Re: La Bombinette

von: Mütze

Re: La Bombinette - 24.01.23 13:03

22. August, Tag 8: Pontaillier → Gray, 47 km

Beim Packen an diesem Morgen ging mir ein Gedicht mit scheinbaren Gegensätzen durch den Kopf. Und wisst ihr was? Ich löste sie alle. Lest mit und staunt:

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Ob es hell oder dunkel ist, ob etwas schnell oder langsam ist, empfindet jeder Mensch anders. Und an den Eisheiligen kommt es oft vor, dass Schnee auf dem grünen Rasen liegt.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Die übten Yoga und unterhielten sich dabei in Gebärdensprache. Der ägyptische Hochleistungssportler Einthot Gescho Sin El'Hase (die Wissenschaft streitet erbittert über korrekte Schreibweise und Aussprache) trainierte auf Sand mit Spezialschlittschuhen für die Eiskunstlaufweltmeisterschaft.

Da seid Ihr platt, was?
Ich sponn die Geschichte dann noch weiter, nämlich das Einthot Gescho der Sohn der bekannten Finanzministerin Ischab Dietasch En'voll und des Außenministers Ischbin auss Ermir sei …
Es war wirklich sehr heiß.

Ich fuhr dann los und kaufte noch im örtlichen ATAC ein (leider kein Tante Emma Laden).
Es war interessant, eine Strecke zu fahren, die ich vor Jahren schon mal gefahren war - unglaublich, an was man sich alles erinnert …
Bald kam ich dann schon an die Abzweigung zwischen der Saône und dem Canal entre Champagne et Bourgogne.

Irgendwann bekam ich Hunger, aber da Motek Freilauf hatte und vorwärts wollte, frühstückte ich im Fahren. Jawoll! Auf meinem schmucken Dreirad ist das ja ganz einfach.
Und dann trafen wir einen Hund, die beiden spielten mit einem Stöckchen. Als der andere Vierbeiner weiter musste und meiner noch weiter spielen wollte, war auch das kein Problem: Stöckchen aufheben und wieder werfen klappt von La Bombinette aus auch beim Radeln.
Ich wollte heute bis Autet kommen, aber es war unerträglich heiß. In Talmay machte ich eine Pause im Schatten auf einem kleinen Parkplatz, dann ging's weiter, irgendwann fehlten die Schilder und ich gelangte auf ein Feldweg voller Löcher - kurz, es war anstrengend.



Also bis Autet würde ich heute nicht mehr kommen. Lieber in Gray schon auf den Campingplatz und ausruhen. Als ich dort ankam, besagte ein Schild an der Tür, der Verwalter sei erst ab 16 h da. Ich hatte also Zeit und wollte mal schnell in eine Werkstatt fahren, meinen Reifendruck überprüfen lassen. Mal schnell? So einfach war das nicht. Der örtliche Radladen war geschlossen, die nächste Autowerkstatt in einem Industriegebiet am anderen Ende der Stadt.


Ich suchte lange, fragte mich durch, bekam erneut einen Auffahrunfall mit und durfte dann endlich direkt in eine Werkstatt fahren, wo der sehr nette Chef den Druck
überprüfte, als Bezahlung nur den Hund streicheln wollte und uns erfrischend kaltes Wasser zum Trinken brachte.
Was ein Abenteuer. Aber so richtig zufrieden war ich nicht, denn schon alleine wegen meinem Hund hätte ich das Ganze besser auf einen kühleren Zeitpunkt verschoben.



Als Zeltplatz ist der Camping Municipal de Gray genial. Am hinteren Ende sind mehrere Hecken so angelegt, dass man wie in einem Labyrinth zeltet und richtig seine Ruhe hat. Ich duschte, ruhte aus, drehte mehrere Runden mit dem Hund und kaufte mir zwei Glas Bier bei einer improvisierten Schenke. Ein überaus fröhlich wirkender Privatmann zapft hier eiskaltes und gutes Bier. So ganz angemeldet ist der Verkauf wahrscheinlich nicht, denn der Verwalter meldet einen an und weist dann den Weg … Aber was soll's.