Semois reloaded

von: k_auf_reisen

Semois reloaded - 08.09.10 10:03

Witzigerweise ergibt es sich nur wenige Wochen, nachdem ich diesen Reisebericht verfaßt hatte, daß ich wieder in die Gegend meiner damaligen Touren zurückkehre. Da dieser Wochenendausflug inhaltlich so gut dazupaßt, schließe ich einen kurzen Bericht darüber hier an.

22. Mai 2010
Beauraing – Javingue – Vencimont – Gedinne – Louette-St-Pierre – Houdremont – Bellefontaine – Petit-Fays – Vresse-sur-Semois – Chairière – Alle – Frahan – Corbion – Bouillon
62,6 km


Ganz spontan habe ich mich zwei Freundinnen angeschlossen, die das Pfingstwochenende nützen wollen, um eine kleine Radtour in den Ardennen zu unternehmen. Wir treffen uns am Vormittag im Zug. Die Radmitnahme ist, wie immer, völlig unproblematisch. Hinter Namur fahren wir an der Meuse entlang bis Dinant, wo wir umsteigen müssen. Draußen scheint die Sonne aus einem wolkenlosen Himmel, nach dem langen und ungewöhnlich kalten Winter ein hochwillkommener erster Gruß des Sommers.
Der Anschlußzug in Dinant steht schon am gleichen Bahnsteig bereit, wir fahren noch weiter bis Beauraing. Hier bleibt uns leider nicht erspart, die Räder durch die Unterführung zu schleppen, weil der ebenerdige Übergang über die Gleise durch ein Gitter versperrt ist und jetzt, am Wochenende, niemand aufzutreiben ist, der den Schlüssel dafür hätte. Im kleinen Ort kaufen wir noch Proviant ein und machen uns dann auf den Weg.
Zunächst geht es auf der Hauptstraße (N981) die Hügel im Süden von Beauraing hinauf. Allzuviel Verkehr herrscht hier allerdings auch nicht, und bald schon zweigen wir ohnehin links ab Richtung Javingue. Unser Plan ist es, das wallonische Radroutennetz auszuprobieren. Elf Routen sind durch den südlichen, frankophonen Teil Belgiens markiert, wir wollen einen Teil der RAVel 2, „La Namuroise“ fahren, von Beauraing bis Bouillon, und dann auf der RAVel 7, „L’Ardennaise“ bis Libramont fortsetzen. Es handelt sich bei diesen Radrouten nicht um eigens angelegte Radwege; vielmehr sind verkehrsarme Nebenstraßen (ziemlich dezent) als Radroute markiert.
Wir radeln also hinauf nach Javingue. Das Sträßchen steigt noch ein Stück an, dann geht es in leichtem Auf und Ab durch den Bois de Beauraing und schließlich in einer längeren Abfahrt hinunter nach Vencimont. Der RAVel folgend wären wir von hier weiter auf der Straße hügelauf nach Sart-Custinne gefahren, aber ein Schild weist auch auf einen Rad- und Wanderweg entlang dem Flüßchen Houille hin. Wir beschließen, lieber diesem zu folgen. Landschaftlich wunderschön, aber es wird auch wieder ein wenig abenteuerlich.


Auch die Kühe genießen das Frühsommerwetter; Landschaft bei Javingue

Bald schon führt der Weg als Schotterpiste an herrlichen Auwiesen entlang in den Wald. Nach einer Brücke wird es schon schwieriger, doch bis zur nächsten Brücke geht es. Wunderbar das frische Laub der Buchen. Jetzt aber wird der Weg endgültig zum Wandersteig, es hilft nur Schieben, und das über Stock und Stein und steil hinauf und über einen Nebenbach. Zum Glück gelangen wir nach demselben wieder auf einen besseren Forstweg und können die reizvolle Landschaft genießen: links Felsen, rechts unten der Fluß. Unversehens gibt es zwischendurch wieder ein Stück Asphalt, dann radeln wir wieder auf einem guten Forstweg immer an der Houille entlang bis Gedinne.


Brücke über die Houille


Die Houille rauscht durch den Wald

Hier stoßen wir wieder auf die Radroute und folgen dieser nun hügelauf-hügelab nach Houdremont und Bellefontaine. Steil geht es hinunter ins Tal des Rau de Bellefontaine und dahinter wieder hinauf nach Petit-Fays. Jetzt folgt eine lange, rasante Abfahrt: die RAVel verläuft auf der Hauptstraße (N914) hinunter nach Vresse-sur-Semois. Ich erreiche damit mir bereits bekanntes Territorium, denn hier war ich vier Jahre zuvor entlanggeradelt (siehe oben). Zeit für eine ausführliche Pause und ein Picknick am Fluß. Alleine sind wir natürlich nicht, viel Volks nützt das prächtige Frühsommerwetter, und auf der Semois sind zahlreiche Kanuten unterwegs.


Alte Brücke bei Vresse-sur-Semois

Weiter auf der Hauptstraße radeln wir dann über Chairière nach Mouzaive, dann am Südufer nach Alle.


Immer wieder nett: Mouzaive


Gemächlich strömt die Semois dahin

Wie nun weiter? Seinerzeit hatte ich mich ja von Frahan aus am Nordufer über den Wanderweg gequält – das scheidet als Option aus. Die RAVel folgt der Hauptstraße steil hinauf nach Rochehaut. Und dann wäre da noch die Furt, vor der ich dazumal umgedreht hatte. Letztere soll es diesmal werden. Wir radeln also an den Campingplätzen am Nordufer entlang bis zur bewußten Stelle. Ich habe versprochen, mich auch um die Räder meiner Begleiterinnen zu kümmern und trage das erste davon durch den Fluß. Das Wasser ist tiefer als erhofft, aber wärmer als befürchtet. Einige Male muß ich die Semois durchqueren, bis alle Räder und das Gepäck drüben sind; Spaziergänger und Kanuten schauen interessiert zu. Auch wenn wir uns eine Hügelstrecke erspart haben, hat sich die Aktion wohl nicht gelohnt, aber ein Abenteuer war es trotzdem.
Auf bereits bekanntem, angenehmen Wege geht es über Frahan nach Poupehan. Von dort folgen wir nicht meiner seinerzeit gewählten Route, sondern der RAVel, die hier auf der Hauptstraße steil hinauf nach Corbion führt. Dafür werden wir dann mit einer kilometerlangen, wunderbaren Abfahrt durch die Wälder – leider ohne vernünftige Aussicht auf den Fluß – belohnt und haben bald unser Tagesziel, Bouillon erreicht. Die Jugendherberge liegt hoch oben am jenseitigen Abhang, was uns erneut eine heftige Steigung beschert, dafür ist die Aussicht auf die Stadt und die Burg exzellent. Zu Fuß machen wir abends noch einen Stadtbummel und gehen essen.


23. Mai 2010
Bouillon – Noirefontaine – Bellevaux – Plainevaux – Nollevaux – Fays-les-Veneurs – Offagne – Blanche-Oreille – Neuvillers – Recogne – Libramont
41,6 km


Ich schlafe ausgezeichnet, und auch das Frühstück ist reichhaltig. Sehr empfehlenswert, die Jugendherberge. Wir plaudern mit meinen Zimmergenossen, zwei US-Amerikanern, die ebenfalls per Rad eine Reise durch die Niederlande, Belgien und Nordfrankreich machen. Sie sind sehr angetan von Europa, besonders die Autofahrer seien hier sehr rücksichtsvoll.


Aussicht von der Jugendherberge auf Bouillon mit der Burg

Den ganzen Vormittag verbringen wir noch in Bouillon. Da ich die Burg schon damals besichtigt habe, ziehe ich ein gemütliches Café an der Semois vor. Auch ein Eis gehen wir noch essen.
So wird es Nachmittag, ehe wir weiterkommen. Jetzt folgen wir der RAVel 7, und angenehmerweise führt diese direkt an der Jugendherberge vorbei, wir ersparen uns also einen Aufstieg. Es werden aber noch viele weitere kommen, denn die Gegend ist hügelig, und auch die Radroute führt dauernd auf und ab. Durch Felder, Wiesen und kleine Wälder kommen wir über Noirefontaine nach Bellevaux, und im gleichen Stil geht es weiter durch mehrere kleine Dörfer bis Offagne, wo zufällig der Dorfladen offen hat und wir uns mit kalten Getränken eindecken können.


Sanfthügelige Landschaft nördlich von Bellevaux

Jetzt geht es weiter auf gewundenen Wegen durch einen ausgedehnten Wald, die Forêt de Luchy, und an einem hübschen Fleckchen machen wir noch eine Picknickpause, verzehren die letzten Vorräte.


Wir radeln auf der RAVel 7 durch die Forêt de Luchy

Weit ist es jetzt nicht mehr bis Libramont, nach der Überquerung der Autobahn geht es noch durch Felder und Vororte dahin, dann verlassen wir die RAVel, um in die Innenstadt zum Bahnhof zu radeln.

Fazit: Bei herrlichem Wetter durch eine der schönsten Ecken Belgiens zu radeln, diesmal mit Begleitung, war erneut ein Genuß. Die Semois und Bouillon sind immer wieder schön.


Als Bonus noch zwei Photos der Semois vom Juli dieses Jahres:


Morgenstimmung an der Semois bei Chiny; im Juli 2010 ist der Wasserstand extrem niedrig


Blick hinunter vom Rocher du Hat auf die Semois



K.