Re: Alpenüberquerung von West nach Ost (Teil II)

von: José María

Re: Alpenüberquerung von West nach Ost (Teil II) - 21.02.11 14:19

Montag 02.08.2011

Streckenverlauf: (CH)
CP Citzingen => Oberwald => Gletsch => Rohnegletscher => Furkapass (2436 m) => Andermatt

Tages km: 53
Tages-Höhenmeter: 1175

In der Nacht gibt es Gewitter mit starkem Wind. Morgens um 06:15 Uhr ist es wieder fürchterlich kalt. Der Himmel ist dunkelgrau. Das Thermometer zeigt 6°C an. Es sieht weiterhin nach Regen aus. Ich fahre los und versuche mein Glück.



Ich entscheide den Grimelpass heute nicht hochzufahren. Die Wolken bleiben am Grimselpass hängen und der Wind wird mehr. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern und die Wolken kommen in meine Richtung.



Am Parkplatz zum Eingang vom Rhonegletscher werden Murmeltiere von Menschen gefüttert. Die sind hier sehr zu traulich.



Auf früheren Fotos vom Rhonegletscher, aus dem 1900 Jahrhundert, ging der Gletscher bis nach Gletsch. Unglaublich wie weit der Gletscher geschmolzen ist.



Wie ich erfahren habe, wird die Eisgrotte im Rhonegletscher jedes Jahr neu ins Eis gehauen, weil sich der Gletscher bei der Grotte jedes Jahr um 30-40 Meter bewegt. Die künstliche Eishöhle ist im Juni ca. 100 m lang und im Verlaufe des Sommers schmelzen davon über 30 Meter.



Im Rhonegletscher



In Andermatt bin ich verabredet. Ein Freund hat vor, mich bis Rosenheim oder sogar bis nach Siegburg zu begleiten. Leider hat er sich es anders überlegt. Er fährt übermorgen mit dem Zug nach Hause. Wir gehen zusammen Essen und ich übernachte nach langer Zeit wieder in einem Hotel. Das Zelt und meine Klamotten kann ich trocknen.

Dienstag 03.08.2010

Streckenverlauf: (CH)
Andermatt => Oberalpenpass (2044 m) => Disentis/Muster => Ilanz => Flims-Waldhaus => CP „Flims“

Tages km: 72
Tages-Höhenmeter: 1097

Nach einem ausgiebigen Frühstück trennen wir uns. Das Wetter sieht heute Morgen nicht gut aus. Bewölkt bei 10°C. Landschaftlich ist die Strecke Richtung Oberalpenpass bestimmt schön, nur die Wolken hängen ganz schön tief.



Oben am Oberalpenpass schnell ein paar Fotos, und bei Dauerregen fahre ich in Richtung Disentis/Mustér.



Auf der anderen Seite vom Oberalpenpass ist das Wetter besser. Vorbei an Ilan/Glion, die erste Stadt am Rhein.



Gerade habe ich es geschafft das Zelt aufzubauen, da kommt der nächste Schauer. Auch beim Kochen hat Petrus kein Mitleid. Die nassen Klamotten kann ich im Trockenraum über Nacht aufhängen. Die Sanitäranlagen am CP sind sehr sauber. Überall liegen an jedem Spülbecken Trockentücher. Der Preis von 14 € die Nacht ist für die Schweiz normal. Nachdem ich den Rhein in Ilan/Dijon gesehen habe, bin ich mir sicher bis nach Siegburg durchzufahren. Denn die Option in Rosenheim in den Zug zu steigen war ja offen.

CP in Flims-Waldhaus



Mittwoch 04.08.2010

Streckenverlauf: (CH)
CP „Flims“ => Chur => Lenzerheide/Lai Pass (1549 m) => Lantsch/Lenz => Filisur => CP „Islas“

Tages km: 61
Tages-Höhenmeter: 1232

Der Tag fängt seltsam an. Beim ersten Versuch Kaffee zu kochen schmeiß ich den Pott mit heißem Wasser um. Dann verfahre ich mich. Gott sei Dank nur ein paar Meter. Ohne GPS wäre ich ins Tal runter gefahren und hätte viel zu spät erkannt, dass ich mich verfahren habe. Dieselbe Strecke berghoch zurückzufahren wäre bei mir nicht so gut angekommen.



Heute ist ein sonniger Tag mit Temperaturen um die 28°C. Kurz vor Chur fahre ich rechst in Richtung Lantsch/Lenz auf der N 3. Von hier an ist Schluss mit der Ruhe. Sehr viel Verkehr auf der Straße. Zum Teil sehr steile Rampen (17 %). Die Straße ist recht eng und manche Autos oder LKWs haben keine Zeit und versuchen sich zwischen mir und dem Gegenverkehr durchzudrängeln.



Den Lenzeheide/Lai Pass (1549 m) habe ich verpasst. Ist aber kein Wunder, so wie ich heute drauf bin. Zwischen Parpan und Lantsch/Lenz ist der Streckenverlauf sehr schön. Mein Plan, heute noch den Albulapass (2312 m) hoch zu fahren, ist dahin. Heute habe ich meinen Rhythmus nicht gefunden. Somit schlage ich mein Zelt in Filisur auf dem CP „Islas“ auf. In der Nacht soll eine Schlechtwetterfront aufkommen.



Donnerstag 05.08.2010

Es ist 8:00 Uhr und seit gestern Abend regnet es kontinuierlich. Wenn der Regen bis 12:00 Uhr nicht aufhört, werde ich einen Ruhetag einlegen. Der Dauerregen hört nicht auf. Hmmm, komisch, meistens komme ich am Donnerstag wetterbedingt nicht weiter. Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg zum Ort, um was einzukaufen. Der kleine Co op-Laden hat alles was man braucht. Ich lerne heute nicht nur die Besitzer des Campingplatz kennen, sondern auch einige Camper. Das Campingplatz-Restaurant wird kurzerhand als Aufenthaltsraum genutzt. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt bis in die Nacht. Es wurde ein geselliger Tag.



Freitag 06.08.2010

Streckenverlauf: (CH)
CP „Islas“ => Bergün => Albulapass (2312 m) => Samedan => Pontresina => CP „Plauns“

Tages km: 52
Tages-Höhenmeter: 1422

So was habe ich noch nicht erlebt. Es regnet fast 1,5 Tag durch. So als ob man unter der Dusche stehen würde. Um 7:30 Uhr fahre ich los. Gegen Mittag soll sich das Wetter bessern.



In Bergün kaufe ich beim Bäcker Mehrkornbrot. Weißbrot hatte ich in den letzten Tagen genug. Mit 2 Affenkoteletts (Bananen) und einem Jogurt im Magen mache ich mich in Richtung Pass auf. Es ist 10:45 Uhr und es regnet weiterhin. Die Wolken hängen sehr tief. Der Tag will nicht so richtig hell werden. Ich fahre die ganze Zeit berghoch und werde trotzdem nicht warm. Ich glaube langsam nicht mehr daran, dass ich mit dem Wetter soviel Glück haben werde wie Freitag vor eine Woche.



Auf 1740 m sehe ich rechts und links neben der Straße Schnee. Das Thermometer steht zur Zeit bei 6°C. Der Regen geht immer mehr in Schnee über.



Oben am Pass treffe ich 2 Rennradfahrer, die genauso wie ich, nur kurz für ein „Passfoto“ anhalten und anschließend weiterfahren.



Gott nee, was habe ich bei der Abfahrt gefroren. Zum Teil fahre ich max. 15 km/h um so wenig Fahrtwind wie möglich abzubekommen. Die Bremsen und Felgen müssen einiges aushalten. Es riecht nach Gummi. Bin froh im Tal anzukommen. In Samedan gehe ich in eine Tankstelle und trinke einen Kaffee um mich aufzuwärmen. Heute schließe ich um 20:30 Uhr das Reisetagebuch um begebe mich ins Zelt. Morgen soll das Wetter besser werden.

Samstag 07.08.2010

Streckenverlauf: (CH)-(I)
CP „Planus“ => Passo del Bernina (2330 m) => Forcola de Livigno (2315 m) => Livigno => Passo Eira (2208 m) => Trepalle => Passo Foscagno (2291 m) => Amoga => Valdientro => CP „La Pineta“

Tages km: 60
Tages-Höhenmeter: 1314

Der Tag beginnt sonnig, aber auch kalt. In der Nacht hat es geschneit. Heute stehen 4 Pässe an. Passo del Bernina (2330 m), Forcola de Livigno (2315 m), Passo Eira (2208 m) und Passo Foscagno (2291 m). Die Landschaft zum ersten Pass ist bei dem Wetter traumhaft. Das steigert sich noch im Laufe des Tages.



In Richtung Passo del Bernina



In Richtung Livigno



In Valdientro beende ich auf dem CP "La Pineta" den Tag. Hier unten im Tal ist es recht warm mit 34°C. Die Stadt ist nicht weit. Ich kaufe für morgen auch noch was ein. Das Flair auf dem CP erinnert mich an Spanien.



Sonntag 08.08.2010

Streckenverlauf: (I)
CP „La Pineta“ => Premadio => Molina => Stilfserjoch (2758 m) => Prad => CP „Sägemühle“

Tages-km: 56
Tages-Höhenmeter: 1509

Das spanische Flair hat auch was Negatives. Es war bis tief in die Nach recht laut auf dem CP. Ziemlich früh (7:30 Uhr) mache ich mich auf den Weg. Kurz vor Bórmio biege ich links ab, um den zweithöchsten Pass meiner Reise, das Stilfserjoch (2758), von der „falschen“ Seite zu fahren. Das hat den Nachteil, dass man bergauf durch mehrere Tunnel und Galerien fahren muss und voll in den Genuss kommt, den Lärm von Motorrädern mitzubekommen, die anscheinend ihren Auspuffdämpfer extra dafür zu Haue gelassen haben.



Oben am Stilfserjoch angekommen, hat man bei dem Wetter eine traumhafte Aussicht.



Ich komme kaum auf die andere Seite, vor lauter Autos, Motorrädern und Menschen, die die Straße überqueren.



Kurz vor Prad treffe ich den Künstler „Der mit dem Windhauch spricht“. Wir unterhalten uns über Kunst und das Leben. Er erklärt mir, wie seine Kunstwerke entstanden sind. Er sammelt alles, was der Fluss mitbringt. Überall hängen Knochen und andere Objekte wie Reifen, Radkappen, usw. In Prad auf dem CP „Sägemühle“ bekomme ich den letzten freien Platz.



Montag 09.08.2010

Streckenverlauf: (I)
CP „Sägemühle“ => Schlanders => Meran => Gargazon => CP „Mossbauer“

Tages km: 82
Tages-Höhenmeter: 397

Heute kommt auf meiner Reise Abwechslung rein. Es wird eine Flachetappe werden. Fahre auf einem sehr gut ausgebauten und beschilderten Radweg in Richtung Meran.



In Meran, im Park, in der Nähe der Sissi-Statue, setzte ich mich hin und esse eine Kleinigkeit. Alle wollen sich vor der Statue fotografieren lassen. Ich bin da anders. Ich lasse mich lieber vor landschaftlich schönem Hintergrund fotografieren.



Kurz vor Bozen auf dem CP „Mossbauer“ ist heute um 14:00 Uhr Schluss mit Fahrrad fahren. Wäsche waschen, Akkus aufladen, Fahrrad nachsehen.



Dienstag 10.08.2010

Streckenverlauf: (I)
CP „Mossbauer“ => Bozen => Gummer => Deutschhofen => Passo di Costalunga (1752 m) => Pozza di Fassa => CP „Rosengarten“

Tages km: 50
Tages-Höhenmeter: 1496

Um 7:15 Uhr fahre ich in Richtung Bozen.



Anstatt meinen Track nachzufahren, entschließe ich mich, auf der SS241 in Richtung Deutschhofen zu fahren. Ein Fehler, denn ich muss 2 Tunnel mit einer Länge von insgesamt 2 km und 8% Steigung berghoch durchfahren. Was war ich froh, aus dem Tunnel rauszukommen. Die nächsten km werden nicht besser. Das Tal in Richtung Deutshofen ist recht eng. Man hat auf der Straßen kaum Platz.



In Richtung Karersee (1620 m) wird das Tal, wie auch die Straße breiter. Am Pass di Costalunga (1752 m) habe ich den höchsten Punkt der Tagesetappe erreicht. Bei der Abfahrt bemerke ich beim Bremsen, das mit meinem Hinterrad was nicht stimmt. Bei der Überprüfung stelle ich fest, dass die Felge einen Riss von ca. 4 cm hat. Ich glaube es nicht. Zu Hause steht La Vaca mit 2 von Whiz Wheels neu eingespeichten Rädern.



Ein normales 26 Zoll Hinterrad, 32 oder 36 Loch, ist im Ort Pozza di Fassa nicht einfach zu finden. Zwei Fahrradhändler wollen mir MTB-Räder mit ca. 18 oder 24 Loch-Felge und Messerspeichen verkaufen. Ein Fahrradhändler hat glücklicherweise noch ein 32 L-Hinterrad mit Alivio Nabe.



Mittwoch 11.08.2010

Streckenverlauf: (I)
CP „Rosengarten“ => Campolongo => Passo Pordi (2239 m) => Passo Falzarego (2105 m) => Cortina => CP „Rocchette“

Tages km: 75
Tages-Höhenmeter: 1673

Die Rezeption auf dem CP macht um 8:00 Uhr auf. Ich lasse es heute ruhig angehen. Trinke in der Kneipe vom CP 2 Kaffee und esse Teilchen. In Campolongo kaufe ich ein. Da ist um 9:30 Uhr schon Stau auf der Straße. Bloß weg hier.



Beim Anstieg Passo Pordi (2239 m) rutscht schon wieder die Sattelstütze. Diesmal hält auch eine neue Schraube nicht. Das Gewinde an der Tonnenmutter ist hinüber. Ich fahre etwa 2 km wieder runter zu einer Liftanlage, wo ich in der Schlosserei von einem netten jungen Mann Hilfe bekomme.



Die Alpen zeigen sich hier von einer ganz anderen Schönheit



Beim Anstieg zum Passo Falzarego (2105 m) wird das Wetter immer schlechter. Ich schaffe es gerade noch, auf dem CP „Rocchette“ in Cortina das Zelt aufzubauen, bevor Regen kommt.



Donnerstag 12.08.2010

Streckenverlauf: (I)-(A)
CP „Rocchette“ => Cortina => Passo Tre Croci (1809 m) => Col S. Angelo (1756 m) => Toblach => Innichen => Tassenbach => Kartischer Sattel (1530 m) => Maria Luggau => CP-Gasthof „Luggau“

Tages km: 84
Tages-Höhenmeter: 1377

Bei Nieselregen fahre ich los um 7:30 Uhr los. Ich genieße die Ruhe. Es ist zurzeit kaum einer auf der Straße in Richtung Passo Tre Croci (1809 m) unterwegs. Ich hoffe, dass Tretlager, Sattelstütze und Hinterrad bis Siegburg halten.



Gegen Mittag hatte ich mit Italien das 3. Land in den Alpen hinter mich gebracht. Schade, von der Landschaft konnte ich heute nicht viel sehen. Die Wolken sind recht tief. Ab und zu regnet es auch.



In Tassenbach fahre ich ins Pustertal, wo ich mit dem Anstieg zum Kartischer Sattel (1530 m) beginne. Rechts von mir sind die Karnischen Alpen. Auch hier sehe ich kaum was von der Landschaft. Hoffentlich ist das Wetter morgen besser.



Freitag 13.08.2010

Streckenverlauf: (A)
CP-Gasthoff „Luggau“ => Kötschach => Hermagor => CP „Max Presseggersee“

Tages km: 64
Tages-Höhenmeter: 676

In der Nacht hat es geregnet. Erst gegen 6:30 Uhr hört der Regen auf. Um 8:00 Uhr habe ich alles eingepackt und fahre los. Das Wetter wird besser. Landschaftlich ist es bis Kötschach sehr schön. Der Straßenverlauf ist ein Rauf und Runter.



Von Kötschach bis CP „Max Presseggersee“ gibt die Landschaft, wie auch der Straßenverlauf nicht viel her. Man fährt an einer Bundestraße entlang. Das Tal ist hier sehr breit. Ich nehme mir heute auf dem CP „Max Presseggersee“ das Hinterrad vor. Einige Speichen haben sich gelöst. Mit einem Speichenreflektor behelfe ich mir um die Unwucht aus der Felge herauszubekommen.



Samstag 14.08.2010

Streckenverlauf: (A)-(SLO)
CP „Presseggersee“ => Nötsch => Arnold-Stein => Wurzenpass (1073 m) => Kranjska Gora => Vrsic (1611 m) => Trenta => CP „Triglav“

Tages-km: 72
Tages-Höhenmeter: 1608

Ich bin gespannt auf Slowenien. Ich war bis jetzt noch nicht in diesem Land. Wahnsinn, der Anstieg zum Wurzenpass (1073 m) mit zum Teil 18 %.



Kurz vor dem Wurzenpass gibt es Bunkeranlagen, die man besichtigen kann. Hier hatten die beiden Mächte (West und Ost) ihre Grenze. Vor 15 Jahren wäre ich bestimmt nicht so leicht hierher gekommen.



Auf der anderen Seite des Wurzenpasses ist das Wetter besser. Die Fahrt führt durch eine schöne Landschaft zu der ersten Stadt in Slowenien (Kranjska Gora). Von da aus geht es zum höchsten Pass in Slowenien. Der Vrsic (1611 m).



Der Anstieg zum Vrsic (1611 m) ist mit 15 % recht anstrengend. Die Berglandschaft zeigt sich in Slowenien ganz anders als in den restlichen Alpenländern. Was für eine schöne Aussicht.



Hinter Trenta auf dem CP „Triglav“ schlage ich das Zelt auf. Hier ist das Tal noch recht eng. Vom Zelt sehe ich zu den Bergen, mit Wasserfällen.