Re: Alpen, Haute-Provence, Okzitanien, Katalonien

von: Tom72

Re: Alpen, Haute-Provence, Okzitanien, Katalonien - 21.02.19 22:47

18. Tag (24.07.2018), Tuchan – Vinça
Strecke: 54 km
Höhenmeter: 665


Ich verlasse den schönen Campingplatz von Tuchan nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse des Campingplatz-Restaurants und fahre auf der D 611 weiter südwärts durch die Berglandschaft der Corbières.



An der nächsten Département-Grenze gelange ich in die nächste Mittelgebirgsregion, das Fenouillèdes, das hier auf einem Schild in okzitanischer Sprache angekündigt wird.





Im Fenouillèdes war ich bereits zuvor auf zwei Radreisen, so auch auf der nun ja bereits mehrfach angesprochenen Radtour Paris-Barcelona. Ich treffe auf die stärker befahrene Hauptstraße D 117 und damit wieder auf bereits bekanntes Terrain. Diese Straße bin ich zweimal Richtung Westen nach Axat gefahren, um von dort durch das Tal der Aude aufwärts in die Pyrenäen zu gelangen. Diesmal folge ich ihr nur ein paar Kilometer in die andere Richtung bis Estagel, wo ich in einem Bistro eine Rast einlege.





Von Estagel, durch das ich 2013 bereits auf einer Radtour gekommen war, geht es über einen bescheidenen Pass, den Col de la Bataille (265 m), über den ich Estagel damals in umgekehrter Richtung erreicht hatte.



Aus Zeitgründen lasse ich leider den sicher lohnenden, vom Col de la Bataille nur ein paar Kilometer langen Abstecher auf den 507 m hohen Gipfel der Força Réal aus, von dem sich wohl ein beeindruckender Ausblick geboten hätte. Weiter genieße ich herrlich einsame Straßen (D 38 und D 21) und komme durch Bélesta. Die Wolken lassen Regen befürchten.





Bei Ille-sur-Têt fahre ich hinab ins Tal des Flusses Têt. Durch den Ort komme ich nun schon das dritte Mal, und wieder lässt mein Zeitplan es nicht zu, die offenbar sehenswerten Orgues, orgelpfeifenförmige Felsnadeln, zu besichtigen, so dass ich sie wieder nur aus der Ferne sehe und fotografiere. Der hohe, sich im Hintergrund abzeichnende Berggipfel dürfte der Pic du Canigou sein, in dessen Nähe der als nächstes auf dem Programm stehende Col de Palomère vom Têt-Tal hinüber in das Tal des Flusses Tech führt.



Eigentlich habe ich die Überquerung des gut 1000 m hohen Col de Palomère noch für heute vorgesehen, aber da der Nachmittag schon wieder recht weit fortgeschritten ist, wird das recht knapp. Zudem fängt es, als ich in Ille-sur-Têt ankomme, auch noch an zu regnen, so dass ich erstmal auf der überdachten Terrasse eines Bistros abwarte. Das Wetter wird nicht viel besser, daher fahre ich im Regen auf der Nationalstraße 116 das Têt-Tal aufwärts. Auf dieser relativ verkehrsreichen Straße bin ich zwei Jahre zuvor auf meiner Tour durch die Pyrenäen hinauf in die Cerdanya gefahren. Diesmal werde ich den Pyrenäenhauptkamm über den etwas östlicheren Col d‘Ares überqueren und daher der N 116 nur bis ins 10 km weiter gelegene Vinça folgen, wo die Straße über den Col de Palomère beginnt. Der Ort liegt am Ufer eines Stausees der Têt.

Aufgrund des Regens und der vorgerückten Stunde beende ich die heutige Etappe in Vinça, als ich erfahre, dass es dort einen Campingplatz gibt. Das stellt sich als gute Entscheidung heraus, der Platz ist sehr schön gelegen und hat auch ein kleines Restaurant, das von einem Korsen betrieben wird, was sich schon anhand der Dekoration des einfachen Holzgebäudes unter anderem mit der Korsischen Flagge zeigt und sich später im Gespräch bestätigt. Das weckt angenehme Erinnerungen an meine Korsika-Radreise.



Hier wird gerade das Abendessen zubereitet, und es duftet köstlich. Perfekt. Ich frage, um was es sich dabei handelt, kann mich aber leider nicht mehr an die Antwort erinnern. Jedenfalls hat sie mich dazu veranlasst, nach dem Zeltaufbau (der Regen hat längst aufgehört) gar nicht erst im Ort nach gastronomischen Angeboten zu schauen, sondern mich auf der Terrasse vor der einfachen Holzhütte des Campingplatzrestaurants niederzulassen, wo ich nicht der einzige Gast bin. Was es gab, daran erinnere ich mich, wie gesagt, leider nicht mehr, aber ich weiß noch, dass ich mit dem Essen und der Entscheidung, heute die Etappe hier zu beenden, sehr zufrieden war.

19. Tag (25.07.2018), Vinça – Prats-de-Mollo
Strecke: 82 km
Höhenmeter: 1468


Heute ist nach den nun doch schon etliche Tage zurückliegenden Etappen in den Alpen und der Mont-Ventoux-Überquerung wieder Hochgebirge angesagt. Es steht der gut 1000 m hohen Col de Palomère an, der das Tal der Têt, über das ich zwei Jahre zuvor auf der Nationalstraße 116 hinauf in die Cerdanya zur Überquerung des Pyrenäenhauptkamms gelangt bin, mit dem parallelen Tal des Tech verbindet, an dessen oberem Ende die morgen auf dem Programm stehende Pyrenäenüberquerung über den Col d’Ares beginnt. Beide Pässe, den Col de Palomère und den Col d’Ares, kenne ich, obwohl ich schon mehrfach mit dem Rad in der Region unterwegs gewesen war, noch nicht; ein Grund, warum ich für die heutige und morgige Etappe diese Route ausgewählt habe (ich hatte die Route über die beiden Pässen bereits im Vorfeld der Reise recherchiert für den Fall, dass mich meine anfangs ja noch nicht im Einzelnen festgelegte Reiseroute tatsächlich in diese Gegend führen sollte).

Ich baue mein Zelt ab; der Campingplatz in Vinça hat mir sehr gut gefallen.



Von Vinça hat man einen eindrucksvollen Blick auf den 2784 m hohen Pic du Canigou, der, obgleich nicht der höchste Gipfel Kataloniens, als katalanisches Nationalsymbol und heiliger Berg der Katalanen gilt.



Wenige Kilometer östlich des Gipfels des Canigou schlängelt sich die schmale Passstraße hinauf zum Col de Palomère, nicht allzu steil, landschaftlich traumhaft und herrlich einsam, praktisch ohne Autoverkehr.



Ich komme durch die Dörfer Baillestavy und Valmanya.







Vom 1036 m hohen Col de Palomère bietet sich eine Aussicht auf den nahen Canigou, aber dessen Gipfel hüllt sich, anders als heute Vormittag, in Wolken.



Jetzt genieße ich auf dem weiterhin landschaftlich wunderschönen und völlig einsamen Sträßchen die Abfahrt nach Amélie-les-Bains im Tech-Tal. Die Abfahrt wird nur von einem kurzen Anstieg zum 752 m hohen Col Xatard unterbrochen.

Im weiteren Verlauf der Abfahrt, die mich durch die Dörfer Saint-Marsal und Taulis führt, mache ich Rast in einem Dorfbistro. Die Gestaltung der Terrasse bringt unmissverständlich zum Ausdruck, dass ich mich in Katalonien befinde. Wenn auch nicht so extrem wie gerade zurzeit im spanischen Teil Kataloniens, zeigen doch auch viele Einwohner des französischen Teils des katalanischen Sprach- und Kulturraums einen ausgeprägten Nationalstolz.



Weiter genieße ich die herrliche, einsame Abfahrt.





Schließlich erblicke ich Amélie-les-Bains im Tal des Flusses Tech.



Von Amélie-les-Bains fahre ich gut 20 km auf der Hauptverkehrsstraße D 115 das Tech-Tal aufwärts nach Prats-de-Mollo-la-Preste, wo es einen Campingplatz gibt, auf dem ich mein Zelt aufschlage. Der Platz ist nur schwach ausgelastet. In Prats-de-Mollo beginnt die Passstraße über den Col d’Ares, die ich morgen in Angriff nehmen werde. Zum Abendessen fahre ich noch in die sehr hübsche Altstadt.

Fortsetzung folgt...