Re: Westalpentour 2017

von: haegar

Re: Westalpentour 2017 - 08.08.19 11:39

2017-08-02 Camping Camping Grannd Jorasses bei Courmayeur - Les Chapeaux

In Antwort auf: Instagram



#alpentour2017 Tag5: Das #valferret mit traumhaftem Blick auf den #montdolent hinter mir lassend hinab nach #courmayeur ein wenig mit italienischem Eis stärken und dann den langen Weg das #valveny hinauf mit abermals traumhaften Blicken auf das #mtblanc massiv zum #coldelaseigne gefolgt von einem Traumtrail ( den ich auch mal fahren konnte 😎 und wollte 🙈) hinab ins Tal der #isere nach #leschapeaux
#alpen #alps #italien #italia #frankreich #france #mtb #mtbride #mtblife #bikepacking @nicolaibikes #argon


An manche Nächte kann ich mich noch sehr genau erinnern, an diese gar nicht mehr, obwohl ich nach Pasta und dem exzellenten Piccata alla milanese keinen Grappe mehr hatte. Das Wetter hat sich gebessert und der Blick aus dem Zelt ist mal wieder atemberaubend. In solchen Momenten wünsche ich mir, hier die große Ausrüstung dabei zu haben und erstmal einen Ruhetag mit viel Kaffee vom Kocher und Blick auf die Berge zu verbringen.



Heute muss nicht mal mein französischer Instantkaffee herhalten, sondern ich nutze das Angebot auf cafe latte für unglaubliche -,80, als ich versuche Milch in der Rezeption zu kaufen. Auch wenn es unkultiviert ist, da lasse ich mir gleich 2 davon in ein größeres Gefäß einschenken und schlürfe vor meinem Zelt genussvoll schmunzel

Zunächst mal geht es runter nach Courmayeur, dem ich einen kleinen Besuch abstatte. Für den Blick ist es aktuell die falsche Richtung, denn der eigentliche Ausblick liegt über meiner rechten Schulter, da ist die eine oder andere Fotopause fast zwangsläufig.


Mein Versuch endlich eine Bike-Boxer zu bekommen schlägt abermals fehlt, der Frozen Joghurt ist ok, das Eis super lecker aber unverschämt teuer und der Cappuccino mies. Ansonsten schon ein nettes Bergstädtchen, an der einen oder anderen Stelle ist noch der alte Bergsteiger-Charme zu erahnen


Raus ist der Verkehr und die kreative Vekehrsführung für Radfahrer nervig und bringt div. Hm extra auf den Tacho. Bald ist der Einstieg ins Val Feny erreicht und mittlerweile ist es schon wieder ausgesprochen heiss geworden. Noch spenden Bäume zu Teil Schatten und bei dem wenigen Verkehr lässt es sich angenehm fahren


Irgendwann ist der letzte Parkplatz erreicht und ab hier herrscht Fahrverbot für normale PKW. Immer weiter geht es Richtung Col de la Seigne und für mich noch wichtiger zum Refugio Elisbeta, denn ich habe bereits jetzt Hunger und versuche mit Müsliriegeln etc. dagegen zu halten.


Zunächst mal bin ich nach dem Peutereygrat Richtung Lac du Miage von dem dichten Gedränge von Wandergruppen überrascht, hier reihen sich div. Schulklassen aneinander, irgendwann bahne ich mir mit der Klingel meinen Weg (Blick zurück)

…, denn spätestens hier ist das Refugio schon oben am Hang zu sehen.

Die Ausblicke zum Mt. Blanc Massiv werden mit jedem Meter unglaublicher, dafür der Weg immer ruppiger


An dieser Stelle gebe ich auf und schiebe erstmal weiter, während die Steigung mit meiner Kombi noch gut fahrbar, die Beine heute auch mitgemacht haben, halte ich das ständige Einprügeln auf meinen Rücken durch die recht großen Steine und dem bocksteifen Rad nicht mehr aus. So sehr ich das Rad und noch mehr die Farbe liebe verliebt genau an dieser Stelle wünsche ich mir ein Fully unsicher

Kurz nach 3 erreiche ich dann endlich das Refugio Elisabetta

Jetzt will ich mir mal so richtig was gönnen, Bilder von Käsenudeln, Spaghetti, deftigen Suppen ziehen in meinen Gedanken vorbei, während ich die Hütte betrete. Der Duft passt schon mal … doch dann kommt es alles anders böse

Die Mitarbeiter haben sich alle um einen Tisch versammelt und esse gerade, auf meine erste Frage hin, wird auf ein Schild verwiesen auf dem irgendwas von "bis 14:30" und "ab 16:00" steht, aha scheint wohl Pause zu sein. Freundlich und höflich versuche ich es noch mal, sage, mir würde auch eine Kelle von dem reichlich vorhandenen Personalessen reichen. Nein, DAS gibt es nicht, auch nix anderes. Küche wäre zu und überhaupt, ab 14:30 gibt es Essen nur noch für Hausgäste und Hausgäste heute wären ausschliesslich Leute mit Reservierungen. Kuchen - die Hand zeigt auf TK-Ware der untersten Klasse, gäbe es wieder ab 16:00 entsetzt … traurig trifft es nicht ganz, eher schon fassungslos. Jemand verkauft mir zumindest eine Dose mit kalter Limo.



Draussen ignoriere ich entsprechende Verbotsschilder, krame meinen Käserest, das letzte Stück Baguette heraus und geniesse zumindest Stuhl und Ausblick.

Danach geht es zurück, runter zu den alten Militäranlagen und weiter Richtung Paß. Die Kühe auf dem Weg zum Melkstand halten mich nur kurz aus


Das Wetter ist toll, die Berge und die Aussicht grandios


und die Wege bieten genug Ausweichspuren bei Gegenverkehr grins


Btw. auf dem Stück waren es dann 3 Maultiergruppen mit jeweils ca. 10-15 Teilnehmern, das würde also ca. 35-40 Abendessen im Refugio Elisabetta bedeuten und die Einschränkungen ansatzweise erklären.

Das mit La Casermetta noch eine weitere Hütte auf meinem Weg lag, war mir gar nicht bewusst. Hier ist eine kleine Ausstellung rund um die Gegen und insbesondere das Mont Blanc Massiv aufgebaut. Ich habe Glück, drinnen erklärt gerade der Guide einer deutschen MTB-Gruppe diverse Dinge und ich stelle mich mal dazu.



Draußen gibt es dann noch div. Gespräche, zumindest ein Teil der Gruppe ist eher entsetzt, über meine Ausrüstung. Hier sind fast alle mit teueren Trailfullies unterwegs und minimalem Tagesgepäck. Im Achim Zahn steht schon was von "30 Min. Schieben" der Guid spricht eher von Tragen und die Gruppe steht überrascht daneben. Ein kleines Stück ist noch fahrbar, doch einer nach dem anderen muss aus dem Sattel und schieben. Eine der Fahrerinnen zeigt sich schwer genervt und sehr erledigt, weil sie seit Tagen ständig so viel laufen, wandern, … müssen und sie das SO auf der TMB nicht erwartet habe. Sie kommt aus der Nähe von Heidelberg und hat wohl so 3-4x die Woche mit dem MTB trainiert, ist aber nie auf die Idee gekommen, mal laufen (=joggen) zu gehen. Hier bin ich klar im Vorteil, mein letzter Marathon liegt keine 4 Monate zurück und ich hatte dann eher Mühe, von Laufen auf Radfahren "umzutrainieren".


Spätestens als die Räder auf die Schultern genommen werden, habe ich trotz all der Ausrüstung ein klaren Trainingsvorteil. Auch hatte ich mich entschieden, die Tour mit Scarpa Zen Mid zu fahren ( gehen träller) die in dem Gelände schon einenn deutlichen Vorteil gegenüber den üblichen FiveTen MTB-Halbschuhen bieten.



Der Guide und einige wenige aus der Gruppe sind unterhalb des Passes schon wieder aufgestiegen und hoch gefahren und erwarten mich nun oben applaudierend lach Sie hätten schon überlegt, ab wann ich denn wieder fahren würde und auf welchem Platz ich oben ankommen würde, zumindest scheine ich die Erwartungen erfüllt zu haben. Nachdem ich in den letzten Tagen schon einige Mal eher unzufrieden mit mir war (und im weiteren Verlauf noch mehr), war das doch ein schönes Feedback.

Insbesondere der Guide zeigt sich an meiner Ausrüstung und der Idee per BikePacking über die Alpen zu fahren interessiert und so wird trotz des stürmischen Windes noch weiter gequatscht, bis alle oben sind.

Die folgende Abfahrt ist wirklich ein absoluter Traum


selbst ich fahre bis auf ganz kurze Stücke (Bachquerung, gefühlt sehr ausgestzt) komplett runter und mit viel Spass lach



Irgendwann - für den Trail viel zu schnnell - ist dann wieder ein Fahrweg erreicht


und bald danach das Chalet des Mottets. Draussen gibt es schon fast eien Art Biergarten, es riecht himmlisch nach Gemüsesuppe und div. anderen Gerichten, überall sitzen Wanderer und warten auf den Abend. Hier hätte es sogar noch ein Bett im Schlafsaal frei, aber ich habe für heute einen anderen Plan.



Die Einladung zur Limo von der MTB-Gruppe nehme ich trotzdem gerne an, die bleiben heute über Nacht hier. Dannach entscheide ich mich - wie sich rausstellen sollte zum Glück! - auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit für die rechte Talseite mit der kleinen Straße



und fliege hinunter nach …


Hier gibt es einen "Lagerplatz" / Zeltwiese, auf der darf man kostenlos zelten, wenn man in der Auberge das Abendessen einnimmt. Zuerst stürme ich in die falsche rein, dann in die richtige. Dort schaut man auf die Uhr und meint, DAS wäre aber knapp. Überall sitzen schon überwiegend Wanderer und einige Touristen, es ist fast alles voll. Ob ich a la Cart im Restaurant essen wollen, oder das "Wanderer"-Menu, denn das ginge schon in 15 Minuten los …  schockiert Man findet doch noch einen Platz an einem Tisch für mich und ich erkläre zur Überraschung aller, kurz noch das Zelt aufbauen zu wollen wirr

Doch mit nur 3 Minuten Verspätung sitze ich am Tisch. Auch wenn das Essen sicher nicht das Beste der Tour war, da sollte es noch Steigerungen geben, der Abend als solches war wohl einer der besten, wenn nicht der Beste wein Es saß eine wilde Mischung von Bekloppten mit mir am Tisch, ein Engländer, der den GR5 als Trail-Runner als Geburtstagsgeschennk seiner Frau komplett läuft (ich sollte ihn noch 2x treffen), ein Südkoreaner, der kein Wort Englisch oder Französisch sprach und mit Hilfe eines mini Computers alles übersetzte und sich über 5 Jahre auf die Wanderung vorbereitet hatte, ein älteres australische Paar, das vorher nicht mal wusste, auf was sie sich einlassen, jetzt aber jedes Jahr wieder kommen wollten, ein alter Amerikaner der vom Krieg hier in den Berge redete (und mir nie klar wurde, ob er dabei war) … unser Tisch war der launigste, lustigste, vermutlich lauteste und irgendwann wurden wir vom Wirt freundlich aber bestimmt rausgeworfen




Danach zum Zelt, endlich Duschen, dies und das … und irgendwann fiel mir auf, dass mein iPhone weg war krank Ich versuchte die aufsteigende Panik zu bekämpten, suchte die Wiese weiträumig ab, lief hier hin und dahin und noch mal hier hin … es half alles nichts, mein iPhone war weg. Ich fing schon an, Notfallpläne zu machen, wie ich im nächsten Ort ein neues Smartphone kaufen könnte. Irgendwann schlief ich dann ein.