Projekt Marokko: 10-Länder-Tour im Sommer

von: Menelus

Projekt Marokko: 10-Länder-Tour im Sommer - 23.09.13 11:54

VIDEO: Project Morocco
Kurzblog von Francie

Vorwort
Es begann in diesem Forum. Meine zukünftige Reisepartnerin und ich suchten einen Mitfahrer für unsere jeweiligen Touren in diesem Sommer. Irgendwann fanden wir (das sind Francie und Eric) zueinander, diskutierten und planten fast ein halbes Jahr, bis das Vorhaben schließlich auf festen Füssen stand: Das Projekt Marokko war geboren, eine Tour, die von Deutschland über insgesamt 10 Länder nach Venedig, 2x durch die Alpen, runter in den Süden Europas und bis nach Afrika führen sollte. Auch einige Bergbesteigungen (ohne Fahrrad) waren geplant. In Zahlen ausgedrückt: Wir radelten und liefen 5500 km bei 37 Höhenkilometern. Insgesamt hatten wir dank Uni-Prüfungsverschiebung 11 Wochen Zeit. Einige (auch in diesem Forum) haben uns abgeraten, es bei den Temperaturen sogar für ein wahnwitziges Vorhaben angesehen. Aber was soll ich sagen: Wir haben es (natürlich mit allerlei Problemchen) geschafft, in Afrika selbst waren wir bereits nach 8 Wochen. Es war selten nass, dafür ständig heiß, es tat oft irgendwas weh, es gab auch mal Krach untereinander. Aber die Erinnerung, neuen Freunde, Erfahrungen, die man dadurch gewonnen hat, kann einem niemand mehr nehmen. Dies ist nun die Geschichte von 2 Studenten (28 und 19), die vorher noch nie mehr als eine Woche Radtouren getätigt haben und im kalten Wasser schwimmen lernten:

Das davor
Wie ich schon erzählte, entstand der Erstkontakt über das Internet. Sämtliche Planung der Tour und Gerätschaften liefen über Facebook und 1-2 Telefonate ab. Im Mai entschieden wir uns schließlich für eine Testtour, ein Freund von mir hatte mich zu einer kleinen Radtour in den Harz eingeladen, ich frage meine zukünftige Flügelfrau und sie war dabei. Dank verlängerten Wochenendes hatten wir 4 Tage Zeit, wir hatten keinerlei Planung, wohin es ging, das übernahm mein Kumpel. Zu dieser Kleintour werde ich vielleicht an anderer Stelle etwas erzählen. Nach 350km, mehr als 1000 Höhenmetern pro Tag und dem obligatorischen Schnarchtest wussten wir: Es wird im Sommer gemeinsam losgehen!

Bis zum letzten Tag wurden dann Mails ausgetauscht, wird kamen auf über 100 A4-Seiten, wenn man den Text in Word reinkopiert hat. Ich entschied mich für eine kleine Filmausrüstung (GoPro2 Actionkamera und meine normale digitale Kamera), um daraus eventuell einen Kurzfilm zu drehen. Vor dem Start hatte ich noch eine andere Kraftprobe zu bewältigen, ich fuhr an einem Tag jeweils von Dresden nach Prag und wieder zurück, um Freunde zu besuchen (240 bzw. 180km an einem Tag), dies war außerdem eine Ergänzung zu meiner letztjährigen Radtour an der Elbe von Dresden bis nach Hamburg. Insgesamt kam ich hier an dem (wieder) verlängerten Wochenende auf 560km an 4 Tagen. Schließlich war es soweit.

PS: Die gesamte Tour wurde (bis auf Geräteausfall und App-Bugs) mittels GPS getracked. Da einige Aufzeichnungen gestückelt sind oder fehlerbehaftet (an einem Tag hatten wir auf ebener Strecke laut Navi einen Peak von 6000m in die Höhe), muss ich diese noch bearbeiten und werde sie später hier einfügen. Als Android-Apps haben sich Maverick/Osmand zur Navigation und Google "Meine Tracks" zur Aufzeichnung bewährt (sofern ich die falsche Höhenmeterberechnung noch geglättet bekomme). Geplant habe ich die Tour-Abschnitte vorher mit Komoot/Gpsies oder OpenRouteMaps.

Alle Bilder und Berichte unterliegen dem Copyrightschutz des Autors, also mir.

Ausrüstung (meinerseits)
Kleidung: Multishirts kurz/lang, Radunterhosen, Zipp-off-Hose, kurze Hosen, Socken Sport/dick, Unterwäsche normal, Shirt/Hemd normal, Badehose, Kniebandagen, Unterhose lang, Halstuch, Handtuch, Geschirrtuch, Badetuch, Mützen, Fahrradhelm, Regenhose, Wind/Regenjacke dünn, Schuh-Regenkondom, Oberschenkelschutz, Rad/Regenhandschuh, Sandalen, Radschuh mit ClickFix, Joggingschuhe
Allgemein: 3-Mann-Zelt, Übergangsschlafsack, Inlett, Isomatte, 2x Front+Backroller, Lenkertasche, Rucksack, Feuerzeug, Seil, Nähzeug, Karten/Brettspiel, Trinkflaschen,
Smartphone als Navi, Zzing Dynamolader, Externer Ersatzakku, Stirnlampe, USB-Stick, Kamera Go-Pro 2, Kamera Panasonic Lumix, Gorilla Pad, Lenkerhalterung+Helmhalterung Kamera, Personalausweis, Reisepass, Führerschein, Passfoto, VISA, Krankenschutzbelege, Kopien Dokumente+Radrechnugn, Notiz wichtigsten Daten, Tagebuch, Stifte, ausgedruckte Landkarten + Offlinedaten Handy, Brille, Schlüssel, Sonnebrille+Nachtbrille, Gepäckschloss Smartphone: Offline-Kartenmaterial Maverick/Osmand/Komoot(nur Anfangs), Offline-Übersetzer Spanisch, Hörbücher+Musik
Küche: Gaskocher+Kartuschen Coleman (Ersatz schwer in Spanien!), Micropur Wasserfilter, Kochtopf+Besteck Alu, Proviantdose, Plastebecher, Schere Vitamin+Magnesiumtabletten, Tee, Gewürze, Salz
Körperpflege/Apotheke: Rasierer, Hirschtalg, Sonnencreme, Mückenspray, Nagelknipser, Pinzette, Ohrenstöpsel, Kamm, Kernseife, Zahnbürste+Pasta, Shampoo, Reisewaschmittel, Taschentücher, Beckenstöpsel, Feuchtigkeitstuch, Spiegel, Schmerztabletten, Arnika, Pflaster+Verbandszeug, Leukoplast, Mullbinde, Kühlgel, ACC, Isolmoos, Kohletabletten
Werkzeug: Rad-Multitool, Messer, Spanngummis, Pfeife, Ersatzbrems/bautenzug, Kettenöl, Ersatzmäntel, Flickzeug, Luftpumpe, Ersatzspeichen hinten/vorn, Ersatzkettenglieder/schloss, Panzertape, Ersatzschrauben, Sicherheitsnadeln, Isolierband, Kabelbinder, Radschlösser, Plastiktüten
Nie verwendet: Tretkurbelabzieher, Ritzelabnehmer, Kettenpeitsche, Universalzange

Teil eins: Raus aus Deutschland, rein und raus aus der Tschechei: 5 Tage, 511km, ~4000hm
Nach langer Vorbereitung ging es endlich los! Aufgrund leichter Knieprobleme von der Pragtour kurz vorher entschied ich mich einen Tag vorher noch für Fahrradschuhe. Die ersten Eindrücke waren super, mehr würde mir die Tour verraten. Schmerztabletten und Creme für den Notfall waren auch eingepackt. Gegen 17 Uhr trafen wir uns am Bahnhof von Cranzahl. Wir wollten am ersten Tag nur unseren Startpunkt, den Fichtelberg erreichen und von da aus runter in die Tschechei radeln. Ich hatte zusätzlich noch eine leichte Erkältung, aber die Bergauffahrt lief mit den neuen Clickpedalen super. Ankunft auf dem Berg, schwelgen am letzten Anblick von Deutschland, Abfahrt in die Tschechei. Dreiviertel 9 schlugen wir in der Nähe eines kleinen Flusskanales zum ersten Mal unser Zelt auf.


Von l.o. nach r.u.: Das große Packen, Eintreffen am Fichtelberg, die Grenze, erster Zeltaufbau.

Die nächsten Tage in Tschechien waren öfters durch Regen und bedecktem Himmel geprägt. Vom Fichtelberg an ging es ein Stück bergab, und ab Prag die Moldau entlang. Jedoch weit gefehlt, wenn man denkt, man sei auf ebenen Flussradweg, oftmals war der Fluss nicht mal in Sichtweite. Jeden Tag hieß es, sehr viel bergauf und bergab zu fahren. Wir passierten einige Kernkraftwerke oder andere Industrieanlagen, wenn ich die riesigen Wasserdampfschornsteine richtig interpretiert habe. Am zweiten Tag pausierten wir unmittelbar neben der 6. Panzerbrigade, einem Tschechischen Militärclub, die sich einen Garten zu einem Kriegsschauplatz umgebaut hatten und wohl mit Spielzeugpanzern umherbrausten. Brum-Brum-Peng! Yeah, die haben sicher ihren Spaß am Hobby (Ironie!).

Leider meldete sich nachmittags mein rechtes Knie wieder mit Schmerzen und im Laufe der nächsten Tage wurde es richtig schlimm, so schlimm, das ich bereits am 4. Tag mit 2 Schmerztabletten gleichzeitig fuhr und überlegte, ob ich das noch lange durchhalten würde. Ich prüfte mehrmals meine Position und wir stellten schließlich fest, dass irgendwie mein Sattel zur Seite und nach unten verrutscht war. Eine Korrektur half nicht sofort, der Schaden war bereits angerichtet, aber langfristig wurde es nun wieder besser. Spätestens in Österreich, wo das Wetter weniger nass war, entspannte sich mein Zustand schließlich endgültig.

Bei Brzina am dritten Tag fanden wir im Park keine gute Übernachtungsmöglichkeit, daher nutzten wir den (eigentlich) umzäunten Bereich eines Wassersilos (jedenfalls irgendwas von der Wasseraufbereitung). Der Platz, auf dem das Gebäude stand, war circa 10m höher gelegen und so hatte man einen super Ausblick, ohne gleich gesehen zu werden. Trotzdem kam abends ein Auto und hielt vor dem Eingang. Wir dachten schon, ok, das war’s gleich in der ersten Woche mit Wildcampen. Aber statt Wasserschutz oder Polizei fand ich beim Vorbeigehen nur einen Fahrlehrer mit Schülerin auf dem Rücksitz vor, die da irgendwas "besprachen".

Spätestens bei Prag machten wir es uns zur Angewohnheit, jeden Vormittag eine Frühstückspause am Supermarkt einzulegen: Einkaufen, einen Teil gleich vor Ort verspeisen, den Rest für den restlichen Tag mitnehmen. Nach Prag ergab sich auch ausnahmsweise mal 20km Radeln direkt neben der Moldau, worauf sich jedoch bald ein 6km verschlungener befestigter und wunderschöner Waldweg anschloss, der sich lange zwischen Berge dahinwand, schließlich jedoch doch nochmal stark anstieg. Um eine Orientierung in der Tschechischen Republik zu geben, sind wir größtenteils dem EV7/VLT bzw. 111er Radweg der Moldau nach Süden bis nach Österreich rein gefolgt.


Von l.o. nach r.u.: Übernachtung am Wassersilo, Regentag, Frühstück am Kirschbaum

Vor Budweis fing es einmal 2 Stunden an richtig zu schütten, was uns völlig durchnässte, also mussten wir über den Mittag durchfahren um nicht mit frieren anzufangen. Zusätzlich schien es auch noch ein nationaler Feiertag zu sein, fast alle Supermärkte hatten zu. Eigentlich wollten wir vor Budweis eine Übernachtung suchen, jedoch war uns am Radweg zuviel los und wir sind durch die Stadt durchgefahren. Nach einigem Hickhack fanden wir einen Mücken übersäten Schlafplatz neben einem Bootshaus: Mit der einen Hand aufbauend, mit der einen gegen die Schenkel klatschend, stand das Zelt in Rekordzeit. Frühs um 7 gab’s dann auch noch kostenlosen Weckservice, tschechische Angler fuhren fast unser Zelt um, hielten dann mit aufheulendem Motor direkt neben uns und fingen an, sich überlaut zu unterhalten. Anscheinend standen wir mit dem Zelt da, wo sie jahrein, jahraus ihrem sportlichen Geschäft nachgingen.

Am letzten Tag in Tschechien sind wir erst von unserer Route abgekommen und haben sinnlos die Räder bergauf geschoben (nichts ist sinnlos, mag man sagen, schließlich ist der Weg das Ziel zwinker ). Zurück auf der Route entschieden wir uns, auf der Bundesstraße bis Österreich zu bleiben. Bei Kaplice wurden die letzten Kronen verbraucht Und schwuppdiwupp waren wir schon mittags in Österreich. Sofort ergriff mich diese österreichische Idylle. Es schien alles sauberer, gepflegter und interessanterweise kam bald nach der Grenze die Sonne heraus und das Wetter blieb zu großen Teilen schön für den Rest unserer Tour. Und das Beste war: Meine Knieschmerzen beschränkten sich auf ein erträgliches Minimum, wurden immer weniger und verschwanden einige Tage nach Linz völlig. Wenn ich das jetzt so im Nachhinein lese, denke ich, ich plappere hier irgendwas aus einem Reiseprospekt für Österreich nach, so steht es aber in meinem Tagebuch, also muss es so gewesen sein^^.


Kitsch: Die Österreichische Idylle

Eine ganze Weile ging es bergauf, bergab durch kleine Dörfer und millimeter-passgenau geschnittene Rasenflächen. Kurz nach Gallneukirchen schob sich plötzlich eine tiefschwarze Wand vor uns und wir konnten richtig sehen, wie hunderte Meter vor uns die Welt hinter einem Wasservorhang verschwand. Eine Schuppentür stand offen, wir schlüpften samt Rädern hinein und fanden uns in einem ehemaligen Gasthaus wieder, das von Bekannten und zufälligen Weggefährten anscheinend immer noch benutzt wurde. Ein altes Mütterlein und mehr oder weniger verschrobene Kerle saßen an einem Tisch, man setzte sich dazu und fühlte sich in diesem dunklen staubigen Kabuff zurückversetzt ins Mittelalter.

Der Regen entschied sich erst nach einer Stunde zum Aufhören, wir entschieden schon vorher, weiterzufahren und testeten unsere Regenmontur: Ich stellte fest: Regenjacke vergessen. Aber während der folgenden Abfahrt nieselte es nur noch und hörte dann ganz auf. Bei Sankt Georg zu Gusen ging es auf dem Donauradweg weiter nach Linz, einer wunderschönen Stadt zu unserer Übernachtung: ein junggebliebenes Paar, das uns über Couchsurfing eine Unterkunft angeboten hatte. Meine Partnerin war gleich hin und weg: Sie machten Yoga, waren Vegetarier und hatten schon ein Dutzend Mal Marokko besucht. Wir hatten nun ein gemütliches Bett, einen vollen Magen und die Aussicht auf einen Ruhetag und einer Stadtbesichtigung morgen.

Tag 1, 02.07.: 30km, 710hm: Cranzahl - Fichtelberg - Tschechische Grenze
Tag 2, 03.07.: 120km, 620hm, 7h18': Tschechische Grenze - vor Prag
Tag 3, 04.07.: 106km, 770hm, 7h11': vor Prag - Brzina
Tag 4, 05.07.: 125km, 980hm, 8h21': Brzina - Budejovice/Budweis
Tag 5, 06.07.: 130km, ~900hm, 8h27': Budweis - Kaplice - Linz

Erste Alpenerfahrung in Österreich: Ruhetag, 5 Tage, 533km, ~4600hm
Nach mal wieder länger Ausschlafen und einem exzellenten Frühstück gingen wir in die Innenstadt von Linz und besuchten das Arc Electronica Museum. Es gab eine Art 3D-Earth Vorstellung, wo nicht nur die Leinwand sondern auch der Boden mit Bildmaterial projiziert wurde. Es gab noch andere Ausstellungen, unter anderem zur Vernetzung über Facebook und die Zukunft der Robotik sowie einiges, wo ich nicht immer draus schlau wurde (Eine Puppe, die Emotionen eines Probanden übertragen sollte, aber nicht wirklich funktionierte und nur vorgespeicherte Gefühle wie Lachen und Umarmen übermittelte). Nachmittags ging es mit unserem Gastgeber nochmal rauf zur Franz-Joseph-Warte auf dem Freinberg, wo man eine exzellente Aussicht über Linz hatte. Wir unterhielten uns abends noch lang über Marokko, da die beiden schon oft dort waren und viele Erfahrungen gesammelt hatten.

Am nächsten Tag verließen wir die beiden schweren Herzens. Ich muss hier erwähnen, dass ich kein Vegetarier bin, mich diese beiden aber zum ersten Mal in ihrem Lebensstil richtig beeindruckten. Die meisten Vegetarier, die ich kenne, nutzen nur die üblichen Phrasen als Lippenbekenntnisse und wollen damit die Welt retten. Sie lehnen es ab, Rind zu essen (was bis zum Tod durch Schuss aus der Nagelpistole ein schönes Leben haben kann), haben aber kein Problem mit Fisch (welcher elendig im Fischernetz verreckt und erstickt). Nicht wenige Vegetarier sind nur deshalb welche, weil es eine Trendwelle ist, und nicht aus Überzeugung, und versuchen dann, alle anderen in ihrem Tun zu Missionieren. Die beiden Linzer waren anders, sie leben einfach ihr Ideal, ohne mit Worten zu sagen, das müsst ihr jetzt auch machen, sonst geht die Welt unter. Stattdessen hat mich ihr vorgelebter Lebensstil so sehr beeindruckt, dass ich selbst versucht habe, vegetarisch zu leben. Eine knappe Woche habe ich durchgehalten, dann hat das knusprig brutzelnde Hähnchen gewonnen lach


Von l.o. nach r.u.: Unsere Hosts, Linz von der Warte gesehen, erste marokkanische Eindrücke

Wir starteten morgens mit unseren Hosts aus dem Haus, verabschiedeten uns und besuchten gleich am Anfang ein Kaufhaus zum Auffüllen unserer Vorräte. Die Route der kommenden Tage ging erst einmal den Donauradweg zurück bis zu einer Staumauer, die zur Ems und zum Emsradweg führte. Eine ganze Strecke konnten wir nun wirklich einem Flussradweg folgen, bevor wir die Ausläufer der österreichischen Alpen betraten. Dazu muss man noch sagen, dass man quasi aus jedem Wasser in Österreich trinken kann aufgrund des hohen Standards und wir nie Probleme hatten. An Ende des ersten Radtages war es aber auch schon wieder vorbei mit ebenen Flussradwegen und es fing an, bergig zu werden. Übernachtet wurde dann auf der Wiese neben dem Schuppen eines Bauernhofes, dessen Inhaber wir vorher um Erlaubnis fragten.


Von l.o. nach r.u.: Unsere Packesel, absolut sauberes Wasser, Emsradweg

Punkt 6 wurden wir von Mähmaschinen Geknatter geweckt. Der jüngere Bauer musste Heu mähen und tat dies unbekümmert zuerst um unser Zelt herum. Aufstehen war also das Signal. Es ging nun bergig voran. In Altenmark bei Sankt Gallen kauften wir ordentlich ein und erfuhren, dass der Tunnel vor uns gesperrt sei. Tatsächlich empfahl man uns eine kürzere, aber etwas bergigere Strecke, welche wir auch in Angriff nahmen und einen Anstieg bis auf 900m hatten, gefolgt von einer rasanten Abfahrt mit knappen 80km/h. Da mir am Anfang der Tour mein Radständer gebrochen war, kaufte ich mir an dem Tag einen neuen, der einige Tage später erneut brach. Eine Weile ging es neben einer Autobahn entlang, in der Ferne blitzte und donnerte es, aber wir kamen ins Emstal herein und heraus, ohne nass zu werden. Die letzten 20km vor St. Johann, dem Ende des Emsradweges, ging es bergauf und dann stark bergab. Wir sind dann wieder dem EV7 dem Tauernradweg gefolgt. Bei St. Veit entschieden wir uns, weiter der Straße zu folgen, in der Hoffnung, Höhenmeter zu sparen, jedoch war dann zwischen uns und der Abbiegung Richtung Gastein eine Hügelkette und wir mussten doch wieder eine 18%ige Steigung hinauf.



Von l.o. nach r.u.: Emsradweg, 18%ige Steigung, 3km Tunnel

Vor Bad Gastein folgte ein weiterer Anstieg bis auf 1200m, wo ich zu großen Teilen geschoben habe. Am Böckstein war schließlich Schluss: Laut Karte und auf Nachfrage gab es für Autofahrer und Weggefährten wie uns nur den Weg durch einen Eisenbahntunnel, die Trekkingpfade über dem Berg waren eindeutig nicht geeignet für Reisefahrräder. Hier fuhren wir also zum ersten und einzigen Mal mit dem Zug statt dem Rad. Danach ging es wieder 500m runter ins Tal, wo es sogleich einige Grad wärmer war. Bei Villach sollte es laut Track leicht bergab gehen, real wechselte sich bergauf/bergab regelmäßig ab. Trotz Gegenwind ging es aber recht angenehm voran. Wir fuhren nun der Drau entlang in Richtung nächste Länder. Villach wurde am 11. Tag vormittags erreicht und hier buchten wir in einem Internetcafé unser (auch einziges auf der Reise) Hostel bei Venedig für 2 Tage. Als es weiter nach Italien ging, brach bei einer Pinkelpause der zweite Radständer. Es ging wieder stetig bergauf, Italien besuchten wir nur 20km lang, dann erkämpften wir uns erfolgreich Slowenien bei drückender Hitze und auf 1156m. Ich musste wieder oft schieben und manchmal Pause machen, meine Partnerin war etwas eher oben. Die Temperatur war oben von über 30 auf 18 abgesunken. Tschüss Italien, hallo Slowenien! Aber keine Bange, ist ja nur für einen Tag. So rollten wir nun den Rest des Abends wieder hinab, bis wir einen für uns geeinigten Wildcampingplatz auf einer gemähten Wiese fanden.


Von l.o. nach r.u.: Bad Gastein, Böckstein, Grenzübergang Italien und Slovenien, Übernachtung in Slovenien.

Tag 6, 07.07.: Ruhetag in Linz
Tag 7, 08.07.: 110km, 500hm, 7h16': Linz - Großraming
Tag 8, 09.07.: 111km, 630hm, 7h27': Großraming - Gröbming
Tag 9, 10.07.: 103km, 1070hm, 6h34':Gröbming - Dorfgastein
Tag 10, 11.07.: 88km(+15km Zug), 1520hm, 6h: Dorfgastein - Ferndorf
Tag 11, 12.07.: 106km, ~900hm, 7h5' Ferndorf - Villach - Tarvisio (Italien) - Bovec (Slovenien)