Re: Radreise Nordspanien-Nordportugal 2017

von: Tom72

Re: Radreise Nordspanien-Nordportugal 2017 - 28.04.20 22:48

8. Tag (08.07.2017), Strandtag an der Playa de Oyambre

Auf dem schönen Campingplatz an der Playa de Oyambre habe ich zwei Übernachtungen eingeplant. Ich nutze den „freien Tag“ für eine Besichtigung des Ortes San Vicente de la Barquera, durch den ich morgen auf der Weiterfahrt nochmal kommen werde, und für ein paar Stunden am Strand. Hätte ich in Comillas nicht schon auf meiner letzten Radreise, die mich hier vorbeigeführt hat, die Villa Quijano (auch als „El Capricho“ bekannt) besichtigt, eines der wenigen Werke von Antoni Gaudí außerhalb Kataloniens, hätte auch dies heute auf dem Programm gestanden. Deshalb hier ein Bild des 1885 fertiggestellten Gebäudes mit Stilelementen des frühen Modernisme, das ich auf meiner Tour vier Jahre zuvor aufgenommen habe.



9. Tag (09.07.2017), Playa de Oyambre – Potes
Strecke: ca. 60 km


Blick zurück auf die Playa de Oyambre



Für die Illustration der heutigen Etappe bis Potes greife ich auf die, auch wegen des damals besseren Wetters, besser gelungenen Fotos der Tour vier Jahre zuvor (2013) zurück.

In San Vicente de la Barquera überspannt die 600 m lange Puente de la Maza aus dem 16. Jahrhundert eine breite Flussmündung.



Die Gegend um Comillas und San Vicente ist von ausgedehnten Sumpfgebieten geprägt. Westlich von San Vicente kann man in der Ferne – hier rechts im Hintergrund – das Gebirgsmassiv der Picos de Europa erahnen, in dem ich die kommenden Tage unterwegs sein werde.



Ich verlasse die Küste und komme durch Panes –



oberhalb des Ortes beginnt der landschaftliche Höhepunkt der heutigen Etappe, das Desfiladero de la Hermida; die Straße führt durch die spektakuläre Schlucht des Río Deva hinauf Richtung Picos de Europa.











Ich erreiche mein heutiges Ziel, das sehr sympathische Städtchen Potes, einer der wichtigsten Tourismusorte im Bereich der Picos de Europa. Gerade, als ich ankomme, beginnt leichter Regen. Ich quartiere mich im selben Hotel wie bereits vier Jahre zuvor ein, das ich noch vom letzten Mal in sehr guter Erinnerung habe (Casa Cayo) und kann nach Ende des Regens auf der Gasse vor dem Hotel gemütlich bei einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen. Fürs Abendessen hat das Hotel zudem ein hervorragendes Restaurant (Das Bild stammt, nachdem ich die heutige Etappe mit Fotos von meiner 2013er-Tour illustriert habe, wieder von der Reise 2017, die Gegenstand dieses Berichts ist).



10. Tag (10.07.2017), Wanderung auf den Picu Cutriales

Der Río Deva in Potes; ganz links mein Hotel



Die Brücke, von der aus ich das vorige Foto aufgenommen habe



Ich habe zwei Übernachtungen in Potes vorgesehen und für heute eigentlich die Fahrt ins ca. 1100 m hoch gelegene Fuente Dé mit anschließender Seilbahnfahrt und Wanderung auf über 2000 m Höhe und Rückkehr nach Potes geplant. Die Höhenlagen der Picos de Europa sind jedoch in Wolken gehüllt und erst für morgen ist wieder klare Sicht angesagt. Also verschiebe ich die heutige Planung auf morgen, buche mein Hotelzimmer in Potes für eine dritte Nacht und mache stattdessen heute eine schöne lange Rundwanderung vom Ort aus. Heute kommen also die mitgeschleppten Wanderschuhe erstmals zum Einsatz.

Oberhalb von Potes wandere ich durch ausgedehnte Bestände an Korkeichen.



Ich komme durch das abgelegene, malerische Bergdorf Tudes.



Ziel der Wanderung ist der 860 m hohe Picu Cutriales. Der von hier aus sicher fantastische Blick auf die Picos de Europa findet heute nur bedingt statt, weil diese in Wolken gehüllt sind. Aber genau deswegen habe ich die Fahrt in die Picos ja auf morgen verschoben.



Auf einem anderen Weg gelange ich zurück nach Potes. Eine der Spezialitäten der Region (vor allem aber des benachbarten Asturien) ist Sidra (Apfelwein/Cidre). Hier nochmal ein auf meiner vorherigen Reise in Potes entstandenes Bild



11. Tag (11.07.2017), Potes – Fuente Dé – Potes und Wanderung auf den Torre de los Horcados Rojos (2503 m)
Strecke (Rad): 46 km


Heute geht es erstmals in die „eigentlichen“ Picos de Europa (im Sinne des vom Nationalpark umfassten Gebiets), für die ich 5 Tage vorgesehen habe. Die Picos sind das höchste Teilmassiv des sich als westliche Fortsetzung der Pyrenäen entlang der gesamten spanischen Nordküste erstreckenden Kantabrischen Gebirges (Cordillera Cantábrica). Der Parque Nacional de los Picos de Europa ist der älteste Nationalpark Spaniens. Das Hochgebirge mit zahlreichen 2000er-Gipfeln (höchster Berg ist mit 2648 m der Torre de Cerredo) erhebt sich nur gut 20 km von Küste entfernt und wird durch tiefe, malerische Schluchten (des Río Duje und des Río Cares, letztere habe ich für eine Wanderung vorgesehen) in ein westliches, ein mittleres und ein östliches Teilmassiv gegliedert, hinzu kommen weitere spektakuläre Schluchten in unmittelbarer Nähe wie das vorgestern durchfahrene Desfiladero de la Hermida im Osten und im Westen das Desfiladero de los Beyos, durch das ich auch noch radeln werde. Der Nationalpark liegt im Grenzgebiet dreier Autonomer Gemeinschaften – der Comunidades Autónomas Cantabria, Asturia und Castilla y León. Ich befinde mich jetzt noch in Kantabrien.

Heute geht es auf der Stichstraße nach Fuente Dé auf ca. 1100 m, von wo aus ich mit der Seilbahn weiter hinauffahren werde, um an deren Bergstation eine Wanderung zu starten. Ziel ist der Gipfel des 2503 m hohen Torre de los Horcados Rojos. Anschließend Rückkehr nach Potes, wo ich nochmal übernachten werde, auf dem gleichen Weg, so dass ich mein Gepäck im Hotel lasse und nur eine Packtasche mit den Wanderschuhen und meinen Rucksack mitnehme.
Ich erreiche nach ca. 800 Höhenmetern und 23 km Fuente Dé, wo die Straße in einem Talkkessel mit hoch aufragenden Felshängen endet (der Name des Ortes macht deutlich, dass hier der Río Deva entspringt, der durch Potes und anschließend das Desfiladero de la Hermida fließt).



Rechts im Bild erkennt man vor dem Weiß der Wolken die Kabel der Seilbahn.



Die Seilbahn – Teleférico de Fuente Dé – überwindet auf einer recht steilen Strecke ohne Zwischenstützen die etwa 800 Höhenmeter zwischen der Talstation und der Bergstation „El Cable“ auf 1834 m.



Der Andrang ist recht groß; nach dem Ticketkauf muss ich etwa eine Stunde und mehrere Fahrten warten, bis meine Nummer per Lautsprecher aufgerufen wird.



Oben verteilen sich die Menschenmassen aber schnell. Ich steige auf einem steinigen Pfad durch die herrliche karge, fast vegetationslose und im Sonnenlicht weiß strahlende Hochgebirgslandschaft weiter bergan.



Nachdem ich das letzte Mal, als ich hier oben war, irgendwo „falsch abgebogen“ war und angesichts der späten Stunde und der Notwendigkeit, vor der letzten Fahrt die Seilbahn zurück nach Fuente Dé zu erreichen, umkehren musste, ohne den Gipfel erreicht zu haben, bin ich umso zufriedener, als ich schließlich auf dem 2503 m hohen Torre de los Horcados Rojos stehe, von dem aus man das keine 30 km entfernte Meer sehen kann.





Auf demselben Weg steige ich wieder hinab zur Bergstation der Seilbahn.









Talfahrt mit der Seilbahn; Blick hinunter nach Fuente Dé – mit aufgrund des Fotografierens durch die Scheibe der Gondel leider beeinträchtigter Bildqualität



Auf der Rückfahrt genieße ich die etwa 800 Höhenmeter der Abfahrt, die ich heute Vormittag hinaufgefahren bin und verbringe den dritten und letzten Abend in meinem sehr netten Hotel in Potes.

12. Tag (12.07.2017), Potes – Santa Marina de Valdeón
Strecke: ca. 60 km


Heute verlasse ich nach drei Übernachtungen endgültig Potes und nehme den höchsten Pass der Reise, den 1609 m hohen Puerto de San Glorio am südöstlichen Rand der Picos de Europa, in Angriff. Mich erwarten ab Potes bis zum Pass etwa 27 km und etwa 1300 Höhenmeter.





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In der letzten Serpentine ein bronzenes Reh



Auf der Passhöhe des Puerto de San Glorio überquere ich die Wasserscheide zwischen der Biskaya (Mar Cantábrico) und den hier Richtung Süden entspringenden Bächen, die letztlich über den Duero bei Porto in den Atlantik entwässern. Gleichzeitig verläuft über den Pass die Grenze zwischen den Autonomen Gemeinschaften Cantabria und Castilla y León. Das erste der beiden folgenden Bilder ist entgegen meiner Fahrtrichtung aufgenommen.





Ich genieße die Abfahrt bis zum kleinen Ort Portillo de la Reina.





Dort biege ich von der relativ bedeutenden, wenn auch angenehm verkehrsarmen, Nationalstraße auf ein kleines, praktisch völlig verkehrsfreies Sträßchen ab, das mich wieder Richtung Norden aufwärts in den Nationalpark der Picos de Europa führt.





Ich überquere den zweiten Pass der heutigen Etappe, den 1562 m hohen Puerto de Pandetrave, und zum zweiten Mal die Hauptwasserscheide des Kantabrischen Gebirges.



Nach einer herrlichen Abfahrt erreiche ich den wunderschön gelegenen Campingplatz „El Cares“ oberhalb von Santa Marina de Valdeón und kann mein Zelt mit fantastischem Blick auf das mittlere Teilmassiv der Picos de Europa (Macizo Central bzw. Macizo de los Urrieles) aufschlagen. Hier werde ich zwei Nächte bleiben.



Ich kann zum Abendessen gleich auf dem Campingplatz bleiben, denn er hat ein sehr sympathisches, einfaches, aber von einem jungen Team mit großem Engagement betriebenes Restaurant mit hervorragender Küche, in dem ich köstliche Lammkoteletts genieße.

13. Tag (13.07.2017), Wanderung in der Cares-Schlucht
Strecke (Rad): ca. 25 km


Heute steht eine Wanderung durch die spektakuläre Schlucht des Río Cares auf dem Programm mit anschließender Rückkehr zum Campingplatz in Santa Marina de Valdeón. Ich rolle etwa 12 km und einige hundert Höhenmeter abwärts



und komme durch den hübschen Ort Posada de Valdeón, von wo aus die Straße dem Río Cares abwärts folgt bis zu ihrem Ende in Caín. Ab hier ist die Cares-Schlucht nur zu Fuß über einen abenteuerlich in den steilen Felswänden des Canyons verlaufenden Wanderweg zugänglich, der sich als eine der Hauptattraktionen der Picos de Europa einer großen Beliebtheit erfreut.







Die Ruta del Cares wurde ursprünglich nicht als Wanderweg angelegt, sondern für die Wartung des parallel verlaufenden Kanals für das Wasserkraftwerk in Poncebos am unteren Ende der Schlucht. Stellenweise wurde der Weg mit Dynamit in die Felswände gesprengt.









Nach ungefähr der Hälfte des insgesamt etwa 12 km langen Weges durch die Schlucht erreiche ich den Punkt, an dem ich vier Jahre zuvor von der anderen Seite, von Poncebos, kommend umgekehrt bin. Da dieser Punkt das Ziel der heutigen Wanderung ist, marschiere ich nur noch ein kurzes Stück weiter und mache mich dann auf den Rückweg.

Rückfahrt hinauf nach Santa Marina de Valdeón



14. Tag (14.07.2017), Santa Marina de Valdeón – Soto de Cangas
Strecke: ca. 70 km


Es geht zunächst nochmal abwärts in den kleinen, touristisch bedeutsamen Ort Posada de Valdeón, durch den ich ja gestern schon gekommen bin.



Blick zurück auf Posada de Valdeón von der Straße zum Puerto de Panderrueda



Auf den 1463 m hohen Puerto de Panderrueda sind es von Posada etwa 550 Höhenmeter.





Serpentinenreich geht es abwärts.





Schließlich verläuft die Straße weiter abwärts durch die Schlucht des Río Sella, das Desfiladero de los Beyos, Richtung Norden. Ich überquere die Grenze nach Asturien.







Ich folge dem Río Sella weiter abwärts und erreiche Cangas de Onís, touristisches Zentrum des nordwestlichen Bereichs der Picos de Europa und im frühen Mittelalter kurzzeitig Hauptstadt Asturiens, geschichtlich eng verknüpft mit dem Beginn der Reconquista im 8. Jahrhundert. Wenige Kilometer östlich schlage ich auf dem Camping in Soto de Cangas für zwei Nächte mein Zelt auf.

15. Tag (15.07.2017), Wanderung oberhalb der Lagos de Covadonga

Heute habe ich eine Wanderung vorgesehen, für die mein Wanderführer (Rother Verlag, Picos de Europa, Tour 3) eine Gehzeit von 4 ¾ Stunden angibt, von den Lagos de Covadonga auf gut 1100 m zur 1624 m hoch gelegenen Hütte Refugio de Ario. Eigentlich hatte ich die landschaftlich traumhafte Straße hinauf zu den Lagos hinaufradeln wollen, aber mir ist heute die Kombination von gut 1040 Höhenmetern mit dem Rad und einer fast fünfstündigen Wanderung zu viel, so dass ich mich schweren Herzens für das Angebot des Bustransfers entscheide. Hier der Blick durch das Busfenster auf einen entgegenkommenden, abwärts fahrenden Bus



Die Seen oberhalb von Covadonga auf ca. 1100 m zählen zu den bedeutendsten touristischen Zielen der Picos de Europa. Entsprechend viel ist hier los.



Doch die meisten machen, wenn überhaupt, nur kurze Rundwanderungen um die Seen. Auf dem Pfad, der mich vom Lago de la Ercina weiter aufwärts führt, begegne ich nur wenigen anderen Wanderern, und ich kann die einsame Hochgebirgslandschaft genießen.





Vom höchsten Punkt der Wanderung, dem Collado del Jitu auf 1643 m, fällt der Blick auf das zentrale Teilmassiv der Picos de Europa (Macizo Central o de los Urrieles) (ich befinde mich im östlichen Teilmassiv, Macizo Occidental o del Cornión). Dazwischen verläuft die Schlucht des Río Cares, in der ich vorgestern auf der Ruta del Cares gewandert bin, auf die ich von hier aus, wenn ich dem Weg weiter folgen würde, nach einem steilen Abstieg wieder treffen würde.



Aber ich kehre nach einer Einkehr an meinem Ziel, dem Refugio de Ario, das vor allem als Übernachtungsmöglichkeit für mehrtägige Wanderungen fungiert, um und steige auf gleichem Weg wieder hinab zum Lago de la Ercina.





Mit dem Bus geht es wieder hinunter nach Soto de Cangas. Ich hätte mir, statt den Bus zu nehmen, die Auffahrt mit dem Rad auf dieser wunderschönen Straße wirklich gönnen sollen und bereue das Versäumnis, vor allem, als ich auf der Busfahrt einige Rennradler die wohlverdiente Abfahrt genießen sehe.

16. Tag (16.07.2017), Soto de Cangas – Colunga
Strecke: ca. 50 km


Nach einer zweiten Übernachtung auf dem Campingplatz in Soto de Cangas geht es heute wieder an die Küste. Ich sehe mir zunächst Cangas de Onís an, durch das ich vorgestern bereits gekommen bin. Wahrzeichen ist die mittelalterliche Puente Romano; in deren Bogen hängt das auch im Wappen von Asturien erscheinende Kreuz mit den am Querbalken hängenden Buchstaben Alpha und Omega, das Pelayo, dem Heerführer der mythischen Schlacht von Covadonga, zum Sieg verholfen haben soll; dieser Sieg im Jahr 722 gilt als Beginn der Reconquista, der über 700 Jahre dauernden Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Mauren. Covadonga, nationaler Wallfahrtsort, liegt nicht weit entfernt; meine gestrige Busfahrt hinauf zu den Lagos de Covadonga hat mich durch den Ort hindurchgeführt.



Blick von der Puente Romano; eine Darstellung des asturischen Kreuzes bzw. Cruz de la Victoria findet sich auch in der Blumenrabatte am Ufer.



Zurück an die Küste, die ich vor einer Woche verlassen habe, gelange ich über die Hauptstraße nach Ribadesella, wo der Río Sella, durch dessen Schlucht, das Desfiladero de los Beyos, ich vorgestern gefahren bin, mündet. Eine Alternative wäre ein kleines Sträßchen über den 580 m hohen Aussichtspunkt Mirador del Fitu mit offenbar fantastischem Blick auf das Meer und die Picos de Europa gewesen. Warum ich mich dagegen entschieden habe, weiß ich nicht mehr so recht – also die zweite unverzeihliche Unterlassung in zwei Tagen…

Der Strand von Ribadesella an der Costa Verde, wie der asturische Abschnitt der Küste genannt wird



Ich beende die Etappe auf dem Campingplatz von Colunga, wo es einen schönen, leider recht überfüllten, Sandstrand gibt. Nach dem Zeltaufbau radle ich zum Abendessen noch ein paar Kilometer weiter nach Lastres mit seinem Fischereihafen, wo ich ein hervorragendes Schwertfischsteak genieße, dazu das asturische Nationalgetränk Sidra (Cidre).







Fortsetzung folgt…