Radreise, Rhein Main mit Umwegen....

von: Franke on Tour

Radreise, Rhein Main mit Umwegen.... - 16.11.20 21:36

Vorgeschichte und erste Etappe

Nach einer langen Zeit ohne Urlaub, buchte ich im Dezember letzten Jahres einen Flug in die Philippinen, um neben der Arbeit einfach mal auszuspannen. Also weniger eine Reise, sondern ein Urlaub, bei dem ich nicht zu Fuß die Alpen innerhalb von unter 2 Wochen zu überqueren versuche, oder sonstigen herausfordernden Touren, die mich zwar glücklich, aber nicht wirklich erholt auf die Arbeit zurück kehren lassen. Zu diesem Zeitpunkt war Corona noch ein Echo aus dem fernen Land der aufgehenden Sonne. Auch wenn mein Flug einen Zwischenstopp in Peking hatte, machte ich mir noch keine Sorgen, auch wenn schon Masken gekauft wurden. Sicher ist sicher. Letztendlich kam es aber so, wie es kommen musste.





Also was nun? Wieder eine Wanderung, wie schon so viele. Nein, ich wollte etwas neues probieren und da ich schon seit längerer Zeit mit dem Fahrrad geliebäugelt hatte, war die Entscheidung sehr kurzfristig getroffen. Das hieß, innerhalb von nicht ganz einem Monat, musste ein neues Fahrrad, plus dafür notwendige Ausrüstung besorgt werden. Glücklicherweise hatte ich schon, als jemand der schon viel zu Fuß gemacht hatte, einiges an "Survival-" Ausrüstung, wie Zelt, Kocher, Planen usw. im Besitz. Auch wenn ich mit den meisten kurzfristigen Entscheidungen die ich getroffen hatte zufrieden bin, waren doch einige Sachen dabei, die ich im Nachhinein als Fehler bezeichnen würde und die ich bis zur wirklich großen Reise noch ausbessern möchte.

Aber dazu später mehr, erst mal ging es zur Auswahl der Strecke. Da ich Verwandtschaft in Sizilien hatte, die ich bis jetzt noch nie besucht hatte und auf dem Weg am Bodensee meine Tante wohnt, war diese Entscheidung schnell getroffen. Als nicht wirklich erfahrener Biker, ist die Strecke für 14 Tage zwar sportlich, hatte aber schon damit gerechnet, Notfalls mit der Fähre abzukürzen. Sorgen haben mir mehr die Alpen im März gemacht, da ich im Jahr zuvor, noch im Juni, schlechte Erfahrungen in der Saugasse bei Berchtesgaden gemacht hatte was Schnee anging. Dennoch ging es dann am 6. März schließlich auf den Weg Richtung Sizilien





Wie man unschwer erkennen kann, war es schon bei der Abfahrt ziemlich feuchtkalt. So als kleines Forshadowing, es wurde erst mal nicht besser.

Das erste Ziel der Reise war mein Fahrradhändler, Velomondial in Fürth. Absolut freundlicher Typ, bei dem ich meinen ersten Kundendienst machen wollte und auch noch ein wenig mehr an Ausrüstung musste sein. Leider war mir das Wetter nicht hold. Während es vom Startpunkt in Eltmann bis Bamberg nur Feucht und Kalt war, ging es ab Bamberg mit Feucht Kalt und Gegenwind weiter. Dazu ging es nicht irgendwie im Wald entlang, oder der Straße, sondern am Main-Donau-Kanal, auf dem Damm, dem Wind hilflos ausgesetzt. Mancher möchte jetzt sicher aufgrund des Windchens lachen, sowie auch ich heutzutage, mit knapp 10.000km auf dem Bock darüber lachen kann, aber zu dem Zeitpunkt war ich echt am Ende als ich schließlich in Fürth angekommen bin.







Nach dem Kundendienst, wo das Fahrrad noch mal besser angepasst, ein defekter Tacho getauscht, ein Spiegel erworben und genug Kaffee getrunken wurde um die nächsten Stunden warm zu bleiben, ging es dann weiter. Natürlich haben wir uns auch noch über mögliche Routen und Pässe ausgetauscht, die zu dem Zeitpunkt möglich waren. Auf jeden Fall ging es schließlich frohen Mutes und voller Tatendrang weiter bis nach Rohr, wo ich schließlich mein Lager im Wald aufgeschlagen hab.





Die erste Nacht war leider nicht besser als der erste Tag. Regen, Kälte und Wind machten mir ziemlich zu schaffen. Aber was einen nicht umbringt macht einen nur härter, so das es am nächsten Morgen auch wieder genauso weiter ging. Nach knapp einer Stunde mit weiterhin schlechten Bedingungen, machte ich dann endlich ein heißes Frühstück bei einem kleinen See, südlich von Gersbach.




Der weitere Tag hatte für mich nicht mehr viel schönes zu bieten, bis auf einen Obst und Gemüsehändler. Ich wollte eigentlich nur kurz anhalten und ein bisschen Gemüse, wie Zwiebeln und Kartoffeln kaufen, sowie ein paar Äpfel, musste aber kurz darauf feststellen, dass er normalerweise nur größere Mengen verkauft. Nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten und ich ihn von meinem Vorhaben erzählt hatte, gab er mir letztendlich eine Papiertüte mit ein bisschen Obst und Gemüse für Lau mit. War echt überglücklich schmunzel





Der restliche Tag war einfach nur eine Schinderei. Kurz nach Mittag hatte es wieder das Regnen angefangen, womit ich nicht ein paar Tröpfchen meine, sondern es war eher mit Son Kran in Thailand vergleichbar, dem thailändischen Neujahr und die Temperaturen sind auch noch mal gehörig gefallen. Ich muss ehrlich sagen, hätte ich nicht gewusst, dass meine Tante am Bodensee auf mich wartet, hätte ich zu dem Zeitpunkt am Abend wahrscheinlich abgebrochen. Meine Regensachen waren komplett durch, mein Zelt war noch vom Vortag nass, wie auch mein Schlafsack aufgrund von Kondensation im Zelt. Ich muss leider zugeben, ich weiß nicht mehr genau, wo ich an diesem Abend mein Zelt aufgebaut hatte. Irgendwo zwischen Öttingen, Nördlingen und Höchstädt an der Donau im Wald. Ich war körperlich total am Ende und hätte einfach nicht mehr weiter fahren können. Egal ob bergauf, oder bergab, der Körper hat einfach gestreikt. Zum Glück hatte ich noch genug zum Kochen dabei um mir eine heiße Suppe und einen heißen Tee zu machen. Obwohl es noch hell war, bin ich verdammt schnell eingeschlafen, ohne jedoch zu wissen, ob der Körper morgen immer noch streikt.







Am nächsten Morgen ging es dennoch weiter. Es war zwar ordentlich zapfig, aufgrund des Nebels, aber die Sonne ist an diesem Tag endlich heraus gekommen. Jedoch war mir klar, dass ich aufgrund des letzten Tages meinen Zeitplan nicht mehr einhalten konnte. Hier hab ich so langsam gelernt, dass die theoretische Geschwindigkeit mit der ich vorhatte zu reisen, nicht im Ansatz der wahren Geschwindigkeit entsprach lach Deshalb wollte ich einen Teil der Strecke mit dem Zug überbrücken. So ging es dann noch mit dem Rad bis nach Gunzburg und von dort mit dem Zug bis nach Ummendorf. Und auch wenn die Sonne endlich am Himmel zu sehen war, schien ich ebenfalls einen neuen Freund gefunden zu haben, der seit Beginn der Reise nicht von meiner Seite wich, der Gegenwind wirr

Ummendorf hatte ich aus dem Grund als Ende der Zugfahrt gewählt, weil ab dieser Station der Zug geendet ist, da die Gleise gesperrt waren und der Schienenersatzverkehr, mit meinem Fahrrad überfordert war. Wie auch der Zug. Unglaublich das in einem Fahrradwagon der DB, nur ein Fahrrad passt, möchte man nicht den kompletten Gang versperren. So war ich halt der kompletten Fahrt gestanden und hab das Bike gehalten verärgert Einen Vorteil hatte es aber in Ummendorf auszusteigen. Anscheinend liegt die Gegend auf einer Art Plateau, da es relativ kurze Zeit später ziemlich lange Bergab ging und das, ohne das ich den Berg hoch gefahren bin grins
Am späten Nachmittag habe ich dann schließlich glücklich und zufrieden das Ziel meiner ersten Etappe erreicht. Meckenbeuren party









von: Margit

Re: Radreise, Rhein Main mit Umwegen.... - 16.11.20 22:34

In Antwort auf: Franke on Tour




da warst Du in Lauingen/Donau. Warte mit Spannung auf die Fortsetzung Deines Berichtes.
von: cyclerps

Re: Radreise, Rhein Main mit Umwegen.... - 17.11.20 04:42

Nach Meckenbeuren kommt doch Durlesbach,oder? grins
von: Franke on Tour

Re: Radreise, Rhein Main mit Umwegen.... - 17.11.20 20:26

So, auf geht es zur zweiten Etappe, bei denen es aber schon die ersten groben Planänderungen gab.
Wie geschrieben, bin ich Abends bei meiner Verwandtschaft angekommen und hatte eigentlich nur vor, diese eine Nacht dort zu verbringen und am Morgen gleich weiter zu fahren. Nach leckeren Abendessen und dem Wetterbericht, der noch mehr Regen voraus sagte, legte ich mich auch schon auf dem Sofa zur Ruhe. Als ich am nächsten Tag zu heißen Kaffee, Frühstücksei und Nutella aufwachte und es draußen im wahrsten Sinn des Wortes es in Bächen goss, nahm ich ganz schweren Herzens zwinker das Angebot an, den Tag noch dort zu verbringen. Ich hab die Zeit auch nicht untätig verbracht, sondern hab sogleich mein Fahrrad auf Vordermann gebracht und meine Ausrüstung nochmals zum trocknen aufgehängt.







Gegen Mittag rum klärte sich dann schließlich das Wetter auf und die Sonne kam heraus. Da meine Gastgeber noch auf Arbeit waren, genoss ich die Zeit, um ohne dem Gewicht der Taschen einen Teil vom Bodensee zu erkunden, ohne mich jedoch zu weit zu entfernen. Es ging nach Friedrichshafen und von dort dem Bodensee entlang nach Westen, um ein paar Kilometer weiter in etwas hügligeres Gelände zu fahren. Der nächste Halt war in der Ortschaft Berg, von wo aus ich mein nächstes Ziel sah. Eine einsame Kapelle etwas weiter östlich mit schönen Ausblick auf dem Bodensee, die Haldenbergkapelle. Musste zwar etwas herumsuchen um diese dann auch zu finden, hab es aber letztendlich geschafft.

















Das war bis dahin der schönste Tag der Reise. Tolles Wetter, tolle Aussichten und einfach gute Laune. Leider hat es am nächsten Tag nicht gehalten. Früh gab es wieder Regen in Strömen und als mich Mittags dann doch dazu durchgerungen hatte loszufahren um den Zeitplan nicht völlig zu ruinieren, kam die Nachricht, dass die Grenze nach Italien dicht ist. BÄM! So waren die Pläne nun völlig hinüber. Abbrechen wollte ich aber dennoch nicht, auch wenn ich den Tag dann doch noch einmal in Meckenbeuren verbrachte und zum ersten Mal in meinem Leben einen Netflix Tag eingelegt hab. Das nächste Ziel war schnell gefasst, anstatt Südlich, sollte es jetzt nach Norden gehen. Den Rhein entlang bis nach Rotterdam ans Meer. Kaum war der Entschluss gefasst, hab ich mich auch wieder besser gefühlt und so ging es am dritten Tag in Meckenbeuren gleich früh wieder los.


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Trotz frohen Mutes und guter Laune änderte dies nichts an dem kalten Wetter und meinem weiterhin treuen Begleite aus Etappe eins. Aber gewöhnte ich mich an ihn, wie an einen lästigen Verwanden den man eh nicht loswerden kann. Mein Weg führte mich wie schon am Tag zuvor nach Friedrichshafen, aber dieses Mal Richtung Osten, nach Lindau, Bregenz und von dort aus in die Schweiz. Falls man mehr Zeit mitbringen sollte und ein Bierliebhaber ist, kann ich das Kommprobier in Langenargen nur wärmstens empfehlen, und am besten dazu einen Taxiservice.
Es war so zwar nur ein kurzer Besuch in Österreich, aber ein Herzhafter.














Nach einem erneuten Wetterumschwung, dieses mal ins Positive, war es ein echt schöner Tag. Das Fahrrad spulte fast von selbst die Kilometer ab und die Reise machte mir mehr und mehr Spaß, bis es langsam Abend wurde und ich doch etwas bemerkte, was bei mir langsam ein Gefühl von Unbehagen aufkommen ließ.









Es fing nun langsam an zu dämmern, meine Beine wurden immer schwerer und auch ich wurde langsam immer müder. Und was mir dann so langsam in mir dämmerte war, ich hab schon seit sicherlich 30 oder 40 km keinen Platz gesehen, wo ich ein Zelt hätte aufbauen können. Entweder war es zu steil, zu bewohnt, zu einsehbar oder sonstiges. Nach ca. 130km bin ich dann schließlich in Memmern links abgebogen und einen Bergansatz hinauf, rechts weg und hab in einem Wald am erstbesten Fleck mein Zelt aufgeschlagen. Etwas schiefe Lage, etwas wenig Platz, aber besser wie nichts. Ich hätte auch gerne am See geschlafen, aber bei Wildcampen in Touristengebieten bin dann doch etwas zu vorsichtig und Campingplätze hatten zu dieser frühen Jahreszeit ebenfalls noch geschlossen.

Dennoch war es ein schöner Tag, mit tollen Wetter, Eindrücken und einem für mich zu dem Zeitpunkt neuen Kilometer Rekord am Tag.


von: Sonne_Wolken

Re: Radreise, Rhein Main mit Umwegen.... - 17.11.20 21:59

Schon eine ganz schöne Tour fürs erste Mal mit dem Rad. bravo
Bei dem Wind und dem Regen hätten sicher einige aufgegeben.
Bin gespannt wie es weiter geht.
von: Franke on Tour

Re: Radreise, Rhein Main mit Umwegen.... - 18.11.20 19:52

Nach einer erholsamen Nacht, trotz des schiefen Lagers, war ich auch schon bereit für den kommenden Tag. Schon eine der ersten nächsten Ortschaften bot eine solch schöne Altstadt, dass sich die Strapazen der ersten Tage gelohnt hatten. Die Rede ist natürlich von Stein am Rhein.







Leider war es noch zu früh am Morgen um etwas erleben zu können, weshalb mein Aufenthalt nur von kurzer Dauer war. Mein Weg führte mich weiter durch Büsingen, die deutsche Enklave in der Schweiz. Komisch dort durch zu fahren und die unterschiedlichen Plakate zu sehen, die auf der einen Seite proklamieren, dass sie Deutsche sind und dem gegenüber die, die die Schweizer Nationalität bestreben. Im Grunde war aber das einzige was mich dort interessiert hat, der weiterhin verbleibende Gegenwind, der einfach nicht nachlassen wollte.





Kurz darauf freute ich mich am Rheinfall vorbei zu kommen. Leider war der Fahrradweg gesperrt und ich musste daran vorbei fahren, hab es aber dennoch hoch aufs Schloss Laufen geschafft. Nach ein paar weiteren Kilometern gab es dann endlich ein warmes Frühstück, an einem Grillplatz am Rhein. Wie sehr ich Grillplätze in Deutschland doch vermisse. Dort kamen ein paar nette Hundebesitzer vorbei, mit denen ich ein paar nette Sätze wechseln konnte. Eine nette Abwechslung zu den einsamen Stunden auf dem Sattel und im Zelt.

Eigentlich dachte ich mir lange Zeit, Fluss abwärts zu fahren ist ein ganz chillige Angelegenheit, doch dann kam Berg am Irchel. Sicherlich kein Gebirge, aber für mich als noch relativer Neuling, mit dem schwer beladenen Fahrrad, eine ganz schöne Herausforderung. Da war ich auch wirklich stolz auf mich, hoch gekommen zu sein, ohne abzusteigen cool Belohnt dafür wurde ich hinterher auch, mit einer schönen Aussicht auf den noch jungen Rhein, am Michel von Tell Steig und eine schöne Abfahrt.





Der restliche Tag verlief ziemlich Ereignislos und die Kilometer spulten einfach so herunter. Zwischenzeitlich durchquerte ich Koblenz und kam am Atomkraftwerk in Leibstadt vorbei. Unterwegs wurde ich auch noch Zeuge eines Motorradunfalls, aber das ist etwas, das lieber ausspare.
Mein Nachtlager fand ich an diesem Tag in einem Waldstück zwischen Etzgen und Laufenburg. Auch wieder nicht wirklich eben, aber dennoch ganz gemütlich. Ärgerlich war, dass in dieser Nacht, bzw. irgendwann im Laufe des Tages, mein Kindle den Geist aufgegeben hat traurig