Re: Projekt Marokko: 10-Länder-Tour im Sommer

von: Menelus

Re: Projekt Marokko: 10-Länder-Tour im Sommer - 23.09.13 22:33

Bonjour, Bonjour: 9 Tage, 857km, ~1400hm
Die Landschaft blieb anfangs mehr oder weniger gleich, Flussradweg an der Rhone, hügelig links und rechts, aber lange nicht mehr so wie in den Alpen. Die Supermarktpreise sind auch deutlich gesunken im Vergleich zur Schweiz. Frankreich belohnte uns am Anfang mit wunderschönem Wetter, überlegte es sich dann jedoch anders und entschied sich nachts für Regen, worauf wir schnell unser Außenzelt anbringen mussten. Am nächsten Tag regnete es nicht mehr, der Himmel war aber bedeckt. Das hatte seinen Vorteil, endlich war es mal etwas kühler! Auf unserem Weg gab es eine große Grotte in La Balme, die leider geschlossen hatte. Wir erreichten dann Lyon und wollten schon Pause machen, dann sahen wir weit am Horizont den Weltuntergang. Es sah jedoch so aus, als könnten wir vorbeihuschen, wenn wir weiterfahren, also unterließen wir die Pause und fuhren weiter. Unsere Hoffnung wurde enttäuscht, mit der Zeit bewegten sich die Wolken so, dass wir geradewegs hinein fuhren. Erst fing es an zu tröpfeln, dann zu schütten, es sah auch nicht so aus, als würde es schnell vorbei sein. Wir entschieden uns heute durchzufahren bis zu einem Übernachtungsplatz. Mitten in Lyon schrie meine Partnerin plötzlich entsetzt auf: Ihr Beutel mitsamt Schlafsack, Isomatte und warmen Anziehsachen war vom Gepäckträger verschwunden. Eine halbe Stunde suchten wir im strömenden Regen den bisher gefahrenen Weg ab, Gott sei Dank wurden wir schließlich auch fündig! Statt Rhone fuhren wir den direkteren Weg über die Bundesstraße, was etliche Höhenmeter kostete. Mein Navi konnte ich auch vergessen, das Smartphone war zwar regenfest, aber die Tropfen machten es unmöglich, das Touchscreen zu benutzen. Durchnässt und unterkühlt schafften wir bereits 17 Uhr 100km und wussten nun nicht, wo wir uns hinhauen sollten, schließlich war das meiste nass. Da kam sie wieder, die Gastfreundschaft: Ein junger Franzose hielt und bot uns Hilfe an. Im Garten konnten wir unter einem Baum unser Zelt aufschlagen und zum Aufwärmen und Duschen ins Haus kommen. Der Regen hörte nachts nicht auf, auch im Zelt wurde es nass, da die Taschen ziemlich viel Wasser aufgesogen hatten (Regenfeste Ortlieb, aber leider nicht untenrum). Wir haben es aber überlebt, zur Not hätten wir auch in das Haus gehen dürfen aber man will ja die Menschen nicht zu viel belasten. Am nächsten Morgen gab es Frühstück für uns und der Regen hörte genau in dem Moment auf. Es ging nach Vienne und die Fahrt war eine sehr angenehme Flussfahrt. Zur Abwechslung gab es am Wegesrand eine frisch gefundene Wasserleiche, die von der Polizei gerade zugedeckt wurde. Nach einigen Kilometern und geplünderten Obstplantagen kam schließlich wieder die Sonne raus und wir konnten unsere Sachen zum Trocknen rauslegen. Als es weiterging war plötzlich vor uns wieder diese dunkle Wand, durch Baumwipfel hatten wir das Herannahen nicht gesehen. Schnell Regensachen anziehen. Ja, das war wohl das Sinnloseste überhaupt, mitten im Anziehen schüttete es wieder los, und diesmal wurde wirklich komplett alles nass. Ich dachte, ich würde im Wasser tauchen, soviel kam herunter. Das Ganze ignorierend konnte man nichts anderes als weiterfahren, und nach 3 Minuten war der Spuk schon wieder vorbei, Rad und Mensch hinterließen beim Fahren nun eine Wasserdampf-Spur und die Sonne fing an, beim erneuten Trocknen zu helfen.


Von l.o. nach r.u.: Pause an der Rhone, La Balme Grotte, Rhone verregnet, Nur Servicefahrzeuge, Obstplantagen, Valence

Unterwegs trafen wir auch mal auf andere Radler, so auf Andreas, einem Österreicher, der mit seiner Weltumrundung angefangen hatte und von Tunesien nach Algerien wollte, aber nicht über die Grenze kam, nun stattdessen auf der anderen Mittelmeerseite nach Spanien fährt. Je mehr wir dem Mittelmeer nahekamen, desto dichter wurde wieder der Verkehr. Jedoch hielt sich das Ganze in einem erträglicherem Maß gegenüber Italien und die Streckenführung war auch wesentlich schöner. Am Mittelmeer selbst fährt man theoretisch auf dem EV8, der praktisch jedoch nur auf dem Papier existiert. Begrüßt wurden wir vom Meer mit Möwen und stärkerem Küstenwind sowie der Möglichkeit zum Baden. Bei Villeneuve wurden wir erneut zum Übernachten eingeladen, auch diese Gastgeber sind Reisende und haben von ihren Pilgerweg-Erfahrungen erzählen können. Überhaupt hat mich Frankreich von der Freundlichkeit der Menschen angetan, das Vorurteil, wenn man kein Französisch kann, wird man abgekanzelt, konnte ich nicht bestätigen.

Ab Agde konnte man einige Zeit einem Kanalradweg folgen, der erfreulich schattig war, bei Bezier gibt es dann die Möglichkeit, entweder die vielbefahrene Bundesstraße zu nehmen oder über ein paar Umwege kleine Nebenstraßen zu nehmen. Wir entschieden uns für Zweiteres, verfuhren uns aber am nächsten Morgen und landeten zweimal auf Feldwegen, die in einer Sackgasse endeten. Daher mussten wir schließlich doch der Bundesstraße folgen. Richtung spanische Grenze fuhren wir direkt am Meer entlang, wenn die Hitze nicht wäre, könnte man von einer perfekten Fahrt sprechen. Die Hitze und weil wir nicht so gut vorankamen war dann der Grund, warum wir uns schließlich für den Test einer Nachtfahrt entschieden. Direkt an der Grenze nach Spanien gab es einen kleinen Bunker, der genug Platz und Schatten für Mensch+Fahrrad bot. Daraufhin versuchten wir, bis zum Abend zu ruhen, um dann mit unserer Nachtfahrt zu beginnen.


Von l.o. nach r.u.: nach Valence, Andreas, Rhone und schließlich Mittelmeer

26. Tag, 27.07.: 104km, ~300hm, 6h10': Mons - Serrieres de Briord
27. Tag, 28.07.: 100km, ~300hm, 6h45': Serrieres de Briord - Seyssuel
28. Tag, 29.07.: 115km, ~100hm, 6h57': Seyssuel - Paillasse
29. Tag, 30.07.: 65km, ~50hm, 3h34': Paillasse - Pierrelatte
30. Tag, 31.07.: 115km, ~50hm, 6h36': Pierrelatte - Beaucaire
31. Tag, 01.08.: 97km, ~50hm, 5h59': Beaucaire - Villeneuve-les-Maguelone
32. Tag, 02.08.: 103km, ~60hm, 6h18': Villeneuve-les-Maguelone - Saint Eugene
33. Tag, 03.08.: 105km, ~200hm, 6h39': Saint Eugene - Villeneuve-de-la-Raho
34. Tag, 04.08.: 53km, ~300hm, 3h50': Villeneuve-de-la-Raho - Spanische Grenze