Re: Tour de France: Pyrenäen - Auvergne - Jura

von: veloträumer

Re: Tour de France: Pyrenäen - Auvergne - Jura - 11.02.19 21:01

TdF-3 Pässemythos „Le Cols de Légende“, Welttheater der ergreifendsten Erdenschönheiten, exzellente Landgastküche: Die mittleren französischen Pyrenäen auf der großen Pässestraße mit Abstechern in die Vorpyrenäen und den Cirque de Gavernie

Do, 24.6. Bagnères-de-Luchon – Col de Peyresourde (1569 m) – Arreau – Lannemezan – Garaison – Ariès-Espénan (86 km)

Nebst einem Frühstückseinkauf brauche ich eine neue Lutfmatraze, ich habe schon ein paar Nächte auf der defekten zugebracht, die abends aufgeblasen zwei Stunden später die Luft verloren hat. Der Sport- und Trekkingladen öffnet etwas später, kann aber eine 6-Kammerluftmatraze erwerebn, sehr leicht und kompakt zu verstauen, die ideal als Schlafunterlage und weniger zum Baden geeignet ist. Zudem entdecke ich noch radfahrbezogene Postkarten mit Motiven der grands cols, also jener französischen Pyrenäen-Pässe, die der Tour de France seit Jahrzehnten den mythischen Nimbus der Tour der Leiden verleihen und die nunmehr mir bis zur nächsten Überfahrt nach Spanien bevorstehen.

Mehrere Rennradgruppen machen sich noch vor mir auf den Weg nach Westen. Gleich nach Luchon steigt die Straße an – grün bewaldet. Ich sehe aber nicht viel von der Landschaft, denn die Wolken vernebeln auch heute morgen Berge wie Täler. Die Luft ist tropisch dampfend, bereits die mäßigen Temperaturen lassen den Schweiß auf der Haut stehen. Ein Radreisepaar aus den Niederlanden mit gleichsam schwerem Gepäck fährt vor mir nach oben, ich fahre nach kurzer Konversation dann weiter voraus, weil sie bald doch deutlich zurückbleiben und eine Pause andenken. Der Anstieg ist ziemlich heftig und nicht ganz gleichmäßig. Kleine Orte am Rande bieten Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten, teils direkt an der Strecke oder aber auch an Stichstraßen, etwa in das attraktive Nebental zum Lac d’Oo. Der obere Teil nach der letzten Ortschaft verläuft zunächst auf einer Geraden, dann auf langgezogenen Serpentinen mit offenem Blick über die typisch grünen Weidebuckel. Zu mir stößt ein Wiener Radler vor. Er hat weniger Gepäck dabei und ist mit einem Kollegen unterwegs, der nachhängt. Wir fahren ein Stück gemeinsam, letztlich zieht er aber alleine bis zur Passhöhe von dannen. Dabei kann man sehr gut von unten den Abstand jederzeit sehen, ebenso den zum nachrückenden Wiener unter mir. Je nach Lage muss das bei der Tour der Profis triumpfierend oder demoralisierend sein, die Konkurrenz so offen beobachten zu können.

Auf dem Col de Peyresourde nebeln die Wolken noch dichter, sodass ich wenig Lust auf die Angebote der Gipfelgaststätte mit Crêpes und Kaffee verspüre. Mit den Österreichern und einem französischen Rennradler routiert das Passfoto-Karusell und wir schwingen uns nach unten. Die Straße ist zwar nicht die beste, trotzdem bleiben die Österreicher bei der Abfahrt deutlich zurück – nicht das erste Mal, dass auch bergauf stärkere Reiseradler bergab doch sehr vorsichtig agieren. Auch wenn ich kein Hasardeur bin, mag ich doch den Schwung mitnehmen, den die Schwerkraft hergibt, sofern Witterung und Lichtverhältnisse mir zusagen. Nun, wer viele Berge rauf gefahren ist, der ist auch irgendwie da wieder runtergekommen – so ganz unerfahren bin ich da ja nicht.

Es bleibt auch noch mittags in Arreau unangenehm kühl, fast kalt und sehr windig. Arreau ist ein charmantes und lebendiges Städtchen, das auch als Zwischenstation zu empfehlen ist. Die rheumatisch anmutende Witterung hält mich aber vom Gang über den gerade stattfindenden Markt mit einladenden Produkten ab. Die Route der grands cols verläuft gleich weiter zum nächsten Pass, dem Col d’Aspin. Ich strebe allerdings zunächst zu meinem geplanten Ruhetag in Ariès-Espenan bei Castelnau-Magnoac, was außerhalb der Hochpyrenäen liegt. Dazu geht es zunächst im Tal der Neste Richtung Norden. Nur wenige Kilometer nach Arreau überkommt mich eine große Müdigkeit gepaart mit Schüttelfrost. Ich ziehe mir die lange Hose über, esse etwas, versuche auf einer Bank zu dösen. Irgendwann fahre ich weiter, es wird wieder wärmer, dann aber reißt der Seilzug für meinen Kettenumwerfer bei Hèches. Ich kann nur noch auf dem kleinen Kranz fahren, entsprechend strampele ich in kleinen Gängen bei verminderter Geschwindigkeit mühsam Richtung Lannemezan. Dort finde ich in der Stadt gleich ein Radgeschäft mit Werkstatt. Schnell und freundlich bekomme ich meinen Schaden repariert und ernte noch jede Menge Lob für meine Tour. Der Händler wirft einen Blick auf meinen Etappenplan und lacht: „Und das soll Urlaub sein?!“ – Tja, etwas mehr schönes Wetter und schon hätte ich auch genügend Urlaubsgefühle – am Radfahren liegts nicht.

Lannemezan ist ein kleineres wirtschaftliches Zentrum für die Umgebung und verfügt über gute Einkaufsmöglichkeiten. Um den vielbefahrenen Straßen etwas zu entgehen, wähle ich die D 24, die nach der Abzweigung von der D 17 absolut ruhig auf etwas rauem Asphalt durch Wiesen-, Wald- und Weideland führt. In leichtem Auf und Ab mit der Tendenz nach unten passiere ich ein Kloster, kann mich an dem immer mehr auflockernden Himmel erfreuen und genieße das relaxte Radeln. Nach Monleon gibt es eine kurze Abfahrt, dann geht es zu dem ausgeschilderten Naturistencamp l’Eglantière.

L’Eglantière liegt im Tal der Gers, die das Camp sogar durchfließt. Das Camp hat ein Restaurant (Essen sollte allerdings vorangemeldet werden) und Swimming-Pool, auf Wegen durch Wald und über Hügel lässt sich vortrefflich entspannen, es herrscht eine ausgesprochen freundliche Atmosphäre. Die Campingfrau an der Rezeption kann nicht begreifen, dass ich bei der Tour de France nicht mitfahre. Dass da noch Welten zwischen Radtouristen und Rennradprofis liegen, kann ich ihr nicht überzeugend vermitteln. Weil alleine, bekomme ich auch noch ein Abendessen ohne Voranmeldung. Abends richtet sich die Aufmerksamkeit unvermeidlich auf die Fussball-EM im Fernsehen. Die stärkste Fraktion im Camp, die Holländer, muss schließlich der Engländer-Gruppe Trost spenden, als die englischen Kicker denen der Portugiesen unterlegen waren. Ich selbst finde mich zur Nacht unter Baum und Sternenzelt, neben Bambustöcken – ein Platz von tief wirkender Ruhe und Freiheit.

Fr, 25.6. Ariès-Espénan – Castelnau-Magnoac – Ariès-Espénan – Thermes-Magnoac – Castelnau-Magnoac – Ariès-Espénan (39 km)

Der Sinn und Zweck von Ruhetagen ist nicht allein das Ausspannen. Wesentlich ist auch die Möglichkeit, Wäsche zu waschen und diese dann auch trocken zu kriegen. Einzelne Teile wasche ich auch schon mal abends, um sie dann tagsüber – auf den Taschen hinten platziert – mit Hilfe des Fahrtwindes und der Sonne zu trocknen. Das ist aber nur begrenzt anwendbar und auch weniger für Kleinteile wie Socken geeignet. Nach dem Waschdienst also besuche ich das nahe gelegene Castelnau-Magnoac – auf einem Hügel mit kurzem knackigen Anstieg verbunden. Einkaufen tue ich aber in einem Verkaufsladen einer Kooperative für lokale und ökologische Produkte (an der Abzweigung von der D 929 zum Camp). Spezialitäten sind hier Gänse- und Entenprodukte, Käse, Weine und Vollkornbrote.

Es bleibt den ganzen Tag leicht bewölkt, immerhin bei angenehmen Temparaturen, bei denen man sich ganztags nackt bewegen kann. Erst nachmittags kommen ein paar Sonnenstrahlen durch. Abends möchte ich auswärtig essen, um gute lokale Küche zu genießen. Dafür fahre ich zunächst Richtung Boulogne-s-Gesse. Es geht jedoch derart heftig auf und ab, dass ich nach Blick über die Hügel bei Thermes-Magnoac das Unternehmen abbreche. Eine Rückfahrt mit vollem Magen mit dem Streckenprofil würde für mich zur Tortur. Das passt nicht zum Ruhetag. So fahre ich wieder nach Castelnau-Magnoac, wo ich im dortigen Hotel-Restaurant ein köstliches Menü bekomme, mit Muschelsuppe und Orangen-Ente, alles vorzüglich zubereitet – keine Gourmetküche, aber exzellente Landgastküche. Von hier aus ist dann das Zurückradeln durch die Nacht einfach, weil nur bergab oder eben. So gestärkt und nochmal vom mondleuchtenden nächtlichen Schleier verzaubert, fühle ich mich für weitere große Taten gerüstet.

Sa, 26.6. Ariès-Espénan – Arreau – Col d'Aspin (1489 m) – St-Marie-de-Campan – Col du Tourmalet (2115 m) – Luz-St-Saveur (108 km)

Von meinem Abstecher in die Vorpyrenäen kehre ich nun wieder in die Hochpyrenäen zurück. Um die Fahrt über die großen Tour-Pässe fortzusetzen, radele ich über die D 929 an Lannemezan vorbei bis nach Arreau zurück. Auf dem Weg nach Lannemezan liegt eine nicht unerhebliche Steigung. Auf der Strecke – nunmehr unter klarem Himmel – fällt der Blick auf das eindrucksvolle Panorama der Pyrenäenkette am Horizont. Immer näher rücken die Berge, das Gefühl auf die große Herausforderung wächst. Die mir schon bekannte Strecke zwischen Lannemezan und Arreau lässt sich leicht fahren, wenngleich die Sonne schon kräftig brennt und mich zu Pausen zwingt. Viele Rennradler sind heute unterwegs (Wochenende) und passieren mich für ähnliche Vorhaben, zweifellos um ein paar Kilo leichter.

Am Ortseingang von Arreau zweigt die Straße zum Col d’Aspin ab. Die Schleifen am Berg sind weithin sichbar. Ich lege zunächst eine längere Rast am Flussufer ein und hoffe auf die meist ab Mittag aufziehenden Wolken, wie in den Pyrenäen auch an schönen Tagen häufig üblich – zwar nicht wirklich die Sonne verdeckend, aber kleine Schattenintervalle bietend. Entgegen dem völlig offenen Geländeeindruck von unten ist die Straße durch alleenartige Baumreihen sogar teils leicht schattig. Trotz häufiger Verschnaufpausen fühle ich mich im oberen Teil wieder ziemlich fit. Zuvor überholte mich ein Profi-Fahrer, der sich direkt hinter der Stoßstange des Begleitautos hielt. Ich vermute eine Trainingsfahrt, bei der das Auto ein kontrolliertes Tempo vorgibt, das der Rennfahrer konstant einhalten soll.

Oben angekommen, treffe ich zunächst ein kanadisches Radreisepaar, die in Eile sind, noch weiterzukommen. Sie kreuzen fast ein ganzens Jahr mit Fahrrad durch Europa. – Chapeau! Gegenüber treffe ich ein holländisches Paar mit Auto vom Camp Eglantière wieder, sie machen einen Tagesausflug und sind verblüfft, dass ich Ähnliches mit dem Rad abfahre wie sie mit dem Auto. Die Passhöhe ist nicht nur voll von Ausflüglern (viele wandern auf die umliegenden Bergkuppen, der Ausblick ist aber schon vom Pass aus beeindruckend genug), sondern auch Kühe und Zigen blockieren den Verkehr. Eine groß gewachsene Ziege findet an meinen Fahrradtaschen gefallen. Sie sabbert an den Taschen, doch mehr noch – sie zieht und knabbert an den Schnüren und Reißverschlüssen! Nur mit Mühe kann ich den frechen Allesfresser abschütteln.

Nach rauschender Abfahrt fahre erreiche ich St-Marie-de-Campan, geradezu ein Magnet für menschliche „Bergziegen“. Hotels umwerben die Pedalritter, die alle nur eines hierhin treibt: den Tourmalet zu bezwingen. Radler laufen hin und her, treffen Absprachen über Handy-Rückholdienste von Freunden mit Auto, sogar ein Bus mit Radsportlern bezieht Position vor einem Hotel. Ich versorge mich noch kurz in einem kleinen Laden, wo ich die Kanadier wiedertreffe. Sie sind ebenfalls auf dem Weg zum Tourmalet, werden aber ein paar Kilometer weiter campieren, weil Ihnen die Nacht zu Nahe erscheint. Ich gebe vor noch über den Tourmalet fahren zu wollen. Wenn ich es nicht schaffen sollte, würde ich in la Mongie Station machen (dort gäbe es aber nur Hotels).

Direkt noch in St-Marie geht es bergan zum vielleicht legendärsten aller Tour-Pässe. Bereits der untere Teil fällt mir schwer und doch geht es stetig voran. Ich habe ungefähr vier Stunden, um den Pass zu erreichen und den steilsten Teil der Abfahrt noch bei Helligkeit hinunterzukommen. Da muss ich stetig kurbeln, längere Pausen sind nicht drin und allzu viele Verschnaufpäuschen kann ich mir auch nicht leisten. Die Frühabendsonne wirft schon lange Schatten, sorgt für ein angenehmes Fahrklima. Im mittleren Teil liegen sogar viele Schattenbereiche mit dunklem Nadelwald. Nach einigen Kilometern passiere ich die Straße oberhalb des letzten Campingplatzes an der Strecke. Ich entdecke die Kanadier, auch diese erkennen mich kurze Zeit später und winken mir zu. Es überkommen mich Zweifel, ob ich das Richtige tue indem ich weiterradle.

In einer Kurve gibt es Wasserkaskaden zu bewundern, zwei weitere Wasserfälle sind von der Straße aus ausgeschildert. Am zweiten überlege ich kurz eine Besichtigung, aber der Weg dorthin würde mein Zeitfenster endgültig zum Einsturz bringen. Also Banane und Trockenpflaumen rein und weiter. Ich schraube mich zwischen 8 und 11 % nach oben, endlos scheint mir der Weg zu dem weithin sichtbaren Lawinendach über der Straße – und dies ist keineswegs la Mongie, geschweige die Passhöhe selbst. Bedenklich oft muss ich anhalten. Nach der Passage mit dem Lawinendach brauche ich lange, bis ich mühsam wieder aufsteige. Die Zeit rennt mir davon. Von hier wandern die Blicke über das Tal herüber über die grünen unbewaldeten Hänge hinauf zum Pic du Midi de Bigorre, mit 2872 m der mächtigste Berg der französischen Pyrenäen. La Mongie, Talstation für die Seilbahn zu dem Gipfel, scheint nun greifbar. Aber die Steigung nimmt nicht ab.

La Mongie, endlich – aber wie entsetzlich hässlich ist dieser künstliche Skiort mit den Kasernenhotels mit einfallslosen Fassaden, ohne jeden Charme. Auch im Ort steigt die Straße ohne Unterbruch – ich sehne mich nach Ende, fühle mich schwach – ja unfähig weiterzufahren. Wasser und Bananen quellen auf, die Atmung blockiert. Ich bleibe stehen und schaue runter auf das trostlose Dorf, einige Leute vor nahezu allesamt geschlossenen Hotels und Restaurants sitzend. Undefinierbar, ob überhaupt ein Hotel auf hat. Fest steht: Hier lohnt keine Übernachtung. Fest steht: Nur wenn ich sofort das Rad wieder anschmeiße, schaffe ich noch den Pass bei Helligkeit. Ich quäle mich aufs Rad, die Luft ist dünn. Vorsichtig immer wieder kleine Schlucke trinken. Vier Kilometer bis zum Pass. Und mehr als 400 Höhenmeter. Pro Kilometer über 100 Meter aufwärts. Ich spüre, es geht – irgendwie. An weiteren Apartments vorbei. Irgendwo steht ein Paar auf einem Balkon, zeigt auf mich, den verrückten Sattelkämpfer. Dann – alles ist beschildert – noch drei Kilometer, noch 300 Höhenmeter. Schon von la Mongie an sieht man den Pass, weiß wo es hingeht, nein nicht weit, nur ein Radfahrer kann glauben, das ist unerreichbar. Dann sind es irgendwann 200 Höhenmeter, 100 Höhenmeter – ja, ich schaffe es!

Ca. 21 Uhr. Col du Tourmalet! 2115 Meter über dem Meeresspiegel! Längst nicht das Höchste in meiner Radlerkarriere – ja, nicht mal auf dieser Tour. Doch wie schwer war das jetzt?! Wie wechselhaft sind doch die Kräfte, mit denen ich mich Berge hochquäle. – Ein Rest von Abendsonne. Neben Caravans warten Genießer auf das tollste Abendrot bei Sonnenuntergang. Ich muss mich ein wenig übergeben – das Zeichen extremer körperlicher Anstrengung – erstmals erlebe ich das. – Direkt am Pass übermannt mich ein überlebensgroßer Rennfahrer in Metall gegossen. Hell schimmernd – überdeutlich der Blick auf das glänzende Hinterteil. Der Radfahrer als heroischer Astralkörper und erotische Kraftmaschine. Eine Tafel beschreibt den Mythos des Col du Tourmalet für die Tour de France. Ich erfahre, dass Octave Lapize 1910 als Erster im Rahmen der Tour den Tourmalet überquerte – auf einer Etappe von Luchon nach Bayonne mit 326 km – weit mehr als heute bei einer Tour gefahren wird. Er brauchte dafür schlappe 14 Stunden! – Und das mit den alten schaltungslosen Rennrädern, vielleicht noch ein Glas Wein auf dem Pass getrunken – welche Leistung! – Da wird man ganz klein und fühlt doch Größe, ein klein wenig des Ruhmes auch für sich beanspruchen zu können. In dieser Luft. Mit dieser Aussicht. Und doch wieder bist du klein. Die Berge so mächtig! Der Horizont so weit! – Du bist Mensch. – Egal wie groß du jetzt fühlst, du bleibst klein im Schoße der Natur. Die Natur ist das eigentliche Wunder. – Solche Gefühle kosten Tränen. Ja, sie machen glücklich. Und deswegen radle ich auf die hohen Berge. So ist’s!

Die Gaststätten haben mittlerweile geschlossen. Tagsüber wären hier Kolonnen von Radlern, jetzt bin ich ein einsamer Sieger. Dann geht es abwärts, im Dämmerlicht, gerade noch ausreichend für das rasende Abfahrtserlebnis. Die Glücksgefühle brechen heraus. Ich jubeliere, Schreie die Freude hinaus in die einsame Bergwelt – nur ein paar Greife schweben noch, Murmeltiere pfeifen. Oben noch eine Ziegenherde auf der Straße – große Vorsicht! Der Straßenbelag ist in schlechtem Zustand, richtig laufen lassen kann ich mein Rad erst immer unteren Teil, wo die Asphaltdecke geschmeidig glatt unter den Reifen gleitet. Irgendwo campiert ein Paar mitten in der Wildnis der Bergwelt – Natur erleben – unmittelbar, rau – das Rauschen von Wasserfällen wiegt in den Schlaf – dann vielleicht Liebesschreie ausstoßen, das Echo der Leidenschaft von den Felswänden hören – ja, Leben leben!

Für mich ist die Romantik wenig später ein vergangener Moment. Ich sehne mich nach einem guten Essen, einer warmen Dusche. Ich rase durch Barèges – mittlerweile ist es dunkel – umtriebiger Ort, mit Charme. Ich bin zu schnell um zu bremsen. Kurz vor zehn erreiche ich Luz-St-Saveur, auch charmant. Ein Camping ist mitten im Ort. Schnell baue ich das Zelt auf, doch alle Eile hilft nicht: „Terminé!“ heißt es überall. Ein solcher Tag ohne ein Abendmahl, das ist schon schwer. Ich verdrücke zwei süße Crêpes, einen dicken Eisbecher, ein Bier. In meinen Taschen finde ich noch Trockenfrüchte und Kekse. Nach zehn hat der Campingwart die Duschen auch noch abgeschlossen. Es gibt so viel zu loben in Frankreich, in Service, Gastronomie etc. – aber manche Eigenheiten sind eben doch sehr gastfeindlich – liebe Franzosen, strenge Verwarnung! So richtig konnte ich mich weder belohnen noch alle Kohlehydratspeicher aufstocken – aber ein wenig Stolz klopft doch auf meiner Brust.

So, 27.6. Luz-St-Saveur – Gavarnie (1357 m, 3 h zu Fuß/Cirque de Gavarnie) – Luz-St-Sauveur – Lourdes – Pau (131 km)

Nach einem kleinen Obsteinkauf starte ich in die Gorges de St-Saveur. Am südlichen Ortsausgang verbindet eine Brücke die Teilorte Luz und St-Saveur, letzterer auf der anderen Flussseite mit einem alten Thermalbad und einer schmucken Fassade von Hotels im Stil des 19. Jahrhunderts. Die Steigung ist angenehm mäßig, der Morgenhimmel sonnig klar. Im geruhsamen Gèdre koste ich frisches Frühstücksgebäck. Es wird nun steiler hinauf nach Gavarnie. Auf der rechten Seiten ergießt sich ein Wasserfall, unten sprudelt das gebirgsklare Wasser kraftvoll über die Flusssteine. Bald kündet eine gewaltige Bergwand vom großen Naturwunder. Bereits über die Dächer hinweg vor dem Ort ergeben sich fantastische Blicke hin zum Grande Cascade und den viel kleinen Strahle umher, die aus dem Firnfeld oberhalb und einem unterirdischen Gletschersee gespeist werden.

Der Ort Gavarnie ist ein touristisches Nadelöhr, schließlich wollen alle zum Cirque de Gavarnie, dem nationalen Naturdenkmal französischer Bergwelt. Es gilt die modifizierte Mekka-Heiligkeit – jeder Franzose sollte einmal im Leben den Talkessel von Gavarnie bewundert haben. Die Souvenirläden reihen sich dicht an dicht. „Der Cirque de Gavarnie ist nicht nur ein Gebirgskessel, sondern eine nationale Zwangsvorstellung“, spottete einst Kurt Tucholsky schon. Ich erlaube mir, dem großen Satiriker der deutschen Literatur zu entgegnen: „Wer hier hier den Besuch verweigert, verpasst eine Vorstellung im Welttheater der ergreifendsten Erdenschönheiten.“ – Masse und Klasse müssen sich nicht gegeneinander ausschließen – auch das ist eine Zwangsvorstellung.

Zwei Wegen rechts und links des Flusses führen zu einem letzten Camping und den letzten Ausflugslokalen. Fortan ist das Radeln eigentlich verboten, ich fahre trotzdem einen weiteren flachen Teil auf der sandigen bis schottrigen Piste weiter. Einige Passagen sind nur durch Schieben zu bewältigen. Immer wieder schweifen die Blicke im gleisenden Sonnenlicht hin zu der massiven Bergfront, immer wieder in neuen, faszinierenden Blickwinkeln über die artenreiche Pflanzenwelt hinweg auf den weißen Schnee und den Fels darunter. Schließlich führt der Weg steil bergan und ein Weiterschieben sinnlos. Ich schließe das Rad an einen Baum und wandere nur mit Lenkertasche die letzen Kehren hinauf. Hier mit unmittelbaren Blick auf die Felsfront ist nochmal ein Restaurant.

Ein letzter Pfad führt noch näher ran. Ein mühsamer Pfad, wenn auch nicht wirklich schwierig, ermöglicht den Gang direkt zum großen Wasserfall, ja, gar weiter hinauf zu den Firnfeldern. Geübte Wanderer begehen in ein bis zwei Tagen einen Stieg durch die Breche de Roland weiter hinüber zum spanischen Ordesa-Nationalpark. Ein weiter Ausgangspunkt für Wanderer ist der Panoramapunkt Port de Boucharo weiter westlich auf 2370 m, wohin sich eine Straße hinaufschlängelt – allerdings ohne Durchfahrtmöglichkeit nach Spanien.

Auch hier, im gebührenden Abstand zum ehrfurchtsvollen Werk der Natur, steht der Mensch und staunt. Die Wanderer Richtung Wasserfall verjüngen sich zu Schattenminiaturen, ameisengroße Nichts vor steinerner Macht, fast senkrecht 1400 Meter aufschießend. Ein ganzes Streifenmuster aus Wasserfällen ziert den halbrunden Felskessel an allen Seiten. Victor Hugo nannte es ein „Kolloseum der Natur“. Eher halblinks, nicht ganz mittig, die Grande Cascade. Ein 422 m hoher Schweif aus verdichteten Tropfen, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, stumm im selbst auferlegten Rauschen, den Betrachter zum Horschen der gräuschvollen Stille verpflichtend. Das lebensspendende Wasser zelebriert hier den immerwährenden Freudenguss. Der ewige Fluss der Dinge. Ein Mahnmal unserer Grenzen. Der Mensch ist hier nur der Naturgewalt ergeben, eine ohmächtiges Opfer der Schönheit.

In den Bergwiesen verlaufen kleine Wasseradern. Ich nehme ein Fußbad in den prickelnd kalten Sprudeln, stärke mich mit frischen Kirschen. Die Bergwiese dient als Naturtribüne. Jeder Besucher sucht sich seinen Platz, viele picknicken. Auf dem Rückweg suche ich nach einer Badegelegenheit, die es hier nicht wirklich gibt, aber kleine Kaskaden finden sich in den Gebirgsbächen auf Pfaden quer zum Hauptweg – für ein kurzes Untertauchen reicht es. Offiziell ist das Verlassen des Weges eigentlich verboten.

Zurück am Rad muss ich noch mehr schieben als auf dem Hinweg, weil die Dichte der Besucher zugenommen hat. Müde Kinderbeine werden von stoisch ruhigen Eseln langsam über den steinigen Weg getragen. Im ersten Lokal beim Campingplatz stärke ich ich mit einem Sandwich. Noch immer ist es stechend heiß unter klarem Himmel. Mein Etappenziel Pau ist bei vorgeschrittener Zeit noch sehr weit weg. Das heißt Gas geben. Zunächst die erfrischende Abfahrt, dann das abgeflachte Stück vor Luz, wo man schon für ein gehobenes Tempo ordentlich strampeln muss. Zurück in Luz kaufe ich noch leckere Kirsch- und Milchbonbons. Die folgende Gorge de Luz ist nochmal eine sehr schöner Abschnitt und teilweise auch mit starkem Gefälle.

Vor Argelès-Gazost beginnt die Flachpassage und ein breites Tal. In Argelès-Gazost zweigt die Route der grands cols nach Westen Richtung Col du Soulor durch das Azun-Tal ab. Ich halte heute aber Kurs Tiefebene. Zur verkehrsreichen Straße besteht nach Lourdes die Alternative über einen gut gebauten Radweg, allerdings verwehren viele Büsche meist den Blick auf die reizvolle Landschaft mit den immer kleiner werdenden grünen Bergkegeln. Bald erreiche ich die Pilgerstadt Lourdes mit dem charakteristischen Schloss auf einem städtischen Hügel. Die berühmte Basilika der unbefleckten Empfängnis sieht man erst deutlich bei der Westausfahrt.

Als Ungläubiger bedarf es keines langen Aufenthaltes in Lourdes. Nur die Bergtrophäe eines Stickers vom Tourmalet möchte ich erjagen und finde tatsächlich beim dritten Anlauf in einem Kitschladen einen Aufkleber, der aber schon so alt ist, dass er nicht mehr klebt. – Doch auch nicht jeder Gläubige wird hier lange verweilen wollen, zu offensichtlich geht es um eine fragwürdige Form von Wallfahrtstourismus. – Ist das nicht die Blasphemie des eigenen Glaubens, wenn man einer Wasserquelle wunderheilende Kräfte zuschreibt, auf deren Wirkung Tausende und Abertausende vergeblich warten? – Ist es nicht Ehre und Wunder genug, wenn eine Mutter wie die Heilige Maria (und eigentlich jede Mutter) ein Kind gebiert, das der natürlichen Sexualität entspringt und nicht einer „unbefleckten Empfängnis“? – Ist es nicht schön genug zu hören, das ein Hirtenmädchen namens Bernadette Soubirous träumerische Fantasien wundersam erzählen konnte? – Ist es Ausdruck christlichen Denkens und Gedenkens, wenn die Madonna als Massensouvenir in den Kitschläden verramscht wird? – Ist es der Sinn des Pilgerns, wenn die innere Einkehr im kommerzialisierten Aberglauben ertränkt wird?

Mittlerweile ist es dicht bewölkt, riecht aber nicht nach Regen. Die Ausfahrt von Lourdes ist unangenehm verkehrsreich, doch entspannt sich die Verkehrsdichte auf der D 937 entlang der Gave de Pau – der meiste Verkehr läuft über die D 940. Zwar ist Strecke nicht völlig flach, aber flottes Fahren ist weitgehend möglich. Landschaftlich ist die Strecke bescheiden. Kurz vor Pau gibt es überraschend eine sehr kurze, aber giftige Steigung. Ich suche den Camping südlich der Gave de Pau im Ortsteil Gelos, wo auch alternativ eine Jugendherberge gelegen ist. Der Platz liegt direkt am Fluss und man sollte entsprechend mit Mücken rechnen. Abends fahre ich noch in die Stadt über die Brücke und speise gut als einziger Gast in einer kleinen Gartenlaube.

Mo, 28.6. Pau – Nay – Col du Soulor (1474 m) – Col d'Aubisque (1709 m) – Laruns (89 km)

Pau ist fast Großstadt und daher eine gute Mischung aus quirliger Betriebsamkeit und charmanten Ruhepolen. Nicht zu Unrecht gilt Pau auch wegen seines milden Klimas als die lebenswerteste unter den größeren Städten in Frankreich. Morgens begebe ich mich nochmals in die Stadt, um mir die vielgelobte Stadt nochmal bei Tageslicht anzuschauen. Sowohl bei Nacht, da beleuchtet, als auch bei Tag ist das Chateau de Pau der Blickfang der Stadt. Auf ein Besuch des Museums, das u.a. das Geburtszimmer von Henri IV. beherbergt, verzichte ich mangels Interesse an royalen Requisiten. Der nah gelegene Geldturm erinnert an die Münzprägung, die hier bis zur französischen Revolution beheimatet war. Das Highlight eines Bummels durch Pau ist eigentlich der Boulevard des Pyrénées. Die Promenade auf der Südseite des leicht erhöht liegenden Stadtkerns ist eine blumenbepflanzte Panoramapromenade, die bei klarer Sicht wunderbare Blicke auf die Pyrenäenkette zulässt – bei klarer Sicht! Heute hängen die Wolken tief – nur Tristess und Grau am Horizont. Der Boulevard kann auch über die Funiculaire, eine historische Standseilbahn, vom unten gelegen Bahnhof erreicht werden. Diese wird offenbar gerne von Berufstätigen genutzt, die entweder mit der Bahn kommen oder im unteren Teil ihre Autos parken. Englischer Garten und Casino erinnern an die Tradition als Kurstadt für englische Wintergäste im 19. Jahrhundert.

Das Konfitüren-Museum in der Rue Maréchal Joffre ist dem Geschäft von Francis Miot angegliedert, einer der führenden Konfitüren- und Bonbon-Kreateure in Frankreich. Geschäft und Museum öffnen aber erst um 10 Uhr und ich möchte nicht länger warten. Doch ich begegne dem Bonbon-König Miot nochmal, nämlich nach der Ausfahrt aus Pau in Uzos. Dort verkauft Miot seine süßen Verführungen, ebenfalls mit einem Museum verbunden. Ich leiste mir eine Proben seines Könnens und komme schnell an meine finanzielle, aber auch Zuladungsgrenze für die Weiterfahrt. Ich plane schließlich mit einem Karton einen großen Teil nach Deutschland zu schicken. Diese Idee scheitert dann kläglich. Das nächste Postamt finde ich in Nay kurz vor 12 Uhr. Ich packe den Karton, noch ein paar nicht benutzte Sprachführer dazu, doch das Postamt verfügt über kein Klebeband. Um Klebeband zu besorgen, ist es zu spät – die Post schließt jetzt für zwei Stunden. So lange Warten möchte ich nicht – zumal der Besuch bei Miot und das umständliche Paketpacken schon einige Zeit gefressen hat. Karton also wieder weg und die Miot-Sachen in die Packtaschen als Marschverpflegung und Ballasthandicap. Der Held ist gefordert, nicht das Weichei.

Bisher konnte ich in schwüler Luft noch ein bisschen Sonne durch das milchige Firmament genießen. Mit der Fahrt in das Tal der Ouzon ändert sich das. Die Wolken hier auf erst 300 m Meereshöhe hängen derart tief und dicht, dass von den umliegenden Hügeln und Bergen nur die unterste Hanglage erkennbar ist. Das übergeordnete Landschaftbild muss ich mir ausmalen. Dennoch ist die Fahrt auf der D 126 herrlich. Die Strecke ist extrem gering befahren. Wenngleich der Straßenzustand teilweise schlecht ist, wiege ich mich durch das nunmehr enge Tal und die unmittelnahe Nähe zu dem Flüsschen in einer besonders romantischen und intimen Stimmung. Schon bei 400 m befinde ich mich nicht mehr unter, sondern in den Wolken. Kleine Wasserfälle über moosüberwucherte Steinblöcke vertiefen das mystische Flair. Mal eine Fischzucht, mal ein von Pflanzen umranktes Märchenhaus, dann wieder Stille im Nebel. Bei Ferrières beginnt die heftige Steigung mit bis zu 12 %. Die von Feuchtigkeit übersättigte Luft macht den Atem schwer, die Fahrt wird mühselig, nass und immer kälter. Die schwebenden Tröpfchen verdichten sich zu einer Wasserwand. Am Col du Soulor endlich angekommen, fröstele ich doch recht stark. Zwar gibt es hier die Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken und Käse zu kaufen, doch scheint mir die Zeit zu knapp, weil es ja noch weiter aufwärts geht. Ein österreichisches Motorradpaar ist ebenso durchnässt und wir erinnern uns wehmütig an den letzten (Jahrhundert)Sommer, der doch in allen Teilen Europas deutlich freundlicher war.

Mit dicker Regenjacke setzte ich die Fahrt zum Col d’Aubisque fort – nunmehr wieder auf der routes des grands cols. Tafeln informieren stetig über Höhe, aktuelle Steigungsprozente und Restkilometer bis zur Passhöhe. Rechtsseitig fallen die Hänge steil im herrlichen Grün ab, die Straße ist kühn in den Berg gebaut. Wie toll wäre erst die Fahrt, wenn es freie Sicht gäbe. Zu meiner Überraschung ist der Weg zum Pass weniger steil als zuvor zum Col du Soulor. Es ist eher eine Höhenstraße mit mäßiger Steigung. Am Col d’Aubisque treffe ich noch einen französischen Leidensgenossen auf dem Rennrad, der in umgekehrter Richtung fährt. Von dem in der Reiseliteratur versprochenen herrlichen Panorama ist heute hier kein Faden zu erkennen. Aufwärmen geht auch nicht, denn das Lokal mit Souvenirladen schließt gerade.

Es geht bei nasser Fahrbahn steil nach unten. Nicht nur, dass mir ungewiss ist, wie und wann die Bremsen in ihrer Wirkung nachlassen, nein, auch die kribbelige Feuchte zieht in Mark und Bein, macht mich fröstelnd starr und in den klammen Fingern gefühllos. Nach kurzer Zeit bin ich trotz der verschärften Regenbekleidung völlig durchnässt. Es nicht nur ein Frösteln, sondern echter Schüttelfrost – Zähne zusammenbeißen! – Einerseits kann ich das Rad nicht laufen lassen, weil ich sonst nicht mehr zu bremsen in der Lage bin. Andererseits belaste ich durch das ständige Bremsen die Unterarmsehnen bis an die Grenzen. Im Skiort Gourette und im etwas ausgedient wirkenden Kurort Eaux-Bonnes denke ich kurz daran meine Abfahrt abzubrechen, doch mit abnehmenden Höhenmetern werden die Wolken dünner. Es wird etwas wärmer, doch mein Körper nimmt das kaum noch war. Endlich kann man auch die Wälder im Tal erkennen. Ich befinde mich mich wieder unter den Wolken, die nach wie vor unten nicht abregnen. Etwas oberhalb von Laruns, kurz vor der Abzweigung Richtung Spanien, befindet sich ein schön gelegener Campingplatz – doch ich sehne mich nach einem warmen Quartier.

Nach ein paar Aufwärmversuchen begebe ich mich nach Laruns. Dort ist das Hotel am zentralen Platz ausgebucht, ebenso eine Privatunterkunft am Ortsanfang. Ein deutsches Radlerpaar, die gerade im Hotel das letzte verfügbare Zimmer bezogen haben, spricht mich an. Sie haben ebenso die Wolken durchfahren und sind gleichermaßen vom Gedanken des Campings abgekommen. Ich bekomme den Tipp zu einem Garni-Hotel weiter unten in der Straße. Dort finde ich doch noch ein Zimmer. Einige Teile in meinen Taschen sind durch das Spritzwasser von unten nass geworden. Auftauen, Körperpflege und Trocknungsmaßnahmen kosten einige Zeit. Zurück im Restaurant sitzt das deutsche Paar noch dort, aber um 21:30 h ist die Küche bereits geschlossen. Gegenüber bleibt noch ein Restaurant mit Pasta und Pizza, allerdings ohne französische Qualitätsansprüche. Nun, nach einem solchen Tag kann man es ertragen, wenn sich der Geschmack dem Hunger unterordnen muss.

Fortsetzung folgt