Re: Alpes Occidentales „PACA“

von: veloträumer

Re: Alpes Occidentales „PACA“ - 14.11.18 20:47

PACA-3 Basse Durance mit Gorges/Parc Naturel Régional du Verdon

Mittagszeit, kleine Wellen schlagen an die Steinkanten, das Prickeln des gestauten Verdonwasser auf der nackten Haut – hier am Lac d’Esparron zum Eintauchen smaragdfarben schön. So oft er von hohen Mauern in seinem Lauf auch aufgehalten wird – quasi zur kräuselnder Stille seiner Schluchtenwinde gezwungen wird – so wenig lässt der Verdon sich bis in seinen Unterlauf die belebende Alpenfrische nehmen, die er weit oben vom Col d’Allos herunterträgt. Vor den Augen quellen die Genüsse vom geschmacksintensiven Markt in Greoux-les-Bains noch einmal auf – ein Farbenmeer der Gaumen- und Nasensinne. Eine Spezialität der Region ist ein gemischter Ziegen-/Kuhmilchkäse, der in braungegilbte Weinblätter eingewickelt wird, von herb-herzhafter Cremigkeit gezeichnet.



Do 22.6. Pont de Manosque - Gréoux-les-Bains - Camping Naturiste Verdon-Provence (600 m)
23 km | 485 Hm | 2:02 h | 11,0 km/h

AE: C Naturiste Verdon-Provence: Salade Chèvre Chaud, Hähnchenspieß, Pommes, Gemüse, Salat, Eisbecher Le Gourmand, RoséW, Cafe 36,50 €
Ü: C (dito) 10 €

Fr 23.6. Camping Naturiste Verdon-Provence - Esparron-de-Verdon - Albiosc - (547 m) - Quinson - St-Laurent-du-Verdon - Montpezat - Barrage de Ste-Croix - (Ste-Croix-du-Verdon) - (642 m) - Riez - (680 m) - Moustiers-Ste-Marie
69 km | 1175 Hm | 5:41 h | 12,1 km/h

AE: R La Bonne Auberge: Ente m. Lavendelhonigsauce, Pommes, Salat, Gemüse, Erdbeerbecher, RoséW, Cafe 32,70 €
Ü: C Le Vieux Colombier 11 €

Esparron könnte man schon am Ende der Welt vermuten, nur wenige Besucher verirren sich trotz der traumhaften Wassersportmöglichkeiten dorthin. Eine Burg hier in Privatbesitz, Platanenallee weiter, leichte Hügel, mal Lavendel, mal Niederbuschwald. Kleinste Orte, mal ein Radler, bald dann wieder See bei St-Laurent. Man fährt eher neben dem See, nur leicht erhöht, Abzweige zu leicht erreichbaren Strandbuchten. Bis zum großen Lac de Sainte Croix brechen wieder Schluchten durch den Felsen, die umfahren werden müssen – zweimal kräftige Anstiege, Erlösung im Leuchtpuder aus Karibikblau des Seespiegels und Sonnengelb des Sandufers.

Nach der Brücke kontinuierlicher Anstieg, die Straße bleibt oberhalb des Ortes Ste-Croix, oben Aussicht mit Panoramatafel. Man muss sich entscheiden zwischen Höhenroute zur Uferseite oder etwas verkehrsreicher den Umweg über Riez. Diese Route wirkt zunächst etwas öde, tiefbraune Erde, aber auch Lavendel, dazwischen riesige Elektromasten. Die Szenerie entfacht mit den drohgebärdenen Wolken ein außergewöhnliches Lichtspiel, die geometrische Anordnung wird zu einem der großen Blickfänge der Reise. Diese Momente sind nicht berechenbar.



Riez präsentiert sich als lieblich anmutendes Zentrum zahlreicher kleiner Restaurants in Gassen und auf Terrassen. Man möchte bleiben und schlemmen. Ich nehme noch Kurs auf Moustiers-Ste-Marie. Ein Ort wie in den maghrebinischen Wüstengebirgen in den Felsen gehauen, kaum die Farbe der Gebäude von der Farbe des Felses zu unterscheiden. Campings auf fast allen Höhenebenen, weit oben lohnt, weil dann der Zugang zu Binnenmeile nicht weit. Die Zeit drängt, leckere Ente, zum Schluss das Desaster des geklauten Kameraakkus samt Ladegerät. Hotel und Restaurant haben die selbe Toilette, aber gehören nicht zusammen. Beide Betreiber sind sich offenbar nicht ganz grün – der Gast muss es auslöffeln.

Die Chance auf ein Ersatzladegerät war auf meiner Route zunächst mal recht gering. Die Besprechung in der Touristinfo in Palud ergab Sisteron oder Digne-les-Bains, wobei die Dame Sisteron eher ausschließen wollte. So rief ich in ein Fotogeschäft in Digne an, die mir versprachen ein funktionierendes Universalladegerät bereitzuhalten. Es kam dann doch noch etwas anders, konnte ich bereits in Sisteron ein solches Gerät erwerben – allerdings nicht im dort südlich gelegenen Elektronikmarkt, sondern im nördlich gelegenen Supermarkt. Das ergab sich dann erst beim zweiten Besuch von Sisteron und sorgte bis dahin für die sparsame Verwendung der Kamera, um mit den zwei restlichen zwei Akkus entsprechend lange durchzuhalten.

Sa 24.6. Moustiers-Ste-Marie - Col de l'Olivier (711 m) - Col d'Ayen (1052 m) - La Palud-s-Verdon - Chalet Martel - Pas de l'Aubac (1330 m)/Point Sublime - La Palud - Col de la Croix de Châteauneuf (1042 m) - Col des Abbesses (1286 m) - Les Louches - Col de la Cabane (1342 m) - Col de St-Juris (1318 m) - St-Juris - Estoublon
90 km | 1955 Hm | 8:40 h | 10,4 km/h

AE: Musikfest Estoublon: Salat, Nudeln m. Gulasch, Apfelkuchen, Bier, Cafe 20 €
Ü: C frei

Für den aufregend am Fels aufsteigenden Ort Moustiers-Ste-Marie war das schon ein schlechter Beginn, die Motive hier vielfältig in atemberaubenden Perspektiven. Die Verdonschlucht erklimmt man quasi wie durch eine Pforte, wo sich noch letzte Panoramablicke auf das weite Blau des Ste-Croix-Sees ergeben. Die aufregendsten Felsgestalten finden sich gleich zu Beginn, fortan wandert die Schlucht eher immer wieder aus dem Auge des Radlers, bis man ganz abgewandt eine aufsteigende Wiesenebene nach Palud erklimmt. Von dem Globetrottertreff mit Späthippie-Wanderern und Cabrioaufschneidern sorgt dann die Rundschleife für weitere eindrucksvolle Schluchteinblicke, insbesondere mit den Felsenwänden der Gegenseite. Dazu taucht man zunächst weit ab und erklimmt die höchste Höhe der gesamten Nordroute, die Steigungen dabei auch die kräftigsten. Beachten sollte man, dass es für Teile der Rundschleife einen Einbahnverkehr gibt, d.h. die Runde regulär nur im Uhrzeigersinn gefahren werden kann. Wegen der Aussicht ist jedoch eine Fahrt am rechten Straßenrand und damit die entgegengesetzte Richtung sinnvoller. Als Radfahrer ist das auch grundsätzlich möglich, weil die Einbahnpassage nicht allzu schmal ist. Risiko und denkbare Sanktionierung musss jeder selbst abwägen – ich sehe hier aber keine Probleme. Wählt man die Richtung entgegen dem Uhrzeigersinn, beginnt die Einbahnpassage bei einem Ausflugslokal, das große Aussicht bietet.



Mit dem Col de la Croix de Châteauneuf eröffnet sich eine veränderte Forstsetzung mit einer Nebenschlucht, die mit mehr Vegetation belebt ist, sodass man auch Pinienhaine, Bergwiesen und Buschwerke durchfährt. Nach der Passhöhe taucht man tief und steil ab um dann bei ebenso heftigen Neigungswerten zur Straße der Gegenseite aufzusteigen. Bis zum Weiler Les Chauvets mit kleiner Kapelle ist die Strecke asphaltiert, danach folgt man einer weitgehend gut fahrbaren Piste über den Col des Abbesses. Danach ergeben sich zwei Möglichkeiten zum Kiesbettfluss Asse mit dem Örtchen Estoublon vorzustoßen, via Majastres oder über St-Jurs, so ich diesen letzteren Weg gewählt habe. Die Route führt zunächst durch dichteren Wald, lockert mit der ersten Passhöhe auf, in der Ferne erahnt man die Furche der Trévans-Schlucht. Für die Abfahrt muss man teils recht lose schottrige Passagen bewältigen, die obersten Asphaltteile weisen ein sehr starkes Gefälle auf, sodass ich die Umkehrung der Route weniger empfehlen würde.

Estoublon liefert zwar eine Basisversorgung, den angeblich vorhandene Camping à la ferme kann ich nicht finden. Die einzig denkbare Gaststätte, kein reguläres Restaurant, bietet allerdings keine Gerichte an, weil ein Fest mit Nachwuchsbands stattfindet. Dafür gibt es ein Outdoor-Menü auf Plastiktellern, das noch hinter den musikalischen Darbietungen deutlich zurückbleibt. Obwohl eine touristisch entlegene Region, treffe ich ausgerechnet auf den Bänken des Festes auf eine Schweizer Ehepaar, die hier seit Jahren wiederkehren.

So 25.6. Estoublon - Trévans/Gorges de Trévans (kurze Wanderung) - Estoublon - Bras-d'Asse - St-Jeanet - Col d'Espinouse (838 m) - Les Ragots - Malijai - Les Mees - Peyruis - dev. D12 - Forcalquier - Les Mourres - Fontienne (726 m) - St-Etienne-les-Orgues
82 km | 1130 Hm | 6:13 h | 13,1 km/h

AE: Ritchie Pizza: Pizza Corse, Tiramisu, RoséW 21 €
Ü: C frei (WoMo-Stellplatz ohne Infrastruktur)

Die Gorges de Trévans erreicht man über eine Stichstraße zu dem exponiert gelegenen Ort Trévans. Noch unterhalb des Ortes befindet sich ein Parkplatz, von dem aus man auch per Fahrrad nur noch wenig weiterkommt. Die Schlucht wird durch große Blocksteine und eine große Gumpe gleich zu Anfang quasi abgeschlossen und lässt sich weiter aufwärts nur erwandern, teils unter überhängenden Felsen hindurch. Ich nehme hier nur einen Teil unter den Fuß, der aber wohl schon die eindrucksvollsten Passagen beschreibt.



Es warten schon weiter stille Winkel in Bras-d’Asse, Lavendel am Col d’Espinousse, Flussbettinseln im Unterlauf der Bléone und – Les Mées. Les Mées? Eine hässlicher Supermarché, ein paar mittelprächtiger Häuser, aber eine Felsnadelwand in einmaliger Konstellation. Man könnte auch meinen, dass hier die Ausgabestelle für Hinkelsteine ist und Obelix jederzeit um die Ecke schaut. Man hat Mühe, die eigentümliche Felsparade abzulichten. Im Ort stellen sich die Felsen steil hinter den Häusern auf und der hässliche Supermarché erhält eine ganze neue Deutung mit dieser Kulisse.

Es folgen weitere Felskuriositäten. Die Rocher des Mourrés bezeichnen kuriose Ansammlung von natürlich geformten Felsskulpturen – Köpfe, Brücken, Löcher, Tulpen – wenn man die Fantasie spielen lässt. Das Steinfeld befindet sich zwischen Forcalquier und St-Etiènne-les-Orgues. Da darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass Forcalquier ein pittoreskes Kleinod am nordöstlichen Luberon-Ausgang markiert – ein Hügelort mit wiederum kleinen Gässchen und einladenden Plätzen um zu schlemmen und anzustoßen das Wiedersehen oder dem erneuten Abschied vom Luberon. Das hatte ich zu leicht ausgeschlagen der wenigen Kilometer mehr an den Rand der Montagne de Lure, dem entschleunigten St-Étienne-les-Orgues. Etwas zu entschleunigt, fehlt ein reguläres Restaurant, bleibt eine etwas seltsame Pizza-Gaststätte. Camping gibt es eigentlich nicht, aber ein Wohnmobilstellplatz.

Bildergalerie PACA-3 (86 Bilder):



Fortsetzung folgt