Re: Auf der Raise Teil 4

von: iassu

Re: Auf der Raise Teil 4 - 07.11.18 14:52

In Antwort auf: veloträumer
Bleiben doch noch zwei Fragen kleben: Schiffstransfer Patras - Venedig? Sehe ich das richtig? Wie lange dauert das?

Bilanz: Wie beurteilst den Peloponnes im Vergleich zum restlichen Festland-Griechenland, vielleicht mit Blick auf landschaftliche Vielfalt, Gebirgigkeit, Straßenauswahl, Wasserversorgung (gibt es Quellen/Brunnen am Wegesrand?), Strände usw. - Tourismus weniger? Guter Griechenland-Einstieg oder doch lieber erstmal Festland probieren?

Hallo Matthias,

die Fährverbindung Patras-Venedig dauert ungefähr 32 Stunden, will sagen 2 Nächte und 1 Tag. Durchgeführt wird das von zwei Gesellschaften, aber unterm Strich dann doch nicht täglich. Die Standardverbindung geht nach Ancona und da gibt es in der Saison mehrere/Tag. Dauer ca 20 Stunden.

Irgendwie campen in den Gängen geht fast immer, wenn man früh aufs Schiff kommt. Auf dem Rückweg belegen die Freunde aus Erdogancountry ab Igoumenitsa jeden Winkel, teilweise mit veritablen 2-Personenmatratzen. Auf Deck bleibt erfahrungsgemäß auch im Sommer niemand lange.

Dann: [lehrstunde]: Peloponnes ist weiblich. Die Endung -es suggeriert ein Maskulinum, was nicht stimmt. Im Griechischen gibt es einige ausgesuchte Worte, die mit -os enden, hier also tatsächlich Pelopónnissos, zB auch Odós (Straße), die eben weiblich sind. Hier Nissos (Insel) und der Namengeber ist Pelops. [/lehrstunde]

Peloponnes ist ja quasi Festland, schon mythologisch genauso relevant wie das Land um Athen oder Alexanders Vergina. Die Peloponnes hat alles, was das Festland auch hat. Hochgebirge (was den max Höhenunterschid zur Ebene angeht), Flachstrecken, Strände. Von einige Gebieten ganz im NW abgesehen, ist auch beides ungefähr gleich dicht besiedelt. Auf dem Festland berücksichtigt allerdings die Infrastruktur nicht so flächendeckend den Touristenbedarf.

Die Peloponnes hat nur einen entscheidenden Vorteil: sie ist nach meinem Geschmack schlicht attraktiver. Öde Abschnitte gibt es natürlich hier wie dort und wie überall. Ich würde also in jedem Fall für den Einstieg die Peloponnes empfehlen. Wild Zelten ist in vielen Gegenden wohl nicht optimal, da einfach zu gebirgig und zu steinig. Die ganze Westküste aber ist zB mit ihren Dünen und Wäldern vielleicht besser geeignet. Wobei die Griechen jeden Winkel kennen und im Bewußtsein haben und allzu freies urlauben keinesfalls goutieren.

Quellen/Brunnen am Straßenrand gibt es so wie meinetwegen im nördlicheren Europa nicht, man ist auf die Plastikflaschenversorgung angewiesen, obwohl man flächendeckend auch Leitungswasser nehmen kann. 1,5 l kosten aber im SuMa ab 19 Cent.

Die Straßen sind zu einem sehr hohen Anteil asphaltiert (klar eigentlich, wo das doch ein griechisches Wort ist: ásphaltos = sicher; asphalía = Versicherung). Nur ganz wenige Wege im Hochgebirge sind noch Piste. "Der" Grieche sieht im Erreichen des Motorisiert-Standards einen Meilenstein der Volksentwicklung und verabscheut Zustände, die an primitive Vorsintflutlichkeit der Jäger und Sammler erinnern. Jedes Töff signalisiert: ich bin nicht maximalbenachteiligt. Demzufolge sind asphaltierte Straßen auch wichtig. Ich kenne allerdings kaum Straßen (außer Autobahnen), auf denen Radfahren ein echtes Problem wären.

Ergänzung: auf der Peloponnes könnte das Leben in manchen Bereichen teurer sein als im hinterletzten Bergdorf des Epirus und: entscheidend: auch im Sommer ist das Wetter stabiler. Klare Aussage dazu.