Eurovelo6 St. Nazair bis Istanbul 2012-14 (1)

von: freidurchatmen

Eurovelo6 St. Nazair bis Istanbul 2012-14 (1) - 28.02.13 21:30

Über mich

Eins plus elf plus fünftausend ist ein …

oder 1 + 11 + 5000 = 1 Ziel

Na gut, wenn man die Hintergründe der Geschichte nicht kennt, ist es etwas verwirrend.

So verwirrend, dass ich mir an einem schönen Herbstabend Gedanken über mein doch so geregeltes Leben machte.

Was kann ich mich doch glücklich schätzen, dass ich mich gut fühle, keine körperlichen oder psychischen Gebrechen habe und es auch meiner Familie gut geht.

Die Sonne geht langsam in einem Feuerball am Horizont unter. Die Feuchtigkeit steigt aus dem laubbedeckten Boden heraus und legt sich über meine Beine. Die Vögel stimmen in ihr Abendkonzert ein und es ist ein tolles Gefühl die Natur mit allen Sinnen zu erleben. Mit meinem ganzen Körper nehme ich all diese Reize in mir auf. Jetzt noch einmal kräftig durchatmen und dann die letzten Kilometer mit dem Rad nach Hause. Einfach den Tag radelnd ausklingen lassen.

Doch da ist noch etwas was mich innehalten lässt. Was ist mit all den anderen Menschen unter uns, den es nicht so gut geht?

Welche Momente brauchen Sie um richtig genießen zu können?

FREIDURCHATMEN das ist ein Herzenswunsch der an Mukoviszidose erkrankten Kinder.

Da fällt mit der Beitrag aus der HNA vom 25.07.2011 wieder ein. (http://www.hna.de/gesundheit/lokal/zentrum-mukoviszidose-mz-1335359.html)

„Die Behandlung von Mukoviszidosepatienten ist eine sehr komplexe Aufgabe und braucht jede Art von Unterstützung“, dass ist bei mir noch hängen geblieben. Schon einmal hatte ich bei meiner beruflichen Tätigkeit die Möglichkeit den Mukoviszidose e.V. und seine in der Öffentlichkeit aktiven Mitglieder kennen zulernen. Dabei konnte ich mich mit Ihnen austauschen und sie im Rahmen einiger Spendenveranstaltungen unterstützen.

Jetzt möchte ich das mit meinen kleinen Mitteln wieder tun. Doch dazu benötige ich Eure Unterstützung.

Jetzt da Ihr mir schon so aufmerksam gefolgt seid, lade ich euch ein, die Reise mit mir zu beginnen.

Welche Reise? Na die, mit den – „Eins plus elf plus fünftausend ist ein …Ziel“.

Ich möchte für den guten Zweck eine Radtour vom Atlantik bis zum schwarzen Meer unternehmen.

1 Ziel, 11 Länder und ca. 5000 km.

Mein Ziel ist es den Mukoviszidose e. V. in Kassel mit jedem geradelten Kilometer mit einem Euro zu unterstützen. Diesen Euro möchte ich durch Euch sammeln
Elf Länder in etwa 70 Tagen durchradeln
Starten werde ich in Saint Nazaire am Atlantik in Frankreich. Weiter geht es über die Schweiz nach Deutschland, durch Österreich, Ungarn, Serbien, Kroatien, die Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Moldavien und die Ukraine.
Einen Döner an meinem 50. Geburtstag in Istanbul zu essen, habe ich mir als mein persönliches Highlight auf die Fahne geschrieben
5000 km ist in etwa die Strecke, mit der ich rechnen muss

„ Eine Reise beginnt immer mit dem ersten kleinen Schritt! und ein Ziel muss richtig groß sein, damit man es nicht aus den Augen verliert“

­­­Diese beiden Slogans werde ich mir selbst wohl noch oft auf meiner Reise vorsprechen.

www.freidurchatmen.de soll Euch für die nächsten Monate begleiten.

Ich werde in der Zeit von März 2012 bis Juli 2014 regelmäßig von meinen Erlebnissen berichten und euch natürlich immer an den aktuellen Spendenstand erinnern.

Ein kleines Reisetagebuch soll mit Bildern und kleinen Geschichten vom Tag Lust zum Mitmachen oder einfach zum geistigen dabei sein helfen.

Die lange Reisezeit ist daher begründet, dass ich einen Teil meines Erholungsurlaubes dafür hernehmen werde, den anderen Teil möchte ich natürlich mit meiner Familie, die dieses Vorhaben mit allen erdenklichen Mittel unterstützt, verbringen.

Die Tage rücken näher. Noch spüre ich den eisigen Winter mit bis zu -17° im Februar 2012.

Eigentlich sollte jetzt schon täglich geradelt werden, um mit ein wenig mehr Fitness die erste Etappe von Saint Nazaire bis nach Basel zu schultern.

Als Starttermin steht nun endgültig der 28.03. 2012 fest. – Egal was kommt!

An was ich noch alles denken sollte!

Aufgrund der vielen guten und sicherlich auch in manchen Fällen bewährten Ratschläge, habe ich versucht so lange wie möglich und so wenig wie möglich darüber mit meinen Freunden zu sprechen. Liebe Freunde bitte seht es mir an dieser Stelle nach…

Das Wichtigste für diese Reise ist die Gesundheit, der Geist und die Ausrüstung.

Gesund fühle ich mich, ob der „Geist“, der sich dieses Vorhaben ausgedacht hat, so ganz in Ordnung ist, wird sich später zeigen.

Für meine Ausrüstung und für die erste Planung habe ich lange mit mir gerungen.

Was ist das beste Rad? Aus welchen Materialen sollen die Packtaschen sein? Genügen die Packtaschen am Gepäckträger oder brauche ich für das Vorderrad auch welche? Nehme ich ein Zelt mit? Oder wo schlafe ich eigentlich sonst?… Das ist nur ein kleiner Teil der Überlegungen im Vorfeld.

Wie komme ich zum Atlantik? Was sagt die Klimatabelle? Oder wie komme ich von Basel nach Hause? Bekommt mein Sohn Franz, der die erste Etappe mit mir meistern will, Urlaub?

Das Rad ist letztendlich ein Rad von Riese und Müller, das „Intercontinental“ geworden. Eines der letzten Ausstellungsräder aus dem Jahr 2011. Es ist der Range Rover unter den Rädern.

Mit diesem Rad fühlte ich mich schon nach wenigen Kilometern vertraut. Solide Handarbeit mit einem Maximum an Technik, die noch von mir bewältigt werden muss…- Hoffentlich geht mir nichts kaputt.

Die Packtaschen von Ortlieb in der bewährten Qualität. Wasserfest und „unkapputtbar“. Nicht zu groß und doch Platz für alles, was ich so benötigen werde.

Ach ja, da ist noch die Frage was alles gebraucht wird? Das wird wohl die letzte Frage vor der ersten Etappe sein. Ich habe ja kein Problem mich von Gegenständen zu trennen, aber was brauch ich dafür wirklich? Na ja, auch das werde ich in den nächsten schlaflosen Nächten mit mir klären.

22.03.2012

Heute ist der Tag an dem ich die Packliste überprüfe. Habe ich nichts vergessen? So wie wir “alten” das halt so machen wird erst einmal alles auf DIN A3 aufgeschrieben. Von oben nach unten wird nun abgehackt: Handyladekabel, Brille, Kopien der Dokument für den Brustbeutel, Trillerpfeife, Regenhose (wo habe ich die nur im Haus versteckt) und die Ohropax fehlen noch. Nur noch 5 Tage bis zum Start in St. Nazaire. Komprimierter Druck erzeugt Energie, das wird mich schon antreiben. Der Tag hat für mich auch noch angenehme Momente. Heute wird mir Jörg Z. den finalen Enturf für die Rad Shirts zeigen. Ich bin sehr gespannt darauf. Es ist schon unglaublich wie viel Arbeit in einem solchen Logo und dem Aufbringen auf die Shirts steckt. Für mich ist das eine neue Erfahrung, doch Jörg geht professionell mit der filligranen Vorlage und dem Aufbringen der Vorlage auf die Shirts um. Hut ab. Auch die ersten Spendenzusagen aus dem Ausland, genauer aus Österreich, wurden heute avisiert. Wolfgang, der Robin Hood aus Österreich, der, der es den Reichen nimmt und den Armen gibt, hat eine Spende versprochen. Bei meinem Aufenthalt in Wien werde ich einen “Heurigen” auf Ihn trinken. Freunde kann man beim Wort nehmen – oder? Jetzt noch die ganzen Sachen in den beiden Packtaschen sinnvoll verstauen. Gar nicht so einfach. Alleine die Medikament fliegen nur so rum. Die Lösung ist schnell gefunden. Alles in einer alten Frühstücksdose der Kinder verstauen. Nimmt kaum Platz ein, ist leicht und alles ist gut gesichert. Immernoch der Gedanke – wo ist die Regenhose? Ich nehme sie nur mit weil es ja so ist, dass der Regen wenn die Hose dabei ist nicht einsetzt …. . So hofffe ich jedenfalls. Ich werde es hoffendlich nicht erleben.

Jetzt noch ein Wochenende ohne Rad und nur mit meiner Frau Martina verbringen. Einfach nocheinmal ausspannen.

Die Vorfreude steigt stetig. Bald geht es los.

27.03.2021

Es ist kalt. Die ersten Vögel zwitschern. Sind es die neuesten ornithologischen Nachrichten oder der “Guten Morgen Gruß“ an den neuen Tag? Wir Menschen werden es wohl nie erfahren. Der feuchte Nebel liegt über Lohfelden. 6 Uhr. Das Rad ist gut im Auto verzurrt und das Gepäck ist auch schon seit gestern Abend verstaut. Schnell noch den heißen Kaffee und die Brötchen eingeladen. Jetzt geht es in Richtung Atlantik los. Auf der Höhe von Soest sehe ich im Rückspiegel die Sonne aufgehen. Ein herrlicher Anblick. Ich werte es als ein gutes Zeichen. Wenn das Wetter in den nächsten 14 Tagen so wird, wie es die Sonne heute Morgen verspricht, kann nichts mehr schiefgehen. Um 14 h sind wir an Paris vorbei. Die halbe Strecke ist geschafft. Um 17 h überqueren wir das erste Mal dir Loire. Die Vorfreude steigt an. Jetzt noch das Hotel finden und die Klamotten umpacken. In 11 Stunden geht es los. Meinen Startpunkt, die Brücke über die Loire und die Mündung habe ich schon aus der Ferne gesehen….

28.03.2012

Der Morgen ist kalt. Nur ein wenig Nebel. Wir machen uns auf den Weg zum Startpunkt. Die Brücke über die Loire zeigt uns den Weg. Aus den Reiseberichten habe ich die Info, das der Ausgangspunkt nicht leicht zu finden ist. Es ist auch so. Nach einigen Minuten sind wir da. Endlich. Martina hilft mir das Rad aus dem Auto zu heben. Die Sonne strahlt schon hinter den Bäumen hervor. Noch ein Foto. Ein Kuss mit der Liebsten und los geht’s. Nach 50 m. Halt. Stop. Hier gibt es noch ein besseres Motiv für das erste Foto. Alles nochmal von vorne. Nun geht es aber los. Gleich am Anfang lobt sich die EU wieviel €uros in das Projekt geflossen sind. Ich werde Feedback geben, ob sich die Investitionen gelohnt haben. Das Wasser plätschert, die Vögel zwitschern – genauso wie Zuhause. Der Verkehr auf der Brücke rauscht. Ein Knattern durchbricht den Morgen. Ein ganz alter LKW fährt auf die Brücke. Es hört sich an, als hätte er nur einen Vespamotor. Nach 2 Km habe ich zum ersten Mal die Entscheidung zu treffen, welche der vorgeschlagenen Wege ich nehmen soll. Ich nehme den Kürzeren. Es ist der Falsche. Nach 500 Metern versinke ich in Sand… Die nächste Möglichkeit zurück zur Hauptroute. Angenehm ist die Strecke zu fahren. Kaum Verkehr. Der grobe Asphaltbelag macht Freude. Das Rad macht Freude. Nur der Gegenwind macht Sorgen. Geht das so weiter? Ich bin erst am Anfang. Wird er mein Freund oder mein Feind werden? Ein Bauer pflügt das Feld. Der modrige Geruch sagt meinem Gehirn, dass es Frühling wird. Das Hirn soll jetzt mal die Melantoninproduktion einschränken. Über mir ein Dutzend, nein Hunderte von Möven. Das Geschrei erinnert an Kindergeschrei. Das ist ja im Vergleich noch angenehm. Ihr da oben macht jetzt bloß keinen Scheiß! Ich fahre KM für KM am Kanal entlang. Kaum ein Mensch. Nur Schafe, Ziegen, Hühner, Hunde und Katzen. Eine Gruppe Radler kommt mit entgegen. Ich denke es sind Sportler. Es werden für diesen Tag nicht die Letzten gewesen sein. Das Begleitfahrzeug fährt hinterher. Der Fahrer sieht sehr, sehr entspannt aus. Das Übersetzen mit der Fähre kostet Zeit. Doch die habe ich ja. Nach den ersten kleine Pausen suche ich jetzt einen Platz für die Mittagspause. Er soll schön sein. Dort will ich eine Stunde Rasten. Nach 59 KM ist er gefunden. Doch er ist besetzt. Ich setze mich dazu. Antoni, so ist der Name des jungen Mannes, ist sehr freundlich. Er verzehrt sein MC Menü und die Cola. Ich packe meine Französische “Ahle Wurscht“, Graubrot, 2 Magnesiumpillen, 5 Fruchtgummis und mein Wasser aus. Jeder eben so wie er will. Wir kommen schnell ins Gespräch. Er war
schon 20 Monate als Backpacker auf der ganzen Welt unterwegs. Für meine Reise durch Bulgarien und Rumänien soll sich meine Frau keine Sorgen machen. Die Menschen dort sind alle nett, sagt er so nebenbei. Ab jetzt zieht sich die Strecke. Die nächsten 38 KM ziehen sich. Immer eine leichte Steigung. Obwohl es ja am Fluss entlang geht. Nur eben in die andere Richtung. Wie war das nochmal? Flussauf- oder Flussabwärts. In welche Richtung darf ich mehr strampeln? Ich werde Walter A. nochmal fragen. Die Strecke durch Nantes war so lala. Einerseits an der viel befahrenen Hauptstraße entlang, andererseits an den neuen Prachtbauen der Uni und anderen Verwaltungsgebäuden mit vorbildlich angelegten Erholungsflächen vorbei. Nur 2 Km weiter befindet sich das weniger schöne Stadtviertel. Die Herren Investoren, Architekten und Politiker sollen einmal darüber nachdenken auf den Glimmer in der Fassade und die aufwendigen Formen zu verzichten. Dafür kann an der anderen Stelle ein Wohnpark und wenn auch nur mit Mobilhome und einer funktionierenden Abfallentsorgung auf Jahre geholfen werden…. Mittlerweile sind es 24C ich hoffe die Temperatur steigt nicht weiter. Die Oberarme und Schenkel nehmen die Sonnenstrahlen auf. 5 mal ein dreiviertel Liter Wasser sind weg. 2 davon habe ich auf der Toilette im 4 Sterne Hotel in Nantes aufgefüllt. Die haben vielleicht geguckt, als ich reinkam! Die Stecke zehrt an mir. Noch ein paar KM und dann ins Hotel. Für die Statistiker 89 HM, 1% Steigung, 5,26 H auf 90 KM.

29.03.2012

“Papa, ich wünsche dir auf deiner Tour keinen Muskelkater, den du wahrscheinlich trotzdem haben wirst, gutes Wetter, besonders keinen Regen, immer ein gemütliches Bett und gutes Essen in den verschiedenen Orten! Viel Spaß, dass du nette Menschen kennen lernst, deine Ziele so erreichst, wie du es willst, dass du gesund und heile wieder kommst und ganz viel Spaß hast!”
Ich habe noch scherzend gesagt, dass wenn das so alles eintrifft, es ganz schön langweilig wird. Weit gefehlt. So gegen 17 h hatte ich mein erstes Rendevouz mit einem Kleinlaster. Der meinte, dass ein Stopschild nicht für ihn gilt. Mit Sicherheit spricht er kein Deutsch. Sonst hätte er mich für meine wüsten Beschimpfungen verprügelt. Hauptsache nichts passiert. Später nach ca 85 Km. Kaum bin ich auf dem Radweg in Richtung Angers gekommen, habe ich einen Sperrpfosten aus Holz mit der linken Lenkerseite gestreift. 5 cm weiter rechts und die Bremsen und Schaltung wären hin gewesen. Nur das rechte Knie macht jetzt Randale. Damit bin ich zwischen dem Vorderrad und dem Rahmen beim unfreiwilligen Absteigen hängen geblieben. “Morgen ist ein neuer Tag und alles ist heile.” Das haben wir ja immer unseren Kindern gesagt. Jetzt ist die Zeit, dass es einmal von mir überprüft wird. Doch bis es ich soweit kommen konnte, war schon ein weiter Weg geschafft. Gleich beim Start heute morgen um 9.30 h war er wieder da. Er zeigte sich nicht und ich spürte, er wollte es heute noch stärker mit mir aufnehmen. Der Gegenwind. Nur langsam kam ich mit 12-15 km/h vorran. Die heutige Strecke ging überwiegend an einer deichähnlichen Strecke entlang. Hier könnte ich so richtig Strecke machen. Ich hätte in den Lenker beißen können. Der Rest der Strecke war sehr abwechslungsreich und für alle Sinne angenehm. Zweimal habe ich mich aufgeregt. Das eine Mal, weil die Strecke so bescheuert abgesperrt war, obwohl da noch Radler fahren konnten. Hebt mal ein vollgepacktes Rad über eine 50 cm hohe Absperrung und das gleich zwei Mal!! So ein Unsinn. Das andere Mal bin ich verträumt und in mich gekehrt plötzlich auf einer Holperstrecke gefahren. AUFWACHEN. Das war ein Schreck. Viele Tümpel liegen an den Nebenarmen der Stecke. Zur Zeit ist “Froschhochzeit“ mit den entsprechenden Konzerten angesagt. Dieser Krach hat mich Zuhause in Bayern so manche Nacht um den Schlaf gebracht. Ob das heute auch noch so ist? Ich habe ein Video gemacht. Mal schauen ob ich es hochladen kann. Boote. Kleine, große, reparaturbedürfige oder auch einige intakte, sind an der Loire zu finden. Nur kaum eines auf dem Fluss. Das kann sich am nächsten Wochenende ändern. Von den Hausbooten habe ich viel gelesen. Ich suche sie noch. Es begegnen mir heute viele Jogger. Ich muss an die Sportler vom FSK Vollmarshausen, Abt. Wintersport denken. Ist denn heute Laufen am Brand?
Alle fahren hier Rad. Von Kind, über den Jugendlichen, dem Geschäftsmann und der Oma und den Opa. Ich grüsse sie alle. Mit einem sehr freundlichen “Bonsoire” wird geantwortet. Die Biker heben beim Vorbeifahren die Hand. Eine nette Geste. Das habe ich mir jetzt auch angeeignet. Eine Überraschung gab es noch für mich. Ein Schild zeigte den Weg nach rechts. Ich folgte brav. Es ging ca. 1 Km bergauf. Oben war auch ein Schild mit “Achtung 5% Gefälle“. Wo ist das Prinzip der gleichen Informationen für alle geblieben? Meine Mittagspause verbringe ich an einem wunderschönen Platz. Hier gibt es Tische, Bänke und Bäume. Erst verzehre ich mein Essen, danach wechsle ich die untere Radlerhose und danach mache ich noch 35 min. Mittagsschlaf. Was für ein Luxus. Die Erholung tut not und gut. Gegen 18 h komme ich fertig in Angers an. Zuerst versuche ich das Ibis Hotel zu finden. Im Hotel “weiß nicht mehr den Namen“ wird mir der Weg von einer freundlichen Mitarbeiterin erklärt. Dort angekommen fahre ich mir dem Rad vor die Rezeption. Es sind keine Zimmer mehr frei, sagt mir der nette Herr. Da ich in den Rechner schauen kann, glaube ich Ihm. Er bucht mir ein Zimmer im Mercure Congress zu einem top Preis. Bisher das beste Zimmer auf der Reise. Für die Statistiker habe ich heute nichts. Der Tacho ist im Zimmer und der Weg dahin ist mir zu weit…

30.03.2012

Die Temperaturanzeige am Tacho zeigt 8c. Ich freue mich in den Tag hinein zu fahren. Nebel liegt über der Loire. Sie ist nur zu erahnen. Auf der nebelumhüllten Brücke zeigt sich die wahre Temperatur. 3c und feuchter Nebel. Die Finger schmerzen von der Kälte. Soll ich jetzt die Kleidung wechseln? Ich warte noch. Meine Jacke glänzt in der spärlichen Sonne. Meine Beine sind feucht. Angenehm ist die Kälte für die Oberschenkel mit Sonnenbrand. Alles hat auch eine gute Seite. Ich entferne die Nebelspuren von meiner Brille. Die Sonne dringt jetzt langsam durch den Nebel. Zur Zeit mehr als 100 m Sicht. Weiter geht es. In Frankreich wird der Baumschnitt nicht gehächselt. Alles wird verbrand. Der Geruch begleitet mich von Anfang an. Heute ist er besonders unangenehm. Die Glutnester von Vortag sinken und qualmen vor sich hin. Die Loire zeigt sich wieder. Die Sonne glitzert auf den Wellen. Heute ist Markt. In einem kleinen Dorf treffen sich die Marktbeschicker. Obst, Gemüße, Fleisch und Käse alles ist da. Zwei weitere Stände begeistern mich. Ein rollendes Kaufhaus. Hier kann sogar eine Trittleiter erworben werden. Ein Austernstand. Soviel Austern habe ich noch nie auf einem Markt gesehen – und ich bin schon auf vielen Märkten gewesen. Ich möchte gerne zuschlagen. Doch die mächtige Portion Eiweiß würden meiner Kondition nicht bekommen. Ein zip, zip, zip aus dem Wald gibt mit den Takt an. Der Gegenwind ist heute unerbittlich. Am blauen Himmel kommen Wolken auf. Welches Wetter erwartet mich am Sonntag? Der Wind ist so Kalt, dass ich den ganzen Tag die Jacke trage. Das Thermometer zeigt maximal 20c. Noch 20 Km bis Blois. Mehr geht heute nicht. Einen Apfel vom Markt verzehre ich in Amboise, in einem Cafe. Der heiße Milchkaffee und die Pause tun gut. Ich schlendere noch durch den Ort und bewundere dir mächtige Burg. Die Fahrt durch die Weinberge ist anstrengend. Die Höhenmeter setzen mir zu. Ich weiche von der Route ab und fahre 12 Km entspannt auf der Landstraße. Der Wind ist tückisch. Er rauscht immer in den Ohren. Fahrzeuge werden erst unmittelbar hinter mir bemerkt. Ich erschrecke mehrmals. Aus der Ferne ist Blois sichtbar. Jetzt noch ein günstiges Hotel und ein gutes Abendessen. Vorweg einen Pastis. Das ist doch klar. Das Hotel ist schnell gefunden. Direkt auf der Route und ebenso nah an der Hauptstraße. Alles da, was ich brauche.

01.04.2012

Heute ist Sonntag. Ich habe mir 1h mehr Schlaf gegönnt. Die letzten Nachtschwärmer waren um 6h lärmend auf der Straße zu hören. Ich hatte in der letzen Nacht noch Besuch von einer ganz besonderen Person. Doch von Anfang an. Ich lag schon in Bett und war eingeschlafen. Die Balkontüre schepperte und ich dachte, da sie nicht richtig zu war, hat der Wind sie aufgestoßen. Die Tür war zu. Ein Geräusch, ähnlich als ob jemand einen Stuhl über den Teppich schiebt und dazu ein ähnliches als ob jemand eine Flasche auf den Holztisch stellt, lassen mich aufhorchen. Ich ging auf zur Tür, um nachzusehen. Alles war in Ordnung. “Mach das Licht aus und setz dich zu mir”, sagte eine leise Stimme. Die Stimme zog mich in ihren Bann. Ich ging zum Lichtschalter und machte das Licht aus. “Bring noch die Plastikbecher aus dem Bad mit” sagte die Stimme. “Du hast sie wohl nicht mehr alle” sagte ich so vor mich hin. Doch die Stimme sprach abermals ruhig und sonorig zu mir. “Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Christ, Williams. Ich komme ursprünglich aus Schottland und bin eine Adeliger. Ein Geborener von Leua. Vor einigen hundert Jahren, als wir in Schottland genügend Geister hatten, wurde ich erwerbslos. Um ein gutes Auskommen zu haben, bin ich nach Österreich ausgewandert. Auf der Tauplitz Alm bekam ich eine neue Aufgabe… Schenk schon mal ein”, wurde mir aufgetragen. Einschenken kann ich ja – und machte die beiden Becher mit zitrigen Händen halb voll. “Ich weiß du magst das klare Zeug nicht so gerne” sagte der Geist zu mir. Überrascht und sprachlos nickte ich hastig.
Mit einem “voooon Uuuunten” kippten wir den Obstler hinunter. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Ich sah ihn mir genauer an. Weisses, Schulterlanges, glattes Haar schimmerte im Licht des wachsenden Vollmonds. Das blasse von der durch die Arbeit der letzten Jahrhunderte gealterte Gesicht, wurde von kräftigen weißen Augenbrauen eingerahmt. Die blassen Lippen werden durch einen weißen Ober- und Unterlippenbart eingerahmt. Er erzählte viel. Und zum Schluß durfte ich ihm drei Fragen stellen. Er wollte sie alle beantworten. Ich habe ihn von einer Freundin in Berlin erzählt. Sie trägt oftmals Kleider aus den 60ern und hat ein Problem mit ihrem Lächeln. Durch das hohe Amt, das sie innehat drängt ihr eine Frage sehr. “Kannst du ihr sagen, wann die Deutschen in Ost und West endlich vereint sind?” “Ja, das ist in ca. 60 Jahren, weit nach ihrer Amtszeit.” Ich schaue ihm auf die Füße. Sie sind verkümmert, ja fast sehen sie aus wie Pferdefüße. “Warum hast du so verkrüppelten Füße” frage ich neugierig, ja fast mitleidig. “Das kommt durch die Skischuhe der letzten Jahrhunderte. Einmal passen sie nicht, ein Andernmal sind mir die Zehen erfroren.” “Das kann heute nicht mehr passieren” antworte ich. “Geh doch mal zu Sport Sperk!” Mit seinem Skistock knallt er zornig auf den Boden und sagt “Ärgere mich nicht!” Nun gut, die nächste Frage. “Sag doch meinem Freund in den USA, wann endlich auf der ganzen Welt Frieden ist!?” “Oh das ist in 100 Jahren, weit nach seiner Amtszeit!” Die letzte Frage von mir persönlich: “Sag doch mal ganz ehrlich, wann der FSK WISPO nicht mehr zu dir, zur Tauplitz Alm fährt.” “Oh, Oh, Oh das kann ich dir sagen. Es ist weit nach meiner Zeit.”… Der morgen graut und die Flasche ist fast leer. Er verabschiedet sich mit den Worten “Auf Tauplitz habe ich zur Zeit eine Menge zu tun. Die brauchen mich dort!” Ich gehe ins Bett und schlafe schnell ein. Am nächsten morgen, ich schlafe eine Stunde länger erinnern nur noch die Dellen im Boden an seine Anwesenheit….
Die Temperatur wird mit 15c angezeigt. Kein Wunder das Rad war ja an der Heizung angekettet. Draußen die Realität. 3c. Gut, dass ich die lange Hose angezogen habe. Durch das verschlafene Blois geht es in Richtung Baugency. Dort möchte ich um 13h sein. Es macht keinen Spaß. Der Wind hat sich heute verstärkt. Jetzt schnell die positive Einstellung finden. In der Ferne höre ich ein dumpfes WAU. Ein helles WAU WAU antwortet. Die Vorboten auf die folgenden Stunden. Heute ist Herrchen, Frauchen und Hundchen Tag. Überall laufen sie auf dem Deich herum. Wo sind die nur unter der Woche? Ich habe die Route an der Loire gewählt. Die alternative Strecke geht in die Berge. Das brauche ich nicht nocheinmal. Im Wald ruft der Kuckuck. Na welche Vogelfamilie hast du heute ausgelöscht? Du Parasit. Ein altes Sprichwort sagt “Wenn du den Kuckuck rufen hörst, muss du dein Portemonaie schütteln bis die Münzen klimpern“. Heute mit den Plastikkarten geht das nicht mehr. Ich hab es ausprobiert. Wieder ein altes Sprichwort gestorben. Ich Ruhe mich in Lestiou aus. In einem kleinen Park finde ich einen windstille Stelle. Ich kämpfe mich weiter durch bis Orleans. Eines meiner großen Etappenziele. Auf dem Marktplatz lasse ich mich mit Jean de Arg fotografieren. Ich suche ein Bistro, um in der Sonne zu verweilen, Kraft zu tanken und die kalten Zehen aufzuwärmen. Der Kaffee und die Cola tun gut. Ich genieße den Ausblick. Der Kellner spült meine Flaschen aus und füllt mit Sodawasser auf. Ein toller Service. Ich fahre weiter bis St. Denis de Hotel. Dort finde ich mit 1 h Wartezeit ein Zimmer zum Schlafen. Auf das Frühstück verzichte ich in Zukunft. Für die Leistung zu teuer. Der Tacho zeigt heute – 97.5 Km in 6.50 h mit 296 HM und einer maximalen Steigung von 11%. Hier im Ort gibt es kein Restaurant mehr. Auf einem Parkplatz einen Pizzawagen. Da gehe ich jetzt hin.

02.04.2012

…. so ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der sollte nie vergehen….. Der heutige Tag war einfach super. Das Wetter war nicht wie angekündigt kalt, windig und mit 20 % Regenwahrscheinlichkeit. Nichts ist eingetroffen. Gut so. Der Wind hatte bis 16 h Pause. Der strahlend blaue Himmel zeigte sich von seiner besten Seite. So soll es bleiben. Mit meiner langen Hose war ich viel zu warm angezogen. Besser schwitzen als frieren. Heute habe ich mich nicht an den Steckenplan und die Pausen gehalten. Ich konnte kilometerweit einfach radeln. Teilweise ein Schnitt von 24 Km/h. Ein Traum. In Gien habe ich mir einen Salat, Baquette, Schinken und verbotenerweise eine kalte Cola gegönnt. Das ganze in Kombination mit einem stillen Platz an der Loire. Na, alle Neidisch? Dachs, Marder, Katze, Maulwurf, Vogel und Schlange waren die Tiere die ich auf der Straße oder am Straßenrand tot sehen konnte. Vor vielen Jahren hat Rüdiger Nehberg in einer großen deutschen Tageszeitung geschrieben, dass man sich von den toten Tieren am Straßenrand ernähren könne. Ich hab das heute mal im Kopf durchgespielt. No comment!! Bis auf die Schlange habe ich keine Bilder gemacht. Ich denke das ist verständlich. In den ersten Tagen habe ich die Loire als eine unruhige, zum Teil ausgewühlte Dame in ihrem Bett erlebt. Heute war sie ganz still, ruhig, leise und erregte nur Aufmerksamkeit wenn die Sonne im richtigen Winkel auf sie traf und sie zum Glitzern brachte. In den ersten Tagen imponierten noch die Industrieanlagen auf der Strecke. Danach folgten die riesigen und auf großen Flächen erbauten Gewächshäuser. Gestern und heute liegt der Schwerpunkt in der Landwirtschaft. Große Betriebe mit Gänsen, Puten und auch Rinderzucht säumen den Weg. Ich bin gespannt was mich noch erwartet. Bis kurz vor Sancerre sehe ich keine Weinberge mehr. Ich fahre einen Teil am Kanal entlang. Als Ausgleich für die Strapatzen vom Vortag. Gegen 18 h finde ich eine Auvergne zum Schafen und Essen. Hätte ich nicht auf einem Wochenmarkt eine Stunde mit gucken und mit dem Gemüßehändler herumalbern verbracht, wäre ich noch weiter gekommen. Ich mache mir keinen Stress auf dieser Reise. Heute 121 Km, 6.48h im Sattel, 246 Hm und nur max. 5 % Steigung. Einfach entspannt.

03.04.2012

Die Tränen laufen mir über die Wange. Gerade mal 750 m gefahren. Die Kälte am Morgen ist nicht zu unterschätzen. 8.30 h und gerade mal 6c. Ich halte am Ende des Gefälles an und trockne mir die Augen. Weiter geht es in Richtung Nevers, einem Etappenziel, und mein Ort für die Mittagspause. Aus der Ferne kommt so eine Art kleiner Range Rover mit Anhänger auf mich zu. Bom, Bom, Bom knallt der Hänger auf der reparaturbedürftigen Straße. Plötzlich ein metallisches Kling! Der Hänger löst sich und überquert, von links, vor mir die Straße. An einem geparktem Auto kommt er mit einem lauten Knall zum stehen. Kurz darauf halte ich zittrig an. Das gibt’s doch nicht. Der PKW Fahrer kommt 100 m hinter mir zu stehen. Aus dem Haus kommt ein Pärchen gerannt. Die Frau macht ein unheimliches Geschrei nur wegen dem Auto. Alles andere ist Nebensache. Der PKW Fahrer ist durcheinander. Ist dem Radler was passiert? Da mich sowieso keiner versteht radle ich weiter. Schicksal, Glück oder wer hat den Hänger an mir vorbeigelenkt? Die Situation beschäftigt mich noch eine Weile. Einige Km weiter nehme ich mein Frühstück in einem kleinen Bistro, in mich gekehrt, ein. Bis nach Nevers gönne ich mit mehrere kleine Pausen. Nebensächlichlichkeiten lassen mich oft verweilen. Um 14.30 h will ich mich wieder auf den Rückweg zur Strecke machen und Nevers mit einem Umweg von ca. 20 Km verlassen. Mein für mich gesetztes Tagesziel verwerfe ich. Heile und gesund in einem Hotel ankommen ist mir wichtiger. Wieder zurück auf der Hauptstrecke werde ich auf einem unheimlich langweiligen Weg geschickt. Asphalt so weit das Auge reicht. Weg von der Loire. Immer wieder die langen, sanften Anstiege. Danach kurze und schnelle Abfahrten. Zu alle dem kommt um 17 h auch noch Nieselregen auf. Er wird stärker. Nachden ich wiedermal von der Strecke abkam auch noch stärker. Von einem Hotel keine Spur. Ich muß nach Dezise. Noch 26 Km. Die letzten Km geht’s gut bergab. Ich komme völlig durchnässt an. Die Reklame eines Hotels am Ortseingang lockt mich blinkend an. Der Blick auf die Preisliste mobilisiert die letzten Reserven. In der Innenstadt frage ich nach einem Hotel. “Fahren sie ins ‘Bel Air’” sagt mir ein junger Mann, nur noch 3 km. Nach 140 Km und 8.01 h im Sattel ist mir alles egal. Die 508 Hm mit den max. 8 % Steigung lassen grüßen. Mein Hintern macht noch mit. Aber wie lange noch?

04.04.2012

Das heute einige Steigungen auf mich zukommen habe ich auf der Karte gesehen. Das mich diese Strecke Zeit kosten wird, war mir schon klar. Mein Tagesziel ist mit ca. 90 Km vorsichtig geplant. 2c Temperatur in der Früh, mehr als gestern. Der Himmel ist bewölkt. Die Sonne lässt sich nur erahnen. Raus aus dieser schrecklichen Unterkunft. Aufs Rad und los. Aus mehreren Gründen nehme ich heute die Straße. Zum Einen ist der Weg etwas kürzer, zum Anderen möchte ich heute die vom Regen des Vortags aufgeweichten, unbefestigten Schotterwege nicht fahren. Der Hauptgrund sind die Blasen an meinem Hintern. Heute gemütlich, wenig Erschütterungen für den Po. Nur bequem und gemütlich weiterkommen. Der Wind hat heute Pause. Bei max. 15c am Nachmittag kann ich den nicht auch noch gebrauchen. Die Füße und das Gesicht werden kalt. In den Pausen kein Plätzchen in der Sonne, um sich aufzuwärmen und die Kleidung zu trocken. Meine Mittagspause mache ich heute schon um 11.30h. Ein ALDI läd mich zum Einkaufen ein. Der Laden ist genau so wie bei uns Zuhause aufgebaut. Für 6.20€ kaufe ich mir Mittagessen. An einer nahen Anlage mit Bänken und Tischen mache ich in der Kälte Rast. Ich nehme meine Decke und mache auch noch 15 Min. ein Nickerchen. Heute komme ich an vielen Weiden mit Rindern vorbei. Beim Versuch ein Foto zu machen schrecke ich die wiederkäuende Kuh in ihrer Mittagsruhe hoch. Wenig später verbellt mich ein Hund, so groß wie ein Kalb. Gut, dass er hinter dem Zaun ist. Ich sehe Bullen, die von der Größe und dem Gewicht einem kleinen Elefanten ähneln. Bei diesen vielen Kühen möchte ich mit ihm tauschen. Ich erlebe, wie eine menschliche Ampel an einer Baustelle den Verkehr regelt: Also zwei Arbeiter sitzen auf der Leitplanke. Jeder hat ein Schild mit einer roten und einer grünen Seite in der einen Hand. In der anderen Hand ist die Zigarette. Kommt nun aus der einen Richtung ein Fahrzeug, oder ein Radler, rufen sie sich zu und drehen entsprechend die Schilder. Fantastisch oder? Es gibt noch so einige Sachen, die in Deutschland und Frankreich unterschiedlich sind. Es gibt zu 80% nur Stopschilder und den Kreisverkehr. So viele Stopschilder habe ich in meinem Leben nicht missachtet, wie bis jetzt auf der Tour. Ich komme an einer Menge Kläranlagen vorbei, in dieser ländlichen Gegend nichts besonderes – aber hier gibt es keine Hinweisschilder dafür. In Deutschland undenkbar. Frag mal einen Franzosen nach dem Weg. Alle wissen sofort die Richtung. Dazu sind sie sich alle ganz sicher. Ich frage jetzt nach 500m erneut einen Passanten und vergleiche die beiden Aussagen mit meiner Karte. Sischer is sischer…! Ich wollte heute meine Wäsche in einem Waschsalon waschen lassen. Die Preise haben mich dazu gebracht, doch im Zimmer in der Badewanne selbst zu waschen. Meinem Ziel einen Döner in Istanbul bin ich heute näher gekommen. Ich sitze hier in einem Imbiss und habe mir gerade einen bestellt. Nur so als Vorgeschmack… Heute: 93.5 Km in 5.25 Min. Maximale Geschwindigkeit 55.5 Kmh, 544 HM, mit max. 14% Steigung. Im Übrigen waren die Steigungen sehr lange und die Abfahren kurz. Mehrmals durfte ich von ca. 445 HM auf ca.484 HM hochschieben. Ich bin gar nicht mehr gegen den Berg angefahren. Morgen mehr über Rinder und Ziegen.

05.04.2012

“Bruder Jakob, Bruder Jakob schläfst du noch …“ diese Melodie höre ich schon von Weitem. Eine Gruppe Jugendlicher, etwa 14 Jahre alt, macht mit ihrem Betreuer einen Ausflug am Fluß. Sie gehen Hand in Hand und singen dieses Lied. Jedoch auf französisch. Ich rolle leise von hinten an sie heran und lausche noch etwa 100m diesem Lied. Eine schöne Art und Weise den neuen Tag zu begrüßen. Der Ohrwurm geht mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Na, wer von euch hat ihn jetzt noch bekommen. Ich verabschiede mich im Laufe des Vormittages von der Loire. Einige, wenige, Sonnenstrahlen bekomme ich noch mit. Ansonsten bleibt es am sich anschließenden “ Canal“ recht trübe und ereignislos. Bis gegen 16h fahre ich Km für Km den Kanal hinauf. Die vielen kleinen Schleusen lassen die Höhenmeter erahnen. Irgendwas läuft hier falsch!! Warum wird hier auf einmal in die andere Richtung geschleusst?? Das muss mir ein guter deutscher Ingenieuer in aller Ruhe bei einem Bier einmal erklären. Der gleiche Fluss, das gleiche Wasser?? Noch 26 Km bis Chalon Sur Saone. Ich will vor 20h ankommen. Ein Hotel ist auch noch nicht gefunden. Ich schaffe es in 45 Min. Das Gefälle, der Rückenwind und die Aussicht auf eine heiße Dusche haben geholfen. Die vielen Rinder zum Größteil alle in weiß, lasse ich links und rechts liegen. Vorgestern hatte ich einen Anruf aus Berlin. Ich wollte gerade den wunderschönen Wochenmarkt verlassen. Die Stimme am Telefon sagte “ Sie stehen im totalen Halteverbot!” “Mit wem spreche ich bitte?” “XY von der Spedition XYZ. Ihre Nummer liegt hier hinter der Windschutzscheibe.” “Welches Auto meinen Sie?” “Ein weißer Kastenwagen.” “HM, HM, OK. Welches Kennzeichen?” “B- xY …. Ok! Mit der Aufschrift “Tischlerei so und so“” “Sie können die Bullen rufen, wie Sie schon sagten, und ihn dann abschleppen lassen!” sage ich und lege schmunzelnd auf… Bei den Bullen sind wir ja wieder bei den Rindern. Auch hier in Frankreich zeigt sich, dass neben der Qualität, die wir bei jedem Essen in barer Münze bezahlen, auch die Quantität gezüchtet. Alles was man an einem Tier nicht verwenden kann wird weggezüchtet. Die meisten Tiere habe keine Hörner mehr. Diese sind ja zu nichts zu gebrauchen und die Entsorgung kostet Geld. Auch, wird schon das Fell dünner gezüchtet. Was soll es, da friert das Tier eben einen Winter. Hauptsache die Rendite stimmt. Ich denke in 1-2 Hundert Jahren werden die Tiere in großen Becken in einer Nährlösung schwimmend herangezüchtet. Die großen, bis dahin stillgelegten, Atomkraftwerke bieten doch den idealen Platz für diese Art der Lebensmittelherstellung. An fünf dieser Anlagen bin ich bis jetzt vorbeigekommen. Die Tiere liegen wiederkäuernd auf den Weiden. Ich beneide Sie machmal um ihre langen Pausen. Ich muss weiter. An freidurchatmen ist nicht immer zu denken. “Streckemachen und das erste Etappenziel gesund erreichen” ist in meinem Kopf. Zur Zeit bin ich meinem Ziel “BASEL“ schon sehr, sehr nahe gekommen. Bleibt es so? Komme ich noch weiter? Ein bisschen muss ich an meinen Hintern denken. Ich kann keine Prognose abgeben. Bei der Einfahrt nach Charlos Sur Saone sehe ich ein Formule 1 und ein MERCURE Hotel. Jetzt nur noch die viel befahrene Straße überqueren und die Nacht ist gerettet. Auf dem Weg dahin komme ich an einem Ibis vorbei! Es gibt noch Zimmer, ich bekomme einen guten Preis, die Nacht ist gerettet und das Steakhaus gleich nebenan. Guten Appetitt und bis morgen. Karfreitag vor den Osterfeiertagen. Mal schauen welche Wunder euch und mich erwarten werden? Übrigends Karfreitag gibt es in Fankreich nicht.

06.04.2012

Es ging schon damit los, dass ich im Supermarkt vergessen hatte die Bananen und Äpfel zu wiegen. Kurz bevor ich drankam habe ich es noch gemerkt. Na ja, zur Obsttheke sind es nur ein paar Meter. Bis jetzt habe ich auch nach mehreren Kilometern Umweg immer zurückgefunden. Kompass sei Dank. Ich musste jetzt nur noch den Weg an die La Saone finden. Eine echte Herausforderung. Zwischen den stinkenden Rollern, PKWs und lauten LKWs hindurch. Der zweite Kreisverkehr war zuviel. Ich befinde mich auf der A6. Schnell wieder runter. Aber wie? Bis zur nächsten Ausfahrt weiter zu radeln ist zu gefährlich! Ah da rechts hinter der Leitplanke ist ein Trampelpfad. Den nehme ich. Nur noch das Rad mit Gepäck drüberheben. So locker 35Kg. Für die einen ist es die einfachste Sache der Welt. Ich komme ganz schön ins Schwitzen und mir geht die Puste aus. Nach einigen KM habe ich Crissey erreicht. Zwar nicht den gewünschten Einstieg gefunden, doch auf dem richtigen Weg. Der Duft nach Honig, den ich zwischen den gelb blühenden Rapsfeldern einatme, lässt den Gestank und Lärm der letzten 45 Min vergessen. Jetzt nach 23 Km finde ich einen sonnigen Platz, um meine erste Pause zu machen. Die Natur ist unter sich. Einige Vögel zwitschern, die Raben lärmen und in der Ferne ruft der Kuckuck. Lautlos gleiten die Schwäne über die Saone. Einzig das Rascheln meiner Twix Verpackung passt nicht in die Stille. Heute geht ein leichter Wind, natürlich von vorne. Mein Tagesziel Dole werde ich gegen 20h erreichen – so der Plan. sollte ich noch mehr so schöne Orte zum Verweilen finde, kann es auch damit nichts werden. Von der Saone komme ich bequem zur Le Doubs und danach zum Canal Rhone au Rhin. Der letzte Canal führt mich dann leicht bergauf nach Dole. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. 108 Km sind zu bewältigen, 6.30h werde ich im Sattel sitzen und 263 Hm werde ich bewältigen. Die max. Steigung von 10 % geht mir am Ars…. vorbei. Der Körper stellt sich sehr schnell auf die zu bewältigenden Aufgaben ein. Das macht er automatisch. Ich habe es ihm nicht gesagt. Vorbei an Schilfgürtel, naturbelassenen Mooren, führt mich der Weg immer öfter durch die Mückenschwärme. Die haben wohl heute gerade alle Geburtstag. Durch die dicke Schicht Labello auf den Lippen und auch an den Ohren, bleiben einige bei mir hängen. Mehrmals verirrt sich so ein Insekt in meine Ohren. Hört sich an wie der Start bei einem Formule 1 Rennen. Nur nicht so laut. Heute wollte ich es schaffen einen Fischreiher aufs Bild zu bringen. Dieser schlaue Vogel steht unsichtbar am Ufer. Noch bevor ich ihn sehe hebt er ab und gleitet lautlos davon. Zieht lautlos seinen Kreis und kommt an der selben Stelle wieder runter. Das kann ja ein paar Mal passieren. Mir wiederfährt das seit Tagen schon ein dutzend Mal. Ich kriege ihn noch aufs Bild! Wenn ich einmal warte und meine Pause einlege kommt er nicht wieder. Nachdem ich Dole 1h ein Hotel gesucht habe, die Preise in der Stadt waren jenseits von Gut und Böse, bin ich in den Norden der Stadt ins Formule 1 gefahren. Auch das war jenseits von Gut …… Einige hundert Meter weiter bin ich im ERIK HOTEL untergebracht. Das Rad steht gut verschlossen im Heizungraum. Neben dem Rasenmäher und einigen Kanistern Benzin. Bei uns in Deutschland undenkbar. Zum Essen schickt er mich ins Country Restaurant “Onkel Scotts“. Am Eingang werde ich von Johnny Walker empfangen und platziert. Dolly Barton bedient mich. Mrs. “Sex on the beach“ ist wohl die Ober Squaw. Mit Ihren hochhackigen roten Schuhen kann die schlanke, mit schwarzen langen Haaren, auf ein Pferd steigen ohne die Steigbügel zu benutzen. Glen Fittich steht lächelnd hinter der Bar. Little Joe und Ben Cartrigth kümmern sich um den Rest. Sing Sing schwingt sein Lasso in der Küche. Die Einrichtung ist wie in einem Salon. Wird ein Stuhl in die Ecke geworfen geht der Kaputt. Das will ich heute und hier nicht ausprobieren. Morgen geht es weiter bis Clerval oder so…. Mein großes Ziel Basel kann ich erreichen. Orange Q ist noch guter Dinge. Weil Ostern ist, werde ich es morgen einmal waschen. Den Schlauch habe ich schon gefunden. Im Heizungsraum links an der Wand!!

07.04.2012

Am frühen Morgen quälen mich die täglichen Wadenkrämpfe. Aufstehen und eine Magnesiumpille einwerfen. Als ich mir Nachschub in einer französischen Apotheke besorgte, meinte die teilnahmslos da sitzende Mitarbeiterin “Eine am Tag reicht“. Bei mir nicht! Ich nehme eine am Morgen und eine am Abend. Viele Menschen bekommen ihr Gehalt einfach so weil sie da sind. Meine ich. Beim betreten der modernen Apotheke in der alten Stadt sitzen dem Eingang zwei Mitarbeiterinnen gegenüber. Zu welcher gehe ich? Hübsch war keine. So fiel dieser Filter schon mal weg. Also wer von euch beiden bewegt sich zuerst. Die hat verloren. Die Linke sagte “Bon Jour“ und hatte nach 4 Sekunden verloren. Ich fragte nach Magnesium und Sie verstand mich sofort. Glück gehabt. Drehte sich nach hinten um und legte eine Packung mit 45 Stück für 14€ auf den Tresen. “Gesalzene Preise” denke ich. Sie sagt “Eine am Tag genügt“. Wem kann ich da noch trauen? Um 9h am Morgen starte ich bei 10c. Der Einstieg ist schnell gefunden. Das Hotel war nur 3 Km von der Route entfernt und es geht Bergab. Der Himmel ist noch bewölkt und ich bin auch nicht so richtig in Stimmung. Nach 10 Km wird mir kalt. Der, nur leichte Gegenwind, kühlt mich schnell aus. Heute sehe ich nur einen Reiher und der steigt wieder kurz vor mir auf. Die ersten Forsitzien verblühen schon wieder. Das erste leuchtende gelb wird vom frischen grün verdrängt. Doch die Natur erwacht überall. Alles wird grün. Die vielen Grüntöne lassen meine Stimmung steigen. Die Enten schwimmen schnatternd im Kanal. Sie haben, genauso wie die Raben, keine Angst vor den Menschen. Ich habe wieder ein neues Departement erreicht. Die Beschilderung ist anders gekennzeichnet. Auch sind die Wege hier besser in Schuss. Besancon zieht sich hin. Dort eine lange Pause und ein nahrhaftes Essen. Mit meinen Mahlzeizen habe ich heute geschlampt. Der Körper hat keine Kraft mehr. Heute fehlt mir die Motivation. Das ich die falsche Brücke in die Stadt genommen habe wird klar als ich die Steigung vor mir sehe. Ca. 800m bergauf hochschieben. Bergab geht ja nicht. Ich mache 4 mal Pause auf dieser Strecke. Ich schwitze nur vom Schieben. Jetzt in die Altstadt und einen Lebensmittelladen finden. Gegen 16h will ich weiter. Um 15h sind es in der Sonne gerade mal 14c. Der Himmel zieht sich wieder zu. Heute ist wieder Frauchen, Herrchen und Hundchen Tag. Am Nachmittag gehen alle gassi. Einige Jogger kann ich bei diesem Wind schon riechen bevor sie zu sehen sind. Sobald es nach Waschmittel und Weichspüler riecht, stelle ich mir die Frage: Kommt die Ariel oder der Meister Propper? Die Angler am Kanal werden im Laufe des Nachmittages mehr. Auch die ersten Deutschen sind mit ihren Zelten und ihren Wohnmobilen auch schon vertreten. Osterferien eben. Ein schwarzer BMW Kombi mit dem Kennzeichen KA -steht am Canal. Eine Batterie von 12 Angeln ragen vom Ufer aus in den Kanal. Drei mittelalte Männer in Ihren Tarnhosen und dicken Pullovern haben es sich gemütlich auf der anderen Seite des Radwegs eingerichtet. Ein Lagerfeuer brennt. Der Grill ist an. Ich sage “Grüß Gott“ nur einer versteht mich. Die drei sprechen kaum deutsch. Ich frage nach einem Bier. “Naaah nur Wodka“ wird mir geantwortet. Wenn ich davon einen trinke falle ich vom Sattel. Also nur noch das Nötigste plaudern und schnell weg von hier. So schnell kann die Fatamorgana an so einem sch….. Tag sich in Luft auflösen. Das fünfte Hotel nehme ich. An meinem Zielort bin ich schon lange vorbei. Ich bin hier in der tiefsten Provinz gelandet. Hier gibt es noch nicht einmal WIFI. Das Zimmer ist eine Zumutung. Heute gehe ich erst woanders essen und dann incl. einer Flasche Wein intus aufs Zimmer. Die freundliche Frau aus dem Hotel Nr. 4 hat mich dorthin geschickt. Die Küche macht um 19.30h auf. Will ich dann noch essen!? Morgen wird ein neuer, besserer Tag. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit suche ich nicht mehr nach geradelten Km aus. Die Daten der Strecke: 129 Km, 228 Hm und 8.10h im Sattel. Allen frohe, gesunde und glückliche Ostern.

08.04.2012

Morgens um 9h bei gerade mal 6c radle ich in dem Tag hinein. Links von mir die laut gurgelnde, rauschende und spritzende le Doubs. Rechts von mir der Canal au Rhone au Rhin. Still liegt er in seinem Bett. Fast unheimlich steigen Nebelschwaden über dem hellgrünen Wasser auf. Die Regentropfen zeichnen ihre Ringe in das Wasser. Ein prächtiger, toter, Karpfen treibt in der Nähe des Ufers. Mittendrin ist der Radweg. Schnurgerade. Eine leichte Steigung lässt die nächste Schleuse erahnen. Meine Brille beschlägt durch meinen Atem. Die Angler stehen wie angewurzelt am Ufer. Regungslos. Werden sie heute mit einem reichen Fang nach Hause gehen? Gegen 9.30h kommt die Sonne für einen kurzen Moment heraus. Das tut gut. Sonntagmorgen in Deutschland. Viele drehen sich in Ihrem Bett ein letztes Mal herum und freuen sich auf das leckere Frühstück. Montebeliard um 11h erreicht. Das hätte ich nicht geglaubt. An einem wunderschönen Park mache ich Rast. Aufwärmen, die Zehen wieder spüren. Ein starker Kaffee bringt mich wieder nach vorne. Vor mir ein riesiger Springbrunnen. Noch ist der Park nicht erwacht. Es lohnt sich im Sommer hier vorbeizuschauen. Die Beete mit ihren bunten Blumen lassen Osterstimmung aufkommen. Weiter nach Mulhouse. Gut 45 Km. Immer gerade aus. Immer eine leichte Steigung. Gegen 11.30h ein Hagelschauer bei 2c. Ostern und Aprilwetter eben. Aufeinmal geht es wieder bergab. Der Kanal ändert wieder die Richtung. Es läuft gut nach Moulhouse – wenn nur der kalte Wind nicht wäre. Ich finde schnell mein Wunschhotel. Das Rad verschließen und duschen. Heute ist mein letzter Waschtag.
Heute 90 Km, in 5.05 h, mit 536 Hm und einer Steigung von 8%. Morgen mal schnell nach Basel – nur 40 Km, danach durch die Schweiz und noch die Einreise nach Deutschland.

09.04.2012

Eine Erleichterung gibt es heute. Um nicht von der Strecke abzukommen macht es Sinn die Radwanderkarte von Huber immer wieder umzublättern. Heute bin ich auf der Letzten Seite angekommen. Der Weg nach Basel ist gerade noch eingezeichnet. Das hätte ich nicht gedacht. Für die weitere Strecke verlasse ich mich nur noch auf die Schilder des Europa Fern Radweg Nr. 6. Um 9h ging es bei den schon fast Frühlingshaften Temperatur von 4c los. Ach den leichten Nieselregen nicht vergessen. Zügig bin auf der Strecke zurück. Es ist angenehm am Kanal zu radeln. Ich komme gut voran. Ca. 20 Km vor Basel verwirren die verschiedene Radwege. Ich entscheide mich für alle die in Richtung Süden gehen. Vor Basel nehmen die Jogger und Spaziergänger zu. Meine Klingel gibt oft den Ton an und macht den Weg frei. Für ein paar Minuten kommt die Sonne heraus. Na, willst du mich doch noch verabschieden. Die letzten Tage kannst du nicht mehr gut machen. In Basel werde ich von den riesigen Chemieanlagen empfangen. Es riecht ausergewöhnlich und bedrohlich. Hier soll mal nichts in die Luft gehen! In der Innenstadt finde ich mehrere Möglichkeiten zum Essen und Aufwärmen. “Das Schiefe Eck, Mc Donalds oder ein Dönerladen“. Na, wohin gehe ich wohl? Nur noch wenige Km und ich bin in Deutschland. Die Gedanken drehen sich jetzt um die Heimreise. Seit Basel begleitet mich leichter, kalter Regen. Heute ohne den Wind. Ich nehme die Natur und den Vater Rhein nicht mehr richtig wahr. Es ist Zeit aufzuhören. Nochmal alles geben. In Bad Säckingen beende ich diese erste für mich erfolgreiche Etappe. 87 Km in 5.03 h mit 280 Hm und der max. Steigung von 17% !! Um 15.30 hole ich meine Fahrkarte. Gegen 1 h am nächsten Morgen werde ich Zuhause sei. Im Mai geht es ab hier weiter.

16.04.2012

Wie geht es nach 1370 km nun weiter?

Nachdem die Wunden am Hintern verheilt, die Beine wieder zum Gehen zu gebrauchen sind, der Geist sich wieder an den Alltag anpasst und der normale Tagesablauf mich in Anspruch nimmt, sind doch noch einige Fragen offen.

Weiter geht es damit, dass bis Ende April alle versprochenen Spenden eingegangen sein sollten.

Danach wird auf dieser Seite, der Geniesser des Abendessens bekannt gegeben. Noch ist alles offen!

In Bad Säckingen habe ich die erste Etappe beendet. Von hier aus geht es im Mai, zusammen mit Martina, über den Rheintalradweg in Richtung Donauquelle weiter. Das Ziel ist noch offen.

Ich möchte mich an dieser Stelle schon einmal für die Unterstützung durch mein Team Zuhause bedanken. Marlene und Franz haben die Texte für mich verwaltet und die Bilder eingestellt. Für die Pannen am Anfang bitte ich um Verständniss. Meinen Dank auch an meine Frau, die dieses Vorhaben nicht uneigennützig, tatkräftig unterstützt.

Viel Freude machen mir die vielen netten Gespräche mit meinen Freunden. Es ist schon ein gutes Gefühl, zu wissen wie sehr diese Leistung gewürdigt wird. Kaum einer hat es mir zugetraut. Danke.

Was interessiert euch noch so an dieser Reise? Welche Themen soll ich beim nächsten Mal bearbeiten?

22.05.2012

In der vergangenen Woche war mein Hauptaugenmerk auf den Wetterbericht im Süden Deutschlands gerichtet. Die Regenwahrscheinlichkeit wurde, je nach Web Seite, von 85% bis sogar 99% angekündigt. Angekommen am Montagnachmittag in Bad Säckingen haben wir uns recht unbedarft auf die Hotelsuche begeben. Für uns war klar, daß es jetzt zur Nebensaison kein Problem sein sollte. Denkste! Nach zwei Stunden Suche per Pedes, während dieser Zeit haben wir auch gleich die Stadt kennengelernt, haben wir dann im sechsten Hotel ein super Zimmer in Hotel zum Hirschen gefunden. Wir kamen im Hotel, vom Regen überrascht und durchnässt an. Das Hotel ist etwa 1.5 Km von der Innenstadt entfernt. Die netten Gastgeber haben uns an ihrem Ruhetag den Check In ermöglicht und am nächsten Morgen ein super Frühstück serviert. Meine Empfehlung für alle Radler. Bei 16c ging es am Morgen an der ältesten Holzbrücke Europas los. Die Sonne schaffte es durch die restlichen dicken Wolken zu scheinen. Nach dem starken Regen in der Nacht war die Luft klar und angenehm.
Gurgelnd, grummelnd und rauschend Vater Rhein rechts von uns. Mal laut und auch still begleitet er uns die meiste Zeit. Wir fahren heute den Rheintalradweg in Richtung Bodensee.
Obwohl der Name an den Fluss erinnert geht es auch gewaltig in die Höhe. Steigungen bis 14% sind zu bewältigen. Gut das es sich dabei nur um Abschnitte von wenigen Metern handelt. Wir finden herrliche Plätze zum Rasten direkt am Fluss. Auf der Strecke begegnen uns die ersten Radlergruppen. Meist unternehmen sie Tagestouren. Auch einige gut gelaunte Fernradler kommen uns unterwegs entgegen. Ja das Wetter ist toll. Das merkt man auch den Radlern an. Vergessen sind die kalten 4c vom Ostermontag, die nassen Klamotten und die kalten Finger. Mit neuer Motivation geht es weiter. Nur ein Ziel: 5000 Km in drei Jahren bis nach Istanbul. Der Radweg ist gut ausgeschildert. Noch kein mal verfahren. An einer Steigung fällt mir ein Haus auf. Es gehört, so denke ich, einem Gärtner. Der Name ”La Rose”. Auch die Gardinen sind in einem satten Dunkelrot gehalten. ;-) . Das Bild ist schnell vergessen. Die Steigung von 15% liegt vor uns. Oben angekommen ersteinmal Trinkpause. Die Lunge ist fertig. Das Atmen fällt schwer. An “FREIDURCHATMEN“ nicht zu denken. Weiter geht es durch die ersten Kirsch- und Apfelbaumfelder. Der Bodensee ist nicht mehr weit. Die erste Einreise in die Schweiz steht uns bevor. Gibt es noch Grenzkontrollen für Radler? Ohne zu bremsen reisen wir ein und aus. Ein Vorgang der uns auch morgen noch einmal erwartet. Die unterschiedlichen Radwegweiser lassen keine Langeweile aufkommen. Schnell gewöhne ich mich daran. Wann werden sie wohl in Europa einheitlich sein? Heute bin ich meinem großen Ziel wieder einen kleinen Schritt näher gekommen. Wir lassen den Tag auf einer Terrasse in Lottstetten bei einem leckeren Essen ausklingen. So soll es weitergehen. Wir freuen uns.
1630 Km war der Tachostand heute morgen. Jetzt sind es 68 Km mehr. In 4:40 Stunden haben wir 419 Höhenmeter bewältigt. Morgen ist Regen angekündigt. Hoffentlich kommt der Regen wieder in der Nacht.

23.05.2012

“Ich hätte nicht gedacht, dass 38 KM so laaaaang sein können!“ Das waren Martina`s Worte kurz bevor wir in Donaueschingen ankamen. Heute morgen um kurz nach 9.00h ging es los. In der Nacht hatte es kräftig geregnet. Um 7.00 h hatte ich nicht gedacht, dass wir vor 10.00 h loskommen. Die Wolken rissen auf, die Sonne kam hervor und wir konnten trocken starten. Schon nach 10 Km hatten wir den Rheinfall in Schaffhausen erreicht. Aus der Ferne war er schon zu hören. Mächtig stürzten sich die Wassermassen über die Felsen. Diese trotzten im Nebel fest den rauschenden Wassermassen. Eine Reisegruppe aus Indien wuselte herum. Alles, auch wirklich alles wurde fotografiert. Wir brauchten nicht um ein Foto bitten. Der Umgang mit meinem Fotoapparat musste nicht erst erklärt werden. Schon war das Foto, incl. der vom indischen Fotografen gewünschten Pose, fertig. Wie sagen die Werbestrategen: Inder Inside oder so. Im Hinterkopf habe ich auch den Spruch:“Wer hat’s erfunden?“ Weiter geht es den Berg wieder hoch in Richtung Schaffhausen. Oben angekommen genießen wir noch einmal ausgiebig bei einer Pause den Blick über die faszinierende Landschaft. Meine, nur grobe, Karte gibt den Weg in Richtung Bahnhof vor. Heute sehe ich das erste Schild mit dem Eurovelo 6 Zeichen. An der vielbefahrenen Straße geht es durch die Stadt zum Bahnhof. Unterwegs am türkisgrünen ruhigen Rhein finden wir ein Schild in Richtung Donaueschingen. Nur 38 Km. Eine neue Route, ein Schnäppchen, diese Abkürzung habe ich aus meinen Karten nicht herausgefunden. Da mir der Weg über Stein am Rhein am Bodensee entlang und über Radolfszell nach Singen von meiner Tour im letzten Jahr bekannt war, switche ich schnell um. Der Einstieg nach dem Bahnhof war schwer zu finden. Viele KM ging es auf einem schmalen Radweg, direkt an der viel befahrenen Straße in Richtung Norden entlang. Es ging stetig bergauf. Immer so um die 3 % Steigung. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht sehr angenehm und auch kräftezehrend. Wir erwarteten eigentlich immer das kühlende Gewitter. Endlich ging es von der Straße ab. Eine angenehme Schotterstraße entlang. Aus der Schweiz nach Deutschland und auch wieder zurück. Das wiederholte sich zwei mal. Bei unserer, am heutigen Tage, dritten Einreise in die Schweiz war es nicht mehr weit zum heutigen Tagesziel. Wir waren so auf 330 HM als wir ein Schild mit der Info “18% Steigung“ sahen. Es fehlte allerdings die Info wie lange sich die Steigung hinzieht!! Unendlich lange schoben wir die Räder nach oben. Alle 10 HM sagte ich Martina an. Bei 620 sagte sie nur leise zu mir “sei still“. Nach jedem Aufstieg kommt eine tolle Abfahrt. Wir radelten aber immer nur wenige Meter schnell nach unten. Dann ging es schon wieder nach oben. Immer nur nach oben. Eine Schweizerin fuhr mit ihrem Mofa lächelnd kurz von dem Anstiegsende an uns vorbei. Wir konnten das Grinsen nicht erwidern. Das der heutige Tag der schwerste sein wird wusste ich. Martina hatte ich nicht so sehr mit Infos versorgt. Das war auch gut so und ersparte mir eine Menge Diskussionen. Irgendwann ging es dann doch nach unten. Ich freute mich. Endlich einmal Schuss den Berg runter. So 70 kmh sollten schon drin sein. Denkste es ging in den Wald. Ein Schild “Starkes Gefälle – Achtung“ sollte uns bremsen. Auf einer unbefestigten Schotterstraße ging es zum Teil mit 16% Gefälle bergab. Nix mit rasen. Ab jetzt ging es gemächlich in Richtung Donaueschingen. Durch den Park fuhren wir in Richtung Innenstadt. Jetzt kam auch das von uns nur zu sehr erwartete Gewitter. Kurz vor unserem Hotel stellten wir uns unter. Es schüttete wie aus Eimern. Die Luft klarte auf. Im Hotel “Zur Linde“ wurden wir herzlich empfangen. Zum trocknen der Klamotten und Taschen wurden uns sogar extra Handtücher gereicht. Kurz vor unserem Zielort erblickten wir auf einer feuchten Wiese einen Storch. Da fällt mir doch gleich eine Geschichte meiner Tour durch Frankreich ein. Es war mein erster Reisetag. Die Obstpause am Vormittag machte ich an einer Lichtung. Dort standen massive Holzbänke und ein Holztisch. Ca. 10 Meter rechts vor mir war ein hoher Telefonmast mit einem Storchennest obenauf. Darin war ein Storch. Von unten sah er sehr müde aus. Ich rief so zu Spaß hoch “Komm doch runter und unterhalte dich mit mir!“ Der Storch beugte die Beine, breitete seine Flügel aus und segelte zu mir nach unten. Boaaah. Auf der gegenüberliegenden Bank setzte er sich nieder. “Ich bin Frau Adebar“ begann sie das Gespräch. Verblüfft sagte ich meinen Namen und bemerkte das sie sehr geschafft aussieht und ob es ihr gut gehe. “Ich hatte den Auftrag ein Baby auszuliefern. Ein sehr schönes sollte es sein und natürlich war es wieder im Ausland. So hatte ich in den letzten Tagen eine anstrengende Reise und einen noch anspruchsvolleren Auftrag zu erledigen.“ Wo warst du denn fragte ich neugierig. “Meine Reise führte mich nach Kassel. Ein ganz besonders liebes und schönes Baby hatte ich in Windeln gewickelt im Schnabel. Viele hundert Kilometer lang. Der Liefertermin hat sich um viele Stunden verzögert. Ich kreiste immer über der nordhessischen Klinik. Das macht müde. Als ich dann endlich das kleine Menschenkind an eine nette Hebamme und der Mutter aushändigen durfte hat sich auch keiner mehr um mich gekümmert. Daran sollten die Hebammen noch arbeiten. Völlig fertig, schlapp und hungrig bin ich danach wieder nach Hause geflogen. Na und so sieht ein Storch dann eben auch aus.“ Ich fragte noch wie das kleine Menschenkind den heisst. “Wiebke“ antwortete Frau Adebar und schwebte davon. Ich wünsche diesem kleinen nordhessischen Mädchen auf ihrem weiteren Lebensweg viel “Glück“ mit ihren Eltern. Martina hat heute eine stolze Leistung erbracht. Hochachtung und vielen Dank dafür. Morgen ist ein neuer Tag. Wir Machen es wie die Sonnenuhr und zählen nur die sonnigen Stunden. Heute haben wir 826 HM in 4.50h geschafft. Das ganze bei einer maximalen Steigung von 18% und auf einer Strecke von 59 KM.

24.05.2012

Satte 21c am Morgen. Strahlender Sonnenschein. Das ideale Wetter für die heutige Tour. Ein kleiner Abstecher zur Donauquelle und schon geht s los. Die Donauquelle typisch deutsch mit einem Zaun umgeben. Keine Chance die Trinkflaschen mit dem herrlich kühlem, klarem Wasser für die Reise zu füllen. Wir fahren ganz gemütlich entlang der saftigen Felder und Wiesen. Kaum ein Berg bremst uns aus. Wir genießen die Rapsfelder und bunten Blumenwiesen. Die noch kleine Donau leutet im Sonnenschein. Die Lärchen trillern in luftiger Höhe ihr Lied. An der Donauversickerung angekommen machen wir unsere erste Pause und einen kleinen Spaziergang. Die Versickerungsflächen sind voll geflutet. Keine Möglichkeit im Flußbett zu wandern. Immer wieder treffen wir auf die Radler des letzten Abends oder vom Morgen. Unsere Mittagspause verbringen wir zuerst unter einer Linde in Mühlheim. Schon nach einigen Minuten, die Lebensmittel waren noch nicht ganz ausgepackt, überrascht uns ein Gewitter. Wir waren der Meinung es wäre schon lange an uns vorbeigezogen. Schnell flüchten wir in den nahen EDEKA Markt. Im Cafe genießen wir einen herrlichen Kaffee und gönnen uns auch ein Stück Kuchen. Nach einiger Zeit gesellen sich weiter Radler zu uns. Es sind zum Schluß drei Freunde die ihren Ruhestand gemeinsam auf dem Rennrad verbringen. Nach ihrem heutigen Mittagessen wurden sie vom Gewitter überrascht. Der Markt war die erste Zuflucht auf der Strecke. Das Gewitter dauerte 1.30 h. Wir nutzten die Zeit um uns vorzustellen und über unsere Reisen auszutauschen. Eine herrlich amüsante Zeit. Für die Unterbrechung wurden wir belohnt. Die Strecke führte uns duch den Wald, an der noch jungen, grünen Donau entlang. Die satten, grünen Laubwälder beeindrucken uns mit diesem unbeschreiblichen Duft nach unberührter Natur. Wir kommen an einem Sägewerk vorbei. Der Duft nach frischem Holz empfängt uns. Nebenan die, durch den Starkregen und Schlamm aus den höheren Lagen verschmutzte, jetzt braune Donau. Im Bikeline führer wurde die Strecke mit mehreren Steigungen beschrieben. Ja es gab Steigungen. Diese sind aber auch für den ungeübten Radler, wenn auch kurzzeitig schiebend, zu bewältigen. Unser heutiges Ziel ist Hausen, 20 Km vor Sigmaringen. Martina sagte, daß sie noch fit ist und wir noch weiter fahren können. Kurze Zeit später wurden wir von einem Gewitter überrascht. Durchgenässt fanden wir an einem Minigolfplatz eine Unterstellmöglichkeit. Jetzt war die Luft raus. Wir buchten telefonisch in Hausen ein Zimmer. Im “Bahnhof“, gerade mal 500 m Luftlinie von uns, finden wir ein gemütliches Zimmer. Da heute Klamotten Waschtag ist verbringen wir die erste Stunde im Bad. Das familiär geführte Gasthaus enttäuscht uns auch beim Abendessen nicht. Nach 78 Km in 5h und 529 HM lassen wir jetzt den Tag gemütlich und trocken ausklingen.

25.05.2012

Heute Nachmittag gesellte sich mein nicht müdewerdender Freund “Windi“ zu uns. Wollte er uns nur von der schönen Landschaft ablenken? Wir radeln den Oberlauf der Donau entlang. Von Hausen bis nach Munderkingen. Bis nach Sigmaringen ging es ständig bergauf und bergab. Immer nah am Fluss entlang. In Sigmaringen haben wir in der Altstadt ein sonniges Plätzchen für unsere Pause gefunden. In Ruhe rasten und dabei den geschäftigen Treiben der Menschen zusehen. Nach vier Tagen auf dem Rad haben wir uns an das gemütliche Tempo gewöhnt. Hektik stört jetzt nur. Schnell auf die Räder und weiter. Über uns trohnen die fürstlichen Schlösser auf den blanken Felsen. Wieviele Generationen haben nur für ein mageres Essen und ein erbärmliches Dach über dem Kopf mitgearbeitet. Schattige Waldwege an der kühlenden Donau lenken die Gedanken schnell in eine andere Richtung. Jetzt geht es von der Donau weg. Ein unangenehmer, an einer vielbefahrenen Bundesstraße, gelegener Radweg in Verbindung mit dem Wind machen keine Freude. Auch durch die Wiesen und Felder fahren wir nur unter großen Anstrengungen. Die Strecke nach Munderkingen zieht sich. Immer rauf und runter. Auch die rasanten, auf asphaltierten Straßen, Abfahrten entschädigen uns für den Gegenwind nicht. Gegen 19 h kommen wir an. Im Cafe “Knebel“ finden wir ein Themenzimmer. Wir schlafen bei den Pinguinen. Na ja das Wasser der Donau passt dazu. Alles andere kann ich zu diesem Thema nicht nachvollziehen. In den Städten, am Wegesrand oder auch in Gärten finden wir übergroße und bunt bemalte Plastiken von Störchen. Ist das ein Zeichen für eine fruchtbare Gegend? Marketing ist auch in dieser ländlichen Gegend ein großes Thema. Fünf Gemeinden haben sich zusammengeschlossen und vermarkten sich unter dem Zeichen des Storches. Allemal ein Hingucker. Das Storchenpaar in Munderkingen auf dem Rathaus, fleißig mit dem Nestbau beschäftigt, ist über eine Web Cam allzeit online. The show must go on …. In 6.30 h Stunden haben wir unter großen Anstrengungen heute 89 KM geschafft. Eine Steigung von 20% war uns zum Ende auch egal.

26.05.2012

Die Donau. Der, neben der Wolga, zweitgrößte Fluß in Europa. Heute haben wir auf der kurzen Etape von Munderkingen nach Ulm einen der schönsten Abschnitte an der schwäbischen Donau kennengelernt. Unbeschreiblich sind auch die Pausen an den einsamen, unter schattigen Pappeln gelegenen Bänken. Diese laden regelrecht zum Verweilen und genießen ein. Hier findet ein jeder Ruhe und Erholung. Heute am Samstag sind auch schon mehr fröhliche und gutgelaunte Fernradler unterwegs. Alleine, zu zweit oder in kleinen Grüppchen. Aus der Ferne sind die voll und schwer gepackten Räder zu erkennen. So manch einer erinnert mich an den Autor des Buches “Der blaue Elefant“. In diesem Buch wird eine Radreise von Berlin nach Moskau beschrieben. Kurz vor Ulm verändert sich die Farbe des Flußes. Aus dem leichten grün wird nun, durch den Zufluß der Iller, ein graubraun. Ca. einen Kilometer dauert das Farbenspiel an bis kurz vor Ulm kein Unterschied mehr zu erkennen ist. So hat wieder eine “Wasserader“ die Donau genährt. Das wird sich im Laufe der weiteren Reise noch oft wiederholen. Aus dem jungen Fluß in Donaueschingen wird nach wenigen weiteren KM die stattliche “Frau Donau“ werden. Ich freue mich schon, sie noch intensiver kennenzulernen. Schon am frühen Nachmittag sind wir in Ulm angekommen. Telefonisch war es uns am frühen Morgen nicht möglich in unserem favorisierten Hotel ein Zimmer zu bekommen. Vor Ort war es kein Problem mehr. Das verstehe mal einer?? Heute haben wir 53 Km in 3.45 h geschafft. 418 Hm wurden erklommen. Die letzten Tage haben gezeigt, dass die Strecke nicht immer für ungeübte Radler geeignet ist. Heute lassen wir den Abend bei satten 30c um 17h in einem Biergarten ausklingen. Morgen holt Martina das Auto in Bad Säckingen ab und kommt nach Ingolstadt. Ich versuche die Strecke mit dem Rad zu schaffen.

27.05.2012

Die Stadt schläft am frühen Pfingstsonntag Morgen noch. Ich mache mich um 7.30h auf den Weg in Richtung Ingolstadt. Es ist mit 12c recht kühl. Nach wenigen 100 m ziehe ich meine Jacke über. Die letzten Nachtschwärmer machen sich torkelnd auf den Nachhauseweg. Die ersten Berufstätigen sind auf dem Weg zur Arbeit. Eine Kehrmaschine macht die letzten Reste der vergangenen Nacht weg. Zerbrochene blaue Proseccoflaschen, Müll einer fast food Kette, Chipstüten, six pack Verpackungen und jede Menge an Zigarettenkippen. Glauben denn die Verantwortungslosen Nachtschwärmer das sich das alles von alleine wegräumt?

Die fleißigen Mitarbeiter sind nicht nur in der Innenstadt beschäftigt. Auch an der Donau, Müll auf den Wiesen, überfüllte Abfalleimer und auch zerstörte Bänke. Alles stumme Zeugen der Nacht. Das schreit nur so zum Himmel. Gegen Mittag wenn wir, ausgeschlafen, in den Park gehen ist alles schick gemacht. Die Stadtreiniger machen dann ihren verdienten Feierabend. Danke an alle, die sich an den Sonn- und Feiertagen damit beschäftigen müssen den Dreck der anderen wegzuräumen. Kilometerweit zieht sich der Donauwald dahin. Die Straße ist geschottert und zum Teil naturbelassen. Der Geruch des Bärlauchs steigt mir jetzt in die Nase. Das Aroma wird durch die Feuchtigkeit und die aufsteigende Wärme verstärkt. Die Sonne gibt ihr bestes und scheint durch die ersten Wolkenlücken. Das Kopfkino startet. Bärlauch mit Pasta, Bärlauch mit Lammrücken, Bärlauch mit …. und das alles vor meinem Frühstück. Die Donau liegt noch still in ihrem Bett. Die Enten jagen sich gegenseitig auf dem Fluß und schnattern lautstark. Still und regungslos sitzen die Angler am Ufer. Die Vögel stimmen in ihr Morgenlied ein. Laut platschend stürzt sich ein Eisvogel ins Wasser. Ich denke an die Licher Bier Werbung. Noch viel zu früh für ein Bier. Meine erste Pause mache in Günzburg. Teilweise hat der Radweg den Zusatz Donau nicht mehr verdient. Kilometerweit geht auf Radwegen neben den vielbefahrenen Straßen entlang. Zum Mittagessen in Bäldleschwaige hatte ich kurzzeitig 30c. Eine angenehme Kühlung brachte der starke Gegenwind bis nach Donauwörth. 10 Km vor Ingolstadt mache ich meine letzte Pause für heute. Mein Reiseproviant ist aufgebraucht. Nur noch ein Rest Wasser in den Flaschen. Apropos Flasche. Heute habe ich eine meiner drei Flaschen vor dem Feuerwehrhaus in Altisheim vergessen. Das ist mir zum ersten Mal passiert und soll auch nicht wieder vorkommen – das wünsche ich mir. Als ich den schmerzlichen Verlust in Bertoldsheim bemerkte habe ich schon wieder mal 20 Minuten einen Berg hochgeschoben. Normalerweise fahre ich zurück. Doch heute ärgere ich mich nur kurz und bestelle mir bei Riese und Müller eine neue. Die Flaschen sind einfach genial. Die Schwüle und die Mücken lassen mich nicht lange an diesem Platz verweilen. Gerne hätte ich noch mehr Zeit in dieser stillen und naturbelassenen Stelle verbracht. Letztendlich waren die 10 km nach Ingolstadt satte 35 Km bis zum Hotel im Norden der Stadt. Unendlich lange bin ich am AUDI Werk ohne eine Ahnung wie weit es noch ist vorbeigefahren. Martina holte mich 2 Km vor dem Hotel ab. Mein Akku ist leer. Nix geht mehr. 179 Km in 8.55h nur 391 Hm bei einer max. Steigung von 14%.

07.11.2012

Vieles haben wir in den vergangenen Wochen geschafft! Der Sommer hat sich langatmig verabschiedet. Der Herbst ist fast übergangslos gekommen. In den ersten Oktobertagen hat so mancher die weggepackten Sommerklamotten wieder hervorgeholt. Ach, es gab auch den ein oder anderen der es nach über 20 Jahren, seit Einführung der Sommerzeit, nicht geschafft hat die Uhr richtig zu stellen. Merke: Im Winter die Uhr zurückdrehen!!, denn es kommen die Möbel wieder rein!! @ der betreffende Leser weiss schon das er gemeint ist. Es macht Spass durch das herabgefallene Lauf zu schlendern und die feuchte, manchmal modrige Luft einzuatmen. Das Rascheln der Blätter ist wie angenehme Melodie in meinen Ohren. Unter dem Kastanienlaub finde ich die reifen Früchte neben den stacheligen Schalen. Glänzend erinnern sie mich an die vielen Bastelstunden in meiner Jugend. Wie ein kleines Kind hebe ich sie auf und halte sie eine Weile in meinen Händen. Ich geniesse diesen Moment. Genießen hat etwas mit “sich Zeit nehmen” zu tun. Zu schnell vergeht sie und macht mich schon wieder ungeduldig auf das neue. Ich will die Kastanie gar nicht mehr loslassen. Vor mir geht eine junge Mutter mit Ihrer Tochter spazieren. Ich schenke der kleinen die Kastanie. Ihre erst schüchternen und dann, nachdem sie sich bei der Mama mit einem Blick abgesichert hat, auch gleich weit aufgerissenen, leuchtenden Augen sagen ohne Worte danke. Ich freue mich und denke an meine eigenen, jetzt schon erwachsenen, Kinder. Jetzt denke ich an mich. Wie passt das zusammen? Auch auf mich kommt jetzt der Spätsommer in meinem Leben zu. Viel Zeit habe ich noch um darüber nachzudenken. Heute geniesse ich den Tag. So ganz alleine zu Fuß unterwegs. Eine andere Art der langsamen Fortbewegung – schon fast Entschleunigung. Das Rad ist beim Kundendienst und ich bekomme es erst am Freitag wieder zurück. Apropos Rad. Da war doch noch die Aktion mit dem Spendensammeln für die Mukoviszidose Selbshilfegruppe e.V. in Kassel. Es sind weitere Spenden eingegangen – obwohl ich doch gar nicht so intensiv die Kilometer geschruppt habe. Mein Dank geht heute an die Nachfolgenden Spender: NUN Hotelmanagement GmbH, Familie Wüst, allen meinen Geburtstagsgästen, und meiner lieben, langjährigen Freundin Dagmar B. mit 1948.61 € ist jetzt fast die 2000€ Grenze erreicht. Vielen Dank von ganzem Herzen auch noch einmal an alle die mich bisher Unterstützt haben. Mit eurer aller Hilfe werde ich es schaffen die als Ziel gesetzten 5000 € bis Juli 2014 zu sammeln. Heute morgen hat Obama noch in etwa so gesagt “Das beste kommt jetzt in den nächsten vier Jahren” ich schließe mich dem nicht ganz an. Für und mit euch will ich mein Ziel in den nächsten zwei Jahren schaffen. Versprochen.


24.01.2013

Variationen von Meeresfrüchten, doppelte Kraftbrühe vom Huhn mit gefüllten Teigtaschen, pochierter Fisch mit winterlichen Gemüse, das Beste vom Kalb, schnell und kurz gebraten, dazu eine cremige Senfsauce, Mousse au chocolate …. Dazu ein französischer Aperitif, die passenden Weine werden den Abend begleiten. Alles schon geplant und vieles schon vorbereitet. Wenn ich etwas verspreche versteht es sich für mich von selbst dieses auch zu halten. Am 02.02. kommen die privaten Spender mit dem höchsten finanziellen Engagement zum versprochenen Essen zu mir nach Hause. Selbst eine lange Anreise hält sie nicht ab an diesem lange schon geplanten Abend an diesem köstlichen Essen teilzunehmen. Ich freue mich sehr auf diesen gemeinsamen Abend mit meinen Gästen. Vor meiner nächsten Tour, sie startet am 09.02.2013 in Ingolstadt und soll am 16.02.2013 in Wien enden, tausche ich an diesem Abend mein Radtrikot gegen meine Kochjacke. Mit diesem Abschnitt der langen Reise weiter bis nach Istanbul eröffne ich auch den neuen Spendenmarathon. Alle Leser und Freunde sind dazu herzlich eingeladen. Über den Abend werde ich bestimmt berichten. Es gibt sicher interessantes zu berichten.


09.02.2012

Den ganzen lieben langen Tag, so dachte ich, habe ich Zeit mir eine passende Einleitung für den heutigen Eintrag zu formulieren. Das haute nicht hin. Der Geist ist mit anderen Dingen beschäftigt. Nämlich: Warum kommt aus meiner Wasser Trinkflasche nichts raus? Wo bekomme ich die Wasserflaschen mit warmen Wasser am Samstag aufgefüllt? Wie kann ich verhindern das sich der Raum zwischen dem Mantel und Schutzblech mit Schnee vollsetzt? Warum habe ich mein ISO Sitzkissen vergessen? Warum sind nur die geteerten Radwege geräumt? In Anbetracht das nur so wenig ja fast keine Radler unterwegs sind ist es schon ein Luxus in Deutschland zu dieser Jahreszeit Radzufahren. Viel Energie musste ich auf die Strecke vor mir richten. Unter dem wenn auch nur 5 cm hohen Schnee waren die nicht sichtbaren Pfützen mit einer kleinen dünnen Eisschicht bedeckt. Darunter war Wasser. Die ersten Male macht es ja noch Spaß wenn die Eisschicht knistert. Irgendwann nervt das ausweichen und korrigieren nur noch. Nach Kehlheim, hier hatte ich die 55 KM voll beschloss ich nur noch auf den parallel verlaufenden Staßen zu fahren. Die paar Kilometer Bundesstraße habe ich einfach nicht wahrgenommen. Es hat ja auch keiner gehubt. Ein Radler hat auch auf der kleinsten Bundesstraße Platz. Kurz vor Regensburg war ich noch auf der Nördliche Seite der Donau unterwegs. Eine junge Wanderin sagte mit das die Überquerung der Donau an einer Eisenbahnbrücke gut möglich ist. Das stimmte schon. AAABER. Der Weg ging direkt an den Gleisen entlang, war vereist, maximal 1m Breit, durch die Steinplatten konnte ich nach unten sehen und das in ca 30 m Höhe!! Das ist nix für den Robert. Hilft nichts. Da musste ich drüber. Meine Klamotten riechen immer noch nach meinem Angstschweiß. Das Wetter war in Ordnung. Immer so um die 0c. Unangenehm war der Fahrtwind bei Regen und Schnee bei Abfahrten über 30 KMH. Nachdem ich so gefühlte 500 HM nach oben geschoben hatte freute ich mich auf die Abfahrt. Das ist immer mein Highlight an den Bergen. Nach der Hälfte der Abfahrt hatte ich einen Eingeborenen mit sagenhaften 42KMH vor mir. Ich musste bremsen!! Überholen war mir zu gefährlich. An dieser Stelle bei der locker 65KMH möglich gewesen wären habe ich geflucht wie ein Rohrspatz. Um 17h habe ich mein gebuchtes Hotel in Regensburg betreten. Ganz ehrlich – ich konnte kaum noch sprechen und schreiben. Die beiden Rezeptions Mitarbeiterinnen habe mich behutsam wieder aufgetaut. Danke dafür. Zahlen muss heute zuerst der Günter € 86.22.1 Euro für jeden Kilometer des ersten Tages. Heute habe ich 86.22 KM gestrampelt. Bei 520HM rauf und 556HM runter und das ganze in 6.00 H bei einer maximal Geschwindigkeit von leider nur 52.3 KMH. Macht einen Schnitt von für mich stolzen 14.3 KMH. Bis morgen.

10.02.2013

Ich passiere schon um 9.30h die Walhalla. Eine kurze Rast einen Müsliriegel lang. Oben auf dem Berg trohnt die Kultstätte. Leider ist den Hügel mit einer Baustelle verschandelt. Keine schönen Fotos von diesem erhabenen Moment. Meine erste größere Pause gönne ich mir um 10h. Auf der Deichkrone läd eine schneefreie Bank zum verweilen ein. Vor mir fließt leicht dampfend die Donau. Einige Schiffe ziehen laut und unaufhörlich mit ihrem dumpfen Motorgeräuschen vorbei. Ein Vater beantwortet seinem kleinen Sohn geduldig seine Fragen. Der Hund geht immer wieder ins Wasser. Sein Herrchen findet es nicht so Toll. Warum wohl? Der Junge betrachtet mit großen Augen die Schiffe. Den Sonntagmorgen so mit seinem Kind zu verbringen ist eine sehr gute Investition in unsere Zukunft. Wo sind nur all die anderen Eltern? Die Sonne steht in einem etwa 40 Grad Winkel am strahlend blauen Himmel. Die Strahlen verursachen in meinen Augen ein stechen. Auf dem Wasserspiegel funkelt es. Ja, fast so als würden Diamanten die graublaue Oberfläche verzieren. Die ersten Jogger und Walker kommen vorbei und grüßen gutgelaunt. So soll es heute weitergehen. Mal schauen was die letzten ca 70 KM für mich vorbereitet haben… Gegen 13h komme ich an Bogen vorbei. Vor dem Ort sind schon jede Menge Autos am Straßenrand geparkt. In der Ferne höre ich laute Musik. Die Innenstadt ist von der Polizei und dem THW abgesperrt. Da muss ich aber durch. Plan A: in den Zug einreihen und langsam mit bis zum anderen Ende der Stadt (oder ist es nur ein großes Dorf). Verkleiden muss ich mich ja nicht großartig. Ja ist den hier die “Loveparade” denke ich mir als der erste Wagen mit leicht bekleideten Männern in Frauenkleidern vorbeifährt. Der Wagen mit den Uniformierten Krankenschwestern gefällt mir da schon besser. Hier kann ich nicht bleiben das kostet mich zu viel Zeit. Plan B: einen Weg durch die Nebenstraßen finden und den Zug umgehen. Also Plan B! Die Nebenstraßen sind vollgeparkt und die letzten Parkplatzsuchenden ignorieren Fernradfahrer!! Geschafft. Ein Ordner hilft mir mein Rad eine Böschung durch ein Blumenbeet hinaufzuschieben. Ich frage Ihn ob hier im tiefsten Bayern immer alle so verrückt sind. Er antwortet mir in seinen bayerischen Dialekt mit “Heute alle bis auf einen, der ist das ganze Jahr verrückt. Ich frage: Wer ist das den? – Der Bürgermeister, der spinnt das ganze Jahr. Soviel zum bayerischen Humor. Ich lasse den Lärm hinter mir und trete kräftig in die Pedale. Der nur leichte aber kalte Wind macht mir zu schaffen. Bei meiner Mittagsrast treffe ich ein älteres Paar beim Spazierengehen. Sie hatte Ihren bayerische Sportwagen am Rastplatz abgestellt. Wir kommen ins Gespräch. Die beiden nette Menschen sind Berliner und wohnen jetzt hier. Ich beantworte Ihre Fragen und wir halten einen Small-Talk. Stolz erzählen sie von Ihren e-bikes. Ohne Anstrengung radeln sie von hier nach Passau und zurück. Und ich träume heute von Passau… Nebenbei erfahre ich das er 80 Jahre und Sie 78 Jahre alt sind. Gerne hätte ich das Gespräch mit den Beiden vertieft. Die Kälte und die Zeit drängten mich weiter zufahren. Meine Beine und mein Geist werden immer schwächer. Ich beschließe noch bis nach Deggendorf zu radeln und Passau für heute zu vergessen. Nach 20 Min finde ich auch ein geöffnetes Hotel. Ich freue mich auf die warme Dusche und einen Schweinebraten. Heute fällt für mich der TATORT aus. Zahlen: 5.40H auf dem Rad. 152HM rauf und 195HM runter bei 90 KM macht einen Schnitt von 15.9KMH

11.02.2013

Gestern am frühen Morgen lag in Regensburg der Dom noch verschleiert im Nebel. Heute wissen wir warum!! Ich bedauere den Schritt unseres größten Hirtens sehr. 1 Milliarde Gläubige wünschen Ihm alles Gute und erwarten gespannt seinen Nachfolger. Nach einer unruhigen Nacht im Deggendorfer Hotel, ich hatte ein Zimmer über der Küche, frage ich am Morgen an der Rezeption nach einem Radladen. Das junge Mädel Googelte den Standort fix. Es waren gerade mal 200m bis dorthin!! Hätte ich nach dem H&M oder nach Pimkey gefragt hätte sie bestimmt nicht “Gegoogelt”. Es gehört sich doch in einem Hotel, welches in einem Radreiseführer wirbt, das die Mitarbeiter die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden kennen. Das ist doch nicht zuviel verlangt – oder? Der Radladen war schnell gefunden, machte jedoch erst um 9.00h auf. Zeit genug für eine Brezel und einen Kaffee beim Bäcker nebenan. Der junge Radprofi gab meiner Kette eine ordentliche Portion Kettenöl aus der großen Sprühflasche. Für Umme. Das ist Service. Der Wunsch nach einer guten Weiterfahrt war auch nicht gekünstelt. Hier war ich gerne. Meine Empfehlung an die Werkstatt Salmansberger. Den Weg zur Donau zurück hatte ich mir eingeprägt. Doch als ich die Brücke über die Donau erklommen hatte kamen mir Zweifel. Mal nachschauen. Ja, richtig es ging vor dem steilen Anstieg schon links ab. Gerade nochmal die Kurve bekommen. Anfangs waren die Radwege im Landkreis Deggendorf noch geräumt. Später in nächsten Landkreis war das nicht mehr der Fall. Oft und lange nutzte ich die wenig befahrenen Landstraßen. Da ich gestern Abend ziemlich fertig war und ich dachte es liegt an den fehlenden Bananen oder an zu wening Wasser ließ ich mir heute vier mal die Flasche mit warmen Wasser füllen. Die Gesichter der Damen in den Kaffees oder sonstigen Märkten sprachen Bände. Ich nutzt die Zeit in den Läden um über meine Tour zu sprechen und mich so ganz nebenbei aufzuwärmen. Völlig im Gedanken fuhr ich vorsichtig mit mäßiger Geschwindigkeit ein leichtes Gefälle hinunter. Unten sollte es leicht nach links gehen. Mein Hinterrad überholte das Vorderrad. Die Aktion ist gutgegangen. Ich war wach. Ab sofort waren die Sinne auf “Hab Acht” eingestellt. Gegen Mittag zog ein leichter Wind auf. Auf den Schattigen Wegen hatte ich teilweise -5c. Das ging mir unheimlich auf die Kondition. Leichte Steigungen schob ich hoch. An den Schneebedeckten Anstiegen ging eh nur schieben, da sonst das Hinterrad durchdrehte und wegrutschte. So gegen 14h sah ich die ersten grünen Zwiebeltürme einer Kirche. Passau. Endlich. Ich war fast am Ende. Die lange, schiebende, Passage an einem Stauwerk der EON über die Donau genoss ich um Kraft zu sammeln. Nur noch in die Stadt rein und ein günstiges Zimmer suchen. Leichter geschrieben als getan. Die letzten Kilometer zogen sich unendlich lang an einer viel befahrenen Straße in die Stadtmitte. Jetzt will ich auch noch an die Stelle an der sich die drei Flüsse treffen. Wieder so eine Schikane. Radler dürfen hier nicht fahren. Ein rundum Blick und los ging es. Wer sollte mich heute anhalten. Das Erinnerungsfoto machte ein Familienvater. Drei mal sollte ich die Position für das Foto wechseln. Danach begab ich mich auf Zimmersuche. Das Hotel Rotel In wollte ich erleben. Gefunden. Im Winter geschlossen. Das nächste Hotel war, nachdem ich Möbel im Eingang und die Hexe an der Rezeption sah nicht mein Fall. Im “Weißen Hasen” fragte ich nach dem günstigsten Einzelzimmer. Der Preis sprengt jedoch mein Budget. 100 Meter weiter fand ich ein Garni Hotel. Zimmer und Preis OK. So jetzt noch die Klamotten waschen und danach einen Schweinebraten mit Knödel. Das Helle gehört natürlich dazu. Mein Garmin hat folgende Infos für euch: 213m rauf und 241m runter. 63.80 KM in 4.26h mach im Schnitt 14.3 KMH. Genausoviel wie am ersten Tag mit dem Berg. Ich lasse nach. Gebe jedoch nicht auf!! Morgen Österreich an der südlichen Donauseite entlang.

12.02.2013

Die ersten 35 KM vergingen wie im Flug. Wenn das so weitergeht komme ich heute Abend gut gelaunt in Linz an. Die folgende Strecke hatte es jedoch nocheinmal auf wenigen Kilometern in sich. Stellt euch nur mal die Landstraße von Lohfelden nach Eiterhagen vor. Mit meinem Garmin hatte ich das Höhenprofil immer vor Augen. Ohhhhhh! In Aschach an der Donau mache ich meine große Mittagspause. Ein kleines Kaffee gleich am Ortseingang ist mein Ziel. Auch hier ist Fasching. Draußen auf dem Marktplatz ist laute Musik. Alle haben Spaß an der Gaudi. Die Vorbereitungen für den Karnevalszug laufen. Drinnen ist es warm. Für die kalten Zehen gibt es Kaffee und für den Geist die in amerikanischen Polizei Uniformen, incl. der Handschellen, bekleideten Mitarbeiterinnen. Eine “offenherzige” Feuerwehrfrau zieht die Blicke auf sich. Das es eine Raucherkneipe ist stört mich jetzt auch nicht mehr. Ich gönne mir noch ein Sahnestückchen. Hier ist es schön hier möchte ich länger bleiben. Angenehm aufgewärmt geht es weiter. Der leichte Schneefall hat aufgehört. Die Sonne lässt sich heute nicht blicken. Laut Karte nur noch 30 KM bis nach Linz So gegen 17h bin ich voraussichtlich dort. Vorher fahre ich noch Kilometerweit an der Donau entlang. Die Donauschleifen nehmen kein Ende. Alles ist ruhig und still. Selbst der Fluß macht keine Geräusche. Immer wieder komme ich auf gefährlich glatte Abschnitte. Zwei Mal bin ich heute ausgerutscht. Einmal weil ich die Natur habe auf mich wirken lassen und einmal weil ich einen gefrorenen Wasserfall im Foto festhalten wollte. Die letzten 30 KM laufen toll. In Schnitt hatte ich so 22KMH. Einfach nur schön. In Linz kaufe ich mit zuerst ein Paar Skisocken. Meine Zehen werden es mir morgen danken. Das IBIS Hotel ist schnell gefunden. Die Mitarbeiterinnen sind sehr freundlich. Mein Rad bekommt als Unterstell Möglichkeit einen Seminarraum. Einfach Klasse. Statistik: 5.40 Min auf dem Rad. 266 Meter hoch und 355 Meter runter. Bei 96KM macht das einen Schnitt von 16.9 KMH. Dafür jetzt ein “Gösser”

13.02.2013

Nur mal zur Erinnerung. Gestern habe ich das Vierte von insgesamt 11 zu durchradelnden Ländern betreten. Schnell geschrieben. Radelt mal durch Frankreich von West nach Ost. Besucht Basel an Ostern bei 0 c um einen Döner zum Mittag zu essen und hackt damit das zweite Land ab. Durchquert Deutschland in bestzeit an der Donau entlang. Als einen Spinner muss man sich hinter vorgehaltener Hand bezeichnen lassen wenn man in Winter von Ingolstadt bis nach Wien mit dem Rad an der Donau lang fährt. Alles halb so schlimm. Ich will es ja so. Schaut doch mal nach oben auf die Webseite. Der gelbe Balken hat auch sehr interessante Infos für euch. Seit der Abfahrt heute Morgen in Linz lief es super gut. Die meiste Zeit auf der Dammkrone entlang. Zeitweise hatte ich 25 KMH auf dem Tacho. Immer ein leichtes Gefälle. Den großen Gang spüre ich nicht in den Waden und Oberschenkeln. Bis um 12h habe ich schon 55 KM geschafft. Bis auf einige Eisflächen auf dem Weg lässt es sich gut fahren. Drei Mal habe mich diese Stellen in dass rutschen gebracht. Da hilft nur die beiden Beine von den Pedalen, auspendeln und in den Grünstreifen ausrollen. In Höhe von Schreyegg kommt von der anderen Flussseite ein unangenehme Geruch entgegen. Aus Süd West weht ein leichter Wind. Durch die vielen Donauschleifen ist er nicht immer zu spüren. Heute habe ich noch keine Wanderer, Läufer oder Radfahrer gesehen. Das wird wohl so bleiben. Ab heute sind es noch 230KM bis nach Wien. Ich versuche heute so viel wie möglich zu schaffen. Am Nachmittag ist leichter Schneefall angekündigt worden. Zu meinen drei Bananen und zwei Müsliriegel die ich bisher in den ganz kurzen Pausen verzehrt habe kommen jetzt im “Dornacher Hof” noch ein Kaffee und eine Leberknödelsuppe dazu. Die Brühe war so klasse gemacht das auch noch eine Fritattensuppe bestellt wird. Bis um 13H mache ich hier Pause. Schaffe ich heute 100KM? Noch während der Pause beginnt der Schnee leise zu rieseln, später werden daraus richtig schwere und nasse Flocken. Unangenehm.
Was sind die wesentlichen Vorteile beim Radeln im Winter? Die Wurst in den Packtaschen wird nicht warm. Die Cola ist immer eisgekühlt, manchmal sogar mit Eis. Fruchtgummis kann man beim auftauen lutschen. Die Radwege sind nicht voll. Der Hauptvorteil jedoch ist, dass ich keinen Sonnencreme benötige. Heute soll Melk mein Tagesziel werden. Kurz vor dem Ortseingang spricht mich ein hier Geborener an. ” Du bist ja a ganz horter !!” Ich antworte ihm das ganz “hort” tiefgefroren ist, mir aber ganz warm ist. Das muss er erstmal sacken lassen. Danach frage ich Ihm nach einen guten und günstigen Hotel in Melk. Jetzt im Winter kosten die Zimmer nicht viel. Versuch es doch im Kaffeehaus Mader, gleich da vorne auf dem Hauptplatz. Gut gelaunt radle ich die 200 m hinüber. Im Lokal angekommen meine Frage nach der Übernachtung. ” Mir ham heut nix mehr Frei”. Ich sage im Winter in Melk? Ja sagt sie. Das ist ungewöhnlich. Jedoch ruft sie noch während des Gespräches mit mir in einem anderen Hotel an und macht die Übernachtung fest. Später esse ich in diesem Kaffee zu abend und bedanke mich für Ihren Einsatz persönlich bei Ihr. Bei einem der Stürze habe ich mir das linke Bein verdreht. Jetzt am Abend schmerzt es. Die Apotheke im Ort versorgt mich mit den kleinen Pillen und eine Probepackung mit Salbe zum einreiben. Bis nach Wien sind es noch 140KM. In zwei Tagen gut zu schaffen. Statistik: 5.38h im Sattel dabei 105KM abgefahren. 133 M rauf und 199 M runter. Macht einen Schnitt von !!18.6 KMH!! Übrigens morgen ist Valentinstag – schon an das Geschenk, die Aufmerksamkeit für den\die Liebe gedacht.

14.02.2013

Um 5.45h war die Nachtruhe erst ein mal vorbei. Die Gemeindearbeiter machten mit ihren kleinen motorisierten Geräten die Gehwege von Schnee frei. Das kratzen, schleifen und knacken dauerte bis um 7.00h. Danach ging mein Wecker. Heute morgen habe ich mir ein Frühstück gegönnt. Gut gelaunt starte ich in Richtung Donau. Auch heute will ich wieder an der Nordseite der Donau entlang. Kurz nach Melk erwische ich die falsche Straße. Was soll`s. Heute dann eben die Südroute. Der leichte Schneefall mit den schweren Flocken macht die Radwege unpassierbar. Nach wenigen Hundert Metern sind die Reifen und die Schutzbleche durch den nassen Schnee verklebt. Das Lenken ist schwierig und erfordert viel Kraft. Also schnell wieder runter auf die Landstraße. Das Rad mühsam vom Schnee und Eis befreit. Ein Blick auf die Karte zeigt mir den Weg auf der Straße entlang. Ich fahre in die Wachau. Hier gibt es den leckeren Wein. Was gehört noch dazu? Die Weinberge. Es erinnert mich an Frankreich. An die Gegend um Sancerre. Immer rauf und runter. Letztes Jahr allerdings bei 25c mehr. Auch die heutige Bergetape wird mir in Erinnerung bleiben. Ganz bestimmt. Kurz vor Oberarnsdorf werde ich durch ein dreimaliges “Bschhhh, Bschhhh, Bschhhh vom Rad geholt. Beide Reifen auf einmal platt ist mein erster Gedanke!! Schnell runter vom Rad. Hmm die beiden Reifen sind OK. Doch was war das? Sonst fehlt dem Rad auch nichts. In dem Weinfeldern schneiden die Winzer die Reben zu. In diesem Jahr für den neuen Wein zum erstenmal. Nicht mehr so wir früher, mühsam mit der Kraft des Armes. Heute wird mit hydraulischen Scheren gearbeitet. Die Scheren sind an einem unendlich langen Schlauch angebracht. Das zuschneiden wir nur noch mit den Fingern erledigt. So ändern sich die Zeiten. Das Geräusch ist nun aufgeklärt. Bei jedem Schnitt gibt der Kompressor das Bschhh von sich. Nach 49 KM mache ich meine lange Aufwärmpause im “Schnitzelpalast”. Eine Schnitzelsemmel, so groß wie ein halbes Brot, ist mein Mittagessen. Um 13.30h geht es weiter. Die ersten Kilometer auf der endlos öden Landstraße sind schnell geschafft. Was fehlt mir bei dieser Tour? Die Sonne als Wegweiser und als gute Laune Spender. Die Weite am Horizont. Ohne Sonne ist nach 1KM mit der Fernsicht Schluss. Ich mag beim Fahren nicht anhalten um Fotos zu machen. Die Randstreifen sind immer schneebedeckt. Es gibt keine schönen Motive von Blumen und Pflanzen. Die grau weissen Weinberge sind im Winter auch nicht der Knaller. Der Radweg an der Donau ist zugeschneit. Die Landstraße macht nicht gerade Spaß. bisher konnte ich die Donau nicht so recht genießen. Die hohe Feuchtigkeit machen die Kleidung auch von außen klamm. Das Bremst ungemein. Gut das es heute so um die 2c sind. Die morgendliche Portion Creme ins Gesicht hält den Wind ein wenig ab. Viele der Passanten vor ihren Häusern beim Schneeschieben oder die Wanderer gucken zwei Mal genau hin wenn sie mich sehen. Entweder es ist die Rote Warnweste oder einfach ein Radler im Winter der sie verwirrt. Zum Valentinstag ist jede fünfte Frau sauer wenn sie von Ihrem lieben nicht bedacht wird. Diese Aussage geht mir den ganzen Tag nicht aus dem Sinn. Es gibt jetzt viel freie Bänke und Tische am Wegesrand. Nur da mag ich mich nicht hinsetzen. Im Sommer werde ich die freien Plätze bestimmt vermissen. Nach der nächsten Pause meldet sich mein linkes Knie wieder. Das treten verursacht jetzt starke Schmerzen. Die “Pferdesalbe” aus der Apotheke und die kleinen Pillen helfen nicht mehr. Was nun? Ich beschließe noch bis nach Tulln zu fahren. Von dort mit den Zug nach Wien zum Westbahnhof. Mein Zimmer ist dort für Freitag gebucht. Mal schauen ob ich es umbuchen kann? Um 17H bin ich am Bahnhof und buche auch gleich mein Ticket nach Hause. Im Hotel, das Ibis ist nur einige Meter vom Bahnhof entfernt, werde ich königlich empfangen. Die Mitarbeiter zeigen mit gleich den Platz für mein Rad im Keller. Eine warme Dusche und der herrliche Blick aus dem 12. Stock bauen mich wieder auf. Jetzt einen Rotwein aus der Wachau. Von Melk bis nach Tulln sind es 78,5KM gewesen. 315M ging es rauf und 263M runter. Ich hatte immerhin einen Schnitt von 18.5 KMH. Mit dem Knie doch noch ganz ordentlich. Weiter geht es demnächst mit dem Spendenstand und dem Ausblick auf die Stecken von Tulln nach Bucarest.