6.1.2022: Campeche / Cd. d. Carmen - Frontera

von: joeyyy

6.1.2022: Campeche / Cd. d. Carmen - Frontera - 08.01.22 01:50


Campeche:

50 Pesos liegen vor mir auf der Straße, irgend jemand mag sie verloren haben. Ich frage mich, ob es richtig wäre, sie aufzuheben und einzustecken. Wenn ich es nicht tue, tut es ein anderer. Was würde Kant denken?

Ich hebe sie auf, behalte sie in der Hand und weiß, dass ich hier in Campeche an meinem letzten Tag in der nächsten halben Stunde sicherlich Menschen sehen werde, die diese 50 Pesos mehr brauchen können als ich. Keine zweihundert Meter weiter sitzt eine junge Frau mit ihrem Kind auf der Straße und bittet um Geld. Ich gebe ihr die 50 Pesos, sie strahlt und ich muss mir keine Gedanken mehr um meine Moral machen.

Ich bin einfach nur Überbringer eines kurzen Glücks für diese junge Frau mit ihrem Kind.

Ciudad del Carmen:

Eigentlich will ich am zweiten Januar weiter fahren. Aber Montezumas Rache erwischt mich und so bleibe ich noch drei Tage in Ciudad del Carmen. Salzgebäck, Bananen und Wasser sind hilfreich und können sogar richtig gut schmecken.

Mein Trapezmuskel schmerzt und ich fahre zu einer Physiotherapeutin. Sie hat Erfahrungen in Chiropraxis und hat meinen Kopf schnell so im Griff, wie ich es mir vorstelle, wenn man einem Hund das Genick brechen will. "Hast du Angst?" fragt sie mich. Da ich mich der Wahrheit verpflichtet fühle, nicke ich leicht, soweit es der Griff zulässt. Das interessiert sie allerdings nicht weiter, ich soll einatmen und ausatmen und dann macht es Knack.

Ich sehe mich schon im Krankenhaus, aber der Schmerz im Hals lässt in der Tat nach. Nach einigen Massagen im oberen und unteren Rücken fühle ich mich wesentlich besser.

Am Dreikönigstag, der hier eine wesentlich größere Bedeutung hat als bei uns in Deutschland, frühstücke ich noch mal mit Diana und Irlanda, hole mein Fahrrad ab, verabschiede mich herzlich und fahre los in Richtung Westen.

In der Mangrovenlandschaft, durch die ich heute fahre, gibt es Pumas und Jaguare. Und Schrimps, die die Menschen hier am Straßenrand bergeweise verkaufen. Ich vertraue meinem Verdauungssystem noch nicht, also belasse ich es beim Fotografieren.

Man kann sich hier für 2000 Pesos (ca. 90 €) scheiden lassen. Das Schild sehe ich leider 20 Jahre zu spät.