Re: Kombi Oder/Neiße-Berlin Usedom+Spreeradweg

von: motion

Re: Kombi Oder/Neiße-Berlin Usedom+Spreeradweg - 08.11.11 21:39

Tag 3: Montag 24.10.11
Tagestour: Hohensaaten - Ueckermünde
gefahrene km: 167 km
reine Fahrzeit: 8,22 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20 km/h

Heute klingelt der Wecker mal wieder 6 Uhr, aber ich komme pünktlich raus. Viele Sachen hatte ich schon vor gepackt. Somit konnte ich den Morgen entspannt mit Grießbrei und Tee kochen verbringen. Schnell das jetzt trockene Zelt verpacken und ab in die Radelkluft und schon kann es wieder on the road gehen. Bereits 7.30 Uhr rollen die Laufräder wieder gen Norden. Es ist noch fast dunkel, doch von sternenklarem Himmel ist heute weit und breit nichts zu sehen. Nebel und ein recht starkes Lüftchen, noch von hinten, lassen einen kleinen Vorgeschmack auf den heutigen Tag entstehen.

Meine Gastgeber gaben mir noch ein paar kurze Tips zum Umfahren der Baustelle in Hohensaaten und kurze Zeit später befinde ich mich an den Schleusen und fahre auf dem Damm zwischen Oder und einem Schiffskanal weiter. Es ist grau in grau und leider wird mich das die nächsten Tage noch ein bisschen begleiten. Ganz im Gegensatz zu dem was der Wetterbericht gemeldet hat.

In Stolpe angekommen, halte ich einen Ausblick auf die alte slawische Wallanlage mit einem der ältesten erhaltenen Wohntürme, dem Stolper Turm, aus dem 13. Jahrhundert.



Ab hier steht plötzlich ein Umleitungsschild für den Radweg. Ein kurzes Blick auf die Karte und ich habe nicht wirklich Lust den ziemlich weit scheinenden Umweg zu fahren. Also fahre ich nach Stolpe hinein, um mal nach zu fragen. Eine Anwohnerin sagte, kein Problem kann man sich problemlos durchschlängeln. Gesagt getan. Ich fuhr weiter. Nach ein paar Kilometern kam die Baustelle und entpuppte sich als komplettes Deichsanierungsprogramm. Bagger gruben alles um und es gab nicht wirklich eine Möglichkeit sich durchzuschlängeln. Aber zurück fahren und noch dazu den Umweg war mir zuviel. Somit blieb nur noch die Wahl, die Baustelle schiebend zu durchqueren. Ein bisschen Klärungsbedarf beim Baggerfahrer hatte ich schon, aber der Weg wurde mir ja von Einheimischen empfohlen. 300 Meter weiter und eine 1/4 h später war die erste Baustelle überwunden. Bei Criewen will ich weiter fahren und sehe schon die nächste Baustelle. Nein nicht noch mal denke ich mir und wechsle die Flussseite und fahre einen kleinen Umweg weiter.

Mittlerweile fahre ich Schwedt entgegen und habe Hunger. Der Rückenwind hat auf Gegenwind gedreht und erschwert das vorwärts kommen. Ich bin froh eine kleine Frühstückspause machen zu können. Für das erste Kaffee bin ich halb 10 noch zu früh dran. Erst 10 Uhr geht es hier los. Also suche ich weiter, frage 2 Passanten und finde doch noch eine Bäckerei.



Gestärkt geht es weiter gegen den Gegenwind. Noch geht es an der Oder entlang, aber spätestens ab Mescherin ist es Schluss mit gemütlichen an der Oder radeln. Es geht ab ins Landesinnere und die Wege werden hügeliger und nicht mehr so schön geteert wie noch am Fluss. In Mescherin entschließe ich mich über eine kurze Alternativroute um die Salvey Mühlen mit zu nehmen. Hierbei handelt es sich um Mühlen die vor über 750 Jahren erbaut wurden und mit Wasserkraft betrieben wurden. Heute steht nur noch ein und wird touristisch genutzt. Der kleine Umweg bedankt sich mit feinstem Kopfsteinpflaster und bestem löchrigen Feldweg.







Hoch und runter, meist mit Gegenwind, geht es zum Schloss in Penkun. Spätestens ab verlassen der Oder fährt man nur noch durch kleinste Dörfer. Alles sieht aus, als hätte man das Rad der Zeit angehalten. Kaum Leben ist zu sehen, nur ein paar Häuser in denen man ab und an mal einen Menschen erspähen kann.



Die weiteren Kilometer sind schnell erzählt. Es geht durch eiszeitliche Moränenlandschaften. Hier und da liegen Findlinge in der Landschaft herum, riesige Felder, ab und an mal ein paar kleine verschlafene Dörfchen, man trifft und sieht kaum jemanden. Kurz nach Pampow gibt es 2 Möglichkeiten den Weg zu fahren. Ich klingel mich sicherheitshalber durch um nicht den falschen Weg zu fahren. Und es war gut so, laut Auskunft der Anwohnerin wird der von mir bevorzugte rechte Weg unfahrbar. Also geht es auf der linken Variante weiter.





Kleine Episode am Rande: In Löcknitz, glaube ich, gab es einen kleinen Tante Emma Laden. Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen. Alles in Allem knappe 3 Euro musste ich zahlen. Mit einem 5 Euro Schein überforderte ich die Verkäuferin. Sie musste Ihren Laden schließen und erst mal zur Bank laufen, um Wechselgeld zu holen. Sachen gibts....
Die letzten Kilometer vorm Stettiner Haff sind die ersten, die mal länger auf Schotter und Waldwegen verlaufen. Mitten durch den Wald und ich fühle mich im hintersten Teil von Finnland. Mitten im nirgendwo. Mit erschrecken musste ich feststellen, das mein Handy weg ist. Ich ließ es sperren. Von meiner Freundin erfuhr ich am Abend, das es noch ehrliche Finder gibt und das es schon auf dem Weg nach Hause ist.

Noch vor 17 Uhr treffe ich in Warsin ein und gönne mir eine Fischsemmel, bevor ich die letzten Kilometer in Angriff nehme. In Bellin sehe ich ein Schild mit der Aufschrift: Pension 15 Euro pro Nacht frei. Eine Aussage, an die ich mich später noch schmerzhaft erinnern sollte. Ich wollte unbedingt noch ans Stettiner Haff nach Ueckermünde und dachte ich finde schon eine Übernachtung.







17.30 Uhr fiel die Stadt und mit ihr der erste Teil der Tour. Jetzt geht es wieder nach Hause. Um die Zeit hatte natürlich keine Touristeninfo mehr auf. Also geht es auf Zimmersuche. Nach dem ganzen Gegenwind und ohne Sonne hatte ich nicht wirklich Lust zu zelten. Allerdings Schilder wie in Bellin sah ich keine mehr. Zurück fahren war keine Option, da es über die Bundesstraße ohne Radweg und ohne Licht am Rad geht. Viele Pensionen die ich noch finde vermieten nicht mehr, da sie keine Heizungen haben. Die die noch vermieten wollen für das einfachste 35 Euro was ich maßlos überteuert finde. Mein klingeln an Haustüren entpuppt sich als wahrer Flop hier. Nach 15 Versuchen lasse ich es. So stehe ich noch 19 Uhr ohne Quartier da. I hate it. Also wieder zurück und dann sehe ich ein unscheinbares Schild für Ferienwohnungen. Auch hier alles voll. Aber er hat einen Tip und 200 Meter weiter wäre jemand, der etwas haben könnte. Er ruft kurz an und es ist frei. Endlich. Aber es ist kein Zimmer sondern ein im Garten fest installierter Wohnwagen mit allen drum und dran. Gesamtlänge 9 Meter. Ich verhandel den Preis auf 20 Euro und beziehe den noch kalten Wohnwagen.

Da sowohl Wasser als auch Wohnwagen noch aufheizen muss, gehe ich zur Feier des Tages zum Italiener. Ich bin der einzige Gast und bestelle mir ein Pizzabrot und eine Pizza. Allerdings musste ich beim servieren feststellen, das das Pizzabrot bereits eine ganze Pizza ist und bekommen mit hängen und würgen mein bestelltes Essen runter. Danach gehts wieder zurück. Ich brauche noch Geld um morgen den Wohnwagen zahlen zu können. Und hier geht meine heutige Misere weiter. Die Raiffeisenbank akzeptiert gar keine Kreditkarten an ihren Automaten und auch bei der Sparkasse wird diese nicht angenommen. Somit habe ich noch ganze 5 Euro im Geldbeutel...