Re: Von Flensburg nach Oberstdorf längs durch Dt.

von: veloträumer

Re: Von Flensburg nach Oberstdorf längs durch Dt. - 28.01.19 18:52

Ich gratuliere zu einer abwechlungsreich gewählten Route, und anke für den Berichjt!
Vieles zeigt ja Schnittmengen zu verschiedenster meiner Kurzreisen, sogar dort, wo ich eher selten war, wie ganz im Norden (Elbmarschen) oder in der Mitte Deutschlands (Hessen, Main, auf Tour zum Forumstreffen Bielefeld zahlreiche Schnittpunkte), oder schon noch mehr im Bereich meiner fast lokalen Regionaltouren (Murrhardt & Co.), Albtäler oder gerne auch immer rundum das Iller-Allgäu. Ein paar Aufschnapper:

Häuser Nord/Süd: Ja, man empfindet oft Bauweisen woanders als reizvoller als daheim. Ist aber wohl nicht der einzige Grund. Hier im Süden gefallen mir gute Fachwerke auch, meist schöner sind sie schlicht noch im Elsass, die Tradition wird dort auch mehr in der Fläche gepflegt und gefördert. Das ist also nicht breitengradabhängig. Die Rieddächer im Norden oder Klinkerhäuser machen auch für mich was her, wirken eben immer "nordisch" - Weite, Marschen, Meer - weckt Sehnsüchte. In Allgäu und Oberbayern sind es auch schon mal häufiger die Präsenzbauten wie etwa Kirchen, die den Reiz ausmachen, die Wohnhäuser selbst seltener kusntvoll gebaut wie es scheint und geglaubt wird. Nimmt dann mit der höheren Bergwelt eher wieder zu.

Was aber auch wohl eine Rolle spielt, sagte mir eine Regensburgerin bei meinem Besuch in Stade: Dort im Norden wird mehr einheitlich gebaut, der regionale Stil bewahrt. Im Süden (also Südostbayern) wird auf dem Lande bunt gewürfelt gebaut, mal protzige Toskana-Villa, dann wieder bayerisches Landhaus oder ein Fertighaus aus dem Karton. Das ist sicherlich nicht überall so, kann man ich aber gut nachvollziehen, nicht nur für Bayern, auch für BaWü oder das Rheinland meiner alten Heimat in der Kölner Bucht. Da ist es sicherlich nochmal schlimmer als im ländlichen Bayern, so weiß ich das zu sagen.

Ein italienischer Gastwirt hier in der nahen Stromberg-/Kraichgau-Region sagte mir mal bzgl. Hausbau und Gartenanlagen, dass der Stil verloren gegangen ist, die Leute wollen immer mehr Hypes nachlaufen, man verleugnet die regionalen Baustoffe und Bauweisen, es bleibt nicht mehr konsistent zur Landschaft und dem dörflichen Gepräge. Die Baumärkte werden gestürmt, um japanische Bambussträucher oder toskanischen Marmor zu verbauen. Das passt dann nicht auf der Alb oder im Odenwald. Die Gefahr wird den Norden auch bedrohen, wenn sich z.B. in Sylt Einheimische keine Rieddachhäuser mehr leisten können, ein Geldelite die Preise für Haus und Boden aus der Balance wirft in Heimathäusern eher Kultobjekte sieht. Weites Diskussionsfeld sicherlich, nicht ohne politischen Sprengstoff.

Große/Kleine Lauter: Das ist eigentlich nicht die Alternative, weil kleine Lauter eigentlich nur ein feuchtes Waldtal und bald auch schon Schluss ohne mehrere Dörfer usw. Die Altenative ist eigentlich eher das Schmiech-Tal, auch schon deswegen, weil du nach Befahren des ehemaligen Münsinger Truppenübungsplatzes entweder westrum Große Lauter erreichst oder ostrum Schmiechtal. Das Schmiechtal ist auch nochmal kürzer und mit nicht vergleichbar vielen Siedlungen, aber wäre ein gutes Alternativstück, wenn man das Blautal noch anfügen würde. Ich war übrigens letztes Jahr auf Kurzreisen sowohl im Großen Lautertal als auch im Schmiechtal unterwegs, an der Lauter aber eher oben mit dem Gestüt usw. Hat mir auch sehr gefallen, dass ich nochmal dahin ausrücken möchte.

Iller: Solte man nicht dran kleben bleiben. Die Umgebung bietet ungemein mehr Eindrücke, gerade südwärts ab Memmingen oder Kempten. Es wird natürlich leicht schnell deutlich hügeliger als in der Flussaue.