Re: Frankreich im Herbst - Von Auxerre nach Orange

von: fabianovic

Re: Frankreich im Herbst - Von Auxerre nach Orange - 31.10.18 11:00

Teil 2

27.09.2018; Saint-Jean-Saint-Maurice-sur-Loire – Aubusson d´Auvergne

Die Nacht in meiner Unterkunft war herrlich ruhig, so dass ich am Morgen gut erholt Richtung Auvergne starten konnte.

Durch hügelige Landschaft ging es nun stets bergauf und bergab. Das gefällt mir doch besser als am Kanal entlang. Endlich gibt es mal Aussichten und Abfahrten, Steigungen natürlich auch.







Und sogar richtig fiese Steigungen.



Nach diesem heftigen Anstieg wurde ich in Saint-Marcel-d´Urfé im Relais d´Urfé mit einem einfachen aber guten und günstigen Mittagsmenu belohnt.
Nach ein paar Worten auf französisch sprach mich die Wirtin auf Deutsch an. Unüberhörbar kam Sie aus Bayern und betreibt nun in diesem abgelegenen Nest mit Ihrem Mann dieses hübsche kleine Lokal. Hier gingen auch die Handwerker essen. Diese nahmen am Tresen erst einmal drei bis vier Pastis als Aperitif zu sich.





Das Menu mit vier Gängen einem Viertel Wein und Café kostete gerade einmal 12,50 € und war absolut reell.

Weiter ging es durch die schöne spätsommerliche Landschaft.









In Aubusson fuhr ich hinunter an den Lac d´Aubusson. Ich hatte gedacht dort sei der Campingplatz, aber da ist nur eine Art Strandbad. Schade ich hatte mich schon auf Zelten am Seeufer gefreut.





Der Campingplatz lag ein paar Kilometer weiter an einem Bauernhof.
Diesmal war ich der einzige Gast. Beim mürrischen nicht sehr freundlichen Bauern zahlte ich fünf Euro. Die Sanitäranlagen waren verdreckt und es gab nicht einmal mehr Licht. Immerhin die Dusche war warm.
Ein paar gammelige Wohnwagen standen da noch herum und drei Zwergponys kümmerten sich darum den Rasen kurzzuhalten.



Nicht einmal besonders ruhig war es dort, da die Straße in einer engen Kurve um den Campingplatz herumführte und man hörte die ganze Zeit das Bremsen und Beschleunigen der allerdings nicht sehr zahlreichen Autos.

Zum Abendessen gab es heute Müsli, was anderes war nicht da.
Ende September war es dann auch um Acht Uhr schon dunkel, so dass mir nichts anderes übrig blieb als mich früh ins Zelt zu verkriechen. Nach der schönen Etappe heute, fühlte ich mich nun einsam und verlassen.

28.09.2018; Aubusson d´Auvergne – Égliseneuve-des-Liards

Ohne Frühstück brach ich auf, sobald es hell war.
Im kleinen Städtchen Courpière frühstückte ich in Ruhe beim Bio-Bäcker. Anschließend schaute ich mir die Stadt an. Sehenswert ist die Kirche Paroisse Saint Joseph de la Dore. Ja ja, ich hab eben eine Vorliebe für romanische Kirchen.







Hinter Courpière ging es nun bergauf oberhalb der Dore entlang und dann hoch nach Domaize.
Hier kehrte ich auf einen Café Crème in eine Heavy Metal Bar ein. Hier finden auch Konzerte statt und der Wirt verkauft alte Schallplatten. Witzig dass so was mitten in der Pampa existiert. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Wirt und fand erstaunlich wie schlecht sein Englisch war, da er sich doch hauptsächlich mit englischsprachiger Musik befasst.

Am Mittag wurde mir in Cunlhat in der Tourist-Info ein Restaurant etwas außerhalb am See empfohlen.







Das lag sowieso auf meinem Weg, also kehrte ich da auch ein. Wieder war es so warm, dass ich draußen sitzen konnte. Das Menu war wieder sehr günstig, aber leider bei weitem nicht so gut wie am Vortag.



Diesmal lag mir das Essen schwer im Magen und ich musste direkt einige steile Anstiege bewältigen.
Das schmeckte mir und meinen Beinen nun so gar nicht.





In Condat-lès-Montboissier war ich so erschöpft, dass ich mir auf dem Handy die nächste Unterkunft heraussuchte. Und so fuhr ich noch etwa acht Kilometer zur Auberge des Liards.
Dies ist ein wunderschön, auf etwa 750 m, gelegenes altes Gehöft. Schon als ich ankam, war mir klar, hier bleibe ich. Und so habe ich gleich für zwei Tage ein Zimmer gebucht.









Die Auberge wird von einem holländischen Ehepaar betrieben, das seit etwa zwanzig Jahren dort lebt. Vorher hatten sie lange Zeit in Afrika und Russland gelebt.
Ich bin froh hier gelandet zu sein und streife am Nachmittag etwas über den Hof und spiele mit Flash, dem Hofhund.











Nachdem die Sonne spektakulär hinter der der Vulkan-Auvergene untergegangen ist gehe ich zum Abendessen.





Obwohl ich der einzige Gast bin, wurde für mich gekocht.
Und zwar ein ganzes Menu, alles Bio, fast alles aus dem eigenen Garten, der Rest aus der Umgebung. Es war köstlich. Keine raffinierte Küche, aber alles sehr lecker! Allein schon der Tomatensalat aus diversen verschiedenfarbigen Kirschtomaten. Der Käse war auch vom feinsten.
Hab leider keine Fotos gemacht.
Dazu hatte ich interessante Gespräche mit Walter. Seine Frau Astrid hatte heute frei.

29.09.2018; Égliseneuve-des-Liards

Was für ein schönes Gefühle heute nicht weiterfahren zu müssen.
Erst einmal frühstückte ich reichlich, natürlich wieder alles Bio und selbstgemacht. Walter setzte sich zu mir und wir schwätzten miteinander bis halb elf. Hauptsächlich über Politik.



Walter musste dann doch irgendwann etwas auf dem Hof werkeln. Ich machte eine kleine Wanderung durch die heute neblige Umgebung, die aber so auch Ihren Reiz hat.















Danach war erst einmal ein Mittagsschlaf angesagt. Ich merkte, dass ich nicht richtig fit war und dass ich die Tour etwas gemächlicher angehen sollte.
So war es gut hier einen ganz entspannten ruhigen Tag zu verbringen.

Am Nachmittag macht ich dann noch einen kleinen Spaziergang hinunter ins Dorf.









Am Abend gab es wieder einen schönen Sonnenuntergang



Heute Abend kochte Astrid für mich.
Es gab einen Schweinebraten in einer Soße aus Apfelsaft.
Mit Astrid sprach ich mal Deutsch, mal Englisch und ab und zu auch ein paar Brocken Französisch.
Im Überschwang meinte ich zu Ihr, dass mein Französisch ja auch nicht so schlecht sei.
Beim Dessert fragte Sie mich dann auf Französisch, ob es mir geschmeckt hätte. Ich antwortete mit „Non merci“, weil ich verstanden hatte, ob ich noch etwas möchte. Sie meinte nur, sie hoffe, dass mein Französisch doch nicht so gut sei. Haben wir gelacht.
So ging auch der zweite Tag hier sehr schön zu Ende.
Die Auberge des Liard ist wirklich ein wunderbarer Ort mit tollen Menschen und ich hoffe hier noch einmal hinzukommen.

30.09.2018; Égliseneuve-des-Liards – Blesle

Heute ging es dann aber doch weiter. Nach dem Frühstück fuhr ich hinunter nach Sauxillange, wo Astrid und Walter auch in einer Ladencooperative engagiert sind. Sie haben, als der letzte Lebensmittelladen im Ort dicht machte, mit hundert anderen Leuten einen eigenen Laden aufgemacht, in dem jetzt Biowaren und Regionale Produkte verkauft werden. An diesem Sonntagmorgen stand Astrid im Laden und ich versorgte mich noch mit Bleu d´Auvergne und anderen Leckereien.

Meine eigentliche Route sollte durch die Vulkan-Auvergne über den Puy Mary (ca. 1700 m) führen.
Da ich mich immer noch nicht richtig fit fühlte hatte ich für heute nur eine relativ kurze Etappe von etwa 65 km geplant und mir schon vorab in einem Hotel in Blesle ein Zimmer gebucht.

Erst einmal ging es aber über Issoire nach Lempdes-sur-Allagnon. Hier machte ich einen kurzen Stopp und war fasziniert von diesem runtergekommenen Ort in dem am Sonntagmittag auch absolut Tote Hose war.

















Hinter Lempdes beginnt der Gorges d´Allagnon, den ich nun hochfuhr. Dieser Gorges ist nicht besonders spektakulär, aber mir gefiel es dort entlang zu radeln.









In Blesle kam ich am Nachmittag an. Das Hotel entpuppte sich als sehr hübsche kleine Herberge mit anscheinend sehr gutem Restaurant. Wieder beschloss ich direkt zwei Nächte zu bleiben. Das Wetter für den nächsten Tag war eh kalt, windig und regnerisch angesagt. So hatte ich dann auch Zeit mir Gedanken über die weitere Tour zu machen.





Blesle ist ein sehr schöner mittelalterlicher Ort, den ich mir in aller Ruhe anschaute.













Für ein im Ort gebrautes Craft-Beer kehrte ich in eine Brasserie ein...



..bevor ich pünktlich zum Abendessen wieder im Hotel war.
Auch das Restaurant war sehr gemütlich und es war wohl das beste Essen meiner Tour.











Sehr angenehm war, dass es viele offene Weine gab, so dass ich mir zu jedem Gang den passenden Wein bestellte. Auch angenehm war, dass ich mal nicht der jüngste Gast war und im Restaurant keine Friedhofsatmosphäre herrschte. Den Abend habe ich sehr genossen.
Leider hatte das Restaurant am nächsten Tag geschlossen.

01.10.2018; Blesle

Heute wurde es leider ein kalter trüber Tag. Ich schaute mit noch einmal den Ort an und ging etwas einkaufen. Mittags kehrte ich in die einzige geöffnete Brasserie ein, wo es ein einfaches und günstiges Menu gab. Wieder schütteten sich die Handwerker ordentliche Mengen von Pastis hinein.

Am Nachmittag drehte ich dann doch noch eine kleine runde mit dem Fahrrad...











...von der ich durchnässt und verfroren ins Hotel zurückkam.
Zum Glück hatte ich eine Badewanne, die ich mir erst einmal volllaufen ließ.
Den Rest des Abends verbrachte ich alleine auf dem Zimmer mit etwas Käse und Brot und allen möglichen Gedanken, wie es morgen weitergehen sollte.

Teil 3 in Kürze