Re: Auf der Raise Teil 4

von: veloträumer

Re: Auf der Raise Teil 4 - 08.11.18 12:51

In Antwort auf: iassu

Dann: [lehrstunde]: Peloponnes ist weiblich. Die Endung -es suggeriert ein Maskulinum, was nicht stimmt. Im Griechischen gibt es einige ausgesuchte Worte, die mit -os enden, hier also tatsächlich Pelopónnissos, zB auch Odós (Straße), die eben weiblich sind. Hier Nissos (Insel) und der Namengeber ist Pelops. [/lehrstunde]

Hallo Andreas,
die Lehrstunde nehme ich gerne an, inhaltlich mir alles neu. Allerdings hast du die Rechnung ohne den Wirt gemacht, die Sprache, in dem Fall die deutsche. Es ist nicht automatisch gegeben, dass das Geschlecht aus der Ursprungssprache auch in der transferierten, übersetzten Sprache das selbe ist. Sprache entzieht sich da immer wieder der Logik (der Rhein, aber die Elbe), bzw. es spielen historische Transformationsprozesse eine Rolle. Das Wort "Sonne" hat wohl mehrere Herkunftswörter, aber auch das lat. "sol", sprich zu heute "il sole" - männlich - oh, Wunder bei uns eine Dame wird: "die Sonne". Das mögen manchmal althergebrachte Übersetzungsfehler sein, aber auch andere mythologische Bedeutungen usw., sodass dem Objekt in der einen Kultur männliche Attribute, in der anderen weibliche zugedacht werden oder wurden.

Im Falle Peleponnes ist es dann wohl ein Doppelstrategie, neben dem üblichen Sprachgebrauch "der Peloponnes" noch eine fachsprachliche Variante "die Peloponnes" zuzulassen, wohl dem von dir geschilderten Hintergrund zur Folge, eher ein Zuckerle für die Experten. Falsch wird dadurch das "der" aber nicht - Sprache kann nicht falsch sein, sie kann nur gebräuchlich sein oder weniger gebräuchlich usw. und beruht eben nicht (immer) auf Logik (wohl häufig doch), sondern grundsätzlich auf Konventionen eines jeden Sprachraums. So kennen wir ja auch das dritte, sächlische Geschlacht "das", in anderen Sprachen eine sehr seltene Erscheinung. Andere Sprachen sind geschlechtsneutral wie das Angelsächsische und das besagte Landpartikel heißt dann eben dort auch schlicht "the Peloponnese". (So zu sehen, dass auch die Transkription, die Schreibweisen sich verändern - ein ebenfalls weites Feld von Tretminen.)

Mich erinnert der Fall etwas an "Bossa Nova", gemeinhin nach deutscher Sprachkonvention (Duden) "der Bossa Nova", mit lateinischen Sprachkenntnissen würde man meinen "die Bossa Nova", wie auch gerne der deutsche Jazztrompeter Till Brönner meint. Die schlichte Sprachkenntnis des Portugiesischen führt auch dort nicht weiter, denn mit "der Bossa Nova" hebt man eine besondere Epoche, einen über die Grenzen Brasiliens hinaus bekannten Stil (und Lebensgefühl ähnlich dem Rock'n'Roll) hervor gegenüber irgendeiner "neuen Wellen" (Moden, Trends), die leicht wieder vergehen. Es gibt also vielleicht eine bossa nova, wie man gerade am Strand von Rio rumläuft, aber es gibt den Bossa Nova dann im Strandbistro zu hören.