Re: Projekt Marokko: 10-Länder-Tour im Sommer

von: Menelus

Re: Projekt Marokko: 10-Länder-Tour im Sommer - 25.09.13 21:48

Spanien: Manchmal stressig, meistens schön: 2 Ruhetage, 13 Tage, 1322km, ~10500hm
An Schlaf war vor unserer Nachttour jedoch nicht zu denken, da sich der Bunker im unmittelbaren Wirkbereich einer Straße befand und auch mal Wanderer vorbei kamen. So dösten wir nur die 3 Stunden lang, bevor wir uns zu unserem Test aufrappelten. Von 20 Uhr bis kurz vor 4 fuhren wir knappe 90km. Kam man anfangs noch erfrischt aufgrund der Temperaturen und weniger Verkehr voran, machte sich später die Müdigkeit bemerkbar. Mir gefiel auch nicht, dass man nichts von der Gegend sah und der Fotoapparat in der Tasche blieb. Daher wird diese Variante wohl nur noch auf absolut heiße Tage und uninteressante Gegenden fallen.

Nach der spanischen Grenze gab es noch ein paar hügelige Küstenteile zu bewältigen, 100km vor Barcelona gab es aber nur noch Küstenort an Küstenort und entsprechend ebene Wegführung. Stärkerer Verkehr inklusive. Barcelona selbst erschlug uns regelrecht: Die Stadt ist kachelförmig und symmetrisch aufgebaut, alle 50-150m gab es eine Kreuzung mit Ampel, als Autofahrer und besonders als Radfahrer war keine grüne Welle drin. Dazu war fast jede Straße eine Einbahnstraße, die Radwege waren mal links, rechts oder in der Mitte der Straße und bei dem kleinsten zögerlichen Schlenker mit dem Reiserad wurde man wütend angehupt. In Barcelona kannten wir wieder jemanden über Couchsurfing, der uns für die 2 Tage beherbergte: Iñigo, ein warmherzigen und sehr hilfsbereiter Kerl! Diese Tage ließen wir uns auch viel Zeit zum Ausruhen und ein bisschen durch die Stadt fahren.


Bis auf die ersten beiden Fotos: Barcelona

Wir entschieden uns bei der Abfahrt wieder, den Abend und etwas in die Nacht hineinzufahren, da so der Verkehr nicht ganz so schlimm sein würde und es landschaftlich fürs Auge eh nichts im Stadtbereich zu sehen gab. Die Fahrt aus Barcelona und dem Ballungsgebiet zog sich, da es nach einiger Zeit bergauf ging und endlose Reihen von Ampeln zu passieren waren. Aber zumindest schafften wir es bis 23 Uhr raus aus der Stadt und auf einen etwas unbebauten Bereich zum Übernachten.

In den Tagen nach Barcelona gab es eine ziemlich große Verlockung: Andorra. Ständig zeigten Schilder in eine Richtung, die weg von unserer Route führte. Sind ja nur 120km ... naja und dann noch die Höhenmeter. Andorra muss ich unbedingt besuchen, aber wir hätten mindestens 2 Tage durch die Berge hin und ebenso viel zurück gebraucht, zusätzlich zu der Zeit in Andorra selbst. Ich werde kommen, Andorra, aber jetzt noch nicht, diesmal noch nicht!

Wir fuhren so 60km ins Landesinnere bis Manrasa, um dann wieder Richtung Südzipfel einzuschwenken. Der Vergleich Küste zu Landesinnere war brachial: Statt Verkehrsstau hatte man hier Straßen stundenlang für sich (die zum Teil kostenintensiv von der EU subventioniert wurden). In einer Stunde konnte es passieren, dass man nur 5 oder 6 fahrende Autos sah. Auch die Infrastruktur ließ nach. Tante-Emma-Läden nur 1-3x am Tag, großer Supermarkt erst nach 300km. Natürlich war es auch bergiger, aber insgesamt sicherlich kein Alpencharakter! Und erneute Obstplantagen entschädigten uns für die Anstrengungen. Meine Partnerin fand sogar auf weggeworfenem Müll am Straßenrand ein Smartphone Marke Xperia und entschied sich, damit ihre Reisekasse aufzubessern. Wer absichtlich die Umwelt verschmutzt und dann so dumm ist, sein Handy darauf liegen zu lassen, hat es vielleicht nicht anders verdient!

Je mehr wir in den Süden kamen, desto heißer wurde es und desto länger wurden unsere Pausen. Wir fuhren nur noch bis Mittags und dann erst gegen 17 Uhr oder noch später weiter. In Spanien bekam ich auch meinen ersten Reifenplatten, während meine Partnerin weiter hinter mir noch mehr Pech hatte und mit dem Fahrrad ausrutschte. Da es gegen Abend auch noch zuzog, war dieser Tag einer der wenigen, wo wir keine 100km schafften.



Bevor ich diese Reise begonnen habe, hatte ich mich unter anderen am Fotoalbum und der Tour vom Forenmitglied Schnoop orientiert, da sie eine sehr schöne Tour durch Spanien gefunden hatten, wie mir schien. Teilweise fuhren wir dieselbe Strecke anders herum. Am nächsten Tag gab es Highlights der anderen Art, es war der Tag der Pässe: La Traviesas (1180m), Puerto de San Just (1408m) und Puerto de El Esquinazo (1381m). Es war einer der wenigen Tage, wo es etwas mehr schattig war und wir sogar Rückenwind für uns buchen konnten! Nach dem letzten Pass ging es dank leichter Bergabfahrt sehr angenehm ins Tal herunter, das wir früh campieren konnten.



In der Zwischenzeit hatte sich von meinem Fahrradschuh eine Halterungsschraube verabschiedet. Einfach eine Neue suchen ging nicht, in Teruel musste ich mir für 13 Euro ein komplett neues Halterungsset für ein Schuhpaar kaufen. Das stellte sich bei einem späteren erneuten Verlust als gut heraus, da ich dann weiteren Ersatz parat hatte! Meine Partnerin hatte hier aber auch die unangenehme Begegnung mit einer Hornisse, was trotz sofortiger Behandlung den Tag nicht angenehm gestaltete. Da sie ein kleiner Sturkopf ist (Sorry wenn du das hier liest) verriet sie mir erst im Nachhinein, dass sie während der Weiterfahrt Atemprobleme hatte. Bei Torrebaja etwas außerhalb von der Stadt gab es einen super Picknickplatz: Glasklarer Fluss zum Baden, Abfalleimer und Sitz-/Essgelegenheiten.

Der 15.08. war ein Tag des vergeblichen Suchens nach einem offenen Supermarktes, wir erfuhren erst später, das ein nationaler Feiertag war. Irgendwie hatten wir es doch überlebt. Wir entschieden uns hier auch zu einer Änderung des Fahrplanes, statt halbwegs parallel zur Küste zu fahren, nahmen wir eine Route direkt nach Südwesten. So konnten wir gleich einen Naturpark mitnehmen und mal etwas anderes sehen als Olivenhaine zwinker Daher kamen wir auch nach Albacete, hier trafen wir auf Alberto. Dank meiner schlechten Spanischkenntnisse wusste ich kaum, was meine Partnerin und er beredeten, aber am Ende hatten wir eine Dusche, ein Zimmer mit Bett und eine kostenlose Übernachtung! Am nächsten Tag fuhr der gute Mann uns sogar mit dem Auto voraus und geleitete uns bis zur Fahrradroute.



Vom Naturpark sahen wir wegen der vielen Hügel erstmal nicht viel, als wir mittendrin waren, stellte er sich als ein künstlicher See dank eine Talsperre heraus, um den herum die Natur belassen wurde. Ich bedankte mich auch artig bei jedem Baum, der auf unserem Weg Schatten spendete! Um schließlich den Park zu verlassen, war ein erneutes Bergradeln auf 1200m notwendig, so oft auf Fichtelbergniveau war ich noch nie! Die Abfahrt war geprägt durch endlose Olivenhaine, mit welcher die Gegend zugebaut wurde. Nett anzusehen, aber gleichzeitig auch sehr hässlich! In einem verlassenen Haus machten wir Pause, was bei mir im Laufe des restlichen Tages in tränenden Augen resultierte, dank Feinstaubbelastung. Bei der Gelegenheit gab's Platten Nummer 2 für mich und der total abgefahrene Hinterreifen wurde gleich mit gewechselt.

Auf einmal waren sie dann auch wieder da, die Berge! Die letzten 10km nach Jodar zogen sich daraufhin in die Länge, was mich ermattete und man mir auch ansah. So sehr, dass ein Spanier mich zum Anhalten aufforderte, in einen Laden verschwand und mir eine 1l-Bierflasche als Wegzehrung mitgab. Ein paar Meter weiter sahen wir, wie Verkäufer bei einem Mercadonna-Laden Essen wegwarfen, was bei Betrachtung vielleicht 1-2 Tage über dem Verfallsdatum war. Mitnehmen!
Am nächsten Tag wollten wir Granada nicht zu spät erreichen, und so fuhren wir bis nach Mitternacht weiter (bergauf, versteht sich). Bei Granada wartet die Sierra Nevada auf uns, und mitten darin der Mulhacen mit 3482m!



Abends 34. und 35. Tag, 04.+05.08.: 88+70km, ~1200hm, 5h47'+5h17': Spanische Grenze - Ermedas - Palafolls
36. Tag, 06.08.: 83km, 5h, 40hm: Palafolls - Barcelona
37. Tag, 07.08.: Stadtbesichtigung Barcelona
38. Tag, 08.08.: Ruhetag in Barcelona + Start abends
39. Tag, 09.08.: 100km, ~1200hm, 8h:Barcelona - Terrassa - El Pedregal
40. Tag, 10.08.: 82km, ~400hm, 5h24': El Pedregal - Mollerussa
41. Tag, 11.08.: 99km, ~500hm, 6h10': Mollerussa - Soto de Serafin
42. Tag, 12.08.: 70km, ~1000hm, 4h55': Soto de Serafin - Calanda
43. Tag, 13.08.: 100km, ~1500hm, 7h29': Calanda - Las Pelerjas
44. Tag, 14.08.: 100km, ~600hm, 6h36': Las Pelerjas - Alto de la Solona
45. Tag, 15.08.: 123km, ~500hm, 6h56': Alto de la Solona, El Horcajo (vor Cofrentes)
46. Tag, 16.08.: 94km, ~800hm, 6h05': El Horcajo - Albacete
47. Tag, 17.08.: 100km, ~500hm, 6h47': Albacete - Villapalacios (im Naturpark)
48. Tag, 18.08.: 100km, ~1100hm, 6h40': Villapalacios - Las Tapuelas
49. Tag, 19.08.: 113km, ~1500hm, 8h4': Las Tapuelas - Hoyo de Toledo