Re: Alpenüberquerung von West nach Ost (Teil III)

von: José María

Re: Alpenüberquerung von West nach Ost (Teil III) - 21.02.11 14:21

Sonntag 15.08.2010

Streckenverlauf: (SLO)
CP „Triglav“ => Bovec => Zaga => Idrska => Volarje => CP „Vili“

Tages-km: 53
Tages-Höhenmeter: 420

Heute will ich nur bis Volarje fahren. Ich muss dringend Waschen. Der Regen erwischt mich heute Morgen. Ich werde beim Anziehen der Regensachen klatschnass. Es schüttet wie aus Eimern. Ich suche an einer Bushaltestelle Zuflucht. Nach ca. 30 Min. ist alles vorbei. Ich sehe die Soca. Der Fluss von dem das Tal seinen Namen hat. Die Soca selbst ist einer der letzten ungebändigten Alpenflüsse Europas.



In Bovec ist ein Soldatenfriedhof auf dem mehr als 600 begraben liegen. Das stille Soca-Tal, im heutigen Slowenien wurde mit einem Schlag zum blutigsten Schlachtfeld des 1. Weltkrieges. Drei Millionen Soldaten marschierten auf, 1 Million Gefallene blieben auf dem Schlachtfeld zurück.



Ich bin recht früh auf dem CP „Vili“. Der liegt weit genug von der Straße weg und nicht weit zum Soca (Fluss). Ideal. In der Rezeption werde ich von „Frau Henne“ empfangen.



Vili begrüßt mich und lädt mich zu einem Pflaumenschnaps ein. Heute ist in Slowenien Nationalfeiertag. Hier auf dem CP „Vili“ ist eine bunte Mischung aus Menschen, die die Natur zu Fuß, mit dem Drachen fliegend oder mit dem MTB erkunden. Die Hühner-Familie läuft auf dem CP frei herum. Enten, Gänse, Hund und Katze. Alle zusammen in einer Harmonie, die ich zuvor so noch nicht gesehen habe. Im Hintergrund läuft Musik. Mal Blues oder guter Rock. Ich fühle mich sauwohl hier.



Die Familie von Vili und Freunde von ihnen laden mich zum Stadtfest in Canal ein. Dort springen die Mutigsten von der Brücke in den Fluss.



Anschließend geht es zu einem großen Zelt, das mitten in der Stadt aufgebaut ist. Bei Live-Musik und bester Stimmung wird bis tief in die Nacht getrunken und getanzt. Die Nacht wird sehr lang. Um 3:30 Uhr holt Elenwout aus Belgien den Pinienschnaps raus. Da war für mich klar. Ich fahr die nächsten 24 Std. keinen Meter mit dem Fahrrad.



Montag 16.08.2010

Ruhetag

Ich sitze mit einem Brummschädel auf einem Stein am Ufer der Soca. Ich beobachte wie der Fluss seine Farbe ändert, wenn die Sonne durch die Wolken dringt. Ich kann Fische in verschiedenen Größen beobachten. Hier ist die Natur noch intakt.



Boris und Elenwout waren im Wald Pilze sammeln. Vili schmeißt den Grill an. Ein Salat aus Tomaten, Zuchini und Gurken vom eigenen Garten wird hergerichtet. Die Mutter von Vili bringt frisches Brot und Birnen aus dem Garten mit. Die Birnen sehen nicht gerade schmackhaft aus. Sie haben einige schwarze Flecken auf der Oberfläche. Ich probiere sie trotzdem. Ich bin überrascht über den Geschmack und das Fruchtfleisch. Wow! Was für leckere Birnen.



Die leckere Pilz-Platte



Ich bestelle dazu ein Forelle.



Dienstag 17.08.2010

Streckenverlauf: (SLO)
CP „Vili“ Tolmin => Baba Modreju => Podbrodo => Zelezniki => Kropa => Podnart => Duplje => CP „Trnovc“

Tages-km: 87
Tages-Höhenmeter: 1449

Ich trinke mit Vili einen Kaffee und dann mache ich mich auf den Weg.



Der Streckenverlauf zwischen Tolmin und Kropa soll sehr schön sein. Und am Wochentag soll auf der Straße kaum was los sein. So ist es auch.



In Richtung Duplje, wo ich auf eine Höhe von 865 Meter komme, bevor es runter zum Tal geht.



Der CP „Duplje“ liegt in der Nähe der Autobahn. Er hat eine Unterstellmöglichkeit und einen Grill. Mit 6,50 € für eine Person + Zelt ist er günstig. Toiletten und Duschen sind tipptopp sauber.

Mittwoch 18.08.2010

Streckenverlauf: (SLO)-(A)
CP „Trnovn“ => Trzic => Loiblpass (1087 m) => Klagenfurt => Moosburg => Feldkirchen i.K. => Himmelberg => Gnesau => CP „Hobitsch“

Tages-km: 86
Tages-Höhenmeter: 1579

Der Tag zeigt sich erst mal grau in grau. Beim Anstieg zum Loiblpass (1087 m) fängt Nieselregen an.



Beim Anstieg zum Loiblpass (1087 m) sehe ich ein Hinweisschild mit dem Text: „400 m bis zum Außenkommando des Nazistischen Vernichtungslagers Mauthausen-Ljubelj“.



Mir stockt der Atem beim Anblick der Statue.



Ich fahre weiter, aber es geht mir nicht gut. Die Statue an dem Vernichtungslager ist dem Künstler gelungen. Ich bin sehr traurig. Das grau in grau verstärkt das Ganze noch. Bei der Einfahrt zum Tunnel kommen mir die Tränen.



Das Wetter wird auf der anderen Seite des Passes besser. In Richtung Klagenfurt fahre ich zum Teil parallel zur Bundesstraße.



Hinter Himmelberg fängt der Anstieg an. Ich fahre heute bis zum CP „Hobitsch“ in Gnesau. Nach langer Zeit bekomme ich ein Weizenbier. Sehr nachdenklich und etwas traurig krieche ich heute in meinen Schlafsack.



Donnerstag 19.08.2010

Streckenverlauf: (A)
CP „Hobitsch“ => Ebene-Reichenau => Turracher Höhe (1788 m) => Turrach => Prelitz => Ramindstein => Thomatal => Mautendorf => CP „Mautendorf“

Tages-km: 72
Tages-Höhenmeter: 1198

Zum Teil geht es flach auf dem Radweg in Richtung Ebene-Reichenau. Ich bin auf einer Höhe von 1050 m. Hinter Ebene-Reichenau fängt der Anstieg mit 14 % an.



Dann kommt die Rampe mit 23 %. Bei einer Verschnaufpause sehe ich über einem Geländer eine Motorradkette. Ich hoffe, dass meine Fahrradkette hält. Oben am Pass angekommen ist mir eins klar: Einen 23 %-igen Anstieg mit 30 kg Gepäck brauche ich nicht mehr. Ich weiß jetzt wie quälend das ist. Man kann das Fahrrad nicht mal schieben.



Heute fahre ich zum Teil auch am Murradweg



Am Schloss Mossham vorbei, um nach Mautendorf zu kommen. Auf dem CP „Mautendorf“ stellte ich mein Zelt auf.



Freitag 20.08.2010

Streckenverlauf: (A)
CP „Mautendorf“ => Tweng => Radstädter Tauern (1739 m) => Obertauern => Untertauern => Radstadt => Reitdorf => Wagrain => St. Johann im Pangau => CP „Kastenhof“

Tages-km: 64
Tages-Höhenmeter: 825

Ich habe mir eine Erkältung geholt. Ich fahre los und bemerke wie meine Kurbel eiert. Beim Überprüfen stelle ich fest, dass das Tretlager wieder Spiel hat. Nachziehen bringt nichts. Beim Hochfahren sehe ich endlich mal ein Verkehrsschild vor einer Galerie. Diese Schilder habe ich in den Alpen bisher vermisst.



Oben am Radstädter Tauern (1739 m) hat das Tretlager soviel Spiel, dass bei einigen Gängen die Kette am Umwerfer schleift. In St. Johann im Pangau bekommt Scotti ein neues Tretlager. Auf dem CP lerne ein Radreise-Ehepaar aus Deutschland kennen.

Samstag 21.08.2010

Streckenverlauf: (A)
CP „Kastenhof“ => Tauerradweg nach Bischofshofen => Dientner Sattel (1370 m) => Filzensattel (1290 m) => Saalfelden => Pass Strub (677 m) => Waldring => CP „Steinplatte“

Tages-km: 84
Tages-Höhenmeter: 1336

Auf dem Tauernradweg in Richtung Bischofshofen habe ich bei Nebel die nächste Panne. Der Mittelständer ist los und lässt sich nicht mehr anziehen. Heute stehen die letzten Pässe meiner Reise an. Die Sonne kommt immer mehr durch. Es wird ein warmer, sonniger Tag.



Mit 15 % fängt der Anstieg zum ersten Pass am heutigen Tag an.



Die Landschaft ist hier oben traumhaft.



Auf dem Tauernradweg lässt sich sehr gut fahren.



Sonntag 22.08.2010

Streckenverlauf: (A)-(D)
CP „Steinplatte“ => Erpfendorf => Kössen => Marquartstein => Rottau => Berrau am Chiemsee => Prien am Chiemsee => Wasserburg am Inn => Soyen => CP „Soyensee“

Tages-km: 110
Tages-Höhenmeter: 1016

Bei den letzten Pässen habe ich gestern meine Erkältung fast weggeschwitzt. Ich freue mich heute nach langer Zeit deutschen Boden unter die Räder zu bekommen.



Dass die Bayern so groß sind, wusste ich nicht.



Kurz vor Wasserburg am Inn bekomme ich hinten einen Platten. Ich baue den geflickten Schlauch ein und versuche ihn aufzupumpen. Die Luft geht wieder raus. An der gleichen Stelle ist wieder ein Loch im Schlauch. Verdammt, ich habe doch den Mantel und die Felge nachgesehen. Da war nichts. Die Prozedur noch mal. Pssssssst. Jetzt entferne ich auch das Felgenband und sehe Aluspäne. Damit ich den Schlauch mit AV einsetzen kann, musste man bei dem neuen Hinterrad das Ventilloch aufbohren. Leider wurde die Felge nicht gründlich ausgeblasen.



Auf der Terrasse vom Campingplatz „Soyensee“ erlebe ich einen schönen Sonnenuntergang.



Montag 23.08.2010

Streckenverlauf: (D)
CP „Soyensee“ => Hohemlinden => Petershausen => Schrobenhausen => Ehekirchen => Rain am Lech => Eggelstetten => CP „Donau-Lech“

Tages-km: 157
Tages-Höhenmeter: 996

Auf einer ruhigen Landstraße. Diese Ruhe habe ich bis jetzt auf meiner Reise über die Alpen sehr vermisst.



Ich drehe mich um und sehe die Alpen bei dieser Reise zum letzten Mal.



Auf dem CP „Donau-Lech“ hat man eine gute Lösung gefunden um sich bei Regen unterzustellen.



Dienstag 24.08.2010

Streckenverlauf: (D)
CP „Donau-Lech“ => Herburg => Nördlingen => Dinkelsbühl => Feuchtwangen => CP „Frankenhöhe“

Tages-km: 100
Tages-Höhenmeter: 824

Die Nacht auf dem CP war recht laut. Durch den Gegenwind komme ich heute nicht gut voran. Später fängt es an zu regnen.



Gleichgesinnte auf der Romantischen Straße.



Auf dem CP „Frankenhöhe“ bin ich allein auf der Zeltwiese. Die Schulferien sind vorbei.



Mittwoch 25.08.2010

Streckenverlauf: (D)
CP. „Frankenhöhe“ => Schillingsfürst => Rothenburg an der Tauber => Lenzenbronn => Spielbach => Bad Mergentheim => Tauberbischohfsheim => Wertheim => CP „Freudenberg“

Tages-km: 128
Tages-Höhenmeter: 1092

Die Sonne weckt mich morgens. Ich bin fast alleine auf der Landstrasse in Richtung Rothenburg ob der Tauber.



Um 9:00 Uhr in Rothenburg ob der Tauber.



Ich fahre den Radweg „Liebliches Taubertal - Der Sportive“. Man fährt von Rothenburg ca. 200 Meter hoch. Es geht auf kleinen, kaum befahrenen Straßen durch Dörfer vorbei an Bauernhöfen. Dieser Abschnitt ist sehr schön. Irgendwann komme ich auf den Radweg „Liebliches Taubertal - Der Klassiker“. Kommt mir (außer die Städte) von der Landschaft wie an der Ruhr vor. Hier stehen nur mehr Obstbäume.



In Wertheim fahre ich am Main bis CP „Freudenberg“. Auch hier bin ich mit einem Radreise-Pärchen ganz allein auf der Zeltwiese. Der CP „Freudenberg“ hat einen Aufenthaltsraum, einen Trockenraum und eine Küche. Was will man mehr.

Donnerstag 26.08.2010

Streckenverlauf: (D)
CP „Freudenberg“ => Klingenberg => Kleinwallstadt => Großostheim => Langstadt => Dieburg => Darmstadt => Groß Gerau => CP „Nieder-Waldsee“

Tages-km: 106
Tages-Höhenmeter: 668

Nicht weit vom CP „Freudenberg“ kaufe ich ein. Um 8:00 Uhr habe ich alles an Lebensmitteln für den Tag.



In Sulzbach fahre ich vom Main-Radweg weg. Auf der Straße wird es sehr hektisch. Wie bei uns, wenn man durch das Ruhrgebiet fährt. Die Autofahrer sind sehr aggressiv. Das habe ich bis jetzt auf der ganzen Reise nicht gehabt.



CP „Nieder-Waldsee“ schießt den Vogel ab, was Schmutz betrifft. Ich habe seit langem nicht mehr auf so einem dreckigen CP geduscht.

Freitag 27.08.2010

Streckenverlauf: (D)
CP „Nieder-Waldsee“ => Nauheim => Bischofsheim => Eltville => Rüdesheim => Lorch => Sankt Goarshausen => Braubach => CP „Uferwiese“

Tages-km: 113
Tages-Höhenmeter: 565

Frühmorgens um 6:00 Uhr gehe ich widerwillig in den Waschraum. Ich traue meinen Augen nicht. Der Waschraum ist nicht wiederzuerkennen. Alles tipptopp sauber. Entspannt geht es weiter. Am Main angekommen fahre ich in Richtung Rhein.



Ich werde diesmal die östliche Uferseite vom Rhein in Richtung Koblenz fahren. Die kenne ich noch nicht.



Zollstation Pfalzgrafenstein



Die original erhaltene, nie zerstörte Marksburg. Unterhalb von der Marksburg liegt der CP "Uferwiese".



Wo ich den besten Platz am Rhein habe.



Samstag 28.08.2010

Streckenverlauf: (D)
CP „Uferwiese“ => Koblenz => Bonn => Bonn-Beuel => Siegburg

Tages-km: 96
Tages-Höhenmeter: 392

Die Nacht war recht laut. Nicht nur die Schiffe, sondern auch die Güterzüge, die die ganze Nacht hindurch fahren, machen einen Höllenlärm. In Koblenz fahre ich auf der linken Rheinseite weiter. Kurz vor Remagen setzte ich mich auf eine Bank und esse etwas. Links vor mir steht plötzlich Wolfgang. Was für eine schöne Überraschung. In Bonn essen wir ein Wiedersehen-Eis.



Gegen 14:00 Uhr komme ich gesund und glücklich in Siegburg an.



Die Tour ging über 2814 km und 42603 Höhenmeter und enthielt folgende Pässe:

01. Col de Nice (421 m)
02. Col de Braus (1002 m)
03. Col St. Jean (642 m)
04. Col de Turini (1607 m)
05. Col Saint Martin (1500 m)
06. Col de Restefond (2670 m)
07. Col de La Bonette (2715 m)
08. Cime de La Bonette (2802 m)
09. Col de Montgenèvre (1854 m)
10. Col du Mont Cenis (2085 m)
11. Col de la Madeleine (1746 m)
12. Col de L'Iseran (2770 m)
13. Col du Pt. St. Bernard (2188 m)
14. Col Du Grand Saint-Bernard (2469 m)
15. Furkapass (2436 m)
16. Oberalpenpass (2044 m)
17. Pass Lenzerheide/Lai (1549 m)
18. Albulapass (2312 m)
19. Passo del Bernina (2330 m)
20. Forcola de Livigno (2315 m)
21. Passo Eira (2208 m)
22. Passo Foscagno (2291 m)
23. Stilfserjoch (2758 m)
24. Passo di Costalunga (1752 m)
25. Passo Pordi (2239 m)
26. Passo Falzarego (2105 m)
27. Passo Tre Croci (1809 m)
28. Col S. Angelo (1756 m)
29. Kartischer Sattel (1530 m)
30. Wurzenpass (1073 m)
31. Vrsic (1611 m)
32. Loiblpass (1087 m)
33. Turracher Höhe (1788 m)
34. Radstädter Tauern (1739 m)
35. Dientner Sattel (1370 m)
36. Filzensattel (1290 m)
37. Pass Strub (677 m)

Die vollständigen Bilder zur Reise Klick !!

auf Bitte von Jose ein weiteres Bild eingefügt. Andi