas, an der man vorbeifährt. Bis zum eigentlichen Ortszentrum fährt man noch mehrere Kilometer.
Mariel verfügt über einen großen Hafen. Dem Reiseführer hatte ich entnommen, dass im Jahr 1980 von hier mehr als 100.000 Kubaner, unterstützt von im Exil lebenden Kubanern in Miami und Key West, in die USA geflohen waren. Hintergrund waren politische Spannungen zwischen beiden Ländern und eine sich in Kuba verschärfende Wirtschaftslage.
Mit meiner eigentlichen Vorstellung von Kuba hatte diese Stadt nichts gemein, mich hielt hier auch nichts.

Hinter Muriel bog ich Rtg. Bahia Honda ab, verfuhr mich dann aber irgendwie, weil auch die Beschilderung, wie ich sie aus Deutschland kannte und irgendwie auch so erhoffte, eben nicht so war. Schließlich landete ich auf der Autopista 4 und fuhr diese in Richtung Pinar del Rio, wo ich aber erst zu einem viel späteren Zeitpunkt sein wollte.
Es dämmerte fast schon und ich hatte noch kein Quartier. Ich hatte einfach die Entfernung zu meinem Tagesziel unterschätzt! Vielleicht war das ein Mangel bei den Reisevorbereitungen und meiner Unerfahrenheit bei den Planungen geschuldet. Im Nachhinein betrachtet wäre es klüger und letztlich entspannter gewesen, noch vor Mariel, beispielsweise in La Boca, direkt am Meer gelegen, zu übernachten. Ich habe keine Ahnung, ob es dort eine Casa Particular gibt und im Nachhinein ist man immer schlauer...

Kilometer um Kilometer riss ich auf der Autopista ab, bis die Sonne unterging. Autoverkehr war, wenn überhaupt, nur in Richtung Havanna unterwegs. Immer wieder hielt ich Ausschau nach geeigneten Plätzen im Freien, wo ich notfalls den Schlafsack ausbreiten und übernachten wollte. Ein Zelt führte ich nicht mit! Schließlich, es war schon fast dunkel, kam die Abfahrt nach Cayajabos. Es waren nur drei Kilometer bis in den Ort. Eine Casa Particular für ausländische Touristen gab es nicht! Ich landete in einer Sackgasse auf einem großen Hof. Aus einer Stallung kam ein Mann, der, zunächst auf spanisch und dann in gebrochenem Englisch, mit Recht fragte, was ich dort wolle. Nachdem ich es ihm erklärt hatte, beschrieb er mir den Weg zu einer Unterkunft, die ich auch fand. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass dort eigentlich nur Einheimische beherbergt werden durften. Auf mein Klingeln an der Haustür wurde mir geöffnet. Es war schon dunkel! Ich bettelte förmlich darum, dort übernachten zu können. Schließlich erklärte sich ein junger Mann bereit, mir Unterkunft zu gewähren. Neben dem Haupthaus stand ein kleines Gebäude, in dem sich die Unterkunft, bestehend aus Aufenthalts- und Schlafraum sowie Bad befand.



Ich konnte noch vereinbaren, dass ich am nächsten Morgen Frühstück mit Rührei bekomme. Spätestens um 07:00 Uhr, so wurde mir gesagt, musste ich abgereist sein. Alles in Allem zahlte ich 30 CUC.

Ich war sehr froh, am ersten Reisetag eine feste Unterkunft gefunden zu haben. Jetzt wollte ich nur noch duschen, eine Kleinigkeit essen und dann ins Bett. Im Bad stand eine Wanne mit Duschvorhang. Wo bei uns ein Duschkopf an einer Stange an der Wand hing, hing hier ein kleiner, seltsamer, schwenkbarer Stahltopf. Nach näherem Hinsehen war dieser über ein Kabel mit einem Schalter und einer Steckdose verbunden. Eine Erklärung des Schalters war vorhanden, allerdings in spanischer Sprache. Damit konnte ich nichts anfangen, dieser Sprache bin ich nicht mächtig.


Duschkopf mit "Warmwasseranschluß"

Ich stellte mich in die Dusche, betätigte die Armatur und bemerkte nach kurzer Zeit heißen Dampf aus dem Topf. Kochend heiß kam das Wasser auf einmal heraus! Gott sei Dank stand ich weiter hinten in der Wanne, verbrühte mich nicht und konnte schließlich noch eine erfrischende, kalte Dusche nehmen!
Nach dem Schreck kramte ich noch etwas zu Essen aus meinen Packtaschen, nahm kühle Getränke aus dem Kühlschrank und sank dann kaputt ins Bett.

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