Re: Dubrovnik-Mostar-Ljubljana-Villach MIT BILDER

von: Mastermind

Re: Dubrovnik-Mostar-Ljubljana-Villach MIT BILDER - 15.10.17 15:46

Teil 2

14.07.2017: Mostar - Posusje

Aufgrund der im Tagesverlauf immer größer werdenden Hitze und der Tatsache das erstmal bergauf gehen sollte entschied ich mich früh aufzustehen. Gegen 6:30 Uhr saß ich auf dem gepackten Rad und genoss das kühle Lüftchen auf der Landstraße von Blagaj nach Mostar. Am Vorabend habe ich lange überlegt wie ich aus der Stadt rausfahren sollte. Die Landstraße M6.1 hat im Bereich von Mostar ein hohes Verkehrsaufkommen und so entschloss ich mich diese zu meiden. Ich schaute also auf Google Maps und folgte über Rodoc (Vorort von Mostar) einer kleinen, aber asphaltierten Nebenstraße aus Mostar raus. Hier mache ich wieder unangenehme Begegnungen mit Hunden. Zuerst rennt mir aus einem leerstehenden Fabrikgebäude ein Schäferhund hinterher und kurze Zeit später ein kleiner Kläffer aus einem Wohnhaus. Dieser wird fast von einem Auto überfahren weil er unvermittelt auf die Straße springt. Beiden Situationen entgehe ich durch davonfahren, ein unangenehmes Gefühl bleibt mir jedoch bis zum Ende der Reise erhalten. Zum Glück sollte es die letzte unangenehme Begegnung mit Hunden sein. Alle weiteren Straßenhunde trotten unaufgeregt an mir vorbei, einer bettelt bei mir um Wasser wo ich natürlich nicht nein sagen kann und höflich teile schmunzel

Blick von unten


Blick von oben auf Rodoc/Mostar


Etwa 20 km hinter Mostar treffe ich dann auf die M6.1 der Verkehr ist in Ordnung, der Anteil an Lastwagen jedoch noch ziemlich hoch.

In Siroki Brijeg fahre ich im Ort direkt am Fußballstadion vorbei. Wenige Tage später findet hier ein Qualifikationsspiel zur Europa League statt, wo es zu hässlichen Ausschreitungen kommen wird. Das Stadion liegt mitten im Ort, umgeben von Wohnhäusern und sieht sehr baufällig aus.



Bis Posusje geht es weiter auf der M6.1, der Verkehr wird immer weniger und hinter Kocerin geht es ca. 10 km am Stück nonstop bergauf. Die Steigung ist mit 5-6% nicht sehr stark und gut zu fahren. Die Höhendifferenz zwischen Posusje und Mostar beträgt ca. 600m, die Steigung geht aber auf deutlich über 800m, sodass ich bis Posusje noch eine schöne Abfahrt genießen darf. Das Wetter ist hier angenehmer, immer noch sommerlich warm mit ca. 30 Grad, aber nicht ansatzweise so stickig wie in Mostar.

Bei der geplanten Übernachtung erlebe ich eine böse Überraschung. Am Vortag habe ich via Facebook im "Motel Penava" ein Zimmer angefragt und bestätigt bekommen. Vor Ort ist das Motel geschlossen. Da es erst 15 Uhr ist warte ich eine Stunde und rufe dann an. Die Dame am Telefon versteht mich kaum und sagt nur "closed". So stehe ich erstmal ohne Unterkunft da und fahre weiter ins Zentrum. Ein weiteres Hotel ist ebenfalls geschlossen. Ich entdecke ein kleines Motel etwas abseits gelegen. Es sieht ebenfalls nicht so aus als ob es geöffnet ist. Ich überlege schon wo ich mein Zelt aufschlagen könnte als der Besitzer erscheint. Er ist freundlich und kann mir für 22€ ein klimatisiertes Zimmer anbieten.

gefahrene km: 67
Unterkunft: Motel Viktorija 22€


15.07.2017: Posusje - Livno

Der Weg führt mich aus Posusje wieder erstmal bergauf. Den ganzen Tag folge ich der M6.1.



Das Wetter ist weiterhin gut, aber auf der Höhe (mittlerweile bin ich auf 900 - 1000 m) habe ich heute erstmals Gegenwind, der auch in der Ebene das fahren nicht leicht macht. Man kommt durch viele kleine Dörfer, die alle belebt wirken. In Tomislavgrad mache ich im Supermarkt entkräftet Pause. Kurz hinter Tomislavgrad folgt eine schöne Abfahrt zum "Busko jezero".





In Livno finde ich keine Unterkunft, sodass ich ca. 5 km aus der Stadt rausfahre und abseits der Straße und Wohnhäusernmein Zelt aufstelle. Hier habe ich eine ruhige und entspannte Nacht.

gefahrene km: 70
Unterkunft: Wildcamping bei Livno


16.07.2017: Livno - Drvar

Heute sollte die "Königsetappe" folgen. Erst im ca. 100 km entfernten Drvar soll es wieder ein Hotel geben, also sitze ich bereits um Uhr auf dem Rad und fahre gedankenverloren die M6.1 entlang. Vor einem Haus in einem der kleinen Dörfer sehe ich drei ältere Herren vor dem Haus sitzen. Ich fahre vorbei und winke freundlich. Plötzlich ruft einer "Hallo, eine Schnaps" und hebt eine PET Flasche hoch. Verduzt bleibe ich stehen. Die Herren heben mir ein Schnapsglas mit selbst gebranntem Traubenschnaps hin. Auf die Frage woher sie wüssten das ich deutsch sei lachen Sie und sagen nur das würde man sehen. Mit schlechtem Deutsch unterhalten wir und Sie erzählen mir das alle drei 30 Jahre in Berlin auf dem Bau gearbeitet haben und jetzt in der Rente wieder in Ihrer Heimat leben. Auch sie finden nur lobende Wort über Deutschland. Nach dem fünften Schnaps verabschiede ich mich schweren Herzens, da noch eine weite Strecke vor mir liegt. Etwas angeheitert geht es weiter, nach wenigen Kilometern spüre ich den Alkohol nicht mehr schmunzel Ich folge der M6.1 bis Bosansko Grahovo und dann der M14.2 bis Drvar.

Wie erwartet wird es nun einsam und man fährt durch viele zerstörte Dörfer





Vor Drvar folgt eine 10 km lange Abfahrt, die beeindruckend schön war.





Müde erreiche ich gegen 19 Uhr das Hotel in Drvar. Es wirkt alles überdimensioniert und in die Jahre gekommen. Das Restaurant hat über 100 Plätze und das Hotel über 60 Zimmer. Die Anzahl der Gäste ist leider nur ein Bruchteil davon und die Zimmer auch höchst renovierungsbedürftig.

gefahrene km: 110
Unterkunft: Hotel Drvar, 30€


17.07.2017 Drvar - Bihac

So schön es gestern bergab ging geht es am morgen auch wieder hoch. Mein Plan ist nach Empfehlungen hier im Forum entlang der R408 über Kulen Vakuf im Tal der Una bis Bihac zu fahren. Eine Entscheidung die sich gelohnt hat! Die R408 ist quasi autofrei, es geht durch schöne Wälder und bei Martini Brod erreicht man den Fluss Una, der man immer in Sichtweite bis Kulen Vakuf folgen kann. Da macht auch die 3 km unasphaltierte Schotterstrecke bei Martini Brod nichts aus.





in Kulen Vakuf esse ich die billigste (und nicht die schlechteste!) Pizza meines Lebens für 2€ in einem schönen Restaurant mit Gartenterasse an der Una. Nachmittags erreiche ich Bihac und entscheide mich für den Campingplatz mit angeschlossenem Hotel. Auch dort speise ich in einem Restraunt mit Blick auf die Una




gefahrene km: 82
Unterkunft: Kamp Orljani, 10€


18.07.2017: Bihac - Korana

Auf Empfehlung von Bekannten wollte ich in Kroatien über die Plitvicer Seen fahren. Die Fahrt zur Grenze gestaltete ich anstrengender wie gedacht, es zog nochmal mächtig an.



Auch hinter der Grenze ging es auf der Landstraße 504 erstmal einige Kilometer hoch. Als ich auf die Nationalstraße 1 Richtung Plitvicer Seen abbog stieg das Verkehrsaufkommen unvermittelt an. Lkw´s sind zwar verboten, aber die Anzahl an Touristenbusse und Campingwagen war exorbitant. Der Eingang zu den Plitvicer Seen war voll mit Menschen. Es war zwar erst 13 Uhr, aber zum einen wollte ich mein Fahrrad nicht mit allem Gepäck stehen lassen und zum anderen war es mir zu voll. Also fuhr ich erstmal zum Campingplatz in Korana, der im Tal lag. Als ich endlich unten war, war ich sicher diesen Weg mit all diesem Verkehr sicher nicht wieder raufzufahren und hatte mich schon von meinem Vorhaben verabschiedet die Plitvicer Seen zu besuchen. An der Rezeption entdeckte ich dann ein Plakat mit der Werbung für einen Bus der täglich die Campinggäste kostenlos zum Haupteingang bringt. Also entschied ich mich für einen weiteren Ruhetag in Korana.

gefahrene km: 51
Unterkunft: Camping Korana, 12€


19.07.2017: Ruhetag Korana

Eines vorneweg: Trotz der vielen Besucher lohnt sich der Besuch. Es ist ein beeindruckendes Naturschauspiel und es gibt abseits der Hauptwege auch viele Strecken wo man sich nicht auf den Füssen rumtritt.







gefahrene km: 0
Unterkunft: Camping Korana, 12€


20.07.2017: Korana - Josidpol

In den vergangenen Tagen war es wieder sehr heiß und auch nachts ist es im Zelt immer noch sehr warm, sodass ich um 8 Uhr bereits auf dem Rad saß.

Landschaftlich war es weiterhin traumhaft.





Ich folgte der Nationalstraße 42 bis Josipdol. Der Unterschied zu Bosnien ist deutlich bemerkbar. Weniger Müll, neuere Autos, renovierte Häuser. Man könnte gefühlt auch in Deutschland unterwegs sein.

gefahrene km: 62
Unterkunft: ASGARD Guest house, 23€


21.07.2017: Josipdol - Crnomelj

Bereits gegen Mittag erreichte ich mit Slowenien das vierte Land meiner Reise. Der Grenzübergang Pribanjci war trotz dem Übergang zwischen zweier EU Länder besetzt und die Pässe wurden kontrolliert. Die Gegend war nicht besonders eindrücklich, aber für eine Fahrradreise trotzdem gut geeignet, da wenig Verkehr und die Straße in gutem Zustand.





Die Pension war super und mit angeschlossenem Restaurant. Dort genoss ein hervorragendes frisches Spanferkel.

gefahrene km: 60
Unterkunft: Gostilna Samarin, 35€


22.07.2017: Crnomelj - Grosulpje

Wie schon fast üblich ging es auf der Landstraße 218 erstmal bergauf. Eine Steigung von ca. 350 HHM mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Der spürbare Verkehr machte mir zusätzlich zu schaffen.







Wie gestern ging es dann über ruhige Landstraßen, Dörfer und kleine Städte durch Slowenien.

gefahrene km: 72
Unterkunft: Guest house Gorsic, 35€


23.07.2017: Grosulpje - Naklo

Bis Ljubljana waren es noch gut 25 km. Die Hauptstadt Sloweniens erreichte ich gegen 11 Uhr und erkundete die Innenstadt mit Rad. Eine tolle Stadt, deren Altstadt mich an andere osteuropäische Städte wie Krakau erinnerte.





gefahrene km: 58
Unterkunft: Hotel Marinsek, 45€


24.07.2017: Naklo - Villach

Der letzte Tag meiner Tour auf dem Rad sollte anbrechen. Ab Aßling kann man bis Podkoren einem Bahntrassenradweg folgen, der überwiegend flach und auf schöner Strecke entlang geht. Allerdings immer leicht bergan, sodass konstantes treten erforderlich ist.





Um Villach zu erreichen bleibt für Radler der Wurzenpass die beste Alternative, zumal der Anstieg von Podkoren deutlich einfacher zu fahren ist als von der anderen Seite. Hier tummeln sich jedoch etliche Motorradfahrer und Urlauber die eine Abkürzung suchen oder einen Stau umfahren wollen.







Die Straße ist nach dem Grenzübergang in bemitleidenswertem Zustand. Die Abfahrt kann man bei dieser Buckelpiste nicht genießen. Die Gegenrichtung mit abschnittsweise fast 20% Steigung ist sicherlich eine Tortur mit Gepäck.

gefahrene km: 89
Unterkunft: Camping Seehof, 13€


25. - 27.07.2017: Villach

Ich blieb noch drei Tage in Villach. Ich fuhr mit dem Rad an den Wörthersee und machte eine Wanderung am Gerlitzen.





Unterkunft: Camping Seehof, 13€/Nacht


28.07.2017: Heimreise

Die Rückfahrt erfolgte mit dem Zug nach Stuttgart. Dank Türstörung in Ulm zwar mit einer Stunde Verspätung. Am Ende zählt aber nur die gesunde Heimkehr. grins


Fazit

+ Ciro Trail (mit der schönste Radweg den ich bisher gefahren bin)
+ Leute auf dem Balkan (sehr freundlich und zuvorkommend)
+ Landschaft
+ Preise für Restaurants und Hotels man kann zwar Pech haben, in Summe war aber alles in Ordnung)

- Straßenhunde in Bosnien