Re: Der Zickzacksommer 2020

von: iassu

Re: Der Zickzacksommer 2020 - 11.09.20 22:15

Es geht weiter.

Die Einreisebestimmungen nach Griechenland sahen vor, daß man vor der Einreise einen QR-Code beantragen mußte, der einem um 00:00 Uhr am Tag der Einreise per SMS zugesandt wird. Wer mt der Fähre kommt, die da schon unterwegs ist, muß beim Check-in auf dem Smartphone die Eingangsbestätigung des Antrags vorweisen.

Erstmals hatte ich mir für ein paar Euro auf dem Schiff eine onboard-Satellitennetz-Zugangsberechtigung gekauft um mit dem Telefon Netzanschluß zu haben. Deren Aktivierung gelang aber nicht nur bei mir nur dem Cheffunker an der Rezeption. Schlag 5 Sekunden nach Mitternacht kam tatsächlich der QR-Code. Uff.

Das ist aber erst die eine Hälfte der Spannung. Die zweite erfolgt bei der Landung. Die Einreisenden müssen den Code vorweisen und irgendeine software entscheidet dann, wer zur Stichprobe verpflichtet ist. Diese ihrerseits verpflichtet zur Quarantäne am angegebenen Zielort bis das Ergebnis eintrifft.

Das Schiff hatte schon wie üblich den Großteil der Reisenden in Igoumenitsa ausgespuckt und mit ein paar Hanseln und einigen LKWlern trafen wir pünktlich in Patras ein. Ein riesiges Hafengelände, mit lauter Beispielen griechischer Ordnung verziert: überall kleine Grüppchen von Leuten, dazu irgendwelche Beamten, PKWs, auf ihre noch herauslaufenden übrigen Familienmitglieder wartend, 5 Motorräder mit einem Beamten im Gespräch, die 10 LKW zügig zum 300 m entfernten Ausgangsportal fahrend und, mit als Letztem, ich auf dem Reiserad.

Radfahrende haben in Griechenland oftmals eine Art Tarnkappe auf, v.a. im Bereich halbamtlicher oder sonstiger Überwachungsräume. Sie werden nicht gesehen. Wenn man sich dann unauffällig verhält, wird man in seinen langsamen und zügigen Bewegungen nicht wahrgenommen. Ich stellte mich daher auf dumm und fuhr ebenfalls, ohne mich um irgendwelche anderen zu kümmern, zum Ausgangsportal, das aussieht wie eine Mautstation. Es gibt dort viele Fahrspuren, das Ganze ist überdacht, in der Mitte jeweils ein Häuschen, anstehende Fahrzeuge.

Ich kann nichts dafür, daß mein Rad mit mir einfach so weiterrollt, auf einer unbesetzten Spur an den Posten vorbei, im Augenwinkel erkenne ich hinter einem der Häuschen einen ins Freie verlegten Eßtisch, an dem einige in zartes Medizinerhellgrün gehüllte Gestalten rumwerkeln, irgendwelche Utensilien handhabend. Ich halte NICHT an und frage nach, was sie da so machen und dann, ich sagte es schon, ich kann nix dafür, bin ich draußen. Nochmal 300 m bis zur Ampel und ich finde mich auf der Ausfallstraße von Patras nach Süden wieder.

Weder Stich noch Probe also. Ich fahre gemütlich bei schönstem Wetter weiter die 15 km bis zur lockeren Häuserkonglomeration Kaminia, dort wartet mein Hotel. Ich habe offenbar ein fürstliches Appartment gebucht, 2 große Zimmer, ein Küchenbereich, Bad und Flur, in einem Nebengebäude. Terrasse im 2. Stock, vom Meer 40 Meter getrennt mit Blick auf den Sonnenuntergang:









Ganz so feudal hatte ich das nicht erwartet, aber man sollte sich in sein Schicksal fügen, hat meine Großmutter immer gesagt. Am nächsten Tag wurde zuerst einmal am Vormittag das Pflichtprogramm erledigt:



Um dann am Nachmittag in der Freizeit eine unbeschwerte Runde durchs Hinterland zu drehen. Zuerst den Blick auf den Golf von Patras mit einer auslaufenden Fähre von ANEK:



Oben auf Halbhöhenlage angekommen dann gemütliches Rollen durch Ackerland, unspektakuläre Dörfer, etwas Industrie, zunächst wenig Natur, im Hintergrund das Erymanthosgebirge.





Ein Dienstgebäude der Post, allerdings ohne Schalter:



Bei diesen Anlagen frage ich mich immer, mit wieviel schierem Gewicht sie ihre Verstorbenen an die Erde fesseln wollen:



Es geht weiter, die Landschaft wird schöner:









Ich bin nicht allein unterwegs:



Der Kreis schließt sich langsam, ich bekomme wieder die Bucht vor Augen:



Und nach doch immerhin 500 Höhenmetern auf 45 km findet sich dann an der Hauptstraße eine Imbißstation:



Am nächsten Tag geht es weiter. Um auf die südlichen Ionischen Inseln zu kommen, muß ich nach Kyllini fahren. Die Fähre wird dort am Morgen um 07:00 ablegen, weswegen ich dort ein Zimmer nehme. Auf dem Weg dorthin begegne ich zunächst zu meiner Freude meinem Lieblingswucherunkraut:





Sodann einer seltsamen Kreation aus attraktiven Früchten und einer ausschließlich zur Erregung der Aufmerksamkeit der vorbei defilierenden Autos installierten Wasserverschwendungsanlage:



In Lechäna wird für mein leibliches Wohl gesorgt:



Bevor am Ortsausgang ein Angriff der Farbkrieger auf mich wartet:



Schließlich lande ich am Ziel, besorge das Ticket für morgen früh und verköstige mich am Hafen im einzig offenen Resto.

>>> vorübergehender Filmrissssssss <<<
zwinker schmunzel