Re: Alpen, Haute-Provence, Okzitanien, Katalonien

von: Tom72

Re: Alpen, Haute-Provence, Okzitanien, Katalonien - 03.02.19 17:12

12. Tag (18.07.2018), Malaucène – Tarascon
Strecke: 92 km
Höhenmeter: 430


Hier in Malaucène endet die bislang festgelegte Routenplanung. Ich muss also nun eine grundsätzliche Entscheidung treffen, in welche Richtung es jetzt weitergeht. Eine Idee, von der ich aus Erfahrung weiß, dass sie einiges Potenzial hat, wäre Richtung Westen, über die Rhone, und dann weiter ins Zentralmassiv, wobei sich zunächst die Ardèche-Schlucht anbieten würde. Dann vielleicht ein weiteres Mal in die schon zweimal bereisten Cevennen. So bin ich vor sechs Jahren nach der Mont-Ventoux-Überquerung weitergefahren. Oder ich bleibe noch weiter in der (Haute-)Provence und orientiere mich Richtung Osten oder Südosten, vielleicht auch wieder in die Alpen hinein. Ich entscheide mich schließlich jedoch dazu, erstmal auf ziemlich direktem Wege das Mittelmeer anzusteuern, da ich auf meinen Radreisen die Abwechslung liebe und nach den Bergen der bisherigen Tour mir der Sinn nach Strand steht. Von der Küste aus gibt es dann vielfache Möglichkeiten, z. B. ins Zentralmassiv (Cevennen) hochzufahren. Ziel ist also zunächst die Camargue, die ich im Gegensatz zu den Mittelmeerküsten-Abschnitten östlich von Marseille und im Westen zwischen Agde und der Costa Brava noch nicht kenne und die man vielleicht auch mal gesehen haben sollte. Der Küstenort Saintes-Maries-de-la-Mer hat mich neugierig gemacht, es gibt hier auch Campingplätze. Anhand meiner Michelin-Karten stelle ich mir also eine Route zusammen, die mich in zwei Tagen mit Übernachtung in Tarascon nach Saintes-Maries führen wird.

Weiterhin kann ich wegen des Kameradefekts leider nur mit dem Smartphone fotografieren.

Zum Auftakt der heutigen Etappe wähle ich für die Fahrt Richtung Carpentras ein kleines Sträßchen (D 90), das sich auf der Michelin-Karte mit grüner Markierung, die bekanntlich sehenswerte Streckenabschnitte kennzeichnet, durch die Landschaft schlängelt. Eine gute Wahl, die Straße ist kaum befahren und führt mich zunächst durch einige Serpentinen auf den Col de la Chaine.





Weiter führt die D 90 verkehrsarm und landschaftlich reizvoll durch die Dörfer Suzette, Lafare und Baumes-de-Venise.







Ab Aubignan führt mich die D 7 nach Carpentras.



In Carpentras sehe ich mich etwas um, esse zu Mittag und begebe mich dann zum Bahnhof an der hier endenden Nebenstrecke. Nicht, um einen Zug zu nehmen, sondern um am Bahnschalter meine Fahrkarte für die Rückfahrt in gut anderthalb Wochen zu besorgen. Zwar steht das Ziel noch in keiner Weise fest, aber wegen der Reservierungspflicht im französischen Fernverkehr will ich auf Nummer sicher gehen. Ich kaufe mir ein Ticket für den TGV Marseille-Frankfurt für den letzten Urlaubstag, somit habe ich die Möglichkeit, in Marseille, Aix-en-Provence, Avignon oder auch noch weiter nördlich einzusteigen, sei es, dass ich die Tour an einem dieser Orte beende, sei es, dass ich mit reservierungsfreien Regionalzügen vom Endpunkt der Reise dorthin gelange. Aber dass ich trotz der nach wie vor noch nicht fest geplanten weiteren Reiseroute am Ende diese TGV-Verbindung für die Rückfahrt von Südfrankreich nach Deutschland nutzen werde, steht im Grunde fest, insoweit kann und sollte ich mich nun auch schonmal festlegen.

Bis Avignon geht es nun nur darum, zügig vorwärtszukommen, ich fahre über Monteux und Saint-Saturnin-les-Avignon über verkehrsreiche Hauptstraßen (D 31 und D 28).

In Avignon bin ich schon vor über 20 Jahren (ohne Fahrrad) gewesen und hatte mir den Papstpalast angesehen, außerdem bin ich vor zehn Jahren auf meiner ersten Frankreich-Radreise (Freiburg–Marseille) hier vorbeigekommen. In der Stadt findet gerade ein Kulturfestival statt, so dass die Menschen- und Touristenmassen das wohl im Sommer sowieso schon übliche Maß noch überschreiten. Danach steht mir gerade nicht der Sinn, so dass ich mich schnell zur Rhone begebe und mir die Stadt in Ruhe vom anderen Ufer aus ansehe. Möglicherweise habe ich am Ende der Reise ja ohnehin noch einen Aufenthalt in der Stadt mit Übernachtung im Rahmen der Bahn-Rückfahrt (so war es dann letztlich auch.)

Den Blick vom gegenüberliegenden Ufer auf Avignon mit dem Papstpalast und der berühmten kaputten Rhonebrücke (Pont St. Bénézet) mit (damals anderem) Rad im Vordergrund fotografiere ich nach nunmehr zehn Jahren ein zweites Mal.





Ich kann von dieser Stelle aus in der Ferne links über dem Ende der Pont St. Bénézet tatsächlich ganz klein den Gipfel des Mont Ventoux sehen; hierfür reicht allerdings die Smartphone-Kamera nicht aus. Zum wiederholten Male trauere ich meiner seit drei Tagen ihren Dienst versagenden „richtigen“ Kamera nach (nein, das kleine Weiße ganz links im Bild mit der Brücke sind Wolken…).

Parallel zur Rhone fahre ich auf der verkehrsreichen D 2 am rechten (westlichen) Ufer Richtung Süden, wechsle kurz vor Aramon auf das Ostufer



und erreiche über die angenehmere und schwächer befahrene D 35 nach weiteren 20 km Tarascon. Der schöne Campingplatz liegt am Rand des Stadtzentrums am Rhoneufer und direkt neben der Burg (hier ein Foto vom nächsten Morgen).



13. Tag (19.07.2018), Tarascon – Saintes-Maries-de-la-Mer
Strecke: 60 km
Höhenmeter: 39


Die heutige Etappe ist im Gegensatz zu den bisherigen praktisch völlig flach und wird mich in die Camargue und bei Saintes-Maries-de-la-Mer ans Mittelmeer führen. Nachdem ich das Zelt abgebaut und gepackt habe, besichtige aber erstmal die Burg, die sich über dem Rhoneufer direkt neben dem Campingplatz erhebt.

Das Château de Tarascon ist eine mittelalterliche Burg wie aus dem Bilderbuch. Ich habe aber leider viel zu wenig Zeit, die Besichtigung der zahlreichen Räume mit verschiedensten historischen Exponaten entsprechend dem Programm des Audioguides gründlich „abzuarbeiten“. Von oben bietet sich ein herrlicher Blick auf die Altstadt von Tarascon





und über die Rhone auf die Stadt Beaucaire am gegenüberliegenden Ufer, über der sich ebenfalls eine mittelalterliche Burg erhebt.





Von Tarascon gelange ich über die D 35, ein Sträßchen, das eher den Charakter eines asphaltierten Feldwegs als einer Landstraße hat, und fast ohne Kfz-Verkehr südwärts mit etwas Abstand zur parallel verlaufenden Rhone nach Arles. Erstmals auf der Reise fahre ich durch eine völlig ebene Landschaft. So sehr ich auch das Fahren in gebirgigen Landschaften liebe, schätze ich auch die Abwechslung und genieße den deutlichen Kontrast zu den bisherigen Etappen.





In Arles treffe ich wieder auf das Rhoneufer.



Daran, dass mir auf einer Urlaubsreise Mitte der 90er-Jahre mit dem Auto selbiges in Arles aufgebrochen wurde, denke ich nur kurz. Es ist nicht ganz leicht, zur Mittagszeit angesichts der Scharen von Touristen, die die Altstadt bevölkern, vor einem der zahlreichen Restaurants einen freien Tisch zu ergattern. Nach einem ordentlichen Mittagessen schaue ich mir, aus Zeitgründen allerdings nur von außen, das um 100 n. Chr. errichtete römische Amphitheater, die Hauptsehenswürdigkeit von Arles, an.







Südlich von Arles beginnt die Camargue, die ich nun auf deren Hauptverkehrsachse, der D 570, durchquere. Bis zu meinem Ziel Saintes-Maries-de-la-Mer fahre ich etwa 40 km durch die flache Landschaft, das ist recht eintönig und auch landschaftlich nicht allzu reizvoll. Das wundert mich, gilt doch die Camargue als sehenswert… Nachdem sich etwa 10 km vor Saintes-Maries die Möglichkleit bietet, von der Hauptstraße auf ein kleines Nebensträßchen zu wechseln (D 85 A), wird die Strecke interessanter in ihrem Verlauf durch die Sumpflandschaft, vorbei an Lagunen. Die typischen Flamingos bekomme ich heute noch nicht zu sehen, und auch nur einmal am nächsten Tag, zu weit entfernt zum Fotografieren.



Ich erreiche Saintes-Maries-de-la-Mer und bin am Mittelmeer angekommen.



Natürlich geht es hier Mitte Juli alles andere als beschaulich zu, das konnte ich aufgrund meiner Erfahrung von mehreren Radreisen an den französischen Küsten auch gar nicht anders erwarten. Mal sehen, wie lange ich am Meer bleiben werde, meine aktuelle Planung sieht vor, jedenfalls noch bis Sète der Küste zu folgen.

Westlich des Ortes, direkt an der Mündung des westlichen und kleineren der beiden Mündungsarmee der Rhone (Petit Rhône), liegt der Campingplatz „le Clos du Rhône“. Natürlich sind die Campingplätze an der Küste, erst recht zur Hauptsaison, erheblich, um nicht zu sagen um Größenordnungen teurer als selbst in touristisch nachgefragten Regionen im Landesinnern. Ich meine mich bei diesem an einen Preis von etwa 25 oder 30 € zu erinnern (nur für mich mit Zelt, mit Kfz werden dann noch ganz andere Preise fällig), aber auch damit war zu rechnen. Nach dem Zeltaufbau kann ich noch am direkt vom Campingplatz aus zugänglichen Strand ein Bad im Meer genießen. Der Campingplatz hat auch ein Restaurant, und dort findet heute ein spanischer Abend statt; es gibt Live-Flamencomusik, und eine riesigen Paella-Pfanne ist aufgebaut. Die Paella ist auch wirklich sehr lecker. Ein sehr schöner Tagesausklang.

14. Tag (20.07.2018), Saintes-Maries-de-la-Mer – Le Grau-du-Roi
Strecke: 48 km
Höhenmeter: 36


Heute ist eine eher bescheidene Etappe vorgesehen; Ziel für heute ist der Küstenort le Grau-du-Roi am westlichen Rand der Camargue, genauer der südlich des Ortes gelegene weitläufige Sandstrand L’Espiguette, wo es auch Campingplätze gibt und der mir recht vielversprechend erscheint.

Zunächst fahre ich in die andere Richtung, zurück ins Zentrum von Saintes-Maries-de-la-Mer. Die hübsche Altstadt ist natürlich ziemlich überlaufen, und ich sehe mich nur kurz um. Es gibt auch eine Stierkampfarena. Allerdings ist der Begriff „Stierkampf“ für die in der Region praktizierte Spielart, die Course camarguaise, wohl nicht ganz zutreffend. Während es anderswo in Südfrankreich tatsächlich Stierkämpfe nach Art der spanischen Corrida gibt, bei denen die Stiere getötet werden (soweit ich weiß auch in der Arena von Arles), geht es bei der Course camarguaise ganz unblutig darum, dass die Stierkämpfer, Raseteure genannt, versuchen, zwischen den Hörnern des Stiers befestigte Kokarden herunterzuholen.



Vor der Arena wurde einem um 1950 beim Publikum besonders beliebten Cocardier, wie die „Kampfstiere“ in der Camargue genannt werden, namens Vovo ein Denkmal errichtet, das ihn dramatisch in Szene setzt, wie er den hölzernen Schutzzaun durchbricht, hinter den sich die Raseteure mit einem Sprung retten, wenn die Tiere sie angreifen. Ich hätte mir eine solche Veranstaltung schon gerne einmal angesehen, aber heute und morgen findet hier keine statt.

In der Wehrkirche Église de Notre-Dame-de-la-Mer wird eine schwarze Madonna, Sara la noire, verehrt. Rückblickend bedaure ich, die Kirche nicht besichtigt zu haben, man hat von oben sicher einen tollen Blick über die Camargue.



Ich verlasse Saintes-Maries Richtung Westen, komme noch einmal an meinem Campingplatz vorbei und fahre auf der D 38, einem kleinen Sträßchen fast ohne Verkehr, durch die Camargue-Landschaft. Die Verkehrsströme von und nach Saintes-Maries verlaufen nämlich woanders, über die D 570. Auf einer kleinen Fähre überquere ich den westlichen Rhone-Mündungsarm (Petit Rhône), die Überfahrt ist gratis. Ich genehmige mir eine kurze Einkehr auf der Terrasse eines kleinen Restaurants am Fähranleger und beobachte eine Gruppe von Reitern, die sich und ihren Pferden hier ebenfalls eine Rast gönnen. Die Camargue ist bekannt für eine hier gezüchtete Pferderasse, eben das Camargue-Pferd, und abseits der Hauptstraßen sieht man häufig Reiter. Wanderungen zu Pferd scheinen hier auch eine beliebte Touristenattraktion zu sein. Die Reiter brechen auf und setzen ans andere Ufer über; sie bekommen Vorrang und dürfen ihre Pferde vor den wartenden Autos auf die Fähre führen. Die Tiere scheinen diese Art des Transports gewöhnt zu sein.





Weiter führt mich ein weiteres winziges Sträßchen (D 85) ruhig und einsam durch die Camargue.



Schließlich stößt sie auf die D 58, Teil der Hauptverkehrsverbindung zwischen Arles und Aigues-Mortes. Mit der Idylle ist es erstmal vorbei. Kurz vor Aigues-Mortes überquere ich den Canal du Rhône à Sète. Am Kanalufer erhebt sich die Tour de Constance, der größte Wehrturm der vollständig erhaltenen Stadtbefestigung, die die mittelalterliche Altstadt von Aigues-Mortes mit einer Länge von gut anderthalb Kilometern umschließt.



Ich nehme mir die Zeit für eine ausführliche Besichtigung. Man kann auf dem Wehrgang der Stadtmauer die gesamte Altstadt umrunden, eine Möglichkeit, die ich gerne wahrnehme; es sind, wie gesagt, gut anderthalb Kilometer. Es bieten sich in alle Richtungen herrliche Ausblicke über die mittelalterliche Stadt, die weite, flache Landschaft und die Lagunen, die die Stadt vom Meer trennen.



Die imposante Stadtbefestigung spiegelt die Bedeutung wieder, die Aigues-Mortes im Mittelalter hatte. Es war im 13. Jahrhundert der erste Mittelmeerhafen auf französischem Gebiet, nachdem die französischen Könige vorher keinen Zugang zum Mittelmeer auf eigenem Gebiet hatten.

In den Lagunen wird in großem Stil Salz gewonnen. Die Salzberge kann man rechts im Bild erkennen. Das Wasser der Salinen ist rötlich gefärbt, was an einer dort lebenden Bakterienart liegt. Hier entsteht das edle Meersalz Fleur de Sel.

In die andere Richtung fällt der Blick von der Stadtbefestigung auf den schnurgeraden Canal du Rhône à Sète. Nach meinen Informationen verlaufen entlang des Kanals Wege, die man wohl auch mit dem Rad befahren kann, wie man das auch sonst von zahlreichen Kanälen in Frankreich kennt. Ich hätte ihn aufgrund seines Verlaufs (er beginnt in Beaucaire an der Rhone gegenüber von Arles und geht in Sète in den Canal du Midi über) vielleicht gut in meine Reiseroute einbauen können, aber ich bin skeptisch ob der Wegbeschaffenheit; mit Asphalt ist wohl eher nicht zu rechnen (Recherchen hier im Forum nach der Reise bestätigen das).



Aber es gibt einen asphaltierten Radweg entlang des Kanals, der in Aigues-Mortes vom Canal du Rhône à Sète abzweigt und in Le Grau-du-Roi ins Meer mündet. Auf diesem Weg erreiche ich Le Grau-du-Roi bequem nach acht Kilometern. Hier sehe ich auch die Flamingos, für die die Camargue auch bekannt ist, aber leider nur in der Ferne, zu weit weg zum Fototgrafieren.



Le Grau-du-Roi ist ein bedeutender Fischereihafen, und an den Kais des hier ins Meer mündenden Kanals reihen sich Fischerboote und Fischrestaurants. Ich bekomme Appetit. Somit ist schonmal klar, wohin ich heute zum Abendessen muss.



Zunächst sind es aber noch einige Kilometer zum südlich der Stadt gelegenen Sandstrand L’Espiguette. Von den mehreren Campingplätzen wähle ich den Camping Espiguette, da er einen direkten Zugang zum Strand hat. Natürlich ist er, wie auch schon der Platz in Saintes-Maries und generell die Campingplätze an der Mittelmeerküste zur Hauptsaison, teuer. Er ist sehr gut ausgelastet, sehr weitläufig und verfügt über mehrere Restaurants, Bars und Geschäfte. Idylle sieht anders aus. Angesichts der langen Wege auf dem riesigen Gelände bin ich froh, ein Fahrrad zu haben. Aber ich kann nach dem Zeltaufbau direkt vom Campingplatz an den endlos erscheinenden Sandstrand gelangen (das Bild ist am nächsten Vormittag entstanden).



Der Sandstrand ist mehrere hundert Meter breit, ich marschiere nur zügig zum Meer und wieder zurück, da es nun schon recht spät ist und ich trotz der auf dem Campingplatz reichlich vorhandenen gastronomischen Infrastruktur ja in einem Fischlokal im Stadtzentrum zu Abend essen will. Das sind nochmal etliche Kilometer hin und zurück. Aber es lohnt sich. Es ist schon fast dunkel, als ich mir vor einem Restaurant direkt am Kanal ein leckeres Fischgericht servieren lasse; es ist nicht einfach, einen freien Tisch zu ergattern. Was es war, weiß ich nicht mehr genau, aber ich glaube, es war eine Dorade. Recht spät am Abend bin ich wieder zurück auf dem Campingplatz, und kurz darauf fängt es überraschend an, heftig zu regnen. Ich gönne mir noch einen Absacker unter der Markise der auch zur späten Stunde und trotz des Regens noch recht belebten Bar des Campingplatzes. Der Regen dauert die ganze Nacht und hört am frühen Morgen auf.

15. Tag (21.07.2018), Le Grau-du-Roi – Frontignan
Strecke: 62 km
Höhenmeter: 120


Heute will ich entlang der Küste bis Sète fahren. Aber zunächst mache ich noch einen Strandspaziergang am weitläufigen Sandstrand, zu dem man vom Campingplatz aus einen direkten Zugang hat und wo ich auch schon gestern Abend kurz war. Le Grau-du-Roi liegt an einer Bucht, über die hinweg man in der Ferne die markanten Hochhäuser der Feriensiedlung La Grande-Motte sehen kann, durch die mich mein Weg heute führen wird.



Nach Zeltabbau und Packen geht es aber zunächst in die andere Richtung, nach Süden zum Ende der von Le Grau-du-Roi in die Dünenlandschaft der Pointe de l’Espiguette führenden Straße. Hier, wenige Kilometer abseits der Touristenströme und der riesigen Campingplätze, kann ich nochmal die typische Camargue-Landschaft genießen, deren westlichen Ausläufer der Strand von Espigette bildet. Es gibt keine Bebauung, und zwischen der hier in einem Parkplatz endenden Stichstraße und Saintes-Maries-de-la-Mer gibt es entlang der Küste keine Orte und keine Straße, nur Sandstrand und Dünen, weshalb ich auch gestern durchgehend mehrere Kilometer von der Küste entfernt unterwegs war.



Am weitläufigen Sandstrand esse ich in einer Strandbar (das einzige Gebäude weit und breit) zu Mittag.



Jetzt ist es schon recht spät. Ich fahre zurück nach Le Grau-du-Roi, wo ich gestern zu Abend gegessen habe.





Bis La Grande-Motte gibt es keine Straße und auch keinen Radweg direkt an der Küste, und die Fahrt über die Hauptstraße durch die unschönen Massentourismus-Siedlungen ist recht nervig. Die Landmarke von La Grande-Motte, einem der typischen, in den 60er-Jahren entstandenen Retorten-Ferienorte, ist der bekannte pyramidenförmige Hochhauskomplex, dem man immerhin eine interessante architektonische Gestaltung nicht absprechen kann.



Ich habe den restlichen Tag leider keine Bilder mehr gemacht, weil es nun schon später Nachmittag ist und ich noch möglichst weit kommen und mich daher möglichst wenig aufhalten möchte. Dass ich heute noch bis Sète komme, wird zunehmend unwahrscheinlich.

Von La Grande-Motte bis Carnon-Plage gibt es nun einen schönen Radweg, der nur durch die Dünen vom Sandstrand getrennt ist. Ich komme durch Palavas-les-Flots, wo ich die Küste verlassen muss, um die zwischen Montpellier und dem Meer gelegenen Étangs zu umfahren, da es hier entlang der Küste bis kurz vor Frontignan keine Straßen und Wege gibt. Auf separatem Radweg neben der Schnellstraße D 986 geht es zunächst Richtung Montpellier. Wäre es deutlich früher am Tag, hatte ich mir die Zeit für den Abstecher in die Stadt genommen, die ich noch nicht kenne und die ja offenbar sehr sehenswert ist. Aber es ist schon nach sechs, und ich müsste sonst die Etappe dort beenden. Ich möchte aber lieber irgendwo an der Küste übernachten. Also lasse ich das noch etwa 10 km entfernte Montpellier schweren Herzens rechts liegen und gelange auf nur mäßig befahrenen Straßen (D 116 und D 114) durch Villeneuve-les-Maguelone und Vic-la-Gardiole nach einem weiten Bogen um die Lagunen (Étang de l‘Arnel und Étang de Vic) landschaftlich durchaus nicht ohne Reiz wieder an die Küste. Als nächstes komme ich nach Frontignan bzw. genauer dessen Küstenort Frontignan-Plage. Nachdem mich hier ein Plattfuß weitere Zeit kostet, gebe ich den Plan, heute noch das nur noch etwa 10 km weiter gelegene Sète zu erreichen, auf und quartiere mich auf dem nächsten Campingplatz ein. Der erste, den ich ansteuere, ist komplett belegt, beim zweiten (Camping La Lagune) habe ich Glück. Er ist angenehm bescheiden dimensioniert, nicht so eine Riesenanlage wie die beiden vergangenen Tage. Zum Abendessen fahre ich noch in das einige Kilometer landeinwärts gelegene Zentrum von Frontignan.

Fortsetzung folgt...