mit dem Rad zum Atlantik (EuroVelo 6 – Teil 2)

von: oktopus

mit dem Rad zum Atlantik (EuroVelo 6 – Teil 2) - 23.09.18 10:48

(Vorsicht lang!)

IT'S A LONG LONG WAY – die zweite …


Der EuroVelo 6 - Europa's längster Radwanderweg – verläuft quer durch 10 Länder (Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien) vom Atlantischen Ozean bis zum Schwarzen Meer. Den östlichen Teil des EuroVelo 6 kenne ich bereits. Im Juli 2015 fuhr ich mit meiner Freundin von Budapest nach Pancevo, wo ich leider krankheitsbedingt abbrechen musste. Am 23. August 2016 startete ich in einem neuerlichen Anlauf von Wien zum Schwarzen Meer und erreichte am 18. September Tulcea (am 21. September das Schwarze Meer in Sulina). Reiseberichte zu beiden Touren sind hier im Forum zu finden.

Von Wien bis Donaueschingen bin ich bisher zweimal gefahren:
im September 2015 und im August 2017 ein zweites Mal. Ein Reisebericht zu meiner Tour 2015 ist ebenfalls hier im Forum zu finden.

Was mir jetzt noch fehlte, war der westliche Teil des EuroVelo 6. Natürlich ebenfalls von Wien aus :-) Der Vollständigkeit halber erzähle ich aber trotzdem über meine gesamte Reise ab Wien.

Über den Daumen gepeilt schätzte ich die Strecke auf um die 2.400 km – ähnlich der Strecke Wien-Constanta via Donaudelta. Zur Navigation verwendete ich einerseits die Neuauflage der Huber-Karten zum EuroVelo 6 (Atlantik-Basel bzw. Basel-Budapest) sowie mein Navi, auf dem Openstreetmap installiert ist. Die von mir erstellten Etappen übertrug ich aufs Navi. Die Ergänzung dazu waren die Radwegweiser. Ich stürzte mich wie gewohnt in die Recherchen und Planungen, las Erfahrungsberichte, stellte auch hier im Forum einige Fragen, stellte eine Quartierliste zusammen. Meine Checkliste überarbeitete ich noch einmal.

Ich nahm das TERN TOUR, mit dem ich bei meiner zweiten Fahrt nach Donaueschingen 2017 gefahren bin. 2 Wochen vor Abfahrt war alles fertig gepackt und bereit für eine kleine Probefahrt. Für eine derartig lange Tour braucht man schon einiges an Gepäck :-) Die Waage zeigte 52,6 kg für Fahrrad und Gepäck an! UFFF! Bei der Probefahrt musste ich feststellen, dass moderate Anstiege von bis zu 8 % mit einem Anstieg von bis zu 15 % ohne Gepäck vergleichbar sind. ABER: mein Trost war, dass das Rad von Tag zu Tag leichter werden wird :-)




Tag 1 – 15. August 2018 (Wien bis Spitz an der Donau):
52,6 Kilo setzten sich in Bewegung, um nach Westen zu rollen. Eine Dampfwalze war ein leichtes Fahrzeug gegen mein voll beladenes Fahrrad. Ich hatte nicht abgespeckt und dachte mir, ich schau mir das erst eine Weile an, wie es mir mit dem Gewicht geht.

Um 7 Uhr 50 fuhr ich los - runter zur Donau, das rechte Donauufer entlang Richtung raus aus der Stadt. Leichter Gegenwind (eh klar), kühle Temperaturen, zunehmend bewölkt, aber ohne Gefahr von Regen. Ich blieb am rechten Donauufer, fuhr vorbei am WKW Greifenstein,



weiter durch Tulln und machte Mittagspause beim Radltreff neben dem ehemaligen AKW Zwentendorf, das zu einer Photovoltaikanlage umgebaut wurde.

Beim WKW Altenwörth wechselte ich auf das linke Donauufer. Die Wachau ist einfach auf dieser Seite schöner, und durch Dürnstein zu fahren, ist immer wieder ein Erlebnis.





Spitz erreichte ich um 15 Uhr 30 und bezog mein vorgebuchtes Hotel. Handy war noch da (!!!), die Temperaturen waren angenehm, und ich hatte Hunger. Da das hoteleigene Restaurant geschlossen war, ging ich spazieren und suchte mir einen Heurigen im Ort.

Gesamtstrecke 98,52 km
angenehme Temperatur mit um die 25 °C (in der Früh 19 °C)
KEIN Wind
Summe aller Steigungen: 230 m


Tag 2 – 16. August 2018 (Spitz an der Donau bis Linz):
52,6 Kilo MINUS 280g rollten weiter nach Westen. Abspecken war immer noch eine Option, wenn ich bei Steigungen Probleme bekomme, aber einstweilen blieb ich bei meinem Gepäck, das täglich um 280g leichter wurde :-) Täglich kam ein Riegel weg, täglich kam ein Powergel Säckchen weg, und täglich verbrauchte ich eine Portion Pulver für ein isotonisches Getränk. Ich fuhr samt meinem Gepäck in der Ebene mit 18 bis 20 km/h, keuchte nicht, hatte einen Puls von um die 120. Und das war für eine Langstrecke OK für mich. Gestern kam mir eine Radfahrerin entgegen, die sicher noch schwerer beladen war als ich. Sie war knallrot im Gesicht, schnaufte, die Zunge hing ihr bis zum Boden, sie war schweißgebadet. Man sah ihr an, dass sie sich quälte (auf ebener Straße)! Da macht es keinen Sinn mehr. Aber das war nicht mein Bier bzw. meine Dampfwalze :-) So viel dazu.

Um Punkt 8 Uhr fuhr ich los bei herrlichen 18 °C und einstweilen größtenteils im Schatten die Donau entlang durch die Wachau. Bei Melk wechselte ich wieder die Seite. Aus meiner Sicht war ich danach links von der Donau :-) Es ist ja wirklich kompliziert, immer überlegen zu müssen, was rechts und was links ist.





Um diese Zeit herum vor 2 Jahren war ich bereits auf der Suche nach meinem Handy! Ich hütete es jetzt wie meinen Augapfel :-)

Bei der Radltankstelle in Hößgang machte ich Mittagspause. 10 km später - so ein Schmarren!!! - bemerkte ich, dass ich meine zweite Fahrradflasche, die ich immer mit meiner isotonischen Mischung anfüllte, dort vergessen hatte. Ich wollte sie noch mit Wasser anfüllen, da ich mein isotonisches Getränk schon ausgetrunken hatte. Na ja, was soll's. Sie war eh undicht. Ich hatte immer eine kleine Pfütze in der Lenkertasche. Der Rest des Tages war gesichert, da ich noch eine weitere volle Fahrradflasche am Rahmen hatte, und vielleicht finde ich unterwegs noch einen Shop, bei dem ich eine neue Flasche kaufen kann?

Wie der Zufall es so wollte, sah ich in Mitterkirchen einen Radltreff und fragte nach, ob sie vielleicht Fahrradflaschen verkaufen.
"Zum Verkauf haben wir keine. Aber ich hätte eine, die ein Radfahrer vergessen hat. Die könnte ich Ihnen schenken."
So wechseln Fahrradflaschen ihren Besitzer. Meine hat sich vielleicht auch jemand mitgenommen. Wer weiß ...

Kurz nach Mitterkirchen in der Prärie traf ich einen Wanderer aus dem Allgäu, der auf dem Weg zur Ägais war. Mit Sack und Pack und Schlafsack und Wanderstock. Vor Weihnachten will er wieder daheim sein. Was es nicht so alles gibt ... Ab Mitterkirchen war es leider vorbei mit dem Schatten. Ich fuhr den Rest des Tages fast ausschließlich in der Sonne. Zwar "nur" bei maximal 30 °C im Schatten, aber den gab es eben nicht.

Linz erreichte ich nach fast 125 km um 17 Uhr, einige Minuten später war ich schon im vorgebuchten Hotel.

Gesamtstrecke 124,84 km
Temperatur vormittags um die 20 °C, spätnachmittags bis 30 °C
KEIN Wind!
Summe aller Steigungen: 266 m


Tag 3 – 17. August 2018 (Linz bis Passau):
52,6 Kilo MINUS 280g MINUS 280g ....

Um 7 Uhr 55 fuhr ich los bei herrlichen 16 °C. Ein kleines Stück runter zur Donau und dann die Linzer Uferpromenade entlang, bis ich aus der Stadt draußen war.

Bei Ottensheim sah ich gerade die Fähre in meine Richtung fahren, also wartete ich auf sie und fuhr mit der Fähre zum anderen Ufer. Auf der Fähre kam ich mit einem Radfahrer ins Gespräch, der gerade vom Nachtdienst kam und mit dem Rad nach Hause fuhr. Wenn er Nachtdienst hat, fährt er immer mit dem Rad – eine Strecke von 45 bis 50 km (eine Richtung) - meinte er. Damit bekommt er nach der Arbeit seinen Kopf frei. Er ist Arzt und arbeitet auf der Intensivstation. Auch nicht gerade eine kurze Strecke für den Weg zur Arbeit!



Danach ging's durch traumhaft schöne Landschaft entlang der Donau. Hier wurde auch der Radfahrer-Gegenverkehr wieder stärker. Ab 9 Uhr kommen sie alle aus ihren Löchern und fahren in 4er-Reihen auf dem Donauradweg. Fast alle fahren Passau-Wien und nicht Wien-Passau. Für mich war es so natürlich viel angenehmer, wenn mir die 4er-Reihen entgegenkamen und ich sie nicht überholen musste.

Anfangs war ich noch recht stark der Sonne ausgesetzt, ab Aschach hatte ich aber doch viel Schatten durch die Bäume entlang der Route. Bei der Schlögener Schlinge nahm ich die Radfähre zum linken Donauufer.







Bald nach Au knurrte mein Magen dann schon so laut, dass ich mir ein Radlstüberl suchen musste.

Ich kenne nun ab der Höhe Engelhartszell beide Seiten der Donau bis Passau. 2015 bin ich auf dem linken Donauufer geblieben, 2017 bin ich mit der Fähre nach Engelhartszell gefahren und das rechte Donauufer entlang bis Passau gefahren. Sicher bin ich mir noch immer nicht, welche die angenehmere oder bessere Variante ist. Das rechte Donauufer hat auf den letzten 15 km kaum einen Radweg, man fährt fast ausschließlich auf der Straße. Das linke Donauufer hat auf den letzten 15 km einen gut ausgebauten Radweg. Allerdings verläuft er genau neben der stark frequentierten Straße. Na ja, macht auch nichts. Ich entschied mich heute wieder für die Variante linkes Donauufer.

Tja und nun war ich im Ausland ...



Öhm ...???



Die linke Variante brachte mir auf jeden Fall immer Blick auf die Donau. Allerdings auch viel Sonne und wenig Schatten und zuletzt 30 Grad. Es war nach wie vor auszuhalten, vor allem im Schatten, aber höhere Temperaturen wollte ich jetzt nicht mehr haben. Zumindest nicht in der prallen Sonne.

Um halb 3 war ich bereits 4 km vor Passau.

Eigentlich hätte ich locker um 3 Uhr im Hotel sein können, wenn .... ja wenn da nicht diese "another crazy lady" gewesen wäre. Ich sah sie zuerst schon eine ganze Zeitlang weit vor mir. Ich dachte mir noch, die ist aber auch ganz schön beladen. Schnell fuhr sie nicht, ich kam ihr allmählich näher. Als ich dann fast auf ihrer Höhe fuhr, quatschte ich sie an. Eh klar :-) Und dann kamen wir so schnell ins Gespräch und machten eine Wegesrand-Pause, die eine ganze Stunde dauerte. Sie war aus Neuseeland! 70 Jahre alt, schneeweiße Haare, sportlich schlank, tiefbraun gebrannt, hatte 4 Kinder und mehrere Enkelkinder. Sie war im Juli nach Bukarest geflogen und mit dem Zug nach Constanta. Und dort war sie aufs Rad gestiegen!!!! Sie war seit 6. Juli mit dem Rad unterwegs und fuhr den EuroVelo 6 KOMPLETT! Von Constanta aus rauf ins Donaudelta und dann die Donau entlang. Somit fuhr sie jetzt meine Richtung :-) Sie hatte ein Zelt, einen Schlafsack, Campinggeschirr und Campingkocher dabei. Hotel war ihr zu teuer.

Bis zur Stadtgrenze von Passau fuhren wir dann nach der unterhaltsamen Pause gemeinsam weiter, dann trennten sich unsere Wege, weil sie einkaufen musste.

Sollte sie einmal meinen Blog zu sehen bekommen, hoffe ich, dass sie mir nicht böse ist, dass ich sie ungefragt und unbemerkt fotografiert habe :-)



Ich hatte ihre Handynummer, ihren Namen und ihre Email-Adresse. Somit konnten wir per Email in Kontakt bleiben. Gibt's denn so was! Sie nannte mich "another crazy lady", da ich die gleiche Idee hatte wie sie. Sie lud mich nach Neuseeland ein!

Die Einfahrt nach Passau war sehr schön! Das war wiederum ein PLUS für diese Variante!



Tja, und dann schaltete ich die Zieleingabe auf meinem Navi ein, um mein Hotel zu finden. Das klappte nicht ganz so gut wie gestern. GRRRRRRRRRRR! Zuerst bog ich in Richtung Innenstadt ein, war eigentlich laut Navi am Ziel, aber da war ein Eisgeschäft. Ein Zeichen???? Ich fuhr 3 mal vor dem Eisgeschäft auf und ab. Nix. Da steht nix von einem Hotel. Ich suchte mir meine Buchungsbestätigung auf dem Handy. NATÜRLICH - die Straße war falsch! Ich stand am Rindermarkt 5 und nicht in der Bahnhofstraße 5. Also neue Zieleingabe mit der richtigen Straße. Dann fuhr ich einmal im Kreis und war wieder an der Uferpromenade. Die ist richtig nett :-) Die kann man ruhig mehrmals fahren. DANN interpretierte ich den Pfeil falsch und war auf der Bundesstraße 8 Richtung Autobahn! HILFEEEEEEEEEEE. Ich hob mein Rad auf den Gehsteig. Aber der wurde immer schmäler. Kein Platz mehr für mich! Ich muss da runter, und da vorne ist eine Abzweigung nach links. Und die muss ich nehmen, sonst komm ich auf die Autobahn ... Wie gut, dass heute Freitag war und auf der B8 nur 130.000 Autos fahren und nicht 140.000! Irgendwie hab ich ein winziges Autoloch gefunden, bin vom endenden Gehsteig runter, quer über die Bundesstraße zur Abbiegespur und dort wieder aufgestiegen, um links abzubiegen. Ufff.... geschafft! Bahnhofstraße. Ja genau, die wollte ich!

Schwerstarbeit! Aber ich hab mein Hotel gefunden :-)

Aber dann ging ich ESSEN! Und das Eisgeschäft hatte mir ja auch schon so deutlich gewunken!

Gesamtstrecke 101,02 km
Temperatur vormittags um die 20 °C, spätnachmittags dann wieder bis 30 °C
KEIN Wind!
Summe aller Steigungen: 194 m


Tag 4 – 18. August 2018 (Passau bis Wiesent):
52,6 Kilo MINUS 280g MINUS 280g MINUS 280g ....JUHUUU morgen sind es mehr als 1 kg weniger als beim Start!

Um 7 Uhr 50 fuhr ich gestärkt los bei ähnlich kühlen Temperaturen wie am Vortag. Raus aus Passau, das klappte gut, und gleich zum Donauradweg. Kurz nach Passau überquerte ich die Donau und blieb den Rest des Tages am linken Donauufer. Ich wusste schon was kam. Der Donauradweg ist keine vollständig asphaltierte Autobahn. Man muss doch immer wieder auf Kies oder Sand und auch auf holprigen Dammwegen fahren. Aber wozu hat man ein robustes Fahrrad :-)



Anfangs war ich noch teilweise im Schatten unterwegs, später fast ausschließlich in der prallen Sonne.
Am Vormittag machte es mir nichts aus. Der ganze Vormittag blieb wieder richtig schön kühl. Auch beim Mittagessen hatte es noch immer angenehme 27 Grad. Aber am späteren Nachmittag erreichten die Temperaturen wieder 31 Grad.

Mittagessen gab's im Saustall im wahrsten Sinne des Wortes. Den kannte ich schon aus dem Jahr 2015.





Also runter vom Damm und auf die daneben verlaufende Landstraße, scharf nach rechts in die Auffahrt, Gang zu hoch, also beide Schaltkränze runtergeschaltet, krrrragkuzkaulawezgaj, Kette rausgehüpft, ich ins Leere getreten, und schon lag ich da. Ich hatte in der Auffahrt meinen ersten Sturz. Nun hatte ich einen leicht aufgeschürften Ellbogen (war aber halb so wild) und einen schwarz-blau-lila gefärbten Bluterguss am Oberschenkel. Malerisch :-)
Es gab zum Essen Wurstsalat mit staubigem Brot - genauso wie 2015. Aber ich war danach satt und gestärkt für die Weiterfahrt.

An Straubing fuhr ich nur vorbei, der Großteil der Stadt liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Donau. Auch hier fuhr ich wieder auf einem Rumpel-Dammweg:



Das Rumpeln und Holpern war zwar anstrengend, vor allem mit der schweren Beladung. Aber dadurch war ich der Donau näher und hatte immer wieder einen schönen Blick auf die Donau und in die Natur.

Die Neuseeländerin traf ich heute leider nicht. Schade! Aber ich war ja noch eine Weile unterwegs. Und sie auch :-)

Um 16 Uhr 15 war ich vor meinem gebuchten Gästehaus.

Gesamtstrecke 117,43 km
Temperatur vormittags um die 20 °C, spätnachmittags wieder bis 31 °C
KEIN Wind! VIEL Sonne!
Summe aller Steigungen: 308 m


Tag 5 – 19. August 2018 (Wiesent bis Neuburg):
Heute war alles drin von Rallye-Strecke, Sand-/Stein-/Schotter-/Rumpelpiste, mein erster Berganstieg mit anschließender Abfahrt mit 14 % Gefälle durch den Wald, Pfad abseits jeglicher Zivilisation.

Ich hatte es tatsächlich geschafft, um 7 Uhr 34 loszufahren! Bei herrlichen 16 Grad! Vom Gästehaus die Straße weiter, runter zur Donau und zum Donauradweg, der anfangs super asphaltiert war. In Regensburg fuhr ich durch die ufernahe Altstadt und wechselte auf die andere Seite der Donau.



Nach Regensburg ging's auf die Pist'. Was sich gestern schon abschnittweise angekündigt hatte, weitete sich heute richtig aus. Ich rechnete zwar nicht nach, aber nach meiner Einschätzung müsste ich mindestens ein Drittel der Gesamtstrecke auf Pisten unterwegs gewesen sein. Und Piste hieß Staub. Bald waren meine Schuhe und Socken sowie meine Packtaschen wie mit Mehl eingestaubt und meine Arme und Beine waren paniert. Sonnencreme, darauf Sand und Staub - und fertig war das Schnitzel :-)

Ich fuhr auf ufernahen Sand- und Schotterwegen fast bis Bad Abbach, wo ich ein kurzes Asphaltvergnügen genoss. Aber nach der Donauüberquerung zum linken Donauufer war ich recht bald wieder auf Schotterwegen unterwegs!





In Kelheim führte mich der Donauradweg weg vom Schotter und rein in die Stadt. Da ich wusste, dass jetzt mein erster nennenswerter Anstieg kam, machte ich noch vorher eine kleine Pause am Wegesrand und verzehrte alles, was Power gab: 1 Banane, 1 Energieriegel, 1 Power Gel, dazu VIEL Wasser. Und dann ging's bergauf. 2 km lang mit einem Steigungsgrad von bis zu 9 %, und das mit meinen immer noch mehr als 51 kg! Und ... halb so wild. Ich war in letzter Zeit so viel bergauf gefahren, dass ich die 9 % auch samt Beladung in einem Zug durchradelte :-)

Danach ging's erst einmal auf der gut ausgebauten Straße bergab. Um mich nicht zu weit von der Donau zu entfernen, fuhr ich links weg in den Wald. Der Waldweg war allerdings trotz Asphalt ziemlich holprig und hatte obendrein ein Gefälle von 14 %. DAS hätte ich doch nicht rauffahren wollen :-) Ich war froh, dass es bergab ging!

Der Waldweg führte mich direkt zur Weltenburger Enge.

Der Donaudurchbruch bei Weltenburg ist eine Engstelle des Donautals zwischen Kelheim und dem Kloster Weltenburg, die als Naturschutzgebiet und Geotop anerkannt ist. Das Gebiet wird offiziell Weltenburger Enge genannt. Der Begriff "Donaudurchbruch" ist allerdings nicht ganz korrekt, da das Tal bereits vor rund 80.000 Jahren von Donaunebenflüssen geschaffen wurde, während die Urdonau weiter nördlich verlief. Als die Urdonau ihren Lauf änderte, nutzte sie die schon bestehende Weltenburger Enge.

Die Landschaft ist imposant und beeindruckend! Die Donau schlängelt sich hier zwischen Felsen. Einfach TOLL!



In Stausacker - am Ende der Weltenburger Enge - fuhr ich mit der Fähre zum rechten Donauufer. Ich war die einzige Passagierin. :-)



Hier verließ ich wie schon bei meinen ersten beiden Fahrten nach Donaueschingen den offiziellen Radweg, um einen Pfad entlang der Donau zu fahren. Da es hier lange nicht geregnet hatte, war der Pfad recht gut zu befahren.



Nach 10 km Piste kommt eine Auffahrt auf einen Damm. Hier waren bei einem Kilometerstand von 76 km meine Wasserflaschen leer, Mittagessen stand auch noch aus. Ich wusste, dass ich ab dem Damm in der prallen Sonne fahren würde, und die Temperaturen erreichten jetzt bereits 31 Grad. Also machte ich meine Augen weit auf. Und siehe da - ich sah ein Bierzelt genau da, wo der Damm begann. Somit machte ich hier meine Mittagspause bei 2 Fleischlaberln mit Kartoffelsalat und 1 Liter Wasser. Meine beiden Fahrradflaschen füllte ich auch wieder auf und fuhr auf den Damm. Piste - die nächste. Bei Wöhr erreichte ich auch wieder den offiziellen Donauradweg, der bis Wöhr auf der Straße verlief. Ich wechselte wieder die Donauseite. Der ufernahe Schotterdammweg auf der anderen Donauseite ist ja auch ganz nett :-)

Durch Pförring fuhr ich ein paar km auf Asphalt! Erstaunlich! Auch Ingolstadt bescherte mir ein kurzes Asphaltvergnügen, bevor ich wieder auf Sand unterwegs war. Neuburg erreichte ich schließlich um Punkt 18 Uhr nach mehr als 135 km.

Bevor ich zum Hotel fuhr, musste ich noch die Uferpromenade von Neuburg bewundern :-) Neuburg ist so eine schöne Stadt! Ich war nun schon das dritte Mal hier und wieder beeindruckt.





Die Donau war hier schon um einiges schmäler :-) Und auch die Brücken wurden immer kürzer.

Meine heutige Etappe war anstrengend, vor allem wegen der vielen Sand- und Schotterwege. Ich war auch wieder viel in der prallen Sonne unterwegs. Aber meine Etappe war auch sehr abwechslungsreich, und ich bekam viel Naturschönheit zu sehen! Alles in allem eine tolle Etappe!

Gesamtstrecke 135,1 km
Temperatur vormittags um die 20 °C, nachmittags wieder bis 31 °C
KEIN Wind! VIEL Sonne!
Summe aller Steigungen: 434 m


Tag 6 – 20. August 2018 (Neuburg bis Leipheim):
Die Etappe begann mit Piste und endete mit Piste. Dazwischen hatte ich ein paar knackige Anstiege, teilweise wiederum Piste und teilweise Straße mit VIEL Sonne.

Ich startete um 7 Uhr 47 bei wieder herrlichen 17 Grad. Einmal um den Häuserblock, und schon war ich auf der Piste. Leider war die flache alternative Route nahe der Donau gesperrt, so dass ich gleich einmal bergauf in den Wald fuhr. Der Anstieg war nicht sehr lang, aber 11 % Steigungsgrad mit meiner schweren Beladung machten ihn doch zäh. Ich stieg nicht ab, eh klar, ich fuhr die insgesamt 3 Anstiege und die Talfahrt auf grobem Schotter in einem durch. Bis Marxheim blieb ich auf Schotter, Sand, Steinen, Rumpelpisten. Teilweise im Wald, teilweise exponiert. Einen schönen Gruß von den Schaltkränzen!

In Marxheim - nach ca. 17 km Piste vom feinsten - war es aus mit Rumpeln, der Donauradweg schickte mich auf die Straße bzw. teilweise auf Radwege neben der Straße, das Ganze in der prallen Sonne. Weitere Anstiege bis kurz vor Donauwörth folgten. Ja, ich wusste es eh, ich bin das ja schon zweimal gefahren. Die Anstiege sind immer nur relativ kurz, aber dafür knackig.

Die Route schickte mich mitten durch Donauwörth.





Ein richtig schönes, nettes Städtchen, finde ich :-)

Kaum war ich aus Donauwörth draußen, fand ich mich natürlich wieder auf der Schotterpiste. Eh klar :-) Aber ab der Donaubrücke bei Gremheim war es für eine Weile vorbei mit den Pisten. Stattdessen ging's durch eine Ortschaft nach der anderen - teils auf Radwegen, teils auf der normalen Straße. Mittagspause machte ich in Höchstädt. Und wen sah ich da? Einen Schweizer, den ich gestern kennen gelernt hatte. Er war vor 10 Tagen in Basel losgefahren und machte eine Rundtour. Jetzt fuhr er die gleiche Strecke wie ich. Gestern waren wir zwischen Bad Abbach und Kelheim ein Stück gemeinsam unterwegs. Da er aber mit E-Bike fuhr, konnte ich schwer mithalten :-) Heute traf ich ihn immer wieder bei Pausen. Und in Höchstädt machten wir gemeinsam Mittagspause.

Vor Offingen ging es dann noch einmal auf die Piste entlang der Donau. Eine wirklich traumhaft schöne Landschaft, viel Schatten (SUPER!!!!). So lohnte sich das Rumpeln wenigstens :-)

Hier bin ich 2554,6 km vom Kilometer Null in Sulina am Schwarzen Meer entfernt :-)





Seit meiner Tour ans Schwarze Meer schaue ich bewusster auf die Donaukilometer.

Leipheim erreichte ich schließlich um 16 Uhr 30.





Gesamtstrecke 104,57 km
Temperatur vormittags um die 20 °C, nachmittags wieder bis 31 °C
zeitweise etwas Wind (natürlich Gegenwind)! VIEL Sonne!
Summe aller Steigungen: 460 m


Tag 7 – 21. August 2018 (Leipheim bis Sigmaringendorf):
Ich startete um 7 Uhr 43 bei 15 Grad. Wie schön wäre es, wenn es den ganzen Tag bei 15 Grad bleiben würde ... Runter zur Brücke und in den Donauwald auf die Pist'. Nach 10 km war es allerdings vorbei mit dem Schotter, und ich fuhr auf super asphaltiertem Radweg nahe der Donau bis Ulm und weiter auf gepflegten Uferpromenaden durch Ulm. Ulm wäre eigentlich einen Besuch wert (genauso wie Regensburg), aber dazu bräuchte ich mehr Urlaub.

Kaum war ich aus Ulm draußen, ging's wieder auf den Dammweg bzw. den Weg-neben-dem-Damm, der hier aber erfreulicherweise asphaltiert war!





Ist sie nicht süß klein geworden, die Donau? Man sah bis zum anderen Ufer hin den Grund.

Weiter ging's durch Ortschaften auf asphaltierten Radwegen oder zumindest schwach befahrenen Straßen. Und da nun auch die Brücken immer kürzer werden, wechselt man immer wieder das Donauufer. Man könnte eigentlich schon fast durchwaten :-)

Ehingen bescherte mir einen Steilanstieg mit bis zu 10 % Steigungsgrad! Wer sich wohl genau diese Routenführung durch die Stadt einfallen hat lassen? Noch dazu musste ich auf diese Weise einen großen Bogen weg von der Donau machen. Na ja, ich folgte brav den Schildern ... *schnauf*.

In Munderkingen zeigte mein Display 68 km an. Es war zwar erst 12 Uhr, aber mein Magen knurrte. Somit - wie sagte schon Julius Caesar? Ich kam, ich sah und ich ähm ..... ich fand und kehrte ein. Er hat's doch ein bissl anders formuliert. Ein Gasthaus an einer Straßenecke lachte mich an. Schnitzel mit Pommes und gemischtem Salat. Dazu 1 1/2 Liter Leitungswasser. Zum Abschluss ein gemischtes Eis und einen doppelten Espresso. Alles zusammen für 11,50 Euro. Da kann man wirklich nicht meckern!

Nach dem Mittagessen ging's wieder auf die Piste, allerdings wechselte sie sich doch immer wieder mit Asphaltabschnitten ab. Anfangs war es noch schön flach nahe der Donau.



Aber ab Untermarchtal ging's dann ins Eingemachte. Auf asphaltiertem Waldweg bergauf und bergauf und bergauf mit einem Steigungsgrad von bis zu 12 %. Dann ein kurzes Stück bergab und nochmal bergauf. Und dann kam, was kommen musste: ENDLICH bergab! Aber so was von steil bergab, dass ich voll die Bremsen ziehen musste. 20 % Gefälle!



Eigentlich hatte ich mir vor der Tour vorgenommen, genau hier unten mein Gepäck abzumontieren und diese 20 % raufzuradeln (oder zu versuchen). Ich hatte dann aber doch keine Lust dazu und fuhr weiter. :-) Vielleicht such ich mir nach meiner Tour einen 20 %-Anstieg, um auszuprobieren, ob ich 20 % schaffen würde.

Die Donau wurde allmählich vom Fluss zum Flüsschen. Sie schlängelte sich auch immer mehr, so dass man immer wieder die Seite wechseln muss. Ab Mengen war ich wieder auf guten Radwegen unterwegs. Ich fuhr durch eine Ortschaft nach der anderen und hatte immer wieder Blick auf die Donau. Ab Scheer war ich dann doch noch einmal auf Schotterwaldweg entlang der Donau unterwegs. Die Pisten haben ja schon auch einen großen Vorteil: man hat meistens SCHATTEN! Auf den Asphaltstrecken durch die Ortschaften war ich am Nachmittag wieder in der prallen Sonne unterwegs. Und die Sonne konnte es ganz schön! Der Waldabschnitt ab Scheer war traumhaft schön!





Sigmaringendorf erreichte ich um 17 Uhr. Hier musste ich noch einmal die Donau überqueren, bevor ich - JA, ICH GLAUB'S JA NICHT! - noch einmal steil bergauf zum Hotel fahren musste!

Gesamtstrecke 121,47 km
Temperatur vormittags um die 18-22 °C, nachmittags bis 29 °C
KEIN Wind! VIEL Sonne!
Summe aller Steigungen: 496 m


Tag 8 – 22. August 2018 (Sigmaringendorf bis Donaueschingen):
Ich startete besonders früh um 7 Uhr 38! Die Straße runter zur Donau, über die Brücke von gestern und entlang der Donau bis Sigmaringen. Durch Sigmaringen fuhr ich auf gepflegten Radwegen entlang der Donau, am Schloss Sigmaringen vorbei und aus Sigmaringen wieder raus. Und dann ging's auf die Pist'. Kurz vor Inzighofen kam gleich die erste Bergwertung mit bis zu 13 % Steigung! Danach wurde es landschaftlich traumhaft schön. Immer mehr Steilwände an beiden Seiten des oberen Donautals.





Anfangs fuhr ich noch auf gleichem Niveau wie die Donau und bemerkte den gleichmäßigen Anstieg fast gar nicht. Aber nach Gutenstein ging's doch recht zügig bergauf ... alles auf Wald-Sand-Schotterwegen über eine Distanz von mehr als 20 km. Die Landschaft nennt sich das obere Donautal bzw. Donaudurchbruch bei Beuron.
Die Landschaft ist wunderschön. Ich möchte die Fahrt und die Ausblicke, die ich hatte, nicht missen. Obwohl ich jetzt schon das dritte Mal durchfuhr, war ich noch immer beeindruckt. Ich blieb viele Male stehen, um zu fotografieren. Immer, wenn es gerade bergab ging oder der Anstieg gerade nachließ, ergriff ich schon die Gelegenheit dazu.





Ich kenne nun schon mehrere Donaudurchbrüche. Auch die Wachau ist ein Donaudurchbruch. Die Wachau ist der erste Donaudurchbruch, den ich kennenlernte. Als ich 2015 zum ersten Mal durch den Donaudurchbruch bei Beuron gefahren bin, dachte ich mir: wie süß klein ist hier alles! Die Donau ist winzig, die Steilwände sind klein und zugleich doch beeindruckend. Wie die Wachau in Kleinformat. Dann sah ich das Eiserne Tor ... Was für Dimensionen! Die Wachau ist das Kleinformat vom Eisernen Tor! Jeder der Donaudurchbrüche ist anders, aber jeder der Donaudurchbrüche ist auf seine Art und Weise wunderschön und beeindruckend! Ein Erlebnis!

Auch die Auf und Abs nahmen ein Ende. Und so verließ ich das Durchbruchstal, um das nächste Naturwunder zu sehen.

Die Donau, wie sie leibt und lebt bzw. wie sie verschwindet: die Donauversinkung. Zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen versinkt Wasser der Donau an verschiedenen Stellen im Flussbett. Bei Friedingen war wenigstens noch Wasser im Flussbett. Bevor ich die nächsten Versinkungsstellen besuchte, machte ich Mittagspause in Tuttlingen. Übrigens führt der Euro Velo 6 genau ab Tuttlingen die Donau entlang (bzw. für mich BIS Tuttlingen). Der Abschnitt von Tuttlingen nach Donaueschingen ist zwar Teil des Donauradweges, aber nicht Teil des Euro Velo 6. Als Fleißaufgabe fuhr ich aber erst einmal die Donau fertig und nahm nicht die Abzweigung in Tuttlingen.

Nach Tuttlingen erreichte ich die zweite Donauversinkung zwischen Immendingen und Möhringen.

Donau? Wo ist denn die Donau? Unterm Stein, da ist sie nicht, hinter dem Busch, da ist sie nicht. Wo ist denn die Donau?





Ich stapfte hier durch das Flussbett der Donau!

NICHTS! Kein Wasser zu sehen. Ich ging diesmal einen ganzen Kilometer weit - in praller Sonne - aber ich konnte kein Wasser finden. Der Wasserstand der Donau war zurzeit so niedrig, dass die Donauversinkung eine große Dimension erreicht hatte. Nach 1 km machte ich kehrt.
Ein Stück weiter flussaufwärts in Immendingen ist die Donau allerdings wieder da, als wäre sie nie verschwunden (oder besser gesagt, sie ist in Immendingen NOCH da, bevor sie dann ein Stück weiter unten verschwindet):



Und dann um 16 Uhr nach 97 km stand ich am Zusammenfluss der Donau:



Links fließt die Breg, rechts hinten die Brigach und in der Mitte vorne ist der Beginn der Donau! Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg, lernte ich schon in der Schule. Genau HIER fließen die beiden Hauptquellflüsse zusammen, genau HIER beginnt die Donau.

Hier steh ich zwischen Brigach und Breg - Blick Richtung Donau:



Im Hintergrund sieht man die erste Donaubrücke! Sie ist nicht spektakulär, hat nicht einmal einen Radweg. Aber sie ist die erste Brücke über die Donau!

Und hier ist der letzte (oder eigentlich erste) Kilometerstein an der Donau:



Hinter diesem Stein beginnt die Donau! Sie ist 2779,61 km lang von hier bis zur Mündung am Schwarze Meer. Allerdings ist diese Zahl nicht mehr ganz korrekt. Es gibt unterschiedliche bzw. widersprüchliche Angaben. Zum einen gibt es unterschiedliche Interpretationen, ab wo gerechnet wird. Und zum anderen wurde die Donau - so wie viele andere große Flüsse auch - viele Male reguliert, begradigt, durch Durchstiche verändert. Jede Korrektur verkürzt die Gesamtlänge. Da es aber unmöglich ist, nach jeder Veränderung des Laufes alle nachfolgenden Kilometersteine neu zu setzen, bleiben die Kilometersteine und die sich ergebenden Fehlstrecken werden durch entsprechende Hinweisschilder gekennzeichnet und in Karten ausgewiesen. Diese Fehlstrecken muss man mitberücksichtigen. Laut Donaukommission beträgt die korrekte Länge der Donau ab dem Zusammenfluss 2783,4 km. Ob das die letzte Berechnung ist, weiß ich aber auch nicht.

Kurz vor 17 Uhr bezog ich mein Zimmer im Hotel.

Ich fuhr bisher 902,9 km von Wien bis Donaueschingen in insgesamt 8 Tagen. Den Schweizer hatte ich anscheinend verloren. Seit gestern Früh sah ich ihn nicht mehr. Dafür mailte mir die Neuseeländerin - another crazy lady :-) Sie war heute in Ulm!

Nun stand erst einmal PAUSE auf dem Programm. Ich hatte für 3 Übernachtungen gebucht. Wäschewaschen war notwendig, außerdem musste ich das Fahrrad ein wenig abduschen und meine Kette pflegen. Ansonsten Sightseeing und ein Ausflug zu den beiden Quellen.

Gesamtstrecke 99,97 km
Temperatur vormittags um die 18-20 °C, nachmittags bis 31 °C
KEIN Wind! VIEL Sonne am Nachmittag!
Summe aller Steigungen: 610 m


Tag 9 – 23. August 2018 (Donaueschingen):
In der Nacht gab es ein Gewitter – der angekündigte Wettereinbruch stellte sich pünktlich ein. Für mich ein PERFEKTES Timing! Nach laaaaangem Schlafen konnte ich laaaaaaaaaaaaange frühstücken. Ein gutes Frühstücksbuffet mit allem, was das Herz begehrt!

Danach wusch ich meine Wäsche. Die Zimmerfrau war dann so nett und nahm meine Wäsche zum Aufhängen im Trockenraum mit. Somit konnte ich mich auf den Weg machen. Ich war schon zweimal hier, also brauchte ich keinen Stadtplan, um mich in Donaueschingen zurecht zu finden.

Um die Verwirrung zu den verschiedenen Angaben der Länge der Donau noch zu ergänzen:

Mit 2840 km wird die Länge der Donau an der Donaubachquelle im Schlosspark in Donaueschingen angegeben und mit 2779,61 km auf dem Kilometerstein am Zusammenfluss von Brigach und Breg. Da es von der Donaubachquelle bis zum Zusammenfluss ca. 1,4 km sind, ist da sowieso der Wurm drin. Die Donaukommission gibt eine Länge von 2783,4 km ab dem Zusammenfluss an. Da die Donau ab dem Zusammenfluss von Brigach und Breg DONAU heißt, ist die Kilometrierung ab hier relevant.

Geologisch gilt die Bregquelle als DIE Donauquelle. Sie ist länger als die Brigach und liefert mehr Wasser bis zum Zusammenfluss. An der Bregquelle steht 2888 km bis zum Schwarzen Meer (Länge der Breg: 46,2 km). Google sagt, die Donau hat ab der Bregquelle eine Gesamtlänge von 2857 km. Letzteres ist allerdings nicht belegt. Wenn ich die Länge der Breg von 46,2 km zu der von der Donaukommission genannten Länge der Donau von 2783,4 km addiere, komme ich auf eine Gesamtlänge von 2829,6 km.

Wie auch immer ... ich werde sie nicht selbst nachmessen :-)

Seit dem Besuch des römischen Feldherren und späteren Kaisers Tiberius im Jahr 15 vor Chr. galt die Donaubachquelle als Quelle der Donau (eine von 22 Quellen im Umfeld des Zusammenflusses). 1875 wurde die Quelle als kreisrundes Quellbecken gestaltet und der vom Quellbecken wegfließende Donaubach unterirdisch zur Brigach abgeleitet. An der Stelle, wo der Donaubach die Brigach erreicht, befindet sich der Donautempel, der 1910 zu Ehren der jungen Donau errichtet wurde. Ca. 1,4 km entfernt fließen Brigach und Breg zur Donau zusammen. Die "Donaubachquelle" (oder Donauquelle, wie sie die Donaueschinger hartnäckig nennen) ist bis heute eine der touristischen Attraktionen Donaueschingens, auch wenn längst bekannt ist, dass die Hauptquellen der Donau Brigach und Breg sind.

Einige Impressionen von Donaueschingen:









Und dann suchte ich mir ein Lokal, um Mittag zu essen. Bevor ich noch beim Kaffee war, zog ein Gewitter auf und ein Wolkenbruch ging nieder. Den musste ich natürlich bei einem Eis abwarten. Durch Zufall sah ich das Startschild vom Donauradweg.

Der Wolkenbruch hörte wieder auf, so dass ich weiter spazieren gehen konnte. Aber ein weiteres Gewitter zog auf, kurz bevor ich zurück im Hotel war. Glück gehabt!

Für morgen nahm ich mir vor, zu den Quellen Brigach und Breg zu fahren! Ich war zwar schon zweimal da, aber die Fahrt ist lohnenswert und gehört irgendwie dazu, fand ich. Der Ausflug gehörte nicht zur EuroVelo 6 - Tour. Aber wenn das Wetter es zuließ, wollte ich ihn gerne machen. Ich machte ihn also vom Wetter abhängig. Bei strömendem Regen wäre der Ausflug ausgefallen. Dann hätte ich einen zweiten Relax-Tag gehabt :-)


Tag 10 – 24. August 2018 (die Quellentour):
Heute wollte ich die beiden Hauptquellflüsse bzw. ihre Quellen besuchen, natürlich mit dem Rad und OHNE Gepäck!

Ich startete bereits um 7 Uhr 37. Es war leicht bewölkt, 15 Grad. Ideale Temperaturen :-) Vom Hotel aus fuhr ich zuerst in die Stadt runter zum Zusammenfluss von Brigach und Breg. Somit startete ich da, wo beide Quellflüsse sozusagen "enden". Ich fuhr die Brigach entlang aus Donaueschingen raus und auf vorerst gepflegten Sand- bzw. Waldwegen. Anfangs ging's noch recht eben dahin. In den Ortschaften konnte ich teilweise sogar auf asphaltierten Radwegen fahren!

Die Brigach von einer Brücke in Villingen-Schwenningen:



Ab hier ging's auf die normale Straße und bergauf. 20 km lang ging es nun stetig bergauf, teils nur leicht, teils etwas steiler.



An St. Georgen fährt man nur am Rande vorbei. Aber dann erreicht man einen Ort namens Brigach. Die Wolken wurden immer schwärzer und schwärzer. Ab hier ging's dann schon ziemlich steil bergauf, bis zu 9 % Steigungsgrad, bis auf einmal das Schild vor mir stand:



Die Brigach ist 40,5 km lang. Sie entspringt genau hier im Keller des Hirzbauernhofes in einer Höhenlage von 925 m ü. NN und wird über eine Rohrleitung in ein Quellbecken geleitet.

Ich flüchtete mich unter den nächsten Baum. Ein Wolkenbruch ging nieder, der sich gewaschen hat!





Ich machte mich regendicht und wartete den Wolkenbruch unter dem Baum ab.





Dieses war der erste Streich - und der zweite folgt sogleich. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen. Somit fuhr ich zurück zur Straße, den Pass noch 1,8 km weiter bis zur Passhöhe und danach herrlich bergab bis Furtwangen.
Von Furtwangen aus nahm ich die zweite Quelle - die Bregquelle - in Angriff. 6 km bergauf, davon die letzten 2,5 km mit einem Steigungsgrad von bis zu 12 %!
Auffi auf den Berg!

Bei einem km-Stand von 59,9 erreichte ich schließlich die Martinskapelle, die gegenüber der Bregquelle steht. Die Sonne versuchte wieder hervorzukommen. Die Regenwolken sahen nicht mehr bedrohlich aus. Ich stapfte gleich runter zur Bregquelle (Donauquelle). Seit meinem letzten Besuch im Jahr 2017 hatte sie sich ein wenig verändert. Nun liegt der "Flussgott Danuvius" auf dem Quellstein. Die Figur wurde von einem Bildhauer und Künstler aus Furtwangen 2017 geschaffen.

Die Breg ist mit 46,2 km der längste und wasserreichste Quellfluss zur Donau. Sie entspringt in 1078 m ü. NN Höhe. Ihre Quelle wird hydrographisch als DER Donauursprung (Donauquelle) betrachtet. Sie ist als Naturdenkmal geschützt. Eigentlich besteht der Breganfang aus einer Vielzahl kleiner Quellen, die unterirdisch von vielen Wasseradern gespeist werden. Diese unterirdisch an den Hangwiesen herunter verlaufenden Wasseradern geben in der Sumpfwiese seitlich der Donauquelle das Wasser frei an die Erdoberfläche. Um das Wiesengelände vor Umweltschädigung durch die vielen Besucher zu schützen, wurde das Wasser an einer Stelle (Geländeengpass) zur Besichtigung zusammengefasst.









Ich machte gleich Mittagspause im Gasthaus Kolmenhof-Donauquelle. Während ich beim Essen saß, änderte sich wieder die Wetterlage: Nebel, Regen, Abkühlung auf 10 Grad! Ich machte mich wieder regendicht und fuhr los. Von nun an ging's bergab :-) Jetzt wirklich! Und wie es bergab ging!

Mein Rückweg auf dem Bregtalradweg war bis Furtwangen asphaltiert, danach war ich wieder auf Schotter- und Sandwegen unterwegs.
Übrigens, der Bregtalradweg verläuft zwischen Furtwangen und Bräunlingen in der ehemaligen Trasse der Bregtalbahn. Die Bregtalbahn wurde am 20. Oktober 1892 von Donaueschingen bis Hammereisenbach eröffnet, der zweite Teil bis Furtwangen folgte am 1. August 1893. Aufgrund der geringen Siedlungsdichte und des hohen Erhaltungsaufwands durch die Höhenlage, wurde der Betrieb schließlich am 30. September 1972 eingestellt. Die Strecke zwischen Bräunlingen und Furtwangen wurde abgebaut und in einen Bahntrassenradweg umgebaut. Ein bissl rumpelig, aber landschaftlich sehr schön! Und der Regen hörte auch wieder auf, zeitweise kam sogar die Sonne heraus. Bei 14 Grad im Schatten habe ich nichts gegen ein bissl Sonne :-)

Um 16 Uhr 30 war ich schließlich wieder am Zusammenfluss von Brigach und Breg und um 17 Uhr beim Hotel.

Ich bin nun den Donauradweg ab Wien (Teil des EuroVelo 6) zum dritten Mal gefahren, auch die Quellentour machte ich dreimal. Es war jedes Mal ein Erlebnis! Nun ging es weiter. Um meine Tour EuroVelo 6 zum Atlantik fortzusetzen, musste ich zurück nach Tuttlingen und ab da Richtung Süden weiterfahren.

Insgesamt hatte ich bisher 9 Fahrradtage. An jedem Fahrradtag verlor ich 280g an Gewicht. Somit wog mein Fahrrad mit Gepäck 52,6 kg MINUS 9 mal 280g (= 2,52 kg) und somit 50,08 kg. FAST die 50 kg-Marke geknackt! Und ich hatte keine Probleme damit.

Gesamtstrecke 105,68 km
angenehme Temperatur mit ca. 14-18 °C (bei den beiden Quellen 10-11 °C)
KEIN Wind! Kaum Sonne, dafür ein bissl Regen
Summe aller Steigungen: 891 m


To be continued ...