Villa O'Higgins - Santiago

von: Kasperl

Villa O'Higgins - Santiago - 18.04.12 19:39

Der kleine Posten VillaO’Higgins war von allen Seiten betrachtet und nach einer kleinen Wanderung undeinem Abschlussbier auf dem Campingplatz ging es Abends um 5 endlich auf dieCarreterra Austral. Bei stroemendem Regen und klitswchnass erreichten wir (Ich+ Antoine aus F) die 30 km entfernte Schutzhuette und konnten unsere Kleidungtrocken legen. Die Strasse war so schoen, wie uns immer wieder erzaehlt wurdeund wir genossen die naechsten Tage in denen wir durch diese tolle Landschaftaus Fluessen, Seen, dichten Waeldern und Taelern fuhren. Ueberhaupt eineSchneise fuer die Strasse zu schlagen war schon eine Mordsarbeit, sodass keinegrossen Erdbewegungen gemacht wurden. Das heisst es geht staendig bergauf und bergab.Es ist nicht selten, dass bei mir nach 30 km schon 600 Hoehenmeter auf demTacho stehen.



Nach einem extrem steilenPass erreichten wir Caleta Tortel. Eine kleine Ansiedlung am Ende einesFjordes. Das besonere ist, dass alles auf Holz gebaut ist, so dass man diegesamte Zeit auf Stegen unterwegs ist. Mir gefiel das Oertchen ausserordentlichgut und ich taufte es das Venedig Chiles! Eine ganz besonder Erinnerungverbinde ich mit der Panaderia von dem Oertchen: Auf der Suche nach Brot wurdeich zu einem blauen Haus geleitet. Dort angekommen klopfte ich an und standwenig spaeter im Wohnzimmer der Familie! Etwas irritiert entschuldigte mich undfragte wo denn jetzt die Panaderia ist. Antwort: Hier! Die Oma war gerade daranden neuen Teig zu machen und in einem Korb wartete frisches noch warmes Brotauf mich! Es war superlecker!



In diesem Ort sagte ich dannauch Lebewohl zu meinem Gefaehrten Antoine. Nach 3 Wochen, in denen wirunglaublich viel erlebt haben und viel Spass hatten kamen langsam die Problemeauf, die man hat wenn man zu 2. Reist und man muesste mal ueber ein paar Sachenreden. Da wir genau um so etwas nicht machen zu muessen alleine reisen sagtenwir, dass wir ab jetzt wieder alleine weiterfahren wuerden. Nachdem wir nochBilder ausgetauscht hatten wuenschten wir uns viel Glueck und verabschiedetenuns herzlich. Jetzt lag die Strasse wieder alleine vor mir. Nico aus Chile, denich noch in Caleta Tortel getroffen hatte berichtete mir von einem verlassenemCamping ca. 55 km weiter. Das war das Tagesziel und nach einem Abstecher ineinen Sandigen Weg erreichte ich das auch. Auf diesen Pfaden traf ich einSchweizer Paerchen, die ich immer wieder auf der Carreterra antraf. Gemeinsam machtenwir auf dem Camp dann ein Feuer und redeten noch lange am Abend. Alleine istman nur sehr selten auf der Carreterra!



Bald erreichte ich Cochraneund verblieb ungeplant einen Tag, da ich von einer Amerikanerin auf dem Camp am naechsten Tag zum Slacklinen undKajak fahren eingeladen wurde. Da sage ich nicht nein und hatte einen tollenTag mit den Jugendlichen aus dem Dorf den wir mit Volleyball in der Sporthallebeendeten.

Weiter ging es bei sehrgutem Wetter durch die wunderschoenen Landschaften der Region Aysen. Seen undFluesse uebertrumpften sich gegenseitig in ihren Blautoenen und das Wetter wardie ganze Zeit gut, was nicht normal ist in dieser Region!



In Choyaique, dem Zentrum inder Region bekam ich zum ersten Mal etwas von den Protesten in der Region mit.Die Bevoelkerung fordert, dass die Regierung in Santiago mehr fuer dieseabgeschiedene Region tut und fordert mehrer Verbesserungen. Dafuer errichtensie Strassenblockaden aus brennenden Reifen und protestieren. Fuer mich war dasgut, da ich auf der folgenden Strecke teilweise voellig allein war und tageweisenicht von Autos ueberholt wurde. Fuer andere war das nicht so gut. Was dieseBlockaden fuer Auswirkungen hatten begriff ich erst spaeter: Ich sah Gruppenvon Hitchhikern in minidoerfern, die seit mehreren Tagen auf Autos warten undspaeter hoerte ich von Fahrradfahrern, die am Lago O’Higgins mehrere Tageausharrten, da die Faehre nach Villa O’Higgins keinen Sprit mehr hatte.Lebensmittel wurden knapp. Frisches gab es gar nichts mehr.



Von alldem unbehelligterreichte ich Manihuales, dem Mekka fuer Fahrradfahrer auf der CarreterraAustral: Ein Casa de Ciclista! In einer kleinen Kirche beherbergt der BesitzerFahrradfahrer aus aller Welt. Am ersten Abend waren 2 paerchen aus Frankreich,2 US Amerikaner, ein Schweizer und ich dort. Wir haben keine gesamtkilometerzahlausgerechnet aber wenn 3 Leute kurz vor dem Ende der Panamerika stehen und 4Leute von Quito runterkommen + Ich dann kommt ein Haufen Zeug zusammen. Eswurde viel Ausgetauscht, gemeinsam gekocht, Jeder konnte sich duschen undWaesche waschen. Der leichte Regenschauer am naechsten Morgen erleichterte mirdie Entscheidung noch einen Tag zu bleiben, auszuspannen und zu ratschen.

Der naechste laengere Stoppfolgte dann im Reserva Nacional Cerro Castillo. Von diesem tollen Trek hatteich schon gehoert also deponierte ich mein Fahrrad bei den Guards und machtemich auf auf einen 4 Tagestrek. Nach 2 Tagen war ich wieder am Ausgangspunkt,hatte alles gemacht was mir der Guard nicht wirklich glauben wollte. Nur mitSchlafsack und Biwaksack und Essen kann man halt einfach schnell gehen... DerTrek war wunderschoen komplett alleine, tolle Gletscher, Gipfel und Seen. Ichfuehlte mich um einiges wohler als im Nationalpark Torres del Paine wo einewahre Autobahn zum drauf laufen ist. Fuer mich ist dieses Reserva Nacional umeiniger schoener!

Als ich wieder zurueck zumeinem Fahrrad trampte traf ich einen Hitchhiker aus Schweden. Am Abendzelteten wir gemeinsam. Er ist fuer ein Jahr trampend in Suedamerika unterwegsund kam gerade von Futaleufu. Ich fand heraus, dass er Frisoer ist und ergriffdie Moeglichkeit fuer einen frischen Haarschnitt. In Gegenleistung fuer einFruehstueck bekam ich dann am naechsten Morgen im Frischluftsalon auf einemBaumstumpf einen top haarschnitt verpasst und er ein Fruehstueck. Frisch undkurzhaarig konnte ich weiterfahren.

Von Chalten (nicht ElChalten in Argentinien) nahm ich eine Faehre nach Hornopiren. Dazwischen gibtes ein Stueck, was nicht mit dem Fahrrad zu bewerkstelligen ist. Die ueberfahrtwar sagen wir mal rau. Die Ganze Nacht krachten die Wellen gegen den Bug.Irgendwann fand ich dann Schlaf und wachte vor Hornopiren bei schoenem Wetterwieder auf. Die naechsten tage waren gepraegt von sehr, sehr viel Auf und Abund aprupten Wechsel zwischen viel Regen und strahlendem Sonnenschein. InContao rumpelte ich in ein Dorffest rein und stahl mit links dem Gittaristenauf der Buehne die Show. Ich wurde gefilmt und der Buergermeister hiess michwillkommen. Wohlgenaehrt nach einem grossen Stueck Fleisch riss ich mich wiederlos und furh weiter rauf und runter. Das Wetter pendelte sich in Richtung Regenein, so dass ich wenigstens nicht die ganze Zeit am aus und anziehen war. Amnaechsten tag erreichte ich im stroemendem Regen Puelo. Ein Schild verwies aufden Paso Rio Puelo nach Argentinien. Das klang verlockend, da es dort meistenstrockener ist. Da ich jedoch diesen Uebergang nicht in meiner Karte hattemusste ich noch Infos einholen. In einem Restaurant bekam ich eine Karte unddie Aussage, dass das gut Moeglich sei mit dem Fahrrad war und es einen Zollgab. Mehr brauchte ich nicht!



Am selben Tag erreichte ichnoch die Laguna Tagua Tagua. Von dort sollte am naechsten Morgen eine Faehreauf das andere Ufer zusteuern. 2 deutsche Paerchen warteten bereits mit ihrenriseigen Mercedes Wohntrucks. Sie waren alle schon lange unterwegs (11 und 13Jahre) und planen so bald auch keine Rueckkehr nach Deutschland... Genug Geldhatten sie und liessen es sich nicht nehmen Ihr Leben zu geniessen. Warumnicht? Fuer mich aber auf die falsche Art. Mein Einmannzelt machte einenmickrigen Eindruck neben den Trucks, aber dafuer war es dicht J! Der eine Truck hatte irgendwo ein Leckund es tropfte rein!



Puenktlich brachte uns die Faehre am naechstenMorgen auf die andere Seite. Schon 10 km spaeter musste ich wieder stoppen: DieBrombeeren, die dich und schwarz an beiden Seiten der Strasse hingen liessenkein Vorbeifahren zu. Eine halbe Stunde! Spaeter konnte ich mit gefuelltemMagen weiterfahren. Mittags bekam ich bei einer Farm ein gutes Mittagessen ausEintopf und Brot. Der Besitzer zeigte mir stolz einen deutschen Zeitungsartikelmit einem Foto von ihm und seiner Tochter. Vor einigen Jahren kamen anscheinenddeutsche Journalisten in dieses Tal und schrieben einen Artikel darueber.

Am Nachmittag erreichte ichnach viel Auf und Ab Llanada Grande. Den Zusatz grande kann man getroststreichen! Ein Minimarkt und eine Panaderia liegen an der Strasse und schon istman wieder aus dem Ort draussen... Aber ich konnte meine Vorraete auffuellenund fuhr an dem Abend noch bis Prima Corral. Danach fuehrte die Strasse aufeine Schlucht zu, die 2 Bruecken ueberspannten. Die eine hatte ein betretenVerboten schild daran. Also wuchtete ich mein Fahrrad einen Trampelpfadhinunter um vor einer loechrigen Haengebruecke zu stehen! Aber sie hielt undich konnte einen kurzen Schimmer von dem schoenen Rio Puelo erhalten.EinNachtlager fand ich dann in einem kleinen Unterstand, der mich vor demanhaltendem starken Regen schuetzte.

Am naechsten Morgen konnteich einen Gaucho nach dem Weg fragen. Dort wo ich war war ich falsch und musstezurueck zu der Bruecke. Dort konnte man drueber. Danach bog ich rechts ab, dadie Strasse erst gebaut wurde; dachte ich! Fuer die naechsten 6 km fuhr ichdurch Trampelpfade, viel Matsch, kleine Fluesse und viel Regen. Hier traf ichden selben Gaucho wieder. Er erklaerte mir belustigt, dass ich ja doch denfalschen Weg genommen hatte, ich dachte ich bin richtig! Also drehte ich um undfuhr nur noch halb so gut gelaunt wieder an den Ausgangspunkt zurueck. Ich fuhrdie Strasse hoch, die endete aber in einem Platz der aussah als haette eineBombe eingeschlagen. Hier schlugen sie gerade die neue Schneise fuer dieStrasse, die in 2 Jahren das 13 km entfernte Segundo Corral erreichen unddanach weiter nach Argentinien gebaut wird und einen neuen Uebergang fuer Autosgewaehrt. Ich konnte nicht glauben, dass ich hier fahren muesste. Also wiederzurueck, anderer Weg. Der fuehrte mich auf einen kleinen steilen Trampelpfad.Ich liess mein Fahrrad nach einer Mordsschinderei auf halbem Weg liegen undschaute was da so kommt. Raus kam ich am oberen Ende des Bombeneinschlages, vonwo nach links ein weiterer Trampelpfad fuehrte! Das musste er sein! Alsozurueck zum fahrrad, wieder runter, zum Bombeneinschlag, fluchend durch dieknoecheltiefe Erde und endlich zum richtigen Trampelpfad! YEAH! Dachte ich! Wasdann folgte brachte mich an die Grenzen meiner physischen und psychischenLeistungskraft. 14 km schlammiger Trampelpfad. Steil hoch und steil wiederrunter. Fahren war unmoeglich und schieben wie es schien manchmal auch. Ichmusste mein Rad 1 Meter hohe Stufen raufwuchten und fiel oft mit meinem Radmitten in den Matsch. Ich schrie, fluchte und warf frustiert Steine. Gott seidank ist dort einfach niemand! An einem Haus konnte ich ein Brot kaufen undfragen wie weit es noch sei. Das ich erst bei der Haelfte war und es schonNachmittag lies meine Laune weiter sinken.

Ich zerrte mein Rad fluchendund schreiend weiter bis ich einen Fluss ueberquerte und eine weitere Farmerreichte. Die Frau konnte mir sagen, dass ich mich in der Region SegundoCorrall befaende und beschrieb mir den Weg zum Zentrum. Daraufhin folgte wiedereine Sucherei in alle Himmelsrichtungen nach dem richtigen Weg. Ich schob 2 Maleinen Steilen Weg hinauf, wo mich die Leute dort in die entgegengesetzteRichtung trieben. Vor einem reissenden Fluss stand ich lange und ueberlegtebevor ein Gaucho kam und mich noch einmal umleitete. Am Ende einer grossenWiese fuhr ich dann auf ein Loch in einem Busch zu, soll es das sein?Anscheinend ja! Der Weg wurde wieder breiter (ca. 1m) und ich schob meinFahrrad wieder durch Matsch und Wasser, zufrieden auf dem richtigen Weg zusein. Es ging noch einmal hoch auf ein Hochplateau, bevor der Weg aufhoerte und3 verschiedene nach rechts unten fuehrten. Ich versuchte alle 3 nur um jedesmalin irgendeinem Wald ohne jeden Weg zu landen und mein Rad wieder den Wegraufzuschieben. Inzwischen war es Abend und ich machte mir langsam Sorgen ob esdas Dorf gab, als ich nicht weit einen roten Punkt entdeckte. JA! Das war dieAntenne von Segundo Corral. Ich machte mich mehr oder weniger Querfeldeindarauf zu. Nach 3 Zaunueberquerungen stand ich dann am Flughafen von SegundoCorral und fiel vor dem zerfallenem Gebaeude mit dem angerostetem Schild aufdie Knie. Voellig entkraeftet war ich doch gleucklich angekommen zu sein.



Dieses Dorf besteht aus 6Hausern und einem Minimarkt, der jedoch zu der Zeit nur noch Wein fuehrte. DieBewohner bauen sehr viel selber an. Ich fand die Hospedaje und bekam ein Bett.Meine Packtaschen und Fahrrad wurden abgespritzt wobei der Besitzer nurKopfschuettelnd auf mein komplett in Matsch getauchtes Fahrrad blickte. Ichselbst sah durch die vielen Stuerze nicht anders aus! Bei einem gutemAbendessen am Feuer und einem Schluck Schnaps konnte ich mich langsam ausruhenund ging gluecklich in mein Bett. Ich blieb 2 Naechte und konnte dieseAbgeschiedenheit einen Tag lange geniessen. Dieses Dorf hat noch nie ein Autogesehen und alles geschiet per Pferd das war es allemal wert! Am naechsten Tagging dann ein kleines Schnellboot ueber den Lago Interior und ueberStromschnellen nach Argentinien in den Lago Puelo, eine tolle Erfahrung. MeinenStempel bekam ich auch und befand mich bald in Puelo. Teer, grosse Supermaerkteund viele Menschen schockten mich ein wenig nach dieser Abgeschiedenheit.



Ueber San Carlos de Bariloche ging es nach Villa la Angostura undweiter ueber die Ruta de 7 Lagos. Aufdieser Strasse kommt mana n 7 wunderschoenen Seen vorbei und die Landschaft istallgemein wunderschoen. In San Martin de los Andes konnte ich bei einemPaerchen uebernachten. Sie sind gerade Eltern eines kleinen Buam geworden, mitdem tollen Namen Julian! Weiter nach Junin de los Andes mit Blick auf dentollen Vulkan Lanin. Am Lago Alumine vorbei fuhr ich wieder zurueck nach Chileund erreichte den schoenen Ort Lonquimay. All das war unspektakulaer schoen undich genoss das fahren. Ich versuchte mich zu beeilen, da ich am 21. Maerz inSantiago sein wollte.



Von Lonquimay befuhr icheinen kleinen Weg entlang des Rio Bio Bio. Nach einem kurzen Fehlschlag, dermir 300 extrahoehenmeter in kurzer Zeit bescherte befand ich mich wieder aufdem richtigen Weg in Richtung Ralco. Durch einen kleinen Tunnel und immer anden Ufern des Rio Bio Bio. Dieser ist in diesem Teil zu einem Stauseeverwandelt. Den gesamten Fluss zieren aktuell 3 Daemme und insgesamt werden es8 werden. Es war deprimierend zu sehen, wie das was ich in Geographie alsnegativ an Staudaemmen exakt eintritt. Das gesamte Gebiet ist tot und ichvermisste den zuvor noch so lebhaft sprudelnden Rio Bio Bio.

Der erdige Weg wand sichdaraufhin einen langen, steilen Anstieg hinauf. Steigungen von ueber 20% warenkeine Selten heit und ich kam nicht mehr zum sitzen und aus dem ersten Gang.Aber immer hin war es ein breiter Weg! Auf halbem Weg zum hoechsten Punktueberholten mich 4 Polizisten hoch zu Ross. Zum 2. Mal an diesem Tag musste ichmeinen Pass aushaendigen und erklaeren was ich hier eigentlich tue. Sie warenaber sehr szmpathisch und wir unterhielten uns lange. Die Pferde schwitztenungefaehr wie ich und waren ebenfalls froehlich ueber die Pause. Zum Abschiedwarnten die Polizisten mich noch vor dem Puma, der hier irgendwo rumlaeuft,Landbesitzern, die Leute die Wildcampen gar nicht gern hatten und dass es nochsteiler werden wuerde. Ja Danke! Ihr Gelaechter hoerte ich noch eine Kurvenweiter. Endlich erreichte ich die Passhoehe und mir bot sich ein tollesPanorama ueber das Tal des Rio Bio Bio flankiert von 2 Vulkanen. Genauso steilwie es rauf ging ging es auch wieder bergab begleitet von Kopfgrossen Steinen,die es zu vermeiden galt. Mein Nachtlager schlug ich dann auf einer Lichtungauf und fiel erschoepft in die Therm A Rest Matte! Am naechten Morgen erreichteich nach einem kleinen Trampelpfad und einer Bruecke Ralco und konnte von dortwieder auf breiteren Kiesstrassen an den Stauseen entlang fahren. Auch dort sahich wieder die Probleme der Aufstauung.

Am Abend fragte ich beieinem kleinen Haus am Fluss nach einer Moeglichkeit zu campen. Der Besitzer ludmich zum Essen ein und mir wurde ein Raum mit einem Bett angeboten. Wir redetennoch lange und ich erfuhr, dass es nur noch 2 jahre hier wohnen wuerde. Voreiniger Zeit kam ein Brief, der ihm besagte, dass in 2 jahren dieses Gebietueberschwemmt werden wuerde. Er konnte 60.000 Euro Entschaedigung aushandelnaber sein Haus in dem er aufgewachsen ist und das er sehr liebt ersetzt dasnicht. Ich habe in Geographie vor 2 Jahren eine Pro/contra Liste zum ThemaHydroelektrik erstellt. Beim Blick in die traurigen Augen dieses Mannes verblasstendiese Argumente zur Sinnlosigkeit.



Bald darauf erreichte ichChillan und damit die Ruta 5 zum ersten Mal auf meiner Reise. Die Auffahrt warungewoehlich aber ich gewoehnte mich schnell daran. Im Endeffekt faehrt man aufeine Autobahn auf und faehrt auf dem Seitenstreifen. Es ist recht langweiligdort zu fahren, dafuer kommt man umso schneller vorran. Meine Beine freutensich ueber das nicht vorhandensein von steilen Anstiegen und Kiesstrassen. Sohatte ich das Gefuehl nur do dahinzufliegen.



Einen kurzen Abstecher inRichtung Portezuelo Maule y Pehuenche goennte ich mir noch. Die komplett andereLandschaft an diesem Pas, die an hochgelegene Wuestengebiete erinnertefasziierte mich. Bei einem abgelegenem Hostal von einem Niederlaender konnteich mich 2 Tage ausruhen und die Gegend inspizieren.



Weiter ging es nach Curicound zurueck auf die Ruta 5. Ich verbrachte noch eine Nacht an einer Raststaettebevor ich zum Finale nach Santiago ansetzte. Ich schoss 150 km an der Ruta 5entlang und schlug mich durch den dichten Verkehr in Santiago. Wie angekuendigtstand ich um 20:00 Uhr vor dem Haus von Erin und Thomas. Ich habe sie in Torresdel Paine kurz kennengelernt und sie haben, begeistert von meiner Reise, michzu Ihnen nach Santiago eingeladen. Da wusste ich noch nicht, wo sie wohnen. DieAdresse hatte ich, aber doch konnte ich es nicht recht glauben als ich voreinem 25 Stoeckigen Gebaeude stand. Ich fragte an dem Wachposten und er riefThomas an. Ich befoerderte mein Fahrrad in den Aufzug und drueckte wieaufgefordert die 24. Dort hiessen mich die beiden in ihrem Apartment mitPanoramascheibe willkommen. Ein unglaublicher Blick ueber Santiago mit dabei!Und falls ich eine Abkuehlung braeuchte waere ein Pool auf dem Dach hiess esbeilaeufig. WAS? Thomas und Erin sind aber super nett und ich genoss die Zeitmit Ihnen.



Einen Tag spaeter holte ichin der Frueh meinen guten Freund Florian vom Flughafen ab. Wir inspiziertenzuerts geau Santiago bevor wir uns wieder in den Sueden begaben. Mein Fahrradblieb in dieser Zeit in Santiago im Keller von Flanagans und wir bewegten unstrekkend und hitchhikend.



Zuerst fuhren wir zurueck indas Cochamo Valley, wo ich einen Monat zuvor mein Fahrrad durch die Wegegezerrt hatte. Ich wusste das es noch einen Grenzuebergang gab und wollte IhnFlorian zeigen. Das Wetter zeigte sich von der guten Seite und wir konnten in 4unglaublich schoenen Tagen ca. 80 km laufen und kamen nach Argentinien. Erstjetzt konnte ich diese Landschaft so richtig geniessen. An der grenze hattenwir viel Glueck und konnten mit dem einzigen Auto, dass dort in 5 Tagen istnach San Carlos de Bariloche fahren. Dort quartierten wir uns in einem Hostal ein und suchten nachdem, von dem ich Florian seit Tagen in Argentinien vorschwaermte: Ein TenedorLibre, einem Art All you can Eat mit Argentinischem Essen. Einbegriffen Asado.Wir fanden eines und liessen den Abend beginnen. Nach mehr als 2 Stunden puremEssen stellten wir fest, dass wir mehr als voll waren und begaben uns auf denHeimweg. Aber das war es wert!



Ueber Villa la Angosturaging es zurueck nach Chile nach Valdivia an der Pazifischen Kueste. Dortkonnten wir 2 Naechte bei Ricardo von Couchsurfing bleiben. Er ist einverrueckter Flamencolehrer und wir hatten viel Spass dort und konnten unteranderem einer Flamencostunde zuschauen. Ein faszinierender Tanz!

Von Valdivia aus nahmen wirein Boot nach Niebla und fuhren im Bus suedlich nach Chaihuin. Von dort wolltenwir entlang der Kueste nach Hueillquehue laufen. Nachdem wir spaerlicheInformationen an der Guardaparque des Reserva Nacional Costero Valdiviaerhalten hatten machten wir uns auf. Am Abend konnten wir noch mit einem Jeepmitfahren, der uns an die Kueste brachte. Und dort sahen wir das erst mal denwilden Pazifik. Meterhohe Wellen schossen in die Brandung und Wasser spritzteMeterhoch wenn sie auf die Felsen krachten. Wir beschlossen an einem leerenStrand eine Nacht zu bleiben und liefen noch einen Teil an der Kueste entlang.Das Spiel zwischen Wasser und Fels war faszinierend und unglaublich schoen.Gleichzeitig begriff man die Kraft des Wassers! Einmal war ich ein wenig zuneugierig und stellte mich auf eine Felsnase. Die naechste Welle war recht hochund ich bezahlte meine Neugier mit einer gruendlichen Salzwasserdusche!

Es ging immer an der Kuesteentlang und oft auch kilometerlang auf unberuehrten Straenden. Die Brandung waranhaltend stark. Nach einer Flussquerung folgten wir dem Weg, der kurz daraufeinfach aufhoerte. Ein kleiner Trampelpfad fuehrte nach rechts. Freudig foltenwir ihm, um eine halbe Stunde spaeter wieder genau an dem selben Ort wie zuvorherauszukommen. Ein klassiker: Wir sind im Kreis gelaufen. Das die Brandung aufeinmal von links kam hatte uns schon gewundert...

Auf dem 2. Versuch kamen wirbei einer Huette bewohnt von 2 Guards des parkes raus. Wir bekamen dieMoeglichkeit dort zu uebernachten und einer der Maenner freute sich uns frischgebackenes Brot anzubieten. Am naechsten Tag machten wir einen weiteren Kreisbevor wir wieder auf dem richtigen Weg waren und konnten wieder an der Kuesteentlangwandern. Die 2. Haelfte des Tages fand komplett an dem Strand statt.Immer wieder mussten wir ueber einige Felsen direkt an der Brandung steigen,was fuer Flo in 2 Salzwasserduschen resultierte. Diesmal konnte ich mich immerauf hoeher gelegene Zonen retten... Auf dem Weg machten wir auch nicht so tolleEntdeckungen einige Federklumpen am Strand entpuppten sich als toten Pinguine.Davon gab es recht viele. Spaeter erfuhren wir, dass diese Tiere sich in denFischernetzen verfingen und dann rausgeschnitten werden. Deswegen fehlte allenauch der Kopf...

Bald erreichten wir Hueillquehueund fanden dort ein Restaurant. Dort bestellten wir 2 Menus und wussten nichtwas auf uns zukam. Muscheln! Und auch sehr gut. Am Morgen aus dem Wasser geholtschmeckten sie wahnsinnig gut und vor allem die Locos, eine Muschelart, die esnur an der Kueste Chiles gibt schmeckte uns. Die 2 Menus, Wein und Brotkosteten uns 15 Euro!

Ueber eine recht matschigeStrasse liefen wir am darauffolgenden Tag in Richtiung La Union, weg von derKueste. Am Abend konnten wir noch eine Mitfahrgelegenheit annehmen, die uns zumParque Nacional Millenia Alerce brachte. Dieser Nationalpark war dereigentliche Grund warum wir ueberhaupt hier waren. In Santiago hatte ich einenFlyer darueber bekommen und sagte, dass ich das sehen will. Nach einem kurzemWeg standen wir dann vor ihr: der Millenia Alerce, der aeltesten Alerce inSuedamerika mit 3.500 Jahren. Es war unspektakulaer anzusehen aber umsofaszinierender, dass dieser Baum genau an diesm Ort seit dieser Zeit steht. Manfuehlt sich davor wie ein kleines Staubkorn der Geschichte!



Am naechsten Morgen bekamenwir einen Ride nach La Union und fuhren von dort im Bus weiter nach Valdivia.Ein paar Stunden waren wir noch einmal bei Ricardo und fuhren in der Nachtweiter nach Temuco. Von dort nahmen wir einen Bus nach Melipeuco in der Naehedes Parque Nacional Conguillo. Wir konnten am Abend noch mit Hilfe von einemTruck und Auto 10 km weiter kommen und konnten bei einer Farm in einer kleinenHuette uebernachten.

Endlich kamen wir tags daraufim parque Nacional an und konnten den Vulkan Llaina, der seit geraumer Zeit mitseinen 3125 Metern alles ueberragt. Wir begaben uns auf einen trek an derFlanke des Vulkanes entlang und waren fasziniert von der unbarmherzigentrockenen Landschaft aus erkalteter Lava, Asche und viel Nichts. Es sieht einwenig aus wie eine schwarze Wueste. Und die gesamte Zeit dieser perfekterVulkan dahinter. Das alles sieht so aus, da der Vulkan der 2. Aktivste in Chileist. 2002 gab es das letzte Spucken und 1997 war der letzte grosse Ausbruch.

Am naechsten Tag wandertenwir zum Lago Conguillo und trafen am Abend nach einem tollen Trek auf Tobi undKerstin aus Deutschland. Sie sind gerade mit ihrem Jeep mit Schlafausatz inSuedamerika unterwegs. Wir ratschten lange und konnten am naechsten Morgen mitihnen nach Curacautin fahren. Von dort nahmen wir einen Bus nach Temuco undsassen am Abend schon wieder in einem Bus in Richtung Santiago. Wie schnelldiese Zeit vergangen war war unglaublich.

In Santiago kamen wirdiesesmal bei Nico, den ich in Caleta Tortel getroffen hatte unter. Die letztenTage mit Flo musste ich viel einkaufen und wir hatten einen grossen Spass damitin den riesigen Malls von Santiago verloren zu gehen.

Am Sonntag Abend brachte ichFlo dann wieder zum Flughafen und schloss ein weiteres Kapitel dieser Reise.Flo ist gut mit ca. 8-9kg ueberfluessiger Ausruestung wieder in Deutschland.



Ich machte mich dann daranalles wieder fit zu bekommen. Viele Besorgungen, Das Hinterrad hatte 2 weiteregebrochene Speichen und ich brachte es zum Fahrradladen zum zentrieren. Ichversuchte eine neue Felge zu bekommen aber 32 gelochte 26 Zoll felgen mitV-Brakes sind in ca. 40 fahrradlaeden in Santiago nicht zu bekommen! Vorgestern Abend gab es noch eine kleine Ueberraschung. Um 0:50 fingen die Lichter an zu flackern und daraufhin wackelte das ganze Zimmer. Nico sprang auf und wir rannten beide 6 Stoecke runter und warteten draussen das Ende des Bebens ab. An der Kueste gab es eine Tsunamiwarnung, die aber spaeter aufgehoben wurde. Das Beben hatte eine Staerke von 6,5 auf der Richterskala. Vor einem Monat in dem Apartment von Flanagans (24. Stock) hat es auch gewackelt laenger und es hatte 7,1 sehr interressant und ich bin froh dass nichts passiert und die Chilenen wissen wie man Hochhaeuser baut... (Flo hat, muede von dem Flug, ueberhaupt nichts mitbekommen...)



Morgen werde ich wiederaufbrechen und mich wieder auf meinem Fahrrad befinden. Es geht zuerst nach LosAndes bevor es zum ersten Mal ueber einen groesseren Pass ueber die Anden geht.Alles ist wieder fit! Ich stehe fassunglos vor der Tatsache, dass ich jetztueber ein halbes jahr unterwegs bin und „nur“ noch 4 Monate uebrigbleiben bevorich mich in einem Flieger zurueck nach Deutschland befinde. Aber ich will allesaus dieser Zeit rausholen.

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